Der FASCHISMUS wird - zumeist aus Unkenntnis - sehr oft mit dem Nationalsozialismus verwechselt und diesem schließlich auch gleichgesetzt. Dabei waren Ansatz, Zielsetzung und politische Praxis völlig verschieden, wenn auch Nationalsozialisten und Faschisten zeitweilig zusammen gearbeitet haben. Der Nationalsozialismus war eine dualistische Weltanschauung (siehe Dualismus), bei der es um eine im Grunde perverse Einordnung der Menschen in Gute und Böse und schließlich um die Ausrottung der vermeintlich Bösen, also der Juden, ging. Damit hatte der Faschismus nun wirklich nichts zu tun, sowohl das faschistische Italien wie auch erst recht das faschistische Spanien gewährten verfolgten Juden so weit als möglich Asyl und setzten sich bisweilen auch ausdrücklich für sie ein. Italien begann mit antisemitischen Maßnahmen erst auf ausdrückliches Drängen Deutschlands vor allem nach Beginn des Krieges und dann auch "sehr lasch" - und Spanien nie. Zu Judendeportationen in größerem Umfang kam es in Italien erst nach der deutschen Besetzung, allerdings konnten die bisweilen selbst von Deutschen erfolgreich sabotiert werden (weil die Italiener nicht richtig mitmachten - siehe der Einsatz Ernst von Weizsäckers unter Zivilcourage. Auf die
Tatsache, wie wenig Faschismus und
Nationalsozialismus miteinander zu tun haben, geht
Paul Badde in der WELT vom 25. Januar 2005 in seinem
Beitrag "Die Rückkehr des römischen Grußes" ein,
siehe die
Url. des Artikels
http://www.welt.de/data/2005/01/25/399591.html.
Badde weist auch darauf hin, daß der "Große
Faschistische Rat" Italiens den großen
Führer Mussolini schon 1943 aus dem Amt gejagt
hatte, die Faschisten hatten also sogar etwas getan,
um ihre Partei sauber zu halten...! Und auch in Italien,
hier ein Auszug aus einer Buchbesprechung bei
ARTE:
„Viva Mussolini“ DIE
AUFWERTUNG DES FASCHISMUS IM ITALIEN BERLUSCONIS Schöningh
Verlag, ISBN: 978-3506769121 Italiens Erinnerungskultur ein westeuropäischer Sonderfall? Der Historiker Aram Mattioli analysiert die irritierende Aufwertung des Faschismus im Italien.
Die Verbrechen des Mussolini-Faschismus 1946 gab es in Italien – in den Augen der Historiker viel zu früh - die Generalamnestie für alle Faschisten. So kam es nie zu einem Prozess. Die Verbrechen des Mussolini-Faschismus konnten dadurch rasch vergessen werden. Vergessen die von ihm bereits Ende der zwanziger Jahre (also noch vor Hitlers Machtergreifung!) angerichteten Gräuel in Libyen, als der „Duce“ begann seinen Wahn vom zweiten Imperium Romanum in Libyen zu verwirklichen mit rassistischen Massenverbrechen, Massentötungen von „genozidalen Dimensionen“. Ebenso 1935/6 in Äthiopien , wo seine Legionäre mit einem totalen Einsatz von Senfgas die zivile Bevölkerung in einen qualvollen Massentod trieb. Ganze Stämme wurden gewaltsam in die Wüste und in den Tod deportiert. Nach Afrika setzten Mussolinis Legionäre ihre Gräuel im sogenannten „Großitalien“ fort: Albanien, Griechenland, Slowenien, Kososvo und die dalmatische Küste. Auch da war alles ausdrücklich erlaubt: totale Brutalität und Massenexekutionen.Allein in Slowenien verschwanden 30 000 Zivilisten in Konzentrationslagern. Über 50 Lager gab es für Juden, Zigeuner und Slawen (mit Frauen und Kindern) auf italienischem Boden. Keine Vernichtungslager. Aber mit ungewöhnlich hoher Todesrate. Die Menschen „verreckten“ schlichtweg. Mussolini, zieht Mattioli sein Fazit, habe den Tod von mindestens einer 1 Million Menschen zu verantworten. Aram Mattioli hat ein kluges
und spannendes Buch geschrieben. Ein deutscher
Pater hatte mich in Rom im Zusammenhang mit den
Massakern der Nazis drauf aufmerksam gemacht: "Die
Italiener sollen sich mal nicht so haben, die haben in
der faschistischen Zeit auch ganz schön Menschen
umgebracht und nicht zu wenige..." Warum der Begriff Faschismus sehr oft als Synonym für den Begriff Nationalsozialismus dient, rührt vor allem von der Namensverwandtschaft Nationalsozialismus - Sozialismus her, Sozialisten mochten nicht mit den Nationalsozialisten in den gleichen "Namenstopf" geworfen werden. Dabei haben Nationalsozialismus und Sozialismus (auch Internationalsozialismus, besonders der russische!) schon mehr als den Namen gemeinsam: In beiden "Sozialismen" ging man mit den Gegnern nach dem Motto "Wo gehobelt wird, da fallen Späne" vor: Teile der Bevölkerung, die nicht in das System hinein paßten (und die gar nicht einmal ausgesprochene Gegner waren), wurden in ganz großem Stil "beseitigt". Faschistoide Tendenzen in durchaus demokratischen Gesellschaften. Bedenken wir allein die Schwierigkeiten, eine Erziehung unserer jungen Menschen zu den Werten durchzusetzen, die mit unserer Sehnsucht nach einer Einheit von Leib und Seele zusammenhängen. Der Vorteil einer wirklichen Demokratie dürfte allerdings auch wieder darin liegen, daß sie in verfahrenen Situationen einzelnen beherzten Menschen die Chance gibt, sich durchzubeißen und notfalls im Alleingang Änderungen zu versuchen. Ob dieses in einem faschistischen Staat, der vor allem auf Macht und Gehorsam aufbaut, auch so möglich ist, vermag wohl niemand abzuschätzen. Schließlich sind ja selbst die Demokratien, in denen wir leben, nicht ganz frei von faschistoiden Zügen. Wirkliche Kritik und selbst sinnvolle Anarchie sind auch hier nicht gefragt. Ein Indiz für diese Thesen dürften die Ergebnisse der Milgram-Versuche sein, die ja in Demokratien durchgeführt wurden, die fern von jeder faschistischen Diktatur sind. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |