Und Weihnachten?
Mit ziemlicher Sicherheit ist die Geschichte vom Engel Gabriel, der zu
Maria kam, um ihr eine
Jungfrauengeburt Jesu zu verkündigen, und schließlich von Maria und
Josef,
die nach Bethlehem wanderten, wo dann Maria in einem Stall (oder in einer Grotte)
ihren erstgeborenen Sohn gebar, auch eine Marketinggeschichte (siehe
Kerygma)! Jesus musste nun einmal unterschiedlichen
Kulturen als derjenige vorgestellt werden, auf den dort jeweils gewartet wurde:
Da ist zum Beispiel die Auflistung des Stammbaums Jesu und dann die Geschichte
mit der jungfräulichen Geburt, deren Ursache die Verkündigung des Erzengels
Gabriel war. Bei Matthäus wird vor der Geschichte mit dem Erzengel Gabriel der
Stammbaum Jesu erklärt. Ein kleines Ratespiel: Wer von den Eltern Jesu ist nun
Bestandteil dieses Stammbaums, Maria oder Josef? Wenn Maria doch jungfräulich
war, müßte sie es doch sein, denn Josef hat ja dann wohl genetisch nichts mit
Jesus zu tun? Falsch geraten! Es ist da nämlich Josef vermerkt, der Stammbaum
Mariens interessiert überhaupt nicht. Wie das? Ganz einfach: Hier handelt es
sich um zwei verschiedene “Marketingaktionen”, die aus unserer heutigen Sicht
“stümperhaft” miteinander verknüpft wurden. Die Geschichte mit dem Stammbaum war
für die Juden gedacht, denn nach deren Vorstellung mußte der Messias aus dem
Stammbaum Davids sein, und danach mußte auch selbstverständlich ein Mann der
unmittelbare Vater Jesu sein, der Samen wird eben - auch nach damaliger
Vorstellung - immer nur von Männern
weiter gegeben (siehe Homunculus-Theorie).
Und die mit der jungfräulichen Empfängnis war nun für
die Ägypter und Griechen, die man missionieren wollte, denn die
interessierte der jüdische Stammbaum Jesu nicht, sondern nach
deren Vorstellung war Kennzeichen des “Erlösers”,
daß er eben als “Sohn Gottes” von jungfräulicher Geburt war, zumindest durfte er keinen
irdischen Vater haben. Und Bethlehem mußte es als Geburtsort dann wieder sein,
weil - nach alter jüdischer Überlieferung - nur von dort der Messias kommen
konnte.
Das mit den "drei Weisen" aus dem Morgenland ist dann eine Marketinggeschichte für
die Leute im fernen Osten, die an eine Wiedergeburt glaubten und ja noch heute
glauben (siehe auch Drei Könige). Sie schildert
das typische Verfahren, wie bei Völkern, in deren Vorstellung die Wiedergeburt
etwa eines Priesterkönigs existiert, der Nachfolger des verstorbenen
Priesterkönigs gefunden wird (wie heute noch bei Suche nach dem „neuen“ Dalai
Lama in Tibet). Einem nach Datum und Uhrzeit in Frage kommenden Kind (daher
„Sterndeuter“, denn die Gestirne sind in früheren Kulturen unmittelbar die
Berechnungsgrundlage der Zeit) reicht man Gaben aus dem Besitz des alten Königs
– und wenn das Kind begierig danach greift, dann wird das als Zeichen gesehen,
“daß er seine Sachen wieder erkennt”. (In Wirklichkeit findet man mit diesem
Verfahren nur heraus, ob das Kind aktiv und neugierig genug ist und etwa nicht
geistig behindert, Kennzeichen von Intelligenz und damit Voraussetzungen zum
Königsein.)
Zu dem “stümperhaft”: Vielleicht können wir da auch mit einer feinen
“Kalkulation” der Redakteure des Evangeliums rechnen: Es ist ja durchaus
möglich, daß ihnen die Widersprüchlichkeit der beiden Geburtsgeschichten doch
recht klar war und dass sie damit quasi eine sogenannte
Sollbruchstelle
eingebaut haben? Spätere Generationen würden anhand dieser “Sollbruchstelle” auf
alle Fälle die Wirklichkeit durchschauen und zu demjenigen Jesus finden können, der
er wirklich war – zumindest, wenn sie wirklich wollen...
Parallelgeschichten zu unserer Weihnachtsgeschichte im Buddhismus und im Hinduismus.
Siehe etwa: http://www.rpi-virtuell.net/workspace/24686AD5-936C-476D-9EA0-65E2968590C8/eigene_publikationen/wunder-geburten%202.pdf
Also alles nicht neu!
Hat Weihnachten dann heute noch einen Sinn?
Viel mehr als wir meinen! Ich frage manchmal meine Schülerinnen: Können Sie sich
vorstellen, daß es funktioniert, daß Sie – etwa auf dem Heimweg von der Schule –
als Anhalter bei jedem ins Auto einsteigen können und daß Sie “ohne jede
Zweideutigkeit” mitfahren können? Nein, sagen die Mädchen da, das können wir uns
nicht vorstellen. Ja, sage ich, jetzt haben Sie aber verstanden, um was es dem
geschichtlichen Jesus ging, daß Sie nämlich das können. Und ich glaube, daß das
auch irgendwann einmal möglich ist – wir müssen nur etwas dran tun!
Diese Website ist ein Versuch, Menschen zu motivieren, das, um was es Jesus
ging, auch in die Wirklichkeit umzusetzen! Na ja – dann wäre das Lied mit dem
Refrain „Christ der Retter ist da“ doch gar nicht so verkehrt?
***
Und wenn Sie einmal wissen wollen, wie die in Japan Weihnachten feiern und die
Idee der Liebe völlig falsch verstehen und dies mit
ihrer ganz anderen Religion verknüpfen, so dass am Schluss völlig das Gegenteil
von dem herauskommt, was im Sinne des (vermutlich geschichtlichen) Jesus war,
dann klicken Sie HIER! Und dort erfahren Sie auch,
wie wir das, was die dort mit der Liebe nun wirkliche falsch machen, richtig
machen könnten…
Sehr gut fasst übrigens ein Beitrag vom 17.12.2002 von Frank Ochmann in der
Illustrierten „Stern“ zusammen, wie das mit Weihnachten wohl wirklich war:
Die Wahrheit hinter der Legende
Nun nennt allein Josephus (Anmerkung: Josephus Flavius, ein römisch-jüdischer
Geschichtsschreiber) in seinen Schriften ein gutes Dutzend verschiedene
Personen Jesus. Kein unüblicher Name also. Was die schmucklose Kiste aber
trotzdem aufregend macht, ist die ziemlich unwahrscheinliche Kombination von
drei Namen: Jakobus, Josef, Jesus Bingo? Letzte Gewissheit ist im Bibel-Business
eine Rarität. Statistisch, so rechnet Lemaire vor, könnte es etwa 20 Menschen
mit dem Namen Jakobus gegeben haben, deren Vater Josef und Bruder Jesus hieß.
Trotzdem fällt nun etwas mehr weihnachtliches Licht auf die ansonsten in tiefem
Dunkel liegende Kindheit Jesu. Am besten wissen die Gelehrten offenbar, was
nicht war: Krippe, Engel, Heilige Könige. Wer als ein ganz besonderer Mensch
dargestellt werden sollte, sagt der Neutestamentler Theißen, musste nach den
orientalischen Traditionen auch auf ganz besondere Art zur Welt gekommen sein.
Kosmisch angekündigt von einem eigenen Stern zum Beispiel und geboren von einer
Jungfrau Analogische Fantasie nennt Theißen solche Juwelen historischer
Legendenbildung, die allerdings nicht sehr originell sind. Vor Jesus schmückten
sie schon ägyptische Pharaonen und Herrscher auf dem Thron Babylons. Und auch
die griechische Mythologie ist voll von wundersam gezeugten Halbgöttern.
Aber lassen wir die schwangere Verlobte des Josef, wohl die Einzige ihrer Art,
die je Verehrung durch den Vatikan erfuhr, in Frieden und wenden uns der
Aufstellung von Steuerlisten zu. Denn die zeigt anschaulich, mit welchen Tricks
uns schon die ersten Treuen des Tempelreinigers vom Lande über den Altar zu
ziehen versuchten. Wegen der Steuerschätzung doch, so erzählt Evangelist Lukas,
macht sich Josef mit seiner werdenden Familie von Nazaret in Galiläa auf nach
Betlehem in Judäa. Denn Josef ist was wahrscheinlich sogar stimmt aus dem
königlichen Hause Davids. Und das hat dort, ein paar Kilometer südlich von
Jerusalem, seinen Ursprung, wie schon das Alte Testament versichert.
Doch das wäre ein schönes Durcheinander geworden. So lassen sich
vernünftigerweise auch dann keine Steuerlisten aufstellen, wenn ein Land nur
über eine Metropole mit vielleicht 30 000 Menschen verfügt Jerusalem. Nur zu
religiösen Festzeiten quoll die Stadt über und musste zehnmal so viel Pilgern
Quartier bieten, die den Segen des Tempels suchten. Sepphoris, das Zentrum des
rund 100 Kilometer nördlich gelegenen Galiläa, war sogar noch kleiner als
Jerusalem. Trotzdem konnte ein römischer Herrscher eigentlich nur in der
Propaganda seiner Feinde so dumm sein, eine Steuerschätzung nach Art des
Evangelisten Lukas anzuordnen und damit eine, wenn auch ziemlich mickrige
Provinz auf den Kopf zu stellen. Tatsächlich gibt es dafür außerhalb der Bibel
keinen einzigen Beleg. Üblich war vielmehr schon in der Antike, wie es unsere
Finanzämter noch heute halten: Besteuert wird einer da, wo er wohnt.
Und da ist noch ein Problem: Augustus, Adoptivsohn Gaius Julius Cäsars und nach
dessen Ermordung und ein paar lästigen Scharmützeln römischer Kaiser bis zum
Jahr 14, ließ, so sagen die Akten, keine einzige reichsweite Steuerschätzung
durchführen. Für das Gebiet von Judäa, Samaria und Idumäa allerdings gab es eine
Volkszählung um das Jahr sechs. Damals war Augustus auch noch Kaiser in Rom und
ein Publius Sulpicius Quirinius bei Lukas erwähnt Legat in Syrien. Doch Herodes,
von Roms Gnaden König von Judäa und vermeintlicher Babyschlächter von Betlehem,
war da schon etwa zehn Jahre tot und Jesus, glaubt man den Evangelien, längst
geboren: zur Zeit des Herodes, des Königs von Judäa das Ganze knirscht recht
unangenehm.
Die berühmte Geburtsgeschichte des Lukas und auch das meiste von seinem Kollegen
Matthäus der mit dem Stern über dem Stall , all die vertrauten Worte, die nach
Spekulatius schmecken und in uns monumentale Breitwandbilder mit jubilierenden
Engelchören wecken, sie sind in den Augen kritischer Theologen religiöse
Dichtung. Mehr oder weniger gekonnt konstruierte Propaganda wäre vielleicht
treffender gesagt. Und das gilt, wie Forschungen aus inzwischen zwei
Jahrhunderten zeigen, nicht nur für die weihnachtliche Stimmung, die Lukas und
Matthäus verbreiten.
Wenn Jesus im Stall von Bethlehem geboren sein soll, dann nicht wegen einer
abstrusen Volkszählung, sondern aus ideologischen und schon im Alten Testament
verwurzelten Gründen: Aber du, Bethlehem-Efrata, so klein unter den Gauen Judas,
aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll. Micha heißt
der Prophet, der das weissagt. Und wie könnte die göttliche Planung sich besser
beweisen, als durch eine Erfüllung solcher Ankündigungen? Nun wusste damals aber
dummerweise offenbar so gut wie jeder in dieser Gegend, dass Jesus aus Nazaret
stammte, einem winzigen Nest in Galiläa, das bis heute untrennbar mit seinem
Namen verbunden ist. Also schiebt Lukas die Geschichte ein bisschen zurecht,
lässt die tatsächliche Volkszählung des Quirinius ein paar Jahre eher
stattfinden und dehnt sie gleich auf die ganze römische Welt aus. Auch große
Teile der restlichen Aufzeichnungen der Evangelisten Lukas und Matthäus sind aus
historischer Sicht mit größter Vorsicht zu genießen. Ebenso die der beiden
anderen Autoren, die es per Beschluss der späteren Kirche in den Kanon der
offiziellen Bibel geschafft haben: Markus und Johannes. Frühe Jesus-Biografen
wie Thomas oder Petrus die durchweg unbekannten Schreiber bedienten sich dieser
Jüngernamen vermutlich, um für ihre Werke Eindruck zu schinden hatten weniger
Glück und wurden nicht in die Bibel aufgenommen. Doch auch sie folgten in
bewährter antiker Tradition dem Strickmuster ihrer kanonisierten und trotz der
klingenden Namen persönlich ebenfalls so gut wie unbekannten Kollegen: da
schwarz, hier weiß. Dort zum Beispiel die dummen und brutalen Römer, hier die
geknechteten Juden. Da die verstockten Pharisäer oder machtbesessenen Priester,
hier das verkannte Heil der Welt in Gestalt des mildtätigen Nazareners Seht, das
Lamm Gottes. Und wie in jedem Drehbuch dieses Genres wird die Geschichte
dramatisch zum Höhepunkt getrieben. Schließlich stockt einem der Atem, weil es
für den Helden kein Entrinnen mehr zu geben scheint. Und so siegt das Böse, der
Gerechte bricht gefällt vom Widersacher zusammen. Doch immer wenn du denkst, es
geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her im Neuen Testament heißt
das Happy End: Auferstehung und Himmelfahrt.
Von der Geburt des Galiläers bis dahin vergehen rund 30 Jahre. Aber was bringt
ein Landei jener Tage dazu, sich für den Erwählten zu halten? Und was macht
andere glauben, er habe damit sogar Recht? Die Zeiten waren offenbar danach.
Denn Jesus ist einer unter vielen, die durchs Land zogen, Wundersames
vollbrachten und Wandel, wenn nicht Revolution predigten. Dabei beriefen sie
sich auf den Glauben der Väter, die von Mose geführt und Gott Jahwe gesegnet ins
gelobte Land am Jordan gekommen waren. 63 vor Christus waren auch die Römer bis
dorthin vorgedrungen und setzten gefügige Vasallen ein. Dabei stand längst nicht
an jeder Ecke Palästinas ein wachsamer Legionär, wie es in Bibelfilmen gern der
Fall ist. Höchstens 30000 Soldaten waren vor allem im nordöstlich gelegenen
Syrien stationiert, weit weniger als in Ben Hur Statisten auftraten. Und sie
wurden wohl nur dann gen Jerusalem in Marsch gesetzt, wenn es dort brenzlig
roch. Auch Präfekten wie Pontius Pilatus hielten sich vom merkwürdigen
Tempeltaumel der Juden lieber fern und residierten stattdessen die meiste Zeit
in Cäsarea am Meer, wo man weitgehend unter sich war und beim sehnsüchtigen
Blick über die Wellen von Rom träumen konnte.
Den vollständigen Beitrag des "Sterns" siehe
HIER!
Zur Geschichte des Weihnachtsfests
siehe den Beitrag in der WELT vom 24. Dezember 2004: "Es dauerte lange, bis die
Kirche Weihnachten als Fest akzeptierte". Vollständige Url. des Artikels:
http://www.welt.de/data/2004/12/24/379515.html.
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