RECHTFERTIGUNGSLEHRE (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Die RECHTFERTIGUNGSLEHRE ist der Zentralbegriff der reformatorischen Theologie, siehe auch  christliche Konfessionen. Während nach katholischer Lehre (siehe Dogmatik) der Mensch seine Sündenstrafen durch Ablässe, also durch bestimmte fromme Taten - kurz "Werke" genannt - tilgen kann, ist diese Tilgung nach Martin Luther (1483-1546) überhaupt nicht notwendig, weil der Mensch schon durch das Erlösungswerk Jesu von allen Sünden befreit ist. Wichtig ist allein der Glaube des Menschen an dieses Erlösungswerk und die sich daraus ergebende Gnade Jesu. Daher soll das ganze Leben ein Leben im Bewusstsein an das Erlösungswerk Jesu sein, also eine Buße. 

Das Problem heute ist, daß viele Menschen unter "Werke" alles Mögliche verstehen, was man so tut, also auch schlechte Taten und dabei durchaus Verstöße gegen die Zehn Gebote. Und sie meinen, daß diese schlechten Taten gar nichts ausmachen und dass sie sich gar nicht ändern müssten, schließlich kommt es ja doch nur auf den Glauben an! Leider Gottes haben sie sich damit allerdings überhaupt vom Anliegen des wirklichen Jesus entfernt - etwas anders zwar wie die Katholiken, denen sie Glaubensabfall vorwerfen, doch immerhin!

Ein weiteres Problem ist, dass der feste Glaube an Gott und an Jesus, der ja die Basis einer Rechtfertigungslehre ist, heute oft verschwunden ist. Was hat die Rechtfertigung vor Gott für einen Sinn, wenn ich eh nicht mehr an Gott (und an Jesus als Sohn Gottes) glaube? In gewisser Weise läuft also das, was die Katholiken und was die Evangelischen glauben, auf dasselbe hinaus: Das alles hat nur einen Sinn für gläubige Menschen.

Und wie geht´s weiter, wenn das alles für ungläubige Menschen keinen Sinn mehr hat? Die Lösung ist vom Konzept dieser Website her sehr einfach: Wir müssen ja nach dem Jesus der Bibel (und der Kirchen) und dem historischen (oder geschichtlichen) Jesus unterscheiden. Die Rechtfertigungslehre gehört nun zum biblischen Jesus - und zum historischen Jesus gehört ein Konzept, überhaupt nicht mehr zu sündigen. Und das hat auch einen Sinn, wenn es Gott gar nicht gibt - und Jesus "nur" ein Sohn Gottes ist in der Weise, wie auch wir alle Kinder Gottes sind.
 
(Wörterbuch von basisreligion)