Realistische Chancen einer attraktiven Moral? Ist es nicht naiv zu glauben, die jungen Menschen von heute beeinflussen zu können? Es ist doch nun einmal so, daß die jungen Menschen etwa ihre Erfahrungen machen wollen und vermutlich auch machen müssen. Gehört das nicht zum Leben? Aber die jungen Menschen sind doch auch nicht dumm! Vermutlich machen sie die Erfahrungen nur, weil sie es nicht besser wissen, weil sie von etwas keinen wirklichen Überblick haben, was das für sie bedeutet und weil sie vor allem keine Alternativen kennen. Das haben doch schon viele versucht, junge Leute auch für eine idealistische Moral zu begeistern, doch richtig gezündet hat das nie. Wirklich? Damit junge Menschen eine Moral überhaupt anstreben können, müssen sie es von sich aus wollen. Dafür muß die Moral intelligent, spannend und ganz eindeutig unmittelbar in eigenem Interesse – hier und jetzt – sein – und sozusagen auch noch Spaß machen. Es erscheint mir weniger von Bedeutung, ob sie anstrengend ist, Menschen strengen sich, wenn es sein muß, ja bisweilen nur zu gerne an. Zu was sind Menschen - und auch junge – nicht alles bereit, wenn es wirklich drauf ankommt! Doch wo sind denn die Bedingungen für eine Moral, die wenigstens die Chance hat, aus sich heraus zu funktionieren, je erfüllt gewesen? Moral war doch immer nur die Moral der Mächtigen, die jungen Menschen haben ja gar nicht den Eindruck, daß sie “ihre Sache” ist. Es ist doch so, daß gerade für die Religionen – und das gilt für alle - der fromme und angepaßte Mensch, selbst wenn er “sündigt” oder gerade deswegen, immer wichtiger ist als der kritische und emanzipierte Mensch, selbst wenn der moralisch integer ist. Daher unterbleiben auch immer alle Forschungen, wie Menschen aus Eigeninteresse und aus wirklicher Emanzipation heraus eine Moral – und vor allem eine Sexualmoral - anstreben können. Und außerdem: Was die meisten Menschen unter „Moral“ verstehen, ist doch eher Heuchelei, und die ist doch für junge Leute sowieso abstoßend.... (Wörterbuch von basisreligion)
|