VORSPIEL (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

VORSPIEL wird im allgemeinen das Vorgeplänkel für einen Geschlechtsverkehr genannt. Und dazu gehört vor allem für die Frau die Einstimmung, die unbedingt wichtig ist, weil sie ansonsten noch gar nicht so weit ist und der Verkehr für sie dann zur Enttäuschung und zum Desaster wird. Inzwischen wird wohl jede Frustration von Frauen und Mädchen im Sexuellen auf das fehlende oder zumindest mangelhafte Vorspiel geschoben, die Möglichkeit einer schäbigen Ausnutzerei á la Gespräch 2 wird gar nicht mehr in Erwägung gezogen - es wäre ja alles gut geworden, wenn es ein solcher Typ Mann nur "richtig" angestellt hätte.

Basisreligion kann diese rein biologische Sicht von einem Zusammenhang von Vorspiel und Geschlechtsverkehr nun keinesfalls akzeptieren: Wesentlich für das Gelingen der Sexualität sind in erster Linie seelische Voraussetzungen wie echte Liebe und Partnerschaft und vor allem das Verständnis der weiblichen Sexualität. Und die Partner, für die dies oberstes Anliegen ist, werden mit ihrem Vorspiel schon zurechtkommen!

Bei der ganzen Diskussion um das richtige Vorspiel wird vor allem übersehen, dass so manche Praktiken keinesfalls nur unter dem Gesichtspunkt des folgenden Geschlechtsverkehrs gesehen werden müssen, sondern ihren absolut eigenständigen Wert haben, dass sie also auch ohne Geschlechtsverkehr im Hinterkopf nicht nur möglich sind sondern dass sie auch für sich etwas ganz Wunderbares sein können.

Zunächst seien da einmal Praktiken genannt, die auch für Paare möglich sind, die nie und nimmer vorhaben, eine Dauerpartnerschaft einzugehen, wo es also eher um Kameradschaft geht:

  • Gemeinsamer Saunabesuch und/oder gemeinsames Nacktbaden an einem Gewässer, wo dies möglich ist

  • Eine Reise etwa in gemeinsamen Zimmern oder gar nach der Gandhi-Methode

  • und schließlich ist auch gegen eine gegenseitige Massage, soweit sie sich an der üblichen medizinischen Praxis orientiert und die speziellen männlichen bzw. weiblichen Körperteile tabu sind, im Grunde nichts einzuwenden.

Dagegen sollte Praktiken, bei denen man sich dann doch näher kommt und für die es keine praktischen Notwendigkeiten gibt, den Beziehungen vorbehalten bleiben, bei denen eine Partnerschaft und schließlich irgendwann auch Geschlechtsverkehr anvisiert ist:

  • Hautkontakt, der über eher zufällige und unbeabsichtigte Berührungen hinausgeht. Natürlich wird man auch hier unterscheiden müssen: Ein sanfter Kuschel-Kontakt „Rücken an Rücken“ oder "Seite an Seite" ist nicht dasselbe wie ein mehr oder weniger intensiver Kontakt „Vorderseite – Vorderseite“.

  • Berührung der Genitalien oder gar deren ausdrückliche Stimulation.

  • Intime Küsse

  • Pettingpraktiken.

Wenn diese Praktiken hier einmal zusammengestellt werden, dann vor allem deswegen, um diese dämliche und für jede wirkliche Moral kontraproduktive Einseitigkeit aufzubrechen: Wer mit den unproblematischen Praktiken gut umgehen kann, steigert nicht nur seine eigene Lebensqualität sondern auch die anderer ungemein!