ENGEL (auch Schutzengel) sind ein Erbe des vorjüdischen und vorchristlichen Götterglaubens und gehören zu einem mythologischen Gottes- und Weltbild: Die Gottheit ist von einem gewaltigen himmlischen Hofstaat mit Ober- und Unterengeln umgeben. Und ab und zu wird einmal einer dieser Hofstaatangehörigen als Bote (griech. angelos, von daher abgeleitet also "Engel") zu den Menschen gesandt, etwa als persönlicher Schutzengel oder eben der Erzengel Gabriel (obwohl reine Erfindung, haben Engel oft auch noch Namen!) zu Maria, um ihr die Jungfrauengeburt zu verkünden. Obwohl sich mit der Entmythologisierung auch die Existenz von Engeln erledigt hat, sollte ihre Ablehnung nun wirklich nicht in Vandalismus ausarten, auch hier keine Revolution sondern eine Evolution! Natürlich sollen wir vor allem gegenüber Kindern vorsichtig sein, daß sie die Existenz von Engeln nicht für bare Münze nehmen. Wenn wir Kindern etwas beibringen im Zusammenhang mit christlichem Glauben, so muß sich das immer an der Idee des selbstverändernden Gebets orientieren. Das Gegenteil von Engel sind Teufel. Engel im Unterricht für Kinder - und überhaupt die Gottesfrage Am besten hierzu aus einem Mailwechsel mit einer Besucherin (Iris, Mutter und Lehrerin an einem Gymnasium). Sie ist wegen ihrer Tochter in die Müttergruppe einer evangelischen Gemeinde geraten: Iris: Die Pastoren, tja; es war nur einer diesmal, dafür eine Mutter mehr... und mindestens zwei kommen noch dazu, und das ist auch gut, weil ich mich irgendwie nicht in der Lage sehe, Kindergottesdienste zu solchen komischen Themen abzuhalten wie Engel. Darum ging es nämlich. Es gibt ja diese Themenvorschläge für Kindergottesdienste von der EKD, und es ist natürlich immer gut, wenn man sich nicht alles selbst ausdenken muss, also hat der Pfarrer das halt mal mitgebracht, und keiner hatte groß was einzuwenden, außer mir natürlich. Ich finde das einfach übertrieben, Engel, an drei Sonntagen, so wichtig sind die doch gar nicht, und was sollen die Kinder damit? Die anderen waren ziemlich überrascht, dass meine Kinder nicht umgeben von Schutzengeln aufwachsen... Also, ehrlich gesagt, ich hatte eigentlich diese Schutzengel-Geschichte für so einen alten katholischen Aberglauben gehalten... aber es scheint etwas grundlegend Christliches zu sein! Klar, wenn man so sieht, was Kinder alles treiben, ohne sich ernsthaft zu verletzen, kann man schon an Schutzengel glauben – aber die Macht dieser Schutzengel ist halt bloß proportional zur körperlichen Fitness der Kinder – Lauras Schutzengel ist z. B. ziemlich schlapp. (Natürlich: Es hätte immer noch schlimmer kommen können!) Na ja, hat wohl alles nicht viel mit diesen biblischen Engeln zu tun, wenn es auch fröhlich durcheinander gemischt wird. Ich selbst finde das ja auch ganz interessant, den Auftritt dieser einzelnen Engelsgestalten so mit dem zu vergleichen, wie man es heute ausdrücken würde. Aber das ist doch kein Vorschul-/Grundschulthema. Leider war ich an dem Abend ziemlich müde und konnte irgendwie nicht so richtig reagieren; trotzdem haben wir uns lange genug aufgehalten mit Grundsatzdiskussionen, und was jetzt konkret laufen soll, an diesen ersten Kindergottesdiensten im Januar, ist noch unklar geblieben... Ich glaube, ich muss meine Einwände mal aufschreiben; im Grunde finde ich das ganze Thema einschließlich der vorgeschlagenen Bibeltexte ziemlich daneben – ich stelle mir halt immer vor, wie das auf Laura wirken würde – vielleicht macht es nichts weiter, aber verwirrend ist es allemal. Wahrscheinlich hast du recht, wir sollten lieber mit den Kindern wandern gehen... Außerdem gibt es so gute Kindergeschichten, über die man reden könnte, bloß stehen die nicht in der Bibel, und dann ist es wohl nicht christlich genug. Na ja. Basisreligion: Ich habe natürlich mit den Engeln meine gewaltigen Probleme: Denn es gibt natürlich auch viele Situationen, die gar nicht so gut liefen und wo man sich fragt, wo der Schutzengel denn war. Und ich sehe das gar nicht als christlich an, selbst wenn so etwas immer herumgeistert. Was für eine Funktion haben diese Engel denn, die von Schutzgöttern, oder Nebengöttern? Also wird dann doch wieder der Monotheismus unterlaufen! Warum nicht direkt Gott, wenn es schon so etwas sein muß? Also ich finde, das ist ganz toll, dass Du dort mitmachst, dass da nämlich dann nicht nur die Jasager sind, sondern auch mal ein Gegenpol, der die schweigende Mehrheit der "Gläubigen" vertritt. Muß denn immer alles so christlich sein? Kann man nicht erst mal auch allgemeine menschliche Werte vermitteln? Da gab es so schöne (Kalender-)Geschichten von Peter Hebbel - etwa "Sparsamkeit ist nicht Geiz" (von dem Bauern, der seine Knechte schalt, dass sie die teuren Seile draußen vergammeln ließen, was zwei notleidende Frauen beobachteten und zu sich sagten, dass der Bauer wohl geizig sei und sie besser erst gar nicht um Hilfe bitten sollten, und nachher war der dann der freigiebigste und klärte sie auf ihre Frage, dass er sparsam sei und nicht geizig - und die meisten Leute würden das einfach nicht begreifen, dass da ein Unterschied ist), oder "Kleider machen Leute" oder sonstige einfache Tugenden. Oder auch praktische Kniffe, die in Richtung Menschenkenntnis gehen. Und am Schluß ein flottes frommes Lied und fertig! Nach dem Motto: Wir sind eine Gemeinschaft, die vernünftig ist - und darüber freut sich Jesus oder eben Gott! Und hier und dort gibt es dazu dann auch eine Geschichte aus der Bibel - es ist überhaupt sinnvoll, beide Quellen zu vermischen. Oder abzuwechseln. Dann erscheint den Kindern die Bibel vielleicht nicht mehr aus dem Leben gerissen. Im Endeffekt wäre das dann viel frommer! Iris: Danke für den Engel-Kommentar, das tut mit wirklich gut. Ich würde da auch gar nicht mit machen, glaube ich, ohne dich... Ich hätte das alles dubios gefunden, aber doch nicht wirklich was entgegensetzen können, und was sollte ich dann da. Aber wenn du das auch so siehst, dass man die wesentlichen Werte eben oft auf alternative Weise viel besser rüber bringen könnte usw., und dass man sich mit diesen Engeln gar nicht unbedingt abfinden muss, das ist schon gut. Ich habe ja auch nichts gegen Bibelgeschichten, aber ich finde die meisten (die ich kenne) einfach zu kompliziert für Kinder, schon wegen der ganzen Hintergründe, die man kennen muss, und inhaltlich auch uninteressant; im Grunde waren sie ja wohl auch nicht für Kinder gedacht. Und daraus dann spannende Kindererzählungen zu machen, das mag ja klappen, aber es ist halt bloß eine Märchenstunde. Genau was du sagst, mit den menschlichen Werten, darum geht es doch, und nicht um Engel, die Josef im Traum erschienen sind, in dieser komischen Legende. Schön und gut, in anderen Menschen gelegentlich Engel zu sehen, aber Kinder sollten doch erst mal in ihrem Gegenüber den Menschen sehen, ich frage mich, warum das immer so gering eingeschätzt wird. Dann heißt es, die christliche Botschaft dürfe man nicht so platt auf das Ethisch-Moralische reduzieren. Mag sein, aber zumindest könnte man damit ja mal anfangen – ich denke so an meine Schüler, ist mir doch egal, ob die Engelsbegegnungen haben, sie sollen sich erst mal gegenseitig wie Menschen behandeln, und wenn sie darin nicht ihre Aufgabe sehen, die Christen, ich weiß nicht.... Ja, kreativ; versuch' s mal mit dem nächsten Thema (nach EKD-Vorschlag): „Gott - wie bist du? Von Gott will ich erzählen“; was sagt der alternative Theologe dazu? Gottesbilder in der Bibel, Gott für Kinder erfahrbar machen ...hm. Auch nicht viel besser als die Engel, was? Fortsetzung unter Kinder und Gott! Das Ergebnis einer Umfrage (WELT vom 20. 12. 2005): An Schutzengel glauben mehr Deutsche als an Gott: Die Deutschen glauben laut einer Umfrage eher an Schutzengel als an Gott. 66 Prozent sind überzeugt, daß es Schutzengel gibt, während nur 64 Prozent an die Existenz Gottes glauben, wie eine Forsa-Umfrage für das Magazin "Geo" ergab. Die meisten gehen selten in die Kirche: Bei 59 Prozent liegt der letzte Kirchgang mehr als einen Monat zurück; elf Prozent waren "noch nie" bei einem Gottesdienst.... Kommentar von
basisreligion: Na, ich sag´s ja, die
Nebengötter werden sogar wichtiger als der
Hauptgott! (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter ! |