HELFERSYNDROM nennt man das Phänomen, dass Menschen meinen, anderen helfen zu müssen, obwohl sie eigentlich selbst Hilfe brauchen. Sie kommen sich aufgrund eigener schlimmer Erfahrungen sozusagen als Fachleute vor, mischen sich in Wirklichkeit aber sowohl engagiert wie unqualifiziert (also fanatisch und nicht wirklich sachorientiert) und letztlich kontraproduktiv in die Probleme anderer Menschen ein. Wir kennen diese Phänomen etwa im Zusammenhang mit erlittenen Vergewaltigungen in der frühen Kindheit. Frauen, die hier betroffen sind, tragen - bisweilen trotz bester Absichten und oft sogar trotz eines Studiums der Psychologie - im Grunde nichts zur Lösung des Problems bei, sondern sind sogar ausgesprochen kontraproduktiv für eine bessere Moral, also für eine wirkliche Moral, damit "so etwas" gar nicht mehr geschieht. So sehen sie in allen Männern mögliche Kinderschänder, also auch und gerade in den Vätern, und verhindern etwa durch ihren Aktionismus einen natürlichen Umgang zwischen Vätern und Töchtern von Kind an und blockieren damit gerade auch die Bildung eines gesunden Bauchgefühls und vor allem auch des natürlichen Inzesttabus. Ein normales und rationales Verhältnis zur Nacktheit ist ihnen gar völlig unmöglich. Sie sorgen durch ihr Engagement immer nur dafür, dass nach dem Wechselspiel von Opfer und Täter letztlich alles beim alten bleibt und sich auf keinen Fall etwas grundsätzlich zum Besseren ändert. Wenn basisreligion hier eine behutsame Hinterfragung der Sexualscham befürwortet und schließlich auch deren Überwindung, so ist das für Menschen mit einem Helfersyndrom der reinste Horror. Sie sehen in jemandem, der hier offen ist, schlicht und einfach gleich wieder den nächsten Kinderschänder. Eigentlich müssten Psychologen ja das Problem Helfersyndrom kennen und auf der Hut sei, dass sie nicht selbst aus ihm heraus handeln, wenn eine Schädigung bei ihnen vorliegt, vor allem wenn sie auch noch zu ihrem Berufsziel geführt hat, sie sind ja studierte Menschen. Doch ihre Schädigung sitzt sehr oft einfach zu tief, als dass sie hier noch irgendwie sachlich sein können. So hören wir nie von ihnen einen Hinweis auf ein mögliches eigenes Helfersyndrom, also etwa einen Satz wie: "Natürlich kann ich zu meinem Urteil und zu der von mir gewählten Strategie in dem betreffenden Fall von einem Helfersyndrom her rühren, aber aus den und den Gründen erscheint dennoch das Urteil und die von mir angegebene Strategie sachlich und gerechtfertigt." Im Gegenteil, sie sind in der Auseinandersetzung mit anderen Urteilen und Strategien absolut rechthaberisch und unkritisch gegenüber der eigenen Position. Sie mögen ja durchaus wissen, dass etwas falsch läuft, doch deswegen wissen sie noch längst nicht, wie es richtig laufen müsste. Eigentlich müsste ihnen ja zu denken geben, dass das ganze angeblich so segensreiche Wirken von Psychologen bisher keinesfalls zu einer Verringerung der menschlichen Probleme wie etwa Ehescheidung oder auch Selbstmord geführt hat. Das alles ist auch einer der Hauptgründe, warum Psychologen oft einen ziemlich zweifelhaften Ruf haben: "Schau dir mal an, was der für eine Vergangenheit hat, der arbeitet doch immer nur seine eigenen Probleme auf, beziehungsweise versucht, sie aufzuarbeiten. Und die Ergebnisse, zu denen der kommt, sind daher sowieso so ziemlicher Unfug". Wenn in unserer Religion von der Erbsünde die Rede ist, unter der wir Menschen leiden, so kann man das auch unter dem Aspekt des Helfersyndroms sehen: Menschen, die einmal in einer schlimmen Sache drin stecken, sorgen durch ihr ganzes Denken und Handeln, andere vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren, letztlich doch nur immer nur dafür, dass es diesen schließlich auch nicht besser geht, dass also der Teufelskreislauf sich munter weiter dreht. Verblüffend ist auch, dass Menschen, die sich von der christlichen Religion gelöst haben, im Grunde deren fanatischste Verfechter sind, wenn es sich um moralische Fragen dreht. Genau wie die Verfechter der Erbsünde kommen auch sie von der Leibfeindlichkeit bei der Erziehung junger Menschen etwa schon gar nicht los. Ganz offensichtlich litten auch die schlimmsten Diktatoren des 20. Jahrhunderts wie Stalin und Hitler unter einem Helfersyndrom. Mit ihrem Engagement zur Ausrottung der vermeintlich Bösen haben sie alles immer nur noch schlimmer gemacht - siehe etwas Nationalsozialismus. Wie man wirklich das Phänomen "Helfersyndrom" erfolgreich überwinden kann, siehe unter Aufarbeitung.
|