28. Vorteile, Vorteile, Vorteile... Die Macht der Moral.

 

Martina: Ich habe einmal gehört, daß es bei den Franzosen überhaupt keine Freundschaften zwischen Männern und Frauen gibt, bei denen “nichts passiert” – Sex gehört bei denen einfach auch immer dazu.

Beatrix: Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber wenn es stimmt, ist das doch sehr schade... Denen fehlt doch da irgend etwas ganz Tolles in ihrem Leben!

Martina: Eigentlich schon...

Beatrix: Schlafen kann man ja schon zusammen, aber nicht “beischlafen". Der Vorteil, wenn junge Leute (und nicht nur die!) zum “Beischlafen" tatsächlich konsequent “nein" sagen können und sich dies auch herumgesprochen hat, ist doch, daß sie viel freier sein könnten. So könnte beispielsweise niemand etwas dagegen haben, wenn ich etwa mit irgendeinem ausländischen Freund oder auch nur Bekannten - obwohl wir rein äußerlich aus mehreren Gründen nun wirklich nicht zueinander passen und auch gar nichts auf Dauer miteinander “anfangen" wollen - zusammen eine Reise durch sein Heimatland machen würde. Die Gründe für die gemeinsame Reise könnten schlicht und einfach verschiedene praktische Vorteile sein: Etwa weil der eine das Geld hat - beim Sprit und bei den Hotelkosten ist's eh egal, ob da einer oder zwei fahren - und der andere die Landessprache spricht und so sich beide untereinander und mit den Leuten dort wunderbar unterhalten könnten - und nicht nur über oberflächliche Sachen. Außerdem wäre man nicht allein. So eine gemeinsame Reise von zwei ganz unterschiedlichen Leuten wäre nun zwar noch immer nicht “normal", doch solange die sich tatsächlich wie gute Kameraden zueinander verhalten und genau das nicht miteinander “machen", was nun einmal das Problematische ist, kann das doch eine tolle Sache sein und es kann auch eigentlich niemand - und noch nicht einmal Vater oder Mutter -  etwas dagegen haben.

Martina: Ja, da kannst du recht haben...

Beatrix: Dabei wäre es sogar völlig gleichgültig, was da im einzelnen läuft, wenn sich zum Beispiel beide sogar beim Duschen gegenseitig den Rücken waschen und nackt in den Hotelbetten liegen, selbst da kräht doch im Endeffekt kein Hahn danach. Schließlich würden die ja auch meistens dasselbe Zimmer haben. Allerdings wäre eben Bedingung, daß sich beide ansonsten absolut cool verhalten und alles das, was nun einmal typisch für ein Liebespaar ist, nicht machen, also auch nicht knutschen und nicht gegenseitig an sich herumfummeln, selbst wenn ihnen noch so danach wäre nach dem Motto: Wenn einer “high" ist, ist das seine Privatsache und er soll selbst sehen, wie er damit fertig wird. Na ja, einigermaßen normal und ästhetisch sollte er dabei allerdings schon bleiben. Und so müssen vor allem bei eventuellen gegenseitigen Berührungen die speziellen männlichen und weiblichen Zonen restlos tabu bleiben, das geht den anderen einfach nichts an. Denn nur so ist das alles wirklich unkompliziert und man bleibt zumindest im Endeffekt frei und unbefangen zueinander.

Martina: Wenn das ginge, wäre das sicher einwandfrei. Viele Mädchen tun zwar heute sehr modern und scheren sich nicht mehr darum, ob sie mit ein paar Männern mehr oder weniger Verkehr haben, doch für mich ist so etwas undenkbar.

Beatrix: Für mich auch. Das ist nämlich reine Illusion, wenn Mädchen meinen, es wäre gleichgültig, wie sie mit verschiedenen Männern rummachen, da ist halt der feine Unterschied.

Martina: Denn “mit Verkehr” sind sie doch irgendwann eine Art Schlampe.

Beatrix: Zumindest weiß man dann nie so genau, ob es dann noch wirklich um Liebe geht, wenn die von Liebe redet, oder ob die nur so tut, um einen für sich zu ködern.

Martina: Eigentlich ganz toll – und die vernünftigen Männer kann man daran erkennen, daß sie daran auch Interesse haben.

Beatrix: Und da ist noch etwas: Sobald du einmal Sex hattest, ist das in Zukunft mit demselben Typen oder mit anderen viel schwieriger, “ohne” Sex zu bleiben. Erkläre doch einmal einem, warum du mit ihm keinen Sex willst, wo du doch mit anderen da gar nicht so kleinlich warst. 

Martina: Und das ist wohl genau der Mist, wenn man früh mit dem Sex anfängt, wo man noch gar nicht den richtigen Überblick hat.

Beatrix: Genau: Wenn man sich das dann später anders überlegt, weil man reifer und vernünftiger geworden ist und auf andere Männer wert legt, dann ist das wie mit der Scheiße am Arsch, die man nicht mehr los wird, wenn man mit der erst einmal angefangen hat.

Martina: Und dann verdrängt man und ist auch sonst in einer Zwickmühle. Das sollte man sich auch überlegen.

Beatrix: Ich habe mir einmal überlegt, wie das ankäme, wenn Mädchen so richtig verrückt spielen, solange sie nur keinen Verkehr haben und auch nicht vergleichbare Spielchen. Was wäre etwa, wenn wir zwei auf einer heißen Party unsere Klamotten vollkommen wegwerfen würden und da auf einem Tisch einen flotten Rhythmus hinlegen würden?

Martina: Du bist verrückt!

Beatrix: Man wird doch mal laut denken dürfen!

Martina: Aber so etwas wäre doch nun ganz bestimmt gegen deine christliche Religion? Damit reizt man doch die Männer nur und wird mit daran schuld, wenn sie dann jeck spielen.

Beatrix: Wenn ich das richtig mitbekommen habe, gerade nicht!

Da gibt es doch die Stelle, wo Jesus sagt: “Wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Es ist besser, einäugig in das Leben zu gelangen, als mit zwei Augen in das Feuer der Hölle geworfen zu werden...(Math. 18,9)”

Martina: Ach, das mit dem Feuer der Hölle ist doch Quatsch!

Beatrix: Darum geht´s ja auch gar nicht, damit kann vielleicht ursprünglich auch gemeint sein, daß man sich nicht das Leben hier und jetzt kaputt machen soll, und bei dem “wirklichen Jesus” könnte das ja durchaus auch so diesseitig gemeint sein.

Aber das mit dem: “Wenn das Auge einen zum Bösen verführt....”, das sagt doch ganz klar, daß nicht wir schuld sind, wenn wir locker sind, egal wie, sondern der, der daraus die Phantasie für irgendwelche Sauereien entwickelt!

Martina: Heißt das etwa auch, daß man sogar in der Mode verrückt sein kann, daß man sich gar nicht mehr daran halten muß, ob diese oder jene Teile an einem auch züchtig bedeckt sind?

Beatrix: Ich wüßte nicht, warum nicht auch das möglich sein sollte, wenn man sich das leisten kann.

Martina: Man darf sich da also alles Mögliche ausmalen? Eigentlich klasse!

Beatrix: Ich sag´s ja immer – dieser Jesus ist realistisch!

Martina: Und weiter?

Beatrix: Solange wir grundsätzlich keinen an uns heranlassen, auch kein Knutschen oder sonst was, dann wäre das das Zeichen von wirklicher Emanzipation und ganz nebenbei noch davon, daß wir das, was Jesus wollte, begriffen haben!

Martina: Kann das sein, daß diese Freiheit der eigentliche Sinn der Jungfräulichkeit ist – und nicht, ob das Häutchen noch “ganz” ist oder nicht?

Beatrix: Genau – nur scheint eben leider das eine mit dem anderen von Natur aus zusammenzuhängen...

Martina: Und um die Selbstverständlichkeit, aus der heraus man leben kann, wenn man das richtig bedenkt und danach handelt, würden “die anderen” uns ewig beneiden.

Beatrix: Und wir können später noch darüber lachen, was wir uns alles getraut haben, als wir jung waren!

Martina: Warum nur sagt einem das normalerweise niemand so?

Beatrix: Weil die, die uns etwas von Moral erzählen wollen, in Wirklichkeit alles Spießer sind. Noch nicht einmal die “Guten” unter denen haben das, was sie da erzählen, richtig ausprobiert und so pflanzt sich der Mist immer weiter und weiter fort!

 

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