KAMASUTRA (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Die zwei Seiten der Medaille

Wir alle haben wohl vom Kamasutra gehört, dem Standardwerk der altindischen Liebeskunst. Und wir kennen auch dazu passende Illustrationen – auch aus Indien. Wunderbar, appetitlich, unverklemmt, eben paradiesisch... Oder ist da ein fader Beigeschmack, den uns irgendwelche verklemmte Moralisten einreden wollen? Das verbieten wir moderne Menschen von heute uns doch sehr! Und so ist auch in dieser Richtung in dem Buch „Liebe & Erotik in den Malereien Indiens und Nepals“ von Nik Douglas und Penny Slinger, Basel 1989 (oder unter dem Originaltitel „The Erotic Sentiment“ in Rochester, Vermont, USA), aus dem das Bild stammt, nichts zu lesen...

Auch von den Sex-Geschichten erfahren wir immer nur die Schokoladenseite.

Allerdings kommen wir auf unseren weltweiten Entdeckungsreisen ja auch einmal selbst nach Indien – und da etwa nach Jaipur in Rajastan, einer der Perlen Indiens. In der Nähe gibt es den berühmten Palast von Amber. Natürlich kommen wir auch in den Frauentrakt dieses Palastes. Zuerst meinen wir ja, dass es sich hier um den Schweinepferch oder das Gefängnis des Palastes handelt. Nein, nein, es ist und bleibt der Frauentrakt – mit einem kahlen Innenhof, mit Wohnbereichen, die mit hohen Mauern abgeteilt sind, mit Ausblick nur in den Himmel und auf eine entfernte Bergkette. O je, das also ist die Wirklichkeit der ganzen wunderbaren Kultur und dieser schönen und aparten Bildchen? Die entsprechenden Frauen wurden also wie Vieh oder wie Gefangene gehalten, die der „Boss“ zu sich befahl, wenn er sie brauchte? Und um zu beurteilen, wer von den Frauen gerade am besten geeignet war, die Gelüste des kultursinnigen hohen Herrns zu befriedigen, gab es für ihn auch einen Gang mit kleinen Fensterchen hoch über dem Frauentrakt, von dort hatte er den besten Ausblick zum Auswählen...

Doch basisreligion läßt auch die Rückseite nicht aus.

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Das also ist die uns eher bekannte „Vorderseite“ und die „Kehrseite der Medaille“. Und eines ist klar: Bei solchen Verhältnissen gibt es natürlich von Partnerschaft zwischen Mann und Frau, von Gefährtesein, von wirklicher Liebe keine Spur und natürlich auch nicht von echter Freiheit und  Emanzipation. Da ändert auch nichts das Gedichtchen dran, das zu den Bildern gehört – es geht nur um das Ausleben körperlicher Begierde, mehr nichts. Und so wendet sich die Bibel von Anfang an gegen solche Verhältnisse des Mißbrauchs der in uns innewohnenden Kräfte, ja es ist sogar so, dass diese Verhältnisse der zeitlose Hintergrund sind, vor dem so manche merkwürdige Geschichten in der Bibel nur verstanden werden können, etwa die Adam-und-Eva-Erzählung.

Siehe auch unter Ambivalenz. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)