Leserbrief zum Jesus-Bericht im Stern vom 17.12.2002
Sehr geehrter Herr Ochmann! Ich habe mir erlaubt, Ihren Text über die Geburtsgeschichte Jesu der entsprechenden Seite über Weihnachten in meiner Website www.basisreligion.de anzuhängen, denn Sie haben die ganze Problematik sehr gut und vor allem kurz beschrieben. Ich bin zwar nur gelegentlicher Stern-Leser, doch das hat ja nichts damit zu tun, dass Sie vielleicht Interesse an den Ergebnissen „meiner Jesusforschung“ haben könnten. Mein Ansatz ist eher ein kriminalistischer: Wenn Jesus einem Justizmord zum Opfer fiel, dann liegt es doch nahe, daß wahrscheinlich anderes Kriminelles vertuscht werden sollte, und daß durch die Schrecklichkeit seines Todes andere abgeschreckt werden sollten, die Spur Jesu weiter zu verfolgen? Sie schreiben von der „dekadenten Priesteraristokratie, die es damals in Palästina gab. Na ja, und zur Dekadenz würde doch auch gehören, dass die ihre sexuellen Geschichten hatten (mit Kindern? mit den Frauen anderer Männer? mit Abhängigen, die sie dann sogar in die Prostitution trieben? Erlaubt war das alles in diesem Gottesstaat damals gewiß nicht!) und dass sich wohl der historische Jesus hier eingesetzt und die Finger verbrannt haben könnte. Ich zitiere einmal aus der Seite ...sondern die Lehre des Jesus meiner Website: Wir haben von den Todesurteilen gegen ehebrecherische Frauen in Afghanistan gehört und vielleicht auch Hinrichtungen im Fernsehen gesehen. Und inzwischen wissen wir auch, daß es dabei vermutlich nie um wirklichen Ehebruch ging, sondern daß schlicht und einfach Männer die Religionsgesetze nutzten, um bisweilen eine Frau loszuwerden und die anderen zu erpressen... Und genauso lief das damals vor 2000 Jahren in Israel, das war ja auch so ein „Gottesstaat“, in dem auf Ehebruch die Todesstrafe stand, die „natürlich“ nur an Frauen vollzogen wurde – und der Hintergrund war gewiß derselbe! Sehen Sie: Diese Schweinereien hat nun dieser „Jesus von Nazareth“ mitbekommen und er hat auch eingegriffen! Wir kennen die Erzählung von der Frau, die da wegen Ehebruchs gesteinigt werden soll und die von Jesus gerettet wird. Recht schnell muß Jesus dann überhaupt seine Aufgabe gesehen haben, die Menschen von der (Geißel der) Sünde zu befreien, damit wirkliche „Liebe“ und damit das wirkliche Reich Gottes wieder möglich wurde. Dabei ist er dann mit den Theologen seiner Zeit in Konflikt gekommen, den Pharisäern und Schriftgelehrten, die zwar so moralisch taten, doch denen die Moral in Wirklichkeit ziemlich gleichgültig war und die sich stattdessen mit irgendwelcher Gläubigkeit, die letztlich jeder vortäuschen kann, schmückten (siehe heute: "Primat des Glaubens"!). Doch genau das empfand Jesus als Heuchelei und so ist er über die Heuchler hergezogen, die eben „ganz oben“ in der Gesellschaft saßen und an der kaputten (Moral der) Gesellschaft direkt beteiligt waren - und dabei hat er sich um Kopf und Kragen geredet: Welche Gesellschaft lässt sich schon gefallen, derart entlarvt und angegriffen zu werden? „Die“ haben ihn schließlich per Justizmord umgebracht, die Macht dazu hatten sie ja und irgendein todeswürdiger Grund fand sich leicht, schließlich verstieß er ja schon mal gegen die üblichen Glaubens(grund)sätze, worauf natürlich auch die Todesstrafe stand. Auf eine kriminelle Tat mehr oder weniger kam es jedenfalls denen auch nicht mehr an. Was mich in meiner Auffassung bestärkt, dass ich auf der richtigen Spur bin, ist einerseits, dass ich alle Forschungsergebnisse akzeptieren kann wie auch die, auf denen Ihr Stern-Betrag basiert, und andererseits das absolute Fehlen von Recherchen in unserer heutigen Theologie in der „Sex-Richtung“, obwohl das alles doch sehr nahe liegend ist, es ist wie bei der Katze und dem heißen Brei. Man will einfach nicht, weil das Thema unbequem ist – und nicht nur für die pädophilen Priester in Amerika. (Mir wurde von einem kürzlichen Artikel im Stern bereichtet, wonach 40 % aller Priester in eheähnlichen Verhältnissen leben, 20 % homosexuell sind usw., na das wären doch schon Gründe...) Und schließlich müsste ja die ganze Theologie umgekrempelt werden! Nun, ich habe das in meiner Website www.basisreligion.de versucht (durchaus unter Zuhilfenahme dessen, was ich meinem Studium gelernt hatte) mit dem Ergebnis, dass mir in meinem Bistum Aachen die Lehrerlaubnis entzogen wurde (so richtig mit Kommission/Inquisitionstribunal usw.). Doch bei dem gestrengen Kardinal Meisner in Köln bekam ich grünes Licht für ein Projekt in meiner Gemeinde für einen entsprechenden Unterricht bei Kindern, allerdings stoße ich bei der örtlichen Priesterschaft auch wieder auf Granit (erfahrungsgemäß machen Kinder bei einem solchen Unterricht begeistert mit und die Eltern finden das auch gut). Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ausgerechnet der „Stern“ für diese ethische und rationale Interpretation unseres christlichen Glaubens interessiert, doch Sie sollen wenigstens wissen, was es so gibt. Immerhin will ich niemanden „bekehren“, es geht nur um unsere jungen Menschen: Es kann doch nicht sein, dass wir denen auf ihrer Suche nach Liebe und Partnerschaft nicht mehr zu bieten haben als immer nur Pille und Kondome. Wir sollten allerdings bedenken: Was wäre, wenn wir etwa ein besseres und überzeugenderes ethisches Konzept für die jungen Menschen hätten als etwa der Islam? Das wäre endlich mal ein fairer Wettstreit – ohne Blutvergießen und ohne das übliche Machogehabe auf beiden Seiten. Die Moslems kommen sich zwar moralischer vor, doch ihre Moral beruht nur auf Zwang bis hin zu Schleier und Beschneidung der Frauen, sie ist im Grunde also nichts wert. Mit freundlichen Grüßen M. P. |