ZWEI-REICHE-LEHRE (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

ZWEI-REICHE-LEHRE. Für Martin Luthers Zwei-Reiche-Lehre, dass der Mensch nämlich sowohl dem Reich Gottes wie dem "Reich dieser Welt" zugehört, war vor allem die Lehre von den zwei Reichen bei Augustinus, nämlich des Gottesstaates und des irdischen Reichs des Teufels und deren Fortführung in der mittelalterlichen Lehre von den "zwei Schwertern" von Bedeutung. Doch Luther sah die Sache anders als Augustinus, für ihn gab es weniger die Vorstellung eines überirdischen, jenseitigen Reichs, dessen Attraktivität uns in unserem Leben zum Guten motiviert (was sowieso nicht funktioniert wegen der Über-ich-Gewissens-Konstruktion, siehe Gnosis und Dualismus), sondern er suchte vielmehr die Aufgaben der Christen als Zugehörige zu beiden Reichen zu definieren. Während die Obrigkeit des "Reiches dieser Welt" mit den Mitteln des Zwangs, der Gesetze und der Gewalt arbeitet, funktioniert das Reich Gottes mittels Wortverkündigung und Sakrament.

Die Idee von Thomas Morus´ Idealstaat "Utopia" (siehe Utopie) stammt aus derselben Zeit und es könnten durchaus innere Beziehungen zwischen beiden Vorstellungen bestehen. Bei Morus ist allerdings das "geistige Reich" so perfekt verwirklicht, daß es das "Reich dieser Welt" total in etwas zutiefst Menschliches und Gutes, sozusagen in etwas Göttliches verwandelt.

Und das wäre doch heute noch unsere Aufgabe schlechthin! (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)