ETIKETTE (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

ETIKETTE. Je mehr Etikette, desto mehr Leichen im Keller oder sollten wir lieber sagen deste mehr "Schatten in der Vergangenheit"? Irgendwie muß man das ja kompensieren, was da passiert war und was man nicht mehr ungeschehen machen kann! Und wenn das alle in einer Gesellschaft betrifft, wenn es sozusagen kollektiv ist, dann wird sozusagen aus der Not eine Tugend gemacht, das Vertuschen und alles, was damit zusammenhängt, wird zum guten Ton, wird zur Etikette, ja sogar zur Kultur! Und so kann dieser gute Ton schließlich auch so sehr zum Indiz einer etablierten Gesellschaft gehören, daß also jetzt alle bei dieser Etikette mitmachen, selbst wenn jemand gar nichts mit den Ursachen zu tun hat, und die Sitten werden schlicht und einfach zu kulturbedingten Ängsten. Und es kommt schlichtweg auch zu einer verfeinerten Lebensart, die längst nicht nur positiv ist sondern sogar ein Zeichen von Dekadenz, daß alles Deutliche und Direkte überhaupt abgelehnt wird (insbesondere junge Menschen steigen dann überhaupt nicht mehr durch, was richtig und was falsch ist) - und nicht nur das, was mit der Sexualiät zu tun hat.

Der Soziologe Norbert Elias hat darüber in seinem Werk "Über den Prozess der Zivilisation" gearbeitet.

Ein Beispiel sind die Sitten auf Samoa: In der Jugend ist man dort sehr großzügig im Sexuellen - und wenn man dann erwachsen ist, dann darf man noch nicht einmal ohne Hemd herumlaufen, alles das weist auf eine extreme Leibfeindlichkeit hin. Irgendwie scheint das alles aber doch nicht menschengemäß zu sein, denn gerade auf Samoa ist die Selbstmordrate weltweit unverhältnismäßig hoch (sicher gibt es für die Selbstmordrate viele Ursachen, doch Etikettendenken und Leibfeindlichkeit dürften sich auf diese nicht gerade verringernd auswirken). Siehe http://www.samoa-reisen.de/knigge.htm

Ob es allerdings sinnvoll ist, gegen eine übliche Etikette zu verstoßen, ist fraglich, man wird ja gar nicht verstanden und gilt als "unerzogen" und "asozial". Besser ist, die Etketten in Gesprächen vorsichtig zu hinterfragen. Man kann sich ja auch auf die Website basisreligion berufen...

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)

Den "Offenen Brief eines alten Religonslehrers an junge Mädchen über die weibliche Sexualität und die Bibel" (Mai 2012) gibt es auch online auf Deutsch, auf Englisch und auf Niederländisch!