Eigentlich
passt dieser Nobelpreis von 2017 für die
Wirtschaftswissenschaften viel eher auf die Pädagogik
einer konservativen Sexualmoral, also auf eine
Moralerziehung, wie sie die christliche Religion
vertritt oder vertreten sollte. Im
Prinzip geht es um das "richtige Handeln". Und dafür
ist der "Vater Staat"; wie in dem Beitrag in der WELT
(s.u.) zur Praxis der Theorie genannt, doch nur
sehr begrenzt zuständig, im Grunde geht den Staat doch
mein Glück gar nichts an (und um das geht es hier
doch). Denn wer bestimmt in einem Staat, was gut für
den einzelnen Bürger ist, wie er also am besten
handeln soll? In einer Monarchie wäre das ein Monarch
und in einer Demokratie wäre das die Mehrheit. Ob der
Monarch da immer richtig liegt? Und die Mehrheit? Die
Mehrheit heißt doch "einer mehr als die Hälfte", das
heißt dann auch "einer weniger als die Hälfte" muss
sich danach richten, was die andere, die unter
Umständen nur leicht größere Hälfte will. Und wenn wir
dann noch bedenken, dass sehr viele in so einer
Gesellschaft ja gar nicht wahlberechtigt sind (die
jungen Menschen und die Ausländer, die bisweilen die
Wirtschaft "am Laufen" halten) und viele auch gar
nicht wählen gehen, dann können also durchaus
bisweilen nur zwischen 20 und 30% (oder sogar noch
weniger) einer Gesellschaft bestimmen, wo "es entlang
geht". Was aus einem solchen Verfahren herauskommt,
sehen wir am BREXIT: Der Teil der Gesellschaft, der
ziemlich weitgehend von dem anderen Teil lebt, der
arbeitet und der sich schon aus Eigeninteresse
realistisch um die Zukunft sorgt, bestimmt, was
gemacht wird. Ich denke also, solche Mehrheitsdiktatur
kann auch eine sehr unbefriedigende Situation sein,
doch wie sollte es anders sein? In eine Gesellschaft
oder eben in einen Staat wird man nun einmal
hineingeboren und ist weitestgehend ihr bzw. ihm auf
Gedeih und Verderb ausgeliefert. Wir sehen auch an den
Asylanten und auch Wirtschaftsflüchtlingen, die bei
uns leben und wohnen wollen, wie schwierig so eine
"Umsiedlung" ist - und nicht zuletzt gibt es auch für
jeden so etwas wie "Heimat", und wer verlässt die
schon gerne? Eine
Alternative könnte hier durchaus die Religion sein.
Lösen wir uns einmal von der Idee eines wahren Gottes,
der will, dass wir im Glauben an ihn treu bleiben, und
der uns bestraft, wenn wir ihm untreu werden.
Irgendwie sind Religionen doch alle durchaus von
Menschen gemacht, wenn auch vielleicht von sehr
gutwilligen und begnadeten - und dann sind die
Religionen auch oft noch durch lange Tradition
geheiligt, so dass niemand so recht an ihnen rütteln
mag. Doch gibt es hier auch viel Macht- und
Gewinnstreben, also viel Verfall,
und die "Zuständigen" nutzen dann natürlich auch die
Idee des bestrafenden Gottes, um ihre Gläubigen "bei
der Stange" zu halten. Religion könnte aber auch
anders laufen! Hier könnten wir doch nun wirklich
die Freiheit haben, uns diejenige Religion zu
suchen, deren Ethik, deren Glaubensleben, ja
vielleicht auch deren Folklore uns gefällt und uns
beflügelt - und die nicht nur für uns, sondern auch
für unsere Kinder von Vorteil ist. Also ein fairer
Wettbewerb zwischen den Religionen? Ja, genau das!
Wir können vielleicht ja auch davon ausgehen, dass
die Religion, die hier das Plausibelste und auch uns
Beflügelndste anbietet, auch diejenige ist, hinter
der Gott am ehesten steht (nehmen wir einmal an,
dass es ihn gibt). Leider
mangelt es unseren heutigen bekannten Religionen
allesamt an der Kreativität - immer noch können sie
gerade in der Sexualmoral nur mit Ängsten und mit
Strafen arbeiten, und wenn dies nicht mehr möglich
ist, dann lassen sie alles laufen, weil ihnen nichts
mehr einfällt ... Dass
gerade die Sexualmoral für junge Menschen attraktiv
sein und auch direkt Spaß machen kann, dass man die
jungen Menschen eben nur "anstupsen" muss (englisch:
Nudging), das für sie Gute zu machen, ist für die
vorwiegend "alten Männer", die hier in den Religionen
(also auch in einer Kirche) zuständig sind,
unvorstellbar. Wie
dieses geht, siehe schon einmal in der Kurzfassung
des Konzepts und in den weiteren
Ausarbeitungen dazu! (Allerdings wird hier nun
eine Methode praktiziert, wie sie eher für "Väter"
typisch ist. Doch vielleicht muss das auch so sein,
denn wer kennt schon die Ansichten der Männer besser
als die Männer selbst, wer kann also gerade junge
Mädchen besser erziehen, wie sie mit Männern umgehen
sollen, als Väter, die eben nun einmal selbst auch
Männer sind? Diesmal sind es allerdings Männer mit der
Sorge, dass sie ihren Erziehungsaufwand nicht
verschwenden, dass also ihre Töchter ihre Gene auch
einmal weiter geben - indem sie sich eben eines Tages
Männer für gute Partnerschaften suchen. Und dagegen
ist doch nichts einzuwenden - oder?)
Nobelpreis
mit Bedeutung fürs tägliche Leben
Der
Ökonom Richard H. Thaler hat die höchste
Auszeichnung der Ökonomie erhalten. Seine Ideen sind
bereits Realität - nicht immer zum Vorteil für die
Bürger VON
ANJA ETTEL UND HOLGER ZSCHÄPITZ WER
IST THALER? Richard
H. Thaler ist ein amerikanischer Ökonom, der seit 1995
an der berühmten Universität von Chicago lehrt und
damit an jener Universität, die bis heute die meisten
Nobelpreisträger hervorgebracht hat. Der 72-Jährige
ist einer der bekanntesten Forscher der
Verhaltensökonomie, einer Fachrichtung, die sich darum
bemüht, psychologische Aspekte des menschlichen
Verhaltens in die wirtschaftswissenschaftlichen
Modelle hineinzubringen. WOFÜR
BEKOMMT ER DEN PREIS? „Thaler
hat die Ökonomie menschlicher gemacht", ließ das
Nobelpreis-Komitee wissen. Gemeint ist damit, dass der
US-Ökonom die Psychologie des Menschen und damit auch
das Element der Irrationalität stärker in der
Wirtschaftswissenschaft etabliert hat. Die Behavorial
Economics hat Thaler mit seinen Arbeiten aus einer
Nische gebracht, sie sind mittlerweile ein eigener
Forschungszweig. Sein Ansatz kommt ohne mathematische
Gleichungen und Formeln aus. Sein Instrument sind
Befragungen und Experimente, um das Verhalten der
Menschen zu erforschen. Seine wissenschaftliche
Sprache sind Anekdoten aus dem Alltag. Verglichen mit
den prämierten Grundlagenforschern und
Spieltheoretikern der vergangenen Jahre ist die
diesjährige Auswahl des Wirtschaftsnobelpreises
überraschend alltagstauglich. Allerdings: Bei
klassischen Ökonomen dürfte die Wahl nicht auf
ungeteilte Begeisterung stoßen. Denn in Thalers
Forschungen ist das Konstrukt des Homo oeconomicus,
des rationalen Akteurs, abgeschafft. Darauf beruhen
die meisten ökonomischen Theorien. WOFÜR
IST DAS RELEVANT? Die
Erkenntnisse des Ökonomen haben Einfluss auf
unser aller Leben. So hat Thaler eine Theorie
entwickelt, die die gesellschaftlichen Probleme
lösen-soll - und die bei westlichen Staatschefs sehr
beliebt ist: den libertären Paternalismus. Die
Grundannahme: Menschen verhalten sich nicht rational
und unbeeinflusst, oft sogar schaden sie sich sogar
selbst mit ihren eigenen Lebensentscheidungen. Durch
gezieltes Anstupsen, sogenannte Nudges, sollen die
Menschen in ihren Entscheidungen zum Positiven
beeinflusst werden, etwa. einer gesünderen oder
umweltbewussteren Lebensweise. Allerdings geht es
Thaler nicht um Zwang, wie das etwa durch
entsprechende Gesetze der Fall wäre. Stattdessen
sollen die Menschen nur angestupst werden und ihre
Entscheidungsfreiheit behalten. WO
FINDET DAS ANWENDUNG? Die
Theorien von Thaler haben unter anderem den
US-Präsidenten Barack Obama inspiriert, der Thalers
Co-Autor Cass Sunstein einst als Berater engagierte.
Thaler wiederum berät das Behavioural Insights Team,
das von der britischen Regierung gegründet wurde.
Bestes Beispiel sind die Schockbilder auf
Zigarettenpackungen: Rauchen soll nicht verboten, wohl
aber das Verhalten verändert werden, So erklärt sich
das Wort paternalistischer Liberalismus. Es gibt
sozusagen einen Vater Staat, der weiß, welche
Entscheidungen gut für die Menschen wären, und der
versucht, die Menschen in diese Richtung zu stupsen.
Allerdings dürfen die Bürger des liberalen
Rechtsstaats weiter Dinge tun, die ihnen schaden.
WAS
IST MIT DEUTSCHLAND? Auch
Kanzlerin Merkel hat sich von Thalers Erkenntnissen
inspirieren lassen und im Februar 2015 eine
Arbeitsgruppe im Bundeskanzleramt etabliert. Der Name
der Task Force ist Programm: „Wirksam Regieren". Eine
Juristin, eine Verhaltensökonomin und eine Psychologin
sollen seitdem die Wirksamkeit politischer Maßnahmen
verbessern helfen. „Merkel will Psycho-Trainer
anheuern, titelte die BILD-Zeitung damals. Tatsächlich
ist über das Ergebnis der Arbeitsgruppe bisher wenig
bekannt geworden. Genau das macht die Methode in den
Augen ihrer Kritiker höchst verdächtig. Denn weder
werden die genutzten Instrumente offengelegt, mit
denen die Bürger in die vermeintlich richtige Richtung
gestupst werden, noch die Gründe im Einzelnen
erläutert. Die Regierung sehe keinen Anlass, vom
Anspruch einer neutralen und umfassenden Beratung,
Aufklärung und Information für mündige Bürger sowie
der klassischen politischen Steuerung durch klare und
bestimmte Normen und Anreize und Anreize und den
bewährten Entscheidungsprozessen mit dem Bundestag
abzuweichen, antwortet die Regierung damals auf eine
Anfrage aus der Opposition. Ziel sei es vielmehr, die
Aufklärung und Information zu stärken und öffentliche
Dienstleistungen aus Nutzersicht zu verbessern.
„Leitbild der Regierung ist der mündige, informierte
Bürger", hieß es beschwichtigend. Mit anderen Worten:
Mit dem Nudging will der Staat seinen Bürgern nur
Gutes tun. Das Problem: dieser Ansatz ist alles andere
als freiheitlich. WAS
SIND MÖGLICHE RISIKEN? Das
Nudging ist eine zweischneidige Angelegenheit: wer
bestimmt, was gut oder schlecht ist für die Bürger?
Und wo liegt die Grenze zwischen einem fürsorglichen
und einem bereits übergriffigen Staat? Thaler hat die
Grundlage geschaffen, aus der Staaten ihre eigenen
politischen Ableitungen ziehen können. Das Ergebnis
muss nicht zum Vorteil der Bürger sein. Außerdem
nutzen viele Unternehmen Nudges für eigene
Gewinnziele. Mit den unterbewussten
„Entscheidungshilfen" kann auch Schindluder getrieben
werden. IST
ER DER ERSTE SEINER ZUNFT? Thaler
ist nicht der erste Verhaltensökonom, der den
Nobelpreis erhält. Weitere Laureaten sind Daniel
Kahneman und Robert Shiller, Preisträger des Jahres
2002 bzw. 2013. Mit beiden arbeitet Thaler seit vielen
Jahren eng zusammen. Dem breiten Publikum ist der
Ökonom aus Chicago durch Bestseller wie „Nudge" und
„Misbehaving" bekannt. Auch für Hollywood war sich der
frisch gekürte Nobelpreisträger in der Vergangenheit
nicht zu schade. Vor zwei Jahren hatte er einen
Kurzauftritt in dem Film „The Big Short“, der sich mit
den Kartenhaus befasst, das 2007 die Finanzkrise
auslöste.
Schubser
vom Staat OLAF
GERSEMANN Der
Mensch ist willensschwach und kurzsichtig, sagt der
Amerikaner Richard Thaler, der den diesjährigen
Ökonomienobelpreis bekommt. Der Mensch verstehe das
eine - und tue das andere. Das Beste für ihn sei, wenn
er Schubser („Nudges") bekomme, die ihn in die
richtige Richtung lenken. „Nudge", so heißt auch der
Bestseller, mit dem Thaler einer breiteren
Öffentlichkeit bekannt wurde. Schubser können von
Eltern ausgehen, die ihren Kindern eine Belohnung
versprechen, wenn sie das Lernen fürs nächste Diktat
nicht hinausschieben, oder von Arbeitgebern, die auf
Kantinenmenüs Kalorienangaben drucken. Oder eben vom
Staat. „Libertären Paternalismus" nennt Thaler dies.
Dieser
Nobelpreis ist überfällig. Dank Thaler verstehen wir
viel präziser, wie der Mensch vom Ideal des „Homo
oeconomicus" abweicht. Dank Thaler wissen wir genauer,
warum in Krisen die Löhne stabil bleiben (weil
Mitarbeiter Kürzungen als grob unfair empfinden). Oder
warum Sparer verlustbringende Aktien lange halten
(weil wir Dingen, die wir besitzen, einen besonders
hohen Wert zumessen). Die
große Frage ist, ob Thalers Schlussfolgerungen so
richtig sind wie seine Analysen. Wer bestimmt, wo
Übervater Staat eingreifen darf? Wo sind die Grenzen?
Und vor allem: Wer sagt eigentlich, dass ein aus
irrationalen Individuen zusammengesetztes Gemeinwesen
kollektiv weniger irrational agiert als der Einzelne
für sich? In der Praxis bleibt der libertäre Paternalismus denn auch hinter den Hoffnungen zurück, die Bilanz von Thalers Co-Autor Cass Sunstein als Berater von Barack Obama fiel bescheiden aus. In Deutschland wiederum wurde von der großen Koalition die „Nudging"-Projektgruppe „Wirksam regieren" im Kanzleramt installiert. Der Name wirkte von Beginn an verdächtig illiberal, das Verhalten auch. Die Gruppe berät seit 2015 Behörden, die Öffentlichkeit dagegen erfuhr von ihrer Arbeit wenig - obwohl doch Thaler postuliert, Staatsschubser seien nur ethisch vertretbar, wenn sie für jedermann als solche erkennbar sind. Libertärer Paternalismus, so scheint es immer wieder, ist vor allem eins: ein schwarzer Schimmel.
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