FREUDSCHE FEHLLEISTUNG (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

FREUDSCHE FEHLLEISTUNG nennen wir eine - auf den ersten Blick - versehentliche Handlung, die scheinbar rein zufällig passiert (siehe Zufall) und rein gar nichts mit dem übrigen Leben zu tun hat. Doch bei näherem Hinsehen wird sie mehr und mehr zum Indiz für eine grundsätzliche innere Einstellung. 

Die Moral der versehentlich beim Abtrocknen heruntergefallenen und zerbrochenen Tasse.

Bekannt sind folgende Beispiele: Ein Mann hilft seiner Frau beim Abtrocknen. Dabei läßt er versehentlich eine Tasse fallen. Auf den ersten Blick ist das reiner Zufall und reines Versehen. Doch in den meisten Fällen liegt der Grund tiefer: Der Mann hat einfach keine Lust zum Abtrocknen und überhaupt zur Hausarbeit. Für ihn ist letztlich seine Frau doch eben nur ein besseres oder schlechteres Dienstmädchen.

Oder da ist auch das Beispiel, wenn ein Redner auf die "Lufthansa" zu sprechen kommt und dabei versehentlich "Lusthansa" sagt. Auf den ersten Blick ein reiner Versprecher, doch was hat er wirklich im Kopf?

Es gibt also größere Zusammenhänge - und die müssen gelöst werden.

Von Bedeutung ist das Problem der Freudschen Fehlleistungen in der Pädagogik: Wenn ein junger Mensch noch mit zwölf Jahren am Daumen lutscht, wenn ein Mensch sich nicht richtig wäscht, was dann auch für andere unangenehm und lästig wird, wenn es jemandem trotz dicker Zudecke kalt im Bett ist - so sind das vermutlich Indizien für größere Zusammenhänge. Und es müssen diese größeren Zusammenhänge gelöst werden, wenn die Probleme Daumenlutschen, Waschen und Frieren gelöst werden sollen. Denken wir immer an das Beispiel mit dem Licht und dem Schalter: Hier ist der Schalter und ganz woanders geht das Licht an. Nicht nur Eltern und andere Erzieher sind gefordert, für die ihnen anvertrauten jungen Menschen nach solchen Schaltern zu suchen und sie zu betätigen, sondern auch die Betroffenen!

Nach Sigmund Freud (1856 - 1939)  sind die Fehlhandlungen des Alltags, das Versprechen, Verlegen und Vergessen sowie die halluzinationsähnlichen Erscheinungen des "deja vu" oder "deja raconte" einer der Beweise für die Existenz eines "Unbewußten" in der menschlichen Seele, welches die Wächterinstanz des bewußten "Ich" immer wieder übertölpelt. Siehe die kritische Kurzdarstellung unter  http://www.psychotherapie.de/psychotherapie/psychoanalyse/01031202.html

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)