HÖHLENGLEICHNIS (Basislexikon - kritisch-kompetent-konstruktiv)

HÖHLENGLEICHNIS. Ich erlaube mir, dieses berühmte philosophische Bild zunächst einmal aus dem Buch Omnisophie zu zitieren (S. 87):

Das Höhlengleichnis von Platon aus dem 7. Kapitel von Der Staat ist weithin berühmt. Ich habe mit mir gerungen, es hier zu zitieren, aber es sind etwa sechs bis acht Seiten. Außerdem ist die Höhlenkonstruktion nicht so richtig gut beschrieben, so dass man sich schon ordentlich beim Lesen auf eine Vorstellung konzentrieren muss. Ich versuche es hier mit einer eigenen adaptierten „Light-Version“:

In einer Höhle, durch deren Eingang Licht von außen einfällt, sind Gefangene mit Blickrichtung in die Höhle hinein angekettet, so sehr gekettet, dass sie sich nicht rühren können. Sie müssen immer nach unten und in die Höhle hinein schauen. Das Licht der Außenwelt sowie das Treiben der Wärter und der Welt in den oberen Stockwerken der Höhle nehmen sie ausschließlich als Schatten wahr. So haben sie weder vom Tageslicht noch von den Dingen, deren Schatten sie interpretieren, eine wirkliche Vorstellung.

Denken Sie sich kurz in diese Höhle hinein? Gut.

So. Jetzt binden wir in Gedanken einen der Gefangenen los und lassen ihn für kurze Zeit frei. Das Licht blendet ihn scharf, er sieht nun tatsächlich die Dinge, deren Schatten ihm davor genügen mussten. Kurz: Sein Bewusstsein erweitert sich um ganze Dimensionen. Das vorher Schattenhafte wird farbigplastisch. (Für Mathematiker: Man sah „vorher“ nur eine Projektion auf einen niedriger dimensionalen Raum.)

Das Licht symbolisiert für Platon letztlich die Idee des Guten, um die das Philosophische rankt. Und das Licht ist am schwersten zu erreichen und zu durchdringen!

Stellen Sie sich nun vor, der kurz Freigelassene würde wieder angekettet und müsste wie zuvor weiterleben! Oder: Man ließe jemanden nur für Sekunden frei und kettete ihn wieder an! Wie würde es sein Verhältnis zur Welt und zu den Mitangeketteten prägen?

Platon fühlt sich als Philosoph wie jemand, der das Licht sah und es den Angeketteten predigt. Die aber glauben ihm nicht. Es ist für sie auch nicht relevant, wie die Dinge wirklich aussehen, wenn sie ja doch nur lebenslang die Schatten sehen dürfen! Im praktischen Leben des normal Geketteten ist es wichtig, die Nuancen der Schatten zu kennen. Das ist die wahre, konkrete Lebenskunst des Angeketteten. Einem wiederangeketteten Philosophen, der vorher das Licht gesehen hätte, würde das Herz verbluten. Er würde den Mitgefangenen von der Schönheit der Welt erzählen! Und sie würden ihn bald beschimpfen: „Halt dein Maul! Hier sind bloß Schatten und nichts als Schatten

und es ist für Angekettete am allerwichtigsten, sich mit Schatten auszukennen! Du bist Philosoph, also berichte uns etwas, mit dem wir etwas Praktisches anfangen können! Rede über Schatten! Das Wissen über die Dinge an sich, also über die Dinge bei Lichte besehen, nützt hier nichts.“

Einer der Angeketteten aber, - so stelle ich mir fiktiv vor - dem man nur für zehn Sekunden erlaubt hatte, die Welt zu sehen, der könnte sich für diese wenigen Sekunden einfach die Augen zuhalten wollen. Er könnte fürchten, von den anderen als Aussätziger behandelt zu werden.

Dieses Höhlengleichnis gibt uns also eine schattenhafte Erkenntnis vom Idealen. „Ja! Verstehe ich klar!“, sagen die, die Platoniker sind. Die anderen aber, die Konkreten, Praktischen, fühlen sich sehr erdverbunden, was ungefähr eine Variante des Angekettetseins darstellt.

Wenn uns zum Beispiel ein Kind mit klaren Augen anschaut, ganz ernst, ganz entschlossen, und fragt: „Glaubst du an Gott?“, dann erzeugt das in den meisten von uns so ein bestimmtes Gefühl. Es ist, als würden wir für ein paar Sekunden losgekettet vom Konkreten und sollten für das Kind ins Licht schauen. Und wir winden uns, weil wir nicht in das Licht schauen wollen. Wir wenden uns für das Kind um, blinzeln, aber wir lassen die Augen im Wesentlichen geschlossen. „Es hat ja keinen Zweck.“

Und wenn wir einen Philosophen im Supermarkt treffen und ihm begeistert verraten, dass es heute Magnum-Mandel-Eis für den großen Vorratsstock zum fast halben Preise gäbe, dann lächelt er uns traurig an. Er fühlt wie jemand, der das Licht sah, aber wieder angekettet werden soll.

Das praktische Leben und das Ideale sind so weit auseinander. Platon hält die wirklichen Dinge der Welt eher für Schatten, die nur ein schwaches Abbild der Idee selbst sind.

Aristoteles schreibt über Platon in seiner Metaphysik: „So kam Plato zu der Ansicht, daß es sich im wissenschaftlichen Verfahren um andere Objekte als um das Sinnliche handle, durch die Überlegung, daß von dem Sinnlichen, das in steter Umwandlung begriffen sei, es unmöglich sei einen allgemeingültigen Begriff zu bilden. Dieses in Begriffen Erfaßbare nannte er Ideen; das Sinnliche aber, meinte er, liege außerhalb derselben und empfange nur nach ihnen seine Benennung; denn in der Form der Teilnahme an den Ideen habe die Vielheit dessen, was nach ihnen benannt wird, sein Sein. An dieser „Teilnahme“ ist nun nur der Ausdruck neu. Denn schon die Pythagoreer lehrten, das Seiende sei durch „Nachahmung“ der Zahlen; Plato aber lehrt, es sei durch Teilnahme an den Ideen.“ Aristoteles, der Konkrete, distanziert sich von seinem Lehrmeister.

Es ist schwer zu sagen, was eine Idee genau ist. Man muss es allerdings nicht wirklich erklären, weil es jeder intuitiv weiß. Wir alle haben intuitive Ideen des Guten, des Menschen etc. Platon benutzt das Wort Idee gar nicht so oft. Dann aber etwa so (hier aus dem Dialog Phaidros):

„Denn der Mensch muß sie begreifen in der Form der Idee, wie man es ausdrückt, die, aus einer Vielheit sinnlicher Wahrnehmungen sich ergebend, durch logisches Denken zur Einheit zusammengefaßt wird.“ Die Idee entsteht so langsam in uns, aus einer Fülle von Gefühlen, Wahrnehmungen, Einzelerkenntnissen, die im neuronalen Netz in unserem Gehirn - so werden wir sehen langsam reifen. Die Ideen sind oft in sehr vielen Menschen die gleichen. Manchmal haben Genies ganz neue.

Werden wir hier im Sinn von basisreligion einmal konkret!

Irgendwie passt das in diesem Zusammenhang wohl am besten! Denken wir an die Gandhi-Methode! Nicht mehr das Normale oder auch Übliche zwischen den Geschlechtern zählt, also der Gebrauch (hier mal im Sinn von Missbrauch) des anderen zu eigennützigen Zwecken, sondern das Ungezwungene, Unschuldige, das Paradiesische, die Ehre, die Achtung! Ein Rausch der Sinne ganz besonderer Art! Und alle, die in ihren Trieben verhaftet sind, sind die Angeketteten, die im Schatten leben - und wollen und können nur hören, wie man sich im Schatten besser verhalten kann!

Vermutlich ist das der tiefste Grund, warum basisreligion so auf Beton stößt bei den typischen Erwachsenen! Die können mit dem Licht nichts mehr anfangen und wollen nichts mehr davon hören und verdrängen und sind nur noch genervt!

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter English !