41. Eigentlich das Einfachste dieser Welt: Die Verwirklichung

Einer meiner Professoren wies uns immer wieder darauf hin, wie wichtig vernünftige Bruder- und Schwesterbeziehungen in Kindheit und Jugend für das ganze weitere Leben sind. Erst wenn man die richtig gelebt hätte, dann kann man auch frei sein für wirklich gelingende Partnerbeziehungen. „Richtige“ Geschwisterbeziehungen lassen sich allerdings auch durch „Ersatzgeschwisterbeziehungen“ ersetzen, von denen man ohnehin nicht genug haben kann. Es darf dabei dann allerdings eben auch nur die „Beziehungen“ geben, die unter Geschwistern üblich sind. Siehe auch Stichwort Bruder und Schwester.

Ich würde den Grund für diese Hypothese von der Notwendigkeit von Geschwisterbeziehungen heute so sehen: Erst wenn man einmal ganz konkrete Eindrücke hat, wie praktisch oder wie unpraktisch jemand vom anderen Geschlecht bei der Bewältigung von Lebenssituationen oder wie lästig der ist, weil da doch nichts kommt, dann kann man eine konkrete Ahnung bekommen, was man selbst eigentlich will, und kann den nächsten Schritt wagen (also zu allem, was mit Liebe zusammenhängt). Und dann kommen noch vor allem die Überlegungen hinzu: Ist dem anderen mein Schutz Herzenssache, fördert er (oder sie) mich in meinen Fähigkeiten, fühle ich mich da gut aufgehoben – oder will der andere letztlich nur etwas von mir haben? Und selbst wenn ich dem zustimme und mitmachen möchte – wie kann ich erwarten, dass mir jemand später dies alles bietet, wenn mir das jetzt gleichgültig ist und ich ihn damit um den glücklichen und unbeschwerten Anfang mit mir geradezu betrüge?

Es wird immer wieder angezweifelt, ob das Konzept der Geschwisterlichkeit oder der Kameradschaftlichkeit, das hier entworfen wird, überhaupt in die Praxis umsetzbar ist, ob das alles nicht immer zum Scheitern verurteilt ist und auf dasselbe hinausläuft, was heute ansonsten so üblich ist. Ich möchte hier denen, die wirklich wollen, Mut machen Es funktioniert, wenn man nur will! Die eine Vorbedingung ist, dass wirklich Grundsätze da sind – es muß einfach ein ganz festes Konzept da sein! „Man“ muß vor allem durchaus auch von der Vernunft her - absolut fest wissen, dass man „vor der Ehe“ mit allen „nur“ geschwisterlich und kameradschaftlich umgehen will. Wer die Wischiwaschi-Meinung „Wenn man sich liebt, dann darf man“ auch nur im entferntesten vertritt, der soll sich hinterher nicht beklagen, dass es nicht funktioniert hat, das kann ja auch gar nicht funktionieren! So muß etwa zu der Unbefangenheit und Freiheit, die hier in dieser Homepage dargelegt ist, nicht nur eine innere Zustimmung sein (wenn diese Zustimmung fehlt, fehlt ohnehin die Basis), nein es muß sogar eine Art Süchtigkeit nach genau dem neuen Körpergefühl entstanden sein, um das es geht. Oder ganz deutlich: Für wen die unschuldige Nacktheit (unter vernünftigen Leuten natürlich und dort, wo es angebracht ist) ein ausgesprochener Streß ist, der steckt immer noch in der veräußerlichten und verklemmten Moral, und der kann schon von daher damit gar nicht dieses neue Körpergefühl haben... Doch wenn er es hat und merkt, dass ein Kamerad bei alledem nicht mitmacht und etwas anderes will, der wird den dann schon von der Einstellung her als lästig empfinden und links liegen lassen, weil er eben doch kein Kamerad ist und alles andere mit dem vertane Zeit ist.

Die andere Vorbedingung ist, dass wir mit der Umsetzung des Konzepts der Geschwisterlichkeit oder der Kameradschaftlichkeit nicht warten, bis Gefühle für jemanden entbrannt sind – dann klappt das nämlich nie, weil dann unser Gehirn sowieso benebelt ist. Suchen wir unsere Kameraden nicht nach irgendwelchen Äußerlichkeiten aus, sondern danach, ob wir etwas mit ihnen einfach gemeinsam und gerade „gemischt“ besser unternehmen können – und tun wir das dann auch! Wer solche unbefangene und unschuldige Kameradschaftlichkeit nicht wirklich kennt und nicht Spaß an ihr hat, der sollte sich erst gar nicht an den nächsten Schritt wagen, der klappt dann ohnehin nicht...

Natürlich bieten sich in unserer Wohlstandsgesellschaft besonders gemeinsame Reisen an, aber gewiß nicht solche mit Hotelanlage und Swimmingpool, bei denen können wir nun wirklich nichts oder nur wenig von den Fähigkeiten und Eigenschaften des anderen erkennen, denn diese sind dabei ja gar nicht erforderlich. Es wird ja sowieso für alles gesorgt. Nicht umsonst habe ich die vielen Reiseberichte in diese Homepage gesetzt – im Grunde sind solche Reisen einfach (nachzu)machen, wir müssen nur ein wenig unsere Bequemlichkeit aufgeben. Wenn ich nur an die schönen und günstigen kommunalen Campingplätze in Frankreich denke für die warme Jahreszeit oder sonst an die günstigen Formule-1-Hotels (und ähnliche) dort... Doch einen brauchbaren Test gibt es nicht nur bei Reisen, wir können auch versuchen herauszubekommen, ob jemand uns etwa bei unseren Berufswünschen zur Seite steht (aber so, dass wir auch tatsächlich etwas davon haben), ob er interessiert an unserer Fortbildung ist... Und selbst wenn einem das schwer fällt, es ist etwas dran „Wer fordert, der fördert“, wenn einer einem geistig etwas aufbauen will, dann ist das auf alle Fälle schon einmal ein Zeichen, dass er irgendwo an Zukunft denkt...

 

Zur Vernünftigkeit der Verwirklichung siehe auch Utopie!

 

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