Weil es LEID gibt, so schließen viele Menschen, kann es keinen Gott geben und schon gar keinen barmherzigen. In sehr vielen Fällen ist dieser Schluß jedoch völlig unsinnig, denn beispielsweise sollte jemand, der sein Haus auf einem hochwasser- oder erdbebengefährdeten Gelände baut, nicht Gott dafür verantwortlich machen, wenn dann einmal ein Schaden eintritt und er damit Leid erfährt. Im Grunde war der Schaden durch die mangelhafte Vorsorge doch sozusagen vorprogrammiert. Und es war bisher einfach nur deswegen nichts passiert, weil eben das ganze System nicht auf die Probe gestellt wurde. Und so ist es auch in
seelischen Dingen. Wer etwa seine Moral
absichtlich oder unabsichtlich auf Ängsten
und Tabus aufbaut, wer eine Sklavenmoral bei sich oder bei anderen
fördert und wirklichem heiligem Geist
keine Chance läßt, sollte sich nicht wundern, wenn ihm nicht nur die
Erfüllung der heiß ersehnten Liebe in seinem
eigenen Leben mißlingt, sondern wenn es nachhaltig in unserer Welt
nicht zu Frieden und Harmonie kommt. Ein
Wundersystem bietet auch unser christlicher
Glaube nicht: Wir können nicht erwarten, daß es da einen Gott gibt,
der alle Fehler, die wir so begehen, immer wieder ausbügelt. Daß unter
unseren Fehlern auch Unschuldige und sogar Kinder zu leiden haben, ist
natürlich tragisch. Wir sollten unsere Verantwortlichkeit
für uns und unsere Mitmenschen sehen, mit
Information und Verstand dort zu helfen, wo wir rechtzeitig, also
unter Beachtung des Kairos, etwas gegen das
Leid tun können. Siehe auch Gott
und Leid und Theodizee. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |