Ägypten Ostern 1990

per Auto (und mit Schiff übers Mittelmeer)

Im Osten des Mittelmeers gab es da doch noch ein weißes Stück auf der Landkarte für mich, also hin! Im Nachhinein ist es mir unverständlich, warum ich erst jetzt auf einen Besuch dieser Gegend gekommen bin... Nach der Fahrt im vergangenen Jahr nach Israel stand für mich fest, diesmal nach Ägypten zu fahren, und zwar wieder per Auto und ab Athen per Schiff, nachdem ich gesehen hatte, daß die Schiffsabfahrtzeiten in diesem Jahr für eine solche Unternehmung günstig lagen. Ich hatte die Schiffsfahrt ausgewählt, um das Auto mitnehmen zu können. Ich war doch zu neugierig, wie das so mit dem Auto in Ägypten sein würde. Vor allem würden wir ja mit dem Auto in Ägypten auch in Gebiete kommen, die man ohne Auto nur schwer erreichen kann. Da hatte ich ja in Israel im vergangenen Jahr gute Erfahrungen gemacht. Der finanzielle Vorteil gegenüber einer Flugreise fiel dagegen kaum ins Gewicht, schließlich kosten allein alle Schiffskarten zusammen DM 425,-- pro Person (bei 4 Personen), und dazu kommen ja dann noch der Sprit und die Autobahngebühren in Österreich und Jugoslawien für ca 700 DM - und per Flugzeug kostet es auch nur 700 DM pro Person.

Mit von der Partie waren in diesem Jahr meine beiden mehr oder weniger weitläufigen Neffen Stefan und Johannes (letzterer aus der thüringischen Rhön mit einem westdeutschen Paß), dann Gregor, der Sohn meiner Kollegin M., inzwischen 22, der vor etwa 7 Jahren und später noch öfter mit mir auf Reisen war, und schließlich Ellen, eine Schülerin, die gerade 2 Wochen vor dieser Fahrt auf einer Gewalttour nach Mittelengland dabei war. Ellen war mit ihren Eltern vor ca. einem Jahr aus der DDR übergesiedelt, sie war also mehr oder weniger neben Johannes die zweite Person, die den gesamtdeutschen Charakter dieser Fahrt bestimmte. Gregor konnte nicht von Anfang an bei der Tour dabei sein, er kam deshalb mit dem Flugzeug nach. Ich hatte ein Hotel im Zentrum Kairos aus einem Führer herausgesucht ("mäßig sauber, sehr ruhig", mit Frühstück für DM 3,40 pro Person), das einfach zu finden war ("Plaza Hotel") und das ich ihm angab und in dem wir ihn auch bei unserer Ankunft per Auto vorfanden. Gregor wollte zuerst, daß wir ihn vom Flugplatz abholten (irgendwelche Leute hatten ihm von Kairo wohl Fürchterliches an Chaos berichtet), aber ich bestand darauf, daß er die ersten Schritte in Kairo selbständig machte und schrieb ihm auch genau auf, wie man nach meinen Unterlagen per Bus und zu Fuß das Hotel erreichen konnte. Denn ich war mir nicht ganz sicher, ob auch die Straßennamen für einen Europäer alle lesbar waren, außerdem konnte Gregor ja kein Englisch.

Meine Schülerin lud ich gleich hier ins Auto, meine beiden Neffen stiegen in Seligenstadt kurz hinter Frankfurt zu. Ich hatte allen Teilnehmern eingeschärft, wenig Gepäck mitzunehmen - wie das so ist, der Jüngste hatte auch diesmal das meiste Gepäck dabei - schließlich ist ja ein Drittel meines Kofferraums durch meinen 85-l-Gastank "belegt". 

Wie auch sonst ging die Autofahrt zuerst zu meinen Freunden in Zagreb, wo wir nach Seligenstadt die zweite Nacht verbrachten, dann über den Autoput in Jugoslawien, der von Jahr zu Jahr durch den fortschreitenden vierspurigen Ausbau immer weniger ein Abenteuer ist und dadurch auch seinen Charakter als letzte Hindernisrennstrecke Europas verliert, nach Griechenland.

Mit meinem Gasantriebsauto sollte ich in Jugoslawien leichte Probleme bekommen: Nach meinem Tankstellenverzeichnis sollte es zwar auf dem Weg einige Gastankstellen geben, doch die waren sonntags allesamt geschlossen, so daß ich in Jugoslawien weitgehend mit Benzin fahren mußte. Wie ich gleich nach der Abfahrt feststellte, hatten die letzten Überprüfungen an meinem Auto nichts gebracht, irgendwie funktionierte der Betrieb mit Benzin nicht mehr richtig... Ein ADAC-Pannendienstmann sah sich die Sache unterwegs an und meinte, daß das an einem Schalter liege, der fürs Standgas zuständig sei, ansonsten sei die Anlage in Ordnung (also hieß das, daß wir, falls es unterwegs kein Gas geben sollte, auf den langen unterbrechungsfreien Strecken halt immer mit Benzin fahren müßten - glücklicherweise gibt es ja dafür auch einen Schalter unter dem Lenkrad!). In Griechenland konnten wir dafür wieder günstig Gas tanken (pro Liter DM 0,36), allerdings nur an wenigen Stellen, aber die lagen günstig.

In Griechenland fuhren wir - wie im vergangenen Jahr - zuerst wieder einmal auf die Insel Euböa, um meinen Freund, den österreichischen Maler und Bildhauer Wolf G. zu besuchen, der dort wie im vergangenen Jahr im Thermalbad Loutraki Ädipsou, diesmal im Zentrum des Kurortes wunderschön in einem idyllischen kleinen Appartement für DM 120,- pro Monat überwinterte. Er gab mir einige Adressen für meine Sommerfahrt nach Peru, dort hatte er einige Kirchen ausgestattet und wird demnächst noch mehr arbeiten.

Ziel auf Euböa waren dann wieder noch die Ausgrabungen von Eritrea, wo wir ganz romantisch im alten Theater zelteten. Meine jungen Freunde meinten, daß hier der idyllischste Übernachtungsplatz der ganzen Fahrt gewesen sei. Athen schenkten wir uns weitgehend, die Zeit zwischen Buchung unserer Schiffskarten und Abfahrt des Schiffes nach Kreta am Mittwoch, 4.4., reichte lediglich für eine Fahrt mit der Elektrikos (eine Art U-Bahn) von Piräus ins Zentrum mit einem kurzen Bummel um die Akropolis herum.

Ach ja, ich hatte hier natürlich keine Schiffskarten gebucht, da mir bei der deutschen Agentur der Fähre in Köln alles recht teuer erschien (ab Piräus für alle inkl. Auto DM 2535,--, ab Kreta DM 1800,--). Erfahrungsgemäß sind dieselben Fahrkarten wie hier in Griechenland viel billiger! Und sie waren es tatsächlich! Zur Ausnutzung der günstigsten Möglichkeit buchte ich zunächst einmal mit einer innergriechischen Fähre bis Kreta, und erst von dort die teure italienische Fähre nach Ägypten (Alexandrien). Das Schiff, die Espresso Egitto beginnt die Fahrt in Venedig.

Auf der Hinfahrt plante ich einen Tag und eine Nacht auf Kreta ein, auf der Rückfahrt würden wir nur eine Stunde Zeit zum Umsteigen haben (und das klappte sogar vorzüglich!), dafür bekamen wir jetzt alles zusammen für DM 1700,--. Das war doch eine Ersparnis! Leider war es für die griechische Fähre zum Buchen einer Kabine wohl zu spät, für die Rückfahrt hatte ich die Buchung versäumt (dabei ist das kaum teurer), bei der noblen italienischen Fähre gibt es nur Passagen mit Kabine. Aber mit unseren Schlafsäcken kamen wir auch so hin. Wegen der Fahrzeugpapiere für Ägypten verließ ich mich auf die Angaben im Prospekt, daß die Fährgesellschaft das schon machen werde - und das sollte auch klappen.

 

Menschenopferfund auf Kreta.

Den Kreta-Tag nutzten meine jungen Leute für einen Besuch des Archäologischen Museums von Heraklion und der Ausgrabungen des Palastes von Knossos. Wir alle zusammen bummelten auch über den Markt und fuhren dann zu dem Dörfchen Archanes, das 1979 durch den "Menschenopferfund" in der Nähe berühmt geworden war. Das Archäologenehepaar Sakellarakis hatte da aus den Ausgrabungen eine aufregende Geschichte rekonstruiert, die mir auch ein Schlüssel für den Tod Jesu zu sein scheint: Sie fanden unter den Trümmern eines offensichtlich bei einem Erdbeben vor 3700 Jahren zusammengestürzten Tempel das Skelett eines geopferten jungen Mannes und anderer von den Tempelmauern erschlagener Männer (= Priester) mit dem Opfermesser und der dazugehörigen zerbrochenen Opferschale (wohl ehemals mit dem Blut des Geopferten). Die Sakellarakis erklären diese "Momentaufnahme der Ewigkeit", daß sich beim ersten Wackeln der Erde ein junger Mann für die Opferung zur Versöhnung der zürnenden Götter bereit erklärte, daß aber sein Opfer vergeblich war. Für mich bietet dieses Opfer eine bessere Erklärung des Todes Jesu als die mittelalterliche Transsubstantiationslehre (= Lehre von der Verwandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Jesu): Jesus suchte nach einem Grund für seinen Tod und interpretierte ihn schließlich genau wie dieser junge Mann hier als Opfertod und hoffte dadurch die Gottheit, der er sich verpflichtet fühlte, zu versöhnen. So wollte er wenigstens "posthum" erreichen, was ihm zu Lebzeiten nicht gelang, nämlich die Menschen zu einer Änderung ihres Lebens zu veranlassen. Gleichzeitig stiftete er mit dem Abendmahl die Gemeinschaft derer, die sich dafür einsetzten, daß sein Opfer das letzte blutige Opfer sei, daß es danach nur stets bei Brot und Wein bliebe. Doch statt dieser Absicht Jesu erfanden wir eine komplizierte theologische Lehre und nur zu oft blieb auch im praktischen Umgang auch von uns Christen mit anderen Menschen alles beim alten... Die Fahrt in das herrlicher Weitsicht auf die Ebene von Heraklion und auf das Meer hatte sich sicher gelohnt!

In dem kleinen Badeort Hagia Pelagia versuchten wir Männer dann noch im mäßig warmen Wasser unser Glück mit den mitgebrachten Taucherbrillen, und zum Zelten fuhren wir durch wunderschöne Landschaft (Apfelsinenplantagen) nach dem 600 m oder mehr hoch gelegenen Drossia, wo wir Christos besuchten, einen für sieben ägäische Inseln zuständigen Schulrat, den wir auf dem Schiff kennengelernt hatten und bei dessen Eltern wir zunächst einmal ganz lieb mit Wein und Tomaten und Gurken bewirtet wurden. In dem einen Lokal des Ortes ging's dann weiter mit Omeletten und mit wieder Wein, alles zusammen für 14 DM, und der Wirt kam sogar morgens zu unserem Zelt vor dem Ort, um uns zu wecken ("Deutscher Kamerad, aufstehen!"), schließlich durften wir unser Schiff nach Ägypten ja nicht verpassen (Freitag, 10 00 Uhr, aber das war die falsche Zeit auf unserem Ticket, die richtige Abfahrtszeit war erst um 12 Uhr...).

Und auf dem Schiff alles ganz nobel: richtige Betten in Außenkabine! Für 8 Personen immer ein Minibad mit WC und Dusche! Verpflegung hatten wir natürlich mitgenommen - und das war auch gut so, denn unter 20 DM pro Mahlzeit lief da eigentlich nichts, und so toll sah das auch nicht aus. (Dagegen tat es mir leid, daß ich später bei der Rückfahrt kein griechisches Geld fürs Essen auf der griechischen Fähre hatte, das hätte sich wirklich gelohnt, günstig und lecker sah das aus!) Das letzte griechische Geld brauchten wir jetzt für die Kosten zur Ausfertigung der Autopapiere für Ägypten (ca 45 DM), da ich mir diese Papiere ja hier geschenkt habe - beim ADAC hatte die Ausstellung um 150 DM gekostet. Das Schiff war offensichtlich nicht ganz ausgebucht, da waren noch viele Plätze für Autos frei. Außer uns fiel noch mehr eine Gruppe des Jugendrotkreuzes aus Darmstadt mit ihren Minibussen auf, die eine Fahrt vor allem zum Tauchen auf die Sinaihalbinsel zusammen mit einem evangelischen Religionslehrer unternahmen. Wir sollten sie auf der Rückfahrt wieder treffen.

 

Leider kenne ich mich nicht aus, wie man die Abfertigung schmiert...

In Alexandrien kamen wir am frühen Vormittag (Samstag) an, jedoch dauerte die Abfertigung ewig (so um die 6 (!) Stunden, ein sagenhafter Papierkrieg! Drei- oder viermal wurden allein Fahrgestell- und Motornummer unseres Autos überprüft! Natürlich bekamen wir neue (alte) Nummernschilder mit den dort üblichen arabischen Ziffern, die ja anders als bei uns aussehen. Irgendwie kenne ich mich nicht aus mit dem Schmieren, beim nächsten Mal lege ich wohl auf die Sitzbank eine Flasche Whisky und eine Flasche Gin (aus Jugoslawien) und lasse mir hier von einem früheren ägyptischen Kollegen einen Zettel schreiben, daß ich die Sachen nur herausrücke, wenn ich um 12 Uhr mittags durch bin... Pech hatten auch unsere Darmstädter Freunde: Als die Tasche eines Jungen zur Gepäckkontrolle geöffnet wurde, fand sich darin ein Pornoheft (in Ägypten streng verboten), das Anlaß zu weiterer Verzögerung war... O wie peinlich, vor allem auch für die bei dieser Gruppe mitreisenden netten Mädchen!

Gut, daß ich Gregor seinen Vorschlag, am Flugplatz auf uns zu warten, ausgetrieben hatte und ihn gleich ins Hotel bestellt hatte! Zu einem Besichtigungsprogramm am Ankunftstag (immerhin fuhren wir auf der Wüstenautobahn (außerhalb des Nildeltas) am Wadi Natrun, wo es einige koptische Klöster gibt, und an den Pyramiden von Gizeh vorbei, gab es ohnehin keine Zeit mehr, auch war ich schon ein wenig gespannt, ob wir Gregor wohlbehalten in dem Hotel vorfanden. Und wir fanden ihn auch!

 

Im Ramadan geben die Leute fürs Essen so viel aus wie sonst das ganze übrige Jahr!

Zu unserer Ankunftszeit war in Kairo glücklicherweise relativ wenig Verkehr, die Leute waren schon zumeist zuhause - zur Begehung des Ramadanessens. ja, leider fiel die ganze Zeit unseres Aufenthaltes in Ägypten in den Ramadan, also die Zeit im islamischen Glauben, in der tagsüber - so lange es hell ist und man noch einen schwarzen Faden von einem weißen unterscheiden kann - nichts gegessen, nichts getrunken und nicht geraucht werden darf. Für uns sah das so aus, daß wir da auch ein wenig mitmachen mußten, zumindest hatten die kleinen Eßlokale, die es ja überall im Orient gibt, tagsüber nichts... Wir erlebten allerdings auch, wie pervertiert die Idee des Ramadanfastens inzwischen ist (so wie bei uns die Idee des Weihnachtsfestes): Die Leute sind am Tage schlapp und wirken faul, abends sitzen sie dann in langen Reihen vor manchen Lokalen aufgereiht und warten, daß es "losgeht" - und dann wird die Nacht zum Tage gemacht! Ganz Kairo etwa wirkt wie ein einziger Jahrmarkt - wir haben das Ende auf den Straßen hier und auch sonst in Ägypten abends nie erlebt, wir sind stets schon vorher ins Bett gegangen! Man sagt, daß die Ägypter in den vier Wochen des Ramadans soviel fürs Essen ausgeben wie sonst das ganze Jahr!

Das kann doch nicht Sinn des Propheten sein! Jedenfalls fanden wir am ersten Abend ein typisches Restaurant in der Nähe voller Ägypter - ich glaube, das Essen bestehend aus Suppe, Kartoffelchips, Bohnen und Fladenbrot und eingelegter Früchte, die aber kaum angerührt wurden, kostete für uns alle inklusive der Getränke so um die 5 DM! Vor allem war es typisch ägyptisch und nicht eigens für uns Mitteleuropäer zubereitet!

Am Sonntag stand das Nationalmuseum auf dem Plan, ein Muß, wenn man vor allem das alte Ägypten auf dem Plan hat. Mir ist klar, daß es in Ägypten und auch in Kairo noch viel mehr gibt, aber das kann man ja auch machen, wenn man einmal hinfliegt und daher kein Auto bei sich hat. Jetzt also nur das, was für die spätere Besichtigung der Ausgrabungen wichtig ist, z.B. die Schätze des Grabes von Tut-ench-Amun. Mit meinem Füher ("Brunner"), der ansonsten vorzüglich ist, kam ich nicht ganz hin (oft fand ich schon nicht die Raumnummern), daher hörten wir immer zu, was die deutschsprachigen Führer ihren zahlreichen deutschen Gruppen sagten... Vielleicht (oder wahrscheinlich) hatte ich mich vor der Fahrt auch zu wenig mit allem beschäftigt. Wenn man schon einzeln fährt, sollte man das doch tun! Aber man sollte ja ohnehin wiederkommen, eigentlich gleich im Anschluß an die Fahrt und dann natürlich später noch einmal. Gregor hatte damit Glück, da sein Flugzeug drei Tage nach unserer Abreise abflog, hatte er zwei Tage mehr Zeit in Kairo, die er auch gut ausnutzte.

Abends ging ich noch in eine armenische Kirche in der Nähe, die offensichtlich zum mit der katholischen Kirche vereinten Teil gehört. Von zwei jungen Frauen ließ ich mir die Liturgie erklären, ach, ja, Palmsonntag! Armenische Christen scheint es in Ägypten nur in Kairo zu geben, die typischen Christen Ägyptens sind "koptisch" (von ägyptisch). Sie sollen etwa 20 % der Bevölkerung ausmachen. Gemeinsam machten wir dann noch einen abendlichen Bummel durchs Bazarviertel etwa 20 min östlich von unserem Hotel, wie gesagt, im Zuge des Ramadans wenigstens die Hauptwege und -plätze alles voller Menschen, die entweder kauften oder einfach nur flanierten und "guckten".

 

Pyramiden sind eigentlich Open-Air-Tempel!

Und dann am nächsten Tag, also Montag in der Karwoche, auf zu den bedeutendsten Pyramiden nach Gizeh, von wo wir dann auch gleich weiterfuhren. Ehrlich, gewaltig ist ja gar nichts! Bisher hatte ich übrigens falsche Vorstellungen über ihren Zweck. Sie waren für mich einfach nur ins Gigantische gesteigerte Grabsteine. In Wirklichkeit sind sie aber eher Tempel zu Ehren der Pharaonen.

Die Pharaonen wurden ja durchaus als Götter angesehen, für die man nach dem Tod würdige Behausungen schaffen mußte, damit sie bei ihren göttlichen Kollegen Eindruck schinden und das Beste für die zurückgebliebenen Menschen herausholen konnten. Somit sind auch die Pharaonen eigentlich immer aufrecht stehend neben den Göttern und in gleicher Größe dargestellt, lediglich einmal in Abydos in einer der Kapellen kniet ein Pharao einmal vor einem Gott, nämlich vor dem Phallus des Fruchtbarkeitsgottes Min. Die Pyramiden sind also eher mit unseren Kirchen zu vergleichen, in denen die Reliquien von Heiligen liegen: So denkt beim Kölner Dom ja auch niemand, daß er einfach ein Grabmonument der hl. Drei Könige ist! Die Pyramiden sind also Ausdruck des Glaubens der alten Ägypter. Wenn man bedenkt, daß die Pyramiden vor wenigen Jahrhunderten noch komplett erhalten waren und erst auf Betreiben eines moslemischen Herrschers, der in ihnen Teufelswerk sah, so ramponiert wurden, wie wir sie heute ohne die Verkleidung aus besserem Kalkstein als dem im Kern vorfinden, schon schade!

Wir krochen natürlich in alle drei Kammern der Cheopspyramide und wunderten uns, daß wir in der Grabkammer des Königs allein waren, nachdem wir vorher vor Menschen kaum weitergekommen waren. Offensichtlich hatten einige wegen der Schwüle (Ausdünstungen der vielen Leute) aufgegeben. Nach der Pyramide noch Gang zur Sphinx (eingerüstet, da stets restaurierungsbedürftig, weil aus schlechtem Stein), und um die beiden anderen Pyramiden (Chephren- und Mykerinos-Pyramide) herum. Da es so heiß war, waren wir über die Kühle im Museum der Totenbarke froh, die auseinandergenommen, aber komplett und unversehrt vorgefunden und jetzt wieder aufgebaut wurde. Sie war dem Pharao ins Jenseits mitgegeben worden, vielleicht für Spazierfahrten, vielleicht auch als Fahrzeug zum Besuch der heiligen Stätten, wo der Tote seine Wiederbelebung betreiben konnte... Die Verplankung ist im Hohlstichverfahren mit Hanfseilen so zusammengenäht, daß bei Feuchtigkeit die aufquellenden Planken und die sich gleichzeitig zusammenziehenden Hanfseile absolute Wasserdichtigkeit garantieren.

 

Scheinpaläste für die toten Pharaonen in Sakkara.

Von Gizeh aus ging es dann einige Kilometer nilaufwärts zu einem weiteren Gebiet mit Pyramiden und Gräbern, der weitflächigen Nekropole der einstigen Hauptstadt Ägyptens, Memphis: Sakkara. Bedeutend hier die Stufenpyramide des Djoser, der erste Monumentalbau der Welt aus behauenen Steinen (um 2675 v. Chr.), wenn man von den prähistorischen Bauten Jerichos absieht. Das Bedeutende dieser Pyramide für mich ist, daß um sie herum ein ganzer Komplex ist, daß da ein Scheinpalast hingesetzt wurde mit Scheinbauten (z.B. Verwaltungsgebäuden für Ober- und Unterägypten bestehend nur aus den Umfassungsmauern und jeweils einer Tür, die quasi in eine Besenkammer führt - der Rest aufgefüllt mit Schutt und Sand). Auf die Pyramide führte eine große Treppe, über die der tote König zum Sonnengott Rè und zu den Sternen schreitet... Wie im Diesseits, so hoffte der tote König auch nach seinem Tode im Jenseits in einer Residenz in kleinerem Maßstab zu regieren und sogar das Fest des Regierungsantritts, die glückliche Besteigung seines Throns, noch möglichst oft zu feiern. Die baulichen Gegebenheiten waren vorhanden!

Sehr schön dann noch die zumeist bemalten Stuckaturen in weiteren Gräbern: Prinzessin Idut, Unas-Pyramide und vor allem in der Grabanlage des Ti, die wir alle wieder gemeinsam aufsuchten (nach vorübergehender Krankheit bzw. Mattigkeit einiger Teilnehmer). Das Recht, eine eigene Grabanlage (Mastaba) zu errichten, wurde nur besonders ausgewählten Personen zugestanden, durch solche Anlagen sollte sich das diesseitige Leben ewig gestalten. Die Mastabas waren deshalb mit allem ausgestattet, was man zum Wohnen benötigte, und waren gegliedert in eine Kultanlage für den Totendienst und einen bis zu 40 m tiefen Grabschacht mit der Sargkammer, die beide nach der Beisetzung mit Geröll zugeschüttet wurden. Ein Wächter ließ uns noch hinein, obwohl schon Feierabend war, und wies uns auf verschiedene Tiere und arbeitende Menschen hin "dies ist ein Fischer, dies ein Viehtreiber...", sehr zum Mißfallen Gefährten, die das für überflüssig hielten. Ich fand es aber nett, wie der Ägypter sich sein Trinkgeld verdienen wollte (um das natürlich nachher gefeilscht wurde...).

Ziel für unsere Übernachtung war der Hauptort Medinet el-Faijum in der Halboase Faijum ca. 100 km südwestlich von Kairo, die fast komplett von Wüste umgeben ist und nur durch eine Abzweigung des Nils künstlich bewässert wird. Längst in der Dunkelheit kamen wir an und hatten etwas Problem mit der Quartiersuche: Das kleine günstige Hotel im Zentrum war voll, in der Jugendherberge (wir wären die einzigen Gäste gewesen) sollte Ellen nach dem Willen der zwei männlichen "Herbergseltern" in einem weit abelegenen Raum ganz allein schlafen, und an dem nach unserem Führer optimalen Hotel fuhren wir dann ein paar Mal vorbei.

Am nächsten Morgen war ich so sauer über die ungewöhnliche Trödelei, mit der meine Gefährten den Tag begannen, daß ich es ablehnte, weiter zu fahren. So machten wir einen Ausflug über die Oasenstraßen und schließlich auf Feldwegen zu der kleinen Tempelanlage Medinet Madi am Rande der Oase mit Hinzufügungen aus allen möglichen früheren Jahrhunderten. Ein Junge im Alter meiner jungen Leute war zu uns ins Auto gestiegen, um uns zu führen und so donnerten wir jetzt zu Sechsen zwischen den Feldern hindurch.

Der Wächter des Tempels hatte leider im Sand den Schlüssel zum Tempel verloren...

 

Der koptische Gottesidenst bestand für uns leider nur aus der Predigt, die wir nicht verstanden.

Wieder in Medinet kamen wir an einer großen neuen hellerleuchteten koptischen Kirche vorbei, in der gerade Gottesdienst war. Warum sollten wir trotz unseres Hungers da nicht hinein? Also hin, und sehr nett wurden wir - getrennt nach Geschlechtern - gleich auch auf die Bänke zwischen den Leuten verteilt. Unser Pech war, daß der Priester bald nach unserem Einlaß mit der Predigt anfing, die bald eine halbe Stunde dauerte... Dabei hätten wir doch viel lieber die Gesänge gehört (die wir uns dann wegen unsere Hungers schenkten).

Vielleicht sollte ich hier etwas zu den Kopten sagen. Die Kopten sind monophysitische Christen, das heißt, sie glauben, daß es letztlich in Jesus nur eine Natur, und zwar die göttliche, gebe. Mit dieser Anschauung unterlagen die Kopten dem 4. ökumenischen Konzil von Chalkedon. Wie die Kirchen von Armenien und Syrien lösten sich daraufhin die Kopten von der Reichskirche. Dabei sind die Kopten gerade durch ihrem tiefen Glauben an Jesus, der zur Erlösung der Menschheit am Kreuz gestorben ist, geradezu am treffendsten charakterisiert. So sind die dogmatischen Unterscheidungen wohl schon sehr früh im Christentum wohl nur ein Vorwand für die Rivalität der Patriarchenstühle von Alexandrien und Konstantinopel gewesen, und der Widerstand der Ägypter gegen das kaiserliche Konzil von Chalkedon entsprang weitgehend  der feindlichen Haltung des ägyptischen Volkes gegen die anmaßende griechische Oberschicht.

Von alledem bemerkten wir natürlich nichts. Uns gingen andere Gedanken über die Kopten im Kopf herum. Nicht hier, aber später empfanden wir doch sehr starke Beziehungen der Kopten zum Islam. So muß man sich weiter im Süden beim Betreten der Kirchen, die mit Teppichen ausgelegt sind, die Schuhe ausziehen. Und dann verschwinden die Frauen auch gleich in einem besonderen Raum hinter einem Gittergeflecht - alles wie in den Moscheen.

Immerhin, verschleiert sind die Frauen nicht, aber auch bei den Kopten werden die Frauen wie bei den Moslems in Ägypten beschnitten, wie wir aus unseren Reiseführern entnahmen. Leon Uris (bekannt von "Exodus") hat in seinem Roman "Hadsch" diese grausige Verstümmelung kleiner Mädchen drastisch geschildert, die sich ja auf das ganze Leben auswirkt. Warum so etwas gemacht wird, erfuhr ich einmal aus einer Reportage der WELT, in der die Rede von 85 % aller Frauen war, die heute noch in Ägypten beschnitten seien. Der Berichterstatter hatte einen Taxifahrer in Kairo gefragt, ob er auch Töchter habe. "Ja, drei, 8, 10 und 12 Jahre alt." "Ob sie auch beschnitten seien?" "Ja, selbstverständlich!" "Wieso das denn?" "Sonst kriegen die doch keinen Mann!" "Und warum?" "Sonst können die doch nicht treu sein...".

Wenn man bedenkt, daß man auch mit den Frauen im alten Ägypten so umging (schließlich sind die Frauen auch noch überzeugt, daß es mit ihnen und der Problematik ihrer Treue so steht, so daß sie selbst die Verfechter der Beschneidung an den Nachgeborenen sind, wenn sie selbst alt sind), daß die Beschneidung also offensichtlich ein Brauch ist, der über die christlich gewordenen Ägypter auf die Moslems überging, so müssen wir uns doch fragen, ob die Religionen ernsthaft die Lebensverhältnisse der Menschen gebessert haben und noch bessern. Was müssen das für Religionen sein, die es von vorneherein als aussichtlos ansehen, etwas durch Überzeugung zu erreichen. Oder übertragen die Funktionäre der Religionen gar nur ihre eigene Unfähigkeit zur Treue auf die Frauen? Kaum glaublich! Oder berühren die Religionen, auch die christliche, doch nur die Oberfläche der Menschen wie eine Tünche berührt, unter der sich hinter allem frommen Getue in der Einstellung der Menschen zueinander nichts geändert hat? In jedem Fall ist es für uns Christen ein Skandal, daß auch wir so etwas dulden. Im Sinne Jesu ist das wirklich nicht - es fragt sich, was sonst alles noch nicht im Sinne Jesu ist! Doch jetzt genug davon!

Abends rauchten Johannes und Stefan wie am Vorabend in einem kleinen Teelokal im Zentrum in der Nähe von zwei kleineren unterschächtigen Schöpfrädern ihre Wasserpfeife. Stefan kam auch gleich auf den Grund des merkwürdigen Geschmacks, er fand unter dem Tabak ein ockerfarbenes Bröckchen; ich schlug ihm vor, es auf der Heimreise vom Zoll auf seine Zusammensetzung untersuchen zu lassen!

 

Die Erinnerung an den ersten Monotheismus in Amarna wurde gründlichst getilgt, man erkennt nur noch Verfärbungen auf dem Wüstenboden.

Um die "verlorene Zeit", sofern man davon überhaupt reden kann, durch unseren "ausgedehnten" Aufenthalt in der Faijum-Oase wettzumachen, preschten wir dann am Mittwoch in der Karwoche auf der Schnellstraße durch die Wüste auf der östlichen Seite des Nls gen Süden. Doch nach knapp 200 km war unbedingt wieder etwas, für das wir wieder ins Niltal mußten: bald hinter Minia die Erinnerung an die Stadt El-Amarna mit einigen Felsgräbern. Nach dem Übersetzen über den Nil (ohne Auto) standen Traktoren mit Anhängern für uns für wenig Geld bereit... Hinter dem Dörfchen Amarna breitet sich dann vor uns eine riesige tischebene Wüstentafel aus: Vom berühmten Achet-Aton, dem "Horizont des Aton", wie die Residenz Echnatons hieß, ist eigentlich gar nichts übriggeblieben. Dabei muß hier einmal eine unvorstellbare Pracht gewesen sein, als Amenophis IV. oder wie er sich später nannte, Echet Aton oder eben Echnaton, etwa 1300 v. Chr. hier seine Stadt zu Ehren des von ihm allein vertretenen einen Gottes, der Sonne ("Aton"), errichten ließ. Echnaton hatte diesen frühen Monotheismus entdeckt und eifrigst vertreten, sicher auch um die Macht der Priester zu brechen, die ja zu den vielen Göttern Ägyptens standen. Kultzeichen war die Sonnenscheibe mit den Strahlen, die in Händen enden. Von alledem ist nichts erhalten, wir können aber einiges erahnen, weil da am Rande des Gebirgszuges Gräber mit Abbildungen sind, und in zwei dieser Gräber fuhren wir auch mit dem praktischen Wüstengefährt. Einen bedeutenden Fund hatte man übrigens in der Werkstatt eines Bildhauers gemacht: die Büste der Königin Nofretete (heute Berlin-Charlottenburg). Nach dem Tode Echnatons kam sein Sohn Tut-ench-Amun an die Macht, dieser stand wieder unter dem Einfluß der alten Priester, die dann wieder ihre alte Macht zurückbekamen, die verfallenen alten Tempel restaurierten und gründlich alles zerstörten, was an Echnaton und an seinen Monotheismus erinnerte.

Uns stellt sich die Frage, warum der sich bei den Juden herausbildende Monotheismus von Bestand war, der Monotheismus Echnatons sich aber schnell wieder auflöste. Ein gemeinsamer Grund beider monotheistischer Ideen war sicher der Kampf gegen die Macht der Priester, die im Dienste aller möglichen angeblichen Götter standen, wobei die Macht- und Geldgier der Priester, sicher auch ihre Prunk- und Genußsucht, immer offener zutage traten. Während m.E. der Monotheismus Echnatons nun aber eine Staatsreligion blieb, bei dem für den kleinen Mann im Grunde gar nichts heraussprang, ging es bei dem Monotheismus der Juden um eine echte Verbesserung der Lebensverhältnisse auch für den kleinen Mann: Einführung eines freien Tags der Woche für jedermann (durch die geschickte Anwendung der Schöpfungsgeschichte auf einen Ruhetag Gottes, den wir Menschen in unserem Alltag schließlich auch "begehen" mußten) und auch sonst etwa Einsatz für die Würde eines jeden Menschen, etwa durch die strengen Ehegesetze, nach der ja z.B. Frauen und Mädchen unter keinen Umständen für irgendwelche kultischen oder belustigenden Zwecke etwa Herrschender oder anderer Reicher mißbraucht werden durften. Daher hatte der Monotheimus der Juden die Fähigkeit, zu überleben, selbst wenn er nie voll und ganz verwirklicht wurde (sonst hätte sich auch die zuvor erwähnte Beschneidung irgendwann erübrigt...).

 

Aufstand der Reisegefährten!

Bei der Überquerung des Nils verkauften uns Kinder hübsche Schilfkörbchen, Moses wurde ja auch in einer Schachtel aus solchem Schilf gerettet. Station machten wir abends in Assiut, wo leider das in unserem Führer empfohlene Hotel voll belegt war; also in das weniger empfohlene Zam-Zam-Hotel daneben!

Und hier bekam ich meinen ersten heftigen Protest! Nach einem angeblich anstrengenden Tag hätte man sich doch etwas Besseres verdient, hier wirke alles doch sehr "keimig"...  Was war denn falsch an dem Hotel? Es gab da Zimmer, die offenbar lange nicht gestrichen waren, mit Betten, die aber keinesfalls muffig rochen. Und dann zwei Badezimmer, die recht groß waren und die wohl auch noch nie gestrichen waren seit das Hotel vielleicht vor 20 bis 30 Jahren gebaut wurde, aber die Duschen funktionierten und einem Fußboden kann man sowieso nie ansehen, ob man sich auf ihm Fußpilz holt. Freilich war da ein kleiner Raum mit einer Stehtoilette, die gerade ein kleines Kind bei offener Tür benutzte. Da muß man halt selbst eine der herumstehenden Flaschen nehmen und Wasser drübergießen, wenn das Kind wieder weg ist - dafür hat man halt ägyptisches Kolorit! Bilden wir uns doch nicht soviel auf unsere "Sauberkeit" ein, das ist oft doch nur die Sauberkeit "der anderen", und die gilt eben oft nur so lange, wie andere dafür sorgen... Wir bekamen uns doch wegen dieser Thematik ein wenig in die Wolle. Ich muß da ehrlich gestehen: Wahrscheinlich kann ich mich auch hier nicht mehr in Leute hineinversetzen, die das erste Mal in nicht-westliche Länder reisen. Ich habe weiß Gott "Schlimmeres" gesehen und bin froh, wenn ich ein nicht muffiges Zimmer und eine Dusche mit sauberem Wasser vorfinde. Krank wird man davon jedenfalls nicht. Oder doch?

Ich hatte auch hier meine Schwierigkeiten mit den jungen Leuten, die so nach und nach ihre Probleme mit der "Rache der Pharaonen" hatten. Nur mir ging es nach wie vor gut, obwohl ich sogar vormachte, daß alles, was für die Ägypter eßbar ist, auch für uns eßbar ist, und auch beim Wassertrinken nicht wählerisch war. Warum sollte man z.B. auch in Kairo kein Wasser trinken, wo man doch schon von weitem die Chlorfahne roch? Außerdem hatte ich mir die besten Entkeimungstabletten für Wasser besorgt, die es zur Zeit wohl gibt: Mikropur, das durch Silberionen wirkt und völlig geruchs- und geschmacksneutral und unschädlich für die Gesundheit ist und Wasser wirklich voll und ganz keimfrei macht. Immerhin kostete ja jede Tablette für 5 l Wasser auch 50 Pf! Wer nun denkt, das wäre etwas Geeignetes für meine jungen Leute gewesen, die ja die Fahrt auch noch so günstig wie möglich durchführen wollten, der irrt. Offenbar waren gerade die beiden, die bisher ihr ganzes Leben bzw. den größten Teil davon im real existierenden Sozialismus zugebracht hatten und dort alles Mögliche und Unmögliche einfach immer nur glauben mußten, derart verunsichert, daß sie jetzt gar nichts mehr glaubten und nur das für gut hielten, wofür man auch mehr Geld ausgeben mußte. So wurde das Mikropurwasser abgelehnt. Stattdessen wurde dieses berühmte abgepackte Wasser (Vitell o.ä.) gekauft, von dem man ja nie weiß, wie lange es schon abgepackt ist und wie viele Mikroben da schon wieder drin wimmeln. Und dann wurde auch noch aus den Flaschen direkt getrunken - eine Todsünde in den heißen Ländern -, wo doch dabei immer einige winzige Teilchen aus dem Mund ("Fische") ins Wasser geraten, die dann schon in wenigen Stunden das Wasser bei der Idealtemperatur für die Vermehrung vom Mikroben von 30 - 40 Grad vollends zur wahren Bazillenbrühe machen können! (Ich habe nichts dagegen, wenn alle aus demselben Becher trinken, aber ich trinke bei der Hitze wegen der Fische noch nicht einmal aus meiner eigenen Flasche.) Außer dem Problem mit dem Wasser gibt es dann üblicherweise auch noch das Problem des Händewaschens nach der Toilette, das der eisgekühlten Getränke, was alles nicht Rache-der-Pharaonen-abweisend wirkt! Ich will keinem nahe treten, aber die wenigsten Menschen (gleichgültig ob Männlein oder Weiblein) waschen sich leider hierzulande nach der Toilettenbenutzung die Hände und vergessen das natürlich auch in anderen Ländern, wo es unbedingt wichtig wäre. Und dann wird auch in jedem Buch vor den eisgekühlten Getränken gewarnt, aber irgendwie scheint das alles nicht mehr einsichtig zu sein. Ich will mir weitere philosophische Überlegungen sparen, aber ich kann im Nachhinein eine gewisse Schadenfreude nicht verleugnen, wenn es gerade auch die getroffen, die wieder zu einem angemessenen Glauben finden sollten!

Man kann mir natürlich vorwerfen, nicht alles immer gut genug und mit allen Hintergründen erklärt zu haben, aber muß ich jedes Mal bei meinen Erklärungen allem auf den letzten Grund gehen -  kann ich nicht auf 20-jährige Erfahrungen in tropischen und halbtropischen Ländern verweisen und auch darauf, daß in anderen Jahren anderen jungen Leuten (die schon öfter mit mir unterwegs waren) manches, was ich so empfehle, sehr schnell und leicht einsichtig ist?

 

Alte christliche Kirchen.

Wenigstens war am kommenden Morgen, Gründonnerstag, die Stimmung wieder besser (Hitzeprobleme, inzwischen gab es schon Temperaturen um die 40 Grad im Schatten...) - obwohl unser Hotel von der Straße aus sehr laut war und uns auch bisweilen Mücken gepiekt hatten - und weiter gen Süden durchs Niltal! Wir hatten bisweilen den Eindruck, an komplett christlichen Dörfern vorbeizufahren, überall an den Häusern Kreuze! So suchten wir dann auch zwei uralte koptische Klöster in der Nähe von Sohag: das "Weiße" und das "Rote Kloster", beide bestehend seit der Mitte des 5. Jahrhunderts und so benannt nach den Farben der verwendeten Ziegel.

Beide von außen imponierende Kästen (das Weiße Kloster erinnert entfernt an den Escorial in Spanien), innen wirken beide Klöster wie riesige Höfe, denn die ehemaligen gewaltigen Kirchen sind jeweils bis auf den Chorraum zerstört. Und in beiden Klöstern sind gerade Gründonnertagsgottesdienste - wir sehen nur Männer, die Frauen sind hinter Gittern...

Bis Luxor dann noch auf dem Weg entlang des Nils die zwei Tempelanlagen von Abydos und Dendara. Mein erster Eindruck in beiden dieser Tempel, die noch sehr gut erhalten sind: Wie in Indien!

 

Ägyptischer Auferstehungsglaube.

Abydos war im alten Ägypten Zentrum des sich lawinenartig ausbreitenden Osiris-Kults, der alles Kultgeschehen um Tod und Auferstehung an sich riß. Es wurde Brauch, zu dieser Hauptkultstelle zu fahren, dorthin, wo Osiris vom Körper getrenntes Haupt begraben sein sollte, zu pilgern, um an den dramatischen Mysterienspielen und Prozessionen teilzunehmen und die Toten vor ihrer Beisetzung zu einem kurzen Besuch des Gottes dorthin zu fahren. Sie sollten dadurch ein bißchen von der Gnade des Gottes erlangen und dazu möglichst auch in oder um Abydos beigesetzt werden. Wenigstens sollte für sie ein Scheingrab oder wenigstens eine Stele an Osiris an heiligem Platz aufgestellt werden.

Bei den Mysterienspielen (Passionsspiele) drehte es sich um blutige Kämpfe zwischen Anhängern und Feinden des Osiris bis dieser dann nach seinem Tod feierlich zu Grabe getragen wurde. Nach einem erneut ausbrechenden Kampf endeten die Spiele von Abydos stets mit einem Triumphzug des auferstandenen Gottes und seinem Einzug in den Tempel, wobei die Teilnehmer als jubelnde Mitspieler, und oftmals sogar entsprechend kostümiert, das Geschehen begleiteten.

So unbekannt dürfte uns der Mythos vom Sterben des Gottes beim Kampf gegen die Mächte der Finsternis und anschließender Auferstehung auch aus unserer christlichen Religion nicht sein! Siehe auch unter "ägyptische Mythologie".

Noch massivere Parallelen erfuhren wir dann im Hathor- Tempel von Dendara (dem griechischen Tendyra) etwa 100 km weiter nilaufwärts, der unter den letzten Ptolemäern in seiner heutigen Form begonnen (also so um 320 v. Chr.) und unter den römischen Kaisern Domitian, Nero und Trajan zu Ende gebaut wurde. Auffallend sind die riesigen kuhköpfigen Kapitelle (teilweise von den Moslems zerstört), der Tempel ist ja der kuhköpfigen Göttin Hathor, ihrem Gemahl, dem Falkengott Horus, und ihrem Sohne Ihi gewidmet.

 

Und so was wie die Jungfrauengeburt gab´s auch schon bei den alten Ägyptern.

Die Parallelen drängen sich vor allem neben dem Tempel auf im Mammisi, dem Geburtshaus, wo die Tempelgöttin verweilen konnte, um in ritueller Zurückgezogenheit die "unreine" Zeit des Wochenbetts zu verbringen. Ich nehme einmal vorweg, was Frau Brunner etwas später über die Reliefs im Geburtshaus des Tempels von Luksor unmittelbar am Nil schreibt, nachdem sie einige Reliefs erwähnt hat ("Thot verleiht Mutemweje die Würde einer Königsmutter; Mutemweje wird von Hathor und Chnum in die Geburtshalle geführt; Geburt des Kindes unter dem Beistand von Geburtshelfern; Hathor übergibt Amun das Neugeborene; Amun hält das Kind auf den Armen..."): "Mit dieser auch aus anderen Tempeln bekannten Szenenfolge, deren Vorbild bis ins frühe Alte Reich (2700 v. Chr.) zurückgeht, erfahren wir in Text und Bild eine Parallele, ja die geistige Vorlage zur Weihnachtslegende. Amun, der Windgott, das Pneuma der Griechen, wählt die (jungfräuliche) Königin als irdische Mutter für seinen göttlichen Sohn, den neuen König, der Gott und Mensch zugleich ist; sendet seinen Botengott Thot (angelos = Engel) auf die Erde, um der Königin ihre neue Würde als Königinmutter zu verkünden, und erteilt zugleich dem Töpfergott Chnum den Auftrag, das Kind und seinen Geist zu bilden. Unter dem Beistand der Götter kommt  der "erstgeborene" Sohn auf die Welt, wird von göttlichen Ammen ernährt und dem Vatergott präsentiert, der ihn im Himmel anerkennt. Es folgen Beschneidung, Taufe und Inthronisation des neuen Königs. Dies ist der Mythos, der von der Gottmenschlichkeit des Pharaos kündet."

Das kennen wir doch alles auch aus unserem Christentum fast genauso bis auf den feinen Unterschied, daß bei uns die Mutter des göttlichen Kindes keine Königin  ist, sondern ein einfaches Mädchen, die erst nach ihrem Tod im Himmel zur Königin gekrönt wird!

Und wer hat nun diese Geschichte von wem abgeschrieben? Natürlich der Jüngere vom Älteren, also unsere Evangelisten von der ägyptischen Mythologie... Entspricht also alles nicht der Wirklichkeit, was da in der Bibel über Geburt, Tod und Auferstehung Jesu steht? Ist das alles noch nicht einmal phantasievolle Erfindung, sondern lediglich phantasievolle Umänderung alter Vorstellungen und Übertragung auf den Begründer eines neuen Glaubens? Es ist wohl müßig, hier noch herum zu reden, oder auch sich um das biologische Problem einer Jungfrauengeburt lange Gedanken zu machen, so wie Frau Ranke-Heinemann es tat. Es stimmt wohl kaum etwas, die Herkunft Jesus war mit höchster Sicherheit genauso normal wie die eines jeden von uns. Warum aber dann diese Legenden um seine Herkunft und über sein Ende?

Dazu schildere ich meinen Schülern immer die Situation des Wiener Arztes Ignaz Semmelweis vor etwa 100 Jahren. Semmelweis hatte entdeckt, daß die Ursache des Kindbettfiebers, an dem damals viele Frauen nach der Geburt ihres Kindes starben, war, daß die geburtshelfenden Ärzte sich ganz einfach nicht richtig ihre Hände wuschen, bevor sie von ihrer Arbeit an Leichen zu den Wöchnerinnen kamen. Irgendwelche Mikroorganismen, die man damals noch nicht erkennen konnte, mußten sich nach seiner Auffassung wohl durch die Unsauberkeit übertragen und dann das Kindbettfieber verursachen. Wer nun meint, Semmelweis' Anregung hätte auf begeisterte Zustimmung gestoßen und das Kindbettfieber wäre eingedämmt worden, der irrt. Mikroben sind wie auch heute noch oft (s.o.!) Glaubenssache. Und auch Sache der Arroganz. Seine Arztkollegen dachten gar nicht daran, sich richtig zu säubern, wer war schon schließlich dieser kleine Oberarzt eines Vorstadtkrankenhauses, der sich erdreistete, ihnen gute Ratschläge zu geben? Semmelweis wurde schließlich über die Arroganz seiner Kollegen, die ungezählten Menschen den Tod brachte, geistig verwirrt und starb in einer psychiatrischen Anstalt... Dabei hatte er doch recht gehabt!

Wann hätte er mehr Erfolg mit seiner Aktion gehabt? Meine Schüler wissen es: Wenn er nicht ein kleiner Oberarzt gewesen wäre, sondern ein Professor und hätte als solcher entsprechend auftreten können. Ja, dann hätte man ihm leichter geglaubt und nicht alles in Zweifel gezogen. Denn leider sind wir Menschen im allgemeinen nicht so klug, daß wir etwas aus Einsicht tun, sondern wir laufen viel lieber irgendwelchen Modetrends oder uns sympathisch und/oder aus irgendwelchen Gründen glaubwürdigen Leuten hinterher. Daher hatte Semmelweis eben keine Chance.

 

Parallelen zum Christentum - Jesus bekam die Attribute der Götter.

Und so wäre es wahrscheinlich bei der Verkündigung der Botschaft Jesu gegangen. Wer war Jesus schon, ein kleiner Maurermeister (s. meinen Bericht von der Osterfahrt im vergangenen Jahr nach Israel), der seine Ideen von einer besseren Welt aus dem Umgang mit Ausbeutern und Dirnen bezog und mit den gebildeten Menschen seiner Zeit (den Priestern und Schriftgelehrten) in dauerndem Streit lag. Unmöglich, einen solchen Menschen kann man doch nicht vorzeigen! Das kann doch auch nicht wahr sein, daß man dann schon Kindern gegenüber von Dirnen anfängt, wenn man ihnen von Jesus erzählt... Man müßte ja auch beschreiben, was die nun machen -  vollkommen unmöglich!

Und auch gar nicht notwendig! Es reicht, wenn die Leute erst einmal den Eindruck bekommen, daß Jesus nun wirklich ein großer Mann war. Also nehmen wir alles zuhilfe, wovon die Leute wissen, daß dies einen großen und bedeutenden Menschen kennzeichnet.

Da gibt es schließlich gerade im alten Ägypten ein großes Repertoire, mit dem die Leute keine Schwierigkeiten haben, nicht mit jungfräulicher Geburt, nicht micht mit Wundern, nicht mit Auferstehung und wohl auch Himmelfahrt... Man kann ja dann immer noch auf die Themen kommen, um die es Jesus ging!

Man kann, ja man kann. Ganz offensichtlich ist das aber schon damals unterblieben, als Jesus Geburts- und Sterbegeschichten irgendwelcher Götter oder Pharaonen untergeschoben wurden. Denn zu einer Änderung des Verhaltens gegenüber Frauen kam man ja ganz offensichtlich nicht, sie wurden weiter verstümmelt, weil sie angeblich ja nicht anders für ihre Moral sorgen konnten. Das was Jesus da im Gespräch mit Dirnen herausgehört hatte, wurde geflissentlich wohl weiter tabuisiert. So umging man auch die Fettnäpfchen, in die Jesus getreten war. Die Flucht in die Einsiedelei in die Wüste war da ja auch keine Lösung!

 

Heute entpuppen sich die Glorifizierungen Jesu wohl noch mehr als Flop, wie meine jungen Leute sagen.

Und das, was wenigstens damals den Menschen plausibel erschien, hinert uns jetzt überhaupt an einem Zugang zu Jesus. Von seinem Anliegen ganz zu schweigen, das gelang ja schon damals nicht. Aber darauf will ich hier nicht noch weiter eingehen, das ist der Inhalt dessen, woran ich sonst arbeite! Jetzt weiter zu unserer Fahrt!

Der Wandschmuck des Tempels von Dendara ist vorzüglich erhalten, und die Decken zeigen astronomische Motive. In einer Kapelle ist die Kopie des "Tierkreises von Dendara" (Original im Louvre) zu bewundern, eigentlich eine riesige Himmelskarte mit den bekannten Sternbildern und den 36 wichtigsten Dekansternen, die sowohl zur Bestimmung der jeweiligen Nachtstunde für den Tempelastronomen notwendig, aber auch als Schutzgeister für den Txempel erwünscht waren.

Und dann eine wunderbare Aussicht vom Tempeldach! Ich glaube, meine jungen Freunde können es gar nicht ermessen, was es heißt, auf dem Dach eines alten Tempels zu stehen und hier den Abendwind zu genießen, sie eilen so schnell wie möglich zu den Verkaufsbuden von Postkarten und Coca Cola aus Sorge, da würde es bald nichts mehr geben (das ist vielleicht so in der DDR, aber doch nicht in Ägypten!).

 

Tal der Könige!

In Luksor setzen dann endgültig Hitze und Krankheit meine jungen Freunde schachmatt. Nur Gregor, der die ganze Zeit schon eher mit seiner stoischen Ruhe mir folgte und sich nicht am Kulturschock beteiligte (schließlich wäre er ja nicht mitgefahren, wenn ihm nicht mein Stil gepaßt hätte - denn er kennt mich ja durch lange Erfhrung am besten), kommt am Freitag, Karfreitag, schließlich mit ins Tal der Könige zu den Königsgräbern. Stefan bedauert seine Krankheit zutiefst, die Unpäßlichkeit der beiden anderen liegt wohl an der Hitze.

Per Nilfähre (wie für die Einheimischen) dann auf die Westseite des Nils (Gräber sind bis auf die von El-Amarna wohl immer auf der Westseite). Schon vorher hatte sich uns beiden, Gregor und mir, ein Führer angeboten, der uns mit seinen Eseln ins Tal der Könige und zu anderen Gräbern bringen wollte. Man könnte ja auch Fahrräder nehmen - aber was soll's. Das ist schließlich auch ein Abenteuer. Und so handle ich einen Preis von etwa DM 30,- für uns beide inkl. der Esel aus und der Führer führt uns zu seinem Haus und nach einem Tee geht's los. Mein Esel heißt Casanova und der von Gregor Ali Baba. Als einzigen Schutz gegen die sengende Sonne haben wir zwei riesige Hüte mit, die wir in Faijum erstanden haben. Das muß ein Bild für die Götter sein, wie wir da einherkommen, gleich zweimal Sancho! Leider muß man sich schon an der Kasse entscheiden, was man besichtigen will. Das ist für mich schwer, da ich von nichts eine rechte Vorstellung habe. So nehme ich die Eintrittskarten für das Tal der Könige und dann noch für einige andere Gräber, die in unseren Führern besonders erwähnt werden und auf alle Fälle besichtigt werden sollten. Nicht alle Gräber sind auch geöffnet.

Über einen karstigen Bergrücken reiten wir zunächst ins Tal der Könige. Wenn es zu steil wird, müssen wir absteigen und Casanova und Ali Baba am Halfter führen. Unvorstellbar, was da alles unter uns in der Erde verborgen sein soll! Oberhalb der Gräber entläßt uns unser Führer und wir entscheiden uns zunächst einmal für das erste Grab, an dem wir vorbeikommen, einfach nur heraus aus der sengenden Sonne und hinein in ein schattiges Loch!! Dann auch noch die Gräber von Ramses' IX., Thutmosis'III., Amenophis'II, Haremhabs und schließlich Tut-ench-Amuns. Der Eindrücke sind einfach zu viel, aber was will man machen, man kann ja nicht jeden Tag ins Tal der Könige reiten! Längst sind nicht alle Gräber gleich, eines ist mehr verwinkelt, das andere ist großzügiger, in einem Grab sind die Malereien detaillierter, in einem anderen großfiguriger, hier wirkt alles die Geschichte oder die Mythologie erzählender, dort einfach nur dekorativ. Man muß einfach wiederkommen - bevor das Tal der Könige für den allgemeinen Touristenstrom 1993 geschlossen wird...

Von den Königsgräbern dann zu einigen Gräbern hoher Beamter, des Nacht (N. war Astronom unter Thutmosis IV., besonders schön die zahlreichen Abbildungen von ihm und seiner Frau und viele kleine Einzelbeobachtungen aus dem Alltag) und des Ramose (R. war Wesir unter Amenophis IV. und V., hier mehr Darstellung des Begräbnisses des Grabeigentümers mit bewegenden Szenen).

Letztes "Objekt" dann das Ramesseum, einer der Totentempel am Rande der Wüste, der im Altertum über seinen Zweck hinaus die Bedeutung einer Schule für Schreib- und Malzöglinge hatte. Es gab gewaltige Statuen hier, darunter die Kolossalstatue Ramses'II aus Granit, deren Gesamthöhe etwa 18 m betragen haben dürfte - heute ist alles zerstört, das Zusammensetzen und Wiederaufrichten scheiterte bisher am Gewicht.

Alles andere beim nächsten Mal!

 

Tempelstadt Karnak.

Bei unserer Heimkehr haben sich Ellen und Johannes soweit erholt, daß sie zur Tempelanlage nach Karnak ca. 2 km nilabwärts mitkommen. Karnak ist kein Tempel im üblichen Sinne, keine normale Anlage, die nach einem festen Plan geschaffen wurde, sondern eher eine monströse, riesige Tempelstadt, an der vom Mittleren Reich an (11. Dynastie) bis zu den Römern gebaut, umgesetzt, erweitert, verbessert und vergrößert wurde. Naturgemäß hat man daher in dem Ruinenfeld Schwierigkeiten, sich zu orientieren.

Hauptsehenswürdigkeit ist der Große Amuntempel mit dem riesigen Eingangspylon und dem Großen Säulensaal, "der wohl an Großartigkeit nirgends in der Welt übertroffen wird. Trotz der Ausbesserung mit leblosem Zement macht dieses strotzende Aufsprießen steingewordener Papyrussäulen einen unvergeßlichen Eindruck...134 Säulen...ordnen sich in 16 Reihen auf einem Feld von 104 m Breite und 52 m Tiefe, der Flächenraum von 5408 qm ist allein fast ebenso groß wie der, den der Kölner Dom bedeckt...".

Am nächsten Morgen - alles schläft - fahre ich allein zum Luksor-Tempel am Nil, dessen Mammisi ich ja schon erwähnt habe. Von hier stammt auch der Obelisk auf dem Place da la Concorde in Paris, der 1831 mit dank großartiger Ingenieurleistung abttransportiert wurde. Einer der beiden Obelisken, die einstens die Anlage zierten, ist wenigstens noch da! Er entging gottlob dem gleichen Schicksal, weil man ihn wegen kleiner Unregelmäßigkeiten "ablehnte".

Die beiden Nächte verbringen wir in einem kleinen Hotel (New Student's Pension) in einer sehr ruhigen Seitenstraße, wir wurden deswegen vor dem Bahnhof angesprochen. Nicht immer fällt man bei solcher Werbung herein!

 

Leider muß ich auf viel verzichten!

Da wir nicht mehr bis Assuan und schon gar nicht bis Abu Simbel kommen dürften, will ich wenigstens noch ca 80 km den Nil hinauf bis zum Chnum-Tempel in Esna und zum Horus-Tempel in Edfu, um von dort dann durch die Arabische Wüste zum Roten Meer zu fahren, aber meine jungen Freunde erfahren von einem Taxifahrer, daß die Straße zum Roten Meer sehr schlecht sein soll und außerdem kämen da nur selten andere Autos vorbei, die einem im Falle einer Panne helfen könnten. Also wieder ein wenig nilabwärts und von Kena am Nil nach Port Safaga am Roten Meer. Schon auf dem Weg besuchen wir kurz das neue Museum von Luksor, hier befindet sich auch ein Relief, das man wie ein Puzzle aus Füllmaterialsteinen von der Karnaker Tempelanlage zusammengesetzt hat. Durch grandiose Wüstenlandschaft geht's dann auf schneller Straße zum Roten Meer, wo wir eigentlich zelten oder gar unter dem freien wundervollen Sternenhimmel schlafen wollen. Da wir aber nichts Rechtes finden, preschen wir bis zu dem uns empfohlenen aufstrebenden Badeort El-Hurghada ("aufstrebend" heißt "alles eine Baustelle"), wo man auch angeblich schön schnorcheln kann. Bei einem Hotel wird uns auch gleich eine Schnorcheltour vermittelt, die ich auch anzahle, allerdings werden wir dann zu einem anderen Hotel ("Dolphin") geschickt, weil das von uns anvisierte Hotel voll ist. Das "Dolphin" ist ganz neu und macht einen schönen Eindruck, meinen Gefährten ist das ganz offensichtlich schon eher nach dem Geschmack als das, was wir mehr oder weniger sonst so hatten. Und der Preis geht eigentlich auch: so um 37 DM für alle zusammen.

Für's Abendessen auf dem Balkon habe ich sogar noch für jeden eine Büchse Bier (Alkoholika bringt man am besten von Deutschland oder Griechenland mit, wenn man auf so etwas sie nicht verzichten will. In Ägypten sind Alkoholika oft recht teuer oder auch gar nicht zu haben.) Doch nachts weht der Wind durch alle Ritzen und morgens funktionieren leider die Duschen nicht. Das Frühstück ist zwar recht ordentlich (sogar mit Omeletts), doch dauert es sehr lange und so kommen wir ins Meditieren, was nun besser ist: Ein neues und wunderschönes Hotel, in dem das Wasser nicht funktioniert, oder ein etwas abgeschabtes Hotel, wo jedoch das Wasser läuft... Auf den Minibus, der uns zu unser Schnorcheltour abholen sollte, warten wir vergeblich, an der Rezeption werden wir immer wieder vertröstet. Schließlich reißt uns der Geduldsfaden und nach zweistündiger Wartezeit fahren wir zum anderen Hotel, wo man uns vermittelt hatte. Immerhin finden wir auch den Organisator unserer Schnorcheltour, der uns allerdings sagt, daß man bei unserem Hotel gewesen sei, um uns abzuholen, daß man aber dort gesagt hätte, daß wir die Fahrt abgesagt hätten. Hatten hier Leute untereinander Knies, den sie an uns ausließen? Immerhin bekommen wir unser Geld wieder, aber der Tag, auf den sich besonders Stefan und Johannes so gefreut hatten, war offensichtlich hin. Man empfiehlt uns, bei der Anlage des noblen (???- Hotels) neben dem Aquarium zu schnorcheln, wir zahlen auch dort den hohen Eintritt von DM 3,10 pro Person (Stefan fehlen die Nerven, als ich einen günstigeren Tarif für meine "Studenten" aushandeln will, er kommt mir leider dazwischen), aber für mich ist die Sache ein Reinfall: mit sehr viel Öl verdreckter Strand und aufgewühlte See, in der rein gar nichts zu sehen ist. Lediglich Johannes scheint der Sache etwas abzugewinnen, immerhin ist da ein Swimmingpool mit der entsprechenden Atmosphäre. Aber deswegen sind wir ja nicht ans Rote Meer gekommen. Also weiter.

Und unterwegs finden wir auch zwei ganz hübsche Stellen, wo man sogar unter Wasser etwas sehen kann. Einmal an einer offensichtlich ausgedienten Mole bei Ras Gharib im Angesicht der Sinai-Berge, wo uns dann zwei Soldaten, der eine offenbar ein höherer, mit dem Hinweis auf Minen ("bum-bum") aus dem Wasser holen. Die andere Stelle irgendwo neben der Straße, wo wir dann auch einige Korallen mit Fischen dazwischen sehen können.

 

Zwei uralte christliche Klöster.

Und wo wir schon einmal ein Auto haben, fahren wir dann auch zu den beiden uralten Klöstern, die es dort in der arabischen Wüste schon seit frühester Zeit gibt. Zunächst zum Pauluskloster, das nach einem Einsiedler benannt ist, der sich unter den Verfolgungen des Kaisers Decius hierhin geflüchtet hatte. Über seinem Grab wurde um das Jahr 460 wohl die erste Kirche errichtet. Das Kloster wirkt wie eine befestigte Anlage. Als wir in die neuere der Kirchen kommen, ist da gerade Gottesdienst (Ostern).

Wir wurden dann sehr nett von einem Mönch empfangen und durch Kirchen und Kloster (Mühlen, Gärten, Quelle) geführt. Mit einer kleinen Gruppe aus Belgien bekommen wir auch zusammen Abendessen aus Bohnen, Fladenbrot, Schafskäse und Wasser (ich glaube, das war's dann auch). Richtig originell in einem langgestreckten Raum an einem langgestreckten Tisch mit Bänken davor. Johannes will in der Küche einen Lappen für den Tisch holen, aber er kommt unverrichteter Dinge zurück, er mochte wohl nur noch Unappetitlicheres gesehen haben. Johannes wird sich da unten wohl erst richtig wohl fühlen, wenn ihm das alles nicht mehr auffällt und er nur noch Sinn für die Romantik eines solchen Klosters hat! Vor dem Kloster unterhalten wir uns dann noch lange Zeit besonders mit der einen belgischen Dame, wobei wir unseren letzten griechischen Wein einbringen. Natürlich geht es auch um die Wiedervereinigung und um die Gefahr, die dadurch möglicherweise von den Deutschen ausgeht. Sie meint, daß sie gegenüber vielen jungen Leuten in Belgien die Deutschen stets in Schutz nimmt, denn da seien vor allem wegen der Greueltaten aus der Nazizeit immer noch Ressentiments da. Sie sage immer, daß immerhin in Berlin nach dem Zusammenbruch 6000 Juden aufgetaucht seien, nicht viel, aber doch ein Zeichen, daß es viele "anständige" Deutsche gegeben habe. Diesmal übernachten wir dann natürlich getrennt, Ellen zusammen mit den belgischen Damen, wir mit den Herren und anderen ägyptischen Männern in einem langen u-bahnschachtähnlichen Schlafsaal, was abends kein Ende und morgens früher Anfang bedeutet. Ob es nicht besser gewesen wäre, wenn wir gezeltet hätten?

Nach dem Gottesdienst am folgenden Tag, Ostermontag, gibt es trotz Ankündigung kein Frühstück, nur Tee, und so preschen wir dann zum Antoniuskloster weiter (für den Obulus für die Bewirtung war der Opferstock in der Kirche da).

Der heilige Antonius starb Mitte des 4. Jahrhunderts; seine Verehrung fand frühzeitig Eingang in Europa. Die abgelegene Lage hatte das Kloster, das am Ort der Einsiedelei des hl. Antonius bald nach seinem Tod entstanden war, vor der islamischen Invasion geschützt, doch war es Ende des 15. Jahrhunderts von islamischen Bediensteten geplündert und zerstört worden. Erst Mitte des 16. Jahrhunderts wurde es wieder besiedelt.

Man sieht es schon von weitem am Berghang liegen und fährt die letzten 10 km auf schnurgerader guter Straße direkt darauf zu. Die Anlage ist ähnlich wie die des Paulusklosters, nur ist es in einem viel besseren Zustand. Dadurch wirkt es viel weniger romantisch und es gibt sehr viele Touristen. Dadurch wirkt auch alles kommerzieller. Nach einer Führung zusammen mit einer großen deutschen Touristengruppe fahren wir auch bald weiter, wieder zurück zum Roten Meer und dort gen Norden. Bei Ain Suchna finden wir nach langem Suchen einen eingermaßen akzeptablen Ort am Strand für die Nacht, die einen schlafen im Zelt, die anderen unter freiem Himmel. Ich finde, daß es recht frisch ist. Die Pässe haben wir vorher an einer kleinen Polizeistation am Straßenrand abgegeben, die wollten das so, als wir vorschriftsgemäß unsere Übernachtung am Strand anmeldeten.

 

Das Bad im Suezkanal an senkrechten Spundwänden ist doch etwas unheimlich.

Vor der Fahrt nach Kairo wollen wir doch wenigstens einmal den Suezkanal sehen und so fahren wir durch den Kanaltunnel auf die Ostseite des Kanals und dort ein wenig durch die Wüste. Bald stoßen wir auch auch unseren zweiten abgeschossenen Panzer, diesmal ein Jagdpanzer offensichtlich tschechischer Produktion, der ein dickes Einschußloch hat. Am Tag zuvor waren wir schon auf einen Panzer, da ein Schützenpanzer, gestoßen. Natürlich jedes Mal nähere in Augenscheinnahme und Gruppenbild mit DDR- Fahne und Panzer! Irgendwie ist es mir ja auch ganz recht, wenn es auf einer solchen Fahrt nicht nur Tempel, Gräber und Klöster gibt. Im Suezkanal dann noch ein Bad (das Wasser scheint recht sauber) und ab nach Kairo.

Abends wieder ein Bummel durch den Bazar, leider stellen wir hinterher fest, daß wir viel zu wenig eingekauft haben, so von den aparten T-Shirts mit den tollen ägyptischen Motiven zu kaum DM 5,-- kein einziges Stück. Dafür wenigstens einige dieser wunderbaren Intarsienkästchen, einige Fläschchen Parfümessenzen und Johannes und Stefan je eine Galabija (dieses nachthemdartige Straßengewand der Fellachen), die wir von ca. DM 26,- je Stück auf 8,- heruntergehandelt haben.

 

Deutscher Heldenfriedhof in El-Alamein.

Morgens an unserem letzten Tag in Ägypten wollen wir vor der Einschiffung noch einen Abstecher nach El-Alamein machen, wo ja 1942 sich das deutsche Afrikakorps unter Rommel zusammen mit den Italienern eine schwere Schlacht geliefert hat. Für die 4200 deutschen gefallenen Soldaten dieser Schlacht (insgesamt über 80 000 Gefallene) hat die deutsche Kriegsgräberfürsorge ein unseres Erachtens gelungenes oktogonales Denkmal errichtet, das dem staufischen Castel del Monte in Apulien nachempfunden ist.

Auf dem Weg nach Alexandrien (von dort geht es dann entlang der Küste nach El-Alamein) haben wir noch ein Erlebnis, das für den Verkehr in Ägypten typisch sein mag: Irgendwie bei der Hälfte der autobahnähnlichen vierspurigen Straße mit breitem Mittelstreifen aus Wüstengeröll werden wir von einem Polizisten angehalten; ein LKW, der mit Kies beladen ist, ist umgestürzt, und gerade vor uns wird die Zugmaschine vom übrigen Fahrzeug getrennt. Die Straße ist ganz offensichtlich für längere Zeit gesperrt. O je, damit ist unser El-Alamein-Abstecher eigentlich gelaufen. Doch nicht so in Ägypten! Nach alter Weltmeisterfahrerweise kehrt, eine günstige Stelle für die Fahrt auf die Gegenfahrbahn gesucht und dort mit Blinklicht und Lichthupe so lange Geisterfahrer gespielt bis die Blockierung wieder vorbei ist, und alle anderen uns hinterher, schließlich haben wir ja auch ein arabisches Nummernschild! Ja, in Ägypten sucht man sich seine Umleitungen selbst, man stelle sich das einmal bei uns vor!

Überhaupt der Verkehr! In ganz Kairo gibt es wahrscheinlich kein mehr oder weniger stark zerbeultes Auto, außer vielleicht ganz neue Wagen! Der einzige Unterschied zwischen meinem Auto und den ägyptischen ist, daß meines Makel vom Rostfraß hat, während die ägyptischen Autos ihre Makel von Karambolagen haben. Ein neues Auto dort wäre blanke Idiotie! Aber nicht nur die Karambolagen machen die Autos kaputt, auf der "Autobahn" gibt es Straßenmautstellen, und da sind Schwellen, die so hoch sind, daß wir jedes Mal kräftig aufsetzten trotz aller Vorsicht. Und die Schlaglöcher, oft aus heiterem Himmel! In Kairo sind die Kanaldeckel alle so tief im Boden verschwunden, daß die Autofahrer vor uns alle stets einen eleganten Bogen um die Löcher machen - instinktiv mache ich gleich immer die Schlenker nach... Aber Spaß macht der Verkehr! Polizisten stehen oft einfach wie Statisten da und die Ampeln haben von Fall zu Fall tatsächlich nicht mehr Wirkung wie die von Lichtorgeln. Denn jeder nutzt jede Chance zum Weiterkommen!

Doch wieder zu unserem Abstecher nach El-Alamein. Zuerst gibt es da noch ein kleines Museum mit Relikten der beteiligten Armeen, dabei auch zurückgelassene Fahrzeuge neben dem Museum. Die Darstellung der Schlacht zwischen Rommel und Montgomery ist allerdings etwas dürftig, man kann wirklich nichts erkennen. Dafür allerdings überall Büsten von Montgomery und Rommel. Gut kommen die Deutschen weg, von den Italienern scheinen die Ägypter allerdings nicht viel zu halten, sie kommen am schlechtesten weg. Zunächst folgen uns alle Soldaten, die offensichtlich für die Betreuung des Museums zuständig sind, vielleicht um zu überwachen, ob wir auch nichts fotografieren.

Das deutsche Ehrenmal ist einige Kilometer hinter der Ortschaft, wir sehen es schon von weitem auf einem Hügel. Der Wärter hat uns kommen sehen und trifft mit uns gleichzeitig am Tor ein. Beim Rundgang durch das Innere sind wir alle doch betroffen und ergriffen, wie haben wir es doch gut heute, daß wir in diese Gegend gefahrlos fahren können ohne die Situation des Krieges!

Von außen ein hoher Achteckbau ohne Fenster, irgendwie wirkt die ganze Anlage gelungen. Innen stehen in den Arkaden wuchtige Sarkophage mit den Namen der deutschen Länder, unter den Sarkophagen wohl die Krypten mit den Gebeinen der Gefallenen. In das Besucherbuch tragen wir nur unsere Namen ein ohne die teilweise merkwürdigen Gedanken wie andere, Ellen ist leicht enttäuscht, daß schon andere Leute aus Hoyerswerda, woher sie stammt, vor ihr da waren. Nur aus Empfertshausen, dem Heimatort von Johannes, war offensichtlich noch niemand da!

 

Die Grenzabfertiung in Alexandrien ging diesmal sehr schnell - auch ohne Schmieren.

Und dann schnellstens zum Hafen, zu unserer Fähre! Nach meiner Erinnerung soll sie um 20 Uhr abgehen und es ist schon 17 Uhr. Man wird uns ja nicht sitzen lassen, selbst wenn wir erst eine Stunde vor der Abfahrt da sind. Erfahrungsgemäß beeilt man sich ja überall bei der Abfertigung von Nachzüglern, und so können wir wenigstens etwas von der Zeit herausschinden, die wir bei der Einreise verplempern mußten. Meine Gedanken behalte ich natürlich für mich, um meine jungen Freunde nicht nervös zu machen. Denn erst muß ja noch (wenigstens in äußerer Ruhe) die Verpflegung eingekauft werden für die eine Überfahrt bis Kreta und dann ja auch noch für die Anschlußüberfahrt nach Athen, denn daß wir bei einer Stunde Umsteigezeit auf Kreta noch Zeit haben, dort auch einzukaufen, damit können wir ja nicht rechnen. Also bei verschiedenen Ständen auf der Straße und bei einer Bäckerei Eier, Käse, Bananen, Apfelsinen, Fladenbrote. Und dann noch vollgetankt, denn billiger wird der Sprit nicht mehr, 25 Pf pro Liter mit ganz offiziell getauschtem Geld, das heißt der Tank voll für 12 DM (45 l)! Und schließlich muß Gregor ja auch noch zum Bahnhof gebracht werden, von wo er nach Kairo zurück muß, da er ja weiter in unserem Hotel bleibt, um dann 3 Tage später zurückzufliegen! Da er kein Englisch kann, laufe ich schnell mit ihm in den Bahnhof zum Fahrkartenkauf und wenigstens auch noch zum Zeigen des richtigen Bahnsteigs. Beim ersten Schalter, an dem wir fragen, gibt's nur die 1-Klasse-Tickets, warum also nicht (200 km für 7 DM), und der Zug geht auch gleich ab. Hoffentlich klappt alles und er findet auch vom Bahnhof von Kairo zu unserem Hotel - aber warum eigentlich nicht?

Das Einchecken schaffen wir wirklich in einer Stunde (völlig klar!), nachdem man uns erst einmal an einer falschen Stelle warten lies und ich dort meine restlichen Kartengrüße schrieb. Und jetzt wurden uns auch die Trinkgelder gleich "diktiert", sie waren eh kaum der Rede wert, aber es klappte alles. Leider durften wir die arabischen Nummernschilder nicht behalten! Ziemlich pünktlich legt dann unser Fährschiff ab - es ist natürlich dasselbe wie auf der Hinfahrt, nur haben wir jetzt Innenkabinen, die aber auch nicht schlechter sind.

In Kreta sind wir dann die einzigen, die per Auto das Schiff verlassen, um uns dann gleich zwei Schiffe weiter in eine lange Schlange wartender Autos einzureihen. Es sieht ja alles recht voll aus, aber in griechische Schiffe passen ja auch viele Autos! Wir kommen ins unterste Deck, wie in einen tiefen Keller. Freitagfrüh springt dann natürlich das Auto nicht mehr an, Batterie leer, das hatte ich schon einmal in Nizza. Also warten, bis alle Autos um uns herum aus dem Schiff gefahren sind, und das Schiff voller Abgasgestank ist, und die anderen Autos uns fürs Anschieben Platz gemacht haben, immerhin springt das Auto jetzt gleich an. Ab hier sollten wir übrigens zumeist Probleme mit dem Anspringen haben (jetzt in meiner Werkstatt tut es der Anlasser übrigens wieder - ohne jede Reparatur).

Auf der Heimfahrt beschließen wir noch, kurz bei Wolf vorbeizuschauen. Wir lassen also das Auto beim kleinen Hafen Arkitsa stehen und setzen ohne Auto nach Lutra Ädipsou über. Wolf freut sich ganz offensichtlich. Nach langem Suchen finden wir auch noch eine offene Metzgerei (Mittagspause - die Lokale haben eh kein Essen mehr), kaufen 2 1/2 Pfund Lammfleisch und Wolf brät es uns allen ganz vorzüglich. Dazu Salat und Brot. Abschiedsessen.

Bei den Thermopylen kurz vor Lamia halten wir natürlich kurz an, ich kann wenigstens den Anfang des berühmten Spruches entziffern: "O xein angelein Lakedemoniais...". In dem breiten und recht tiefen Graben mit dem 38 Grad warmen schnell fließendem und sauberen Thermalwasser bin ich (wie so oft) von uns der einzige, der die Gelegenheit wahrnimmt, wann komme ich schon wieder dorthin? Daß meine jungen Freunde dann am Abend oder am nächsten Morgen nicht auch bei unserem Zeltplatz am Olymp ein letztes Mal ins Wasser gehen, kann ich schon eher einsehen (es ist 14 Grad, ein Grad kälter als auf der Hinfahrt), aber hier verstehe ich das nicht! Aber ich verstehe jetzt immer mehr den Propheten Mohammed, daß er die mehrmalige tägliche Berührung mit dem Wasser zum religiösen Gebot gemacht hat, so etwas darf man wohl besser nicht dem Gespür oder der "Lust" der Leute überlassen... An der Grenze kaufen wir im griechischen Duty-free-shop noch für die Daheimgebliebenen kräftig ein, vor allem Ouso, das ist dieser Schnaps mit dem Anisgeschmack für ca 2,50 DM pro Flasche und Zigaretten (irgend solche griechischen mit der Aufschrift "American Blend" für um die 8 DM pro Stange).

 

Österreichische Polizei meint, daß wir in einem Panzer fahren.

Wegen einiger kleiner Diskussionen dauert die Fahrt durch Jugoslawien etwas länger und gegen Mitternacht sind wir dann in Graz.

Wir finden auch die Gegend meiner Freunde vom letzten Jahr (wir werden erwartet). Da werden wir plötzlich von einer Polizeistreife angehalten: "Bitte Ihr Papiere!" Ich krame alles mit irgendeinem schlechten Gewissen zusammen und gebe es dem Polizisten. (Bin ich so wie in Ägypten gefahren und habe es gar nicht gemerkt?) Der liest das und meint in seinem steiermärkischen Deutsch: "Da ist aber etwas nicht richtig - !" "???" "Da steht, daß Sie einen PKW fahren, aber nach den Geräuschen ist das ein Panzer!" Ach Gott, bei den zahlreichen Aufsetzern fing das Auto tatsächlich recht bald einmal an zu knattern und an eine Reparatur konnte ich unterwegs nicht denken, Stefan hatte mich aufgeklärt, wie schwer es sei, Edelstahl zu schweißen, und mein Auspuff war natürlich aus Edelstahl. Ich erklärte das dem Polizisten, dem ich dann versprechen mußte, den Auspuff bald reparieren zu lassen. Wenigstens hatte er sonst nichts auszusetzen. Als wir fast noch in Hörweite der Polizisten waren, prusteten alle los; kamen wir uns nicht schon die ganze Zeit wie in Rommels Kommandopanzer im Afrikafeldzug vor? Von meinen Freunden kamen wir natürlich am nächsten Tag auch erst gegen 14 Uhr weg, es gab einfach zu viel zu erzählen! Besondere Freude machten wir unseren Gastgebern offensichtlich mit der DDR-Fahne, die wir noch hatten. Programmgemäß verlief dann alles bis auf das letzte Stück ab der Autobahn in Sindorf kurz vor Blatzheim kurz nach Mitternacht. Als ich da von der Autobahn herunter war und schalten wollte, tat es auch die Kupplung nicht mehr. Der Vater von Ellen holte uns dankenswerterweise ab, offensichtlich keinesfalls mißgelaunt über die späte Störung, der Wagen ist inzwischen auch repariert!

Das wär's also! Außer den genannten Kosten fielen pro Person noch etwa 200 DM an für Unterkunft, Verpflegung und Eintritte zuzüglich dem, was jeder noch extra ausgegeben hatte.

Und das Ergebnis? Die Jungen wollen zuerst einmal nach Griechenland. Ich glaube, ich muß aber noch ein paar Mal nach Ägypten...

(Nachtrag einige Jahre später: Johannes erzählte mir, daß er es jetzt selbst erfahren habe, wie mir das damals mit ihnen in Ägypten ergangen war. Er war mit einigen Freunden in U.S.A. gewesen - und die hätten ihn auch genervt, weil sie für nicht Interesse gehabt hätten...)

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