11. Was die Mädchen wirklich wollen – Sex oder einfach nur “Nähe” – ein fiktives Gespräch mit Jesus.

 

Ein typisches Gespräch zwischen Männern – hier sind die Namen von Jesus und vom Kirchenvater Augustinus eingesetzt. Warum sollen diese beiden nicht dieselben oder ähnliche Gespräche mit wem auch immer geführt haben, bevor sie berühmt wurden?

JESUS: Meiner Meinung nach hat ein Mädchen zunächst einmal gar nicht wirklichen Bedarf nach Geschlechtsverkehr. Was ein Mädchen eigentlich will, ist Spaß, Offenheit, Freisein. Es möchte Vertrauen zu einem Mann haben, der es nicht nur nicht vergewaltigt, sondern der sich so unter Kontrolle hat, daß er von sich aus gar keinen Verkehr will, so daß es bei ihm endlich einmal auch seine Kleider wegwerfen kann. Und dann möchte es schauen, angeschaut werden, anfassen, angefaßt werden - vielleicht wie bei einem Frauenarzt oder bei einem Masseur, dem es allerdings nur um die Gesundheit geht. Daher gilt das mit dem Anfassen eben nicht auch für "speziellen weiblichen Teile" oder eben in sehr geziemender Weise.

AUGUSTIN:  Das ist doch Unfug, die Frauen und Mädchen wollen im Endeffekt den Sex genauso wie die Männer, natürlich nur, wenn sie so richtig "in Fahrt" sind.

JESUS: Natürlich, wenn sie bereits Verkehr mit wem auch immer hatten, wenn sie "wissen", wie "das" ist, dann magst du recht haben, vielleicht auch schon, wenn sie nur Selbstbefriedigungserfahrung hatten, dann ist es wohl so, wie du sagst, daß sie den Verkehr im Grunde wollen, selbst wenn sie "nein" sagen. Doch ein unschuldiges Mädchen kann durchaus absolut zufrieden sein ohne Verkehr! Ganz im Gegenteil: Je mehr so ein Mädchen spürt, daß es sich auf einen Mann verlassen kann, daß er wirklich keinen Sex will, desto mehr wird es bisweilen regelrecht aufdrehen. Dann ist es wohl so wie mit dem Akrobat im Zirkus, der weiß, daß da ein Netz unter ihm ist und der daher viel gewagtere Kunststücke machen kann. Und so kann man als Mann dazu beitragen, daß ein Mädchen sein Glück, seine Phantasie und überhaupt seine Lebenslust steigern kann.

AUGUSTIN:  Probier´s doch aus! Und du wirst sehen, wenn´s ein Mann dann nicht bringt, dann suchen sich die Frauen nämlich ganz schnell einen anderen!

JESUS: Das kann auch daran liegen, weil in diesen Fällen die Beteiligten ganz einfach sorgfältiger hingucken - und daher kommt es bei solchen Leuten auch überhaupt nicht erst zu den üblichen "festen" Beziehungen, die im Endeffekt doch nichts taugen.

AUGUSTIN: Also ich bleibe dabei. Alle Frauen - und auch Mädchen - sind "heiß". Traue ihnen nie. Sie tun so keusch und zurückhaltend, in Wirklichkeit sind sie es aber gar nicht. Sie verstecken nur ihre wirklichen Wünsche wegen der ganzen Kultur, weil ihnen das so beigebracht wurde.

JESUS: Es ist genau anders herum. Wenn Mädchen tatsächlich scharf auf Sex sein sollten und schließlich auch da mitmachen, dann liegt das nur daran, daß alle unsere bekannten Kulturen ihnen die harmlosen Sachen, also das alles, was nichts mit den ganzen Intimitäten zu tun hat, so sehr verleiden, daß sie sich gar nichts mehr zu trauen wagen und schließlich manchmal sogar noch Ekel empfinden, solange sie noch "nüchtern" denken. Das ist dann wie bei einem Dampfkessel, bei dem alle Ventile zugestopft werden. Und wenn sie dann einmal bei jemandem so in ihre Gefühle kommen, daß sie überhaupt aufhören zu denken, dann sind sie so unvorbereitet, daß sie sozusagen wie so ein verschlossener Dampfkessel explodieren und holterdiepolter gleich immer "alles" zulassen oder auch sogar noch wollen. Sie haben einfach von Alternativen keine Ahnung, sonst würden sie nämlich die wollen, das ist alles!

AUGUSTIN: Das mit den Ventilen ist doch Unsinn. Wenn die mit irgend etwas, was du da harmlos nennst, erst einmal angefangen haben, dann wollen sie erst recht alles, so wie der Hund, der einmal Blut geleckt hat.

JESUS: Du wirst niemals gerade die jungen Mädchen verstehen! Du schließt da immer von dir auf andere, du verallgemeinerst deinen Standpunkt, du siehst die Mädchen immer so, wie du sie als Mann sehen willst, du hast dich da völlig in deiner Projektion verrannt. Bei dir mag das vermutlich stimmen, was du da sagst, doch die Mädchen und vielleicht auch die "erfahreneren" Frauen wollen da etwas ganz anderes. Unsere Kulturen sind im Grunde immer noch so frauenfeindlich, daß sie die Mädchen überhaupt nicht auf die Idee bringen, sich vorzustellen, was sie wirklich wollen, und daher können sie sich das auch gar nicht vorstellen und erst recht nicht leben. Die schlimmsten Lügen sind eben immer noch die, wo noch nicht einmal das Gegenteil von dem wahr ist, was da behauptet wird. Und so werden die Mädchen immer noch so katastrophal erzogen, daß sie sich auch gar kein Konzept machen können, in dem sie mit diesen ihren ureigensten Sehnsüchten zu ihrem Recht kommen. Und weil sie nun lebendige Wesen sind und in ihnen lebendige Triebe sind und irgend etwas passieren muß, daher ersetzen sie nun das, was sie eigentlich wollten und was ihnen wirklich gemäß ist, durch das, was die Männer wollen. Damit haben die dann die Mädchen genau dort, wo sie von ihnen aus sein sollen. Wenn die Mädchen nur von Anfang an wüßten, was sie wirklich wollen, und Strategien mitbekämen, das auch durchzusetzen, dann würden sie auch anders wollen und reden!

AUGUSTIN:  Das Wichtigste ist doch, daß es da für beide Befriedigung gibt - und bei deinem System ist das wohl nicht drin - und wenn, dann nur absolut unbefriedigend.

JESUS: Nein, auch das stimmt nicht, zunächst einmal geht es den Mädchen auch nicht darum! Was sie eben wollen, ist Kameradschaft, Spaß und Harmonie! Auch du kannst dir da nur eben gar nichts vorstellen außer dem, worum es dir selbst geht. Sogar selbst wenn ein unschuldiges Mädchen vor einem Mann nackt auf einem Bett liegen würde - so heißt das noch längst nicht, daß es tatsächlich Geschlechtsverkehr will oder auch nur davon träumt. Das ist dem Mädchen auch selbst gar nicht richtig klar. Denn das alles kann auch pures Vertrauen in Verbindung mit purer Lebensfreude sein, mit der es dann diesen Mann einlädt, dieselbe Lebensfreude und dasselbe Vertrauen zu haben. Da steckt dann vielleicht etwas von der Sehnsucht drin, auf diese Weise etwas der Kraft des Mannes abzubekommen, ohne sich etwas zu vergeben. In jedem Fall ist es eine ganz besondere Weise der Einheit von Leib und Seele, die das Mädchen da will oder zumindest testen will. Vermutlich ist da etwas in unserer Natur angelegt ist, um im Grunde völlig unverbindlich zu erproben, wer denn nur wirklich der wahre Kamerad und Gefährte ist, für wen sich das Leben lohnt, wer "der Geeignete" ist. Und weil diese Art harmlosen Spielchen immer nur verpönt und verhindert werden, daher können die Menschen zumeist auch gar nicht sachgerecht suchen und so finden sie auch nicht den jeweils für sich geeigneten. Und das ist dann nicht nur ein Problem für die Frauen und Mädchen, sondern auch für uns Männer.  (Anmerkung: In der Urkirche fanden Taufe <Übergießen mit Wasser > und Firmung <Salbung> an unbekleideten Menschen statt - unsere heutige Angst vor Nacktheit und Berührung gab es bei den ersten Christen also nicht - doch sie starben im Kolosseum für ihre Keuschheit! Augustinus konnte sich das alles schon gar nicht mehr vorstellen.)

AUGUSTIN:  Ich bleibe dabei, der Appetit kommt auch bei allen "Weibern" mit dem Essen, und wer erst einmal dem zustimmt, was dir da so vorschwebt, der will auch mehr!

JESUS: Und ich bleibe bei der Meinung, daß Du hier Unrecht hast. Was du sagst, stimmt möglicherweise noch nicht einmal bei den Frauen, die bereits den typisch enttäuschenden Verkehr hatten und jetzt sich auf einen neuen einlassen. Denn die wollen vermutlich ihr Erlebnis nur unter besserem Vorzeichen wiederholen, doch diejenigen, die solche Erlebnisse noch nicht hatten, die können ihre "power" leicht in andere Wünsche umfunktionieren....

Jesus (vermutlich 4 v.Chr. - 30 n.Chr.) und Augustin - oder Augustinus - (354 - 430) kannten sich natürlich nicht persönlich, da sie zu unterschiedlicher Zeit lebten. Doch die hier dargestellten Meinungen der beiden dürften den tatsächlichen Einstellungen dieser beiden Männer entsprechen: Augustinus glaubte als Dualist (die Spielart des Dualismus z.Zt. des Augustinus war der Manichäismus, diesem hing auch Augustinus bis zu seiner Bekehrung und vermutlich auch noch danach an, selbst wenn er offiziell noch so christlich war), daß es in unserer Welt einen dauernden Kampf zwischen einem guten und einem bösen Prinzip gebe und daß der Mensch von Natur aus erst einmal zu diesem bösen Prinzip verdammt sei. Besonders die Frauen bedeuten wegen ihrer Triebhaftigkeit (wie er meinte) immer wieder für die Männer Versuchung und Verführung schlechthin. Dadurch würden die Männer schließlich vom Guten, das seiner Meinung nach mit dem  Geistigen identisch ist, abgebracht. Und - ebenfalls seiner Meinung nach - kann es eine Erlösung von allem Schlechten und daher auch Leiblichen nur in einer künftigen geistigen Welt nach dem Tode geben. Jesus dagegen hatte nun mit derartigem Dualismus überhaupt nichts zu tun, und alles, was in seinen Aussagen in dieser Richtung zu deuten scheint, ist eher frei erfunden oder hingebogen. Denn aus seinen Gesprächen mit allen möglichen Zeitgenossen und vor allem auch mit Frauen (darunter auch mit Prostituierten) muß er wohl erkannt haben, daß die Theologen und Philosophen zu seiner Zeit aus naheliegenden Gründen an allen möglichen dualistischen Konstruktionen festhalten - vielleicht auch weil sie gar kein Interesse an einer Änderung zum Besseren haben und daher immer auch nur bestätigende Argumente für ihre menschenfeindlichen Theorien finden. So dumm und so schlecht kann der Mensch doch gar nicht von der Natur veranlagt sein, daß er unfähig zum Guten ist, doch er braucht eben geeignete "Lehrer". Leider ist das Anliegen Jesu jedoch durch die spätere Theologie - die ganz entscheidend vom "heiligen" Kirchenvater und -lehrer Augustinus geprägt wurde - bis zur Unkenntlichkeit überlagert und ins Gegenteil verkehrt worden. Der wissenschaftlichen Korrektheit halber muß allerdings gesagt werden, daß der heilige Augustinus gewiß nicht der einzige war, der die Botschaft Jesu ins Dualistische verfälscht und die entsprechenden Ansichten über Frauen in unseren Glauben gebracht hatte, begonnen hatte das schon mit dem heiligen Paulus. Und so hätte genausogut er der Gesprächspartner Jesu sein können. Doch auch andere Philosophen und Religionsstifter hätten sich da geeignet: Buddha, Platon, Aristoteles. Ich bin auf das Gespräch zwischen dem Großinquisitor und Jesus in Dostojewskis "Die Gebrüder Karamasow" aufmerksam gemacht worden - es dreht sich genau um dieses Thema... (siehe unter Freiheit)

 

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