REUE (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

REUE meint das Bedauern einer Tat, die man am liebsten ungeschehen machen möchte. Bei der Reue gegenüber Gott gibt es vor allem drei Probleme:

-     ob es den Gott, vor dem wir uns anklagen, überhaupt gibt,

-     was dieser Gott, wenn es ihn gibt, davon hat, wenn wir uns anklagen,

-     ob er unsere Anklagen überhaupt gut findet, vielleicht verachtet er uns sogar deswegen und würde es besser finden, wenn zu dem stehen, was wir gemacht haben.

Selbst wenn es Gott also tatsächlich gibt (auch ihm wäre unsere Ungewissheit ja bewusst und somit dürfte ein gerechter Gott uns nicht wegen unseres Zweifels verurteilen und gar bestrafen), ist eine Reue vor Gott eigentlich ziemlich schwach und überflüssig. Bedenken wir: Gott umgibt sich nicht mit Spießern, also mit Menschen, die nicht zu ihren Taten stehen. Im Grunde sind diese ganzen Schuld- und Vergebungs- und REUE-Konstruktionen Kennzeichen von typischen Priesterreligionen und somit Erbe aus götzendienerischen Religionen und also nicht christlich.

Christliche Reue meint Aufarbeitung und Blick in die Zukunft.

Ja, was ist Indiz für wirkliche Reue, die auch vor Gott Bestand hätte? Schauen Sie sich einmal das Stichwort Homosexualität an! Das, was ich dazu zunächst geschrieben hatte, hatte die 16jährige Julia (Name geändert), die im Internet darauf gestoßen war, ziemlich scharf kritisiert, sie sei nämlich selbst lesbisch und sie müsse es wohl besser wissen. Daraufhin kam es zu einem Mailwechsel und jedesmal änderte ich das Stichwort, bis Julia zufrieden war. Dabei bin ich von meiner grundsätzlichen Einstellung gar nicht abgegangen, das war auch gar nicht notwendig, es ging ja nur darum, daß nicht Menschen, die gar nicht homosexuell sind, es werden. Und ganz gewiß hat sie dabei selbst über sich nachgedacht.

Wird auf diese Weise nicht am ehesten an Konzepten gearbeitet, daß die Zehn Gebote wieder mehr akzeptiert werden und daß im weitesten Sinn überflüssiges Leid verhindert wird und daß sich etwas zum Besseren ändert? Und wenn es nun Gott gibt, hätte er daran nicht seine Freude?

Wenn wir also überhaupt die Gesinnung und das Handeln von Julia beurteilen, war das dann nicht echte und auch gottgefällige Reue? Dieser Mensch ist jedenfalls von Gott eher gerechtfertigt, selbst wenn er sich nicht ändert, als die Spießer, die bei ihrer Reue nicht über die Ängste vor Gott hinauskommen.

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)