Das Neue Testament – ein Propagandamachwerk gegen den wahren Jesus!

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Es ist alles ganz anders: Zwei Kriminalfälle!

in Bearbeitung


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Ein völlig anderes Konzept unseres Glaubens, doch gut begründet und plausibel. Bitte lesen Sie hierzu wenigstens die rot gedruckten Stellen, vor allem die auf den Seiten 3 und 23. Alles andere überlasse ich dann Ihnen!

Liebe Leser – und insbesondere liebe junge Leser!

Inzwischen bin ich um die 17 Jahre in der „offiziellen Ruhe“, doch immer mehr lässt es mir keine Ruhe, dass ich in meiner aktiven Zeit als Berufsschulreligi­onslehrer mit meinem Unterrichtskonzept noch nicht fertig geworden bin. Zu meiner Ent­schuldigung möchte ich allerdings sagen, dass es die zwei wichtig­s­ten Bü­cher, auf die ich mich berufen kann, damals auch noch gar nicht gab. Und dann ist es nun einmal so, dass auch ich als Lehrer in den Schwierigkei­ten des All­tagstrotts stehe: Für mich als Lehrer wird das, was ich in vielen Klas­sen erzähle, irgendwann langweilig, weil es immer dasselbe ist, und daher bin ich nicht mehr frisch und so genau, wie ich eigentlich sein müsste und wie es die jungen Leute auch ver­dienen - denn für die ist es oft das erste Mal, dass sie so etwas hören, und es ist doch etwas sehr Wichtiges für sie. Daher ist es sinn­voll, alles das, was ei­nerseits – wie ich denke – gut in meinem Unterricht war und was andererseits noch fehlte, in einer – wie ich hoffe – gut durchdachten und gut konzipierten Broschüre zusammen zu fassen. Eine solche Broschüre hat vor allem den Vor­teil, dass die jungen Leute etwas in Händen haben, das ich so sorgfäl­tig erar­beitet habe, dass jeder von ihnen in seinem „stillen Käm­merlein“ erkennen kann, um was es mir geht und was es für ihn selbst bringen könnte. Und dann haben die jungen Leute auch etwas, was sie ihren Freunden geben können, die nicht meine Schüler sind, damit auch die wis­sen, um was es mir geht – und vor allem auch ihren Eltern und bisweilen auch den Ar­beitge­bern. Denn ich habe sehr wohl erfahren, dass über meinen Unterricht gere­det wird. Und da möchte ich doch, dass nicht etwas nach dem Verfahren „stille Post“ weiter ge­geben wird, was nicht oder nur so ungefähr dem ent­sprach, um was es mir ging, sondern dass es auch wirklich das ist, was ich gesagt (und gedacht) habe. Natürlich: Ich bin inzwischen „in Ruhe“, doch ich versuche, mit meiner Arbeit an die Öffentlichkeit gehen, damit hoffentlich ande­re damit etwas anfangen können, denn alles ist doch noch höchst aktuell! Ich jedenfalls hätte zu Beginn meiner pädagogischen Tätigkeit gerne eine solche „Unterlage“ ge­habt, eine Unterlage für eine Religionspädagogik nicht zuletzt auch ohne sacri­ficia intellectus (lat.: sacrificium intellectus = „Opfer des Verstandes“).

Das Problem, um was es mir geht, sind vor allem zwei eklatante offensichtliche Kriminalfälle (man muss allerdings erst mal drauf kommen!). Diese werden zwar von allen „Zuständi­gen“ regelmäßig vertuscht, doch deren Erkenntnis und sinnvolle Bewältigung ist gerade für junge Menschen von exis­tentieller Bedeu­tung. Man kann sie auch leicht als solche er­kennen:

Als erstes: Der Kriminalfall Jesus

Der Grund für die Kreuzigung Jesu ist ein unglaublich abgefeimter Kriminal­fall! Und wenn wir heute, wenn es um „christliche Religion“ geht, nichts davon hören, liegt das vor allem daran, dass wir mit dem üblichen Jesusbild immer auf eine völlig fal­sche Fährte ge­schickt werden. Und weil es dabei doch um eine für die Ge­staltung unseres Le­bens exis­tentiell wichtige Sache geht, ist das dann auch noch zumindest nicht so ideal!

Als zweites: Der Kriminalfall Sexualmoral

Wenn Erwachsene junge Menschen sexuell miss­brauchen, so ist das nach all­gemeinem Verständnis kriminell und diejeni­gen, die einen solchen Missbrauch „treiben“, werden inzwischen auch bestraft, zu­mindest wenn der Missbrauch offenkundig wird. Doch wenn Erwachsene junge Menschen anleiten, sich ge­genseitig zu missbrauchen, dann gilt das heu­te als normal und im Allgemeinen sogar als gute und auch noch mit angeblich seriöser Wissenschaft (s. Anm. 5 S. 49) entwickelte moderne Päd­ago­gik. Ich halte allerdings hier manches für geradezu kriminell. Zumin­dest ist es so lange eine eindeutige Manipula­tion, als den jungen Leu­ten nicht eine Alternative gebo­ten wird, die zumindest ge­nau­so attraktiv darge­stellt wird wie das, was ich für eine Anleitung zum gegenseiti­gen Missbrauch halte. Und wer eine solche Alter­native bieten könnte, und es jedoch nicht tut, etwa weil er sich nicht zuständig sieht, obwohl die Gelegenheit für die Vermitt­lung schon da wäre, ist der nicht auch kriminell? Für Diebstähle gibt es ja das Sprich­wort „Der Hehler ist genau­so schlimm wie der Steh­ler“ – passt dieses Sprich­wort nicht irgendwie auch hier für den, der durch Nichtstun den Miss­brauch letztlich ermöglicht? Und nach meinen Erfahrungen sind die jun­gen Menschen für eine Alternative durch­aus offen, s. S. 51.

Da nun beide Kriminalfälle eng mit einander verwoben sind, will ich sie auch im vorliegenden Heft nicht trennen.


INHALT:

1. Der Kriminalfall Jesus 3

A. Drei Quellen 3

B. Die Wertvorstellungen der ur-jüdischen Religion waren schon zur Zeit Jesu (er mnwar ein Jude!) längst verschüttet. 6 C. Statt den ur-jüdischen Wertvorstellungen wieder zur Geltung zu ver­schaffen, wie mnJesus es wollte, schufen die Christen eine neue Reli­gion, die mit seinem Anliegen mn(fast) nichts mehr zu tun hat. 9 D. Die Fragen nach dem WER und nach dem WARUM 10 E. Wie sich die Sache für mich darstellt 12 F. Es gibt doch (hoffentlich) eine Lösung 22


2. Der Kriminalfall Sexualmoral 23

A. Echte Moral passt einfach nicht mit sinnlosen Ängsten zusammen 32

B. Was nicht nur so gerade bleiben kann, sondern – entrümpelt und befreit von mnVerfälschungen – jetzt erst richtig zur Geltung kommen kann 33

C. Anmerkungen zu tatsächlichen und möglichen Kritiken 46

Nachwort 51

Erweiterung: Religion und Faschismus – und Ausblick 53

                      Zunächst eine dringende Empfehlung: Sie brauchen nicht die Bibel zu ken­nen, um zu verstehen, was ich hier schreibe, doch die Sünderingeschichte im Jo­hannes­evangelium (am Anfang von Kap.8) und die Susannageschichte im An­hang des Buches Daniel des Alten Testaments, also im Kap.13 (sie steht nur in katholi­schen Bibeln, doch finden Sie sie auch in Internet), sollten Sie schon kennen.

1. Der Kriminalfall Jesus

A. Drei Quellen

1. Ein Nachbar von mir, der (rheini­sche) Bauer Ger­hard Pesch, also „ein Mann aus dem Volk“, konnte die Sünderingeschichte (in Jo­h. 8), nach der eine Frau wegen Ehe­bruchs gesteinigt wer­den sollte, eindeutig als eine Halbweltge­schich­te von einer verhinderten Bestrafung identifizieren. Einer sei­ner Mie­ter, der mit dem Sexgewerbe zu tun hatte, der also ein echter Pro­fi war, hatte ihn mal über die Prakti­ken in diesem „Gewerbe“ aufgeklärt.

Bei einem Gespräch mit diesem Bauern war es also wie­der mal um meinen Reli­gionsunterricht gegangen und um das Thema, ob die Moral der echten Mo­nogamie, die ich vertrete, denn überhaupt möglich ist. Er bezweifel­te das. Ich hielt sie na­türlich für möglich, weil wir von unserer menschlichen Natur auf sie angelegt sind. Es käme nur auf eine passende Päd­ago­gik an. Dabei er­zählte er mir von seinem „Ab­bau“, also von dem Bauernhof inmitten der Fel­der, wie ein solcher Hof eben in der Zeit des Dritten Reichs üblich war und wie vie­le die­ser Höfe heute nicht mehr nö­tig sind, weil dank der modernen Landma­schi­nen mehr Land von we­niger Bauern bewirt­schaftet wer­den kann und er da­her sein Land an einen ande­ren Bauern verpach­tet hat (der damit sei­ne teuren Maschi­nen besser ausnutzen kann). Er hätte nun die­sen seinen alten Bauern­hof zu Woh­nungen umgebaut und diese vermie­tet, und eines Tages auch an einen Zu­hälter. Mit ihm hatte er sich dann auch etwas genauer über dessen Ge­schäft un­ter­halten und mitbe­kom­men, wie der Typ Par­tys gab, bei denen auch Krimi­nal­beamte (natürlich außer Dienst!) da­bei wa­ren. Diese seien auch schon mal von den „Damen des Zuhäl­ters“ im Separee „be­dient“ worden. So bekam also die­ser Nachbar ein wenig Einblick in die heu­tige „Sexgewerbe­branche“.

Und als ich stutz­te und zu kombinie­ren an­fing, was wä­re, wenn eine dieser Damen das einmal „ganz woanders“ aus­plau­dern wür­de und ob es nicht in der „Sünderin­geschich­te nach Johannes 8“ auch um so et­was ge­gangen wäre und dass die Frau des­we­gen sterben soll­te, da mein­te er in sei­nem eher kölschen Tonfall: „Mi­chael, des­wegen erzähle ich dir dat doch – dat is doch immer datsel­ve ...“ Also ist die Sün­deringe­schich­te nach Jo­han­nes 8 88 zu­mindest ursprüng­lich nicht die Ge­schich­te einer Verge­bung oder einer Aufwertung der Frau, egal was sie tut, son­dern eine Bestrafungsgeschichte einer „unbotmä­ßi­gen“ Prosti­tuierten aus dem Sexgewerbe – auch zur War­nung für die ande­ren Frau­en, falls sie auch mal Spe­renz­chen machen und nicht wollten wie die Zu­hälter? In dieser „Branche“ sind „harte bis härteste Bandagen“ eh nicht unüb­lich. Viel­leicht war die­se Prostitu­ierte ja sogar einmal eine Hörerin der auf­rühreri­schen Reden Jesu ge­we­sen und hat­te darauf hin ver­sucht, aus ihrem „Job“ aus­zustei­gen? Und um das zu ver­hindern, wurde nun das damalige Ge­setz, nach dem eine Frau, die beim Ehe­bruch auf fri­scher Tat von mindes­tens zwei Zeugen ertappt wurde, mit dem Tod bestraft werden muss­te, von den „Be­schützern der Frau“ in abso­lut kri­mi­nel­ler Weise miss­braucht, um sie zu erpres­sen. Inzwi­schen habe ich sogar Mei­nun­gen gehört, dass dieses Ge­setz von vorn­herein nie FÜR die Moral er­sonnen wur­de, sondern immer nur GE­GEN die Mo­ral, so hatte „man“ also die Möglich­keit, Frau­en durch Erpressung gefügig zu machen. (Ob das Gesetz von der Bestra­fung der Ehe-Brecherinnen also wirklich von ei­nem ehren­werten Moses stammt?) Und wenn sich hier eine Prosti­tuierte weiger­te, dann hat­ten eben kriminelle Män­ner so ei­nen Sex und so eine Ertap­pe­rei bei der betref­fenden „unbotmä­ßi­gen“ Pro­stitu­ierten ein­ge­fä­delt, bei der nur sie er­wischt wur­de, der Mann aber vor­be­rei­tet war und also schnell und uner­kannt ver­schwin­den konnte. Ja, das würde doch pas­sen! Und das hat­te Jesus also er­kannt – und gab den Möchtegern­be­stra­fern die pas­sende Ant­wort, die ihnen zeigte, dass er genau wusste, worum es wirk­lich ging. Die­se Frau konnte er nun ret­ten, doch er selbst stand ab da auf der „Ab­schuss­liste“, und bei nächs­ter Ge­le­gen­heit wurde er auf der „abgehakt“.

Die „Sünderin­geschich­te nach Johannes 8“ also eine Sexgewerbege­schich­te von einer verhinderten Bestrafung? Man könnte nun sagen, gut, da ist ein heutiger Mann, der sich im heutigen Sexgewerbe auskennt und das so inter­pre­tiert, doch die Sünderinge­schichte war vor 2000 Jahren, das kann man doch nicht vergleichen. Doch gibt es dazu eine alte Weltkenntnis: Wo an­dere blind sind und gar nichts sehen, erkennen „Profis in kriminellen Dingen“ ein­fach einan­der etwa an den Tricks, wie man die jeweiligen Gesetze hintergeht und mög­lichst sogar noch „nutzt“ – und selbst wenn 2000 Jahre dazwischen liegen und die Kultur ei­ne völ­lig andere ist. Es wird also so gewe­sen sein, was dieser Bauer identifi­zierte.

Von meinem theologischen Studium her war mir dann auch noch die These Albert Schweit­zers (der nicht nur der berühmte Urwaldarzt, sondern auch ein be­deutender Jesus­for­scher war) im Hinterkopf, warum wir den historischen Jesus nicht erken­nen kön­nen. Denn, so Schweitzer, alle Theologen, die sich um den his­tori­schen Jesus Ge­danken machen, sind nun einmal zumindest letztlich „Stu­dierstuben­gelehrte“ mit ihren Lieblingsthesen, die den wirklichen Jesus nie tref­fen. Denn Jesus lebte in einer völ­lig anderen Gesellschaftsschicht und Kul­tur, zu der die­se theologischen Studierstubenforscher nun einmal keinen Zu­gang haben – und die daher den wirklichen oder auch historischen Jesus nie verste­hen werden. Ich hoffe, Albert Schweitzer würde sich korrigieren, wenn er es er­lebt hätte, dass es doch mal einem Theologen gelingt, in die Tricks der Gesell­schafts­schicht vorzudrin­gen, mit der Jesus zu tun hatte, und etwas zu erfah­ren, wo­für sich der wirkli­che Jesus engagiert hatte und warum er also sterben musste … So bekommt der Tod Jesu jedenfalls einen plausiblen Grund!

Na ja, ich ließ die Geschichte von dem Bauern also in meinen Unterricht ein­fließen, doch – so sehe ich das heute – war alles noch keine runde Sache. Mir fehlten einfach weitere Informationen.

Und nach einigen Jahren drückte ein Nachbarsjunge (er hat nichts mit dem Bauern Pesch zu tun), mir ein Buch in die Hand mit der Bemerkung: „Das wird dich doch sicher interessieren“:

2. „Geheimnisse um Jesus Christus“ (2005) des dänischen Sanskritfor­schers Christian Lindtner. Siehe hierzu auch Hinweis 106.

Und wie mir das Buch interessiert hat! Denn der Autor hat dank seiner profes­sionellen Sanskrit- und Griechischkenntnisse herausgefunden, dass das Neue Testament weitestgehend ein Plagiat aus äl­teren buddhistischen Texten ist, siehe www.jesusisbuddha.com. Die nichtbuddhistischen Mythen und ande­re „Geschich­ten“ sind dabei nur „Einfärbungen“, um die buddhisti­sche Her­kunft zu verschleiern und alles für den „westlichen Menschen“ attrak­tiver zu ma­chen. Da haben sich nach Meinung Lindtners also buddhistische Mönche dran ge­setzt, einen Bud­dhismus für den Westen zu konstruieren und dafür einen Menschen erfunden, den sie Jesus nannten, doch der in Wirklich­keit ein Held aus dem Buddhismus ist. Dabei kam es den buddhistischen Mön­chen nicht auf Äußerlichkeiten an, sondern es ging ihnen darum, um ihre bud­dhistische Geisteshaltung unter „das westliche Volk“ zu bringen. Dazu brauchten sie nun einen „Helden“ à la Buddha, der dann dieser Jesus wurde, der also eine Er­findung buddhistischer Mönche ist. Das hieße also (nach Lindtner), dass wir Christen im Grun­de Buddhisten „mit westlichem Anstrich“ sind.

Die Frage stellt sich nun, ob der Jesus des Neuen Testa­ments eine komplette Neu­schöpfung ist, wie Lindtner meint, oder ob er ei­ne gelun­ge­ne Verfäl­schung ei­nes Menschen ist, der wirklich ge­lebt und ge­wirkt hatte und von dem abge­lenkt werden sollte. Nach Einbeziehung eines weiteren Buchs komme ich jedenfalls zu einem anderen Ergebnis al Lindtner:

3. „Der Mythenschmied“ (dt.: 2007) des englisch-jüdischen Talmudge­lehr­ten am Londoner Leo Baeck College Hyam Maccoby.

Maccoby geht vor allem davon aus, dass der Kreuzestod Jesu als „von Jesus bewusst gesuchtes Kreuzesopfer“ eine Konstruktion des Paulus ist – und da­von ausgehend auch alles das, was wir heute für christlich halten, also auch das ganze Neue Testament – zumindest von Schülern des Paulus. Längst ist ja der Verdacht da, dass unser Glaube einfach ein besserer spät­anti­ker Mys­terienkult ist, doch jetzt wird offensichtlich, dass er es tatsächlich ist und wie alles zusammen hängt. Der Grund hierfür: Paulus war als Kind und Jugend­licher in Tarsus in Kilikien aufgewachsen und dort gab es zu Eh­ren des Gottes Attis (und auch des Adonis), der auch ein blutiges Martyrium er­fahren hatte, einen eindrucksvollen festlichen Kult. Und der muss dem jungen Sau­lus so ge­fallen haben, dass er das Kreuzesopfer Jesus, so wie er es sah, entspre­chend dem Kult um Attis als Basis für einen Kult um Jesus nahm. Wenn Lindt­ner also sagt „Jesus is Buddha“, so würde Maccoby sagen – auf den Punkt gebracht – „Jesus is Attis“. (Keine Angst, ich komme zu einem anderen Ergebnis!)

4. Doch wie passen diese drei Quellen zusammen?

Auf den ersten Blick mögen diese „drei Quellen“ nichts miteinander zu tun haben. Doch so einfach habe ich mir das nicht gemacht, zumal mir das Problem auch nicht aus dem Kopf ging: Denn irgendwie schienen mir alle diese drei Quel­len korrekt zu sein und sie entsprechen durchaus auch guter Wissenschaft – so wie ich Wissenschaft in meinem Studium gelernt hatte. Und wenn es nun in allen drei Quellen um ein und dieselbe Person, nämlich Jesus, geht, dann muss es für diese drei Quellen irgendwie auch einen „gemeinsamen Nenner“ geben.

Aber welchen?

Natürlich hatte ich schnell irgendwelche Vermutungen, doch die waren alle nicht wirklich die von mir gesuchten „runden Sachen“. Da passte es dann gut, dass wieder einmal Sommer war (2019) – Zeit für mich zum Pilgern auf spanischen Jakobspilgerwegen wie schon seit vielen Jahren. Und da die „üblichen Pilger­wege“ in Spanien im Sommer immer eher überfüllt sind und da ich als Rentner auch nicht den anderen Pilgern, die nur im Sommer pilgern können, die knap­pen Plätze in den Herbergen auf den Hauptwegen wegnehmen will, wählte ich also den „Madrider Weg“ von Madrid nach Sahagun. Diesen Weg würden im Sommer – schon wegen der Hitze – wohl nicht viele Pilger gehen, dachte ich mir, und so war es dann auch: Ich war meistens in den Herbergen immer einzi­ger Gast (die Schlüssel der Herbergen gibt es jeweils in einer Bar oder über eine Telefonnummer oder sonst wie), was auch heißt, dass ich alles in Ruhe angehen lassen konnte. Ich musste mich nicht abhetzen, um einen Platz in der jeweils anvisierten Herberge zu bekommen, denn ich wusste ja, es gab immer genügend Plätze, egal wann ich ankam. Einziger Grund, nicht zu sehr zu trö­deln, waren die spanischen Essenszeiten. Mittagessen gibt es nämlich in den spanischen Restaurants immerhin bis 16 Uhr, und zu Mittag wollte ich doch es­sen. Denn Abendessen gibt es erst ab 20 Uhr – und bis es serviert wird, dau­ert dann auch noch – und um 22 Uhr ist dann in den Herbergen Nachtruhe – und die so mit vollem Magen ist auch nicht so ideal. Hier jedenfalls mein Bericht: https://ermland.lima-city.de/madrid/madrid.htm oder auch www.michael-preuschoff.de – unter Reiseberichte.

Und obwohl ich eigentlich an das Problem mit den drei Quellen gar nicht be­wusst denken wollte, ging es mir während der Pilgerei natürlich dann doch nicht aus dem Kopf. Und ich kam wirklich zu einer Lösung!

In irgendeinem Buch hatte ich ja auch einmal gelesen, dass das Neue Testa­ment ein Auftragswerk war, das schien mir bald sehr plausibel, doch von wem kam der Auftrag, wer bezahlte ihn also und was war der Grund?

Doch der Reihe nach!

B. Die Wertvorstellungen der ur-jüdischen Religion waren schon zur Zeit Jesu (er war ein Jude!) längst verschüttet.

Bei den Wertvorstellungen, die ich vertrete beziehungsweise die ich auch und gera­de in meinem Unterricht vertreten habe, habe ich immer versucht und versu­che es noch, wo immer es möglich ist, mich an der Utopie des ursprüng­lichen Judentums zu orientieren. Und ich denke doch, dass dieser Jesus ge­nau das auch versucht hatte, sich an den ursprünglichen jüdischen Wertvor­stellungen zu orientieren. Denn diese Wertvorstellungen sind etwas absolut Positives, wie sie sonst keine andere Religion zu bieten hat!

Allerdings han­delte es sich ursprünglich auch gar nicht um eine Religion, son­dern um eine auch in unserem heutigen Sinn sehr aufgeklärte und humane Lebensein­stel­lung. Ich verweise dazu auch auf die Anmerkung 2 (S. 46) und auf das Nach­wort. Zu einer typischen Religion wurde alles erst, als das mit der Lebensein­stel­lung verges­sen oder auch verdrängt wurde, vermutlich weil di­e­jenigen, die recht bald das Sagen hatten, so mehr Vorteile hatten (wie das so in allen Reli­gionen irgendwann läuft). Jeden­falls ist die ursprüngliche jü­dische Reli­gion (oder eben Lebensein­stel­lung) die einzige Religion (um den Begriff „Re­ligion“ hier den­noch zu verwenden):

  • bei der es um die echte Monogamie 120 geht. Gemeint ist die Mono­ga­mie, die nicht erzwungen wird, sondern die völlig freiwillig und mit Freu­de geschieht und angestrebt wird und die auch nicht erst nach der Ehe­schlie­ßung gelebt wird, sondern die Monogamie, die auch wirklich echt ist, dass es nur einen einzigen Geschlechts­partner im ganzen Leben gibt (au­ßer bei Ver­wit­wung). Das heißt also, dass es nicht nur um das Leben in die­ser Mo­no­gamie geht, sondern auch schon um die Vorbereitung durch Trieb­ver­zicht vor der Ehe. Also muss die Moral der Monogamie so attraktiv ge­staltet werden können, dass sie auch für junge Menschen erstrebenswert ist.

  • Und wenn diese Monogamie wirklich allgemein gelebt wird, dann ist auch die Vision der Harmonie der Menschen ohne Ängste und in ungetrüb­tem Mensch­sein verwirklicht, konkretisiert durch die paradiesische Uto­pie der Nackt­heit. Die Paradiesgeschichte der Bibel ist dabei nie und nimmer als geschichtli­ches Ereignis anzusehen (wie auch andere frü­hen Geschich­ten wie die Schöpfungsgeschichte 128 nicht). Mit Sicherheit wur­de sie auch von den Autoren, die sie vor vielleicht 3000 Jahren ver­fasst ha­ben, nie so „wörtlich“ gesehen, wie sie uns etwa früher in unse­rem Kin­der­religions­un­terricht beigebracht wurde und wie sie manche Sek­ten auch heute noch sehen und lehren. Sie ist viel­mehr eine Ge­schich­te ge­gen die Pro­stitution in den Fruchtbar­keits­kulten zu Ehren von ir­gend­wel­chen Gott­heiten, die zur Zeit der Entstehung der Ge­schichte üb­lich wa­ren (s. S. 53) – eine solche Fruchtbarkeits­gottheit steckt also hin­ter der Schlan­ge 31. Eine „Vereh­rung“ durch Geschlechtsverkehr be­deu­tet na­türlich auch ein Verstoß gegen die Utopie der echten Mo­nogamie, und die Folge davon ist die Scham. Das heißt also auch, dass Aussage der Adam-und- Eva-Geschichte ist, dass sich die Scham erüb­rigt, sobald die Utopie der ech­ten Mono­gamie verwirklicht ist.

    Der Gottesbegriff ist dabei eher zweitrangig. Denn ein Gott wurde im Grunde nur konstruiert, um für die eigenen Leute eine Autorität zu ha­ben, die hinter der Idee der Monogamie steht, und um ein Argu­ment ge­gen die anderen Göt­ter zu haben, zu deren Verehrung diese wenig mensch­lichen Kulte angeblich sein mussten.

  • In der jüdischen Religion hat auch die Frau das Recht auf das Erleb­nis des Orgasmus124. Denn damit die Monogamie auch funktioniert, ist na­türlich wichtig, dass im Sexuellen auch die Frau zu ihrer Erfüllung kommt, das heißt, dass auch sie den Orgas­mus erlebt. Damit ist nun nicht der Or­gasmus gemeint, wie ihn etwa der Psy­chologe Wilhelm Reich sieht, der mit allerlei technischen Tricks er­reicht wer­den kann, sondern ein Or­gas­mus, der aus der Har­monie oder auch aus der Seelenverwandt­schaft von zwei Menschen schon fast spon­tan entsteht, also nur mit leichtes­ten Be­rührungen – im Prinzip sogar in vol­ler Bekleidung. (Anm.: Der soll­te auch heute ein Ziel sein, denn nach einer Informa­tion der Zeitung DIE WELT er­leben mindestens Zwei­drittel aller Frauen nie einen Orgasmus!).

Wenn das nicht eine tolle Religion ist, die damals gegen unmenschliche Re­ligionen ausgedacht wurde und die heute das Zeug hätte, alle anderen Reli­gio­nen, die letztlich nur Kultivierungen von erlittenen Traumata gepaart mit Folk­lore und Aberglauben sind (wozu dann noch Geschäftsinteressen und Macht­strukturen und das Bedürfnis nach Abgrenzung von anderen kommen), über­winden würde! Ich habe allerdings den Eindruck, dass leider normaler­weise selbst Juden davon keine Ahnung haben.

Vor allem braucht es In­telligenz und Kreativität, um eine dazu entsprechende Pädagogik (s. Anm. 5 S. 49) zu entwi­ckeln, damit die alte Utopie wieder leben­dig wird – ganz anders als bei so man­chen heutigen jüdi­schen Bräuchen, bei denen man sich an wehrlosen Krea­turen vergreift. Ich denke hier an die Be­schneidung von männlichen Ba­bys (s.S. 55 f) und an die Schächtung von Tie­ren. Ich habe etwa in Indone­sien auf der Insel Sulawesi erlebt, wie Tiere bei ei­ner Toten­ze­remonie rituell ge­schäch­tet werden, und ich habe dabei in die vor Angst weit auf­geris­se­nen Au­gen ei­nes Stiers beim Sterben durch Verbluten gese­hen. Und auf der klei­nen Insel Sibe­rut bei Sumatra habe ich mitbekom­men, wie versucht wur­de, einem Schwein bei einer solchen Schächtung die Schnau­ze zuzuhalten, weil es durch­dringend-angstvoll zu quieken begann. Sie lieber Leser, kön­nen jetzt sa­gen, dass ich Antisemit bin – doch vor einer Reli­gion, die ihre Gläubi­gen zu so et­was auch heute noch verpflichtet, kann ich keinen Respekt haben – und ich bin auch nicht be­reit, darüber zu diskutieren. So et­was geht einfach nicht und ist eines Vol­kes, das sich für intelligent, auf­geklärt, kulti­viert und auch noch mitfühlend 114 hält, absolut un­würdig. Könnte es nicht sein, dass auch andere Deut­sche hier genauso denken wie ich – und dass hier auch ein Grund für den Antisemitis­mus ist? Und dass ein Gott eine Zwangs­rekrutierung junger Menschen will und des­wegen einen Steinzeit­brauch wie den der Be­schnei­dung befohlen haben soll, ist doch völlig unsinnig und sogar lä­cherlich, wenn nicht sogar blasphe­misch.

Jedenfalls habe ich versucht, mit meinem Wissen als Theologe und nach 30-jähriger Berufspraxis als Lehrer die Ideale der alten jüdischen Utopie in dieser Arbeit hier zu einem positiven Konzept zu kombinieren, damit sie für junge Leu­te zu­gäng­lich sind. Denn die jungen Menschen haben doch noch Ideale von solcher Utopie und wür­den diese auch gerne leben, wenn sie nur wüssten wie.

Und ich denke, ich bin hier gar nicht so schlecht, siehe dazu de zweiten Teil dieses Hefts!

Das Problem zur Zeit Jesu war nun, dass diese jüdische „Ur-Religion“ schon zu seiner Zeit ganz offensichtlich „verschüttet“ oder auch zumindest weitestge­hend in Vergessenheit geraten war und sich also auch niemand von den Au­to­ritäten, die damals das Sagen hatten, mehr darum scherte. Die jüdische Religion war weitgehend im Kult erstarrt. Da muss also dieser Häuserbauer oder Bauunternehmer Jesus (nach unsern heutigen Erkenntnissen war das wohl sein Beruf) darauf gesto­ßen sein und versucht haben, diese Ur-Religion wieder zum Leben zu erwe­cken. Bei seinen norma­len Mitmenschen muss er wohl damit sehr gut ange­kom­men sein, doch es muss viele andere gegeben haben, die genau daran kein Interesse hatten.


C. Statt den ur-jüdischen Wertvorstellungen wieder zur Geltung zu ver­schaffen, wie Jesus es wollte, schufen die Christen eine neue Reli­gion, die mit seinem Anliegen (fast) nichts mehr zu tun hat.

Nicht nur Glaubensgegner behaupten, dass die Erzählungen über Jesus im Neuen Testament keine geschichtliche Grundlage haben, auch wohl die meis­ten Theologen bezweifeln weitestgehend, dass der wirkliche Jesus die ge­schichtliche Grund­lage des Neuen Testa­ments ist. Das heißt also, dass nach ihnen zumindest das meis­te, was uns im Neuen Testa­ment berich­tet wird, mehr oder weniger frei erfun­den ist oder auch eine bewusste Verfälschung (s. Anm. 3 S. 48) eines konkreten Jesus ist, der tat­säch­lich ein­mal ge­lebt und ge­wirkt hatte. So wurde längst herausgefunden:

  • Eigentlich ist unser Glaube ein spätantiker Mysterienkult – es gibt vie­le Parallelen etwa mit dem Mithraskult und mit anderen heidni­schen Kulten.

  • Überhaupt ist unsere christliche Religion eher ein Synkretismus, also ein Glau­bens­misch­masch. Vieles ist aus anderen Religionen übernommen so die Ge­schich­ten von der Jung­frauenge­burt, der Gottes­sohnschaft, den Wundern, den Totenerwe­ckungen, der Auf­erste­hung, der Himmel­fahrt und der Drei-Könige-Geschichte. (Die Lehren von der Dreifaltigkeit und der Ma­rienkult kamen dann später.). Was für Zufälle, dass das alles angeblich auch auf Jesus passt! (Und so viele Zufälle gibt es einfach nicht, hier wurde also etwas bewusst konstruiert!)

  • Auch gibt es zahlreiche Ähnlichkeiten mit dem älteren Buddhismus.

  • Der Jesus des Neuen Testaments hat nichts oder fast nichts mit dem wirklichen Jesus zu tun, der einmal gelebt hat. Theologen unterscheiden da­her zwischen dem kerygmatischen Jesus (gr. „Kerygma“ = Verkündigung), also dem Jesus der Verkündi­gung, und dem historischen oder geschichtli­chen Jesus. Und so diese kritischen Theologen: „Von dem historischen Jesus weiß man so gut wie gar nichts“.

  • Daher auch: Allenfalls 5 % aller Jesusworte im Neuen Testament sind echte Jesusworte (so jedenfalls der evangelische Neutestamentler Gerd Lüdemann). Zum „Durcheinander“ in der frühen Kirche s. Anm. 3 S. 48.

  • Niemand weiß, wer das Neue Testament geschrieben hat, auf alle Fälle waren die Autoren der Evangelien keine Jünger Jesu, unter deren Na­men sie bekannt sind. Wir haben es hier mit einer Pseudoepigraphie zu tun, also mit einer Fälschung der Namen. Auch weiß niemand, wie diese Schrif­ten dann auch noch in die Jesusgemeinden kamen, die es bald nach dem Tod Jesu gab, so dass sie auch akzeptiert wurden.

  • Im Grunde ist der eigentliche Begründer unseres Glaubens Paulus, der erst einige Jahre nach Jesu Tod zu den Christen stieß und dem bei sei­ner Lehre der wirkliche Jesus eher gleichgültig war. Daher sind wir ei­gent­lich keine "Christen" (wenn wir "Christus" einmal als Name für Jesus gelten las­sen), sondern Paulisten, also keine Jesuaner, denn das, was un­sere Re­li­gion ausmacht, ist die Lehre des Paulus.

  • Der Hintergrund der christlichen Ideologie ist vor allem griechische Philosophie, doch Jesus hatte damit nichts zu tun, er war ja Jude.

Das alles wissen zumindest die großen Kirchen mit ihren theologischen Fa­kul­täten durchaus auch an staatlichen Universitäten.

Wenn die Kirchen also ehrlich und korrekt wären, müssten sie mit der Verkün­digung aufhören und sich vielleicht nur noch auf tätige Nächstenliebe und auf die Verwaltung ihrer Kunstschätze und ihres Grundbesitzes beschränken.

Doch dank eines Taschenspielertricks können die Kirchen weiter machen: Sie sagen, dass wichtig nicht der wirkliche Jesus sei, sondern der Glaube der frü­hen Kirche – und den kennen wir ja. Was aber, wenn schon der nicht im Sin­ne Jesu, also falsch war? Jedenfalls ist der für mich keine akzeptable Lösung.

Nüchtern betrachtet stellt sich das Christentum, so wie wir es heute ken­nen, , also als Synkretismus oder eben als „Glaubensmischmasch“ aus Inhalten der jüdi­schen Religion, des Buddhismus und der heidnischen Religion zur Zeit Jesu dar. Und der Urheber von allem ist dieser „Hinzukömmling“ Paulus.


D. Die Fragen nach dem WER und nach dem WARUM

Jedenfalls spricht das alles oder zumindest sehr vieles für die Idee eines Auf­tragswerks. Doch welcher Personenkreis konnte an einer solchen Verfäl­schung ein Interesse haben, wie sie am besten funktioniert, wenn jemand, der sehr bekannt ist und der vielleicht auch sehr revolutionär war, vergessen werden soll? Das Verfahren des Vergessens war ganz offensichtlich das einer „dam­na­tio memoriae“ 129, wie die Römer das offizielle Totschweigen“ von jeman­dem nannten. Und dieser Personenkreis bediente sich als Auftraggeber sehr ge­schickt verschiede­ner Fachleute, die einen komplett neuen Jesus konstru­ier­ten und unters Volk brachten. Diese Fachleute haben dann ihre Sache in ih­rem Sinn auch wirklich gut gemacht und haben also die Grundlage für die neue christliche Re­ligion „kon­struiert“, wie wir sie heute kennen. Unter diesen Fach­leuten waren also auch buddhis­tische Mönche, einfach weil darin ein Spezial­wis­sen enthalten ist, wie es nur „Profis“ haben können, die im Buddhis­mus zu­hause sind. Dazu kamen dann noch Fach­leute aus der jü­dischen Reli­gion (das konnten nur an­geworbene Schriftge­lehr­te sein), denn es sind im Neuen Testament auch noch 60 Bezüge zum Alten Testa­ment ent­halten – und auch das geht nur mit Fachwissen. Dem­gegen­über brauchte es eigentlich kein be­son­deres Fachwis­sen, um auch noch „Kom­po­nenten“ aus den anderen da­mals üblichen Religio­nen wie die Jungfrauengeburt usw. einzuflechten.

Die Fragen stellen sich allerdings: Wenn es also nun Auftraggeber waren, die hinter Paulus standen: WARUM haben sich diese Auftraggeber nicht für die Leh­re des wirklichen Jesus interessiert und WARUM haben sie diesen Paulus veranlasst, eine neue Lehre zu entwickeln 116, damit der echte Jesus vergessen werden sollte? Und WER waren diese Auftraggeber? Und wenn es nicht irgendwelche Auftraggeber waren, warum hat dann Paulus aus sich heraus alles das gemacht?

Diese WARUM-UND-WER Fragen haben, so viel ich sehe, die bisheri­gen Theo­logen nicht interessiert. Ich bin nun sehr optimistisch, dass wir doch den wirk­lichen Je­sus her­ausbekommen können und auch das, was er wirklich woll­te, sobald diese Fragen erst einmal gestellt sind. Nur eben ist da­zu das Neue Testament (NT) nicht zuverlässig in der Weise, dass hier wirk­lich etwas über den wirkli­chen Jesus berichtet wird (bis auf Aus­nah­men, die aber auch noch sehr oft verdreht sind), ich erkläre später warum. Daher ver­zich­te ich weitest­ge­hend auf „Belege“ aus dem Neuen Testament.

Ich denke nun, ein solcher Personenkreis konnte nur ein Komplott von gera­de­zu böswilligen Gegnern der ursprünglichen jüdi­schen Utopie sein, die dieser Jesus wieder „zum Leben erwecken“ wollte. Und dieser Personenkreis muss sehr mächtig gewesen sein und von der Situation, so wie sie war, einen gewal­tigen Profit gehabt haben. Dann muss er auch noch skrupellos genug gewesen sein, alles dran zu setzen, dass dieser Jesus mit irgendwelchen revo­lutionären Ideen nicht durchkam. Offen oder stillschweigend unterstützt muss dieser Per­sonenkreis dann auch noch von nach außen integ­ren Auto­ritäten der damali­gen jüdi­schen Gesellschaft worden sein, die einfach nur weg­guck­ten bei dem, was da lief, und es geschehen ließen oder gar noch aktiv mitmachten.

Und hier beginnt der wohl größte Kri­minal­fall in der Ge­schichte der Religionen und vielleicht sogar der Menschheit!

Für mich ist dieser Personenkreis so etwas wie eine Mafia, wie wir heute sa­gen würden, und da diese Mafia mit Prostitution zu tun hatte, eben eine Krake in der Gesellschaft, die die damalige jüdische Gesellschaft unterwan­dert hat­te, oder eben eine „Halbweltmafia“. Man konnte sie nicht sehen, doch man spürte sie, weil sie eben – wie eine Mafia – allgegenwärtig war.

Ich habe über diese These auch Christian Lindtner geschrieben, und er fand auch vieles o.k., er akzep­tierte auch meine Einschätzung des Jesus, dass nämlich der derjenige war, der der ursprünglichen jüdischen Utopie wieder Gel­tung verschaffen wollte. Nur mit der Rolle des Saulus oder Paulus (wie er sich später nannte), den ich hier als den gro­ßen Gegenspieler Jesu sehe, war er nicht einver­standen. Denn ich hatte nicht nur Jesus, son­dern auch Paulus (nach Maccoby - siehe Seite 5) als realisti­sche Person gesehen. In Wirk­lich­keit sei auch Pau­lus eine Konstruktion aus dem Buddhismus: "You can trace Pau­los back to Pûrnas in The Lotus sitra – the most eloquent of all disciples", so Lindtner.

Ich möchte jedoch bei meiner Version bleiben, dass Paulus tatsächlich eine rea­lis­tische Person war. Ob nun Lindt­ner richtig liegt oder ob ich richtig liege mit der Sicht des Paulus, ob es ihn also gab oder nicht, ist für mich nicht wichtig, wich­tig für mich ist allein der echte Je­sus, der ja vor Paulus war und mit ihm nichts zu tun hat. Und der tritt m. E. in meiner Version kla­rer hervor. S. auch, was andere über Paulus denken: 125.

E. Wie sich die Sache für mich darstellt: Ein teuf­li­sches Kriminaldrama

Erster Akt des Dramas: Der Körper des Menschen Jesus wird aus dem Weg geräumt.

Es gab also damals dieses Gesetz mit dem Zweizeugenverfahren gegen die Unmoral, das wahrscheinlich immer nur missbraucht wurde.

Hierzu ein kleines Erlebnis von meiner letzten Ostasientour, bei der ich auch auf Bali war. In einem Straßenrestaurant, in dem viele Leute waren (das ist für mich immer ein Zeichen, dass das Restaurant gut ist), setzte ich mich an ei­nen der lan­gen Tische einem Gast gegenüber, der europäisch aussah, in der Hoff­nung, dass ich mich mit ihm ein wenig zumindest auf Englisch unterhalten könn­te. Wie es sich herausstellte, war er ein ägyptischer Geschäftsmann, der mit „handcraft“ (so sagte er) handelte und der mir auch offen­sicht­lich gerne von den miesen Bedingungen heute in Ägypten und von sei­nen Geschäften und auch von seiner Einstellung zur islamischen Religion (s. Anm. 4, S. 48) er­zähl­te. So würde er diese „handcraft“ also in Indonesien con­tai­nerweise günstig einkau­fen und sie dann in Europa als „Made in Thailand“ ganz gut weiter verkaufen.

Als er irgendwann davon genug erzählt hatte, dachte ich, dass ich auch mal etwas erzählen sollte, und so kam ich auf meine Konzeption des wirklichen Je­sus und dabei also auch auf das „Zweizeugenverfahren“ (oder besser „Zwei­zeu­genmasche“) zu sprechen. Und da lachte er und meinte: „Genau wie heu­te im Islam, nur müssen es da vier Zeu­gen sein. „Doch wann passiert das schon, dass eine Frau beim Sex mit ei­nem Mann, der nicht der ihre ist, mit vier Zeu­gen auf frischer Tat erwischt wird? Das passiert doch nie – und wenn das an­geblich mal pas­siert, dann steckt doch immer et­was anderes dahinter, etwa dass man die Frau loswerden möchte oder sonst was Kriminelles!“ “Ja“, so ich, „genauso hätte ich das meinen Schülern auch im­mer erzählt, doch ein wenig unsicher war ich schon, ob ich auch wirklich rich­tig lag. Doch jetzt sei mir klar, dass ich auf der richtigen Spur sei, was es da­mals mit Jesus auf sich hatte…“

Und diese „Zweizeugenmasche“ wurde nun nicht nur benutzt, um Frauen, die bereits in der Prostitution arbeiteten, bei der Stange zu halten und immer wei­ter gefügig zu machen, sondern sie wurde auch als „Frischfleischbeschaffungs­masche“ eines „eingespielten Teams einer Zuhältermafia mit verteilten Rol­len“ benutzt, um Mädchen und Frauen, die gar nichts damit zu tun hatten, zur Pro­stitution zu bringen. Wir kennen hier die Geschichte von der schönen Su­san­na, einer verheirateten und gewiss hochmorali­schen Frau, wie die über diese Zweizeugenmasche zum Sex gebracht werden sollte: „Entweder du hast mit uns Sex oder wir zeigen dich an, dass wir dich beim Sex mit einem anderen Mann erwischt hätten und dann wirst du hingerichtet.“ Es ist eindeutig, dass hier ausgebuffte Profis am Werk waren und dass es um mehr ging, als nur ge­rade mal Sex mit einer Frau zu haben 130: Wann passiert das schon, dass „zufäl­lig“ und auch noch zu gleicher Zeit zwei Männer „bei so etwas“ auf densel­ben Gedanken kommen, zumal sie doch wissen müssten, dass sie bei einer anstän­digen Frau nur gemeinsam zu ihrem „Ziel“ kommen kön­nen? Das Ganze war also von vornherein eine abgekartete Sache. Und wenn die Frau den erpresserischen Männern nachgegeben hätte, dann hätte sie damit in den Augen anderer bewiesen, dass sie letztlich doch eine Prostituier­te ist, und es wäre bei ihr zu ei­ner zweifelhaften Karriere als Prostituierte gekom­men, bei der sie im­mer neu­en Erpressun­gen (einer Halbweltmafia) ausgeliefert gewesen wäre. Und so oder so ähnlich wie Frauen keine Chancen hatten, wenn sie erst mal im „Sys­tem“ drin waren, muss das also auch zur Zeit Jesu gelaufen sein – und das hat­te Jesus nun mit­be­kom­men und versuchte, sich dagegen zu engagieren 121.

Doch ein Haken war für die Ankläger und Zeugen immerhin dabei, denn es gab auch da­mals schon eine gewisse Rechtssicherheit. Wenn sich nämlich herausstellte, dass ein Ange­klagter, hier eben die Frau, in Wirklichkeit unschul­dig war und dass die Anklä­ger und Zeugen falsche Aussagen gemacht hatten, dann bekamen sie die Strafe, die sonst der oder die Angeklagte bekommen hätte. Wir kennen die­sen „Haken“ so auch aus der Susannageschichte: Da gelingt es also einem jungen Mann („Daniel“) die Ankläger und Zeugen mit einem getrennten Verhör zu überführen und so werden sie hingerichtet.

Jesus kannte also offensichtlich zumindest manche dieser Zusammenhänge – und die konnte er nur von betroffenen Frauen, also von Prostituierten, selbst wissen. Ja, wie war Jesus denn nun überhaupt an „solche Frauen“ gekom­men?

Wir gehen immer davon aus, dass der Vater von Jesus so etwas wie Tischler war, der in einer Werkstatt „hinten“ irgendwelche Möbelstücke zusammen mit seinem Sohn zimmerte, die Maria dann „vorne im Laden“ verkaufte. Doch eine solche Idylle dürfte eine völlig falsche Vorstellung von der Tätigkeit Jesu sein, die vor allem auch aufgrund einer problematischen Übersetzung Martin Luthers entstanden ist. In der griechischen Vorlage steht nämlich als Beruf Josefs „tekton“ (das Wort ist in „Architekt“ enthalten), und das bedeutet so et­was wie Häuserbauer oder auch Bauunternehmer. Da nun die meisten Häu­ser zur Zeit Luthers aus Holz bestanden, hat Luther „tekton“ mit „Zimmerbau­er“ übersetzt, woraus dann ein „Arbeiter mit Holz“ entstanden ist – bis hin zum Tischler. Doch gibt dieser Be­ruf mit Sicherheit nicht die Lebenswirklichkeit von Josef und Jesus wieder, es war eben eine Häuserbauerfamilie. Dazu müssen wir uns fra­gen, für wen Josef und Jesus – und eventuell noch weitere Ver­wandte und vielleicht auch Söhne von Josef beziehungsweise Brüder von Je­sus – Häuser gebaut haben und wo. Bedenken wir dazu, dass bei den nor­malen Leuten da­mals Bargeld mit Sicherheit knapp war und die also ihre Häu­ser in Nachbar­schaftshilfe bauten. Nur reichere Leute konnten sich professio­nelle Häuser­bauer leisten, doch solche gab es wohl in Nazareth, also in dem Hei­matdorf von Josef und Jesus, entweder nicht, doch die hatten bereits alle ihre Häuser. Daher müs­sen wir uns unter dem Bauunternehmen „Josef & Söh­ne“ so etwas wie die polnischen Bautrupps vorstellen, die es noch vor we­ni­gen Jahren mehr oder weniger offiziell bei uns gab und die zu akzeptablen Preisen Häu­ser und Woh­nungen renovierten – oder auch gleich ganze Häu­ser überall im Land „hoch­zogen“. Entsprechend dürften die Kunden bei „Josef & Söh­nen“ vor allem Neu­reiche im ganzen Land gewesen sein, für die es kei­ne Nachbarschaftshilfe gab, und das waren etwa die Zöllner oder auch Steu­er­ein­treiber. Diese Steuereintreiberei lief damals etwas anders als in un­serem papierner­nem oder auch elektronischem Zeitalter, wo alles ge­nau belegt und ausge­rechnet werden kann: Da wurde also eine Ortschaft oder ein Ge­biet für die Steuerabgabe eines bestimmten Betrages ausgeschrieben – und derje­nige, der dann sozusagen die Ortschaft oder das Gebiet pachtete und den Betrag bezahlte, musste zusehen, wie er bei den Einwohnern an das Geld kam. Von Vorteil für den Pächter war dabei, wenn er aus dem Ort selbst kam und die Vermögensverhältnisse seiner Nachbarn und sons­tigen Ortsmit­be­wohnern kannte – und entsprechend „zulangen“ konnte, dass er wusste, wo etwas zu holen war. Wir können uns vorstellen, wie beliebt ein solcher Steuer­eintreiber war und warum es also keine Nachbarschaftshilfe für ihn beim Haus­bau gab. Da kam dann also das Bauunternehmen „Josef & Söhne“ aus einem anderen Ort zum Zuge, das mit den Dorfproblemen ja nichts zu tun hatte.

Na ja, und es gab ja auch damals irgendwann einmal Feierabend und weil es nach Hause zu weit war, blieben die Bauarbeiter an Ort und Stelle, quartierten sich irgendwo ein und bekamen irgendwo auch ihr Essen. Und danach kamen dann auch die Prostituierten, um sich etwas zu verdienen. Wie sich Jesus hier verhalten hat, wissen wir nicht, doch war er gewiss schon immer ein sehr kor­rekter Mensch, und hat sich also solcher daher auch mit den Frauen über „mehr“ un­terhalten 112, was den Frauen von Seiten der Zuhältermafia aller­dings norma­lerweise strengstens verboten ist. Dabei dürfte er von den Frauen erfah­ren haben, etwa wie sie durch Erpres­sung zu ihrem „Beruf“ gekommen waren und wie sie unter der Macht ihrer „Be­schützer“ standen, denen sie auch aus­geliefert waren. Denn die bei To­des­strafe verbotene Prostitution lief eben nur mit „Be­schützern“, also mit Zuhältern und überhaupt mit einer Halb­weltmafia 105, die die Gesetzesmacht abpufferte – praktischerweise auf die­selbe Me­thode, die heu­te noch bisweilen praktiziert wird und von der mir mein Nachbar er­zählt hatte. So heilig und unschuldig waren die Gesetzeshüter da­mals doch auch nicht, dass sie nicht für ein Gratistechtelmechtel mit einer adretten Pro­stitu­ier­ten abge­neigt gewesen wären. Und es gab da­mals gewiss viel Prosti­tution, denn da waren ja die vielen römischen Solda­ten, die bis zu ihrem 35. Le­bens­jahr nicht heiraten durf­ten und die also Dienste von Prostitu­ier­ten „in An­spruch nah­men“. Auch gab es bei den Wallfahrten nach Jerusalem mit bis zu drei Millio­nen Pilgern sicher auch mal nicht so fromme Pilger oder auch sonst frustrierte Ehemän­ner, die schon mal den Weg zu den Prostituier­ten fan­den. Ja, und was blieb denn den Pro­stituierten anderes übrig, als sich dabei


Sünderin

Künstler haben oft ein besseres Gespür als Theologen: Eine ganz beson­ders er­greifende Darstellung des „Falls Jesus und die Sünderin“ im Johan­nes- 32 evangelium ist die von Lucas Cranach d.Ä. in der Fränki­schen Ga­lerie auf der Festung Ro­senberg (Kro­nach). Wenn man so einerseits die Visa­gen der An­kläger links betrachtet und andererseits die Attraktivität der Frau be­denkt, dann sieht es ganz danach aus, dass Cranach den wahren Hinter­grund die­ser Erzählung zumin­dest ahnte. Den Anklägern ging es je­denfalls nicht um Moral, sondern eher um das Gegenteil von Moral – und das hatte Je­sus durch­schaut. Die Frau (aus der Art der Bestrafung, näm­lich Steini­gung, kön­nen wir erkennen, dass es sich um eine unverhei­rate­te Frau han­delte, und das konn­te damals nur eine Prostituierte sein, denn ver­heiratete Frauen wur­den erdros­selt) hatte sich vermutlich nicht danach verhalten, was die Männer in ihrer Un­mo­ral woll­ten. Also hatte man ihr eine Falle gestellt und nun sollte sie un­ter Miss­brauch der damali­gen Gesetze 126 – auch zur War­nung für an­dere Frauen, falls die nicht „das“ wollten, was die Männer wollten – gesteinigt wer­den. (Vor allem hatte hier Jesus sei­ne Hand auf die der Sünde­rin gelegt, als ob er sie be­ru­higen wollte: „Hab´ keine Angst vor diesen Scheiß­kerlen – ich hau dich raus!“ Ja, diese Ge­schichte von Jesus stimmt sicher – an­ders als vie­le sons­tige Geschich­ten über Jesus.) <s.d. Susannageschichte unter 33>

Und warum gerade diese Geschichte wohl viel eher auf den wirklichen Jesus zurückzuführen ist als das ganze sonstige Johannesevangelium und überhaupt das Neue Testament – siehe unter 88.

der Ma­fia un­terzuord­nen und mit­zu­ma­chen und für ihren Schutz zu be­zahlen? Auch die Steuer­ein­trei­ber dürf­ten Je­sus von ihren Prob­lemen mit „Be­schüt­zern“ er­zählt haben, denn es ist ei­gent­lich nicht vorstell­bar, dass es nur die Römer gab, die Geld forder­ten, bei so etwas gibt es auch immer noch an­dere, die „mitverdie­nen“ wollen und die dann auch da­bei „be­hilflich“ sind, da­mit einer den lu­kra­tiven Posten als Steuerein­treiber auch tatsächlich bekommt.

Gerade was Jesus nun von den Frauen hörte, wie sie also erpresst und aus- ge­beutet wurden, dürfte ihn geradezu ausgesprochen zornig gemacht und ihn dazu gebracht haben, das alles öffentlich anzuprangern, woraus dann später „Predigten für das Himmelreich“ gemacht wurden. Und Jesus sah als Schuldi­gen hier nicht nur die direkten Täter, also die Zuhälter und die ganze Halb­welt­mafia, die dahinter steckte, sondern er sah auch die weiteren Hintermän­ner, nämlich die „ehrenwerten“ Autoritäten der Ge­sellschaft, also die Pries­ter, die Pharisäer, die Schriftgelehrten, weil die alle, statt sich um die wirklich wichtigen Din­ge zu kümmern, gerade hier einfach „wegguckten“ und nur ih­ren im Grun­de „leeren Kult“ mach­ten. Und dieses „Weggucken“ war für Jesus gewiss nicht rein zufällig und nicht völlig unwissentlich, sondern es war für ihn be­wusst, es war so et­was wie ein stilles Komplott mit den Tätern der Mafia.

Ja, passt das nicht alles genau zu dem, was immerhin von Jesus überliefert ist: „Gegen die Sünde, gegen die Heuchler, für die Liebe“?


Halbweltmafia und Weggucker oder gar Zutreiber: Wie das mit der Mafia funktioniert.

Zu einer Mafia gehören immer zwei Parteien an Menschen, damit sie funktioniert:

Die einen, die die Täter sind. Und das sind also die, die die Mädchen unter falschen Versprechungen aus armen Ländern in die reichen Länder locken, die sie vergewaltigen, bisweilen auch unter der Vorspielung von Liebe, und die sie dann in die Prostitution schicken, das heißt etwa an Bordelle verkau­fen oder vermieten. Doch wir müssen uns nicht immer so weit weg umsehen, denn zu dieser Sorte Mensch gehören auch vor allem die Don Juans, also diejeni­gen Jungen und Männer, die keine Bedenken und Hemmungen haben, Jung­frauen zu entjung­fern, zumal wenn diese es auch noch ausdrücklich wollen.

Und die anderen sind die Zutreiber oder zumindest die Weggucker. Das sind also die, die den jungen Menschen eine Scheinmoral beibringen, und das ist hier nun einmal die der Scham, und die damit alle Harmlosigkeiten blockieren, die die Mädchen dumm und unin­formiert lassen 119, was falsche und was rich­tige Moral ist, die sie zu Leibfeind­lichkeit und Schamhaftigkeit erziehen – so dass etwa die Mädchen eines Tages förmlich solche Täter für ihre Befreiung suchen.

So, lieber Leser, der Sie vielleicht auch Pädagoge sind: Jetzt können Sie ein­mal über­legen, zu welcher Partei Sie gehören …

Das Problem war nun, dass Jesus bei seiner Anprangerei möglicherweise sehr erfolgreich war und dass er daher auch bei seinen jüdischen Landsleuten beliebt war, die schon erkannten, wie er sie von der Plage der Halbweltmafia befreien wollte. Doch das merkte natürlich auch diese Halbweltmafia und auch, dass er ihr gefährlich werden konnte, denn das damalige Israel war ja schon so etwas wie ein Rechtsstaat. Und in einem geschickten Verfahren wäre es den Halb­weltmafiosi vielleicht auch so ergangen wie den Anklägern bzw. falschen Zeu­gen in der Susannage­schichte?

Jedenfalls hörten die Mafiosi sozusagen das Gras wachsen – und kamen Je­sus zuvor und schafften ihn vorsorglich auf grausamste Weise aus der Welt, solange sie noch die Möglichkeit dazu hatten und bevor er hier auch offiziell an­setzte und dann damit möglicherweise auch durchkam und es also ihnen selbst „an den Kragen ging“.

Allerdings: Wahre Mafiosi sind - natürlich nur wenn es sich lohnt - auch immer Spieler, selbst wenn dabei das Ri­siko einer Todesstrafe besteht. Und, wie ge­sagt, es geht ja auch nicht nur um Sex, sondern da ist bei einer besonders at­traktiven Frau un­ter Um­ständen auch noch sehr viel Geld mit im Spiel 130

Jedenfalls wird auf diese Weise der Foltertod Jesu sehr plausibel erklärt.


Zweiter Akt des Dramas: Das Neue Testament – ein Machwerk aus einer „Relotius-Redaktion“: Der „Geist des Menschen Jesus“ wird aus dem Weg geräumt.

(Anm.: Claas Relotius, *1985 war ein mit vielen Preisen ausgezeichneter Reporter und Jour­nalist vor allem des SPIEGELS. Er wurde 2018 bekannt, weil einige seiner wun­der­schönen Repor­tagen ganz oder teilweise frei erfunden waren.)

Doch nach der Kreuzigung Jesu stellte sich heraus, dass damit die Ideen Jesu längst nicht auch gestorben waren, schließlich hatte er ja drei Jahre lang (oder auch nur zwei, wie manche meinen) über seine Erfahrungen mit der Halbwelt und möglicherweise auch über seine Planungen, etwas gegen die zu tun, öf­fentlich geredet. Und nicht nur zu Men­schen, die in Palästina wohnten, sondern sozusagen zu Menschen aus der ganzen damals bekannten Welt, weil bei seinen Reden oft auch Pil­ger nach Jerusa­lem von weither dabei waren.

Und zumindest einige dieser Menschen fingen nun an, sich zusammen zu tun, um im Sinne Jesu, also des Gekreuzigten, weiter zu machen, schließlich sah es überall auf der Welt ja nicht viel anders aus. Und weil die Ideen Jesu nun einmal auch gut und mal wirklich revolutionär waren, konnten diese „Nachfol­ger Jesu“ der „Plage der Halbweltmafia“ immer noch gefährlich werden.

Wie also konnte man als Mafioso verhindern, dass dies einmal real würde?

Da kam nun irgendeiner in dieser Mafia auf die Idee, einen von ihnen; der dafür geeignet war; bei den Jesusanhängern nach der Masche „verdeckter Er­mitt­ler“ ein­zu­schleusen und deren Ansich­ten dann auch noch von innen her umzukrempeln.

Entweder stellte sich dieser Saulus, der sich dann später in raffinierter Beschei­denheit „Paulus“ nannte, also der „Kleine“, von sich aus zu Verfügung, oder die Wahl fiel auf ihn, weil er durch seine bisheri­gen Reden und durch seine hervor­ragende Intelligenz und durch seinen Ehr­geiz schon immer aufgefallen war.

Pauluslehre – Jesuslehre (Statt „-lehre“ wäre hier eigentlich der Begriff „Ideo­lo­gie“ besser, weil der eher etwas mit einer „Einstellung“ zu tun hat, die nicht gleich in einer „Lehre“ ausarten muss. Doch ist mir das Wort „Ideologie“ zu wenig neutral.) Siehe auch Anm. 4 auf S. 48.

A. Pauluslehre – das Problem Moral wird indirekt angegangen:

  1. Gott hat uns moralische Gebote gegeben, doch der Mensch ist nun einmal von Natur aus schwach und zur Sünde veranlagt. Er braucht also eine Erlösung, da­mit er nach seinem Tod nicht der ewigen Verdammnis in der Hölle aus­geliefert ist. Durch seinen Opfertod am Kreuz hat Jesus uns nun diese Erlösung sozu­sagen erkauft und damit Gott gnädig gestimmt.

  2. Diese Erlösung verpflichtet uns zum moralischen Handeln hier und jetzt, auch in der Sexualität. Daher gibt es in der Pauluslehre die Sün­den im Zusammenhang mit der Sexualität und entsprechende Verbote.

  3. Doch erfahrungsgemäß verstoßen die Menschen – wie gesagt – im­mer wieder gegen die göttlichen Gebote. Dieses Gegen-die-Ge­bo­te-Versto­ßen ist in der Pau­luslehre (oder eben „Paulusideologie“) allerdings von vorn­herein einkalku­liert, denn es dürfte doch auch dem Paulus bekannt gewe­sen sein, dass Ver­bote mit den damit verbundenen irrationalen, also sinnlosen Ängsten 132 gerade in Fragen der Sexualmoral noch nie etwas wirk­lich ge­holfen ha­ben. Und so gehört das Ge­gen-die-Verbo­te-Verstoßen nun einmal zum Kon­zept, also gibt sich auch von vornherein niemand echte Mühe, nach Wegen zu su­chen, dass die Gebo­te wirklich befolgt werden können.

  4. Immerhin können sich diejenigen, die an Gott und an die Erlösung auf ein besseres Leben nach dem Tod hin durch Jesus glauben, der Barm­her­zigkeit und der Vergebung Gottes si­cher sein, die uns Jesus durch sein Kreuzesopfer verdient hat. Die Vermitt­lung der Vergebung mit der Aussicht auf eine bessere Welt nach dem Tod (an die man glauben kann aber auch nicht) ist jedenfalls ein patentes Geschäfts­modell in der Pauluslehre 125.

Bei der Pauluslehre geht es in erster Linie um eine Gemeinschaft 123 (oder auch - kras­ser - um eine Vereinszugehörigkeit), in der das alles geglaubt wird, und in der um Wunder gebetet wird, damit gerade in der Moral alles besser wird.

B. Jesuslehre – das Problem Moral wird direkt angegangen:

Das Anliegen Jesu ist keine typische Jenseitsreligion, sondern die ursprüngli­che jüdi­sche Lebens­ein­stel­lung für das Hier und Jetzt. Jesus ging davon aus, dass der Mensch von Natur aus gutwillig und also auch hochmoralisch 115 ist. Doch wird diese moralische Einstel­lung üblicherweise bewusst oder fahr­lässig zer­stört, zu seiner Zeit vor allem durch Er­pres­sung (heute eher durch Manipulation 119, so dass gerade Mädchen sich einbilden, das freiwillig zu machen) hin zu einer Schein­moral oder auch Ersatz­moral 127 statt zu ei­ner vernünftigen ech­ten Moral. Das Ziel Jesu war hier nun ein erfülltes Mensch­sein, und das ge­lingt am bes­ten, wenn die Hindernisse für eine echte Moral in der Bezie­hung der Ge­schlech­ter besei­tigt sind. Für uns heute hieße das, die jun­gen Men­schen nicht mehr mit Zwängen und Ängsten und falschen Wegweisern zu ma­nipulie­ren, son­dern ih­nen eine sachgerechte Information über echte und fal­sche Mo­ral mit der für diese falsche Moral typi­schen Leib­feindlichkeit und über die Vor­teile der ech­ten Moral ohne Leibfeind­lichkeit zu geben. Auf diese Wei­se kann diese dann so attraktiv werden, dass sie sogar sehr gern gelebt wird und dass es sozu­sa­gen zu einer ausgesprochenen Freude an den <göttlichen> Geboten kommt.

Wir können vielleicht sagen, dass es in der Pauluslehre um eine Therapie geht, dass die Menschen mit ihren Sünden leben können, während dem Geist Jesu die Prophylaxe entspräche, dass das Leben ohne Sünde so spannend und attraktiv ist, dass Sünden gar nicht erst geschehen. Ob die Men­schen dabei an Gott glauben oder nicht, ob sie die richtige Reli­gion haben oder nicht oder ob sie auch gar keine haben, ist nicht so wichtig. Hauptsache ist, die Freude am Menschsein 109 ohne Sünde in einem konkreten Leben ist da, denn die ist im Sinne Jesu und überhaupt SEIN Ziel – und für alle Menschen!

Es ist dabei auch gleichgültig, wie Paulus zu seiner neuen „Aufgabe“ kam, nach­dem er, wie Maccoby schreibt, bei den Pharisäern „abgeblitzt“ war. Bei denen hatte er sich wohl als Schüler beworben, doch die wollten ihn einfach nicht, weil sie ihn nicht für geeignet hielten.

In der Apostelgeschichte wird nun berichtet, wie Saulus, der ja zunächst ein Verfolger der Jesusanhänger war, sich bekehrte, weil er angeblich das be­rühmte Damaskus­erlebnis hatte, bei dem ihm der Auferstandene erschienen sein soll. Wahr ist allerdings wohl, dass es nie eine Bekehrung des Paulus ge­geben hatte und dass Paulus immer der alte Gegner der Jesusanhänger blieb: Die Bekehrung und das Da­maskuserlebnis waren also nur vorgetäuscht, neu­trale Zeugen dafür gab es ja auch nicht. Jedenfalls gelang ihm durch die Vor­täu­schung dieses Da­maskuserlebnisses und mit der Vorgabe einer Vision des auferstandenen Je­sus mit den entsprechenden Offenbarungen dabei und mit einer vorgetäuschten Linientreue gegenüber der Jesusanhängern sozusa­gen zwei Fliegen mit einer Klap­pe zu schlagen: sich bei vielen altgläubi­gen Jesus­anhängern einzuschlei­men und bei ihnen Glaubwürdigkeit zu erlangen und ih­nen dann noch seine Sicht Jesu als die allein richtige Sicht Jesu unter­zu­jubeln. Allerdings gelang ihm das nicht bei allen, besonders die Christen in Jerusa­lem unter der Füh­rung des Jesus­bruders Jakobus hielten nie viel von Paulus.

Paulus war damit sozusagen ein Vorläufer des Kanzleramtsspions Günter Guillaume (1927 - 1995), der in Wirklichkeit immer ein DDR-Agent war (1956 - 1974), und der sich als vorgetäuschter DDR-Flüchtling der SPD ange­schlossen hatte und dem es schließlich durch sein Organisationstalent und durch seine auch hier vorge­täuschte Li­nien­treue zur SPD perfekt gelang, das Vertrauen selbst der Par­tei­führung und auch des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt zu gewin­nen und so­gar dessen rech­te Hand zu werden.

Doch wenn so etwas wie das mit Guillaume alles gewesen wäre! Paulus war außerdem noch ein Vorläufer des Reporters und Journalisten Claas Relotius, der bis zu seiner „Enttarnung“ im Jahr 2018 für das deutsche Magazin SPIEGEL und für ande­re Journale wunderschöne Reportagen aus aller Welt schrieb, die so erst­klas­sig waren, dass er sogar viele Preise bekam. Nur eben, diese Repor­tagen wa­ren sehr oft teilweise oder sogar komplett frei erfunden, bzw. er hatte Per­sonen interviewt und über sie geschrieben, die es gar nicht gab oder die Aus­sagen von wirklichen Personen verändert. Die Fra­ge stellt sich natürlich, wa­rum Relotius so lange unentdeckt blieb. Ich denke, dass Jörg Thadeusz, ehe­ma­liger Moderator bei Verleihungen von Journalis­ten­prei­sen und Juroren beim Deutschen Repor­ter­preis, m. E einen plausiblen Grund gefunden hat: „Bei der Auswahl für Journalistenpreise „stünde ein ge­wisses Wel­t­bild fest“. Einen Preis erhalte, wer dieses Bild „mit einer süffigen Geschichte möglichst pracht­voll be­stätigt“. Ob Paulus also auch das, was die Menschen damals wollten, besser verstanden hatte als dieser Häuserbauer aus Nazareth Jesus und dass er ih­nen von daher eine „süffigere Theologie“ gelie­fert hatte als dieser Häuser­bau­er Jesus? Und könnte das heute nicht noch genauso sein? (Anmerkung: Nach meinen Erfahrungen denken allerdings die jungen Menschen, die noch „alles“ vor sich haben, anders – die sind noch für eine hohe Utopie zugänglich!)

Jedenfalls haben Günter Guillaume und Claas Relotius bei ihrer Tätigkeit als Agent beziehungsweise als Journalist keinen wirkli­chen Schaden angerichtet, sie konnten ja auch nicht viel machen. Ganz anders Paulus! Er hat aus dem revolutionä­ren Engage­ment Jesu im Hinblick auf ei­nen neuen Menschen, der nicht mehr von Verbrechern und Wegguckern be­stimmt wird, eine im Grunde blasse und zumindest im Gegensatz zu dem, was Jesus vorschwebte, ver­gleichs­wei­se leichtgewichtige spätantike Mysterienreligion gemacht, durch die schließ­lich im Wesentlichen alles beim Alten blieb – bis auf den neuen Ti­tel „Evan­ge­lium Jesu Christi“. Der große Wurf des Paulus dabei war erst ein­mal, dass er den Kreuzestod Jesu bei des­sen Kampf gegen die Halbweltma­fia in ein von Jesus eher freiwillig gewähltes blutiges Opferge­schehen umin­ter­pretierte, al­so in einen Opfertod, so wie er es auch vom Gott Attis in seiner Hei­mat Tar­sus und Kilikien kannte.

Und so konstruierten Paulus und seine „Mannschaft“ (oder auch Komplizen) ein Je­susbild, genau wie die Auftraggeber es woll­ten. Na­türlich gingen sie da­bei nicht dumm vor, und so bauten sie in dieses Je­susbild durchaus die Erinne­rungen an den echten Jesus ein, soweit sie noch „im Volk“ mündlich oder auch möglicherweise schriftlich vorhanden waren. Sie dürften dabei nicht oder nur kaum Ver­dacht geweckt haben, weil sie even­tuel­le konkrete Ausei­nander­setzungen mit der Halbweltmafia, die noch so un­ge­fähr in Erin­nerung waren, durch eher allgemei­ne Phrasen „gegen das Böse“ er­setz­ten, die zwar sehr nach dem ech­ten Jesus klangen, doch niemandem mehr weh taten und vor allem das Trei­ben der Halbweltmafia in keinster Weise störten.

Und hier kommt jetzt auch der dänische Sanskritforscher Lindtner mit seinen Erkenntnissen, dass das Neue Testament weitestgehend ein Plagiat aus älte­ren buddhistischen Texten ist, ins Spiel. Diese Texte waren dann zusammen mit den Bezügen zur jüdischen Bibel die Basis für eine völlig neue Sicht Jesu, die durch eine „Relotius-Redaktion“, in der dieser Paulus so­zu­sagen der „General­unternehmer“ oder zumindest der Ideengeber war, nach allen Regeln der Kunst aufbereitet wurde. Die damalig­en Anhänger des echten Jesus wussten ja nicht viel von ihm, sie hatten ihn vielleicht einmal bei seinen Reden in einer Syn­ago­ge oder in der Wüste gehört und sonst nichts von ihm erfahren, wie es heute so wohl nicht mehr vorkommt. Denn heute sind auch gleich immer Medien zur Stelle, die von jemandem, der irgendwie auffällt, auch noch immer mehr be­richten. Und so konnten also Jesusgegner durchaus eine falsche Geschich­te über Jesus in die Welt set­zen.

Dabei dürften die Angaben der Jahreszahlen, wann die Schriften entstanden sind, durchaus mit den Angaben übereinstimmen, die Theologen von heute heraus­gefunden haben, nur eben, dass diese Schriften nicht als Propaganda FÜR Je­sus geschrieben wurden, sondern als ein Propagandamachwerk GE­GEN Jesus, jeden­falls gegen den echten oder auch wirklichen Jesus. Und so wurde nicht nur Jesus zu einem Sohn Gottes 23 gemacht (nach bekanntem spät­antiken Muster, also etwa durch eine Jungfrauengeburt mit einem göttli­chen Vater), sondern seine Jünger wurden auch noch zu den Autoren gemacht, die na­türlich auch Augenzeugen waren. Auf diese Weise wurden die Schriften dann auch noch ehr­wür­dig genug gemacht, so dass sie für wahr ge­halten wur­den und es nie­mand mehr wa­gte, sie anzuzweifeln. Doch Jesus war eben nicht ein Sohn Gottes (oder allenfalls ein Kind Gottes, wie wir alle Kinder Got­tes sind), und die Schrif­ten des Neuen Testaments wurden auch nicht von Jün­gern Jesu ge­schrieben, wie bereits erwähnt. Üblicherweise wird diese Pseudoepigraphie, dass die Verfasser der Evangelien Jünger Jesu waren, also Augenzeugen, im­mer irgendwie „fromm“ begründet, doch ich halte diese Vortäu­schung lediglich für einen weiteren raffinierten Trick der Mafia.

Das Das also zum Thema, wer das Neue Testaments verfasst hat, und auch zur Fra­ge, was der wirkliche Jesus wollte. Ihm ging es also um einen damals wirklich revolutio­nären Ansatz, doch da haben die einflussreichen Kreise nicht mitge­macht und den Spieß herumgedreht, bevor es für sie ana­log zur Susannageschich­te zu spät war. Und das Anliegen Jesu wurde durch die Umwandlung in eine da­mals durchaus typische relativ harmlose Mysterienreligion perfekt entschärft.

Jedenfalls gelang es der Mafia nach und nach, die Erinnerung an den echten Jesus weitestgehend auszulöschen und damit auch sein Enga­gement sozusa­gen perfekt zu entschärfen. Siehe auch Anmerkung 1 auf S. 46.

Ich möchte hier allerdings einmal auf die mögliche Frage eingehen, ob Paulus bzw. Saulus und die übrigen Verfasser der heiligen Schriften unseres christli­chen Glaubens wirklich so abgrundtief böswillig waren, wie es zunächst ein­mal aussieht. Es kann ja auch sein, dass nur die Auftraggeber richtig böswillig waren und diesen Saulus und die entsprechenden Spezialisten der buddhis­tischen und der jüdischen Religion mit schön und sehr human klingenden Be­gründungen erfolgreich vor ihren Karren gespannt haben 130. Sie hätten de­nen etwa einreden können, dass die Ideen Jesu doch noch sehr unausgego­ren und kurzsichtig und unzivilisiert waren und unnötige Konflikte unter bra­ven Bürgern hervorrufen würden und also überarbeitet und auf eine niveau­vol­lere und zivilisiertere Stufe gestellt werden müssten. Und wir müssen ja auch bedenken, dass zu einem Betrug immer zwei gehören, nämlich die, die betrü­gen und die, die betrogen werden wollen – weil sie manches, was in ihrem Le­ben nicht so gut gelaufen war, gar nicht so genau wissen und also nichts mehr damit zu tun haben wollen. Insofern haben die traditionellen Religionen im­mer auch ein „leichtes Spiel“ 131. So konnte sich dann gerade auch Paulus, der in gewisser Weise auch ein re­ligiöses Genie war, mit großem Engage­ment mit seiner „Neuinterpretation“ voll entfal­ten. Nur eben war er dennoch leider ein Betrüger, und die Autoren der Evan­gelien waren es eben­falls. Und nicht zu­letzt haben wir dem Paulus ja auch die Frauen- und die Leib­feindlichkeit und den Antisemitismus in unserem christli­chen Glauben zu „ver­danken“. Bei Jesus gibt es zwar auch Gebote, doch die dienen hier nicht zur Einengung des Men­schen, sondern zu seiner vollen Ent­faltung – allerdings muss man die von Ju­gend an kennen, damit man sich entsprechend einrichten kann.

Und hier möchte ich auf die eingangs behauptete These zurückkommen, dass die Schriften des Neuen Testaments mir nicht zuverlässig erscheinen und wa­rum ich also drei andere „Quellen“ vorziehe. Die Schriften des Neuen Testa­ments sind eben alle im Sinne des Paulus und der Mafia konstruiert und von dem „ge­rei­nigt“, was noch vom wirklichen Jesus bekannt war und nicht pass­te. Und wo diese Reinigung nicht ging, weil ein Ereignis einfach zu be­kannt war, kam es zumindest zu einer Uminterpretation.

F. Doch es gibt (hoffentlich immer) eine Lösung

Die Erinnerung an das Engage­ment des wirklichen Jesus sollte also unter al­len Umständen beseitigt werden; seine damnatio memoriae ist wenigstens bis­her auch extrem gut gelungen. Doch ich denke, es ist wie bei jedem Kriminal­fall: Diejenigen, die alle Spuren verwi­schen und alle Indizien beseitigen wollen, die auf den wirklichen Tather­gang hinweisen, können gar nicht so perfekt sein. Irgendetwas übersehen sie im­mer oder es lässt sich auch nie alles perfekt be­seiti­gen. Und ich denke, ein einziges wirklich gutes Indiz kann in einem unkla­ren Fall alle anderen Theorien - gerade auch über Jesus - restlos über den Haufen werfen. Nicht zu­letzt scheine ich hier ja auch nur auf den Gipfel der Frauenverachtung damals 134 gestoßen zu sein, denn die Frauen galten ja auch sonst nicht viel. Vielleicht gab es unter den Au­toren damals allerdings auch treue Anhänger des echten Jesus, die sich zwar nicht durch­setzen konn­ten, doch Passagen in die Texte einge­floch­ten ha­ben, die auf den echten Jesus hinweisen, so dass spätere An­hän­ger ihn her­ausfinden könnten? Wir kennen solche „Verfahren“ auch aus unserer heutigen Zeit: In der chinesischen Kul­turrevolution mussten etwa alle alten Kulturgüter zerstört werden. Findige und ni­veauvolle „Zerstö­rer“ haben nun unschätzbar wertvolle Stelen mit Konfuzi­us-Inschriften mit Stuck überzogen und Mao-Zitate drauf gepinselt. Und Mao-Zita­te durften nicht zerstört werden. So wurden die Konfuzius-Stelen gerettet, denn spätere Generationen konnten den Stuck leicht wieder entfernen. Und so ist es auch bei alten Texten: Wir müssen nur die richtigen Indizien und Spu­ren er­kenn­en und fin­den und sie richtig deuten. Anhaltspunkte für das, was hier nicht rich­tig und nicht wahr ist, sind etwa die unrealistischen Wun­der­ge­schich­ten. Ich denke dabei auch an solche wie das Damaskuser­lebnis des Paulus und an die Offenba­rungen durch den angeblich aufer­standenen Jesus an ihn. Und ein Anhalts­punkt für mich, was rich­tig und wahr und auch was das Be­son­dere an Jesus ist, ist etwa die Ge­schich­te, wie dieser den wirkli­chen Hin­ter­grund der be­absich­tigten Stei­nigung der „sün­digen Frau“ er­kennt und sie durch sein be­herz­tes Ein­greifen vor der Steinigung rettet. Ja, so et­was oder etwas ver­gleich­bar Konkretes kennen wir von keinem anderen Re­ligionsstifter, also we­der von Buddha noch von Mo­hammed. Das ist für mich schon fast ein sicherer Beweis, dass wir damit auf der hei­ßen Spur des wirkli­chen Je­sus 122 sind.

Man kann natürlich sagen, ob das alles ist, ob da bei Jesus nicht mehr ist? Ich denke, wer so redet, der hat nicht begriffen, was „genial“ ist. „Genial“ ist nicht, irgendwelche tollen und hochgeistigen Ideen über Gott und über den Menschen zu entwickeln und zu verkündigen, sondern wenn etwas nicht stimmt oder eben krank ist, den richtigen „Akupunkturpunkt“ dafür zu finden und dort anzusetzen. Ich vergleiche das Problem etwa, wenn etwas Schwieri­ges an einem Auto oder an einem Computer defekt ist. Es geht nicht darum, sich für die Idee des Autos oder des Computers zu begeistern und großartige Phrasen über die besten Autos zu dreschen, sondern den speziellen Fehler zu finden und ihn zu be­seitigen. Das erfordert aller­dings möglicherweise eher handwerkli­ches Können und handwerkliche Arbeit und weniger be­deutende akademische Forschungen und Erkenntnisse und man muss auch bereit sein, sich mal unter einen Wagen zu legen und sich schmutzig zu machen. Und solches hand­werkliches Geschick trifft meiner Meinung nach voll auf Je­sus zu, der hatte einen sol­chen entscheidenden Punkt gefunden und ihn zu lösen ver­sucht. An der Lö­sung wurde er nun gehindert – also müssen wir ge­nau hier weiter ma­chen und natürlich so, wie es in unsere Zeit passt. Denn gelöst ist das Prob­lem, auf das Jesus gestoßen war, doch immer noch nicht!


          1. Der Kriminalfall Sexualmoral

Das Problem bei diesem Punkt ist vor allem, dass es hier ein angeblich gesi­chertes Allgemein­wissen über die Sexualmoral der Jugend gibt, wie also jun­ge Menschen von heute sind und was sie wollen. Doch im Einzelgespräch (wenn das denn mal möglich ist) ist alles ganz anders – zu­mindest weitestge­hend! Ich bin, da ich dies schreibe, auf einer Südameri­ka­fahrt und komme da­bei schnell mit anderen Menschen in Kontakt, wie das zu­hause in Deutsch­land nur schlecht oder auch gar nicht möglich ist. So etwa in Li­ma mit einem rei­zenden Mädchen aus Norddeutschland, einer Abiturientin, die sich gera­de auf einer Weltreise befindet. Und wie das so ist, kamen wir auch auf „mein The­ma“. Ausgehend vom Anliegen meines Religionsunterrichts der echten Mono­gamie hatte ich ihm gera­de meine Ideen von einem attraktiven Triebver­zicht erzählt und dabei auch meinen Zeige- und meinen Mittelfinger ineinan­der ver­schränkt, um anzu­deu­ten, wie „er und sie“ auch zusammen sein könn­ten – nur mit Hautkontakt und ohne Eindringen, weil das Eindringen in die­ser Lage auch gar nicht möglich sei. Die (jungmädchenhaft-unschuldig-ängstli­chen) Beden­ken, mit denen das Mädchen da anfing, habe ich da­raufhin mit den Wor­ten „wer al­les verbietet, der erreicht nur, dass schließlich alles ge­macht wird“ beiseite gewischt – und ich hatte den Ein­druck, dass da etwas bei dem Mäd­chen in meinem Sinn „Klick“ gemacht hat­te. Irgendwie schien hier et­was wie eine Be­freiung bei dem Mädchen pas­siert zu sein, denn es sieht auf dem Bild (zu dem es spontan und offensicht­lich gerne bereit war) keinesfalls ab­weisend und ge­nervt aus, eher das Ge­genteil davon, finde ich wenigstens … Nach ei­nem sol­chen Erlebnis wäre ich jeden­falls gerne wieder Lehrer! Und es gibt ja auch ei­ne ganze Spannbreite der Möglichkeiten der Freude am ei­ge­nen Kör­per und an dem des anderen außer Eindringen und Befriedigung, von der man den jungen Leuten erzählen kann. Auch kann man sie ermun­tern, mitei­nande­r dann auch noch die Schönheiten der Natur und der Kultur zu erleben. Man­che Leute möchten mir ja einreden, dass ich Illu­sionist (s. Anl. 6 S. 49) bin, weil heute mit den jungen Leuten alles ganz anders sei – doch eine solche Begeg­nung wie mit dieser Abiturientin bestärkt mich wieder mal in meiner Überzeu­gung, dass „in sol­chen Din­gen“ heute gar nichts anders ist, wir haben hier nur ein typi­sches „Schweige­spiralephänomen“ vor uns (nach der Meinungsfor­scherin Noelle-Neumann). Und wenn ich denke, wie gut ich mich heute „in die­sen Din­gen“ auf die „jüdi­sche Ur-Religion“ berufen könnte!

Ich kenne nun etwa das Buch von Petra Reski (geb. 1958) über die Mafia in Italien („Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern“) und wie die Ar­me dieser italienischen Mafia wie die einer Krake überall hin reichen, also auch zu uns. Auch gibt es einen Beitrag in der WELT vom 28.5.2019 „Russi­sche Mafia ist im Westen allgegenwärtig“ von Julia Smirnova, wie uns die rus­si­sche Mafia unterwandert hat und beherrscht. Doch ist mir hier im Grunde alles zu­tiefst schleier­haft, wie etwa die Mafia funktioniert, wie sie geführt wird, wie es ihr gelingt, immer wie­der neue Mitmacher anzuwerben. Wird sie geführt nach einem hier­archischen System, also einem System wie das der katholischen Kirche, in dem ein Füh­rer an der Spitze steht und alle anderen wie in einem grandiosen Räderwerk auf diese Spitze hinarbeiten und allerdings auch von ihr geführt werden? Oder wird sie geführt wie ein Wespenstaat, in der jeder – ohne irgendeine be­sondere Anleitung – seine Aufgaben macht und so zum all­ge­meinen Wohl bei­trägt – und in Krisensituationen auch ohne besondere Auf­for­derung zu den Waffen greift und kämpft, um eine Gefahr für den „Staat“ ab­zu­wenden? Ich habe hier nun keine Lust und kein Interesse, mich zum Spe­zia­listen über die Mafia zu machen und mich in das Thema „Mafia bei uns heute“ tiefer hinein zu knien, zumal ich auch nicht weiß, ob das überhaupt et­was bringt. Aber Ma­fia hin, Mafia her, wir sehen Auswirkungen, die so sind, als ob es eine Mafia gäbe, die uns beherrscht! Siehe hierzu den nächsten Kasten:

Fiktives Gespräch Oberteufel – Halbwelt­ober­ma­fioso

Obermafioso: Ich weiß nicht, was wir machen sollen, die Menschen sind ein­fach zu moralisch, sie suchen nur nach dem Partner für die große Liebe, alles andere wollen sie nicht. Daher gibt es auch keine Frauen für die Prostitution und keine Kunden, die deren Dienste brauchen. Das Ge­schäft mit der Prostitution läuft einfach nicht mehr.

Oberteufel: Es sieht also alles danach aus, dass es stimmt, dass der Mensch von Gott (ob von Gott oder von der Natur soll hier mal nicht das Thema sein) gut und also auch hochmoralisch erschaffen wurde.

Aber es muss doch einen Weg geben, diese tolle Moral der Menschen durcheinander zu bringen, damit unser Geschäft angekurbelt wird? Lieber Herr Oberteufel, Sie wissen in solchen Dingen doch immer Rat!

Ihr müsst zuerst mal die Menschen in dem Bewusstsein stärken, dass sie sehr moralisch sind. Und dann müsst Ihr sie zu einer Scheinmoral führen, dass ihnen also gerade das Harmlo­se und das Unschuldige, was ir­gend­wie mit der Sexualität zu tun hat, verboten oder sonstwie schlecht gemacht wird. Denn wer alles verbietet, auch das eigent­lich Harmlose und Unschuldige, der erreicht am sichersten, dass schließlich al­les gemacht wird. Es ist so, wie wenn man bei einem Dampfkes­sel alle Ven­tile ver­stopft, damit erreicht man am sichersten irgendwann eine Kesselexplosion.

Und wie soll das alles in die Praxis umgesetzt werden?

Das ist doch ganz einfach: Gerade in den jungen Menschen steckt ein hohes moralisches Potenzial. Und ihr müsst zusehen, dass dieses Potenzial mehr oder weniger sinnlos verpulvert wird, indem es auf etwas eigentlich völ­lig Harmloses und Unschuldiges gelenkt wird, und mit allen möglichen sinn­lo­sen Ängsten und Verklemmtheiten so richtig fest zementiert wird.

Ich sehe, dazu dann also die Sexualscham!

So ist es! Die sieht ja vor allem sehr moralisch aus und die wird dann auch von den Leuten geradezu fanatisch verteidigt. Doch sie hat aber keinen wirkli­chen moralischen Nährwert. So fehlt dann das Potenzial für die echte Moral, und sinnlose Ängste sind für unsere Strategie des Bösen absolut wichtig!

Und warum sollen die so vorteilhaft für uns sein?

Eigentlich wollen gerade die jungen Leute doch mal nur ganz harmlose Sa­chen, sie wollen mal sehen, wie die anderen nackt aussehen und sie wollen sich selbst auch nackt anderen zeigen. Und sie wollen natürlich auch ihren Spaß dabei haben, wenn sie etwa gemeinsam nackt vom Rand eines Schwimm­be­ckens ins Wasser springen – sie wollen also nur ganz unschuldige und ge­rade­zu pa­radiesische Sachen machen. Und die müssen ihnen durch Verbote und Ängste und Ekelgefühle kaputt gemacht werden.

Mir ist ja auch bekannt, dass die Ängste vor der Nacktheit für eine echte Moral unnütz sind, ich kenne jedenfalls niemanden, der mit dem Sex ange­fangen hat, weil er Spaß an der Nacktheit hatte. Und ich kenne viele ...

Die alte Bauernregel gilt auch hier: Sinnlose Ängste 132 auf der einen Seite sind immer Macht und Herrschaft auf der anderen Seite! Gerade die jungen Men­schen haben nun einmal eine Lebensenergie und wol­len irgendetwas tun, schließlich ist das an­dere Geschlecht für sie auch inter­essant und sie wollen ja auch einen Le­bens­partner kennen lernen und erfah­ren, wer geeignet ist.

Ich sehe, und wenn fürs Kennenlernen das Unschuldige und Paradie­si­sche als unmoralisch gilt, dann gibt es dank der Ängste davor auch eine Blockierung, das tun sie also nicht und dann tun sie automatisch das nicht so Unschul­di­ge und nicht so Paradiesische, wenn es einmal passt.

Genau! Und somit kommt es schon sozusagen automatisch dazu, gleich mit dem Geschlechtsverkehr anzufangen, denn der muss ja eines Tages sowieso sein. Was bleibt ihnen denn auch anders übrig? Und wenn es dann auch noch ge­lingt, ihnen einzureden, dass sie natürlich testen müssen, wer der Richtige ist, dann haben wir sie dort, wo wir es wollen: Die große Liebe mit Leib und Seele mit dem einen einzigen Partner ist futsch, sie gibt es nicht mehr!

Auf diese Weise werden sogar die frommen Leute, die die jungen Men­schen zu einer Moral erzie­hen, deren Basis Scham und Angst sind, auch noch direkt zu unseren Handlangern! Perfekt!

Und weil viele so schnell keinen endgültigen Partner finden, weil sie kein Glück haben oder weil ihnen auch der Sex mit unterschiedlichen Partnern zum Abenteuer wird und Spaß macht, gibt es recht bald auch Prostitution und alles das, was zu Eurem Geschäft gehört!

Danke für den Tipp! Jetzt müssen meine mafiösen Mitarbeiter also nur noch dafür sorgen, dass das auch funktioniert, dass die jungen Men­schen Ekel-, Angst- und Schamgefühle vor der Nacktheit bekommen und also keinen Spaß an ihr haben! Das wird wohl leicht gelingen, weil das ja auch so moralisch aussieht. Dass das alles nur eine Scheinmoral ist, das wird dann gar nicht mehr bewusst.

Diese Ekel- und Schamgefühle junger Menschen vor der Geschlechtlichkeit haben auch noch einen anderen Vorteil für euch: Die Erfahrung ist nämlich, dass das, was vor der Pubertät mit solchen negativen Gefühlen befrachtet ist, in der Pubertät und gerade in einer ersten Verliebtheit besonders interessant und faszinierend wird.

Das heißt, da kommt dann auch noch ein weiterer Schub zum Sex – Herr Oberteufel, Sie sind wirklich klasse!

Und wer dann immer noch skeptisch ist und dagegen etwas sagen will, und das sind vor allem Kinder und alte Männer, die lassen sich leicht mundtot ma­chen. Kindern sagt man, dass sie mal abwarten sollen, wenn sie älter werden, und alten Männern unterstellt man einfach Geilheit, weil sie doch nur nackte Frauen und Mädchen sehen wollen.

Ich verstehe, da traut sich sehr bald keiner mehr, etwas zu sagen.

Da ist dann noch ein weiterer Vorteil: Da machen dann auch die mit, die nicht an Gott glauben und eine andere Religion haben, denn alle wollen ja mora­lisch sein, zumindest erst mal und dann auch immer zumindest nach außen hin, dass es also so aussieht, als seien sie moralisch. Und schließlich wird das Verbot der Nacktheit auch zum öffentlichen Gesetz und es wird unter Strafe gestellt, wer dagegen verstößt.

Doch den Sex hinter verschlossenen Türen mit wem auch immer kann sowieso niemand kontrollieren und also auch nicht verbieten, zumal der heute auch noch zum Recht auf sexuelle Selbstbestimmung gehört.

Also noch mal: Ihr müsst es einfach zuerst schaffen, die jungen Leute vom Harmlosen wegzutreiben, und dann laufen sie bei Gelegenheit schon quasi von alleine in die Arme des gar nicht mehr so Harmlosen! Und dann ist „sexu­elle Selbst­bestimmung“ das Zauberwort, mit dem Ihr alles, was Ihr so treibt und zu was Ihr die Leute brin­gen wollt, begründen könnt! Und bald traut sich auch hier niemand mehr, etwas dagegen zu sagen.

Aber die Religionen wie die christliche, insbesondere die katholische, die können doch mit ihren Moralpredigten dann doch immer noch das Geschäft kaputt machen?

Ach die doch nicht, wo haben denn deren Moralpredigten jemals zu mehr Mo­ral geführt? Zudem habe ich sowieso meine Unterteufel angewiesen, alle Re­ligionen, auch die katholische, weltweit zu unterwandern und sie von innen her zu zersetzen. Und sie haben ihre teuflische Aufgabe auch perfekt erledigt: Daher gibt es in keiner Religion ernstzunehmende wissenschaftliche For­schun­gen, wie junge Menschen mit Freude und Ehrgefühl eine echte Sexual­moral leben können. Das passt den Religionen auch sehr gut, denn schließ­lich haben sie alle doch ihren Profit dabei, wenn die Leute sündi­gen und sich dann auch noch sündig und schlecht fühlen und von daher Trost und Ver­ge­bung brau­chen und die Hoffnung, dass nach dem Tod alles besser wird!

Da ist was dran, unser Geschäft ist auch deren Geschäft, daher haben die größtes Interesse, dass sich hier gar nichts ändert.

Und denke dran, das mit dem Sex ist ja auch nur der Einstieg. Da kommt noch Weiteres leicht hinzu, ich denke vor allem an das Geschäft mit den Dro­gen.

Sie meinen, wenn die Leute erst einmal auf den Geschmack gekommen sind, wie toll das alles ist, was eigentlich verboten ist?

Und auch das immer wieder: Ihr müsst unter allen Umständen verhindern, dass die jungen Men­schen von der Alternati­ve „Spaß an der Mo­ral und am Triebverzicht“ (dazu s. auch Anm. 6 auf S. 49) erfahren und die dann auch noch at­traktiv finden und sogar lieben lernen. Denn das verdirbt euch auf die Dau­er eu­er Geschäft, weil sie dann doch lieber das machen!

Also müssen wir zusehen, dass die Verstöße gegen die Scham nicht nur als ekelhaft und unanständig gelten, sondern in der Religionserziehung auch als Sünde hingestellt werden.

Ich sag´s ja, mit der Erziehung zur Scham statt zu einer echten Moral kann man die ganze Sexualmoral der Menschen wunderschön durcheinander brin­gen! Und alles sieht ja auch noch nach außen sooooo moralisch aus!


Wir geben uns heute so aufgeklärt, doch so wird das Thema nie angepackt:

Echte Sexualmoral und die Schein(sexual)moral der Scham

Zunächst einmal: Was ist überhaupt „echte (Sexual-)Moral“, und um die geht es ja hier? Ich denke, das muss zuerst einmal geklärt werden, um nicht ir­gendein vordergründiges moralisch aussehendes Getue für Moral zu halten und dafür dann das Pulver zu verschießen – und es bringt gar nichts. Ein Pro­blem ist, dass jeder vermutlich andere Vorstellungen hat, was Moral und was moralisch ist – und wir werden uns hier vermutlich kaum einigen können. Um es kurz zu machen: Ich habe hier jedenfalls dieselbe Einstellung wie die gro­ßen Religionen, dass der Mensch monogam veranlagt ist und dass deswegen der Sex in die Ehe gehört. Zwar gibt es heute viele angeblich wissenschaftli­che For­schungen, dass wir Menschen nicht zur Monogamie veranlagt sind, doch übersehen alle diese Forschungen das Problem der Scham. Wir brau­chen die Scham vermutlich, weil die Monogamie doch unsere Naturveranla­gung ist und dass wir die - schlicht und einfach - nicht richtig leben. Wenn wir etwa in einem Tierpark an einem Affengehege stehen, dann können wir oft beobach­ten, wie das dominierende Männchen Sex mit verschiedenen Weib­chen hat. Die Tiere schämen sich nun einmal nicht, das ist doch ein Zeichen, dass die Sexualität, die sie da praktizieren, ihrer Naturveranlagung entspricht. Wenn wir Menschen nun diese tierische Sexualität leben würden, würden wir uns schämen – und das ist doch ein Zeichen, dass die tierische Sexualität nicht unsere ist. Denn wenn sie unsere wäre, wür­den wir uns auch - wie die Tiere - nicht schämen. Dass manche Menschen solche Sexualität auch öffent­lich treiben, etwa im Porno­geschäft, hat damit nichts zu tun, denn mit Gewalt oder für Geld geht natürlich alles. Und dass nicht nur die großen Religionen, son­dern eigentlich alle Reli­gionen zwar von der Monogamie reden, und dass das trotzdem nicht so rich­tig funktioniert, ist auch leicht einzusehen. Denn die Re­ligionen vergessen, dass Gebote und Verbote und Gesetze nicht ausrei­chen, sondern dass zu ihnen im­mer auch ein „Know How“ gehört, also wie ein anvi­siertes Ziel in der Praxis umgesetzt werden kann. Doch über das Ziel der Mono­gamie gibt es keine wissenschaftlichen Forschungen, was darauf schließen lässt, dass die Reli­gio­nen sie gar nicht wirklich wollen, sondern sie wollen nur dass schlechte Gewissen der Menschen, weil sie sich nicht entsprechend der Ge­bote verhal­ten haben, wenn sie also etwas falsch gemacht haben. Das ist auch verständ­lich, denn die Religionen leben ja von dem oft leid­vollen Schei­tern vieler Men­schen mit der Monogamie – und ihr „Geschäftsmo­dell“ ist nun ein­mal das Trösten und das Versprechen, dass es einmal, nämlich nach dem Tod, bes­ser wird, wenn sie nur richtig glauben. Also: Der Mensch ist offen­sicht­lich zur Monogamie veranlagt, das heißt, dass er nur ei­nen Geschlechts­partner le­bens­lang hat – ausgenommen bei Verwitwungen. Und wenn das in unserem Alltag nicht so ist, dann heißt das, dass das so auch gewollt ist.

Jedenfalls können wir jetzt sagen, was echte Sexualmoral ist: „Was dieser echten Monogamie dient, ist moralisch, und was ihr nicht dient, ist eben nicht moralisch.“ So einfach ist das, wenn man erst einmal einen festen Punkt hat!

Wer den Text bis hierhin auch nur oberflächlich gelesen hat, wird ge­merkt ha­ben, dass ich von der Scham als moralischem Wert nicht viel halte. Aber ist es denn nicht unverantwortlich, zu versuchen, gerade junge Mädchen zur Freude an der Nacktheit zu motivieren?

Hierzu das Gespräch mit der Mutter einer Schülerin: Die hatte mich also vor vielen Jah­ren an einem Eltern­sprech­tag einmal nach dem Ziel meines Religi­onsunterrichts gefragt. Darauf ich, eher flapsig: „Die Mädchen sind doch al­le ir­gendwie schizo­phren.“ Sie: „???“ Ich: „Na ja, vor dem Harm­losen und Para­die­sischen, bei dem sie auch eine brauch­ba­re Menschenkenntnis mitbekom­m­en und Män­ner, die in Ord­nung sein wollen, von einer schönen Mo­ral begeis­tern könn­ten, näm­lich vor »nackt am Strand«, haben sie pani­sche Angst. Doch das Problemati­sche, näm­lich den Sex mit nur zu oft fragwürdi­gen Part­nern, der ihnen bisweilen auch noch lebenslange Trau­mata beschert, den wol­len sie und machen ihn auch.“ „Und“, so die Mut­ter, „was wol­len Sie jetzt tun?“ Ich: „Dass die Mädchen das jeweils andere ma­chen.“ Die Mutter: „Wenn Sie das schaf­fen, sind Sie gut!“ 

Wenn dieses Gespräch mit einer Mutter nicht eine hohe Motivation für mich ist, vielleicht sogar die Motivation schlechthin – dann müsste ich nun wirklich anormal sein! Und ich denke ja auch, dass eine „Offenheit“ sogar unverfängli­cher sein kann als eine mehr oder weniger raffinierte „Verklei­dung“. Es kommt auch immer drauf an, wie eine Frau oder ein Mädchen die Offenheit vorberei­tet und worauf sie oder es hinaus will. Wenn sie oder es einen Mann daran er­innert, dass er doch einmal gesagt hätte, dass sich frau darauf verlassen könn­te, dass das mit seiner Selbstkontrolle auch stimmt, dann beeinflusst das schon das Verhalten ei­nes Mannes. Und nach meiner Erfahrung können wir uns da­rauf verlas­sen, dass die jungen Leu­te, denen es an einer echten Mo­ral gelegen ist, schon sehr umsichtig bei ei­ner möglichen Offenheit sind. Zudem: Wie klein­kariert stellen wir uns Gott eigentlich vor, dass eine Moral, die in Seinem Sinn ist, nur mit Produkten aus der Textilindustrie funk­tionieren kann?

Aber ist nicht die Scham der Grundpfeiler der menschlichen Sexualmoral?

Hierzu ein Zitat aus der Biografie einer Prostituierten (,Karin Freiwald, "Venus­dienst - meine Jah­re als Hure", S. 34f), auf das ich durch den Tipp eines Freun­des gestoßen bin, weil das Buch zumindest zunächst einmal im Internet war:

"Auf einer Website (www.basisreligion.de) (Anm.: Das ist eine Website von mir!) fand ich kürz­lich zum The­ma Flitt­chen eine Argumentation, welche die Wur­zeln einer bestimm­ten Verhaltens­prä­g­ung sehr treffend be­schreibt: »Bevor wir jedoch über ein sol­ches ver­meintlich unmo­ralisches Mädchen die Nase rümp­fen, soll­ten wir uns bewusst machen, wer hier eigentlich unmora­lisch ist. Wie ist es denn ei­nem solchen Mädchen in der Vergangen­heit er­gangen? Wurde ihm nicht seit seiner Kind­heit eher eine Sklaven­moral mit allen möglichen Ta­bus und Ängsten beige­bracht und da­mit seine Dummheit und Naivität ge­fördert? Wurde ihm nicht stets glauben ge­macht, dass die Scham der In­begriff jeglicher Mo­ral sei und wurde es damit nicht in die falsche Richtung geschickt und so recht neugierig auf mehr ge­macht?«"

Lieber Leser, Sie können sich sicher vorstellen, dass ich sehr stolz bin, dass eine Prostituierte, also eine Frau, die es wissen muss, mich in mei­ner Ansicht bestätigt hat, dass die Scham nur eine Scheinmoral ist und durchaus kon­tra­produktiv für eine echte Moral sein kann! Ja, wie kommen wir überhaupt da­zu, gerade den Mädchen die Sexualscham als Moral überzustülpen, wo doch jeder Beweis für den "moralischen Nährwert" der Scham fehlt?

Und wie weit das etwas damit zu tun hat, dass Mädchen bisweilen dann noch in die Prostitution abrutschen wie diese "Venusdienerin", darüber wird auch nicht geforscht. Es gibt hier gewiss ein paar Einzelinitiativen, doch sind die im Allgemeinen so offensichtlich wenig durchdacht und oberflächlich (ich denke hier etwa an die aus den USA kommende Aktion "Kein Sex vor der Ehe"), dass sie nur meine These bestätigen: Echte Monogamie ist auch von denen, die sich hier so engagiert einsetzen, offensichtlich im Endeffekt gar nicht wirklich gewollt.

Und auch dass es immer nur „bösen Buben“ sind, die die Mäd­chen zum Sex verführen, auch das kann ich nicht erkennen. Ange­regt durch Ortega y Gasset, der in dem später näher beschriebenen Buch „Über die Liebe“ sagt, dass es zumindest meistens nicht die Männer sind, die mit dem Sex an­fangen, bin ich einmal die Fälle der „ersten Male“, von denen mir so berichtet wur­de, durchge­gangen. Und von den zwölf Fällen, von denen ich erfahren habe, waren nur drei den Män­nern oder Jungen anzulasten, in neun Fällen waren eindeutig die Mädchen dieje­nigen, von denen die Initiative ausging und die damit die Steine ins Rollen brachten! (Anmerkung: In nicht allen Fällen war es auch zum Sex gekommen, in drei Fällen hatten die Jungen ihn sogar ab­ge­lehnt, weil sie mit einer Jung­frau keinen Sex wollten, der Wille der Mäd­chen war aber da.)

Und dann ist in den modernen Sexualwissenschaften gerade der spontane Orgasmus ohne Eindringen kein Thema, seine Erprobung wäre jedenfalls viel sinnvoller als die Erprobung des Eindringens!

Was also wäre „echte Moral“ bzw. würde zu echter Moral führen?

Sehen wir uns dazu einmal näher an, was da passiert, was ich in dem Ge­spräch mit der Mutter geschildert habe: Da fängt also ein Mädchen, eine Jungfrau, Sex mit einem Mann an, einfach „um es hinter sich zu haben“. Der Mann wird dabei oft gar nicht näher angesehen, es reicht, dass er vielleicht nett ist, vielleicht gut reden und tanzen kann, einigermaßen gut aussieht und hinter dem sie vielleicht auch noch alle her sind – alles recht oberflächliche Eigen­schaften. Irgendeine Leistung im Leben hat er bisher nicht gebracht und und ob er ein Verantwortungsgefühl kennt, das ist erst einmal auch egal. We­nigstens interessiert das nicht.

Und da nun die Gewährung von Geschlechtsverkehr und besonders des ers­ten ja so etwas wie ein Geschenk an den Mann ist oder auch eine Belohnung, wird der also beschenkt oder auch belohnt sozu­sagen für NICHTS. Und das merkt der natürlich auch und es kommt zu einer entsprechenden Einstellung oder auch einer ausgesprochenen Prägung – wie bei allen Lebewesen, also „Prägung durch Belohnung“ – und manche Männer machen solche Erlebnisse dann auch re­gelrecht zu ihrem Hobby. Und Hand aufs Herz: Wollen die Mäd­chen überhaupt einen solchen Partner fürs Leben? Doch wohl eher nicht. Wa­rum also ma­chen sie dann dabei mit, dass Männer in dieser Weise geprägt werden, denn von der Natur aus sind doch sicherlich keine Männer ober­fläch­lich und verant­wortungslos, ge­rade auch nicht gegenüber Frauen?

Und wie können Mädchen nun eine andere Sorte Männer prägen – auch wie­der nach dem Verfahren „Prägung durch Belohnung“?

Natürlich nicht mit Sexerlebnissen, sondern mit Paradieserlebnissen! Also bei welchen Männern kann frau wirklich frei und offen sein, wer hat Spaß an der paradiesischen Nacktheit, wer beschützt sie „dabei“ und auch sonst, bei wem kann frau richtig Mensch sein? – Aber Vorsicht, Männer können sich hier sehr gut verstellen, das heißt sie sind nur Trittbrettfahrer und wollen also nicht sä­en, sondern nur ernten <und die dann oft auch noch diejenigen als schlecht hin­stellen und beleidigen, die für eine bewusste Moral Werbung machen und sie fördern, wo immer es geht>. Oder auch: Sie wollen alle Vorteile ge­nie­ßen, aber nichts dafür tun, dass es zu der Welt der Paradieserlebnisse auch wirk­lich kommt. Und das sind durchaus auch Männer, die gar nicht auf Abenteuer aus sind, sondern die ein­fach ein braves Mädchen als Lebenspart­nerin su­chen. Und wie kann frau nun raus­kriegen, ob die Freude am Paradies­sein nur Schein ist oder ob sie wirklich zum Wesen ei­nes Menschen gehört? Wichtig ist zuerst einmal, sich zu fra­gen, ob der Freund wirklich so ist, oder ob er das einem nur zum Gefallen tut. Wenn er wirklich so ist, dann wird er die Zwei­sam­keit nicht nur im Privaten suchen (denn das ist keine Kunst, das macht „man“ ja gerne), son­dern er wird sich ganz grundsätzlich ganz allgemein immer als echter „Beschüt­zer und Kavalier“ von Mädchen und Frauen zu bewähren ver­suchen. Es ist nun leider einmal so, dass Mädchen und Frauen gerade auch das „natürliche Weib­sein“ kaum irgendwo allein leben und erleben können, es ist in diesem Sinn ein­fach sinnvoll, wenn auch immer „männliche Wesen“ da­bei sind – sozusagen als neutrale Beschützer. Hat also ein Freund eine sol­che Geschichte (im Sinn von „Vergangenheit“) hinter sich und sich dabei be­währt? Erzählen so etwas auch andere von ihm? Er kann ja ei­nem etwas vorma­chen, doch auch allen an­deren? Man könnte ja auch mal eine Situa­tion arrangieren, wo man das erken­nen kann … Und wenn er dabei gerne mitmacht, dann wäre das vielleicht ein Zei­chen, dass er selbst „echt“ ist und auch seine Mo­ral – und dass demnach sein Ver­halten ehrlich ist ...

Und zu welcher Moral werden unsere jungen Menschen heute immer noch er­zogen? Doch nicht zu einer solchen, sondern nur – wenn überhaupt – zu ei­ner Schein- oder auch Ersatzmo­ral, nämlich der der Sexualscham, dass sie also immer zumindest Unterwä­sche brauchen, so dass auf alle Fälle die Ge­schlechtsteile und bei Mädchen auch die Brustwar­zen nicht für andere zu se­hen sind – und schon gar nicht für die des anderen Geschlechts.

Diese Scheinmoral oder Ersatzmoral kann man aber doch ändern hin zu einer echten Moral!


A. Echte Moral passt einfach nicht mit sinnlosen Ängsten zusammen.

Wenn die meisten Menschen von Sexualmoral hören, dann haben sie (leider) sofort Assoziationen mit irgendwelchen Ängsten, und vor allem mit sinnlosen, und Ängste sind nun einmal etwas Negatives. Dabei gilt gerade auch für eine ver­nünftige Einstellung zu einer hohen Sexualmoral der Grund­satz einer guten Werbung: „Nie negativ, immer nur positiv!“ Zu den sinnlosen (oder auch irrationalen) Ängsten gehören in erster Linie die Ängste vor einer „göttli­chen Bestrafung“ wegen nicht moralischen Verhal­tens, sei es hier und jetzt durch irgendein Unglück oder erst nach dem Tod durch ein Schmoren im Feu­er der Hölle. Solche Ängste sind (natürlich) sinn­los und füh­ren im Allge­meinen auch nicht zu wirklicher Moral, sondern allen­falls zu einer Scheinmo­ral und damit auch zum Gegenteil, nicht zuletzt wirft man dann sehr oft gleich die ganze Re­ligion über Bord. Und da das nach Mei­nung der Theo­logen ja nicht geschehen soll, weil dann Kirchensteuerzahler verloren gehen, pflegen sie die These, dass einem „guten Christen“ durch das Sühneopfer Christi ja so­wieso alles vergeben wird, wenn er nur den richtigen Glauben hat. Oder er kann sich ja - je nach Konfession - auch von einer Be­strafung frei kaufen - früher etwa mit den Ablassbriefen und heute mit guten Werken (was auch im­mer die sind). Im Grunde eine spießige Krämertheologie!

Ich bin nun zu dem Thema „Was nicht zusammen passt“ in dem Buch „Was man für Geld nicht kaufen kann“ (von Michael J. Sandel, New York und Berlin) auf einen interessanten Gedankengang gestoßen, dass sich bisweilen die Aussicht auf eine Belohnung mit Geld auf eine idealistische Einstellung eher negativ auswirkt. Der Harvard-Professor Michael J. Sandel bringt hier als Bei­spiel die Befragung der Einwohner des Dorfes Wolfenschiessen (2100 Einwoh­ner/Zentralschweiz). Es ging darum, eine Endlagerstätte für radioaktive Abfäl­le einzurichten, und der Untergrund des Dorfs wäre hierfür ideal gewesen. Als man an den Gemeinsinn der Einwohner appellierte, denn die Abfälle müssen ja irgendwo gelagert werden und die Lagerung sei auch absolut ungefährlich für die Einwohner, erklärten sich 51 % der Einwohner einverstanden. „Offen­kundig überwog ihr Gefühl für Bürgerpflicht ihre Bedenken wegen der Risiken. Anschließend versüßten die Ökonomen die Zumutung: Angenommen, das Parlament schlüge vor, das atomare Endlager in ihrer Gemeinde zu errichten, und böte an, alle Einwohner mit einer jährlichen Ausgleichszahlung zu ent­schädigen - würden Sie dann zustimmen? Ergebnis: Die Unterstützung wurde schwächer, nicht stärker. Der finanzielle Ansporn halbierte die Zustimmungs­quote von 51 auf 25 Prozent. Das angebotene Geld minderte die Bereitschaft der Bürger, das Endlager anzunehmen. Mehr noch: Als die Ökonomen den Betrag erhöhten, blieb die Quote unverändert. Die Einwohner blieben sogar standhaft, als ihnen jährlich umgerechnet 8700 Dollar geboten wurden - mehr als das durchschnittliche Monatseinkommen. Ähnliche, wenngleich weniger dramatische Reaktionen auf finanzielle Angebote haben sich auch in anderen Orten ergeben, wo die ansässige Bevölkerung sich atomaren Endlagern wi­dersetzte.“ (S.143f) Fazit: Das Gefühl für Gemeinwohl und eine finanzielle Belohnung passen nun einmal nicht zueinander, das Angebot einer finan­ziellen Belohnung macht das Gefühl für das Allgemeinwohl kaputt.

Und ich denke, bei „unserem Thema“ ist es dasselbe: Angst vor Strafe und echtes moralisches Verhalten passen einfach auch nicht zueinander, etwas Positives – und ein moralisches Verhalten ist doch etwas Positives – kann man nicht mit einer negativen Einstellung erreichen – und Ängste und natür­lich auch irrationale Ängste sind nun einmal etwas Negatives. Das funktio­niert vi­elleicht zunächst bei einigen Menschen, vor allem bei jungen, die einen sehr festen Glauben haben und die (noch) alles, was ihnen so an frommen Geschichten erzählt wird, für bare Münze nehmen. Doch ist auf eine solche Einstellung zumindest kein Verlass, weil im Fall einer starken „Versuchung“ – und die Versuchung ist heute im Allgemeinen die, dass alle anderen anzwei­feln, ob Sex nur in die Ehe gehört – dann doch immer die Zweifel auftauchen, ob diese frommen Geschichten nicht nur Märchen sind, die man nicht ernst zu nehmen braucht. Zudem soll es ja auch sowieso die Vergebung Gottes ge­ben. Allerdings kommt es nach der „Tat“ dann zu neuen Ängsten, weil man deswegen dann doch ein schlechtes Gewissen hat, man hat ja Gott enttäuscht. Also haben solche Ängste und gutes moralisches Handeln im Grunde nicht viel oder auch gar nichts miteinander zu tun. Eine Verknüpfung von Moral (und gerade auch Sexualmoral) mit Angst vor Strafen bringt nun einmal kein zuverlässiges festes Fundament für ethi­sches Handeln. Zudem ist eine sol­che Verknüpfung sogar eher kontraproduk­tiv und also auch tödlich für jede echte Moral, weil die Werte, die hinter einer Moral stehen sollten, damit nicht kultiviert werden. Moral hat viel mehr etwas mit einer ethischen Einstellung, mit einem Gefühl für Ehre und Würde, mit dem Gefühl für Ästhetik und Schön­heit und Niveau, mit Information und Intelli­genz und Lebensklugheit und Le­bens­freude zu tun – und das alles wird mit Angst vor Strafe nur kaputt ge­macht und kei­neswegs gefördert (wie viel­leicht manche Kleingeister meinen). Ich gehe nun davon aus, dass je besser und fester und einsichtiger die Spiel­regeln einer hohen Moral sind, desto mehr ist mög­lich, desto freier und mensch­licher wird der Mensch. Da werden auf einmal Dinge möglich, die heute übli­cherweise als unmöglich gelten.

Anmerkung zu unserer heutigen Zeit: Eine Angst vor Strafe wird den jungen Menschen im Allgemeinen nicht mehr gelehrt. Doch "nichts" ist auch "nichts", denn damit überlässt man das Feld anderen, die dann den jungen Menschen eine Moral in ihrem Sinn lehren. Es muss nun einmal auch noch etwas Positi­ves hinzu kommen. Ich hoffe, in meiner Arbeit dargelegt zu haben, dass eine Moral nicht nur über Ängste, sondern auch über "Freude an der Moral" ge­lehrt werden kann. Und das ist doch gerade heute sehr gut möglich, wo man end­lich einmal wirklich "über alles" reden kann - und auch schon zu Kindern. D. h., auch schon denen muss man nicht erst einmal etwas Falsches erzählen!

B. Was nicht nur so gerade bleiben kann, sondern – entrümpelt und be­freit von Verfälschungen – jetzt erst richtig zur Geltung kommen kann.

Ich bin also zutiefst davon überzeugt, dass eine Weltanschauung nach dem echten Jesus eine völlig andere Dynamik haben dürfte als diejenige nach den Vor­stellungen des „Hinzukömmlings“ Paulus.

Ein Freund verspottet mich bisweilen, dass ich einen Jungfrauentick hätte. Doch dann hatte der spanische Philosoph José Ortega y Gasset (1883 – 1955) auch einen (und nicht nur der). Wie sehr die persönlichsten Träume und Ent­scheidungen gerade von jungfräulichen Mädchen eine politische Dimension haben, hat dieser spanische Philosoph auf den Punkt ge­bracht: „So ist das Leben: überra­schend und voll von nie ge­wähnten We­gen. Wer hätte geglaubt, dass et­was so unfas­sba­res Flüchti­ges wie die Luft­gebilde, die junge Mäd­chen in keu­schen Kam­mern sin­nen, den Jahr­hunderten tie­fere Spuren ein­graben als der Stahl des Kriegsgot­tes. Von den rüh­renden Ge­weben heimli­cher Mäd­chen­phantasien hängt großen­teils die Wirklich­keit des kommen­den Jahrhun­derts ab!“ („Über die Lie­be“, Stuttgart 1954, S. 24)

Im Klartext heißt das doch: Wonach sich keusche Mädchen ihren ersten Sex- oder Ehepartner aussuchen, damit prägen sie nicht nur so gerade die Män­ner, sondern damit prägen sie überhaupt die Geschichte! Genau das sage ich ja auch, wenn ich empfehle, dass die Mädchen sich nicht irgendei­nen Part­ner insbesondere für ihre erste Intimität vor allem aus dem Grund „um es hin­ter sich zu haben“ aussuchen sollen, weil sie damit höchstwahrscheinlich ei­nen Falschen „belohnen“, sondern den­jenigen mit ei­nem wirklich menschlichen, also auch ethischen Niveau – und das kann nun einmal nur der Ehepartner sein.

Und unsere Religion, die ja bisher von Paulus geprägt wurde, wie müsste die aussehen, wenn sie nun von Jesus geprägt würde? Soviel ist klar: Es dürfte keine Religion mehr sein im klassischen Sinn, also mit Priestern und mit Op­ferkult, es müsste eher so etwas sein wie eine Lebenseinstellung, deren Basis eine ech­te Ethik ist und die auch nicht als Zwang angesehen wird, sondern viel­mehr als Befreiung von Zwängen und auch von Ängsten.

Und wie ist das mit den Festen? Müssen die abgeschafft werden wie etwa bei den Zeugen Jehovas? Keineswegs! Denn Feste gehören nun einmal in allen Kulturen zum Leben lebendiger Menschen! So kann Weihnachten natürlich blei­ben und auch der Advent davor, denn irgendwann wird Jesus ja wohl gebo­ren sein. Dabei kann das mit der Jungfrau wegfallen, erstens gibt es selbst im Matthäusevangelium noch die Version, dass Josef der Vater Jesu war und zweitens ist das mit der Jungfräulichkeit und der Gottesmutter sowieso eine Mythologie aus der heidnischen Antike, die uns heute nichts mehr angeht. Und zum nächsten Fest oder besser Gedenktag: Karfreitag. Der kann sowie­so blei­ben, weil Jesus ja wirklich gefoltert und gekreuzigt wurde. Mit Ostern, also dem Fest der Auferstehung Jesu, ist das schon anders, zumal dieses Fest, so wie es ver­standen wird, eindeutig zur Paulusideologie gehört. Doch es könnte ja ein Fest draus werden, dass mit Karfreitag die Sache Jesu nicht zu Ende war, sondern dass sie tatsächlich erfolgreich in die Wirklichkeit unseres Le­bens um­ge­setzt wird. Das ist doch nun wirklich ein Grund zum Feiern! In die­sem Sinn könnte es dann auch mit dem Pfingstfest weiter gehen, bei dem nicht mehr eine Gott­heit namens „Heiliger Geist“ gefeiert wird, sondern dass wir jetzt von „heili­gem Geist“ erfüllt sind, ethisch und lebensklug zu handeln.

Und die Feste im Leben eines Menschen, insbesondere eines jungen Men­schen? Die Taufe kann natürlich bleiben, allerdings müssten die Passagen weggelassen werden, die zur Pauluslehre gehören, weil sie mit dem Glau­ben zu tun haben. Zur Jesuslehre würde dagegen gehören, dass die Täuflinge wie bisweilen in der frühen Kirche älter und dabei splitternackt sind (zum Zeichen, dass sie die Unterwäsche-Scheinmoral überwunden haben und jetzt eine Mo­ral aus echtem „heili­gen Geist“ leben möchten – Bikini und Badehose sind im Prinzip ja Unterwäsche). Bei der Kommunion, bei der uns Jesus an­geblich sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken gibt, ist dage­gen eine Neuinter­pre­ta­tion nicht möglich, hier geht es ja nur um den Glauben und der ist eindeu­tig Paulus­lehre. Der passt nun einmal nicht zum wirklichen Jesus, so ein Abend­mahl hat der nie gemacht und auch nicht gewollt, dass wir so etwas ma­chen. Doch statt­dessen – und das passt zu den weißen Klei­dern der Mäd­chen auch noch viel besser – könnte man ja eine Wiederholung oder besser Auffrischung der Tau­fe veranstalten! Wie wäre es etwa, wenn die Mädchen und Jungen mit den Betreuern ihrer Wahl in einem Schwimmbad die Taufe nackt wiederholen, wo­bei diesmal nicht der Ritus des Übergießens von Was­ser geschieht, sondern der Spaß und die Freude an der Leiblichkeit und mit Was­ser angesagt ist? Das heißt, wenn sie so richtig ausgelassen ihr Mensch­sein und eine bewusste Moral feiern, die ihnen natürlich vorher in einem Un­ter­richt nahe gebracht wur­de und die sie jetzt auch wirklich wollen! Und wenn dann diesen „Taufe­rei“ zu Ende ist, dann ziehen die Mädchen und die Jungen wieder ihre Klei­der an, die Jun­gen zusätzlich noch eine weiße Schär­pe, und die Eltern und Freun­de, die vor dem Schwimmbad mit den Autos warten (oder viel­leicht auch im Schwimm­bad dabei waren), fah­ren sie zur Kirche. Und dort wer­den sie mit Glocken­ge­läut empfangen und ziehen „in chaotischer Ord­nung“ unter Orgel­braus durch die Kirche nach vorne. Hier passt dann viel­leicht eine kleine An­sprache des Ge­mein­de­leiters und das Segensgebet aus der früh­christlichen Firmung. Ja, das wäre hier genau das Richtige, zumal es offen­sichtlich auch noch viel eher per­fekte Jesuslehre ist, denn es geht hier nicht um die Bewahrung eines Glau­bens, son­dern um den Vorsatz eines in­tel­ligenten ethischen Lebens. Das ge­mein­sa­me Festessen, das von den Eltern je nach ihrer Herkunft und Kultur zur Selbst­bedienung vorbereitet wurde, be­ginnt der Leiter dann mit dem Brotbre­chen – wie Jesus in der Emmauserzählung. Bitte unbedingt beachten: Das alles geht natürlich nur mit wirklich wissenden Kindern, siehe etwa auch Hinweis 48!


Vorsatz und Segensgebet um ein intelligentes ethisches Leben

Es fällt auf, dass es in dem folgenden frühchristlichen Text 86 offensicht­lich um etwas völlig ande­res geht, als um das, das wir heute in dem Sakrament der Firmung sehen, zu dem dieses Segensgebet gehört. Aus dem Zusam­men­hang (Justin dial. 87,5 <Mg PG 6 683/684 A>) geht ganz deutlich hervor, dass es da­mals nicht um eine Glau­bensbe­teuerung an wen oder an was auch im­mer ging (so etwas wie ein Glaubensbe­kenntnis gab es ja auch noch gar nicht), son­dern um eine mo­rali­sche Ein­stellung und um eine kreative und in­tel­li­gente Fähigkeit zu dieser Ein­stellung. Auch ist von einem Ge­löbnis des Ge­segneten dabei nicht die Rede. Damit scheint dieses Segensgebet noch zur Jesuslehre zu gehö­ren und nicht zur Pauluslehre – also passt es in das hier vorgelegte Konzept eines gelingenden Menschseins perfekt!

Heiliger Geist (oder auch bestmögliche Lebensklugheit) komme über Euch und die Kraft des Allerhöchsten be­wahre Euch vor Sünden (al­so vor Fehlern in Euren menschlichen Beziehungen)!

Höchster ewiger Gott! Der Du diesen Deinen Kindern die Wie­dergeburt aus dem Wasser und aus heiligem Geist gewährt hast, Dich bit­ten wir: Gieße auf sie Deinen siebenfältigen Geist aus:

  • Den Geist der Weisheit und des Verstandes. Dass ihr also das Gute vom Schlechten, das Vernünftige vom Dummen, das wirklich Morali­sche vom Scheinmoralischen, das Pro­blematische vom Unproblema­tischen unterschei­den könnt.

  • Den Geist der richtigen Entscheidung und des Durchhaltevermög­ens. Dass ihr die für Euch die passen­den Ent­scheidungen trefft, das Prob­le­matische nicht zu tun und das Unprob­lemati­sche zu tun, und diese auch durch­haltet.

  • Den Geist der Erkenntnis und der Demut. Dass Ihr er­kennt, welche Ideen und Lehren gut und nützlich sind und Ihr also nicht falschen Ideen und Lehren hin­terher lauft. Und dass Ihr Euch im­mer be­wusst seid, dass Ihr nicht alles wisst und Ihr also auch nicht den komplet­ten Über­blick habt und dass Ihr schon von daher immer offen für sinn­volles Neues seid.

  • Den Geist der Furcht Gottes. Dass bei allem die Gebote Got­tes oder eben auch die Spielregeln des Paradieses un­ter allen Umstän­den für euch Gültigkeit haben.“

Und jetzt für jeden Gesegneten einzeln:

Ich bezeichne dich mit dem Zeichen des Kreuzes, also dem Zei­chen desjeni­gen, der sich bis zu und mit seinem Tod für die Ver­wirklichung der Liebe ein­gesetzt hat und dem du dich hiermit ver­pflichtet sehen solltest.“

Mehr dazu unter Hinweise 103.

Und das Resultat einer lebensnahen Pädagogik mit sinnvoller Information und ohne falsche Ängste zeigt sich ein paar Jahre später:

Vision eines Mädchens, das im Dritten Jahrtausend angekommen ist: “Lebensklugheit und Lebensfreude statt Scheinemanzipation”.

Sind wir nicht eine verlogene Gesellschaft, was die Sexualmoral betrifft? Nacktheit in der Öffentlichkeit ist verpönt, steht sogar unter Strafe, dabei kann das doch alles, wenn man es nur richtig macht, ein total harmloser Spaß und ein Zeichen von wirklicher Emanzipation sein! Doch Sex mit verschiedenen Partnern, der ist akzeptiert, der gilt heute als normal und als Zeichen von Eman­zipation, dafür kriegen wir heute sogar in der Schule Anleitungen! Dabei bringt der doch oft genug lebenslange Traumata und es wird gerade auch über Mäd­chen, die hier alles glauben und sich dazu rumkriegen lassen und also mitma­chen, gelacht – man muss nur mal nach “Blondinenwitzen” goo­geln. Auch der sogenannte Liebesbeweis kommt für mich überhaupt nicht in­frage, das ist doch alles nur ein Zeichen von Dummheit. Wenn auch viele sa­gen, “das”, al­so das Eindringen ohne Ehe, müsste auch frau hinter sich haben zum Zei­chen ihrer Reife und ihres Erwachsenseins – ich muss hier gar nichts hinter mir ha­ben, ich habe das nun wirklich nicht nötig, und notgeil bin ich auch nicht. Und zu­dem: Schaut doch mal bei google nach unter “Versteige­rung” und “Jung­fern­schaft”, zu welchen Preisen manche Mädchen ihre Jung­fern­schaft im Internet anbieten, was die also für einen Wert hat! Und so etwas Kostbares werfen die meisten Mädchen wie einen dreckigen Lappen weg. Doch mit Geld oder oh­ne kommt für mich nicht infrage, ich bin doch keine naive und dumme Schlam­pe usw., die sich je­den Un­sinn einreden lässt, etwa dass Sex mit einem ande­ren oder über­haupt mit anderen als mit dem richtigen Ehe­mann ein Zeichen be­son­derer E­manzi­pation ist. Und eine Sklavenmentalität habe ich auch nicht! In den Zei­ten der Sklaverei wurden die Sklavinnen ja auch immer von ihren Besit­zern als Sex­sklavinnen benutzt, und wenn deren jugendlicher Charme ir­gendwann vorbei war, dann wurden sie mit den männlichen Sklaven zusam­men getan, um den Besitzern als Gebärmaschinen Sklaven­nachwuchs zu brin­gen. Wozu also in frü­heren Zeiten unzählige Frauen und Mäd­chen als Skla­vinnen gezwungen wurden, ge­nau dassel­be machen Mädchen heu­te freiwillig, in ihnen scheint so etwas wie eine Sklavinnen­men­talität zu ste­cken. In mir aber nicht! Denn für mich ist das alles Miss­brauch der Sexua­li­tät 107, frü­her redete man von Sün­de, doch ist dieses Wort heute aus der Mo­de ge­kommen. Für mich ist dieser Sex ohne Ehe jedenfalls eher typisch für eine Skla­vin. Eigent­lich ist das, was ich hier sa­ge, ja auch meinen Freundinnen alles klar, doch warum fan­gen sie trotzdem mit dem Sex an? Wer hat sie nur so ma­ni­pu­liert 110, dass ih­nen ihre Ehre und ihre Würde und ihr Niveau so völ­lig egal zu sein scheinen?

Ich möchte je­denfalls in mei­nem Leben die echte Ein­ehe und eine richtige Liebe le­ben. Ich richte mich dabei durch­aus nach der Natur, und weil es die Natur nun einmal so eingerichtet hat, dass beim Eindringen Kin­der `entste­hen´ kön­nen, gehört das Eindringen für mich eben in die Ehe. Im Übrigen hat der spa­ni­sche Philo­soph Ortega y Gasset dazu gesagt, dass ein Geschlechts­ver­kehr mit dem Hinter­grund der echten Liebe ganz beson­ders erfüllend ist, wenn er sich in ei­nem Kind “materiali­sier­ten” darf oder gar soll. Und wenn schon Sex, dann will ich kein Kaninchengehoppel, sondern ein richtiges Fest!

Doch wenn ich auch gegen Sex vor der Ehe bin, bin ich des­wegen noch lan­ge nicht auch leib­feind­lich-ver­klemmt! Gar nichts machen und von allem in al­lem enthaltsam zu sein, was mit Sexualität zusammen hängt, ist einfach unrea­lis­tisch! Denn wer hier zuerst ge­gen alles ist, der wird eines Tages von der Wirk­lichkeit über­rumpelt und macht schließlich alles. Ich möch­te einfach einen ver­nünftigen Mittelweg gehen. Da­her bin ich also durch­aus of­fen etwa für para­die­si­sche Nackt­heit 101 – auch und gerade in Gegenwart von echt-morali­schen Män­nern, wo dies also möglich ist und nicht falsch ver­stan­den wird. Denn un­sere übliche Angst vor der Nacktheit, also die Scham, hilft doch für eine echte

(weiter auf S. 40)


ecole belge


Lob den festen Spielregeln (wenn also Geschlechtsverkehr in die Ehe gehört): Nicht alles, nicht nichts! Das ermöglicht erst einmal das Erlebnis des Rauschs der Nacktheit, den Rausch des Menschseins, den Rausch der Freiheit, ja, auch den Rausch der echten Emanzipation! Hier: “Der Tanz” – Elfenbeinschnitzerei (1913) von Charles Samuel (1862-1938) – Ecole belge (belgische Schule)

Zur Abbildung: Ein Kennzeichen, dass eine (Sexual-)Wissenschaft 117 ordentlich ist, wäre doch, dass das Problem der Scham nicht unter den Teppich gekehrt, sondern angepackt und gelöst wird!

Bis vor nicht langer Zeit durften Kinder nichts über den Geschlechtsverkehr wis­sen. Denn dieses Wissen galt als absolut schädliche Frühsexualisierung 41, die den Kindern ihre kindliche Unschuld rauben und sie schließlich dazu ver­lei­ten würde, das was sie wüssten, auch auszuprobieren. Also Tabu über alles, was mit Sexualität zusammenhängt! Je weniger die Kinder davon wis­sen, desto besser für sie!

Aber irgendetwas muss man den Kindern doch sagen, damit sie sich nicht gar zu dumm verhalten und durch eine naive Unwissenheit irgendwelche Pä­dophilen anlocken und reizen, sich an ihnen zu vergehen.

Also erzählte man ihnen das mit der Scham, und dass Verstöße gegen die Scham sogar Sünde sind. Da nun schon selbst ein Kind ein hoch­mo­ralisches Wesen ist, kam das natürlich bei den Kindern auch sehr gut an, also schämten sie sich, nackt zu sein, denn sie wollten ja keine Sünde begehen. Außerdem galt das, was da zwischen den Beinen ist, sowieso als ekelhaft.

So kam (und kommt es immer noch) zu Verklemmtheit und Lebfeindlichkeit aber nicht zu wirklicher Moral. Und die Folge, wenn die Kinder älter werden: Es liegt nun einmal in unserer Natur, dass gerade das andere Geschlecht hochinteressant ist oder irgendwann wird.

Und irgendetwas muss dann doch sein! Schließlich kann es ja auch nicht ver­nünf­tig sein, dass man mal jemanden heiratet und mit dem ein Leben lang zu­sam­men bleiben soll und will, den man “vorher” noch nie richtig gesehen 18 hat. Und da nun das an und für sich völlig harmlose Zeigen und Sehen, wenn man es nur richtig macht, als etwas Schlechtes gilt und außerdem noch Sün­de ist, kommt das auch gar nicht infrage. Man hat ja die moralischen Normen gelernt und verinnerlicht und will auch nicht gegen sie verstoßen. Ja, was bleibt denn anders übrig als der Geschlechts­ver­kehr, denn der muss ja eines Tages sowieso sein, weil man nur auf diese Weise Kinder bekommen kann. Also macht man den – und man kann auch gleichzeitig noch probieren, mit wem er wirklich Spaß macht, wer also der Richtige ist usw. Doch damit hat die Erziehung zur Scham jedenfalls keine Moral der echten Monogamie erzielt ...

Und was ist heute? Heute wissen doch schon Achtjährige, also Kinder in dem Alter, in dem sie etwa in der Vorbereitung auf die Erstkommunion die Grund­lagen unseres Glaubens erfahren, was Sex ist, heute könnte man ihnen also doch gleich “das Richtige” erzählen. Aber nichts dergleichen, was einmal drin steckt, das steckt eben drin 113. Da allerdings das mit der Scham heute schon etwas frag­würdig ist, wird in Rich­tung Moral gar nichts mehr er­zählt, jedenfalls nichts, damit die Kinder wissen, worum es geht. So wird auch der “moralische Nähr­wert” der Erziehung zur Scham 118 nicht hinterfragt. Es wird drumherum ge­redet (mir liegt hier ein “Weg­begleiter zur Erst-Kommunion und Fir­mung” vom Dezember 2018 vor, in dem genau das passiert). Deswe­gen bleibt es al­so bei der Verklemmtheit und Leib­feind­lichkeit, dass die jungen Leute mit ih­rem Kör­per nicht vernünf­tig um­gehen können und dass sie etwa die Freu­de an der Nacktheit immer noch für etwas Unmoralisches halten.

Und wenn sich die jungen Leute dann in sexuelle Erlebnisse stürzen und da­mit von dem Ziel der Monogamie abkommen, dann zucken die “geistlichen Autoritäten” mit den Schultern und sagen, dass das eben das Problem unse­res menschlichen schwachen Fleisches (oder der Erbsünde) ist, gegen das man nun einmal nichts machen kann: “Sollen die jungen Leute doch beichten gehen!”

Dass das Scheitern der hohen Moral am System liegt, darauf kommen die “geistlichen Herren” natürlich nicht. Das geschilderte Verfahren der Erziehung zur Scham ist nun einmal eine völlige Verdrehung, was keine Moral (oder auch eine Scheinmoral) und was wirkliche Moral ist. Wir können al­so sagen, dass die Erziehung zur Scham zwar sehr moralisch aussieht, doch für das Ziel einer Moral der ech­ten Mono­gamie völlig kontra­produktiv ist.

In diesem Konzept soll es nun darum gehen, dass die Kirche wieder ins Dorf kommt und dass die Moral der echten Monogamie ausdrücklich gewollt ist! Ziel ist also, dass unsere Kinder lernen, das nicht vor der Ehe oder mit anderen als dem Ehepartner zu tun, was in die Ehe gehört (also den Ge­schlechtsverkehr) und das aber tun, was ein harmloses und sogar paradie­si­sches Vergnügen sein kann, wenn sie es nur richtig anstellen.

Gleichzeitig können sie – durchaus durch niveauvolles Tanzen – auch sehr gut lernen zu erkennen, wer zu ihnen passt. Und wenn einer dann nicht passt, dann ist es kein Problem, “tschüs” und “ade” zu sagen, es war ja nichts!

Und was ist mit der Scham? Ganz einfach: Die Scham ist, einmal ganz abge­sehen davon, dass sie nur eine trügerische Sicherheit vermittelt, eine Ersatz­mo­ral, die wir brauchen, weil wir nicht die uns gemäße strenge Mono­gamie le­ben. (In der Sündenfallgeschichte der Bibel 128 ist sie aus diesem Grund ein Fluch.) So­bald wir die strenge Monogamie leben oder leben wollen, wer­den wir se­hen, dass sich das Problem der Scham in Wohlgefallen auflöst.

Und wenn die Erwachsenen etwas dagegen haben? Tipp an junge Men­schen: Nichts draus machen! Denn wir müssen immer bedenken, dass die nie so etwas erlebt haben und sich auch gar nicht vorstellen können, dass das geht und wie schön eine Moral der echten Monogamie ist und wie gut die auch zu leben ist, wenn man nur entsprechend informiert ist ...

Schlussbemerkung zu diesem Bild: Ich will “natürlich” nicht, dass “so etwas” sofort in die Wirklichkeit umgesetzt wird – oder doch? Auf alle Fälle sollen jun­ge Men­schen zumindest darüber nachdenken und miteinander diskutieren!

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Fortsetzung von Seite 37

Moral gar nichts und ist als eine typische irrationale Angst nur ein Herrschafts­instrument (vor allem der Religionen!) und ein typi­scher Zivilisationsschaden, der eine wirkliche Emanzi­pation behindert. Zudem ist sie auch ein Zeichen von seelischer Krankheit. Wie gerne würde ich etwa bei ei­nem solchen Nacktra­del­tag mitmachen, wenn der irgendwo für mich erreich­bar wäre (https://basisreli.lima-city.de/radler/radlerinnen.htm). Das ist doch ein Zeichen gelingender Emanzipa­tion! Natürlich muss man dafür sorgen, dass man dabei nicht missverstanden wird. Und ich würde sogar vor­her das Freihändigfahren üben, damit ich wenigs­tens hin und wieder die Arme hochre­cken und die Fin­ger zum V-Zeichen gegen die Spießer, also zum Sie­geszei­chen, spreizen könnte! Na­türlich muss man ü- ber das alles re­den kön­nen und ich denke, ich kann reden, weil ich einfach gute Argumente habe. Und wer hier nicht vernünf­tig reden kann, der kann mich mal!

Aber das ist ja noch nicht al­les! Mir ist auch bekannt, das Zwei­drittel aller Frau­en in ihrem Le­ben nie ei­nen Or­gasmus 81 er­leben – und ich will nicht eine von de­nen sein, in die der Mann nur seinen Schniedel reinsteckt und dann wieder he­raus zieht wie in eine Sklavin und ich habe gar nichts davon und empfinde nur Langeweile oder gar Widerwillen. Ich will also den Orgasmus erle­ben und zwar nicht mit irgend­einem Mann und manch­mal dann auch mit Ver­steckspiel und mit Fremdgehen und mit Lü­ge und Heu­che­lei, son­dern mit mei­nem Mann und wann immer uns beiden danach ist! Und ich weiß auch, dass die­ses Orgas­mus­erlebnis ohne Ein­drin­gen 80 mög­lich ist, al­so auch ohne jedes Fummeln und nur mit leich­tem Haut­kon­takt, ein­fach in­dem ich mich bei bei einem Mann oh­ne Angst pu­del­nackt pudelwohl fühlen und mich bei ihm so rich­tig fallen las­sen kann. Die Natur hat hier uns Mädchen sogar die tolle Chance zum Testen gegeben: Denn al­le Nervenzellen 72, die bei der Frau für den Orgasmus zu­ständig sind, befin­den sich eh auf der Ober­fläche ihrer Geschlechts­teile, d. h. ein Eindrin­gen ist für sie überhaupt nicht nötig, um den zu testen. Was an Orgas­mus nicht ohne Ein­dringen passiert, passiert nun ein­mal auch nicht mit Eindrin­dringen. Dazu kommt noch, dass frau gerade beim ers­ten Mal eine star­ke Angst hat, ob das auch alles richtig ist, was sie da ohne Ehe macht. Ich habe auch ge­hört, dass ein Viertel aller Mädchen beim ersten Mal so schlechte Er­fahrungen haben, dass sie vom Sex erst einmal die Nase voll haben. Und die­se Angst ver­hin­dert, dass frau so richtig locker sein kann, was für das Erlebnis des Orgasmus un­bedingte Voraussetzung ist. Angst ist einfach tödlich für den Orgasmus! Viele handeln sich bei so einem verfehlten “ersten Mal” auch noch ein Trauma ein, das sie in ihrem Leben nie wieder so richtig los wer­den. Die einzigen, die da­von einen Vor­teil haben, sind doch die Religionen mit ihren Verspre­chungen von Trost und Vergebung, wofür sie ge­nügend Kirchensteuer bekom­men, und die Psychiater mit ihren Behandlun­gen. Da­her unternehmen die alle auch nichts, damit wir Mädchen mal pfiffiger werden. Doch das alles muss ja nicht sein! Und weil der Orgas­mus also nicht mit je­dem klappt, macht es also durch­aus Sinn, ge­nau den und auch nur den und eben nicht auch das Eindrin­gen vor der Ehe zu tes­ten. Ich denke, das ist auch mein gutes Recht, ja, das gute Recht einer mo­der­nen und wirklich eman­zi­pier­ten Frau – und wie sonst soll ich denn heraus­kriegen, ob sich zumindest das körperliche Ideal schon mal bei mir erfüllt?

Es gibt hier eine schöne Geschichte aus der italienischen Rennaissance, wie ich mir mein “erstes Mal” vorstelle. Und ich denke, dass eine Frau oder eben ein Mädchen nur so wie diese Braut aus sich herausgehen kann, wenn sie weiß, dass alles gut und richtig ist, was sie da macht und wenn dann auch noch die Glückwünsche der Eltern und Verwandten und Freunde und auch noch der Segen der Kirche dabei sind – und für den muss man gar nicht son­derlich religiös und gläubig sein. Und wenn ein Partner einen wirklich liebt, dann akzeptiert der das auch, weil der schließlich eine Frau will, die beim Ge­schlechtsverkehr von Anfang an mit Freude mitmacht, damit er auch ein rich­tiges Fest wird. Beim vorehelichen Ge­schlechtsverkehr kann das nie so sein, weil da immer irgendetwas im Hin­ter­kopf ist, ob das alles auch richtig ist, was frau da macht – da können alle re­den wie sie wollen. Das wird dann allen­falls eine Triebabreaktion oder auch ein dummes Argument, dass frau emanzi­piert und erwachsen ist, aber nie so ein Fest wie in dieser Geschichte.

Und überhaupt: Wenn so ein vorehelicher Verkehr eine gute Erfahrung ist und man will ihn immer wieder, was ist, wenn der Partner dann “Tschüs” sagt und einen sitzen lässt? Oder wenn es eine schlechte Erfahrung ist und frau hat die Schnauze davon voll, warum hat frau ihn dann überhaupt angefangen? Und wie geht frau dann mit dem nächsten Partner um, der einen vielleicht wirklich liebt, bei dem frau aber vorsichtiger sein möchte? Sagt man dem dann “Nein”, wo man doch vorher mal einem Idioten “Ja” gesagt hatte? Oder wieviele will frau durchprobieren, ab welcher Zahl ist sie eine Schlampe oder Hure? Daher gilt für mich: Ich will keine halben Sachen machen, wenn, dann richtig! So wie in dieser Geschichte:


ÜBER DIE NATUR DER FRAUEN von Giovanni Sercambi

In der Stadt Pisa in Italien wohnte einmal ein reicher junger Mann aus San Cas­cia­no namens Ranieri, bei dem die Lust zuweilen größer war als der Verstand. Da er nicht verheiratet war und die Verwandten ihm zusetzten, eine Frau zu nehmen, fragte er: “Wen wollt ihr mir geben?" Sie erwiderten: “Welche du haben willst und die wir dir beschaffen können."

Da ihr es so wollt", antwortete Ranieri, “bin ich's zufrieden. Aber das eine sage ich euch: Wenn ich gewahr werde, dass sie keine Jungfrau ist, schicke ich sie heim und will nichts mehr mit ihr zu tun haben."

Da entgegneten die Verwandten, er solle ebenso verfahren wie alle anderen auch, doch sie würden ihm schon eine Jungfrau finden. Sie hörten sich um und fanden schließlich ein hübsches Mädchen mit Namen Brida, Tochter des Jacopa delli Or­landi, das nach dem Tode ihres Vaters in der Obhut der Mutter geblieben war. Sie war bildschön und von prächtigem Wuchs. Als sie einander vorgestellt wurden, war er einverstanden und sie ebenso.

Die Heirat wurde aufgeboten und, nachdem er sie heimgeführt hatte, die Hochzeit auf Pisaner Art festlich begangen. Abends im Bett dann schwang sich Ranieri in jugendlicher Manier auf sie, um seinen ehelichen Pflichten nachzukommen. Bri­da, die unter ihm lag, kam ihm so spontan entgegen, dass Ranieri von ihr abfiel. Betroffen sagte er sich: Das ist keine Jungfrau, bewegt sie sich doch so gut, wie ich's nicht für möglich gehalten hätte. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, ruhte er sich für den Rest der Nacht aus. Als sich aber am nächsten Abend dasselbe wiederholte, sagte sich Ranieri: Nun, wenn Brida ihre Mutter besuchen geht, braucht sie meinetwegen nicht wiederzukommen.

Als dann der Tag angebrochen war, an dem die jungen Ehefrauen ihr Elternhaus aufzusuchen pflegen, ließ Ranieri Brida und ihrer Mutter ausrichten, Brida brau­che sich nie mehr bei ihm blicken zu lassen, und sie solle sich ja nicht unterste­hen, je wieder sein Haus zu betreten, er brächte sie dann um. Bridas Mutter und ihre Angehörigen wussten sich keinen Reim darauf zu machen und setzten alle Hebel in Bewegung, um zu erfahren, warum Ranieri seine Frau nicht zurück ha­ben wollte, nicht ohne Brida zuvor gefragt zu haben, was das bedeuten solle. Doch Brida erwiderte, sie habe keine Ahnung und war todtraurig. Den Vermitt­le­rinnen, die zu Ranieri geschickt wurden, um von ihm zu hören, warum er seine Frau nicht zurück haben wollte, antwortete er: “Weil sie mir als Jungfrau ver­spro­chen worden war und ich finde, dass sie mehr von der Sache versteht als eine Hure." Die Frauen, Anverwandte von ihm und von Brida, kehrten betroffen zur Mutter der Braut zurück und berichteten ihr alles.

Die Mutter, die ihre Tochter unberührt wusste, rief aus: “Weh mir Unglücklicher! Er will sie nicht zurück haben, weil er nichts begriffen hat." Darauf sagten die Frauen: “Wir wollen zur Madonna Bambacaia gehen, die wird uns gewiss Rat wissen." “Gehen wir!" drängte die Mutter. Sie begaben sich also zur Madonna Bambacaia und erzählten ihr alles.

Madonna Bambacaia hörte sich die Geschichte an und erkundigte sich nach dem Namen des Ehemannes und hieß die Frauen, mit Gott zu gehen. Kaum dass sie weg waren, ließ sie ein Entenküken besorgen und setzte es in ihrem Zimmer unter einen Korb. Dann schickte sie nach Ranieri. Als er eingetroffen war, bot sie ihm einen Platz neben dem ihren an, rührte mit einem Stöckchen das Wasser in einer Schüssel auf und befahl ihm, den Korb hochzuheben, unter dem die Ente war. Sobald diese das Plätschern des Wassers hörte, stürzte sie sich augenblicklich in die Schüssel.

Nun", wandte sich Madonna Bambacaia an Ranieri, “wie kommt es, dass dieses Entenküken ohne fremde Hilfe das Wasser gefunden und sich hineingestürzt hat?"

Es liegt in der Natur der Enten", erwiderte Ranieri, “dass sie sich, sobald sie das Wasser bemerken, unverzüglich hineinstürzen, auch ohne es vorher je gesehen zu haben."

Darauf sagte Madonna Bambacaia: “Siehst du, ebenso wie sich eine Ente, ein Vo­gel ohne Verstand, von Natur aus ins Wasser stürzt, ohne es vorher kennengelernt zu haben, so bewegt sich die Frau, ohne je zuvor den Mann gekostet zu haben, in dem Augenblick da sie ihn spürt."

Ranieri lachte ob dieser Schlussfolgerung. “O Madonna Bambacaia, warum habt ihr das gesagt?" “Weil ich gehört habe", erwiderte Madonna Bambacaia, “dass du deine Frau nicht wieder haben willst, aber ich rate dir: Sei unbesorgt und nimm sie zurück, denn du hast sie als Jungfrau bekommen. Da war sie gut, sei du nicht der Anlass dafür, dass sie schlecht wird."

Beschämt nahm Ranieri Brida wieder bei sich auf, und von Stund an gaben sie sich ohne Argwohn ihrem Vergnügen hin.

Anmerkungen: Diese Erzählung wurde einem DDR-Buch aus den 70er Jah­ren des vorigen Jahrhunderts ent­nommen. Leider habe ich das Buch nicht mehr und kann also nicht die Quelle an­geben.

Natürlich, dieser Ranieri ist ein rechter Macho, er nimmt sich selbst alles he­raus, aber seine Frau soll eine Jungfrau sein. Doch darum geht es hier nicht, es geht hier darum, ob gerade auch ein Mädchen die Sexualität erlernen muss, um nicht verklemmt und auch sonst leibfeindlich zu sein. Und die Quint­essenz der Geschichte ist nun, dass ein gesundes Mädchen ein solches Er­ler­nen nie und nimmer braucht – wenn die richtige Situation da ist, kann es „das alles“ sozusagen von Natur aus!

Wichtig ist eben, dass gerade für das Mädchen alles „in Ordnung“ ist, dass ein­fach der Zusammenhang stimmt – und der ist nun einmal nach einer Hoch­zeit ein völlig anderer als wenn gerade ein Mädchen vorher „probiert“, um „in“ zu sein. Und hier passen gerade auch die „Übungen“ mit der Nacktheit, mit denen also noch eine zusätzliche Vorbereitung geschieht: Wenn sich ein Mäd­chen dabei so richtig wohl bei dem Partner fühlt – was soll dann nach einer offiziellen Eheschließung denn noch schief gehen?

Ja, darüber hinaus: Wer ist denn wohl eher verklemmt? Sind das denn nicht vielmehr die Mädchen und Frauen, die meinen, erst einmal alle möglichen Sexerfahrungen machen zu müssen – mit wem auch immer?

Und für das Konzept, das ich vertrete, spricht doch auch die Idee vom Spaß an der Nacktheit vorher. Denn wer hier offen ist und keine Probleme hat, der wird sich doch später noch viel mehr mit Haut und Haaren in das diesmal nun wirklich positive Abenteuer Liebe stürzen – ja, wenn alles in Ordnung ist! Und das kann man im Zustand der Offenheit gewiss auch viel besser erkennen!

Doch weiter mit der Vision des Mädchens, das im 3. Jahrtausend angekommen ist:

Und wenn ich erst einmal weiß, dass der Or­gas­mus mit ei­nem Mann da ist, dann ist auch die Angst vor dem mögli­chen Schmerz bei der Ent­jung­ferung völlig überflüs­sig, weil genau dieser Schmerz nämlich zum ul­tima­tiven Kick in der Hoch­zeits­nacht wird. Klar, diese Nacht kann auch ein paar oder mehr Nächte spä­ter sein, aber auf alle Fälle nach der Hoch­zeit. Dage­gen ist das Tes­ten des Ein­drin­gens vor der Hoch­zeit rei­ner Blöd­sinn, weil so­wieso jeder Schniedel in je­de Muschi passt, frau also da­mit gar nichts Beson­deres er­ken­nen kann. Ja, sich auf diesen “Test des Ein­dringens” einzu­las­sen, dazu braucht frau wirk­lich kei­ne Intelli­genz, denn den schafft doch selbst die doofs­te Blon­dine. Schließ­lich wirft frau ja da­mit auch noch ihre guten Kar­ten der Jung­fern­schaft ohne vernünftigen Gegenwert weg. Mei­ne Mutter hat mir eh den heißen Tipp ge­ge­ben für mei­ne Suche nach dem richtigen Mann: 'Die Bei­ne zu­sam­men und Gott vor Au­gen!' Also bin ich für sol­che Haut­kontakt­er­lebnisse auch ger­ne of­fen – bis hin zur gegen­seit­igen Ganz­kör­per­massage 21, weil das alles nicht zu­letzt auch mir selbst Spaß macht und auch noch gesund ist und weil das durchaus zum Ken­nen­lernen gehört und auch Zei­chen von echter Le­bens­klugheit ist! Und etwas zur Mas­sage: Als An­haltspunkt kann hier das Krau­len ei­nes Hun­des gel­ten: Den fasst man ja auch nicht „überall“ an!

Dabei kommt es auch schon mal dazu, dass ich mit einem Mann die Nacht zu­sammen verbringe, der für eine Ehe eher nicht infrage kommt – und auch nackt, allerdings dann durchaus auch ohne die typischen Hautkontakterlebnisse. Der Triebverzicht ist na­tür­lich nicht nur für mich, sondern gerade auch für den Mann schon ein ganz schöner Stress. Doch es ist ja so, dass der Körper in einem großen Stress ein Anti­stress­hormon erzeugt, also Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin, und das ist sowohl im chemischen Aufbau wie in der Wirkung wie eine Droge. Der mensch­liche Kör­per ist nämlich, wenn man es nur richtig anstellt, durchaus sein eige­ner Dro­gen­lieferant. Man kann sich also gerade durch einen bewusst ge­such­ten Stresss, hier den des Triebverzichts, selbst unter Drogen set­zen – und ganz kostenlos und völlig natürlich!

Und überhaupt: Nicht umsonst hat die Natur doch die Freude am Geschlechts­verkehr und die Möglichkeit der Fruchtbarkeit miteinander gekoppelt. Das heißt doch, dass der Geschlechtsverkehr in eine feste Beziehung gehört, in der auch Kinder gezeugt werden können. Wir sind doch heute sonst so für ein Leben nach der Natur – hier aber meinen wir, die Natur mit Pillen und Kondomen austrixen zu müssen – da halte ich mich lieber an die Natur!

So kann ich doch mit dem Triebverzicht toll leben – was sind das nur für frust­rierte alte Leute, die Triebverzicht immer mit Qual und Verklemmtheit gleich­set­zen und die uns jungen Leute keine paradiesischen Freuden gönnen?


Anmerkung des Autors: Wer das alles für unrealistisch hält, dem kann ich nur sagen, dass ich es schon zumindest in Ansätzen erlebt habe – und es ist phan­tastisch! Es lohnt sich, nicht aufzugeben und weiter zu machen!

Und jetzt?

Ich bin zwar seit vielen Jahren nicht mehr im Dienst, doch ich habe hin und wie­der immer noch Kontakt mit jungen Menschen und rede auch mit ihnen über die angesprochenen Fragen. Mein Eindruck ist, dass ich mit dem, was ich hier geschrieben habe, durchaus richtig liege. Und so könnte es doch auch sein, dass meine Empfehlungen als alter Religionslehrer an die jungen Leute nicht nur nicht falsch sind, sondern sogar sehr gern gehört wer­den. Also:

  • Miteinander diskutieren – durchaus im Religions- oder Ethikunter­richt!

  • Vor allem darüber reden, ob und wo Ihr so offen, also auch nackt, mit­einander um­gehen könnt und wollt, wie das hier beschrieben wird.

  • Sehr gut würde natürlich die gemeinsame Umkleiderei und Duscherei nach dem Sportunterricht passen. Ihr könntet Euch doch auf den Stand­punkt stellen, dass in einer Zeit, in der alle möglichen und un­mög­li­chen sexuellen Abnormitäten als normal gelten und sogar als se­xuelle Selbstverwirklichung eines Menschen geachtet werden müs­sen, doch wohl die große Liebe mit dem einzigen Partner wieder ange­strebt werden darf. Und ratio­nale Voraus­setzung dafür ist doch die Über­win­dung der Ekel- und Scham­gefühle und der Verklemmtheit. (Und sollten die Jun­gen dabei eine Erektion ha­ben, weil einfach alles erst einmal so unge­wohnt ist, soll­ten die Mäd­chen sie ermun­tern: „Ist doch schön, wie normal du bist, entschei­dend ist doch, wie toll du dich dabei im Griff hast!“)

  • Und wenn Ihr das macht, und etwa ein Sportlehrer oder ein Direktor das verbieten wollen, dann sollen sie das doch machen, Ihr müsst Euch doch nicht dran halten, weil diese Verbieterei gegen eine höhere Moral ist. Sollen sie doch die Polizei holen. Und der legt Ihr dann diese Broschüre vor. Mal sehen, was passiert! Viel wird’s nicht sein, denn Ihr habt hier doch die besseren Karten! Gut Glück!

C. Anmerkungen zu tatsächlichen und möglichen Kritiken

Anm. 1: Ein Personen­kreis, der keine Hem­mungen hat, sei­nen Gegenspieler ans Kreuz zu bringen, dem ist auch zuzutrauen, dass er sich et­was durch­triebenes Geist­reiches ein­fallen lässt, um die Er­innerung an ihn und an sein Engagement gründ­lichst aus­zu­lö­schen, und sich das auch et­was kosten lässt, um es in die Praxis umzusetzen. Und zur Akzeptanz des Konzepts s. 135.

Anm. 2: Wie mag es überhaupt zur „ursprünglichen jüdische Religion“ ge­kom­men sein? Ja, wie ist es überhaupt zum Volk der Juden gekommen? Zunächst: Die Ge­schichten der Bibel (also des Alten Testaments) darüber, et­wa die von Noah, Abraham bis hin zu Jakob und seinen Söhnen Josef, Ben­ja­min und den an­de­ren, sind wohl alles Geschichten, die sich fromme Autoren der Juden aus­ge­dacht haben, um ihrem Volk eine Geschichte zu geben.

Leider ist auch die Geschichte von der Sklaverei in Ägypten und von der Be­frei­ung daraus mit dem Zug durch die Wüste und also auch von Moses nach neu­eren Erkenntnissen weitestgehend Legende. Am ehesten ist vielleicht wahr, dass sich in der Gegend des heutigen Israels Nomaden mit freigelas­se­nen oder auch entlaufenen Sklaven woher auch immer und mit aus anderer Unter­drückung Überlebenden zusammen gefunden haben. Und das waren Men­schen, die vernünftig miteinander reden konnten und sich also auch ge­mein­sam um eine Le­benseinstellung kümmerten, nach welchen Regeln sie mitei­nander fortan le­ben könnten. Es ist nun durchaus vorstellbar, dass dabei diese Re­geln einmal nicht nur von alten Männern aufgestellt und ihren Mit­men­schen auf­ge­zwungen wurden, sondern dass zunächst einmal alle über die dis­ku­tierten, also auch die Frauen, und auch junge, die ja einmal Sklavinnen ge­we­sen waren. Das heißt, dass es auch um die Überwin­dung der verachten­den und entwür­di­genden „unordentlichen Lie­besbezie­hun­gen“ der Frauen ging, wie sie in der Sklaverei nun einmal üblich waren. Denn Frauen und Mäd­chen waren in der Sklaverei ja auch immer Sexsklavinnen ih­rer Be­sitzer mit allen ihren mehr oder weniger perversen Wünschen und/oder auch Ge­schäfts­interessen. Sol­che Frauen konnte man ja auch nach Belieben „ver­mieten“, schließlich wollte man das Geld, das man in sie hineingesteckt hatte, ja wie­der „erwirtschaften“. Dabei ging es ja immer nur um die Gier und das Ge­schäftsinteresse der Männer, die Gefühle der Frauen und deren morali­sche Einstellung waren völlig gleichgültig. Und so ging es bei der „neuen Lebens­einstellung“ um die volle Eman­zipa­tion der Frau, über die gewiss auch disku­tiert wurde: Ist die Fortführung der „unordent­lichen Liebes­beziehungen“, wie sie in der Sklaverei üblich waren, jetzt aber un­ter anderen Vorzeichen, die wahre Emanzipation oder ist es das Konzept einer „ordentl­ichen Liebesbe­zie­hung“ in Partnerschaft und Liebe von Mann und Frau? Dabei muss wohl ein herausragender Kopf, der in der weiteren Ge­schichte zum „Anführer Moses“ wurde, mit einem Machtwort einen Schlussstrich gesetzt ha­ben mit der Idee der „ordentlichen Liebesbeziehung“ – und die durch die Ge­bo­te, die er vom Gott des Berges Sinai (angeblich) erhalten hat­te, als un­um­stöß­liche Regel festgelegt haben. Und so kam es dann auch, dass die jüdi­sche Reli­gion 111 die einzi­ge ist, in der auch die Frau das Recht auf sexu­elle Erfül­lung, also auf den Or­gasmus, hat – bei gleichzeitiger Bedingung der ech­ten Mo­no­ga­mie. Und die Idee der Nackt­heit des Paradieses möchte ich hier noch hin­zufü­gen, denn die ist nur umsetzbar, wenn alles, was mit der Monoga­mie zu­sam­men hängt, aus einer inneren Einstellung heraus gelebt wird – und auch gerne und aus tiefster Überzeugung. Eine Datierung für das alles ist unmöglich, ich setze hier einmal die Zeit um 1000 v. Chr. an, also vor etwa 3000 Jahren.

Ein m. E. gutes Argument, dass ich hier richtig liege, ist die Tatsache, dass jüdi­sche Männer heute noch beschnitten werden, wie ebenfalls heute noch die Ägypter, und jüdische Frauen nicht beschnitten werden, anders als heute noch die Ägypterinnen. Es ist schlichtweg das Erbe der Sklaverei! Denn die männli­chen Sklaven mussten auch wie die männlichen Besitzer beschnitten werden, weil man die Beschneidung als Vorbeugung gegen Geschlechts­krank­heiten an­sah – und man konnte ja nicht verhindern, dass sich die Sex­skla­vinnen auch mal mit ihren männlichen Leidensgefährten der Sklaverei „trös­teten“. Wären die also unbeschnitten, wären sie eine Quelle der Gefahr für die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten gewesen. Bei den Frauen hat die Be­schneidung dage­gen direkt nichts mit der möglichen Ansteckung mit Ge­schlechtskrankheiten zu tun. Also wurden Sklavinnen nicht beschnitten, denn sie sollten ja Lust haben, „da­bei“ mitzumachen, die sie mit der Beschnei­dung nie so recht hätten. Denn die Beschneidung bedeutet sehr oft eine Wun­de, die nie richtig verheilt und daher gerade auch beim Sex immer schmerzt. (Auch heu­te wer­den in Ägypten die „nor­malen“ Ägypterinnen sehr wohl, jedoch die Töch­ter von Prostituier­ten nicht be­schnitten, weil die „ja doch wieder“ Pro­sti­tuier­te werden …) Bei den bef­rei­ten Skla­vin­nen ersetzte man die­se Beschnei­derei durch das Gesetz einer dra­konischen Strafe, also der To­desstrafe, falls sie „un­or­dent­li­che Liebesbe­zie­hungen“ hat­ten. An den möglichen Missbrauch dieses Ge­setzes dachte man nicht – oder doch? Oder ist alles ganz anders? S. S. 104.

Es ist mir un­ver­ständlich, dass meines Wis­sens bei den heu­tigen Juden noch nicht einmal darüber nachgedacht wird, dass die Beschnei­dung der Män­ner ein aufge­zwungener Brauch aus der Zeit der Skla­verei ist und dass sie schon von daher bei frei­en (oder eben emanzipierten) Menschen verboten gehört!

Anm. 3: In ihrem Buch „Adam und Eva und die Schlange“ beschreibt die ame­rikani­sche Religions­wissenschaftlerin (a. d. Princeton Universität) Elaine Pa­gels (1988/1991, dt. bei Rowohlt), wie sie zu ihrer Beschäftigung mit dem frü­hen Christentum kam. Sie war ursprünglich davon ausgegan­gen, dass sie das wah­re Christentum „im Rück­gang auf die Ur- und Frühgeschichte der Kir­che finden würde“. Doch sie stieß bei ihrer Suche auf das Gegen­teil von dem, was sie er­wartet hatte. Ein „goldenes Zeitalter“ reine­ren und einfa­cheren Christen­tums konnte sie jeden­falls nicht fin­den, sondern sie fand nur „eine Viel­falt bis zur Gegensätzlichkeit divergierender Stimmen und Stand­punkte“ (S. 306f). Das würde die These meines Ansatzes unterstützen, dass es gera­de in der frühen Kirche Kreise gab, die den wirklichen Jesus so­gar be­wusst ver­fälscht haben und dies natürlich nicht zuge­ben durften, son­dern ihre wahre Ab­sicht ge­schickt ver­schlei­erten. So kam es dann zu den „divergieren­den Stim­men und Standpunkten“.

Anm. 4: Von Vorteil des Konzepts, auf das ich gekommen bin, gehört, dass eine ethische Lebens­praxis nicht mehr wie in der traditionellen Theologie ein An­hängsel an diese Theolo­gie ist („aus Dankbarkeit für die Erlösung durch Je­sus sollen wir jetzt moralisch sein und uns an die göttlichen Gebote halten“), son­dern dass diese Ethik Kern des Anliegens Jesu ist. Ich denke, dass ein sol­cher Praxisbezug ein Indiz ist, dass wir auf der Spur des echten Jesus sind, denn der echte Jesus war Hand­wer­ker und kein Theologe – und das In­diz für einen Handwerker ist nun ein­mal, dass er immer auch einen Praxisbe­zug hat. Und wenn dieser Praxisbezug, auf den ich gekommen bin, funk­tio­nie­ren soll­te, was nach meinen Er­fahrungen als Berufsschulreligions­lehrer durch­aus größte Chan­cen hat, dann dürfte das auch ausstrahlen auf Nicht­christen und sogar Atheis­ten, denn gerade die jungen Men­schen „aus allen diesen Krei­sen“ haben doch auch die­selben Probleme und Fragen. Ja, ich se­he hier durchaus gerade die islamischen Mädchen, aber auch die Jungen: Da gibt es doch auch sehr intelli­gente unter ihnen, die etwa durchaus se­hen, was in der typischen islami­schen Ehe auf sie zukommt und dass das gar nicht so er­stre­benswert ist. Doch un­ser traditionelles christliches Moralmodell, um es ein­mal so zu nennen, ist für sie auch kei­ne Option. Jedenfalls könnte ein anderes Mo­ralmo­dell, und ich meine das, das (endlich einmal!) im Sinn des ech­ten Jesus ist, durch­aus den gan­zen Islam für sie in Frage stellen dürfte. Ja, für mich ist keine Religion „un­kaputt­bar“ bis in alle Ewig­keit, es muss nur der richtige „An­stoß“ und das geeig­nete Konzept fürs Leben kom­men. Und ein solcher An­stoß wird nie von alten Leu­ten kommen, insbesondere nicht von alten Män­nern, die ja unsere Religio­nen bestimmen, der kann nur von jun­gen Men­schen kommen. Unab­hängige Me­dien hätten hier ihre Aufga­be! Und nicht zu­letzt ent­sprach das, was zur Zeit Jesu in der jüdischen Gesell­schaft lief und wo­gegen sich Jesus enga­gierte, in vielem ge­nau dem, was heu­te im Islam läuft.

Anm. 5: Und zur heutigen Praxis der Erziehung junger Menschen zu den Wer­ten von Liebe und Partnerschaft: Ja, wie sieht denn die Hinführung junger Men­schen dazu aus? Es ist schon makaber, das die von einem kommerziel­len Un­ternehmen gemacht wird, das dabei natürlich die entspre­chen­den eige­nen Inter­essen vertritt. (Die Webseiten von „Bravo“ haben im Monat über zwei Millio­nen Zugrif­fe – und die Pseudowissenschaft, die deren Hinter­grund ist, hat längst auch in die schu­lische Sexualer­ziehung Einzug gehalten. Wis­sen­schaftlich aus­ge­drückt ist die Basis dieser „Wissenschaft“ ein „natura­listi­scher Fehlschluss“117, also die The­se, dass das, was alle machen, auch richtig ist. Nach dieser Logik wäre auch nicht falsch gewe­sen, Hexen und Juden zu er­mor­den, weil das ja alle taten bzw. gut hießen, zumin­dest aus der Sicht der Wachmannschaften, und es war eben doch falsch und sogar verbrecherisch.)

Leider wird auch hier üblicherweise immer nur an Symptomen herumgedok­tert, wodurch sich im Endeffekt nichts ändert. Eine Sexual­erzie­hung, die eine wirkli­che ist, weil sie sich an echten Werten orientiert, sieht doch nun wirklich anders aus. Wenn sich schon die Religion hier nicht einsetzt, dann wäre es doch auch Aufgabe anspruchsvoller Medien, hier aktiv zu wer­den und etwa den Kirchen „auf die Füße zu treten“.

Anm. 6: Das Problem des Konzepts dürfte sein, dass es auf eine sehr rigide Se­xualmoral hinaus läuft, doch immerhin eine ohne Ängste und die auch noch so attraktiv und lebensklug ist und Lebensfreude bereitet, dass sie auch gera­de von jungen Menschen gern gelebt wer­den kann. Erfahrungsgemäß kommt es für junge Menschen doch nicht darauf an, ob etwas nicht rigide und also leicht zu leben ist, sondern dass es attraktiv und intelligent und vor allem span­nend ist. Ich wäre jedenfalls mit dem Konzept gerne wieder Lehrer!

Ich verweise hier noch mal auf das Zitat aus der Biografie einer Prostituierten auf Seite 28. Die Frau stimmte mir zu, dass wir doch in unse­rer Moralerziehung in die falsche Rich­tung einer Scheinmoral ge­schickt werden – und dass eine Erziehung zu einer echten Moral doch leicht anders gestaltet werden könnte. Für heutige Erwachsene mag das alles, was ich bringe, nun keinen Vorteil bedeuten, doch wir engagie­ren uns ja auch sonst für Verände­rungen, die für die heute leben­de Ge­nera­tion eher keinen Vorteil bedeuten, wenn ich et­wa an man­ches zum Schutz der Umwelt denke. Hier denken wir doch auch an künf­tige Gene­ratio­nen. Wir sind also doch gar nicht so kleinkariert egoistisch, dass wir bei dem, für das wir uns einsetzen, immer nur danach gehen, ob wir auch selbst einen ganz großen unmittelbaren Vorteil dabei haben!


Und hier möchte ich ein weiteres Bild von Lu­cas Cra­nach d. Ä. - außer dem auf S. 15 - zeigen. Ich bin auf das Bild gekommen, weil ich auf der berühmten Cranach-Ausstellung in Düsseldorf war, um zu sehen, was die­ser Maler, der übrigens ein Freund Martin Luthers war, sonst noch so alles gemalt und was er dabei dann auch noch gedacht hatte. Lucas Cranach war also ein Huma­nist und als solcher hatte er Idealvorstellungen vom Men­schen. Zu diesen


Lucreti Crnch


Idealvorstellungen gehörte nun auch, dass Moral und Nackt­heit zu­sammen gehören, ja dass vielleicht die echte Moral nur mög­lich ist, wenn sie auch kom­biniert mit der Nacktheit ist (natürlich immer nur dort, wo es passt). Ein sehr schönes Beispiel für diese Kombination ist die Darstellung der römi­schen Bür­gerin Lucretia, wenn auch ihr Schicksal ein trauriges war. Sie hatte näm­lich ei­ne Vergewaltigung erlebt und litt so unter dieser schlimmen Erfahrung, an der sie zwar selbst unschuldig war, doch mit der sie nicht mehr leben woll­te - dass sie sich selbst umbrachte. Sie galt daher bei den Römern als Inbe­griff der Mo­ral. Und in diesem Sinn hat sie also Lu­cas Cranach d. Ä. gemalt.


Nachwort

Trotz aller meiner Mühen, mich verständlich auszudrücken, habe ich immer noch den Eindruck, dass manche Leser nicht wissen, was ich will. Daher also noch dieses Nachwort!

Möglicherweise passt hier eine Begebenheit vom Ende meiner schulischen Tätigkeit, die m. E. sehr viel über die jungen Menschen von heute aussagt:

Mir wurde also vom Aachener Bischof die Lehrerlaubnis entzogen, weil ich nicht die Lehre der Kir­che vertrete und weil die Schüler vor mir geschützt wer­den müssen (!!!). Und mein Schuldirektor ließ mich auch ab sofort in keine Klasse mehr rein – ich bekam eine andere Aufga­be, so lange meine Verren­tung noch nicht da war. Und irgendwie bekam ich mit, dass in einer Klasse Schüler munkelten, dass da ir­gend­ei­ne MeToo-Geschichte war (heute würde man das so sa­gen). Dass es dogmatische Grün­de gab, lag außerhalb ihrer Vorstellungen, weil ich doch immer versuchte, die Moral der Kirche in die Pra­xis ihres Lebens umzu­setzen. – Ich sprach also den Chef an, der gerade vor­bei kam: „Sehen Sie, das wird jetzt erzählt....!“ Und er: „In welcher Klasse – wo?“ Und er ging also mit mir sofort in die betreffende Klasse – die normale Stun­de fiel für die erst mal aus … Er klärte die Klasse auf über die Hinter­gründe des Lehrerlaubnis­entzugs, dass es da also Probleme mit den Dogmen der Kirche gäbe usw. Darauf er­hob sich ein Schüler etwas schlacksig und: „Aber was ist, wenn wir ihn wollen ….?“ (Ich war platt, so hatte ich die jungen Leute noch nie er­lebt …) Und der Chef darauf: „Nein, das ginge nicht, da sei eben ein Abkom­men mit der katho­lischen Kir­che und nicht nur mit der usw..“ Und dann wieder der Schüler: „Na gut. Doch wenn ich mich so umsehe, dann haben wir in die­ser Klasse vier Gruppierungen: die Katholiken, die Evangeli­schen, die Baptis­ten und die Mos­lems. Na gut, die Ka­tholiken können ja den Raum verlassen, doch für die anderen kann er ja den Unterricht weiter ma­chen ...“ Ich war noch mehr platt – und ich denke, auch der Chef war zumindest sehr erstaunt, denn so et­was hatte er wohl noch nicht über mich und über meinen Unterricht ge­hört. Er hatte wohl von dem, was er bis dato über mich gehört hatte, gedacht, dass ich sehr weltfremd sei, zumindest was die jungen Leute von heute be­trifft, doch jetzt also das … (Und wenn ich mir vorstelle, dass da auch noch jü­dische Schüler da­bei gewesen wären, für die dieser Schüler doch auch gere­det hätte, dann wäre für mich klar gewesen, wie man selbst die Religionen zu­sammen bringen kann, die gar nichts miteinander zu tun haben wollen! Übrigens: Bevor ich im Bistum Aachen tätig war, war ich auch schon im Erz­bis­tum Köln tätig – und für dieses Erzbistum habe ich noch eine Lehrerlaub­nis, und die ist auch noch gültig!)

Nun denn, es blieb dabei – doch hat mir diese Begebenheit sehr viel Mut ge­macht, weiter zu tüfteln und auch zu versuchen, öffentlich zu machen, auf was ich gekommen bin. Denn ich denke, die Richtung, die ich eingeschlagen habe, stimmt schon mal. So traue ich mich also inzwischen auch, die Fotos von dem tanzenden Paar (s. S. 38) und von dem Bild der Lucretia (s. S. 50) abzu­drucken – und „solche Praxis“ auch ausdrücklich zu empfehlen.

Und da waren natürlich auch noch mehr Erfahrungen – ich denke etwa an einige Gespräche mit jungen Leuten so zwischen Tür und Angel … Etwa als eine Schülerin mir erzählte, wie sehr sie es bedauerte, mit dem Sex angefan­gen zu haben, sie hätte es ja auch noch ausdrücklich gewollt. Ich habe da die­se Verschränkung der Finger beider Hände ineinander angedeutet, wie auf Seite 23 u. im Gespräch mit dieser weltreisenden deutschen Abiturientin be­schrieben, und gefragt, ob es das nicht genauso gut getan hätte. „Na klar“, war ihre Antwort wehmütig, „doch das sagt ja so niemand ...“.

Also den­ke ich weiter, dass es einer ja mal sagen muss, denn wenn immer al­les verboten oder auch nur schlecht gemacht wird, dann wird damit doch nur er­reicht, dass schließlich immer alles gemacht wird. (Welch ein Knüller dieses Argu­ment im rechten Moment ist, wurde mir erst einige Zeit nach dem Gespräch mit der Abiturientin klar.) Im Grunde wollen die jungen Leu­te doch sogar zuerst einmal nur „se­hen und zei­gen“, also eigentlich völlig Harm­loses und auch durch­aus Verständliches und völlig Legiti­mes. Und seit dem Abschied von der Schu­le sind nun über 17 Jahre ver­gan­gen und ich bin nicht bei dem stehen geblie­ben, was ich damals erzählt hat­te. Ich würde sagen, dass ich auf die besten In­formationen und Gedanken erst nach meinem Aus­schei­den aus dem aktiven Dienst ge­kommen bin – auch et­wa durch Gesprä­che mit jun­gen Leu­ten auf dem Ja­kobs­pilgerweg in Spa­nien. Ja, wo denn sonst kann man so un­ge­zwun­gen gerade auch mit Mäd­chen reden – es sei denn s. o.?

Ich denke also, dass ich mit der jetzigen Arbeit noch viel besser bei den jun­gen Leuten ankäme und dass ich sogar etwas in ihnen ver­ändern könnte. Auch den­ke ich, dass die Kirche jetzt echte Schwierigkeiten hätte, mir die Lehrer­laub­nis zu entziehen, denn das, auf was ich gerade auch zum Thema „Jesus“ gekommen bin, ist eigentlich die Lösung für alle ungeklär­ten Fragen, die ich so von meinem Theologiestu­dium her kenne. Ich denke, ich hätte gute Karten, jeden­falls viel bessere als damals!

Auf alle Fälle muss doch hier etwas gemacht werden, gerade auch, weil die jungen Menschen auch in den Schulklassen heute aus allen möglichen Kul­turen und Religionen zu­sam­men gemixt sind. Wenn hier nicht der Religions­unterricht zuständig ist oder zumin­dest sein sollte!

Wenn nun das, um was es mir geht, für manchen zunächst etwas seltsam klin­gen mag („Was hat das alles mit Religion zu tun?“), so kann ich mich dank der Besinnung auf die ursprüngliche jüdische Religion und auf den histo­ri­schen jüdischen Jesus auf das Grundanliegen der jüdischen Re­ligion berufen.

Und in der ist ja auch noch die Pa­radieserzählung, die einer­seits eine Ge­schichte gegen die kultische Prostituti­on ist, also gegen den Sex mit einem anderen Partner als mit dem eigenen Ehepartner. Ich kann hier auf eine ex­zel­lente Unter­su­chung des evan­geli­schen tschechi­schen Theo­logen Jan Hel­ler über den Na­men „Eva“ ver­wei­sen: Die­ser Name ist näm­lich die Ableitung aus den Göttin­nen­namen Hebe oder He­patu (der Wortstamm ist der­selbe, auch die Laute p und b passen, denn wenn man sie mit den Lippen reibt, kommt f bzw. v und w heraus – wir ken­nen das auch aus dem Spani­schen, Barcelona wird ja Warßelona gespro­chen), zu deren Kult sol­che Prosti­tu­tion gehörte. Und das Ge­schick­te der Ver­fasser der Pa­ra­dieserzäh­lung war nun, dass sie eine sol­che Göt­tin zu einer Men­schenfrau de­gra­dier­ten, also zur „Menschin Eva“ – und das, was zum Kult der Göttin ge­hörte, jetzt als etwas Schlechtes hin­stell­ten. Ande­rerseits ist von der Nackt­heit die Rede, die ich hier als eine Vision sehe, wie die Klei­dung in ei­ner gott­wohl­ge­fäl­ligen Welt über­flüs­sig wird – natürlich nur dort, wo es passt. Da­zu kommt dann noch eine ganz spezielle Sicht der Men­schen in der ur­sprüng­lichen jüdi­schen Reli­gi­on, dass der Mensch nämlich nicht ein­fach ein Wesen mit männ­lichen oder weibli­chen „An­hängseln“ ist, son­dern durch und durch ein Ge­schlechts­wesen, das ent­weder sein besonderes Mann­sein oder auch sein be­son­deres Frausein lebt und vor allem leben möchte.

Also habe ich mich an der Utopie der frühen jüdischen Religion zum Mensch­sein orientiert: „Recht der Frau auf Orgasmus bei echter Monogamie und oh­ne Probleme mit der Nacktheit“ – und diese zur Basis eines m.E. praxis­taug­li­chen, pädagogischen Konzepts gemacht. Das Problem ist ja immer die Umset­zung einer Utopie in die Lebens­wirklichkeit, also auch in unsere heutige.


indischer Tempel

Die Darstellung von "Fruchtbarkeitsriten" ist das Thema des Sonnentempels in Konarak/In­dien 31. Wir können sehen, dass mit der Schlange in der Adam-und-Eva-Erzählung der Bibel in den vorbibli­schen Religionen nicht der Teufel, son­dern eine Frucht­bar­keits­gottheit ge­meint ist, die  mit Ge­schlechts­verkehr mit einer Kultdirne verehrt wird.


ERWEITERUNG: RELIGION UND FASCHISMUS UND AUSBLICK

Doch irgendwann geriet die ursprüngliche große Idee der jüdischen Religion ins Hintertreffen, etwa weil irgendwelche Probleme vielleicht wie unsere heuti­ge Coro­napandemie auftauchten, die irgendwelche Maßnahmen erforderten, die sich dann ver­selbständigten? Und so kam es zu Traditionen, die die ur­sprünglichen Anlie­gen vergessen ließen, selbst als die “Probleme” vor­bei waren? Und Traditionen bedeuten sehr oft (oder viel­leicht auch im­mer?) auch Verrat?

Ich bin dazu auf das Buch „Hea­venly Sex“ der jüdischen jüdisch-deutsch-ame­rikani­schen Sexual­therapeutin Ruth Westheimer (und auch Jonathan Mark) (1995 New York University Press/ Bertelsmann 1996) gestoßen. Und sehr schnell habe ich bei der Lektüre ent­deckt, dass ich hier einen m. E. gu­ten Einblick in die Tradition der jüdischen Religion, hier in die Praxis des zwi­schen­mensch­lichen Lebens, bekomme, wie ich ihn sonst kaum bekom­men hätte. Und dabei bin ich auf doch recht Problematisches gestoßen ...

Ruth Westheimer schreibt etwa über eine jüdische Hochzeit: „Deshalb trägt die Braut weiß … Wie promiskuös die Braut vor der Ehe auch gewe­sen sein mag, die Hochzeit reinigt sie, sie trägt weiß als die Farbe der Reinheit, so frisch wie neuge­fallener Schnee. Eine Hochzeit kann das alles wieder festfü­gen, was zerbrochen schien, wie etwa eine anrüchige Vergangenheit, sie kann alte Wunden heilen... „ (S. 125f) Natürlich, das ist - zumindest auf den ersten Blick - eine tolle Einstel­lung gegenüber denen, die (aus welchen Grün­den auch immer) die Gebote einer hohen Sexualmoral nicht immer gehalten und sich aber schließlich zum „rich­tigen Weg“ „bekehren“.

Doch beim näheren Hinsehen denke ich, dass diese tolle Einstellung die jüdi­schen Theologen aller­dings auch faul und empathielos gegenüber trau­mati­schen Erlebnisse junger Men­schen macht und auch gegenüber dem ursprüng­li­chen Anliegen ihrer Religion. Sie kümmern sich gar nicht mehr um das ur­sprüng­liche Grund­an­liegen einer Moral der ech­ten Monogamie, es wird ja eh alles vergeben, es ist eh alles egal... So auch die Stelle auf S. 48 aus der Pra­xiser­fahrung von Ruth Westhei­mer: „Wenn ein orthodo­xes Mädchen in meiner Pra­xis sitzt und erzählt, dass ihr etwas Schlim­mes passiert sei, erzähle ich ihr aus der Tiefe meiner jüdischen Tradi­tion her­aus: `Was geschehen ist, ist furchtbar, ein­fach schrecklich, es sollte je­man­dem wie dir überhaupt nie pas­sieren. Wie trau­rig, dass du diese schlechte Erfah­rung machen musstest. Aber du mußt wei­ter leben. Wir wollen dafür sor­gen, daß du, wenn die Erinne­rung oder der Ge­dan­ke dar­an auftaucht, sie mit guten Gedan­ken erlöst. Den­ke an Miriam, die nach der Durch­que­rung des Roten Meeres mit ihrem Tambourin hinaus­ging und tanzte, als alles hoff­nungs­los erschien. Denke an die Sabbatkerzen ...“

Natürlich, es ist schon richtig, dass jemand weiter leben muss, egal was pas­siert ist. Doch drängt sich mir hier eine Einstellung auf: „Du bist nichts, die große Idee ist alles.“ Und da werde gerade ich als Deutscher hellhörig, weil in mir sehr schnell Assoziationen aus unserer unsäglichen jüngeren Geschichte aufkommen – und gleich aus zwei Ideologien: „Du bist nichts, deine Nation, deine Volksgemeinschaft oder auch die Arbeiterklas­se oder die Par­tei sind al­les ..“ Na ja, bei den Juden ist es nicht die Partei, sondern die jüdische Ge­mein­schaft, die Religion oder auch Gott. Doch es ist in jedem Fall nicht der einzel­ne Mensch. Daher: Ist diese Einstellung, die Ruth Westheimer hat und die überhaupt die jüdische zu sein scheint, nicht irgendwie faschistoid?

Ich zitiere hierzu einmal den bekannten Jesuiten und Philosophen Rupert Lay („Die Macht der Moral“, Econ, 1991, S. 44f): „Nicht wenige Menschen vermu­ten fälsch­lich, mit dem Ende des Offenen politischen Faschismus hätten sie seine Inter­ak­tions­muster, seine Wertvorstellungen aufgegeben. Somit sei der Faschismus eine historische Episode. Weder in politischen noch in ökonomi­schen, weder in gewerk­schaftlichen noch in familiären Institutionen sei Fa­schismus zu erkennen. Das ist ein Irrtum. Faschismus gibt es noch immer un­ter und in uns allen. Faschistisch disponiert ist jeder Mensch, der in einer Ge­schlossenen Lebenswelt lebt, weil er sich im Be­sitz von Wahrheit und von ewig-geltenden moralischen Kategorien wähnt, die auch andere verpflichten. Faschistisch disponiert ist jede Institution, da ihre endogenen Zwecke aus­schließlich auf ihren Selbsterhalt und die Ex­pansion über den Output zielen und sie so für sich selbst zum höchsten zu schützenden (politischen, kulturel­len, ekklesialen <Anm.: religiösen/kirchlichen>, ökonomischen) Gut ma­chen. Zwar hat der Faschismus es gelernt, sich hinter Tausenden von Mas­ken zu verber­gen, aber es ist ein wich­tiges Anliegen jeder Offenen Moral, ihn zu de­mas­kie­ren.“ Also versuche ich, hier den Faschismus der jüdi­schen Religion zu demas­kieren... Und es stimmt doch, da ist doch eine Gleich­gül­tigkeit ge­gen­über dem, was ein Mädchen an Traumatischem so erlebt….

Allerdings: Wenn ich mir so die anderen Religionen und auch die unsere an­sehe, dann ist es ja bei de­nen auch nicht besser, es fällt bei einer anderen als der eigenen nun ein­mal eher auf. In ähnlicher Weise werden die „Sünden“ ja auch in der katholi­schen Beichte „weggewischt“ und mit tollen Zeremonien und bisweilen auch mit berau­schenden großartigen Kunstwerken der Architek­tur, der Malerei, der Musik über­deckt – eigentlich habe ich ja nichts dagegen, doch sie müssen Aus­druck der Lebensfreude und nicht der Verdrängung sein: Der Therapeut oder der Beichtvater er­fährt also von den „Pannen des Le­bens“ (und ich denke, dass es sich hier um dasselbe dreht, dass frau sich hier im Liebespartner ver­tan hatte), doch weder bei den Juden noch bei den Katholi­ken kommt jemand auf die Idee, dass hier ein pädagogis­ches Prob­lem vor­liegt, dass also die jun­gen Menschen nicht angemessen auf die „Fall­gruben des Lebens“ vorbereitet werden und dass sie diese von daher auch nicht wirk­lich vermeiden und vor allem bewältigen kön­nen. Und statt dass die Kirche bzw. die Syn­agoge endlich mal be­ginnt, eine ver­nünf­tige Sexualmoral für die jungen Men­schen zu ent­wickeln, da­mit solche „Pannen“ nicht passieren, über­lässt sie diese einem kommerzi­el­lem Un­ter­neh­men (bei uns in Deutschland „BRAVO“, eine Jugend­zeit­schrift bzw. eine Website) und inzwischen auch glau­bensfer­nen Soziolo­gen und Päd­agogen, die natürlich ihre areli­giöse Ein­stel­lung an die jungen Menschen entspre­chend rüber bringen. Das führt dann auch schließlich dazu, dass sich die jun­gen Leu­te fragen, wozu überhaupt noch Religion, und dass sie sich zumin­dest von den Grund­sätzen der Religion wei­testgehend lösen. Übrig bleiben viel­leicht nur noch äußere Formen und ein Glau­be, den man eher als „Aber­glaube dekoriert mit Folklore“) be­zeich­nen kann. Und die Theolo­gen und Rabbiner zucken mit den Schultern und fühlen sich nicht zustän­dig und sind untätig („man kann eben nichts machen“) und versprechen das Heil nach dem Tod. Wie finden Sie das, lieber Leser?

Unter dem Gesichtspunkt „faschistoid“ kann man sich ja auch einmal die ritu­elle Beschneidung der männlichen Babys ansehen. Ich zitiere hier - auch aus dem Buch „Heavenly Sex“ (S. 27): „Rabbi Nachman von Breslau ... lehrte ..., die Be­schneidung bestehe aus zwei unterschiedlichen Akten. Im ersten wird die orla, das Fleisch, das die „Krone“ des Penis bedeckt, entfernt. Danach wird die krum, die Membrane unterhalb der Haut abge­schält, bis das Fleisch der Krone sichtbar wird. Rabbi Nachman erläutert, daß die orla das Böse sym­bolisiert, das vollständig ent­fernt werden muß. Die krum wird als Binde­glied zwischen orla und Fleisch betrach­tet und verweist darauf, dass das Gute zu­weilen mit dem Bösen vermischt ist. Das Abschälen der krum symbo­lisiert, dass das Gute vom Bösen getrennt werden muss. Der Geschlechts­trieb und -akt ist zur höchsten Würde fähig - der Erschaffung von Leben. Doch derselbe Penis und derselbe Akt kön­nen eine Kettenreaktion von Schmerz auslösen und zum Tod führen. Es ist diese Dialektik, die der Ge­schichte der jüdischen Haltung zum Sex zu­grundeliegt.“

Meine Meinung dazu: Man kann natürlich auch alles positiv begründen und schließlich sogar glorifizieren. Doch unter dem Strich bleibt – zumindest für uns Europäer – die Beschnei­dung ein barbarischer und heute weitest­gehend völ­lig überflüssi­ger Akt, und dann noch an unschuldigen kleinen Jun­gen. Wir können also sagen: Bei den Jungen die Zwangs­rekrutierung durch die Be­schneidung und bei den Mäd­chen Dummheit, Unwis­senheit und Kon­zept­losig­keit, damit sie solches „Ver­tun in der Liebe“ schließlich auch noch wollen und so in eine „un-mensch­li­che“ Ideologie hin­einrutschen, hier in die der jüdischen Reli­gion. Ist die jüdische Religion, so wie sie sich heute zeigt, und vermutlich nicht erst heute, also eine fa­schistoide Ideologie? (Das müsste aber nun wirklich nicht sein!)

Und unter diesem Gesichtspunkt noch einmal zur Befreiung der Sklaven und der Sklavinnen in der jüdischen Geschichte: War das überhaupt je beabsich­tigt, dass Mädchen vor der Ehe nicht mehr Sex-Sklavinnen oder eben Prosti­tuierte waren? Hat sich das je wirklich geändert? Und sind die befreiten Skla­ven wirklich emanzi­pierte und souveräne Menschen gewor­den? War Emanzi­pation und Souveränität, zumindest eine echte aus der Tiefe der menschlichen Person, denn bei den Juden je beab­sichtigt? Das war viel­leicht einmal ganz am Anfang die Grundidee und das Ziel der „jüdi­schen Ur-Religion“ einiger be­gnadeter Leute, doch das ist lange her. Jedenfalls stelle ich mir wirk­lich eman­zipierte und souverä­ne Mädchen eher wie das Mädchen auf Sei­te 36 vor!

Und ich denke, da kann man doch gerade heute wieder hinkom­men! War das am Ende vielleicht sogar das Anliegen des wirklichen Jesus? Also „Jesus ge­gen den Faschismus“, „Faschismus“ hier allerdings nicht als politi­sches Sys­tem, son­dern als zeitlose menschenfeindliche Philosophie? War Jesus also – nach un­seren heu­tigen Maßstäben – eher ein revolutionärer Philosoph und war seine Ein­sortierung in ei­ne religiöse Kiste eine raffinierte Entschärfung seines Anliegens?

Wenn eine Rückkehr zum Ursprung hier nicht eine gemeinsame Aufgabe von Juden und Chris­ten wäre! Und die Be­schneidung der Jungen, ein besonders problematisches „Kind der Traditi­on“ könnte dann gleich auch noch mit über­wunden werden! Sie ist zwar bei den Juden mit der Strafe der Ex­kommuni­ka­tion be­legt, wie ich bei West­hei­mer/Mark gelesen habe, doch sollte man sie endlich einmal nicht als gött­li­ches Gebot, sondern als über­holten Stein­zeit­brauch se­hen, der nicht zum "Grund­inventar" der jüdi­schen Re­li­gion gehört. Und für die Änderung eines solchen Brauchs gibt es nun ein­mal auch keine Bestrafung von wem auch immer! (Und noch etwas zur „Tra­dition“: Die ameri­kanische Ausgabe des Buchs von Westheimer/Mark heißt „Heavenly Sex: Sex and the Jewish Tradition“. Die Berufung auf die Tra­dition ist also nicht nur nebensächlich-zufällig, die ist die gängige Praxis in der jüdi­schen Religion – und eben nicht das ursprüngliche Anliegen dieser Religion....)

Hierzu etwas über einen Versuch: Da haben amerikanische Forscher einmal ein Experiment durchgeführt, wie man verfeindete Gruppierungen zusammen bringen kann („verfeindet“ sind Juden und Christen nicht gera­de, doch es könnte ja besser sein): Dazu haben sie Zeltlager von zwei sol­chen verfeinde­ten Jungengruppen organisiert, natürlich in gehörigem Ab­stand – mit jeweili­gen „Unvollkommenheiten“ in beiden Lagern, beispiels­weise eine nicht funk­tionierende Wasserleitung. Doch die „Unvollkommen­heiten“ konnten gelöst werden, allerdings nur wenn die ver­fein­deten Jun­gengruppen zusammen ar­beiteten. Und siehe, das hat funktioniert und die Gruppen kamen sich auch sonst näher!

Haben wir hier nicht irgendwie „auch so ein Problem“, das Juden und Chris­ten zwar auch jeder für sich, doch viel besser beide gemeinsam lö­sen könn­ten? Ich habe also in dieser Arbeit „Der Kriminalfall Jesus“ ein Kon­zept hierfür entworfen – für die Ju­gend – und die Jugend ist doch die Zu­kunft! Hier gibt es doch dasselbe Anliegen, eine gemeinsame Aufgabe: Von den Juden die Schön­heit des Erlebnisses der Se­xualität und von der Reform durch Jesus die Über­windung des Missbrauchs. Also wäre eine Zusammenarbeit doch das Ideale (und natürlich auch mit allen reformfreudigen christlichen Denominatio­nen) – gegen die Manipulation durch kom­merzielle Unternehmen usw.! „Christsein“ geht gewiss nicht für alle, doch „Jesus­an­hänger“ könnten doch alle sein! Das würde auch eine Befreiung von jeglicher Ideo­logie sein, die auch nur entfernt mit „faschistisch“ zu tun hat. Also die jesua­ni­sche Vision in ihrem jüdischen Kontext? Vielleicht geht es gar nicht anders, zumin­dest nicht auf Dauer? Und es wäre ja kei­ne klassische Religion mit Gottesglauben und Gotteskult, son­dern eine Lebenseinstellung aus Lebensklugheit und Lebens­freude!

Doch wie könnte es anders sein? Und ich denke, hier geht mich die jüdische Religion sehr wohl etwas an, zumal ich das Christentum als „jüdische Sekte“ sehe, dass also jüdische Religion und christliche Religion zumindest dasselbe Anliegen haben oder zumindest haben sollten.

In diesem Zusammenhang habe ich mal nach dem Sinn der Bar Mizwa ge­goo­gelt (also nach dem Ritus, mit dem jüdische Jungen zu vollen Gliedern der jüdischen Re­ligion wer­den), denn ich nehme doch an, dass das, was ich hier im Internet fin­de, von Juden geschrieben ist und also auch die jüdische Lehre korrekt wieder gibt. Bei der Lektüre von dem, was ich fand, erinnerte ich mich aller­dings sehr an meine Di­plom­arbeit über den Sinn der confirmatio, dem christli­chen Pen­dant zur Bar Mizwa. In meiner Arbeit habe ich sehr die The­se kritisiert, die ich bisweilen in der Literatur vorfand, dass es bei der con­firmatio um eine Treue zum katholi­schen (oder auch evangelischen) Glauben geht. Denn die Geistesga­ben aus Jesaia 11,2 weisen auf ethisches Verhalten hin, dessen Ziel ein gelingendes Menschsein schlecht­hin ist (vielleicht hatte Jesaia sogar die er­wähnte jü­di­sche Utopie im Kopf?). Ich sah also in dem Sinn der Treue zum je­weili­gen Glauben (die wird heute im Übrigen nicht mehr betont) eine übliche Ver­fallserscheinung einer zunächst gu­ten Idee, dass es also schließ­lich nicht mehr um den ur­sprünglichen Sinn geht, son­dern nur noch um den Erhalt eines Sys­tems. Der beurteilende Professor hatte die­se Feststel­lung von mir in sei­ner Beurteilung jedenfalls lobend erwähnt.

Und wenn ich mir nun bei google den Sinn der Bar Mizwa ansehe, dann habe ich den Eindruck, dass meine Kritik an unserem christlichen Ritus hier ge­nau­so an­gebracht ist. Es geht nämlich vor allem ums Jude-Sein – genau wie das auch Westheimer und Mark schreiben, dass das das Wichtigste ist, und nicht um den einzelnen Menschen. Da­bei ist doch ei­gent­lich klar: Gott ist weder jü­disch noch katholisch noch evan­gelisch noch mos­le­misch oder sonst was. Und die Religion, die es schafft, gerade die jun­gen Men­schen zu einem gelin­genden Menschsein zu führen – die wird gewin­nen! 124 Und in diesem Sinn sehe ich das ursprüngliche Ju­den­tum, um das es auch Jesus ging – und auf das wir uns hinbewegen müssen. Und ich bin der festen Über­zeugung, wenn das gelingt oder auch schon, wenn wir auf dem Weg dort­hin sind, dann wer­den sich „Jesusanhänger“ (ich möchte das Wort „Christen“ vermeiden) und Juden ganz anders verstehen und so wird auch der Antise­mi­tismus wie ein bö­ser Spuk verschwinden. S. dazu „Jesus … im Spiegel jüdischer Forschung“ 133.

Doch dazu gehört nun auch einmal eine echte Sexual­moral – und obwohl die durch­aus für junge Leute so attrak­tiv sein könnte, dass die die auch wollten – liegt hier der Hase im Pfeffer. Denn die will nämlich in den entsprechenden Es­tab­lishments nie­mand, weil eine nicht gelin­gende echte Sexualmoral schließ­lich nicht nur ein famo­ses Herr­schaftsinstrument der Alten einer Gesell­schaft über die Jungen, sondern auch noch ein sehr ein­trägliches Ge­schäftsmodell ist. Und dann will man natürlich nicht auch denen weh tun, die anders leben bzw. ge­lebt haben, indem man sie auf ein besseres Mo­dell stößt, wenn es zu spät ist. Ich bin hier wirklich in einem argen Dilemma. Aber irgendwann muss man mit dem „bes­se­ren Modell“ doch mal anfangen!

Hier sehe ich jedenfalls das Grundproblem der jüdischen Religion und auch der christlichen, das dann auch mit dem wirklichen Jesus zu tun hat. Und wenn wir Jesus nachfolgen wol­len, dann funktioniert das nur, wenn wir uns danach richten, dass auch unsere Basis eine jüdische ist.

Nur finde ich es schade, dass ich das alles, was ich in dem Heft ge­schrieben habe, nicht schon früher wusste – vieles ahnte ich damals zwar schon und dachte auch, ich hätte gute Argumen­te, doch die besten Argumen­te wusste ich leider noch nicht, die kamen erst später. Ich weiß, ich wiederhole mich, jedenfalls wäre ich mit dem jetzigen Konzept heute gerne wieder Lehrer!

Kurz zu mir

Ich habe väterlicherseits Wurzeln in Ost- und Westpreußen und mütterlicherseits in Schlesien und Böhmen, bin Diplom­theo­lo­ge und war vor meiner Pensio­nierung Berufsschulreligionslehre­r. Ich war noch nie ver­heira­tet, habe jedoch eine viet­namesische Gasttoch­ter, die ich 1997 in Sai­gon zu­fäl­lig getroffen habe, als sie 14 war. Wir ha­ben zwei Jah­re miteinander kor­res­pon­diert, wobei ich dem Mädchen mein Kon­zept er­klärt habe und dass es al­les mit sei­nen El­tern bespre­chen sollte. Mit 16 kam die junge Vietname­sin dann nach Deutsch­land und ist seit­dem wie meine Toch­ter. Heute arbeitet sie bei einem Elektronikunterneh­me­n im Sup­port für tech­nische Software (also um zu hel­fen, wenn in einer Fabrik die Produktion still steht, weil die Software nicht funk­tion­iert) und ist verhei­ratet – mit zwei klei­nen Töchtern.

Vor meinem Theologiestudium war ich Reserveoffizier und Industriekauf­mann bei ei­nem Elektrokonzern. Ich denke, dass ge­rade die Bundeswehr­zeit auch mein päd­agogisches Engage­ment mit den hier eher „ungewöhn­lich­en Ansätz­en“ sehr gut er­klärt. In der Reserveoffiziersausbildu­ng wurde näm­lich die Be­sonderheit des deut­schen Militärs gelehrt, dass die Deut­schen nach der Auf­tragstaktik 98 führen, wäh­rend die Alliier­ten nach der Befehls­taktik führen. Befehlstaktik heißt nun, dass Hand­lungen bis in viele De­tails ziem­lich genau „von oben“ vorgeg­eben oder eben „befohl­en“ wer­den, wäh­rend bei der Auf­tragstaktik nur ein Ziel vorgegeben wird und es dem Beauftragten weit­gehend überlas­sen bleibt, wie er dieses Ziel er­reicht. Auch deswe­gen waren die Deut­schen lan­ge gegen eine feind­liche Über­macht sehr erfolgreich. Und ich se­he eben das kon­krete Ziel oder den Auftrag „echte Monoga­mie“, wo­bei es mir über­lassen bleibt, wie dieses Ziel er­reicht wird, Haupt­sache es wird er­reicht.


Zum Gedenken

Nach einer tragi­schen Krankheit ist mein Freund Martin Deininger viel zu früh (2019) verstorben. Er hatte mir viele Anre­gungen ge­geben – unter anderem haben wir über eine Alternative für die Erst­kommu­nion nach­gedacht, wie sie in einem Glauben an den wirklichen Jesus heute plausibel und für viele auch sehr attraktiv wäre, und wir waren uns dabei absolut einig, siehe Seite 34. Und er hat mich auch darauf hinge­wiesen, dass ich etwas zur Veranlagung 8 des Menschen zur echten Monogamie schrei­ben müsste, dass die also auch gelernt werden muss wie das Gehen und das Spre­chen gelernt werden müssen, wozu es ja auch eine Veranlagung gibt, doch deswegen kann der Mensch das alles noch lange nicht von allein. Vor allem hat er auch das Buch des däni­schen Sanskritforschers Christian Lindtner gele­sen und mir als Theologe, der er auch war, von sich aus zuge­stimmt, dass das seriöse Wis­senschaft sei, wie Lindtner vorgegangen ist, und dass man sich also auf ihn verlassen kann, was er herausgefunden hat.

Webseiten (zum Anklicken diese auch unter www.michael-preuschoff.de Nr. 8):

Diese Broschüre hier: https://basisreli.lima-city.de/kriminalfall.pdf

Fragen und Antworten zur Thematik: https://basisreli.lima-city.de/fragen.htm

Die blauen Ziffern beziehen sind auf: https://basisreli.lima-city.de/hinweise.htm

Der Entwurf eines Interviews: https://basisreli.lima-city.de/interview.htm

Es gibt auch eine Diskussionsseite: https://basisreli.lima-city.de/diskussion.htm

Eine zwar drastische aber sichere Pädagogik hierzu – in diesem Film wird die Erziehung zur angeblichen sexuellen Selbstbestimmung der Mädchen als per­fide Manipu­lation zur Dummheit entlarvt: https://basisreli.lima-city.de/kids.htm

                      E-Mail: basistext@gmx.de / Letzte Änderungen: November 2020


RÜCKENDECKEL:

Mir sind schon sehr früh in meiner Kindheit und Jugend einige Ungereimt­heiten in un­se­rem Glauben aufgefallen:

  • in der Emmauserzählung, in der angeblich der auferstandene Jesus zwei Jüngern erscheint, bricht er nur das Brot, von einer Verwandlung von Brot und Wein in sein Fleisch und Blut, obwohl das hier doch naheliegend wäre, ist nicht die Rede

  • in der frühen Kirche waren die Täuflinge bei der Taufe split­ter­nackt, nach Paulus muss sich die Frau sich jedoch verhüllen

  • im traditionellen Text der Firmung (lat. confirmatio, siehe in dieser Broschüre S. 34f) geht es um die Bitte um Geistesga­ben, die für eine intelligente persönliche Ethik nötig sind, im offiziellen Ritus geht es aber nur darum, dass der Firmling seinen Glauben beken­nen und bewahren soll

  • immer wieder hören wir über Jesus, dass er etwas gegen religiö­sen Kult hatte und kluges ethisches Handeln wollte, dage­gen steht in unserer christlichen Religion der Kult an erster Stelle, das ethi­sche Handeln ist eher ein Anhängsel, und noch nicht mal ein aus­gesprochen kluges, insbesondere was die jungen Leute betrifft …

Wie erklären sich diese Widersprüche?

Ganz einfach: Das eine ist Jesuslehre und das andere ist Pauluslehre, das eine weist also auf den echten Jesus hin, und das andere auf das, was Pau­lus, der sich durch die Berichte von angeblichen Erscheinungen des auferstan­denen Jesus mit entsprechenden Offenbarungen raffiniert in die junge Jesus­ge­mein­de eingeschlichen hatte, dar­aus ge­macht hatte. Von ihm stammen auch die Frauenverachtung und der Antisemitismus in un­serem Glauben – es wird langsam Zeit, dass das alles überwunden wird!

Der Hintergrund der Widersprüche ist jedenfalls ein ausgesprochener Kri­minalfall, in dem die Erinnerung an das Engagement des echten Jesus ausgelöscht werden sollte, nachdem dieses trotz der Kreuzi­gung bei sei­nen Anhängern immer noch lebendig war. Doch alles ließ sich nun einmal nicht so einfach aus­lö­schen, weil manches von Jesus schon zu sehr be­kannt war und auch in der jungen Gemein­de praktiziert wurde. Ich denke, ich verspreche nicht zu viel, wenn es hier um einen span­nenden Krimi­nal­fall geht mit einer Halb­weltmafia und mit der Erpres­sung von Mädchen und Frauen zu sexuellem Missbrauch, mit einem Justizmord an „einem“, der zu seiner Zeit damit an­fing, das aufzu­decken und breit zu treten, und schließlich mit Lüge und Be­trug und mit der Manipulation junger Men­schen zu Dummheit und Blind­heit 119 im Hinblick auf wichtige Lebens­fragen und mit Drohungen und Ängs­ten und mit viel Macht und Geschäft.

Natürlich geht es hier vor allem um die Vorstellung einer Lösung, die allen Beteiligten Freude und den direkt Betroffenen sogar ausge­spro­chenen Spaß und gesteigertes echtes Selbstbewusstsein bringt.

www.michael-preuschoff.de