JUGENDRELIGIONEN. Jugendreligionen sind eine Sammelbezeichnung für in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts entstandene Gemeinschaften, etwa die Kinder Gottes, die Hare Krishna-Bewegeung, die Transzedentale Mission, Scientology, die Vereinigungskirche, die allerdings bisweilen weniger Religionen sind, sondern eher "Protestgemeinschaften". Ja, Protest gegen die brave und allerdings auch scheinheilige Welt der Erwachsenen, gegen die Unbeweglichkeit, gegen die Verklemmtheit, gegen Fixiertheit auf Vernunft oder besser auf das, was man so als Vernunft bezeichnet, und auf das Denken in wirtschaftlichen Kategorien. Es brauchte eben nur einen Guru, einen Erlöser, der diesem Freiheitsstreben einen höheren Sinn gibt. Wenn ich mir nun anhöre, warum junge Menschen und gerade auch junge Mädchen aus der Behütetheit ihrer Familien ausbrechen, warum sie sehr oft auch noch alles, was ihnen bisher als Moral und Ehrsamkeit anerzogen war, hinter sich lassen oder über den Haufen werfen, dann kann man sich ja wohl fragen, ob es diese Sehnsucht nach einer Jugendreligion nicht auch noch heute gibt. "Nein, nein", sagte mir eine Frau, die damals jung war, "es ging nicht um Sex, denn daran waren sogar viele meiner Beziehungen gescheitert", weil sie genau das nicht wollte, doch es ging einfach um ein Ausbrechen aus dem, was bisher ihre Welt war. Und was ist nun aus den Jugendreligionen geworden? Sie haben sich inzwischen aufgelöst oder sie haben sich zu typischen Erwachsenenreligionen gewandelt, der jugendliche Esprit ist jedenfalls nicht mehr zu erkennen. Das Christentum ursprünglich eine Jugendreligion? Wenn ich mir nun so ansehe, was dieser Jesus vor zweitausend Jahren war, was in der frühen Kirche vor sich ging und wie sehr die frühen Christen oft regelrecht verfolgt wurden, dann kann man sich doch fragen, ob das frühe Christentum nicht auch so eine Jugendreligion war. Jesus ein Säufer und Fresser, der sich mit Prostituierten herumgetrieben hatte (siehe der Verlorene Sohn), doch der schließlich den Missbrauch der Frauen und der Sexualität in der damaligen Gesellschaft aufdeckte und öffentlich brandmarkte oder auch die Nacktheit bei der Taufe der frühen Christen, das sieht doch alles nach Skandal aus und eben nach einer typischen Jugendreligion der 60er und 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts - wenn auch auf einem ganz anderen ethischen Niveau! Wenn also in dieser Website für ein Christentum plädiert wird, das eher eine Religion
für
die Jugend ist, also eine Jugendreligion, und die überhaupt nichts
mit dieser Jenseitsreligion zu tun hat, die wir so gewohnt sind, so ist
das nun wirklich nicht so weit hergeholt. Für
die Idee der Nacktheit bei den frühen Christentums als Hinweis auf
eine Jugendreligion in unserem heutigen Sinn spricht ja auch, dass die
Kleidungsstücke sowieso keinen Schutz gegen „die
Nachstellungen des Satans“ bieten, sondern nur ein bewusster und
vernünftiger und wacher Geist, also eben „heiliger Geist“. Und
dessen Symbol war nun einmal das Taufwasser. Und wer kommt für
solche Taufen infrage? Natürlich eher junge Leute, denn für
die ist
das ja wohl eher ein Vergnügen, sich so offen zu
präsentieren,
zumindest wenn das Kennzeichen einer höheren Moral ist,
ältere
haben da sicher mehr Schwierigkeiten. Schauen Sie auch einmal in den Mailwechsel |