HEROSTRATOS (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

HEROSTRATOS-HEROSTRAT. 

Herostrat von Peter Maiwald: 

Nichts war ich. Gelegentlich

ließ man mich die Ställe 

säubern oder Körbe schleppen

auf dem Markt. Da verbrannte 

ich, was sie so sehr liebten

ihr Wissen und ihr Unwissen

über mich, die ganze Bibliothek

von Ephesos. Seitdem bin ich.

Der Grieche Herostratos steckte 356 v. Chr. den Artemistempel zu Ephesus (bzw. die Bibliothek) in Brand einzig aus dem Grund, um berühmt zu werden. Es war ihm auch gleichgültig, daß er hinterher die Todesstrafe bekam, Hauptsache eben, er war berühmt. Wir nennen heute so einen Verbrecher aus Ruhmsucht eben Herostrat - ob das nicht dasselbe Motiv ist, daß diese palästinensischen Selbstmordattentäter treibt? Denn wie wir wissen, gelten diese Attentäter als ganz große Helden in ihren Familien und im ganzen Land. Nur: Irgendwann nutzt sich das ab, wenn´s zu viele davon gibt, und recht bald steht auch in der eigenen Familie vielleicht noch das Bild auf dem Küchenschrank, doch mehr nicht. Und ob Gott wirklich von so einer Tat so begeistert ist, ob man nicht mit seinem Leben etwas Sinnvolleres und auch Spannenderes hätte anfangen sollen, von dem man etwas länger etwas gehabt hätte? 

Dazu kommt: Etwas um Gottes willen zu machen, kann nicht richtig sein, denn so genau wissen wir ja gar nicht, ob es ihn überhaupt gibt. Und wenn es ihn tatsächlich gibt, dann wird er auch bedenken, daß wir ja so genau gar nichts von seiner Existenz wissen. Also wird er nichts von uns verlangen, was nur für ihn einen Sinn hat - er wird das sogar als falsch empfinden. Tun wir lieber etwas, was auch ohne ihn einen Sinn hätte! Kämpfen wir lieber, daß eine wirkliche Liebe für alle Menschen Wirklichkeit wird! Das kann auch ein brisanter Kampf sein, denken wir etwa, wenn wir gegen die Scheinmoral der eigenen Gesellschaft angehen, das wollen "die" nämlich schon gar nicht. Gefährlich ist also auch das. Mit einem solchen Einsatz würden wir uns allerdings wirklich von der Spießigkeit unserer Umwelt abheben! Wenn wir schon unser Leben einsetzen, dann doch für eine Utopie, bei dem wir auch eine Chance haben, zu überleben und Früchte zu genießen. Mit einem Todeskommando verlassen wir uns unter Umständen auf eine Illusion, also auf etwas, das uns in typisch patriarchalischen Gesellschaften nur eingeredet wurde (siehe negatives Patriarchat) und wobei möglicherweise überhaupt keine Realität dahinter steh sondern nur die Macht von einigen alten Männern, die selbst nie auf solche Himmelfahrtskommandos einlassen würden. Das Problem für die Selbstmordattentäter: Zum Kampf für eine diesseitige Utopie müßte man allerdings etwas mehr Grips im Kopf haben, doch an dem ist typischen Religionen bei ihren Gläubigen ja gar nicht gelegen. Lieber sie bringen sich um, als sie versuchen das System zu ändern. (Wörterbuch von basisreligion)