STRASSENKINDER. Am 14. Mai 2005 berichtet die WELT über die staatlich sanktionierte Jagd auf Straßenkinder: Honduras´ feine Gesellschaft hetzt Jugendliche zum Mord an Kindern. Der Mord an Straßenkindern ist in Mittelamerika ein weitverbreitetes Phänomen und gehört für die Regierungen zu einem der vielen Probleme, denen sie nicht Herr werden können - und in vielen Fällen auch gar nicht wollen. Ob in Nicaragua, El Salvador, Panama, Guatemala oder eben Honduras. Das Morden geht einher mit wachsender Armut, einer immer größer werdenden Kluft zwischen arm und Reich, mit der organisierten Kriminalität und dem Drogenhandel. Und mit einer nicht vorhandenen Rechtsstaatlichkeit. "Von den mehr als 2600 Morden (in den sechs Jahren bis Februar 2005) sind nur 600 überhaupt untersucht worden", erzählt Manuel Capellin von der Hilfsorganisation Casa Alianza. Von diesen seine gerade einmal 100 vor Gericht gekommen, Urteile gab es in ganzen acht Fällen. "Ganz offensichtlich sind einflußreiche Leute verwickelt, die kein Interesse an der Aufklärung haben." Für Honduras´ Straßenkinder gibt es so gut wie keinen Ausweg aus dem Teufelskreis aus Gewalt, Armut und Drogen, ihr Leben spielt sich an der Grenze zum Illegalen ab, sich selbst nehmen sie als Abschaum der Gesellschaft wahr. Heroin, Kokain und Alkohol sind ihre Flucht. "Sie leben für den Augenblick, weil sie keine Zukunft haben", sagt Manuel Capellin. Wir haben eben keine Religion der Ethik! Bedenken wir: Die Gesellschaft in Mittelamerika ist katholisch geprägt - aber eben von einem Katholizismus des Glaubens und nicht von einem Katholizismus der Ethik - siehe Glaube und Moral. Natürlich gibt es offizielle Aufforderungen zu einer Umsetzung des Glaubens im Hinblick auf eine Ethik und es gibt gewiß nicht wenige Gläubige und vor allem auch Priester und Nonnen, die sich aufgrund ihres Glaubens auch aufopferungsvoll für die Menschen in Not engagieren, also auch für die Kinder. Das Problem ist die Effektivität: Und die ist nun einmal bei einem Christentum des Glaubens immer beschränkt! Und ich sage das hier nicht nur so einfach, ich habe Erfahrungen: Im Zusammenhang mit dem Heimatbrief meiner ostpreußischen Heimatstadt sollte ich einen Bericht über den brasilianischen Zweig des Frauenordens schreiben, der von einer Bürgertochter vor 450 gegründet wurde. Und ich erfuhr aus Brasilien, daß die Schwestern sich um die Straßenkinder kümmerten. Doch als ich fragte, was sie nun genau machten, damit der Teufelskreislauf der jungen Menschen beendet würde, erfuhr ich nur, daß die Schwestern sich an die Glaubenskonzepte des Zweiten Vatikanischen Konzils hielten. Ansonsten wußten sie nicht, wovon ich redete - oder wollten es nicht wissen. Dabei sind die Straßenkinder doch im allgemeinen das Ergebnis nicht gelöster Familienprobleme ihrer Eltern, und eine Hinführung der jungen Menschen zu einer Moral der Liebe und der Partnerschaft könnte mit recht wenig Aufwand ungeahnte Kräfte in ihnen freisetzen und am Schluß sogar noch Reich und Arm miteinander versöhnen und schließlich sogar vernünftig miteinander verbinden. Denn es wird ja nicht dabei bleiben, daß nur die Armen neue-alte Ideen vom Glauben erhalten. Bedenken wir das Problem vieler Märchen: Wie viele Königssöhne (also heute vielleicht die Reichen) würden nicht arme Aschenputtel vorziehen - Bedingung ist allerdings, daß diese vor allem auch ethische Lebenskonzepte haben! (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |