Wirtschaft (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

WIRTSCHAFT. In religiösen und philosophischen Konstruktionen von einer besseren Welt (wie etwa dem Marxismus) tauchen immer wieder Ideen auf, um einer sogenannten sozialen Gerechtigkeit willen in den Wirtschaftskreislauf ganz grundsätzlich einzugreifen und Systeme zu konstruieren, die nach anderen als etwa nach den Marktgesetzen funktionieren.

Doch um eine Wirtschaft anders als nach den Marktgesetzen zu organisieren, bedarf es stets eines ziemlich bis gewaltig hohen organisatorischen Aufwands, ja, es sind komplette Umwälzungen erforderlich.

Und dieser Aufwand ist einerseits schwer zu kontrollieren und muß vor allem auch bezahlt werden, er lohnt sich also nur, wenn unter dem Strich mehr dabei herauskommt als ohne diesen Aufwand. Zudem wird nach den sogenannten Parkinsonschen Gesetzen jede Organisation mit der Zeit immer mehr zum Selbstzweck und behindert schließlich mehr immer mehr und kostet nur noch. Und außerdem ist immer das Problem, daß jedes Eingreifen in "lebendige Kreisläufe" auch eine sehr hohe geistige Leistung erfordern, es ist einfach zu viel zu beachten.

Denken wir etwa an das berühmte Beispiel mit dem Siegel, daß bei der Herstellung einer Ware keine Kinderarbeit in Anspruch genommen wurde, um die Kinderarbeit in der Dritten Welt zu beenden. Dieses Siegel gibt es so für Teppiche, die nachweislich nicht mit Kinderarbeit hergestellt wurden. Das Problem ist jedoch, daß in der Dritten Welt Kinder vor allem auch deswegen gebraucht werden, um den Lebensunterhalt einer Familie zu bestreiten. Und wenn man der Familie jetzt diese Einkommensquelle nimmt, dann müssen neue Quellen gefunden werden, und vor allem für Mädchen bleibt dann oft genug nur die Prostitution. Und um die zu verhindern, braucht es wieder hohen und schwer zu kontrollierenden Aufwands. Schließlich ist ja auch die zweifelhafte Aufgabe von Zuhältern, die staatliche oder sonstige Kontrolle zu umgehen. Und die Tätigkeit von Zuhältern geschieht nun wieder nach den Marktgesetzen...

Eine andere Idee von den berühmten Gutmenschen ist die, durch Verhütungsmittel und insbesondere Kondome das Bevölkerungswachstum in den armen Ländern der Dritten Welt zu verringern. Das Problem ist jedoch, daß die Bevölkerung nicht deswegen wächst, weil die Menschen dort keine Kondome haben, sondern weil Kinder die wichtigsten Altersversorgung sind. Man braucht also genügend Kinder, damit man in Ruhe und sorgenfrei alt werden kann. Die Verteilung und Propagierung von Kondomen geht also an dem eigentlichen Problem völlig vorbei.

Das Zinsnahmeverbot im Mittelalter war auch so eine Einmischung einer Religion in die Wirtschaft und tat den Juden letztlich keinen Gefallen.

Wir kennen die folgenschwere Einmischung der Kirche in die Wirtschaft des Mittelalters. Das Nehmen von Zinsen galt damals als verwerflich und sündhaft und war deswegen verboten. Doch eine funktionierende Wirtschaft braucht nun einmal Kapitalverkehr - und wer verleiht schon Geld umsonst, schließlich muß man ja damit rechnen, sein Geld gar nicht zurückzubekommen? Und da es den normalen "Christenmenschen" verboten war, Geld gegen Entgelt zu verleihen, blieben zum Geldverleih schließlich nur noch die Juden übrig, denn für die galten die christlichen Ge- und Verbote ja nicht. Und das alles trug dazu bei, daß die Juden mit den unseligen Geldgeschäften in Verbindung gebracht wurden mit allen Konsequenzen wie einer gewissen Unbeliebtheit bis heute noch...

Daher wird hier von allen im Grunde anmaßenden Ideen abgesehen, in den Wirtschaftskreislauf grundsätzlich einzugreifen: Schuster bleib bei deinen Leisten!

Was ist zu tun: Zuerst einmal eine Analyse! Wir stellen fest: Die Länder der Dritten Welt, die auch zumeist die armen Länder sind, sind im Grunde alle total (negativ) patriarchalisch strukturiert, es sind also Macho-Kulturen! So ist die Beschneidung der Frauen in Ägypten eindeutiges Kennzeichen von patriarchalischer Strukturierung, aber auch die Methoden der arrangierten Ehen in vielen Ländern sonst der Dritten Welt und keinesfalls nur in islamischen Ländern. Oder wenn wir bedenken, daß in den Armenvierteln in Südamerika die Hälfte aller Frauen alleinerziehend sind, dann sagt das viel, daß Männer letztlich bestimmen, was gemacht wird und daß von Partnerschaft zwischen Mann und Frau keine Rede sein kann. Denn was wir sehen, ist ja immer nur die Spitze des Eisbergs - was wir nicht sehen, wird ja nicht viel anders sein!

Was wäre, wenn man dort in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern die Menschen im Sinne der Marktgesetze durch Information und besseren christlichen Glauben fit machen würde?

(Wörterbuch von basisreligion)