SELBSTMORD (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

SELBSTMORD (auch SUIZID).

Ich habe lange gezögert, dieses Wort zu bearbeiten, doch eine Besucherin meiner Website hat mich dazu ermuntert – ja warum eigentlich nicht? Obwohl hier natürlich alle Besserwisserei Nichtbetroffener versagt… Doch vielleicht steht ein „Entschluss zur Tat“ bei einem Betroffenen und besser eben „Entschlossenen“ doch nicht so ganz fest und es fehlt nur eine kleine Aufmunterung, „es“ dann doch nicht zu tun?

„Etwas Besseres als den Tod findest du überall…!“

Märchen drücken oft eine Volkspsychologie aus und wollen den Menschen, die in Not sind,  helfen oder zumindest Ideen bringen, wie geholfen werden könnte. Sie kennen doch die Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten? Die verzweifelten Tiere wollen nicht mehr leben, doch jeder muntert den anderen auf und schließlich sagt der Esel zum Hahn: „Etwas Besseres als den Tod findest du überall…!“

Und ist es nicht so? Lesen Sie doch einmal dieses alte Märchen, alles etwas verrückt, aber am Schluß hat die Aufmunterung funktioniert – und wie! Und es kommen neue Situationen – und alles wird auf einmal noch besser als erwartet und so richtig spannend!

Außerdem: Wer sozusagen am Nullpunkt ist, der hat nichts mehr zu verlieren. Und ist das dann nicht derjenige, der wirklich frei ist?

Lassen wir uns das Reiterlied von Friedrich von Schiller einmal durch den Kopf gehen, das mit dem „Wer dem Tod ins Angesicht schauen kann, der Soldat allein ist der freie Mann!“ Kennen Sie am Ende noch nicht einmal die Melodie? Dann besorgen Sie sich doch mal eine CD und versuchen Sie, beim Abspielen mitzusingen...

1. Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd,
Ins Feld in die Freiheit gezogen!
Im Felde da ist der Mann noch was wert,
Da wird ihm das Herz noch gewogen;
|: Da tritt kein anderer für ihn ein,
Auf sich selber steht er da ganz allein. :|

2. Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,
Man sieht nur Herren und Knechte;
Die Falschheit herrschet, die Hinterlist,
Bei dem feigen Menschengeschlechte:
Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,
Der Soldat allein ist der freie Mann!

3. Warum weinet die Dirn
Und zergrämet sich schier?
Laß fahren dahin, laß fahren!
Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,
Kann treue Lieb nicht bewahren.
Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,
Seine Ruh läßt-er an keinem Ort!

4. Auf des Degens Spitze die Welt jetzt liegt,
Drum froh, wer den Degen jetzt führet,
Und bleibt ihr nur wacker zusammengefügt,
Ihr zwingt das Glück und regieret.
Es sitzt keine Krone so fest, so hoch,
Der mutige Springer erreicht sie doch.

5. Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,
Die Brust im Gefechte gelüftet!
Die Jugend brauset, das Leben schäumt,
Frischauf! eh der Geist noch verdüftet!
Und setzet ihr nicht das Leben ein,
Nie wird euch das Leben gewonnen sein!

Und sind die Zeilen der zweiten Strophe "Man sieht nur noch Herren und Knechte, die Falschheit herrschet, die Hinterlist, bei dem feigen Menschengeschlechte..." wirklich so abwegig? Schauen Sie sich doch einmal das Gespräch 2 oder das Gespräch 40 an - und dann die Begründungen für den Entzug meiner Lehrerlaubnis! Wo ist denn da keine Hinterlist und keine Feigheit, und alles ist so verworren, dass man gar nicht mehr weiß, wer zu welcher Seite gehört? Und es ließe sich doch etwas machen, und würde noch nicht einmal etwas kosten - außer unserem Einsatz!

Schauen Sie doch auch einmal in das Stichwort  Legebatteriehennensyndrom - und versuchen Sie doch erst einmal, sich von diesem Syndrom zu befreien!

Also: Ganz neue Chancen! Als da sind:

-          Werden Sie für andere unbequem! Machen Sie sich klar: Wenn Sie nicht mehr da sind, ist für manche ein Problem gelöst! Und Sie haben gedacht, dass manche sich jetzt schuldig an Ihrem Tod fühlen und leiden – i wo, im Gegenteil, zumindest einige sind jetzt nach einer kurzen Schockphase ein Problem los!

-          Merkwürdig ist schon, daß Menschen, die voller irrationaler Ängste sind vor allem Möglichen, was ihnen passieren könnte, und wenn es noch so unwahrscheinlich ist, auf einmal auf völlig todsichere Weise ihrem Leben ein Ende setzen wollen. Was wäre, wenn Sie eine solche Situation, in der Ihnen also alles egal ist, dazu nutzen, sich etwas zu trauen, was Sie sich sonst nie getraut hätten und also erst einmal Ihre irrationalen Ängste zu überwinden? Haben Sie also schon einmal die Phase der Ästhetik ausprobiert - oder sind Sie noch nicht einmal auf die Idee gekommen und haben Sie etwa selbst davor Bammel? Wenn Sie schon das Leben wegwerfen wollen, dann aber bitte nicht so direkt und todsicher! (Und vielleicht ergeben sich dabei ja neue Aspekte, vielleicht auch solche, die das Leben wieder lebenswert machen?)

-          Jetzt haben Sie schon einmal in diese Website (basisreligion) geschaut. Klicken Sie sich doch mal ein wenig durch. Macht Sie nicht neugierig, wie das alles weiter geht und wie Sie mitmachen könnten? Und das wollen Sie verpassen? Oder haben Sie gar Kinder? Wäre es nicht spannend, wenn Sie es (mit-)organisieren, dass alles ein wenig anders läuft, dass sie wenigstens rechtzeitig und mit dem rechten Bewusstsein die "Phase der Ästethik" erleben - und auch mit anderen Kindern, anstatt die Kinder jetzt anderen zu überlassen, die alles in dem gewohnten Trott weitermachen (und wodurch die Kinder vermutlich in dieselben Probleme kommen, in denen Sie jetzt stecken)?

-          Ich habe einmal zu Karneval die jungen Leute gefragt, warum sie sich verkleiden. Und da meinte ein Mädchen "um mal jemand anderes zu sein". Und da habe ich gefragt, ob wir also nicht vielleicht immer "jemand anderes" sind - und an Karneval endlich mal "wir selbst" sein möchten...? Und da meinte sie, dass das auch sein könnte... Nehmen wir also doch erst mal die Gelegenheit wahr und versuchen wir, wir selbst zu werden…

Natürlich, gegen Stimmungen kann man nichts oder nicht viel machen. Doch sind Stimmungen nicht ein sehr unzuverlässiger Maßstab für Lebensqualität? Manchmal geht alles schief, was nur schief gehen kann, und man hat eine tolle Stimmung – und manchmal geht eigentlich alles gut, und die Stimmung ist trotzdem mies… Und nicht zuletzt kommen und gehen die Stimmungen, nach jedem Tief kommt auch wieder ein Hoch...

Und von Stimmungen sollte man "wichtige Lebensentscheidungen" doch nun wirklich nicht abhängig machen!

Hier vielleicht etwas von mir: Ein wenig kenne ich ja solche Stimmungen, na ja, nur ein ganz klein wenig. In der Zeit vor dem Abitur fühlte ich mich ganz blöde, was sollte das alles... Also traute ich mich in einem Turnverein (es war eigentlich kein Verein, da war einfach einmal eine Trunhalle für uns da und wir gingen hin mit einigen Freunden, einfach um zu üben - ohne rechte Aufsicht usw.) zu „Übungen“, die ich etwa im schulischen Turnunterricht nie gedurft hätte. Und wir spornten uns gegenseitig an, etwa zur Hocke vom Hochreck - sollen sie doch sehen, was sie davon haben, wenn ich dabei mit den Füßen hängen bleibe und mir das Genick breche... Doch solche Übungen gelangen (klar, warum sollten sie von hochoben nicht gelingen, wenn sie von normaler Höhe gelangen?) und es kam zu einem besseren Selbstbewusstsein: Es ist doch ein tolles Gefühl, wenn man sich etwas traut und es gelingt, was die anderen nicht können! Und der Lehrer in der Schule (gewiss kein Freund von mir!) war offensichtlich verblüfft, als ich in einer unbemerkten Minute mal Anlauf nahm und er meine Übung nicht mehr stoppen konnte und schickte mich sofort in die "erst Riege"... Denn selbst die meisten in dieser "ersten Riege" konnten oder trauten sich das nicht (und es war ja nicht alles, was ich gelernt hatte)... 

Vielleicht ist diese Haltung bestimmend für mein Leben: Sich einfach trauen, wenn man etwas als richtig und vernünftig erkannt hat und es kann, wie auch immer, egal was passiert. Ja, was soll eigentlich passieren? Man kann in einem Stress ja auch mal etwas Positives sehen. Was wäre denn das Leben ohne Stress – Langeweile – und die ist doch noch viel schlimmer… Dabei ist man natürlich immer ein wenig Hofnarr, doch was soll´s? Und siebt das nicht schließlich die Blöden und Spießigen im Umgang aus und findet man dabei nicht immer tollere Leute, mit denen es sich lohnt zu leben?  

Und last not least: Wie wäre es mit ein wenig Gebet? Natürlich mit dem der Bitte um eine Selbstveränderung?

In der WELT vom  Dienstag, 5. April 2005, finden Sie anläßlich des Selbstmords einer koreanischen Filmschauspielerin einen lesenswerten Beitrag "Die Leiden der jungen Wertherinnen - Seit sich Filmstar Lee Eun-joo im Kleiderschrank erhängte, hat sich die Selbstmordrate in Südkorea verdreifacht". In dem Artikel erfahren Sie auch etwas über die Selbstmordrate in verschiedenen Ländern. Vollständige Url. des Artikels: http://www.welt.de/data/2005/04/05/621732.html.   

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)

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