Unwahrscheinlich, dass es um so etwas ging? Also dann: Wie würdest Du das interpretieren, wenn „dieser Jesus“ Dir sagt: „Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und sie spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst der König Salomo in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott das Unkraut schon so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Spießer?“ Kann das eigentlich nicht nur heißen: „Ihr rennt euch die Hacken ab und all euer Denken kreist darum, modische Fetzen zu finden, die euch aufmotzen – aber mit aller eurer Mühe zeigt ihr doch nur eure Plattheit! So natürlich und nackt wie die Lilien zu sein, das schafft ihr nie!“ Kann man diesen Ausspruch Jesu denn auch anders sehen? Aber wie? Und will Jesus damit nicht ausdrücken, dass letztlich egal ist, mit was man sich behängt oder auch nicht behängt, wenn man wirklich emanzipierter Mensch ist? Aber wird man denn dabei denn nicht sündig, weil man dadurch möglicherweise andere anmacht? Auch hierfür gibt es eine Jesuszitat: „Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines seiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird...“ (Beide Zitate stehen bei Matthäus – 5,29f und 6,28ff; die uns bekannten Worte „Kleingläubige“ und „Gras“ in diesen Zitaten habe ich geändert, denn „Kleingläubige“ sind doch die, die immer Schiß haben, also Spießer, und nicht das Gras wird üblicherweise in „ökologischen Gesellschaften ohne Herbizide und Insektizide früher und heute“ verbrannt, weil es nicht nur wertlos ist, sondern auch noch unliebsamen Samen streut oder Krankheiten verbreitet, sondern das „Unkraut“, und die Art der Drohung soll hier einmal nicht interessieren.) Also, „sündhaft“ ist nach Jesus doch nicht der, der sich seines Lebens freut (und das ist das Besondere „an diesem Jesus“, dass er offenbar die Lebensfreude eingebaut hat, damit seine Moralvorstellungen attraktiv werden), sondern der, der dafür nicht die richtige Selbstdisziplin hat und damit auch die Chancen zu wirklicher Liebe bei anderen Menschen und auch bei sich selbst zerstört. Ist Jesus da unnatürlich – oder haben wir nur eine verkorkste Einstellung zur Moral? Oder ist uns eben eine Moral in unser Bewusstsein „gepresst“ worden, die doch nichts hilft, weil sie einfach gar nicht gehalten werden kann? Viele Fragen... (Es liegt bei unserem Glaubensursprung Jesus wie beim alten Dichter Ovid die Vermutung nahe, dass das mit der „Gotteslästerung“ oder eben der „Anleitung zur Unmoral“, was man beiden je nachdem vorwarf, die sich in Wirklichkeit doch mit neuen Ideen für wirkliche Moral eingesetzt hatten, nur ein Vorwand war, man wusste ganz genau, dass ihr Ziel das genaue Gegenteil war. Doch das verdrängten diejenigen lieber, die damals im alten Jerusalem oder im alten Rom etwas zu sagen hatten. Denn worauf würde das hinauslaufen, wenn die Menschen – und gerade die jungen - wirklich „moralischer“ würden? Was passierte, wenn vor allem die jungen Leute ihr Leben und vor allem ihre Liebe bewusster gestalteten? Würde dann nicht mit der Zeit jedes menschliche System, das ja auf Macht und Herrschaft beruht, zusammenbrechen? Und weil nun diejenigen, die etwas zu sagen haben, nun einmal immer auch die „alten“ Leute sind, die nie Interesse an einer Änderung haben, wurden damals diese beiden anders denkenden Männer beiseite geschafft – jeder entsprechend seiner „Schwere der Schuld“ oder eben dem vermuteten „Schaden“, den die Verwirklichung seiner Ideen „angerichtet“ hätte: Der eine kam mit der Verbannung davon, der andere wurde grausam ermordet – beides schließlich auch von öffentlichen Behörden ausgeführt. Und auch heute werden immer noch die Ideen beider „ausgemerzt“, aus den Ideen des einen hat man eine auf Überirdisches ausgerichtete Heilslehre gemacht und aus den Ideen des anderen Lektionen für geschliffenes Latein.... So einfach geht das...) Zum Trost: Niemand heute weiß genau, was der wirkliche Jesus vor 2000 Jahren wollte und warum er vor allem gekreuzigt wurde. Und wer sagt, er wüsste es, der lügt. Das, was wir von Jesus wissen, ist Kerygma (zu deutsch etwa „Verkündigung“ oder „Marketing“), also das, was die Christen der Urkirche geglaubt und aufgeschrieben haben, um andere in ihrer damaligen Zeit für den christlichen Glauben zu begeistern, und nicht das, was wirklich war. Die christlichen Kirchen von heute gehen in ihrer Praxis leider immer noch nur von dieser Verkündigung aus (obwohl sie längst wissen, dass sie nie der Wirklichkeit entsprach) und liegen damit nicht richtig. Immerhin können wir noch „zwischen den Zeilen lesen“, was tatsächlich gewesen sein könnte, wer also der wirkliche Jesus war und was er wollte – und vermutlich wäre das alles Ihnen gar nicht so unsympathisch. Und darum bemüht sich diese Website. Vielleicht sind Sie also hier richtig? Entscheidend für den wirklichen Jesus - oder wie Fachleute sagen den „historischen Jesus“ - war vermutlich nicht, was Menschen geglaubt haben, und was sie von ihm selbst geglaubt haben, schon gar nicht, sondern ihre Lebenspraxis. Damit ist er allerdings zu seiner Zeit angeeckt – und würde das heute vermutlich wieder tun, weil wir Menschen uns ja nicht geändert haben. Wenn Du bis hierher durchgehalten hast, könnte es sein, dass sich diese Website für Dich lohnt! Bitte mit dem Überblick (inklusive Vorwort und Gliederung) beginnen!(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |