Und wie lief das
im alten Israel vor 2000 Jahren, als die römische
Besatzungsmacht das Geld der unterworfenen Völker
brauchte? Wenn wir hier
von Zöllner reden, dann ist der Begriff irreführend,
denn Zöllner sind für uns diejenigen Beamten, die an
der Grenze sitzen und auf ein- oder ausgeführte Waren
einen Zoll erheben. Und so war das damals zumeist
nicht, denn es ging um das Eintreiben von Steuern ganz
allgemein. Daher ist ein besser Begriff für Zöllner
"Steuereintreiber". Wie geschah das
nun damals? Wir müssen immer
bedenken, dass es eine ausländische Macht war, die
sich nicht wirklich bei den Steuerpflichtigen
auskannte und von daher die Zahlungsfäingkeit nur
schlecht einschätzen konnte. Also delegierten sie die
Eintreibung an einheimische Mitbürger, die sich
naturgemäß besser auskannten. Diese lieben
einheimischen Steuereintreiber oder Zöllner hatten nun
eine bestimmte Summe "nach oben" abzuliefern, und wie
sie an das Geld ihrer Mitbürger kamen, blieb
weitgehend ihnen überlassen. Man kann sich gut
vorstellen, dass sie ihre Macht nutzten (sie hatten ja
Macht, denn notfalls konnten sie römische Soldaten zu
Hilfe holen), Mitbewohner, die sie nicht mochten,
besonders hart zu besteuern. Und sie nahmen natürlich
mehr als sie ablieferten, denn von der Differenz
mussten sie ja leben. Daher also die Außenseiterrolle
der Steuereintreiber und ihre geringe Beliebtheit. Sie
dürften also einerseits kaum Freunde unter ihren
Mitbürgern gehabt haben und kannten sich andererseit
unter ihnen sehr gut aus. Da sie nun aber sehr oft
genügend Geld hatten, wollten sie natürlich
entsprechend repräsentativ leben. Im Gegensatz zu
ihren Mitbürgern half ihnen nun kein Freund beim
Hausbau, also heuerten sie dazu Häuserbsauer "von
auswärts" an, hier kam also die "Bauunternehmung Josef
und Söhne" zum Zuge. Und so erfuhr der Sohn des
Baununternehmers in langen Abendgesprächen, was in
einem Dorf oder Städtchen so los war, er erfuhr also
auch von Prostitution und Scheinmoral der
Gesellschaft. Wenn Jesus dann
als revolutionärer Redner durch das Land zog, und die
heuchlerischen und oft auch brutalen Verhältnisse, von
denen er gewiss nicht nur ein einem Dorf oder
Städtchen gehört hatte, anprangerte, dann wollten ihn
auch mal seine früheren Freunde sehen und hören. Sie
hatten jedoch nicht die Erwartung, dass Jesus sie noch
kennen und sich zu ihnen bekennen würde. Also stieg
schon mal einer von ihnen auf einen Baum, um Jesus zu
sehen, wie dieser Zöllner Matthäus. Doch nein, Jesus
entdeckte ihn und vergaß ihn nicht, wie auch sonst
seine früheren Freunde - und wollte bei ihm wohnen.
Denn schließlich hatten die Zöllner ihn ja erst
aufmerksam auf die Ungerechtigkeiten gemacht und ihn
so zu seinem Engagement motiviert. Siehe auch untre
dem Stichwort Jesus. Vielleicht
können wir uns den Vorgang der Steuereintreibung so
vorstellen wie die Eintreibung der Kautschukquoten im
Kongo zur Zeit des belgischen Könits Leopold II, wenn
auch längst nicht so schlimm: siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Kongogr%C3%A4uel. |