FETTLEIBIGKEIT BEI KINDERN (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

FETTLEIBIGKEIT BEI KINDERN.

Unter der Überschrift "Deutschlands dicke Kinder - Nicht nur dumm und faul, jetzt auch noch fettleibig! Die Ärzte können es nicht richten" finden wir in der WELT vom 7.7.2004 einen Anstoß zur Debatte, aus dem ich hier einige Passagen (in grün) zitiere. Den vollständigen Beitrag mit Angabe des Verfassers finden Sie unter der Url:  http://www.welt.de/data/2004/07/07/301661.html

Deutschlands fette Kinder sind in aller Munde - haben die Eltern denn keine Augen im Kopf?

Dadurch aber, dass das Problem inzwischen auf der rein medizinischen Ebene angelangt ist, dass vom Krankheitsbild der Adipositas und des Übergewichts mit all seinen damit verbundenen organischen Folgeleiden die Rede ist und nicht einfach mehr nur von Fettleibigkeit, geraten schnell jene aus dem Blickfeld, die das Desaster zuallererst zu verantworten haben: die Eltern. Man wird sich wohl fragen dürfen, haben sie keine Augen im Kopf? Noch nie wurden wir alle medial so reichlich von Bildern umzingelt wie heute. Wissen auch Eltern nicht mehr, wie ein Kind "normal" auszusehen hat, was es essen und trinken sollte, was es nicht essen und trinken sollte und, vor allem, wie es sich gesund entwickelt? Sind Eltern so schlapp und abhängig geworden von dem Urteil Dritter, der Ärzte, dass sie sich von ihnen erklären lassen müssen, dass ihr Kind aus allen Nähten platzt und aus dem letzten Loch pfeift?
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Eine möglichst lange Stillzeit kann der Fettleibigkeit bei Kindern vorbeugen, doch unsere verklemmte und dekadente Gesellschaft steht dem sehr oft entgegen....

Letztlich ersetzt aber eine noch so großzügige Anreicherung der Gremien und Ausschüsse durch hoch bezahlte Professoren nicht die Eigenarbeit des Einzelnen im kleinen Kreis, in der Familie. Die groß angelegte Kieler Adipositas-Präventionsstudie (KOPS) hat dies deutlich gemacht. Zwischen 1996 und 2001 wurden 4997 Kinder bei den jährlichen schulärztlichen Eingangsuntersuchungen erfasst und im Hinblick auf biologische, sozioökonomische, ernährungs- und verhaltensrelevante Faktoren charakterisiert. Ergebnis: Eine frühzeitige Vorsorge ist möglich und ergiebig. Vor allem bei der Aufzählung jener Ursachen, die zur Entstehung (oder Nichtentstehung) von Fettsucht führen, spielten familieninterne Faktoren eine entscheidende Rolle. So wurden gestillte Kinder im Alter von sechs Jahren seltener übergewichtig als ungestillte. Dieser Effekt nahm mit Dauer der Stillzeit zu. Soll heißen: Mütter sollten sich in jedem Fall die Zeit nehmen, mindestens so lange auf den beruflichen Wiedereinstieg zu verzichten, bis die Stillphase - in der Regel sechs bis acht Monate - abgeschlossen ist. Solange es allerdings immer noch in deutschen Restaurants und Cafés
als anstößig gilt, wenn eine junge Mutter auf dem natürlichsten aller Wege Hunger und Durst ihres Säuglings stillt, indem man sie auffordert, "doch bitte ihre Brust einzupacken mit Rücksicht auf die anderen Gäste", so lange braucht man sich über die hiesige Stillmüdigkeit nicht weiter zu wundern. Zur Schau getragene Brüste in Kino, Theater, Love Parade oder sonst wo gelten als vollkommen normal, zur Nahrung dargebotene nun mal nicht. Ferner prangerte Kops die körperliche Inaktivität, speziell auch vor dem Fernsehen, an. Wer führt die Kontrolle über Programm und Ausschaltknopf, wenn nicht die Eltern? Weitere Faktoren: ein unharmonisches Familienleben, das Rauchverhalten der Eltern und die Anzahl der erziehenden Elternteile.

Alle noch so gut gemeinten und perfekt geplanten Ernährungslehren für Kinder im Schulunterricht bleiben so lange von Misserfolg gekrönt, wie die  Eltern - die Erziehungsberechtigten und auch -verpflichteten! - sie unterlaufen.

Und zwar nicht unbewusst, sondern gezielt. Wer einmal auf einem Elternabend miterlebt hat, wie dort der Vorschlag der Klassenlehrerin zerpflückt wird, auf der bevorstehenden fünftägigen Klassenfahrt generell auf Süßigkeiten zu verzichten, um die soeben in einem speziellen Unterrichtsprojekt erworbenen Ernährungskenntnisse auch praktisch umzusetzen, der wundert sich über nichts mehr. Mit Händen und Füßen verteidigen dort Väter und Mütter das "Recht" ihrer süßen Kleinen auf Süßes. Koste es, was es wolle. Auch wenn der Preis ein dickes Stück Gesundheit heißt.

 

Einen Hinweis auf ein Buch Fettarm leben: Wie Sie die Fettmacher ausschalten und die Fettverbrenner einschalten von Cooper/Cooper/Dittmar finden Sie unter dem Stichwort Wissenskraft statt Willenskraft. (Dies ist keine Werbung sondern nur eine Gefälligkeit, weil ich den schönen Slogan "Wissenskraft statt Willenskraft" dort fand!)

Einen Hinweis, wie so etwas beim Essen klappt (also das mit dem Motto "Wissenskraft statt Willenskraft") finden Sie schon einmal in dem WELT-Artikel vom 26. Oktober 2004: Ständig Appetit? So läßt sich ein einstmals sinnvoller Instinkt austricksen:   
....Bringen Sie verführerische Lebensmittel aus Ihrem Blickfeld, oder kaufen Sie sie erst gar nicht. Gehen Sie nie hungrig einkaufen, und machen Sie im Supermarkt einen Bogen um Lebensmittel, für die Sie anfällig sind. Verringern Sie Ihre Portionsgrößen um ein Viertel. Studien zeigen, daß wir bei Mahlzeiten im Schnitt 25 Prozent zuviel essen. Essen Sie langsam und nie neben anderen Tätigkeiten. Es dauert mindestens zehn bis 15 Minuten, bis unser Sättigungssignal anspricht. Schnelles und unbewußtes Essen ist eine Garantie für Übergewicht. Menschen mit wenig Zeit könnten beispielsweise statt Fastfood zu essen am Wochenende eine große Schüssel Suppe oder ein Nudelgericht mit Gemüse vorkochen und einfrieren. Bei Bedarf ist es in kurzer Zeit aufgewärmt....  Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2004/10/26/351320.html

Eßgewohnheiten früh festgelegt

Und eine andere Meldung aus der WELT (6. Juni 2005): "Wer als Dreijähriger nur Hamburger und Pommes frites zu essen bekommt, wird auch als Erwachsener Fast food bevorzugen. Wer sich dagegen im Kindergartenalter vorwiegend von Obst und Gemüse ernährt, bleibt sein Leben lang der gesunden Küche treu. Das haben Forscher der Universität Dijon in einer Langzeitstudie festgestellt. Demnach werden Eßgewohnheiten im Alter von zwei bis drei Jahren festgelegt." Eltern sollten das bedenken, wenn sie ihren Kindern etwa unnötig viel Gezuckertes zu essen geben, und sich fragen, ob es nicht auch etwas Natürlicheres tut.
 

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)