BODENHAFTUNG meint eine Art Volksnähe besonders bei Seelsorgern oder Politikern, die unerläßlich ist, wenn sie bei der Erfüllung ihrer besonderen Aufgaben "beim Volk" wirklich ankommen wollen. Wer behauptet von sich nicht alles, eine solche Bodenhaftung zu haben, doch so einfach ist das nicht. Wenn ein Pfarrer oder Kaplan mit den Kindern seiner Gemeinde Eis essen geht, mit den Alten beim Frühschoppen auch mal einen derben Witz erzählt oder mit den Frauen eine schöne Bustour macht, so ist das alles schön und gut, doch das kann auch oberflächliche Anbiederei sein, denn das hat nicht unbedingt etwas mit der Erfüllung der "besonderen Aufgabe" zu tun! Ein einsames Beispiel: Friedrich von Spee bewältigte den Spagat zwischen Erfüllung seiner Aufgabe und Bodenhaftung - und so konnte er konnte das, was die als Hexen angeklagten und verurteilten Frauen, ihm erzählten, zutreffend einschätzen und damit etwas anfangen! Gewiß sind noch andere Beichtväter mit den verurteilten Frauen ganz lieb umgegangen und haben sie getröstet (siehe Beichte), doch können dies auch alles leere Worte gewesen sein - nur wer die Phantasie und den Mut hat, etwas zu tun, damit - zumindest irgendwann - sich solches überflüssige Leid ändert, zeigt, daß er sowohl seine Aufgabe nicht aufgibt als auch eine wirkliche Beziehung und den rechten Zugang zu den ihm anvertrauten Menschen hat, die Kennzeichen wirklicher Bodenhaftung sind! Ist es also Kennzeichen von Bodenhaftung heute, wenn die Kirche die Abtreibung und die Verhütungsmittel, die Ehescheidung und die Ehe zwischen Homosexuellen akzeptieren und sogar zulassen? Mal ehrlich: Entspricht das alles wirklich der Aufgabe, die christliche Seelsorger haben? Geben sie mit solcher Akzeptiererei nicht irgendwo ganz wesentliches christliches Fundament auf, wie es Sinn der Zehn Gebote ist? Bei den ganzen Lehrsätzen der Kirche (siehe Dogmatik) kann man ja noch sagen, daß sie zeitbedingt sind, doch hier? Natürlich kann man nicht mit Predigten von Sünde und Teufel, vom Zorn Gottes und von ewiger Verdammnis gegen "solche Praktiken" vorgehen, sie würden nur auf Unverständnis stoßen und mit Sicherheit denen, die "so etwas" praktizieren, nicht gerecht werden und damit beweisen, daß man die Bodenhaftung verloren hat. Das Problem ist doch, wie ein Seelsorger "seine besondere Aufgabe" und die aktuellen Probleme wieder unter einen Hut bringt! Ganz offensichtlich sind Abtreibung und Verhütungsmittel, Ehescheidung und zumindest teilweise auch Homosexualität doch nicht das wirkliche Problem der uns anvertrauten Menschen, sondern Symptome, daß etwas in den Beziehungen zwischen ihnen nicht in Ordnung ist. Und es ist Kennzeichen eines wirklich christlichen Seelsorgers, daß er in Zusammenarbeit mit den ihm anvertrauen Menschen ganz grundsätzlich etwas tut, damit diese Beziehungen wieder in Ordnung kommen! So etwas wollen die Leute und sie würden das auch verstehen! Und wenn er da sinnvolle Konzepte hat und dieser praktiziert, so daß die Betroffenen das auch sehen, dann - und nur dann - kann er es sich leisten, hin und wieder über eigentlich unverzichtbare christliche Normen hinwegzusehen: Es ist ja offensichtlich, daß es solche Probleme irgendwann nicht mehr gibt, weil sie gelöst sind. Konkretes Beispiel Ehescheidung: Die Ehe ist nun einmal unauflöslich, und von dieser Position darf ein Seelsorger, der christlich sein will, einfach nicht abgehen. Doch es gibt wirklich "Fälle", wo es einfach nicht anders geht, als so etwas zu akzeptieren. Allerdings dürfte das nur akzeptabel sein, wenn ganz offensichtlich ist, daß er gleichzeitig in seiner Gemeinde eine Kindererziehung praktiziert, die darauf angelegt ist, daß bei den jungen Menschen einmal Partnerschaften entstehen, die auch halten! Und erst recht die Vorgesetzten ganz oben, die sind doch bisweilen völlig neben der Wirklichkeit! Der Chef der Billigfluglinie Ryan-Air, der Ire Michael O´Leary, hat sein Unternehmen straff organisiert. Damit seine acht Manager, die ihm zuarbeiten, nicht die Bodenhaftung verlieren, müssen sie jedes vierte Wochenende am Check-In oder in der Abfertigung arbeiten... Irgendetwas Vergleichbares machen zwar zwar viele Höhere in unseren Kirchen, und oft auch mit viel Idealismus, allerdings dümpelt das Schiff Kirche dennoch mehr schlecht als recht. Vielleicht fühlt man sich zu sehr dem Liebesgebot "alten Leuten" gegenüber verpflichtet und ist zu rücksichtsvoll statt im positiven Sinn aggressiv zu sein, um bei jungen Leuten etwas zu verändern? (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)
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