KASUISTIK ist das Bemühen, für alle denkbaren Einzelentscheidungen immer Normen für den jeweiligen Fall aufzustellen. Es wird also nicht mehr das große Gesamt gesehen (also etwa das Gesamtmosaik), von dem aus man denkt und handelt, sondern nur die einzelnen Vorgänge (also die einzelnen Steinchen). Wer soll da im Endeffekt noch sachgerecht handeln und Verständnis haben, für das, was er tut oder tun muß? Ist es nicht klar, daß man irgendwann diese einzelnen Vorschriften als lästig und dumm empfindet und gegen sie aufbegehrt? Bei einem Überblick oder Durchblick sieht das ganz anders aus - schon Kinder können wissen, was sie tun und etwas als sinnvoll empfinden, was ansonsten nur Qual für sie ist - siehe etwa Kindererziehung. Und vor allem wird man bei den vielen - und oft längst blödsinnigen - Einzelregelungen sich nie ganz klar sein, ob man nicht doch etwas Wesentliches falsch macht, und immer - oft sehr sinnlose - Ängste haben, ein famoses Unterdrückungsinstrument in Herrschaftsstrukturen. Wenn in einer Religion die Dinge des Glaubens und des Lebens kasuistisch geregelt sind, ist das immer ein sicheres Zeichen von Dekadenz dieser Religion. Allerdings muß der Wegfall kasuistischer Regelungen auch nicht unbedingt ein Zeichen von Befreiung sein, der Grund für diesen Wegfall kann einfach eine weitere Stufe in der Stufenleiter der Dekadenz sein, weil sich ohnehin niemand mehr an die Normen schert. Typische Beispiele für Kasuistik sind die peniblen Vorschriften um koscher und nicht koscher im Dritten Buch Mose, also im Buch Levitikus, und heute im Islam. Schauen Sie sich die einmal an: http://www.islam-pure.de/iw/antworten/kapitel_zum_fasten.htm . (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |