DOPPELTE WAHRHEIT. Die im Mittelalter vom Averroismus, insbesondere Siger von Brabant, und Nominalismus vertretene Lehre, wonach Philosophie und Theologie beide Recht haben können, auch wenn ihre Aussagen im Widerspruch zueinander stehen; wurde zwar vom 5. Laterankonzil (1513) und dann noch einmal vom 1. Vatikanischen Konzil (1870) verworfen, doch ist sie leider gängige Praxis in unserer Glaubenslehre. Was lernen die Kinder nicht alles im Religionsunterricht (angefangen von der Schöpfungslehre, den ersten Menschen Adam und Eva, den angeblichen Offenbarungen in der Bibel bis hin zu den Geschichten über Jesus <siehe Wunder, Jugfrauengeburt, Auferstehung>) an Unrealistischem mit allen Nachteilen für ihre Denkökonomie (siehe Pisa-Studie) und mit nur sehr zweifelhaften Vorteilen für ihren Glauben? Inzwischen wurde das Problem Doppelte Wahrheit sozusagen umbenannt, es ist jetzt das Problem sacrificium intellectus. Basisreligion nimmt auch in der Praxis endgültigen Abschied von der Lehre der "doppelten Wahrheit" oder eben vom Problem sacrificium intellectus: Es gibt keine Sondererscheinungen in der Religion, die es ansonsten in der Wirklichkeit unseres Lebens nicht gibt. Und besonders ein recht verstandener christlicher Glauben hat etwas mit Vernunft und Ethik zu tun, wofür es nun wirklich keiner "doppelten Wahrheit" bedarf. Auch für die Frage nach Gott gibt es eine gewiß akzeptable Lösung.
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