DISKUSSIONEN ZUM ANLIEGEN "JESUSIDEOLOGIE" 3. Ein sehr engagiertes Gemeinderatsmitglied (männl.) schreibt zu meinem Heft im Mai 2021: Gerne würde ich mit Ihnen über Ihr Ansinnen persönlich reden, denn es müssen Neuanfänge gewagt werden. Das kann man heute, denn gekreuzigt wird man dafür nicht mehr, allenfalls von den Oberen totgeschwiegen. Einen Tipp hätte ich allerdings schon jetzt für Sie: Es macht keinen Sinn, sich darüber auszulassen, was auch in unseren Schriften und in der Kirche falsch gelaufen ist, denn das verunsichert die, die eine Neuorientierung suchen und brauchen. Dagegen ist es wichtig, den Menschen wieder ihre Wertstellung, ihre Einmaligkeit zurückzugeben. Wenn ich da an die Worte Jesu (egal ob er jemals gelebt hat, ich war nicht dabei, kann es also weder leugnen, noch beweisen) anknüpfe, dann sagt er doch, dass ich im kleinsten Kind und in jedem Menschen Gott begegne. Der Himmel ist nicht fern und Gott erst recht nicht. Wie war das? „Habt keine Angst, ich bleibe bei euch hier, alle Tage, bis an das Ende der Zeit!" Ich, wir haben das erlebt, doch wer glaubt schon einem Schmalspurtheologen und Wichtigmacher? Und noch eines, ich glaube, dass die Sexualität wirklich in ein menschliches oder besser gesagt, göttliches Licht gerückt werden sollte, doch der geistige Missbrauch, die geistige Vergewaltigung sind brennender. Wenn sich das lösen lässt, wenn der Mensch wieder seinen Wert zurückerhält, dann sind auch alle anderen Entgleisungen nach meinem Gefühl leicht zu korrigieren. So können wir alle erleben, dass Menschen gesund werden und Mut zum und Freude am Leben erhalten. Dann lassen sich auch Armut und Krieg überwinden. Hierzu meine Antwort:, ich bin hier unter anderem auch noch mal ausführlicher auf die „Taufwiederholung“ bei Kindern eingegangen: Natürlich hat es mich besonders interessiert, was Sie zu meinem Ansatz schreiben – und Sie meinten, dass etwas anderes wichtiger ist. Sie schreiben von der „Verunsicherung“, dass es daher keinen Sinn macht, sich darüber auszulassen, was in der Kirche usw. falsch gelaufen ist. Aber: Wir können doch nicht immer so weiter machen, wenn etwas falsch läuft und wenn es gar aauf einer Lüge und auf einem Betrug beruht? Wie heißt es so schön: Je länger eine Lüge läuft, desto mehr wird sie zur Wahrheit. Doch das geht einfach nicht! Müssen wir uns nicht endlich am wirklichen Jesus orientieren, also an demjenigen, der da wegen eines ganz konkreten Engagements per Justizmord umgebracht wurde? Und „Nachfolge Jesu“ bedeutet doch, nichts Neues anfangen, wie das die Kirche nach dem Tod Jesu gemacht hat, sondern genau mit dem Engagement weiter zu machen, wo dieser Gekreuzigte aufhören musste – und nichts anderes. Das was Sie bevorzugen, so wie es in der traditionellen Kirche läuft, mag alles schön und gut sein, doch eben die altbekannte Paulusideologie (s. S. 17), die mehr oder weniger eine brave 08/15-Religion ist, und die ist NICHT Jesus! Und noch einmal zur Verunsicherung: Sie dürfen nicht nur die Menschen in Ihrer Gemeinde sehen, sondern sie müssen unsere Mitmenschen überhaupt sehen: Die meisten unserer Mitmenschen haben sich doch schon längst von unserer Religion verabschiedet, so wie dieser animistische Pensionsinhaber in Tanja Torada auf Celebes/Sulawesi in Indonesien. Und so wie ich das sehe, sind auch viele, die nach außen hin fest im traditionellen Glauben stecken, oft auch durchaus skeptisch, ob das denn alles so richtig ist, was da so in der Kirche erzählt wird. Warum also nicht endlich mal dieses ängstliche Rücksichtnahme überwinden und Nägel mit Köpfen machen und beim wirklichen Engagement Jesu anfangen? (Und etwas zum Problem der 2Verunsicherung", die man vermeiden will: Genau das ist doch die Begrundung der Pressezensur in allen verbrecherischen Diktaturen! Die Frage ist, haben wir solche Zensur denn nötig, sind wir auch so eine Diktatur? Ich mache da jedenfalls nicht mit!) Ich verstehe Sie hier nicht: Ich schreibe von der Lüge und dem Betrug des Paulus – und ich denke, doch sehr gut begründet - und dann wollen Sie doch wieder bei der Lüge und dem Betrug des Paulus und seiner Clique stehen bleiben – was doch alles überwunden werden sollte. Natürlich, das ist die bequemere Tour ... Doch ich denke: Irgendwann muss Schluss sein mit "immer nur den bequemen Weg gehen"! Im Übrigen: Wir beten doch im Vaterunser, dass „Sein Wille“ geschehe. Na gut, den Willen Gottes kennen wir ja nicht, denn was so gemeinhin als Wille Gottes ausgegeben wird, ist doch immer nur der Wille irgendwelcher mehr oder weniger schlauer Leute, die diesen ihren Willen dann in irgendwelchen erfundenen Geschichten Gott in den Mund gelegt haben. Aber ich denke, den Willen Jesu habe ich doch ganz gut herausgekriegt, dann sagen wir also mal, „dass der Wille Jesu geschehen möge“ – und nur der und nicht Ihrer oder der irgendeiner Kirche! Und stellen Sie sich mal vor, wir würden den in die Praxis umsetzen und daher in den Mittelpunkt stellen, also nicht einen Gottesglauben, nicht brav und fromm und spießig-anständig sein, sondern das, was höchstwahrscheinlich der wirkliche Jesus wollte, und das kann durchaus frech, kess und verletzend sein! Sie sagen, dass die „geistige Vergewaltigung“ usw. brennender ist. Ich denke, das gehört alles zusammen. Nur eben: Aus einer „geistigen Vergewaltigung“ werden sich die „Vergewaltiger“ immer herausreden, dass sie nämlich nie irgendwelche Täter sind. Wer kommt sich schon „vergewaltigend“ vor, wenn er jungen Menschen als Moral die Scham beibringt? Ich habe Ihnen die Seiten aus der Biografie der Prostituierten geschickt, der hat die Erziehung zur Scham gewiss nicht gut getan! Daher versuche ich, konkreter zu werden. Das Problem ist natürlich auch, wenn die meisten Leute „Monogamie“ hören, dann kommt gleich die Assoziation „Krampf – Unterdrückung – Enthaltsamkeit – Verklemmtheit – Spießigkeit“. Je nach Pädagogik kann es aber auch ganz anders sein: „Intelligenz – Pfiffigkeit – Lebensklugheit – Lebensfreude – Offenheit“! Dazu mal, wie ich mir eine „Taufwiederholung“ vorstelle (s. S. 36), mir scheint, Sie haben das überlesen, weil Ihnen hier offensichtlich jede Phantasie fehlt – und Phantasie ist nun einmal etwas ganz Wichtiges, wenn es darum geht, wie etwas besser werden kann. Dabei haben Sie nur das Ziel im Kopf, nämlich die praktizierte Monogamie, doch wichtig ist erst einmal, dass gerade der Weg dorthin den Kindern Freude macht – nach der Devise „Der Weg ist das Ziel“. Und wie gut das geht! Sie würden also im „Katechumenenunterricht“ (ich nenne ihn einmal so, er könnte ja auch tatsächlich etwas mit der ganz frühen Kirche zu tun haben) den 8-Jährigen erzählen, dass es auf die echte Einehe ankommt (also Sex nur mit dem Ehepartner, zum Glück wissen die Kinder heute aus der schulischen Sexualkunde ja was das ist) und wie sie das selbst einmal einfädeln können. Dazu erklären Sie den Kindern zunächst, was echte Moral und was eine Scheinmoral ist (bei der Scheinmoral soll es also nur aussehen, als ob man moralisch ist, wirklich moralisch ist man aber gar nicht, daher auch die Feigenblätter oder Badehosen). Und Sie kommen also drauf, dass die Scham so eine leibfeindliche Scheinmoral ist, die üblicherweise von verklemmten Und dann passiert das auch, natürlich ist das nicht eine langweilige Tauferei wie bei irgendwelchen Sekten, sondern die Kinder haben einen irren Spaß, sie gehen so richtig aus sich heraus und fassen sich am Beckenrand an den Händen (immer abwechselnd männlich-weiblich) und springen gemeinsam ins Wasser, dass es nur so schäumt, und freuen sich so richtig ihres Menschseins (und das ist ja auch immer Mannsein oder ein Weibsein) in der Einheit von Leib und Seele (weil ja alles in Ordnung ist). Und das wird dann schon irgendwo auffallen und einen Aufstand geben! Da müssen dann auch die sonst so schweigsamen Kleriker Stellung nehmen. Dann kommt auch noch das Essen hinterher, bei dem die Kinder begeistert ihren Eltern und anderen berichten und sich die Eltern untereinander austauschen können. Und alles spricht sich rum und recht bald machen auch evangelische Eltern mit und vielleicht sogar atheistische und sogar islamische. Denn so eine aufgeklärte „Nicht-Aberglauben-Religion“ mit der Idee einer hohen Ethik hätten sie alle selbst in ihrer Kindheit auch einmal gerne erlebt und sie wünschen sie sich jetzt für ihre Kinder! Und die Eltern merken schon, ob Sie ein reines Gewissen haben. (Und die Eltern, die das so nicht wollen, die sollen ihre Kinder in eine andere Gemeinde schicken oder zu einer Sekte... Ich wette aber, die Kinder machen so einen Druck auf ihre Eltern, weil auch sie mitmachen wollen, bis auch ihre Eltern wollen.) Aber das habe ich doch eigentlich alles schon geschrieben! War denn alles so undeutlich und unattraktiv? Vor allem ist es auch der echte Jesus, also der jüdische Jesus – befreit von allem Aberglauben und von jeder Spinnerei über Gott und von allen möglichen und unmöglichen Göttergeschichten oder auch Gottesgeschichten… Sehr geehrter Herr H:, ich habe Sie also im Internet gefunden und Ihre Werbung spricht mich an. Um es kurz zu sagen: Ich bin Theologe und war Berufsschulreligionslehrer und tüftle von Anfang an (also schon bevor meinem Theologiestudium) an einem Konzept einer vernünftigen Ehtik herum, die auch von jungen Menschen gern gelebt werden kann. Denn mein Eindruck war und ist, dass die traditionelle Ethik der Kirche (und ich meine hier vor allem die ketholische, doch die anderen Kirchen sind nicht besser) zwar gut und schön ist, doch so grottenschlecht gelehrt wird, dass junge Menschen einfach nicht danach leben können. Und meine Idee war und ist nun, eine Ethik zu entwickeln, nach der junge Menschen gerne leben können – und es auch wollen. Jedenfalls bin ich auf dem Weg noch auf vieles andere gekommen. Und ob ich jetzt die „richtige Ethik“ gekommen bin? Ich denke zwar, dass ich inzwischen wirklich gut bin, zumal ich auf einige Knüller gekommen bin. Doch das Problem eines Autors ist ja, dass er bisweilen irgendwie in sein Werk verliebt ist und gar nicht mehr die Lücken sieht oder auch die Wiederholungen usw.. Und da hätte ich gerne jemanden, der das mal mit anderen Augen durchsieht.... Es müssen um Himmels willen keine „theologischen Augen“ sein (die schon gar nicht!), sondern die eines gesunden Menschenverstands. Schauen Sie sich bitte wenigstens mal die ersten 5 bis 7 Seiten an – und sagen Sie mir dann, ob Sie noch viel finden, was anders sein müsste, oder ob Sie schon zufrieden wären. Und ich dachte auch nur bis auf Seite 26 – der Rest ist dann eher eine Sache der persönichen Einstellung, und ich weiß nicht, ob das für ein Lektorat geeignet ist. Wichtig ist eigentlich nur, ob Sie Spaß dran haben – unseren Glauben mal so aufzurollen, wie ich das tue. Und wenn Sie keinen Spaß dabei haben, dann sagen Sie mir das bitte, denn dann wäre ein anderer Lektor sicher sinnvoller. Vielleicht können Sie mir ja einen empfehlen? Die Form ist erst mal nur in Manuskriptform, dass sie für einen Druck anders aussehen muss, weiß ich auch. Ich will sie auch erst mal nur im Internet verbreiten. Ich habe da eine Idee, an die richtigen Leute zu kommen – und wie ich erfahren habe, bekomme ich dabei auch tolle Unterstützung. Aber darüber können wir eventuell reden. Die Website ist www.michael-preuschoff.de – und es dreht sich um das Buch 1 „Jesusideologie“. Und wie gesagt, die ersten 23 Seiten. Mit freundlichen Grüßen M:p:
Lieber Herr P.! Das klingt vielversprechend, und ich habe gerade ein paar Seiten gelesen und dann noch etwas weiter quergelesen. Mein ehrlicher Eindruck: Es klingt durchwegs mehr als nur ein wenig holprig, es werden viele Thesen und Behauptungen aufgestellt, die nicht wirklich fundiert oder begreifbar wirken. Teils sogar ganz schlimm mit doch-Sätzen im Sinne: außerdem ist es doch so, dass … Auch vergleichbare Phrasen werden verwendet. Der Anfang wirkt ein wenig wie Kafkas Prozess nur mit dem Wort Jesus statt Prozess und deutlich schlechter sprachlich formuliert. Es heißt dauernd Jesus, Jesus, Jesus, und doch scheint es, dass durchklingen soll, dass es in dem Buch darum gehen soll, dass Menschen monogam leben sollen, was irgendwie über durch den sexuellen Missbrauch der letzten 2-Tausend Jahre hergeleitet werden soll, aber trotzdem bin ich mir nicht wirklich klar, was Sie mir sagen wollen, denn dies hat überhaupt nichts mit Jesus zu tun, auf den Sie sich extrem zu versteifen scheinen. Zu Zeiten von Jesus gab es nicht einen einzigen Propheten, sondern es gab eine regelrechte Prophetenplage, an jeder Ecke stand da jemand und hat irgendwas vom Himmel runterprophezeit. Einen davon musste man einfach wählen, um ihn als Rolemodel zu vermarkten. Es spielt überhaupt keine Rolle, wie der echte Jesus mal wirklich drauf war, für welchen Punkt auch immer, den Sie da beweisen wollen. Die Bibel oder welches Testament Sie nun hernehmen wollen, ist ein Roman. Das sind keine historischen Überlieferungen. Natürlich stimmt ca. nichts, was darin vorkommt oder ist extrem beschönigt oder verändert, um den Punkt klarer zu machen, den man im jeweiligen Kapitel zeigen will. Auch aus Herr der Ringe (der bekannteste Fantasy Roman der Welt) könnte man als Pfarrer Kirchenvorträge ableiten, da sind viele tolle Geschichten enthalten, aus denen man viel lernen kann. Es spielt absolut keine Rolle, was in der Bibel wahr ist und was nicht, wie Jesus wirklich war usw. Es geht letztlich nur um das, was man daraus lernen kann, aus diesen Anekdoten, und dass gemeinsamer Konsens vorhanden ist, also es eben ein Buch gibt, egal welches, das sichergestellt jeder in der Kirchengemeinde kennt. Ob das nun die Bibel oder der Herr der Ringe oder die Geschichten der Gebrüder Grimm sind, das spielt keine Rolle. Auf keinen Fall sollten Sie übrigens irgendwelche Leute, die noch Leben, namentlich nennen, z.B. ein Bauer recht zu Anfang wird das nämlich. Kennen Sie den Film The Man from Earth? Ich werde nun mal ein wenig spoilern, es geht dabei um einen Mann, der nicht altert und quasi seit ein paar tausend Jahren so um die 40 Jahre alt ist. Und jetzt kommts: Unter anderem war er auch mal als Jesus bekannt und stellt ziemlich plausibel dar, wie das alles so passiert ist. Diesen Film würde ich Ihnen ans Herz legen, falls Sie ihn nicht kennen, nicht nur aus Recherchezwecken, der Film ist auch so sehr gut. Abschließend zum Thema Monogamie: Was spricht denn dagegen, wenn sich beispielsweise 3 Menschen allesamt gegenseitig lieben, dass diese dann wild und bunt miteinander vögeln und auch als Trio zusammenleben? In gewisser Weise ist diese Beziehung sogar eine Monogame, weil sie eine feste Beziehung zwischen den dreien darstellt. Religionen bilden zumeist ein sehr egozentrisches Weltbild aus, von daher kann ich schon ganz gut nachvollziehen, dass man mit solchen Hintergründen schwer begreifen kann, was ein altruistisches Leben innerhalb einer Gruppe, egal wie groß sie nun ist, mit sich bringt. Im Grunde ist die Ehe auch nichts anderes, nur eben ein altruistisches Leben in einer Gruppe, die nur aus zwei Personen besteht, und in der sich die beiden Personen so sehr wertschätzen, dass man es Liebe nennt. Und zu: „seiner Einstellung zur islamischen Religion 153 erzählte“. Mir ist nicht wirklich klar, was diese blauen Dinge sind, sind das Bibelzitate oder was, und das ist dann die Seitennummer? Ich meine, was ist denn an „islamischer Religion“ ein Zitat, verstehe ich nicht im geringsten. Ich sage es Ihnen wirklich ganz ehrlich: Das alles in einen Text umzuwandeln, der sich schön liest, vom Inhalt mal völlig abgesehen, ist noch sehr viel Arbeit. Mir gefällt auch nicht wirklich, dass das ganze Ding irgendwie als Autobiographie formuliert ist, mit Ihren Erkenntnissen, die so nach und nach auf sie eingeprasselt sind. Da reiht sich beinahe ein Ich-Satz an den anderen. Es fühlt sich ein wenig an, als ob dieses Buch lediglich die Notizen für einen Roman über das Leben von Jesus, wie es vielleicht wirklich ausgesehen hat, sind. Eben ganz ähnlich dem Film, den ich Ihnen ans Herz gelegt habe. So, wie es jetzt ist, würde ich davon abraten, es lektorieren zu lassen, denn das wird sich auch nach einigen Lektoratsdurchgängen noch ziemlich grausig lesen. Falls Sie einen Roman schreiben, würde ich diesen gerne lektorieren, das Buch hier aktuell jedoch nicht. Es ist mir schlichtweg zu sehr ein wirres Durcheinander, das sprachlich nicht schön formuliert ist. Bleiben Sie dran, das wird schon noch! Es ist toll, dass Sie sich Gedanken machen und darüber schreiben, ich wünschte, jeder würde das tun. Vielleicht konnte ich Ihnen ja ein wenig weiterhelfen. Liebe
Grüße, D.H. Lieber Herr H, ich danke Ihnen zunächst vielmals, dass Sie sich so viel Mühe gemacht haben (wie kann ich mich revanchieren?). Natürlich haben sie mich erst mal ganz schön geschockt, dass so schlecht ist, was ich geschrieben habe. Doch bitte ich zu bedenken, dass es mir nicht um irgendeine schöngeistige Belletristik geht, sondern darum, einige eklatante Lügen und einigen verhängnisvollen Betrug offen zu legen und anzuprangern und besonders für junge Menschen bessere Alternativen dem entgegen zu setzen. Der Text drumherum ist nur dazu da, um dem einen Rahmen zu geben und das ganze lesbar zu machen:
Und ich denke, die entscheidenden Thesen dabei, etwa dass unser heutiges Christentum eine spätantiker Mysterienkult ist und dass Jesus auf den kriminellen Missbrauch der Frauen seiner Zeit gestoßen war, sind fundiert und nicht angreifbar. Auch denke ich, dass solche Sätze wie „außerdem ist es doch so“, so schlimm nicht sind, denn sie haben doch die Bedeutung, dass es bei etwas „noch weitere Argumente gibt“. Und diese weiteren Argumente müssen ja nicht falsch sein. Doch danke für den Tipp, ich habe „außerdem“ durch „zudem“ ersetzt. Auch habe ich den Namen des Bauern gelöscht, ich hatte ihn nur gebracht, weil ich ja auch sonst Namen von lebenden Personen bringe, eben von denen, deren Bücher ich zitiere. Mir scheint,
dass Sie – etwa auch durch den Film, den Sie mir
empfohlen haben – ein Jesusbild im Hinterkopf haben,
das zu meinem Jesusbild konkurrierend ist und das Sie
nun auch so oder so ähnlich bei mir wieder finden
wollen. Und weil Sie das aber nicht finden, können Sie
"mein Jesusbild" nicht verstehen und empfinden alles
als ein "wirres Durcheinander". Ja, Sie können auch
überhaupt nicht verstehen, was ich will. So haben Sie
meinen "Aufhänger", nämlich die brutale kriminelle
Behandlung von Frauen zur Zeit Jesu, wie ich sie auf
S. 9 oben beschrieben habe (jetzt in Rot!),
offensichtlich entweder überlesen oder sie geht Ihnen
an der Hutschnur vorbei. Was soll ich davon halten?
Und schließlich wollen Sie mich auch noch belehren,
wie ich Jesus sehen müsste. Ich meine aber doch, dass
ich mein Jesusbild auf den ersten 5 bis 7 Seiten ganz
plausibel und verständlich beschrieben hätte und dass
das wirklich ein "Knüller" ist.. Und auf Seite 25 habe
ich beschrieben (ebenfalls in Rot), wie man
stimmige Passagen im Neuen Testament durchaus
finden und daraus den echten Jesus rekonstruieren
kann. Jedenfalls ist es bei "meinem Jesusbild" völlig schnuppe, ob es zu der damaligen Zeit noch viele „Propheten“ gab, die an jeder Ecke standen und etwas vom Himmel herunter prophezeiten, sondern dieser Jesus hatte mit diesen himmelpredigenden Propheten überhaupt nichts zu tun. Ihm ging es - gelinde gesagt - um einen sozialen Missstand, und das ist etwas völlig anderes. Vergleichsweise können Sie auch heute nicht alle Leute, die kritische Bücher schreiben, in einen Topf werfen, denn einer, der kritische theologische Bücher schreibt, hat überhaupt nichts zu tun mit einem, der kritische Bücher etwa zu unserem derzeitigen Wirtschaftssystem schreibt. Den Inhalt des Films habe ich mir im Internet angesehen. Ich möchte mein Anliegen allerdings auf keinen Fall mit dem des Films in irgendeiner sinnvollen Beziehung sehen. Bei dem Film geht es um ein phantasievolles Gedankenexperiment – und bei meinem Anliegen geht es um eine Recherche zum wirklichen Jesus auf der Basis von theologisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen und welches die Folgerungen für uns heute sein könnten. Zur Monogamie habe ich etwas unter Hnweis 120 geschrieben. Damit bin ich auch bei den blauen Zahlen: Sie beziehen sich auf die Datei 10 „Hinweise“ unter www.michael-preuschoff.de. Ich habe die Datei „Hinweise“ gemacht (der Hinweis darauf ist auf der vorletzten Seite), um den Text „Jesusideologie“ nicht unnötig aufzublähen, denn es ist doch so, dass gerade bei fachlich kompetenten Lesern vieles, was zum Verständnis nötig ist, zum Allgemeinwissen gehört. Es wäre also für diese Leser lästig und sogar beleidigend, wenn ich das also "im Text" noch einmal schriebe. Doch andere, insbesondere fachliche Laien, wissen es nun einmal nicht – und sie sollen also Gelegenheit haben, das bzw. die entsprechenden Belege zu erfahren. Wie gesagt, ich
möchte keinen Roman schreiben – ich möchte vor allem
Anregungen für junge Menschen bringen, die natürlich
einen passenden Rahmen haben müssen. Und wie ich
erkennen kann, kommen gerade junge Leute damit ganz
gut hin. Nochmals vielen Dank! Ihr MP Und ich "musste"
doch noch eine Mail schreiben, diese sehr negative
Kritik eines lektors war mir doch sehr nahe gegangen.
Allerdings denke ich inzwischen, dass nicht das "Werk"
so schlecht war, sondern dass es dem Lektor einfach
"gegen den Strich" ging, das heißt, die ganze Tendenz
passte ihm nicht, und da hat er dann irgendwelche
Begründungen gesucht. Und diese Begründungen sind dann
eher unsachliche Rundumschläge. Beispielsweise: Für
den Lektor ist die Bibel ein "Roman", der einfach
einmal da war. Eigentlich müsste er doch anerkennen,
dass ich doch recht plausibel versuche, zu erklären,
wie es zu diesem Roman kam, doch das interessiert ihn
nicht. 1. Diskussion im Juni 2020 zum "Entwurf eines Interviews" und zum Text "Der Kriminalfall Jesus" – im Mailwechsel mit einem Gymnasialreligionslehrer. Anmerkung: Inzwischen habe ich sehr viel überarbeitet, so heißt der Titel jetzt "Jesusideologie": 13.6.2020: Lieber Oswald, das ging
ja schnell mit der Reaktion! Ich habe mir mal alles genau durchgelesen und dann erst mal gar nichts gemacht. Denn es bringt vermutlich nichts, Punkt für Punkt durchzugehen, da kommt dann doch nur ein langes und endloses Hickhack heraus. Ich dachte also: Erst mal überschlafen und dann einen Entwurf machen und dann noch mal drüber schlafen – und den dann erforderlichenfalls überarbeiten. Und dabei ist tatächlich etwas
herausgekommen! Meine rhetorische Frage an Sie: Ist
Ihnen eigentlich bewusst, wir schrecklich
frauenfeindlich Sie sind? Das, was Sie da anführen
auch gegen mich und was angeblich für Ihre
Frauenfreundlichkeit spricht, ist doch alles nur
Tünche und also leerer Schein!
Und wo ich jetzt nun schon einmal
misstrauisch zu Ihrer Einstellung zu Frauen geworden
bin, habe ich natürlich auch über das andere, das Sie so
äußern, nachgedacht.
Für mich ist hier der "Lackmustest",
was die Prostituierten offensichtlich Jesus erzählt
hatten, wie sie zu ihrem Job gekommen waren – und eine
Empathie dazu. Gut, was da passiert ist, das habe ich
"ausgerechnet" – im Vergleich mit der
Susannageschichte und mit den beiden Männern aus dem
Volke (also meinem Nachbarn und dem ägyptischen
Kaufmann in dem Straßenrestaurant auf Bali), die sich
offensichtlich in der "Branche" zumindest
etwasauskennen, die also keine typischen
Studierstubengelehrten sind (die hier sowieso
üblicherweise von nichts eine Ahnung haben und die
auch keine Ahnung haben wollen, weil sie genau wissen,
dass dann ihr theologisches Kartenhaus zusammen
brechen dürfte). Es ist nun einmal so, dass es bei
solchen kriminellen Tatbeständen keine schriftlichen
Unterlagen gibt, den tieferen Sinn kann man sich nur
anhand von Indizien ausrechnen, und vor allem indem
man auch die "richtigen Leute" befragt. Immerhin ist
das alles nun wirklich eine ganz große Schweinerei,
auf die ich da gestoßen bin – ich denke, irgendwelche
Worte hätten Sie hier schon dazu sagen müssen, doch
nichts. Offensichtlich gehen Ihnen solche kriminellen
Vorgänge im Zusammenhang mit Frauen absolut an der
Hutschnur vorbei, möglicherweise finden Sie die auch
noch gut. Von
Empathie mit den betroffenen Frauen ist da jedenfalls
keine Spur zu erkennen. Ersatzweise kommen Sie dann
mit irgendwelchen netten Worten Jesu zu den Frauen,
von denen man gar nicht weiß, ob sie überhaupt von ihm
selbst stammen. Ja, wir wissen hier von Jesus doch im
Grunde gar nichts, es kann sogar sein, dass auch er
die damals übliche negative Einstellung zu Frauen
hatte und vielleicht sogar ein Casanova oder auch ein
Hurenbock war*) – doch so wie „man“ hier auf diese
erpresserische Tour mit Frauen umging, bei der die
Frauen gar keine Chance hatten, das ging für ihn nun
wirklich nicht. Jesus war eben mal ein Mann, der noch
zumindest einen Funken Anstand und Empathie im Leib
hatte und zumindest einen Rest von gesundem
Menschenverstand und also mal kein typischer Spießer
war. Ja, das ist doch typisch für Spießer, dass die
immer weggucken, wenn´s heikel wird, und nie das
Wichtige von Unwichtigem unterscheiden können und sich
also für das eigentlich Unwichtige stark machen. Der
englische Journalist Mark Gibbs meint sogar, dass das
Evangelium vom Verlorenen Sohn und auch das von den
beiden Brüdern, die der Vater in den Weinberg schickt,
autobiografisch sind. Und mein Schluss daraus: Jesus
hatte also erfahren, wie die Prostituierten zu ihrem
Job gekommen waren – und das ließ ihm keine Ruhe, hier
musste ein echter Mann doch "in den Weinberg gehen"
und etwas machen! Dabei würde auch nicht stören, dass
er – anders als die sonstigen üblichen Moralisten –
ein Fresser und Säufer war. Auf alle Fälle würden
irgendwelche netten Worte diesen Halbweltverbrechern
nie das Handwerk legen – und die Kreuzigung erklären
sie auch nicht wirklich. <*) Anmerkung: Da könnte sogar der
extrem kirchenkritische Theologe Hubertus Mynarek
recht haben, der in seinem Buch "Jesus und die Frauen"
Jesus für einen ausgemachten Casanova und den engsten
Kreis um ihn für eine "Liebeskommune" hält ...> Natürlich, die Punkte, die Sie anführen,
haben durchaus die Möglichkeit Ihrer Interpretation.
Doch sie haben auch andere Möglichkeiten, etwa die,
dass es hier um Frauenfeindlichkeit und Fortsetzung
dieser Frauenfeindlichkeit bis in alle Ewigkeiten
geht. Nur einige dieser Punkte: Wenn ich so in
der Umgebung meines Dorfs durch die Felder radle, dann
sehe ich auf den Weizenfeldern immer nur
Weizenpflanzen, und auf den Kartoffelfeldern immer nur
Kartoffelpflanzen (abgesehen vom Unkraut). Das heißt,
Mutationen kommen extrem selten vor, so selten, dass
man sie als normaler Sterblicher gar nicht erkennen
kann. Und wenn sich bei Menschen zur heutigen Zeit so
viele "Mutationen zu anderen Geschlechtern" finden, so
scheint das nicht biologisch oder genetisch, sondern
kulturbedingt zu sein, das heißt, dass wir heute eine
Kultur haben, die solches Verhalten nun einmal
fördert, auf welche Weise auch immer. Ich habe hier
eine mögliche Ursache erwähnt, doch die geht Ihnen
auch an der Hutschnur vorbei. Wie schön, dass Sie mir
vorwerfen, dass ich mir aussuchen würde, was mir
passt. Sie sollten sich zu dem Thema mal im Spiegel
anschauen, Sie sind doch hier noch viel schlimmer
(denn ich habe wenigstens noch gute Gründe) ...
Immerhin kann ich sogar auch noch auf eine
Prostituierte verweisen, die mir durchaus
beipflichtet, wie sehr ihr Schicksal mit einer
kulturbedingten Erziehung zusammen hängen dürfte – s.
Frage 2. Auch eine Mutter hat
mir bestätigt, dass das Problem ein nicht auf die
Realität abgestimmter (schulischer oder kirchlicher)
Unterricht sein dürfte (s. Frage
1). Ich hätte also vor Gesprächen mit LBGTQ
keine Angst. Das alles ist für mich allerdings kein
Thema, mir geht es darum, dass junge Menschen sich
ohne Zwänge und ohne Manipulation (auch ohne
kulturbedingte, ja, die jungen Leute müssen vor allem
lernen, die zu durchschauen) entwickeln können und
dass sie sich zumindest vor dem Geschlecht, das sie
nun einmal von Natur aus äußerlich haben, nicht mehr
schämen müssen und das auch gern haben und sogar stolz
darauf sein können. <Anmerkung zur
Kulturbedingtheit der "geschlechtlichen Veranlagung":
Im alten Griechenland waren 99 % der Männer
homosexuell bzw. zumindest bisexuell. Und diejenigen,
die es nicht waren und es nur mit Frauen "hatten",
galten als "persisch", denn von den Persern erzählte
man sich, dass sie die wahre Schönheit der Sexualität
gar nicht kannten, weil die es nur mit Frauen
"trieben". Also 99 % aller Männer "so" genetisch
veranlagt? Unmöglich! Wenn das nicht ein guter Beleg
ist, dass Homosexualität weitestgehend eine Frage der
jeweiligen Kultur ist!> Und wenn ich Maccobys "Mythenschmied" als
Offenbarung empfinde, so heißt das längst nicht, dass
ich alles, was Maccoby schreibt, auch in diesem Buch
über Paulus, gut und richtig finde. Sie kennen den
Versuch mit der "Ursuppe"? So bin auch ich hier
vorgegangen. Ich habe also die Zutaten
"Mythenschmied", "Plagiat des NT´s aus buddhistischen
Texten" und das, was ich von den beiden Männern "aus
dem Volke" erfahren habe, zusammen mit meinem
sonstigen theologischen Wissen mit seinen offenen
Fragen so lange gemixt, bis ich eine plausible Story
gefunden habe – und dabei ist dann der "Kriminalfall
Jesu" herausgekommen. Ich erinnere mich, wie ich mich
vorher in meinem Unterricht immer gewendet und gedreht
hatte, um die Glaubensinhalte plausibel zu erklären
und WIE es in unserem Glauben zu diesem
offensichtlichen Synkretismus und WARUM es zu diesem
typischen spätantiken Mysterienkult gekommen ist, der
überhaupt nichts mit dem echten Jesus zu tun hat. Und
dann eben das Aha-Erlebnis, da passte einfach alles,
was ernst zu nehmen ist! Ich schrieb, das passierte
auf dem Pilgerweg des heiligen Jakobus in Spanien ... Aber jetzt zum Lehrplan! Ihr Hinweis auf
den ist doch absoluter Quatsch. Das wissen Sie doch
selbst, dass gerade im RU im Prinzip alles in den
Lehrplan passt! Man muss es nur entsprechend
formulieren, wie das mit der Menschwerdung junger
Menschen zusammen hängt, die doch unser
Erziehungsauftrag ist. Und derjenige Lehrer ist doch
ungeeignet für den RU, der das nicht kann. Und dass
Sie "nur offizielles Material" verwenden dürfen, das
ist doch auch Quatsch. Sie sind doch in der Wahl Ihres
Materials weitgehend frei, wenn Sie in der Überzeugung
sind, dass Sie ein Unterrichtsziel nur so oder so am
besten erreichen können. Einzige Bedenken könnte man
bei sexistischem und rassistischem und
kirchenfeindlichem Material haben, doch es dürfte
schwierig sein, einem Lehrer nachzuweisen, dass er
etwas aus sexistischer und rassistischer und
kirchenfeindlicher Intention verwendet und nicht aus
der Intention, damit die jungen Menschen lernen, das
zu durchschauen und richtig damit umzugehen und es
erforderlichenfalls abzulehnen. Oder was soll das
heißen, dass Sie die Schüler nicht "irritieren"
möchten? Was heißt das denn sonst, als dass Sie bei
Ihren Schülern keine Alternative zulassen möchten, die
Ihre Manipulationsbemühungen stören könnte? Ja, ich
kann Ihnen sagen, warum Sie solchen hässlichen und
verachtenden Umgang mit Frauen schön reden und mein
Material nicht verwenden wollen! Denn Ihr Einsatz etwa
für Emanzipation und Würde der Frau ist nur schöne
Fassade, dahinter verbirgt sich in Wirklichkeit eine
niedere Gesinnung der Benutzung der Frau als
"Fickobjekt" und als Sklavin des Mannes. Und Sie haben
etwas gegen mein Material, weil es mir offensichtlch
genau darum geht, dass das nicht passiert – und das
wollen Sie bei den jungen Leuten unter allen Umständen
verhindern. Denn wenn Sie die Emanzipation und Würde
der Frau wirklich wollten, würden Sie anders vorgehen
und dafür plädieren, dass gerade die Mädchen etwa
Freude an der hohen Moral lernen und dabei auch eine
attraktive Alternative zum "Eindringen" erfahren und
attraktiv finden, und wir würden uns auch sehr gut
verstehen. Und zu "irritierenden Literatur": Das ist
in gerade in verbrecherischen Diktaturen die
Begründung der Zensur und der Verurteilung der freien
Medien usw.! Oder auch in der katholischen Kirche bis
vor nicht langer Zeit – ich erinnere an den "Index der
verbotenen Bücher" und an das Verbot des Bibellesens
im Mittelalter. Es ging immer genau darum, die
"Gläubigen" nicht zu "irritieren" ... Meine Meinung
dazu: Wenn sich jemand seiner Sache sicher ist, dann
braucht der solche Verbote nicht, denn er weiß, dass
alles, was zunächst gegen ihn vorgebracht wird, im
Endeffekt seine Theorien stärkt und glänzender
dastehen lässt, als selbst er es zunächst für möglich
gehalten hätte! Verstehen Sie mich nicht falsch: In
einzelnen Punkten gibt es ja Interpretationen, in
denen Sie richtig liegen mögen, doch in der
Zusammenschau haben diese einen anderen Sinn. Und weil
Sie den offensichtlich nicht sehen mögen und können,
muss ich Ihnen leider sagen, dass Sie zumindest in
Ihrem Inneren unter dem Deckmäntelchen der
Wissenschaftlichkeit ein frauenfeindlicher Macho sind.
(Wenn ich noch im Dienst wäre, würde ich meinen
Schülern Ihre Mail vorlesen – oder sie auch
ausdrucken und verteilen – und diese zusammen mit den
jungen Leuten genüsslich auseinander nehmen ... Aber
ich denke, das sind gar nicht Sie, der Schuld an
diesen Klöpsen hat, die Sie hier fabriziert haben.
Lassen Sie mich mal etwas arrogant sein: Sie scheinen
mir einfach noch zu sehr ein junger "Springinsfeld"
und zu professorenhörig zu sein, d.h. Sie vertreten
genau das, was Ihre Professoren wollten, damit Sie
Ihre Examina gut oder gar sehr gut machen konnten. Ich
wünsche Ihnen, dass Sie in Ihren Urteilen vorsichtiger
werden und sich von Ihren Professoren abnabeln. Und
nicht zuletzt sollten Sie bedenken: Wissenschaft
heißt, dass auch alles "ganz anders" sein kann!) Dennoch liebe Grüße – nicht zuletzt haben
Sie mir ja die Gelegenheit gegeben, manches mal so
deutlich zu schreiben ... Michael 11. 6. 2020 Lieber Michael,
1. Zum "exegetischen Blick"
Dass Sie dieses Anliegen für verfehlt halten,
dürfen Sie ja, genauso wie ich nichts von der
"Verschulung" der Universitäten halte, stehen Sie
der Verwissenschaftlichung der Schule skeptisch
gegenüber, ok. Abgesehen davon, dass ich selbst
diesen exegetischen Blick für sehr wertvoll halte,
habe ich aber auch meinen Lehrplan zu erfüllen - und
der sieht dies in den Klassen 10-12 eigens für den
Religionsunterricht aller Konfessionen vor. Und um
auf die Universität vorzubereiten gibt es in 11 und
12 das verpflichtende Wissenschaftspropädeutische
Seminar - auch mit Religionslehre als Leitfach.
Natürlich würde ich hier nie "Theologie lehren" wie
an der Universität, aber einen kleinen, didaktisch
reduzierten Einblick geben in die wissenschaftliche
Methodik - und darunter zählt als Teilgebiet im
Religionsunterricht eben auch die exegetische
Methodik - ohne diese ist ein selbstständiges
Verstehen biblischer Texte nur schwer möglich.
Zum "Wissen": In erster Linie ist mir wichtig,
dass die Schüler* selbst anhand dieser Methodik auf
Gedanken kommen, dass ihnen der Text etwas sagt,
dass sich Bibelstellen mit unterschiedlich
angelegtem Blick auch verändern können - und nicht
meine für sie ausgewählte und vorgelegte
Musterdeutung annehmen und wiederkäuen - und die
Erkenntnis eines Mädchens, das erkennt, dass unter
den Jüngern Jesu wohl auch Frauen waren und dies für
sich aus dem Text herausliest oder ein Junge, der
bei Davids Betrug mit Batseba mal Batsebas Rolle
einnimmt und nicht immer nur Davids - das sind neue
Perspektiven auf alte Geschichten - und dieser Blick
ist es, um den es geht. Und das saugen meine
Schüler* wirklich auf wie der von Ihnen genannte
Schwamm.
Ein Beispiel als Deutschlehrer, der ich nunmal
auch bin: Ich ermögliche meinen Schüler*n ausgehend
vom Unterricht sehr viele Theaterbesuche und eröffne
so neue Räume für Gedanken und hoffe natürlich, dass
sie dann auch selbst von alleine dorthin gehen. Aber
auf diese Weise bringe ich sie nicht dazu, lange
Romane zu lesen - das ist ein anderer Teilbereich,
den ich anders fördern muss. Religionsunterricht
heißt nicht Reduzieren auf Exegese, es ist ein
kleiner Teilbereich, der auch für andere Fächer
sinnvoll sein kann - so sind bei der literarischen
Analyse meine Schüler*, die auch da diesen
"exegetischen Blick" anwenden (Textkritik gibt es in
der Germanistik schließlich auch) wesentlich
treffsicherer. Und Religionsunterricht darf auch
nicht zu sehr kirchlich institutionalisiert werden -
das wäre auch gar nicht möglich, da mehr als die
Hälfte meiner Schüler* im Religionsunterricht nicht
getauft oder konfessionslos sind.
2. Auch ich halte die Sünderingeschichte für
echtes Material hinsichtlich des historischen Jesus
- wissenschaftliches Arbeiten bedeutet jedoch, auch
das miteinzubeziehen, was einer eigenen
favorisierten These widerspricht. Und das ist
beispielsweise auch der Anspruch einer
W-Seminararbeit in der Schule: Sehr begrenzt
darstellen, was der Forschungsstand ist - und nicht
unbedingt eigene, neue Erkenntnisse - das darf nach
den offiziellen Beurteilungskriterien gar kein
Maßstab sein - hier zählt mehr die ordentlich
durchgeführte Methodik.
3. Hier zeigt sich das, was ich vorausgesehen
habe: Sie werfen einem Protestanten vor,
protestantisch zu argumentieren. Das könnte ich
umgekehrt auch (gerade sehr viel hinsichtlich Ihres
Verständnisses des Verhältnisses von Mann und Frau
ist typisch katholisch), aber was bringt das?
Vielleicht ist es klarer, wenn ich die Geschichte
nicht als "Vergebungsgeschichte" (das ist sie für
mich nämlich eben nicht!), sondern "Die Geschichte
über den ultimativen Jesus-Test" oder "Die
Geschichte darüber, dass Frauen zur Zeit Jesu auch
etwas wert sind" bezeichne - haben diese beiden
Deutungen etwas mit Vergebung zu tun? Nein. Ein
genauer Blick auf einzelne Worte und Bezeichnungen
ist weder Zeitverschwendung noch eine Abschweifung
(Stichwort: tékton).
4. "Eindringen" ist mit Krieg konnotiert, man
erobert ein feindliches Land. Was halten Sie denn
von "umschließen", "aufnehmen", "verschmelzen" etc.
Gerade die sexuelle Sprache muss nicht vulgär oder
wissenschaftlich sein, sie darf kreativ,
spielerisch, keck und leicht frivol sein. Unsere
Sprache kennt viel mehr Bezeichnungen - nur diese
Bezeichnung ist wie keine andere ein Relikt einer
sexual- und körperfeindlichen Zeit - es wundert
mich, dass gerade Sie nicht einsehen, dass ein
natürlicher Umgang mit sexuellen Formulierungen der
erste Schritt ist, diese sexualfeindlichen Zeiten zu
überwinden.
5. Ja, das ist das grundsätzliche Problem:
Entweder Sie arbeiten wissenschaftlich und beziehen
auch das mit ein, das unter Umständen den eigenen
Thesen widerspricht und versuchen, dies etwa unter
neuem Blickwinkel mit einzubauen oder Sie gehen nur
nach Gefühl vor, dann besteht aber die Gefahr, dass
Sie sich "Ihren eigenen" Jesus bauen. Das ist das,
was ich mit dem "wütenden" Jesus angesprochen habe:
Um Ihre Argumentationslinie miteinzubeziehen: ein
Tische im Tempel umwerfender Jesus passt so etwa gar
nicht zur paulinischen Theologie - warum gibt es
diese Stelle dann? Richtig, es ist ein Hinweis auf
den historischen Jesus, den man nicht tilgen konnte,
da die Geschichte zu bekannt war. Jesus wird an
anderer Stelle als "Fresser und Weinsäufer"
beschrieben - wieder etwas, das echt sein muss, weil
es eine unbequeme Wahrheit ist. Idealisiert man den
Jesus nicht, wenn man, nur um die eigene These zu
retten, annimmt, dass diese Stellen von paulinischen
Gegnern Jesu eingefügt wurden, um das Andenken an
ihn zu schmälern bzw. seine Lehre zu verfälschen?
Oder ist das andere Argument nicht ebenso
wahrscheinlich?
Ein anderes Beispiel: Nimmt man einzig alle
Stellen aus dem Johannesevangelium, bei denen Jesus
vom Jünger, den er liebte, spricht und bezieht die
Tatsache mit ein, dass er selbst nicht verheiratet
war, hört sich das sehr nach einer homosexuellen
Beziehung an. Die Gefahr besteht, siehe
"hermeneutischer Zirkel", dass man sich selbst im
Kreis dreht und um diesen zu durchbrechen, das
Problem nur noch zu einseitig betrachtet. So ist
auch Ihre Interpretation der Adam-und-Eva-Geschichte
sehr interessant und enthält Elemente, die zumindest
sehr wahrscheinlich sind. Ich neige jedoch dazu,
diese schöne Geschichte tiefenpsychologisch zu
deuten: Kinder auf dem Weg zum Erwachsenwerden,
behütet von Eltern, die wissen, dass ihre Kinder
irgendwann auf eigenen Beinen stehen müssen. Und wer
von uns hat nun "Recht"? Und das ist das Spannende:
Wir beide! Die Auslegungen schließen sich
gegenseitig nämlich nicht aus, sie ergänzen sich,
wenn man es nur zulassen will.
6. Diese Ihre Sätze sind ein Schlag ins Gesicht
der gesamten LGBTQ-Community und brauche ich alleine
deswegen eigentlich nicht zu kommentieren, da sie
sich selbst disqualifizieren. Nur so viel: Sie
wissen schon, dass man sich seine sexuelle
Orientierung nicht aussuchen kann? Und dass es weder
blamabel für Cis-Männer ist, dass sie homosexuelle
Frauen nicht "heilen" können (denn nichts anderes
ist das, was Sie hier zwischen den Zeilen schreiben)
noch man dafür gerade die jüdische Religion
heranziehen muss - so positiv deren ursprünglicher
Ansatz auch ist, sie ist dabei aber immer absolut
heteronorm. Was ist dann mit Transmenschen oder dem
dritten Geschlecht? Brauchen die auch Männer, damit
ihre Orientierung und das "Problem" "erledigt" ist?
Frauen heiraten Frauen und verbringen mit diesen
lebenslangen Partnerinnen ihre sehr glücklichen
Ehen, willkommen im 21. Jahrhundert!
7. Zur sexuellen Verwirklichung und
Scheinwissenschaft: Ja, es gibt auch pädophile
Menschen und diese Menschen leiden sehr unter ihren
sexuellen Neigungen - hier gibt es jedoch gut
ansetzende Therapien, damit man diese Neigungen eben
nicht auslebt. Das, was Sie hier verwechseln, ist
Neigung (in etwa ein Fetisch) mit Identität (sehe
ich mich als Mann oder Frau oder dazwischen) und
sexueller Orientierung (stehe ich auf Frauen, Männer
oder dazwischen). Googeln Sie mal das Schaubild
"Genderbread Person", da wird das klarer.
Ihre These von dem unnatürlichen Verhältnis zum
eigenen Körper, woraus dann "abnorme" sexuelle
Orientierung wird, ist auch nicht neu. Diese wird
von vielen meist katholischen oder sehr
evangelikalen Theologen oft vertreten. Allein die
Ansicht, dass etwas normaler ist als etwas anderes,
ist schon sehr fraglich, da auch dies
gesellschaftlich konstruiert ist. Damit können Sie
aber doch einen Homosexuellen kurz vor dem Outing
nicht unterstützen! Was hätte hier der historische
Jesus getan? Eben!
8. Nach wie vor: Wenn die ersten Jünger nicht das
Auferstehungsereignis verbreitet hätten (was
übrigens auch Maccoby nicht abstreitet), hätte
dieses 40-60 Jahre später auch nicht aufgeschrieben
werden können. Da ändert auch eine mögliche
paulinisch-theologische Redaktorhand nichts. Und ja,
natürlich haben die ersten Jünger versucht, dieses
Ereignis für sich einzuordnen und sich natürlich der
damaligen Umwelt bedient - aber auch dem Judentum -
der Bezug auf den leidenden Gottesknecht bei Jesaja,
der mit Jesus identifiziert worden ist, ist ja wohl
kaum Mithrasglaube - Paulus greift diesen Gedanken
aber sehr wohl auf!
9. Natürlich habe ich mich auch in den
Mythenschmied ansatzweise eingelesen, ich kritisiere
doch nichts unbelesen, das wäre unwissenschaftlich -
Maccobys Jesusbild ist jetzt nichts fundamental
Neues, Jesu Nähe zu den Pharisäern und vieles
Weitere ist ja mittlerweile sogar Schulbuchwissen,
er fasst hier größtenteils Bekanntes zusammen. Bei
Paulus wird es dann aber schon schwieriger und das
exegetische Angreifbarsein, von dem ich gesprochen
habe, ist evident - vor allem, dass, wie er im
Vorwort sogar selbst zugibt, vieles nur Vermutung
sei. Ich verstehe aber, dass Sie dieses Werk
begeistert, er schreibt genau in dem scheinbar
fundierten Stil ohne richtige Quellen, der viele
Leser anspricht. Sie werfen mir protestantische
Wortklauberei vor, aber so, wie Maccoby alleine die
Apostelgeschichte auseinandernimmt, um dort Hinweise
zu finden, warum Paulus kein Pharisäer sein konnte -
die Apostelgeschichte ist viele Jahre nach Pauli Tod
von Lukas verfasst worden, einem Heidenchristen, der
viele jüdische Zusammenhänge nicht mal kannte, so
ist klar, dass er etwa den Hohepriester als
Auftragsgeber einsetzte (er kannte ihn ja nur von
Markus) oder Paulus natürlich den Schüler eines der
angesehendsten Pharisäer sein ließ, um nur zwei
Beispiele zu nennen - das ist doch keine
verlässliche Quellenarbeit, das ist
effekthascherische Pseudowissenschaft. Und die
Ebioniten (Text frühestens Anfang des zweiten
Jahrhunderts zu datieren) als phänomenales neues
Beispiel heranzuziehen, die selbst das
Markus-Evangelium umgestaltet haben, um es ihrer
gnosisnahen Lehre anzupassen - das überzeugt nicht,
logischerweise haben die gegen die paulinische
Theologie argumentiert, weil er eben nicht so
gnosisnah war. Maccobys Anmerkungen zu den echten
Paulusbriefen habe ich dann sogar unter der Brille
des "Täuschers" Paulus zu lesen versucht, um seine
These zu prüfen, aber sie funktionieren nur, wenn
man bereits die Grundthesen und viel der
Apostelgeschichte voraussetzt - das ist nun wirklich
ein klassischer Zirkelschluss. Pinchas Lapide
hingegen, der hatte wirklich etwas drauf!
10. Zu den Badehäusern: Vor Jahren habe ich die
dazugehörige Ikonographie in mittelalterlichen
Handschriften mal untersucht und dort wird oft
beschrieben, dass Frauen schwanger wurden, nachdem
sie nach den Männern die Badestube besucht haben,
also kann da schon was dran sein. Andererseits gab
es auch wirklich viele Einrichtungen dieser Art, da
sind "schwarze Schafe" nichts Ungewöhnliches. Und
nein, auch heute ist Nacktheit zugegebenermaßen
nicht normal, wenn Sie mal von der Besonderheit der
deutschen Sauna absehen.
Konsequenz: Daher kann und will ich nichts
widerrufen - auch ich bleibe bei dem, was ich
angemerkt habe!
An meine Schüler* werde ich den "Kriminalfall"
jedoch nicht weitergeben - aber danke für das
Angebot. Abgesehen davon, dass ich das gar nicht
dürfte - gerade weil ich meinen Unterricht
interessant und lebendig halten möchte und meine
Schüler* eben nicht manipulieren möchte, würde es
meine Schüler* irritieren, von mir, der immer wieder
betont, wie wichtig offenes und reflektiertes Denken
ist, dann etwas wie den "Kriminalfall" zu verteilen,
da er an zu vielen Stellen deutlich subjektiv und
voreingenommen geschrieben ist. Sorry.
In der Hoffnung, dass Sie über meine an mehreren
Stellen doch berechtigten Anmerkungen nachdenken
ohne diese vorschnell abzutun und nicht stattdessen
in das übliche Lehrergehabe verfallen, dass es mir
nur nicht richtig erklärt wurde oder ich es nicht
richtig nachgelesen habe,
sende ich beste Grüße von einem Religionslehrer
zum anderen!
Oswald
9.6.2020: Lieber Oswald, danke für Ihre ausgiebige Kritik! Doch
eine Vorbermerkung dazu: Das Interview war nur als
Vorgeschmack oder Anregung gedacht für das
Eigentliche, also etwa für den Text "Der Kriminalfall Jesus".
Denn da habe ich alles genauer beschrieben und auch
in den "Hinweisen" und "Fragen" zum Text alles näher
ausgeführt, also erübrigt es sich eigentlich
weitgehend, dass ich auf Ihre Kritik eingehe. Doch
haben Sie sich einige Mühe gemacht und Sie sprechen
auch einiges an, das ich nicht so genau und
ausführlich behandelt habe, und so will ich doch auf
einiges wenigstens kurz eingehen: 1. junge Leute zum "exegetischen
Blick" erziehen: Es ist das alte Problem:
"Religionsunterricht" oder "Religionslehre". Meine
Einstellung: Ich als Lehrer habe Theologie studiert
und habe mich dabei mit allen diesen Sachen
auseinandergesetzt. Und jetzt ist es meine Aufgabe,
das Beste und vor allem das nach bestem Wissen und
Gewissen Richtige auszusuchen oder sogar weiter zu
entwickeln – so dass die jungen Menschen in ihrem
Leben etwas damit anfangen können, wichtig ist das
Menschsein, das Leben und nicht das Wissen! In
Büchern oder vor allem gratis im Internet informiere
ich dazu diejenigen, die mehr wissen wollen, warum
ich das so und so mache. Und die, die sich
informieren können, sind nicht nur die jungen Leute
selbst, sondern auch Eltern, Kollegen, Arbeitgeber,
Vorgesetzte. Die können sich hier mit mir
auseinander setzen, so wie Sie das jetzt tun. Doch
im Unterricht muss das nicht so ausdrücklich sein,
eine Verwissenschaftlichung gerade des
Religionsunterrichts in der Schule halte ich nicht
für sonderlich sinnvoll, wir müssen die jungen
Menschen nicht zu "kleinen Theologen" ausbilden,
sondern zu Menschen, die mit beiden Beinen im Leben
stehen! Und ich denke, wenn Religionslehrer hier gut
sind, dann interessiert das die jungen Leute von
alleine, sie saugen das auf wie ein trockener
Schwamm das Wasser. Auf alle Fälle reicht es, wenn
wir die wissenschaftlichen Probleme erwähnen und den
jungen Leuten sagen, wie sie sich näher informieren
können. Denn sonst kommt es leicht zu den typischen
Ergebnissen des schulischen Unterrichts: Im
Deutschunterricht lernen die jungen Leute, nie mehr
in ein Theater zu gehen, im Musikunterricht nie mehr
in eine Oper oder in ein Konzert zu gehen, im
Kunstunterricht nie mehr in ein Museum zu gehen oder
gar selbst ein Bild zu malen, im Sportunterricht nie
mehr Sport zu treiben, im Religionsunterricht nie
mehr in eine Kirche zu gehen ... Und das wollen wir
doch vermeiden? Konsequenz: Quod scripsi scripsi... Ich bleibe dabei, was ich geschrieben habe! Doch etwas: Die Gefahr besteht ja immer
in dem Unterricht, den wir machen, dass wir als
Studierte den "gesunden Menschenverstand" verloren
haben (vielleicht hatten wir uns auch das Studium
der Theologie oder auch der Psychologie oder
Soziologie ausgesucht, weil wir von vornherein gar
keinen "gesunden Menschenverstand" mehr hatten?) und
die jungen Menschen mit unserer eigenen Einstellung
indoktrinieren oder gar manipulieren. Ich möchte
Ihnen daher drei Exemplare des "Kriminalfalls"
schicken, eines für Sie selbst und zwei für Schüler
(einmal männlich und einmal weiblich) und dass Sie
also diese ohne oder nur mit dem Kommentar von der
Gefahr der Manipuation den Schülern zur Bildung
einer eigenen Meinung weitergeben
– mehr nicht, keine große Arbeit, kein
Studienprojekt. Am sinnvollsten sollten Sie
die Texte allerdings solchen Schülern geben, von
denen Sie den Eindruck haben oder die das auch schon
geäußert haben, dass sie ohne Sexerfahrungen in die
Ehe gehen wollen, denn man sollte nicht Menschen
"mit anderen Erfahrungen" unnötig wehmütig machen,
dass sie also etwas falsch gemacht oder verpasst
haben. Und dann sollen sich die Schüler dazu äußern.
Ich könnte mir vorstellen, dass daraus ein
interessanter lebendiger Unterricht wird. Ich hätte
jedenfalls so eine alternative Sicht in meinem
Unterricht gerne gehabt – und diejenigen, die
solchen frischen Wind bringen, mit guten Noten
"belohnt". Ich würde mich also freuen, wenn Sie mir
Ihre Anschrift mitteilen. LG Michael 8. 6. 2020: Lieber
Michael,
es hat mich gefreut, nach
all den Jahren mal wieder etwas von Ihnen zu hören.
Es betrübt mich jedoch, dass Sie trotz dieser langen
Zeit immer noch dieselbe etwas unreflektierte
Vorgehensweise wie damals haben, weswegen es mich
auch nicht wundert, dass Sie auf Ihr selbst
verfasstes Interview und die dahinter stehende
"These" noch keine Reaktion erhalten haben. Doch,
wie Sie wissen, bin ich jemand, der interessanten
theologischen Diskussionen nur schwer aus dem Weg
gehen kann (besonders wenn es mit Joh 8, 1-11 eine
meiner absoluten Lieblingsstellen betrifft - für
mich vielleicht sogar DIE wichtigste Perikope in der
ganzen Bibel - so viel zum Thema "achtlos
vorbeigehen") und eventuell auch aus dem Grund haben
Sie mich ja vielleicht auch direkt angeschrieben.
Hier folgt also mein Blick auf Ihre These(n).
Zuerst aber noch etwas zu
meiner Person, auch an mir sind die Jahre ja nicht
spurlos vorübergegangen, auch ich habe meinen
Forschungsschwerpunkt, der ja überhaupt den
Ausgangspunkt für unseren Kontakt damals lieferte,
seit meiner Studentenzeit weiter ausgebaut. Nachdem
ich in meiner Magisterarbeit die Rolle der Frau im
Urchristentum untersucht habe (wofür ich mich auch
gerade in die echten paulinischen Briefe genauestens
eingearbeitet hatte), führte mich mein Weg über das
Referendariat in den gymnasialen Schuldienst, wo ich
meinen Schüler*n nun schon seit mehreren Jahren
innerhalb des Religionsunterrichts und durch
W-Seminare der Oberstufe versuche, den exegetischen
Blick auf die Bibel zu schärfen und diesen die
Feinheiten feministischer, psychologischer und
historisch-kritischer Auslegung nahezubringen und
ein Bewusstsein zu schaffen für die Vielfalt
religiöser Überzeugungen und sexueller Orientierung
(die Unterscheidung zwischen Gender und Sex sowie
ein theologisch offener Umgang mit Homosexualität
etc. liegen mir dabei besonders am Herzen - es
schockiert mich jedes Mal, dass viele Schüler* die
Geschlechterkategorien als absolut setzen und nicht
wissen, dass es so viel mehr Spielarten auf der
Skala zwischen "klassisch" männlich und weiblich
gibt).
Nun muss ich nur noch
voranstellen, dass vieles der nun folgenden
Anmerkungen, Einwände oder auch Gedanken natürlich
sehr evangelisch ist - ich habe schon öfter erlebt,
dass gerade im ökumenischen Dialog viele Hürden in
der konfessionellen Betrachtungsweise liegen -
manches in Ihrem Interview kam mir für meine
Begriffe zumindest schon sehr "katholisch" vor.
Das Grundproblem scheint
mir, weshalb Ihre "irren Zusammenhänge" auch keine
Reaktionen hervorrufen - was sensationelle
Erkenntnisse ja für gewöhnlich nach sich ziehen - ,
dass Sie sich nur die Punkte heraussuchen, die zu
Ihrer These passen, alles andere aber ignorieren
oder als unwichtig abtun - und das ist eben nicht
wissenschaftlich gearbeitet.
Bei Joh 8 fängt es schon an:
So sehr ich diese Stelle liebe: In den ältesten
Textzeugen des Johannes-Evangeliums ist diese gar
nicht enthalten, alleine aus diesem Grund ist es
zumindest fraglich, diese Stelle dem historischen
Jesus zuzuschreiben. Und es stimmt auch keinesfalls,
dass diese Perikope von Theologen immer hinsichtlich
der "Vergebung" ausgelegt wird - Sie kennen nur
keine andere theologische Auslegung. Ich unterrichte
diese Stelle mehrmals im Jahr und ich gehe dabei
immer von der Frau selbst aus: Eine junge Frau,
vermutlich eine Prostituierte, eventuell auch nur
auf einen anderen Mann hereingefallen, vielleicht
auch absichtlich hereingelegt, wird von einer
patriarchalen Gesellschaft angeklagt - und Jesus
wird getestet, ob er Teil dieser Gesellschaft ist.
Er zieht sich elegant aus der Affäre und zeigt den
Männern auf (der ehebrechende Mann ist natürlich
nicht angeklagt, warum auch, ihn schützen die
mosaischen Gesetze ja), dass ihre Sichtweise falsch
ist - alle sind gleichermaßen Sünder und die
Sexualmoral ist nicht wichtiger als andere Moral.
Spannend wird es, als die Meute weg ist: Jesus
wendet sich direkt an die junge Frau: Ein Mann in
der damaligen Zeit steht auf der Seite der Frauen,
der Unterdrückten, der Notleidenden. Sie erkennt,
auch sie, die Hereingelegte, ist etwas wert! Wow!
(Zuhälter nach Ihrer Version
brauchen übrigens keinen Jesus, um
öffentlichkeitswirksam eine Steinigung
durchzuführen; dass hier Jesus getestet wird, ist
viel wahrscheinlicher.)
Und Paulus, der einstand für
die Gleichberechtigung (Gal 3,28: "da ist weder Mann
noch Frau..."), vielfachen Kontakt zu Leiterinnen
von Gemeinden hatte, die er teilweise selbst
eingesetzt hat, der allem Anschein nach asexuell
gewesen ist (er rät von Heirat, Sex... immer ab!),
von dem wir bis auf die wohl nachträglich
hinzugefügte Korintherstelle (1 Kor, 7-12) keinerlei
misogyne Aussprüche kennen, der Christus als neuen
Adam (nicht Eva! Adam hat also die Verantwortung für
den Sündenfall!) einsetzt, dem der Glauben an
Christus das wichtigste ist, soll mit diesem
Jesusbild nicht einverstanden gewesen sein, sogar
ein "verdeckter Ermittler" sein, um mit dem
Auferstehungsglauben einen neuen Mysterienkult zu
schaffen? Ich bitte Sie!
Nur weil Paulus diese
Mithras- und Attiskulte natürlich kannte, heißt das
doch nicht, dass er als ehemals frommer Jude sich
gedacht hat: "Fein, um meine Religion allen zu
öffnen, ersetze ich die Götter mit Jesus"! Auch das,
was Maccoby schreibt, ist ja bereits exegetisch
zumindest angreifbar, da er, wie ich es von
Rabbinern sehr oft erlebt habe, zu sehr allein vom
Judentum ausgeht - und da sind sowohl Jesus als auch
Paulus nicht immer die Paradebeispiele.
Ja, Paulus kannte Jesus
nicht persönlich, war als Letztberufener der Apostel
immer Anfeindungen der "echten" Jünger/Apostel Jesu
ausgesetzt - aber nur, weil er das Christentum allen
Menschen öffnen wollte - das hört sich für mich doch
so an, als ob er Jesu Botschaft wirklich verstanden
hat. Und ja, darum ist er der erste Theologe - aber
eine Johannes-Stelle gegen ihn ins Feld zu führen,
die erst 150 Jahre nach ihm in den biblischen Kanon
aufgenommen wurde, erscheint mir sehr
anachronistisch. Vor allem, da es auch den wütenden
Jesus gibt, der Tische im Tempel umwirft und Bäume
verdorren lässt.
Ob man jetzt an die
Auferstehung Jesu glaubt oder es als Trick der
Jünger Jesu auffasst, ist dabei egal: Selbst wenn
man eine fingierte Auferstehung annimmt, haben
diesen "Mythos" Jesu Jünger selbst in die Wege
geleitet. Im Korintherbrief schreibt Paulus selbst,
dass er das Glaubensbekenntnis von bestehenden
Gemeinden/Jüngern erhalten hat (1. Kor. 15,3ff) und
verweist hier extra auf Petrus. Die paulinischen
Briefe sind ein Jahrzehnt nach dem
Auferstehungsereignis verfasst - da braucht es
keinen "verdeckten Ermittler" mehr. In 10 Jahren
hätte sich von sich aus jede Gruppe um einen Messias
zerschlagen, wenn nicht die ersten Jünger selbst
diese Geschichte verbreitet hätten. Vieles, was Sie
als Argumente hernehmen, stammt aus der
Apostelgeschichte, die von Lukas verfasst worden ist
- und zwar 50 Jahre nach den paulinischen Briefen.
Das Damaskuserlebnis in der dort beschriebenen Form,
das sog. Apostelkonzil etc können somit nicht als
wirkliche Quelle für das paulinische Leben und sein
Anliegen dienen.
Das Befreiungsgefühl, das
Nacktheit bietet, die losgelöst ist von Sexualität,
ist in der Form übrigens auch nichts Neues, wie mir
Jahre nach unserem Mailwechsel auffiel. Richtig
verstandenenes Leben im Sinne der Freikörperkultur
will nichts anderes. Ihre Ausführungen bezüglich der
Monogamie sind mir jedoch immer noch zu sehr
klassisch "männlich" geprägt ("Eindringen"): Der
Begriff des Geschlechtsverkehrs ist viel weiter zu
fassen, auch das, was Sie "hautnah zusammen sein"
nennen, ist doch bereits Sex, das merken Sie
spätestens dann, wenn es sich beispielsweise um zwei
lesbische Frauen handelt. Bei aller Anerkennung,
sich in junge Frauen und Mädchen hineinversetzen zu
wollen, Sie gehen hier m. E. nach immer noch zu sehr
vom Verhindern des "Eindringens" aus (Stichwort:
"Denn alle Nervenzellen, die bei der Frau für den
Orgasmus zuständig sind, befinden sich an der
Oberfläche ihrer Sexualorgane", wie Sie es immer
formulieren und was auch wissenschaftlich inkorrekt
ist, da dies viel mehr eine "Kopfsache" ist als ein
biologischer Vorgang; wie gesagt, dies ist
"biologisch männlich" gedacht und Frauen
"übergestülpt") und für mich klingt das nach dem
veralteten Schrei nach dem "Schutz der
Jungfräulichkeit" um jeden Preis.
Verstehen Sie mich nicht
falsch: Ich stehe für verantwortungsvoll gelebte
Sexualität mit gegenseitigem Vertrauen ein, muss als
Protestant das "Scheitern" aber immer miteinrechnen.
Bei Gott ist auch scheitern möglich, Gott verurteilt
nicht, Gott weiß ja, wie wir sind. Bei der von
vielen Religionen über Jahrhunderte aufgebauten
Sexual- und Körperfeindlichkeit gebe ich Ihnen aber
natürlich Recht, das hatte ich schon während meines
Studiums untersucht. Auch im Mittelalter hat man die
öffentlichen Badehäuser (unter dem ablehnenden Blick
der Kirche) natürlich nackt besucht, das war wie die
von Ihnen herangezogene Taufpraxis ganz
selbstverständlich.
Für Luther war übrigens Sex
(innerhalb der Ehe) absolut legitim und sehr positiv
besetzt - besonders pietistische Strömungen haben
aber ab dem 19. Jahrhundert diese Ansätze ins
Gegenteil verkehrt, was ja schlussendlich dazu
geführt hat, dass heutzutage die schlimmsten
Gewaltdarstellungen im Fernsehen nicht zensiert
werden, aber das kleinste Anzeichen einer weiblichen
Brust sofort retuschiert wird. Und das ist nun
wirklich körperfeindlich. Da braucht es, wie ich
finde, aber keine "Moral der echten Monogamie" als
Ersatz, da braucht es ein Bewusstsein gegen
Körperfeindlichkeit und falsch verstandene
Sexualmoral!
Nehmen Sie meine
Ausführungen also als das, was sie sind: neue
Denkimpulse von einem Lehrer zum anderen. Lehrer*
beantworten nicht nur Fragen, sie denken auch über
ihre eigenen Positionen im Austausch mit anderen
nochmals reflektiert nach - zumindest ist das meine
Erfahrung im täglichen Schuldialog - um abschließend
nochmals Paulus zu zitieren: "Prüft aber alles und
das Gute behaltet!" (1 Thess 5,8).
Beste Grüße
Ihr
Oswald
Lieber Oswald, ich dachte schon, dass ich Ihre Adresse verloren habe, doch durch Zufall stieß ich wieder auf unseren Mailwechsel vor 9 Jahren, bei dem auch noch Ihre Mailanschrift war. Da ich nun nicht weiß, ob diese noch gültig ist und ich nicht allzu viel umsonst schreiben möchte, inzwischen nur so viel: Ich bin noch auf ein Buch über Paulus von einem engl-jüd. Talmudgelehrten gestoßen - und zusammen mit den beiden Infos von dem dänischen Sanskritforscher (ich war erstaunt, dass ich das Buch bei unserem Mailwechsel 2011 schon kannte, so lange soll das also schon her sein?) und dem Tip von dem Bauern bin ich nun auf irre Zusammenhänge gestoßen - und ich bin überzeugt, dass es so oder so ähnlich gewesen sein muss: https://basisreli.lima-city.de/kriminalfall.pdf oder kürzer https://basisreli.lima-city.de/kriminalfall-kurz.htm . Auf was ich gekommen bin, erklärt nicht nur den grauslichen Tod Jesu, sondern auch die Rolle des Paulus, warum der etwa eine Theologie konstruiert hat, die eigentlich ein spätantiker Mysterienkult ist, der nicht mit dem wirklichen Jesus zu tun hat. Das NT habe ich jedenfalls weitestgehend über Bord geworfen, bzw. nutze nur noch Stellen, die lebenspraktisch und nichtpaulinisch klingen. Auch ein Interview habe ich dazu entworfen: https://basisreli.lima-city.de/interview.htm . Vielleicht ist das ein ganz guter Einstieg. Noch bin ich bisher damit nirgendwo angekommen... Inzwischen geht es mir nur noch um die Monogamie, ich meine hier die echte, und wie die jungen Leute dazu kommen, das werden sie schon selbst herausfinden. Meine einzigen Tipps sind, dass Nacktheit nicht automatisch Geschlechtsverkehr bedeutet und dass man durchaus auch hautnah zusammen sein kann - ohne Sex. Und dass das auch sehr schön und aufregend ist bzw. sein kann - und alle Optionen für die echte Monogamie offen lässt. Das wär´s erst mal! Liebe Grüße Michael Und was machen Sie zur Zeit? Im kirchlichen Dienst? www.michael-preuschoff.de
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