Grossvater


GROSSVATER.

Genauer gesagt: Es soll hier nicht nur um das Thema Großvater-Enkeltochter gehen, sondern ganz allgemein um das Thema "Älterer Herr - junges Mädchen".

Eine solche Beziehung wird heutzutage im Allgemeinen von vornherein verteufelt. Denn um was soll es denn da schon sonst gehen, als dass sich ein alter Mann an einem jungen Mädchen aufgeilt. Und selbst wenn er von dem jungen Mädchen keinen Sex will, dann macht das auch nichts, dann benutzt er eben das Mädchen, um sich an ihm zu ergötzen, ja was will denn sonst ein Alter von einem Mädchen, der nicht mehr kann, was er will, ist also genauso schlimm!

Wirklich? Was passiert denn dabei dem Mädchen?

Und selbst wenn das so wäre mit dem "Ergötzen", sind wir hier wirklich sachlich? Was passiert denn dem Mädchen dabei? Nehmen wir einmal an, das Mädchen würde sich hinter einer einseitig durchsichtigen Wand bewegen, so dass es zwar von dem Mann gesehen werden könnte, aber selbst nicht bemerkte, dass es beobachtet wird. Das Mädchen würde dabei doch nun wirklich keinen Schaden erleiden, es würde diese Spannerei ja gar nicht bemerken.

Und wenn es diese Spannerei nun bemerkt - das soll auf einmal ein Schaden sein?

Sieht das nicht danach aus, als ob hier von missgünstigen Menschen ein Schaden konstruiert wird, weil sie irgendwie etwas nicht ertragen können, was eigentlich völlig harmlos ist? Und weil sie vielleicht selbst ganz massive Leichen im Keller haben und jetzt für andere auch welche konstruieren, weil sie sich einfach besser fühlen, wenn andere auch Leichen haben?

Und überhaupt: Was ist, wenn sich ein Mädchen sehr gern von einem Mann anschauen lässt, bei dem klar ist, dass er nichts von ihm will? (Allerdings so viel ich herausbekommen habe: Falls das Mädchen in seinem bisherigen Leben nicht sehr verschreckt wurde, hat es sicher die Auffassung: "Gleiches Recht für alle!" - also: Wenn du glotzt, dann möchte bitteschön auch ich das dürfen!)

Dass ein Mädchen dagegen nichts hat beziehungsweise da sogar noch mitmacht, können wir uns dann nur damit erklären, dass das Mädchen offensichtlich einen Schaden hat, also dass es etwa entweder überhaupt keinen Vater oder wenigstens keinen vernünftigen Vater hatte oder von Gleichaltrigen enttäuscht worden ist.

Ich frage mich allerdings: Wenn wir immer nur davon ausgehen, dass nur der sich aufgeilen darf, der auch wirklich den Sex haben will oder kann, machen wir es uns damit nicht etwas einfach?

Die Sachlage kann nämlich auch durchaus etwas anders sein:

Es ist nun einmal so, dass sich jedes Lebewesen fortpflanzen und dabei auch seine Gene nicht sinnlos verschwenden möchte. Und das heißt nun nicht unbedingt, dass man selbst immer nur erfolgreich Sex haben möchte (erfolgreich in dem Sinn Kinder zu zeugen), sondern auch für die Kinder sorgen möchte. Denn allein mit dem Zeugen ist es ja noch nicht getan, erfolgreich heißt ja auch, die Kinder großzuziehen, damit sie irgendwann ihrerseits wieder Kinder haben. In der Praxis heißt das, dass etwa ein Vater, der nun einmal in seine Tochter viel investiert hat, auch nicht möchte, dass sie bei einem Taugenichts oder gar auf dem Strich landet, wo dann sozusagen der Fortpflanzungserfolg nicht mehr da ist und die Gene des Vaters nicht mehr richtig weitergegeben werden können.

Also hat ein Vater eben auch einen Trieb, dass seine Tochter den für sie wirklich geeigneten Mann findet - und nicht bei einem Mann landet, der von einem Vater eher als ungeeignet für die Tochter eingestuft wird. Und diese Abneigung wird dann sehr oft als Eifersucht empfunden, doch sie ist in Wirklichkeit nur Sorge (ob zu Recht oder Unrecht, interessiert hier nicht). Interessant ist ja, dass derselbe Vater, der bei dem einen Freund seiner Tochter eifersüchtig wirkt, gegen einen anderen gar nichts einzuwenden hat.

Na, und bei einem Großvater ist das nun dasselbe - nur dass da sehr oft von vornherein auch überhaupt kein Drang mehr nach sexueller Vereinigung da ist.

Dabei ist doch das, was da einen Großvater zu seiner Enkelin oder auch einen älteren Mann zu einem jungen Mädchen treibt, durchaus völlig natürlich! Hier findet sozusagen eine Großvater-Enkelin-Beziehung statt: Der alte Mann gibt dem Mädchen etwas von seinem Wissen ab (durchaus auch, wie sie die jungen Männer, die gut für sie sind, von denen, die nur oberflächliche "Abenteuer-Beziehungen" mit ihr haben wollen) unterscheiden kann - und das Mädchen gibt dem alten Mann etwas von seiner Jugend ab - und da nichts zwischen den beiden an Intimität passiert, also ohne irgendeine negative "Nebenwirkung" für einen von beiden. Wenn das  nicht eine tolle Sache ist!

Eine sehr lesenswerte Schilderung einer solchen Beziehung finden wir in dem Roman  Erinnerung an meine traurigen Huren des kolumbianischen Nobelpreisträgers Gabriel García Márquez (leider ist der Titel des Romans etwas verwirrend, der Roman müsste eher heißen "Bekehrung eines alten Casanofas zur wirklichen Liebe" oder so). Leider ist eine solche Beziehung bei uns heute so tabuisiert, dass der alte Herr in diesem Roman nur mit knapper Not selbst drauf kommt, wie schön die Sorge um ein junges Mädchen ist - schade, was hätte er sonst noch daraus machen können!

Was aber wäre, wenn solche Beziehungen nicht grundsätzlich schlecht gemacht würden, wenn man also versuchte, sie zu kultivieren? Denn davon könnten doch alle etwas haben. Nicht nur, dass unsere Rentner und Pensionäre heute sehr rüstig und oft auch finanziell oft sehr gut ausgestattet sind und ein gutes Wissen haben, sondern auch, dass sie nicht mehr so unter dem sehr oft krampfhaften Zwang stehen, alles pädagogisch richtig zu machen. Nein, sie habe etwas, was vielleicht viel mehr wert ist, nämlich einen Überblick, was nun belanglos ist und was dem jungen Menschen wirklich etwas bringen kann. Ich verweise hier auf dem Roman von Gabriel García Márquez: Die Nacktheit des schönen Mädchens - zumal bei der Hitze - hat den alten Herrn schließlich doch nur dazu motiviert, ihm Geschichten aus der Weltliteratur vorzulesen und für es zu sorgen, so gut als es für ihn möglich war. Und darauf kommt es doch an! Und wenn er durch die Nacktheit dazu motiviert wird – wo ist bitte das Problem?

Und eine Debatte in der WELT vom 2. 2. 2005:

Attraktive ältere Herren

Womit haben sexuell aktive Junggesellen eigentlich die schlechte Presse verdient?

Männer meines Alters besitzen gelegentlich die Unverfrorenheit, sich als Sexualwesen zu verhalten. Und zwar, jetzt kommt's: sogar woanders als in der stabilen Ehe mit einer gleichaltrigen Frau. Sie handeln sich damit eine derart hundsmiserable Presse ein, man glaubt es gar nicht. Ich will mich beherrschen und die entsprechenden Bemerkungen und Verhaltensweisen aus meinem eigenen weiteren Bekanntenkreis nicht anführen. Denn auch die Beispiele in der veröffentlichten Meinung sind Legion. Die Schmutzkampagne Mia Farrows gegen Woody Allen und Soon-Yi Previn und ihre feministischen Resonanzen waren die härteste Variante, an die ich mich aus der letzten Zeit erinnern kann. Und die vielfach völlig unreflektiert sexualneidische Debatte über die Anzahl der Ehen des Bundeskanzlers und über die aktuelle Lebenspartnerin unseres Außenministers wundert den kritischen Medienbeobachter schon gar nicht mehr.
....... 

Und wieso der Sex von Familienvätern "schmieriger" sein soll als derjenige von anderen Menschen, verstehe ich, ein alt gewordenes Kind von Marx, Freud und Coca-Cola, schon mal überhaupt nicht. Hat nicht Madonna, in diesen Dingen doch unbezweifelbar eine Autorität hohen Ranges, jüngst sozusagen ex cathedra klargestellt, Sex sei überhaupt nur schmutzig, wenn man vorher nicht duscht? "Schmierig" scheint der an sich stinknormale und seit Jahrzehnten ok-e gute alte Sexualtrieb heutzutage offenbar nur, wenn er sich a.) an Männern zu erkennen gibt, die b.) über 45 sind. Und c.) sich auf jüngere Frauen richtet. Nun wollen wir es gar nicht thematisieren und begrifflich durchdeklinieren, wie feministisch es eigentlich ist, zumindest volljährige Frauen im Vollbesitz des aktiven und passiven Wahlrechts zu bambiäugigen Opfern schmieriger Greisenschlüpfrigkeit zu stilisieren, wenn sie einen älteren Mann haben oder auch nur mit einem schlafen.

Vielmehr sei einmal auf die Tatsache verwiesen, daß eigentlich die gesamte Literatur- und Kunstgeschichte (und wir kennen die Geschichte der Erotik eigentlich nur aus der Kunst und Literatur) die lustvolle, lustige, tragische, von mir aus gelegentlich auch schmierige Verbindung des alten Manns mit der jungen Frau seit Jahrtausenden ohne mit der Wimper zu zucken als korrekte Variante feiert, schildert, betrauert und heroisiert. Die Geschichte der Erotik als Passion beginnt überhaupt in der Konstellation alten Begehrens mit junger Anbetungswürdigkeit, bei Platon und Sappho. Und ist nicht vollends die Moderne literarisch gar nicht denkbar ohne den alten Mann und das Mädchen? Den großen Italo Svevo nennen wir gar nicht (kennt niemand; wird uns gleich als "neurotisch" wegzensiert). Aber könnte denn Eduard in Goethes "Wahlverwandtschaften" nicht geradezu Ottiliens Vater sein? Ist Charles Swann in Prousts empirischer Studie des erotischen Wahnsinns nicht mindestens 15 Jahre älter als seine Odette? Und was ist mit Marianne von Willemer und dem "West-Östlichen Divan"?

Wie dem auch sei. Es ist jedenfalls nicht einzusehen, daß eine heterosexuelle Disposition, die im vorletzten Jahrhundert und bis weit ins letzte hinein das Erwartbare und gesellschaftlich Normale war (gehört denn in unseren feministischen Kreisen "Effi Briest" nicht mehr zur Pflichtlektüre?) zu Beginn unseres 21. Säkulums nur deshalb mit dieser selbstgerechten Herablassung behandelt wird, weil das unregulierte Begehren eines älteren Mannes dabei im Spiel ist. Denn das ist vielleicht überhaupt des Pudels Kern. Die männliche Sexualität ist inzwischen so dicht von einer geschlossenen Phalanx allerorten naiv geäußerter öffentlicher Verdächtigungen umstellt (Penetration! Ausbeutung! Vergewaltigung! Nur das Eine! Schmierigkeit!), daß er sich nur in der Form jungmännerhaft leonardodicaprioider Niedlichkeit und fast noch Unschuld (jedenfalls als Auslöser des Aufschreis süüüüüß!) ungestraft im Licht der Öffentlichkeit zeigen kann. Jenseits der 35 dagegen hat der unverheiratete Mann entweder schwul zu sein (noch besser: impotent) oder sich zu verstecken, wenn er der (hier plötzlich ganz ungebremsten, von politisch korrekten Skrupeln nicht angekränkelten) Diskrimination durch einen längst zum Mainstream, zur politischen Folklore und einer Art theoretischer Airport Art gewordenen Feminismus entgehen will. Viel Gedankenloses und Grausames ist da im Spiel, viel Neid übrigens, wie erwähnt, zum Teil leider auch. Der ältere Mann ist dem populärfeministischen Mainstream zufolge entweder Ehemann oder Loser. Er hat die Wahl zwischen den Rollenfächern Pantoffelheld, vereinsamt und verwahrlost vor sich hinmuffelnder Sonderling oder demütiges Scheidungsopfer, das selber schuld dran ist und in entwürdigenden Fernsehshows um seine Frau "kämpft". Nun, ich habe Neuigkeiten für den populärfeministischen Mainstream. Gar nicht unbedingt nur die, daß man sich schon durch den Augenschein davon überzeugen kann, daß eine Menge junger Frauen (und nicht die schlechtesten, dümmsten, aufopferungssüchtigsten, unemanzipiertesten) ältere Männer offenbar nicht nur begehrenswert finden, sondern sich an ihrer Seite oft genug auf Dauer wohlfühlen, entfalten, beruflich und persönlich weiterentwickeln. Sondern vor allem, daß wir attraktiven alten Säcke nicht mehr gesonnen sind, die uns populärfeministischerseits zugedachte Diskriminierung und Naivhäme in der gebotenen Zerknirschung weiter hinzunehmen. Es wird Zeit für die Befreiung des älteren Junggesellen. Überhaupt beobachte ich mit großer Genugtuung, daß es auch vielen heterosexuellen Männern in der letzten Zeit nicht mehr so recht einleuchtet, warum sie als Träger eines männlichen Geschlechtsteils immer vorab schon ("je schon" wie das Adorno nannte) nach einer Maxime in der Welt herumlaufen sollten, die der Alt-Arie Nr. 6 in Bachs Matthäuspassion unter dem Satz "Buß' und Reu' knirscht das Sündenherz entzwei" geläufig ist. Die beherzten Leitartikel (jüngst im "Spiegel"), in denen die empörende Ausplünderung, Demütigung und soziale Demontage vieler geschiedener Männer durch ihre Exfrauen geschildert wird, sind ein weiteres ermutigendes Zeichen. Daß auch intelligenten jungen Männern, Familienvätern, Hausbesitzern, Ehe-Fans inzwischen auffällt, wieviel Männerhaß, Sexualfeindschaft, Generalverdacht, unreflektierte pseudofeministische Mißgunst ihnen in bundesrepublikanischen Presseerzeugnissen, Filmen, Fernsehendungen, Bemerkungen völlig unverdient entgegenkommt, ist ein Licht am Ende des Tunnels auch für uns bachelors with attitude. Eine zukünftige Bachelor-Pride-Bewegung, als deren Grand Old Sack ich mich mit dieser kleinen Polemik hiermit schon mal perspektivisch bewerben und ins Gespräch bringen möchte, sollte zunächst vielleicht nicht mehr tun, als vom frühen Feminismus zu lernen und sich für alle öffentliche Herabsetzung und Diskriminierung unserer Altherrenerotik zu "sensibilisieren", womit hierfür schon mal der Anfang gemacht ist. Auf Selbsthilfezentren, Kuschelecken, Aufklebesticker fürs Auto ("Auch wir schmutzigen alten Männer brauchen Liebe"), auf Gruppen für offensives männliches Menopausieren verzichten wir fürs erste. Unser ganz persönlicher Stonewall-Triumph wäre schon errungen, wenn wir das nächste Mal, wenn wir eine dumme Bemerkung über unsere neue Freundin hören, cool und selbstbewußt die sexualpolitisch korrekte Zurückhaltung einfordern, auf die jede Bewegungslesbe heute mit großem und selbstverständlichen Recht Anspruch erhebt und hat. Es gehört zu den Verdiensten des Feminismus, daß er die seelischen Grundlagen dafür geschaffen und popularisiert hat, sich auch seiner gedankenlosen Varianten zu erwehren.

Soweit es sich um "ordentliche" Beziehungen zwischen Älteren und Jüngeren handelt, kann ich nur zustimmen! Werden Sie nicht neugierig, wer das geschrieben hat? Den Namen und den vollständigen Text finden Sie unter der Url: http://www.welt.de/data/2005/02/02/457212.html

Und natürlich geht es auch, wenn die Frau älter ist als der Mann! Siehe hierzu den Beitrag in der WELT vom 31. Dezember 2005: "Reife Dame sucht jungen Beau - Bei der Partnerwahl spielt der Altersunterschied eine immer geringere Rolle". Vollständige Url. des Artikels: http://www.welt.de/data/2005/12/31/825059.html
Doch schauen Sie einmal in den Beitrag, so richtig haltbar sind diese Ehen nun auch nicht!




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