19. Die “Liebe” braucht man nicht zu lernen, wenn´s drauf ankommt, kann man sie!

 

Martina: Und trotzdem: Morgen gehe ich zum Frauenarzt.

Beatrix: Hast du keinen Frisör? Wieso sonst erzählst du mir das?

Martina: Ich laß mir die Pille verschreiben. Ich hab mir´s überlegt, das mag ja alles stimmen, was du mir da alles erzählt hast, doch ich möchte nicht eine verklemmte Jungfer werden, dann doch lieber ein wenig Risiko. Was man nicht in der Jugend lernt, kann man später nicht.

Beatrix: Wer hat dir das schon wieder eingeredet? Um was es hier geht, kann man doch von alleine - egal wie alt man ist und wie lange man gewartet hat.

Martina: Ist mir egal.

Beatrix: Dann lies einmal diese alte Geschichte hier:

 

ÜBER DIE NATUR DER FRAUEN von Giovanni Sercambi

    In der Stadt Pisa in Italien wohnte einmal ein reicher junger Mann aus San Casciano namens Ranieri, bei dem die Lust zuweilen größer war als der Verstand. Da er nicht verheiratet war und die Verwandten ihm zusetzten, eine Frau zu nehmen, fragte er: “Wen wollt ihr mir geben?" Sie erwiderten: “Welche du haben willst und die wir dir beschaffen können."

    “Da ihr es so wollt", antwortete Ranieri, “ bin ich's zufrieden. Aber das eine sage ich euch: Wenn ich gewahr werde, daß sie keine Jungfrau ist, schicke ich sie heim und will nichts mehr mit ihr zu tun haben."

    Da entgegneten die Verwandten, er solle ebenso verfahren wie alle anderen auch, doch sie würden ihm schon eine Jungfrau finden. Sie hörten sich um und fanden schließlich ein hübsches Mädchen mit Namen Brida, Tochter des Jacopa delli Orlandi, das nach dem Tode ihres Vaters in der Obhut der Mutter geblieben war. Sie war bildschön und von prächtigem Wuchs. Als sie einander vorgestellt wurden, war er einverstanden und sie ebenso.

    Die Heirat wurde aufgeboten und, nachdem er sie heimgeführt hatte, die Hochzeit auf Pisaner Art festlich begangen. Abends im Bett dann schwang sich Ranieri in jugendlicher Manier auf sie, um seinen ehelichen Pflichten nachzukommen. Brida, die unter ihm lag, kam ihm so spontan entgegen, daß Ranieri von ihr abfiel. Betroffen sagte er sich: Das ist keine Jungfrau, bewegt sie sich doch so gut, wie ich's nicht für möglich gehalten hätte. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, ruhte er sich für den Rest der Nacht aus. Als sich aber am nächsten Abend dasselbe wiederholte, sagte sich Ranieri: Nun, wenn Brida ihre Mutter besuchen geht, braucht sie meinetwegen nicht wiederzukommen.

    Als dann der Tag angebrochen war, an dem die jungen Ehefrauen ihr Elternhaus aufzusuchen pflegen, ließ Ranieri Brida und ihrer Mutter ausrichten, Brida brauche sich nie mehr bei ihm blicken zu lassen, und sie solle sich ja nicht unterstehen, je wieder sein Haus zu betreten, er brächte sie dann um. Bridas Mutter und ihre Angehörigen wußten sich keinen Reim darauf zu machen und setzten alle Hebel in Bewegung, um zu erfahren, warum Ranieri seine Frau nicht wiederhaben wollte, nicht ohne Brida zuvor gefragt zu haben, was das bedeuten solle. Doch Brida erwiderte, sie habe keine Ahnung und war todtraurig. Den Vermittlerinnen, die zu Ranieri geschickt wurden, um von ihm zu hören, warum er seine Frau nicht wiederhaben wollte, antwortete er: “Weil sie mir als Jungfrau versprochen worden war und ich finde, daß sie mehr von der Sache versteht als eine Hure." Die Frauen, Anverwandte von ihm und von Brida, kehrten betroffen zur Mutter der Braut zurück und berichteten ihr alles.

    Die Mutter, die ihre Tochter unberührt wußte, rief aus: “Weh mir Unglücklicher! Er will sie nicht wiederhaben, weil er nichts begriffen hat." Darauf sagten die Frauen: “Wir wollen zur Madonna Bambacaia gehen, die wird uns gewiß Rat wissen." “Gehen wir!" drängte die Mutter. Sie begaben sich also zur Madonna Bambacaia und erzählten ihr alles.

    Madonna Bambacaia hörte sich die Geschichte an und erkundigte sich nach dem Namen des Ehemannes und hieß die Frauen, mit Gott zu gehen. Kaum daß sie weg waren, ließ sie ein Entenküken besorgen und setzte es in ihrem Zimmer unter einen Korb. Dann schickte sie nach Ranieri. Als er eingetroffen war, bot sie ihm einen Platz neben dem ihren an, rührte mit einem Stöckchen das Wasser in einer Schüssel auf und befahl ihm, den Korb hochzuheben, unter dem die Ente war. Sobald diese das Plätschern des Wassers hörte, stürzte sie sich augenblicklich in die Schüssel.

    “Nun", wandte sich Madonna Bambacaia an Ranieri, “wie kommt es, daß dieses Entenküken ohne fremde Hilfe das Wasser gefunden und sich hineingestürzt hat?"

    “Es liegt in der Natur der Enten", erwiderte Ranieri, “daß sie sich, sobald sie das Wasser bemerken, unverzüglich hineinstürzen, auch ohne es vorher je gesehen zu haben."

    Darauf sagte Madonna Bambacaia: “Siehst du, ebenso wie sich eine Ente, ein Vogel ohne Verstand, von Natur aus ins Wasser stürzt, ohne es vorher kennengelernt zu haben, so bewegt sich die Frau, ohne je zuvor den Mann gekostet zu haben, in dem Augenblick da sie ihn spürt."

    Ranieri lachte ob dieser Schlußfolgerung. “O Madonna Bambacaia, warum habt ihr das gesagt?" “Weil ich gehört habe", erwiderte Madonna Bambacaia, “daß du deine Frau nicht wiederhaben willst, aber ich rate dir: Sei unbesorgt und nimm sie zurück, denn du hast sie als

Jungfrau bekommen. Da war sie gut, sei du nicht der Anlaß dafür, daß

sie schlecht wird."

    Beschämt nahm Ranieri Brida wieder bei sich auf, und von Stund an gaben sie sich ohne Argwohn ihrem Vergnügen hin.

 

Martina: Der Typ war doch ein Idiot.

Beatrix: Schön, daß wir wenigstens einmal einer Meinung sind. Doch vielleicht wußte der es einfach nicht besser?

Martina: Eigentlich keine Entschuldigung. Vor wieviel hundert Jahren war das nun wieder?

Beatrix: Vor ziemlich genau sechshundert Jahren, doch die Gene der Menschen dürften sich in dieser Zeit ganz gewiß nicht geändert haben.

Martina: Und was soll dann diese Geschichte?

Beatrix: Es wird ja manchmal davon geredet, dass die Mädchen beim ersten Geschlechtsverkehr irre Schmerzen haben und einen Schock bekommen und davon erst einmal die Nase voll haben, vor allem von dem Entjungferer.

Martina: Das habe ich auch schon gehört, daher sollte man eben das vorher probieren, damit man in einem solchen Fall, weiß, dass der nicht für die Ehe geeignet ist und man besser einen anderen heiratet.

Beatrix: Und genau das ist Unfug. Denn der Schock und die Schmerzen kommen nur daher, dass das Mädchen mehr oder angstvoll alles über sich ergehen lässt und gar nicht richtig oder nur halb bei der Sache ist. Daher kommen dann nämlich die Probleme.

Martina: Und wenn das Mädchen so richtig innerlich dabei ist, weil da eine Hochzeit war, dann soll das anders sein?

Beatrix: Nicht einfach eine Hochzeit, sondern eine große Liebe, also auch Vertrauen, Geborgenheit, die Erfahrung von Partnerschaft und einer schönen Nacktheit, also keine Leibfeindlichkeit und eine Hochzeit, und bei religiösen Menschen natürlich noch mit dem Segen Gottes, also mit einer kirchlichen Hochzeit, dann ist das Mädchen so richtig eingestimmt und macht rasend gerne mit und kommt "ihm" von Anfang an entgegen und dann hat es auch gleich ein wahnsinnig tolles Erlebnis.

Martina: Und dann soll es bei der Entjungferung keine Schmerzen und keinen Schock mehr geben?

Beatrix:: Genauso ist es! Denn dann vergisst auch die Braut den Schmerz, wenn er nicht gar luststeigernd wirkt, denn der Schmerz ist hier vor allem ein psychisches Problem, weil eben doch alles nicht so recht in Ordnung ist! Und man braucht als Mädchen beim Geschlechtsverkehr nämlich gar nichts zu lernen und zu probieren! Er muss nur unter richtig guten Bedingungen geschehen und dann kann es auch von Anfang an zu dem typischen Rausch dabei kommen, und um den geht es doch in erster Linie. Denn wenn man mit einem Partner Geschlechtsverkehr hat und dabei nicht den typischen Rausch erlebt, der auch mit Orgasmus bezeichnet wird, wird's sehr bald langweilig und oft kommen sich gerade Frauen dabei dann nur benutzt und ausgebeutet vor. Im übrigen ist der Orgasmus außer dem Saugreflex des Kindes nach der Geburt nach unseren heutigen Erkenntnissen das einzige angeborene menschliche Verhalten, das gar nicht erlernt und auch gar nicht verlernt werden kann. Allenfalls kann es sicher sehr oft verschüttet werden - und zwar nicht, weil man es nicht übt, sondern vermutlich vor allem durch die unterschiedlichsten seelischen Probleme wie Enttäuschungen.

Martina: Du meinst also, daß die Laberei vom Verlernen nur Panikmache ist?

Beatrix: Einzig mit dem Zweck, die Frauen und vor allem uns Mädchen willig zu machen, um mal deutsch zu reden. Und wir Mädchen sind so doof und fallen - wie der blöde Hans im Märchen vom "Hans im Glück" auch noch darauf rein und machen genau das, was andere von uns wollen und keineswegs in unserem wirklichen Eigeninteresse ist. Doch wie so immer, etwas ist schon daran. Sicher, den Geschlechtsverkehr muß man nicht erlernen, wahrscheinlich jedoch das, wodurch die Freude daran sehr oft verdorben wird, nämlich den Umgang von Mann und Frau ganz allgemein, die richtige Menschenkenntnis, ohne die man eben auf die Erfahrungen angewiesen ist. Das alles ist irgendwie kulturabhängig und man kann es daher wohl nicht von allein.

Martina: Und wie soll das gehen?

Beatrix: Na ja, eben durch die Rückkehr zu der Natürlichkeit, über die wir da die ganze Zeit geredet haben...

 

Und hier diese alte Geschichte noch einmal in der Originalsprache (italienisch):

DE NATURA FEMINILI

Di monna Bambacaia, che diè sentenzia della donna presa: Ranieri da San Casciano non la volea che dicea non esser pulcella.

Nella città di Pisa fu uno nomato Ranieri da San Casciano, giovano e ricco, il quale talora la volontà li montava più che ’l senno. Non avendo moglie e da’ parenti stimolato di prenderne, dicea: «Chi mi volete dare?» Loro rispondeano: «Quella che vuoi, che abile sia a noi poterla avere, e serà pulcella». Dice Ranieri: «Poi che siete contenti, io ne prenderò: ma ben vi dico che se io li troverò che non sia pulcella, io non la ripiglierò come alla sua casa ne l’arò mandata». Li parenti, che odeno Ranieri, dicono: «Elli farà come fanno li altri. Troviamo modo che una n’abbia»

E datosi a sentire, trovonno una bella fanciulla nomata Brida, figliuola di Jacopo delli Orlandi (rimasa al governo della madre però che Jacopo suo padre era morto), giovana bellissima e ben nodrita. E messala innanti a Ranieri, fu contento.

E dato l’ordine delle nozze e menatala e fatta la festa onorevilmente secondo Pisa, la sera, essendo inne’ letto, Ranieri come giovano sagliendole in sul corpo faccendo le funzioni sponsalizie, Brida, ch’è sotto a Ranieri, senza pungolo il culo alzando, intanto che Ranieri giù della soma cadde. E caduto, disse fra sé: «Costei non è pulcella, poi che ’l culo ha alzato sì bene che non l’arei mai creduto». E senza dir altro, la notte si riposò. E l’altra sera similmente faccendo, Ranieri disse: «Per certo quando Brida ricortirà, a me non possa nuocer’e che a me mai s’acosti». E per questo modo, ogni sera ch’è Brida seco con Ranieri faccendo quel fatto, Brida menava il sedere.

Venuto il giorno del ritorno, e poi il giorno che sogliono le spose rivenire al marito, Ranieri mandò a dire a Brida et a la madre che <se> Brida vi verà che lui l’ucciderà, e che mai non vuole che a casa li torni. La madre e’ parenti di Brida, non sapendo la cagione, misseno mezzi a sapere il perché non rivolea la moglie, avendo prima voluto sapere da Brida quello che volea dire. Brida, che di tal cosa niente sapea, dicea: «Non so», stando dolorosa. Le mezzane che a Ranieri andonno volendo sapere da lui il perché non rivolea la moglie, Ranieri disse: «Perché a me fu promessa vergine et io trovo che ella è più maestra di quel fatto che una meretrice, e più mena il culo che loro. E pertanto mai non la ripiglierò». Le donne, ch’erano parenti di lui e di Brida, malinconose tornaro alla madre della sposa narrandole tutto.

La madre, che sapea la figliuola esser perfetta, dicea: «Lassa, trista me! Costui mai non la vorrà poi che nel capo l’è caputo». Le donne dissero: «Andiamo a madonna Bambacaia, che a questo fatto ci darà consiglio». Et anco la madre disse: «Andiamo». E mosse, andarono a madonna Bambacaia e tutto narronno.

Madonna Bambacaia, che hae inteso il fatto, domandato del nome del marito disse alle donne che s’andaser con Dio. E subito procacciò d’aver uno anatrino piccolo e quello fe’ puonere sotto una canestra in sala. E poi mandò per Ranieri da San Casciano; e venuto, lo fe’ puonere a sedere apresso di sé, e con una mazzuola percotea l’acqua e fe’ alzare la canestra dov’era l’anatra. Come l’anatra sentìo muover l’acqua, subito piediconi si gitta in quel bacino. Rivoltasi madonna Bambacaia a Ranieri, disse: «Che vuol dire che questa anatra così piccola, senza che altri la conducesse ha trovato quest’acqua e dentro vi s’è gittata?» Ranieri rispuose e disse: «La natura dell’anatra è, come sente l’acqua, non avendone mai veduta, subito vi si gitta dentro». Allora madonna Bambacaia, rivoltasi a Ranieri disse: «Così come per natura l’anatra, ch’è uno ugello senza intelletto, si gitta innell’acqua non avendone mai veduta, così la femina, non avendo mai asagiato omo, come l’asaggia et abbia l’altrui innelle suoi carni, per natura mena il culo».

Ranieri, udito la ragione, disse ridendo: «O madonna Bambacaia, perché avete ditto questo?» Madonna Bambacaia disse: «Perché sento che non vuoi ripigliar la donna tua perché, quando ebbe a fare teco, il culo menò. E però ti dico: va sicuramente e prendila che tu l’avesti vergine e buona: non volere tu esser cagione che cattiva divegna».

Ranieri vergognoso riprese Brida e dapoi si denno piacere senza quel sospetto.

 

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