DER RELI-LEHRER UND DIE JUNGFRAU Frühchristliches Konzept der hohen
Liebe - für unsere heutige Zeit aktualisiert A. Gespräch über eine vernünftige und auch christliche Methode der Partnerwahl, über einen Sex mit menschlichem Antlitz und über einen intelligenten und moralischen Anfang damit. Das
Gespräch gab
es auf dem Pilgerweg des heiligen Jakobus in Spanien mit einer
jungen Pilgerin, die noch nie Sex hatte, also mit einer
Jungfrau. Der
Titel könnte auch sein: „Erlebt
zuerst einmal
das Paradies und seine Spielregeln und alles andere wird euch dazu
gegeben werden!“
Wie sehr die persönlichsten Träume und Entscheidungen junger Menschen eine politische Dimension haben, hat der spanische Philosoph Ortega y Gasset (1883 - 1955) auf den Punkt gebracht: „So ist das Leben: überraschend und voll von nie gewähnten Wegen. Wer hätte geglaubt, dass etwas so unfassbares Flüchtiges wie die Luftgebilde, die junge Mädchen in keuschen Kammern sinnen, den Jahrhunderten tiefere Spuren eingraben als der Stahl des Kriegsgottes. Von den rührenden Geweben heimlicher Mädchenphantasien hängt großenteils die Wirklichkeit des kommenden Jahrhunderts ab!“ („Über die Liebe“, Stuttgart 1954, S. 24) Wenn wir etwas in unserer Gesellschaft zum Positiven verändern wollen, sollten wir dann nicht einmal bei dem ansetzen, was „junge Mädchen in keuschen Kammern sinnen“? Natürlich müssen die Jungen davon wissen, damit sie sich einrichten können. Daher ist das vorliegende Konzept geeignet für alle junge Menschen!
Dieser
Punkt könnte
auch heißen: „Ein Vater redet mit seiner
Tochter
Klartext“, es ist also eine eher männliche
Pädagogik. Wo
ist nun der Unterschied zu einer weiblichen
Pädagogik? Ganz
einfach: Frauen neigen dazu zu sagen: „Alle
Männer
sind so!“ Während
Männer eher sagen: „Es gibt
solche und solche Männer – es kommt darauf an, wie
Ihr an die
Männer ran geht, damit sie erstens vernünftig sind,
und zweitens,
damit Ihr den für euch Richtigen findet!“ Kurz zu mir: Ich bin Diplomtheologe und war vor meiner Pensionierung Berufsschulreligionslehrer. Ich war noch nie verheiratet, habe jedoch eine vietnamesische Gasttochter, die ich 1997 in Saigon zufällig getroffen habe, als sie 14 war. Wir haben zwei Jahre miteinander korrespondiert, wobei ich dem Mädchen mein Konzept erklärt habe und dass es alles mit seinen Eltern besprechen sollte. Mit 16 kam die junge Vietnamesin dann nach Deutschland und ist seitdem wie meine Tochter. Heute arbeitet sie im Support für technische Software (also wenn in einer Fabrik die Maschinen stell stehen, weil die Software nicht funktioniert) in einem Siemens-Unternehmen und ist verheiratet mit einer kleinen Tochter.
Nymphe von Carl Spitzweg
ANMERKUNG: DAS GESPRÄCH WURDE GRÜNDLICH ÜBERARBEITET. LEIDERWILL MIR DIE KORREKTUR DER WEBSITE NICHT GELINGEN. Junge Pilgerin: Also ich werde, bevor ich heirate, erst einmal mit möglichen Partnern zusammenleben, um festzustellen, wer für mich der Richtige ist. Familie, Ehe, Liebe und Treue sind für mich hohe Werte, daher muss frau doch vorher wissen, wie der Mann ist, mit dem sie auf immer zusammenleben und dem sie auch treu sein will und kann. Ich möchte doch nicht auf einen Mann hereinfallen, der für mich nicht der passende ist.. Autor: Du fängst also deswegen mit irgendeinem Jungen oder Mann auch mit dem Sex an, um das herauszubekommen? Das ist jetzt etwas krass ausgedrückt, doch irgendwie stimmt das schon. Denn das gehört nun einmal zur Emanzipation einer modernen jungen Frau. Ich habe doch heute die Möglichkeit, mich frei zu entscheiden! Und irgendwann muss auch frau doch mal anfangen, damit sie den Anfang hinter sich hat. Ist dir eigentlich klar, wie das von männlicher Seite aussieht, was du da vorhast? Muss ich mir darüber Gedanken machen? Die Männer müssen das heute bei einer emanzipierten Frau akzeptieren, dass sie nicht blind in eine Ehe hinein stolpern will. Von dir aus mag das ja plausibel sein. Doch bei den Männern entsteht so der Eindruck, dass die Mädels gar nicht heiraten wollen, dass sie nur Sex einfach so haben wollen. Und weil das irgendwie alle Mädchen wollen, dass also alle Mädchen und Frauen im Prinzip Schlampen oder sogar Huren sind. Daher kann oder muss man sie auch so behandeln. Das klingt aber hart. Deswegen ist frau aber doch nicht gleich eine Schlampe oder gar Hure, bloß weil sie mal Sex ohne Trauschein macht. Ich gebe hier nur wieder, was so geredet wird. Ja, versetze dich doch mal in einen Mann, dem du damit kommst, dich zu entjungfern. Und von dem Mann willst du auch nicht mehr, also auch keine Heirat. Sogar deine Jungfernschaft ist dir egal, die doch eigentlich etwas sehr Wertvolles ist.Der muss ja so denken – und das müssen auf alle Fälle auch die anderen Männer, die das doch mitbekommen. So etwas bleibt ja nicht geheim. Hast du eine Ahnung, wie krass Männer bisweilen denken und reden! Doch der Unterschied zur Hure ist, dass so eine Geld dafür nimmt. Na toll! Oh, du bist ja noch dümmer als diese Frauen, du willst das sogar einfach so umsonst machen. Ich hoffe ja, das ist nicht deine wahre Meinung. Aber im Endeffekt liegt das Problem doch sowieso an den Männern, die immer nur „das Eine“ im Kopf haben. Oh, wenn ich die Fälle durchgehe, die ich über das erste Mal so mitbekommen habe, dann waren es in neun von zehn Fällen eindeutig die Mädels, die ihre Jungfernschaft loswerden wollten. Und hast nicht auch du gerade noch gesagt, dass du die bist, die auch so etwas vor hat? Und Entjungferung bedeutet nun einmal Sex, und hier soll es erst mal gar nicht um Heirat gehen. Aber das machen doch heute alle Mädchen so. Aha, Indiz für Emanzipation ist also, wenn etwas alle machen. Wenn etwas alle machen, deswegen muss es ja nicht gleich verkehrt sein Aber 25 % aller Frauen ärgern sich hinterher sehr, dass ihr erster Sexpartner der Falsche war. Offensichtlich war es für viele doch verkehrt. Aber wenn es in der jeweiligen Situation doch richtig war? Siehst du, und genau dadurch seid es Ihr Mädchen, die die Steine einer zumindest sehr fragwürdigen Moral ins Rollen bringen. Ihr Mädchen seid es doch, die mit dem unverbindlichen Sex anfangen, die die Jungen und Männer erst auf den Geschmack bringen, dass man nicht gleich zu heiraten braucht, wenn man nur mal Sex haben will. Die Männer machen doch nur mit, was Ihr Mädchen anfangt. Es zahlt sich für die Männer doch gar nicht aus, idealistisch nach einer hohen Liebe mit einem einzigen Mädchen beziehungsweise mit einer einzigen Frau zu streben, denn die wollen ja ganz offensichtlich gar nicht die hohe Liebe mit dem einzigen und richtigen Mann. So habe ich das noch nie gesehen. Die anständigen Jungen, die Ideale vom Wert der Frau haben und die sich auch bewusst sind, was sie einem Mädchen antun mit einer Entjungferung, selbst wenn das Mädchen es will, die machen da sowieso nicht mit. Ich kenne jedenfalls mehrere, denen Mädchen ihre Entjungferung angeboten hatten und die aber nicht mitmachten. Also kommt das, was du da vorhast, einer Belohnung für diejenigen Jungen und Männer gleich, die sich sowieso nicht um Liebe und Treue scheren, sondern die einfach nur Sex machen – wie mit einer Hure. Ja, und die zunächst Anständigen müssen irgendwann dann doch dabei mitmachen, also auch in den Coitus-Zirkus einsteigen, denen bleibt ja gar nichts anderes übrig. Puh, das ist ja krass, doch eigentlich logisch. Und es geht noch weiter mit den Belohnungen! Sieh mal, alle Lebewesen sind darauf angelegt, dass sie das, was ihnen gefällt, immer wieder machen oder zumindest versuchen, und dass sie das, was nicht gefällt, eben nicht mehr machen. Und was du da vorhast, das fördert doch die letztlich die Denk- und Lebensweise von Menschen, die man eigentlich gar nicht will nach der Devise „Prägung durch Belohnung“. Und wie bitte soll man denn die Vernünftigen „belohnen“? Eben mit dem Gegenteil! Also mit „keinem Sex“ und das heißt mit Enthaltsamkeit? Das läuft doch wieder darauf hinaus, dass man schließlich blind in Beziehungen schlittert, die keineswegs ideal sind. Ich sehe das überhaupt nicht so. Sieh mal, da ist etwas, was du dir in deiner verklemmten Moral gar nicht vorstellen kannst, so sehr wurde das auch dir seit jeher ausgetrieben: Nämlich die Freude an der Nacktheit. Die bedeutet ja auch: Hier kann ich sein, wie ich bin, hier kann ich natürlich sein, hier fühle ich mich pudelwohl, hier muss ich mich nicht verstecken, hier kann ich Mensch sein! Und weil gerade nackte Mädchen ja viel schöner aussehen als mehr oder weniger angezogene, erfreust du damit Männer, die sich zusammen nehmen können, und die auch ihre Freude an der Würde und Ehre von Frauen und Mädchen haben und nicht wollen, dass sie Schlampen oder Huren sind. Du kannst also mit der Nacktheit genau diejenigen Männer und Jungen belohnen, die gutwillig sind. Doch geilt man mit der Nacktheit nicht auch die typischen Spanner auf? Wenn sie dir doch nichts tun, was soll´s? Und wenn du immer nur so etwas im Hinterkopf hast, dann ändert sich doch nie etwas. Natürlich musst du im Einzelfall, wenn du mit jemanden in näheren Kontakt kommen willst, nachhaken, wes Geistes Kind der ist. Ihr müsst also so richtig gut miteinander reden. Und es gehört auch schon eine Gewöhnung dazu. Also wäre hier eine erzieherische Aufgabe der Mädchen? Ja klar, und eine sehr wirkungsvolle, die auch zeigt, wer von euch wirklich emanzipiert ist! Denn der wirklich Emanzipierte findet sich nicht damit ab, wenn etwas nicht gut ist, sondern der will etwas zum Positiven ändern. Aber hat die Nacktheit nicht etwas mit Porno zu tun? Es gibt nun mal Dinge, die doppelwertig oder – mit einem Fremdwort – ambivalent sind, die können etwas ganz Positives sein, aber auch etwas völlig Negatives. Ein Beispiel hierfür ist das Feuer. Wie schön sind brennende Kerzen oder ein knisterndes Kaminfeuer. Doch wie schrecklich ist eine Bombennacht mit brennenden Häusern! Ein anderes Beispiel ist der Geschlechtsverkehr. Der kann der Inbegriff höchster Liebe sein, aber auch von Gleichgültigkeit bis hin zu tiefster Verachtung, je nachdem mit welchem Hintergrund er geschieht. So eben auch mit der Nacktheit, die kann Zeichen von wunderbarem und völlig unschuldigem und natürlichen Menschsein, ja sogar vom Paradies, aber auch von Porno sein. Bisweilen reicht es schon, wenn man die ins rechte Licht setzt. Aber das ist doch gegen die Intimsphäre! Beim Sex kann man entscheiden, wer einen sieht, doch bei der Nacktheit irgendwo kann man das nicht. Daher kommt das mit der Scham doch automatisch. Irgendwo klingt das Argument doch nicht sonderlich intelligent: Diejenigen, die sich zusammennehmen können und die euch am Ende sogar noch beschützen, die dürfen euch noch nicht einmal sehen. Doch einen von denen, die euch wie Schlampen behandeln, den findet Ihr in Ordnung. Dabei würdet Ihr doch auch gerne nackte Männer angucken – oder etwa nicht? Oder macht Ihr Mädchen das mit der Scham nur, weil Ihr letztlich doch zutiefst moralische Wesen seid und also einen Drang nach Moral euch steckt – und niemand Euch eine vernünftige Moral oder eben ein stimmiges Moralmodell nahe gebracht hat? Wenn Ihr also nun schon nicht die wirkliche Moral habt, Sex mit dem Einzigen zu haben, dann muss eben eine andere Moral her. Und wenn es eine ist, dass es wenigstes so aussehen soll, als hättet Ihr eine. So kommt es also zu dieser verkrampften Einstellung zur Intimsphäre. Dass die Achtung der Intimsphäre im Endeffekt darauf hinausläuft, dass frau mit dem Verkehr sozusagen die Falschen, dagegen mit der Nacktheit die Guten belohnt oder zumindest belohnen kann, zumindest wenn sie's richtig anstellt, daran habe ich noch nie gedacht. Und damit sind es im weitesten Sinn die Mädchen und Frauen, die die Ursache dafür sind, dass Männer entweder gleichgültig und gefühllos oder respektvoll und im besten Sinne edel gegenüber Mädchen und Frauen sind. Und warum sagt das denn sonst niemand so? Hast du mal was von der Mafia gehört? Das sind doch diese Kriminellen in Süditalien, die mit raffinierten Tricks riesige ungesetzliche Geschäfte machen. So erpressen sie etwa sogenanntes Schutzgeld von Unternehmen. Und wenn die Besitzer das nicht bezahlen oder gar zur Polizei gehen, dann zerstört man etwas in deren Unternehmen oder bringt die Besitzer sogar um – um auch die anderen zu warnen. Mit dem Geld, das sie damit verdienen, gründen sie etwa selbst Unternehmen und unterwandern schließlich die ganze Gesellschaft, bis sie es sind, die irgendwie die Macht haben. So ungefähr. Und das funktioniert alles nur, weil die anständigen Leute oder die, die sich für anständig halten, mitmachen – oft allerdings völlig ahnungslos. Und genauso ist das hier bei unserem Thema. Ich sehe keinen Zusammenhang. Sieh mal: Statt euch Mädchen beizubringen, wie Ihr auf wirklich aufgeklärte und emanzipierte Weise leben und schließlich passende Partner finden könnt, erzählt man euch was von der Scham oder von der Achtung vor der Intimsphäre. Und so werdet ihr schließlich nur verklemmt und leibfeindlich. Doch das Zur-Schlampe- oder gar Zur-Hure-Werden fängt nun einmal ganz anders an, das hast du ja jetzt mitbekommen. Ihr werdet sozusagen von unserer ganzen Erziehung her genau denjenigen Männern in die Arme gelenkt, für die ihr Schlampen und Huren seid. Sozusagen die perfekte Zusammenarbeit zwischen denen, die sich von ihrem Selbstverständnis her für moralisch halten, und denen, die mit einer wirklichen Moral nichts am Hut haben. Wir haben hier so eine Art stillschweigendes Komplott vor uns nach der Masche: „Wir tun euch nichts und Ihr tut uns nichts“. Das mag ja so stimmen, doch das tun die Guten doch wohl nicht absichtlich. Aber sie haben ihre Vorteile davon, etwa indem sie die Vergebung Gottes und ein besseres Leben nach dem Tod versprechen können. Und das ist ein so einträgliches Geschäft und dann auch noch ein Machtinstrument, dass sie gar nicht auf die Idee kommen, nach einem Konzept zu suchen, mit dem gerade auch junge Leute Spaß an der Moral haben. Eine Ausnahme war hier vermutlich der wirkliche Jesus, der von seinem Umgang mit dem einfachen Volk und dabei auch mit Prostituierten wusste, wie schlimm es um die Liebe in seiner Zeit bestellt war und der hier durch seine aufklärerischen Reden, aus denen dann fromme Predigten gemacht wurden, etwas ändern wollte. Daher musste er auch sterben, eben „für die Liebe, gegen die Sünde, gegen die Heuchler“. Doch das ist ein weiteres Thema. (Mehr dazu in den Anmerkungen.) Der wirkliche Jesus soll sich also um dieses Thema gekümmert haben? Es ging ihm ja um die Liebe. Und so ist das hier jedenfalls eher plausibel als diese ganzen Göttergeschichten, die es in anderen Religionen gab und die ihm dann auch angedichtet wurden. Und in unsere Religion kam so auch eine Leibfeindlichkeit hinein, die es ursprünglich gar nicht gab. Die ersten Christen, und das waren durchaus auch junge Leute in genau deinem Alter – und das waren richtige Christen – wurden splitternackt getauft, ja beiderlei Geschlechts. Den frühen Christen war offensichtlich schon klar, dass die Kleidung als Grundlage einer Sexualmoral völlig untauglich ist. Das Wasser der Taufe war hier das Symbol des Geistes. Damit ist dann auch ein vernünftiges Denken über das Thema Sexualität gemeint, so wie wir es hier versuchen. Und das bedeutete eine Hochschätzung der Ehe, und also vor der Ehe durchaus auch Freude an der Nacktheit, jedoch auf keinen Fall Eindringen. Aber es heißt doch auch, dass derjenige, der auch ohne Ehe dieses Eindringen nicht will, leibfeindlich ist? Da gibt es wohl unterschiedliche Ansichten von Leibfeindlichkeit. Ist nicht gerade für eine Jungfrau der Sex ein besonderes Zeichen von Leibfeindlichkeit? Die kann offensichtlich mit ihrem Körper ohne Sex nichts anfangen, hat keinen Spaß an ihm und an ihrer Jungfernschaft, meint, den Körper verstecken zu müssen, verachtet ihn irgendwie. Also weg mit der Jungfernschaft wie mit einem dreckigen Lappen! Was wäre ohne solche leibfeindliche Einstellung zum Körper nicht alles möglich? Und das meine ich, wenn ich von einer Überwindung der Leibfeindlichkeit rede, dass die die Vorbedingung für eine echte Moral ist. Na, ich glaub´s ja jetzt auch, dass die Moral möglich ist. Doch wie soll man denn mit der herausbekommen, wer zu einem wirklich passt? Genau das ist ja auch dein gutes Recht. Und die Natur ist hier auch nicht verklemmt und einfallslos. Und wie denn bitte? Frag dich doch mal selbst, was du mit dem Geschlechtsverkehr auf Probe denn heraus bekommen willst. Um was geht es dir eigentlich geht, wenn du so darauf aus bist, mit einem Jungen mit dem Sex anzufangen? Na ja, ob wir nicht nur von der Partnerschaft, sondern auch sexuell zusammenpassen. Man hört ja oft, dass das Sexuelle bei Paaren hier gar nicht richtig klappt. Ja, dabei ist doch Sache, dass das Eindringen mit jedem klappt, im Prinzip passt jeder Penis in jede Scheide. Daher läuft das auch mit der Prostitution. Wenn hier etwas bei dem einen klappt und bei dem anderen nicht, dann ist das doch der Orgasmus. Und so wie du vorgehen willst, erreichst du mit einer hohen Wahrscheinlichkeit in puncto Orgasmus doch genau das Gegenteil, also erst recht keinen. Wieso das denn? Sieh mal, der Orgasmus ist eine hochsensible Sache. Vor allem ist der abhängig von seelischer Harmonie, also ob du dich sicher bei einem Mann fühlst, ob du dich geborgen fühlst, ob du dich von ihm verstanden fühlst, ob du dich bei ihm so richtig fallen lassen kannst. Und meinst du wirklich, das würde mit einem Partner klappen, den du dir gerade mal für deine Entjungferung aussuchst? Na ja, dann eben bei dem nicht, doch bei einem neuen Partner doch sicher. Man kann ja auch nur durch Erfahrungen lernen. Wenn das keine Milchmädchenrechnung ist. Denn wenn bei so einer wichtigen Sache wie dem ersten Geschlechtsverkehr in dir Ängste entstanden sind, dann stehen dir die beim Versuch, dich beim nächsten fallen zu lassen, im Wege, weil du einfach krampfhaft nur daran denkst, ob das alles jetzt besser wird. Vom freien Fallenlassen, der Vorbedingung für einen schönen Orgasmus, wieder keine Spur. Aber das machen doch alle so, und was alle machen, kann doch nicht falsch sein. Und wenn es doch falsch ist? Sieh mal, Zweidrittel aller Frauen in Deutschland haben nie einen Orgasmus, obwohl mit Sicherheit alle Frauen das Zeug dazu hätten. Du meinst also, dass das daran liegt, weil sie als Mädchen mit der Sexualität falsch angefangen haben? Genau. Und was ist nun deine Idee? Sieh mal: Du willst doch herausbekommen, ob du einen Orgasmus hast oder nicht. Denn der klappt nun einmal wirklich nicht zwischen allen Menschen, hier muss es schon besondere Beziehungen geben. Und hier hat uns Menschen die schlaue Natur die tolle Möglichkeit schlechthin gegeben: Die Nervenzellen, die für den Orgasmus verantwortlich sind, liegen alle an der Oberfläche der weiblichen Geschlechtsteile. Das bedeutet, dass an Orgasmus mit Eindringen nichts klappt, was auch ohne Eindringen nicht klappt. Gerade ein Mädchen braucht also zum Testen des Orgasmus überhaupt kein Eindringen! Und was ergibt sich daraus? Ganz einfach: Das größte Organ des Menschen ist seine Haut – und die ist voller Nervenzellen. Wie wäre also erst einmal „nur“ ein schöner Hautkontakt, so von oben bis unten, ohne jede hemmenden Textilien? Ja, dazu gehört Vertrauen und Überwindung der Leibfeindlichkeit – und eine wirkliche Moral. Aber auch dabei kann man sich doch nicht richtig fallen lassen, weil frau immer Angst haben muss, dass es doch um Sex kommt. Na siehst du, dazu gehört eben auch eine gehörige Portion Intelligenz, du musst schon vernünftig reden und hören können, um herauszubekommen, was einer wirklich will und ob es auch dabei bleibt. Jawohl, hierzu gehört auch Intelligenz. Dagegen gehört die zum Sex wirklich nicht, den schafft auch die doofste Blondine. Aber das alles ist im Grunde doch dasselbe wie Geschlechtsverkehr oder wie das Eindringen, wie du sagst. Keineswegs! Sieh mal, schon von der Position her ist hier alles ganz anders. Damit das Eindringen klappt, muss sie die Beine öffnen und er hält sie zusammen. Dagegen umarmen sich hier die beiden nicht nur mit den Armen, sondern auch und gerade mit den Beinen. Eben so richtig schöner größtmöglicher Hautkontakt! Dabei sind dann auch die Geschlechtsteile in Positionen, wo ohne ausdrückliche Zustimmung der Frau überhaupt nichts an Eindringen passieren kann. Nicht zuletzt hat ja das die Natur auch so eingerichtet, dass sich das weibliche Geschlechtsteil zwischen den stärksten Muskeln der Frau befindet. Und um da hineinzukommen, gehört also auch der ausdrückliche Wille der Frau dazu. Ich habe immer gedacht, da gibt es so eine Art Zwangsverhalten, entweder frau ist erschreckt vor den männlichen Geschlechtsteilen und bekommt einen Schock fürs Leben oder frau will den Penis gleich bei sich in ihrer Vagina haben. Nichts davon stimmt. Höchstens wenn einem Kind vorher sinnlos Angst gemacht wird. Da kannst du mal sehen, welchen Unfug frau zumindest zunächst so alles im Kopf hat. Und den hat sie ja eben nicht von alleine, der wurde ihr beigebracht – von Leuten, die wohl die entsprechenden schlechten Erfahrungen haben, weil sie es selbst falsch angefangen hatten, und jetzt pauschal alles mies machen, was irgendwie mit Sexualität zusammen hängt. Verständlich ist das ja, wenn Leute mit schlechten Erfahrungen andere warnen wollen. Doch so sorgen sie mit ihrer Ablehnung von allem nur dafür, dass es immer so weiter geht. Langsam sehe ich auch Zusammenhänge. Und da ist noch etwas: Angenommen, du hattest Geschlechtsverkehr mit einem – und der war nichts. Du hast also mit dem Schluss gemacht. Wie lange musst du beim nächsten warten, um nicht als Schlampe zu gelten, die mit jedem schnell in die Kiste steigt? Einen Monat, zwei Monate, drei Monate? Und was ist, wenn alles in Dir nach Wiederholung drängt – oder wenn du erst mal die Schnauze voll hast und am liebsten gar nichts in der Richtung willst? Dagegen bist du doch mit dem bloßen Hautkontakt fein raus: Sobald klar bei einem ist, dass da nichts an Sex läuft, kannst du jederzeit mit dem in die Kiste springen – und wenn es nicht schön war, dann steht nichts dagegen, es mit einem anderen neu zu versuchen. Und ein solches Verfahren kann sich auch herumsprechen, damit wird ja nur bekannt, wie clever und cool du bist. Wenn ich´s recht bedenke, könnte da also gerade auch eine Jungfrau mal so richtig nach Herzenslust verführerisch sein, wenn ihr danach ist und wenn´s passt, um mal zu sehen, was einer so körperlich und geistig drauf hat, ohne gleich als Schlampe zu gelten? Das ist es ja – und auch ohne Pille und Kondome und dennoch ohne Schwangerschaftsrisiko. Sozusagen voll im Einklang mit der Natur! Ja reden wir heute nicht so viel vom „Zurück zur Natur“, also alles so natürlich oder „bio“ wie möglich? Doch hier ist auf einmal alles anders, hier soll die Natur mit Pillen und Kondomen ausgetrickst werden. Als ob sich die Natur nicht etwas dabei gedacht hat, wenn sie das Eindringen mit der Möglichkeit der Fruchtbarkeit gekoppelt hat. Eine Schwangerschaft passiert ja nicht jedes Mal, sondern vielleicht bei einem von dreißig Verkehren. Doch immerhin kann sie passieren. Das heißt doch, dass der Verkehr dorthin gehört, wo eine Schwangerschaft möglich sein kann und durchaus auch erwünscht ist, also in die Ehe. Und woran erkennt man nun den Richtigen zum Heiraten? Nicht zuletzt: In solchen Hautkontaktnächten liegt auch eine große Chance gegenüber „One-night-stands“! Bei „One-night-stands“ ist ja immer die Gefahr da, als Schlampe oder sogar eine Hure zu gelten, vor allem, wenn bekannt wird, dass du für so etwas offen bist. Eher selten ergeben sich daraus echte Partnerschaften, denn welcher Mann will schon eine Schlampe heiraten. Doch bei erfüllten Hautkontaktnächten, die ja etwas von Paradieserfahrungen an sich haben können, kann es durchaus beide durchzucken, dass der jeweils andere genau der Richtige fürs Leben ist. Und es gibt diesen Vorbehalt der Hure nicht. Aber
kann man sich denn so schnell zur Heirat entscheiden?
Die
Blitzheirat sichert die Ehe
Forscher der
Brigham-Young-Universität in Kalifornien haben
herausgefunden,
dass Paare, die schon vor ihrer Ehe zusammenleben, ein um 50%
höheres Risiko tragen, geschieden zu
werden. Die
Forscher werteten Daten aus 50 Jahren aus.
Was heißt hier „paradiesische Spielregeln“? Der Sinn der Erzählung von Adam und Eva in der Bibel ist nicht zu erklären, wie die ersten Menschen entstanden, nur irgendwelche Sektenleute glauben so etwas immer noch. Diese Erzählung ist vielmehr eine psychologisch geschickte moralische Geschichte gegen die Fruchtbarkeitsreligionen oder auch Sexkulte in der Zeit der Entstehung dieser Geschichte. Da hatte man die Geschichte, wie der Urmensch von einer Tempelprostituierten im Dienste eines Schlangengottes zum Sex verführt wird und er so das Paradies verliert, aufgegriffen und daraus eine Geschichte gegen diese Fruchtbarkeitsreligionen gemacht: Im Sinne eines neuen Gottes, der nun wirklich der richtige ist, ist nicht mehr der Geschlechtsverkehr mit Prostituierten, was für welche auch immer, sondern nur der Verkehr mit einer Frau in Liebe und Partnerschaft, eben mit einer wirklichen Gefährtin in wirklicher Ehe. Doch der Ungehorsam gegen diesen Gott war eben immer noch da, also machten die Leute „Schlangenkultgottesdienst“, wie man den Sex ausserhalb der Ehe damals sah. Und so ist das bis heute geblieben, wenn die Bezeichnung auch eine andere ist. Paradiesische Spielregeln meint nun Freude am Paradies, also an der unschuldigen Nacktheit, an der eigenen Schönheit und an der Schönheit des jeweils anderen und dabei gute Gespräche, eben so richtig schönes Sichkennenlernen – und durchaus auch das Erlebnis des Hautkontaktorgasmus. Kurzum: Ohne Ehe wohl Spaß nur an Nacktheit und Hautkontakt. Doch wenn´s so schön ist, will frau dann nicht doch das Eindringen? Das ist es ja, gerade frau vermisst nichts und will daher auch gar nicht mehr, denn der Knüller, also der Orgasmus, ist ja da. Und beide haben Zeit zu überlegen, ob sie auch sonst wirklich zueinander passen. Ein toller Weg, dass man nicht die Katze im Sack zu kaufen braucht. Und noch höchst moralisch obendrein. Doch noch etwas zur Nacktheit: Wenn die doch so etwas Harmloses und Paradiesisches ist, warum wird die dann vor allem gegenüber uns jungen Menschen so schlecht gemacht, als ob die das Schlimmste sei, jedenfalls viel unmoralischer als Sex zwischen Unverheirateten? Ganz einfach: Die einen wollen damit zeigen, wie moralisch sie sind, wenn sie selbst doch nicht so unschuldig sind, wie sie tun, und daher mit der Nacktheit nicht klar kommen. Und die anderen verfahren nach der Masche „Haltet den Dieb“, indem sie auf jemanden zeigen, der eigentlich gar nichts Schlimmes tut, während sie selbst viel Schlimmeres tun. Ach so ist das. So kommen also die wirklichen Casanovas dann an ihre Abenteuer. Eine raffinierte Manipulation. Doch es gibt auch Gutwillige, die hier mitmachen, einfach weil sie Angst haben, den Mund aufzumachen und die verdrehte Moral richtig zu stellen. Doch etwas anderes: Man hört ja auch, dass die Entjungferung weh tut, und dass es daher sinnvoll ist, wenn die erst in der Hochzeitsnacht, sondern schon längst vorher und auch mit einem anderen passiert, damit die Ehe von so einem unschönen Erlebnis frei ist? Das ist hier alles Psychologie: Wenn du in einem richtigen Hautkontaktorgasmusrausch bist, dann ist das so wie bei dem Rauscherlebnis bei einer tollen Musik in einer tollen Disko – dann kann die sogar schmerzhaft in den Ohren sein, der Schmerz ist hier die ultimative Steigerung des Musikrauschs. Doch wenn die Entjungferung ohne ein entsprechendes Rauscherlebnis passiert, dann kann sie tatsächlich eine fürchterliche Enttäuschung sein. Dann hatten also die, die die Entjungferung als schmerzhaft empfunden haben, sozusagen Sex mit dem Falschen? Oder zum falschen Zeitpunkt. Auf diese Weise ist die Entjungferung so in Verruf geraten, dass sie als frustrierendes Erlebnis für eine Frau gesehen wird. Ich habe auch gehört, dass 50 % aller Mädchen sowieso von Geburt an gar kein Jungfernhäutchen haben. Ich weiß nicht, wer diese Statistik gemacht hat, es ist auch gar nicht wichtig. Doch ich weiß, es gibt „Spezialisten“, die sehen einem Mädchen an seiner Ausstrahlung an, ob es Jungfrau ist, egal mit oder ohne Jungfernhäutchen. Und das wird einem alles nicht gesagt, vor allem auch, dass der Sex so eine folgenschwere Angelegenheit ist … Nicht umsonst gilt ja der Sex außerhalb der Ehe in vielen Religionen, auch in unser christlichen, als Sünde, ja sogar als schwere Sünde. Doch diese Grundregel wird so nachlässig und stümperhaft oder auch gar nicht vertreten, so dass es danach aussieht, als ob es in Wirklichkeit gar nicht erwünscht ist, dass sich die Menschen danach verhalten. Wie ich sehe, sind wir Mädchen an allem schuld, weil wir es sind, die als erste den Sex haben wollen. So einfach ist es nicht. Denn wer sind denn die, die den jungen Menschen statt einer echten Moral mit vernünftigen Grundregeln die Scheinmoral der Scham beibringen? Dafür verantwortlich sind letztlich doch Männer. Die Schuldigen sind also wohl eher Männer. Ich sag´s ja: Mafia. Aber auch die Männer haben ja ihre Denkweise irgendwoher bekommen. Um bei der Schuldsuche nicht schließlich bei Adam und Eva zu landen, meine ich, dass es sinnlos ist, in der Vergangenheit nach den Schuldigen zu wühlen. Sinnvoller wäre wohl zu sagen: Wer es besser weiß und dennoch nichts tut, der lädt Schuld auf sich. Und das können wir alle sein, ich, indem ich den Mund halte und du, wenn du etwa diese fragwürdige Partnersuche mehr oder weniger gedankenlos mitmachst. Wenn ich so genauer nachdenke, dann ist dieser Superhautkontakt, von dem du redest, und gar nicht das Eingedrungenwerden eigentlich genau das, was ich will, wenn ich erst einmal mit einem Freund zur Probe zusammen leben will. Jetzt ist mir das so richtig bewusst geworden. Nur das sagt eben niemand sonst so, daher traut man sich auch gar nicht erst, das zu wollen. Na siehst du – und so treffen eigentlich diese bösen Schmuddelwörter, die ich ich am Anfang ins Gespräch brachte, auf dich überhaupt nicht zu. In Wirklichkeit willst du das Vernünftigere und Gute natürlich auch selbst. Es sind dazu eben einige Informationen nötig. So hat sich der Camino (so der Pilgerweg des heiligen Jakobus auf Spanisch) doch auch von daher schon für dich gelohnt. Ja klar, auf was man nicht alles kommt, wenn man ein wenig nachdenkt. Genau dieses Nachdenken der Mädchen ist aber nicht erwünscht, denn wenn die Mädchen hier nur ein wenig genauer nachdächten, dann da würden sie sich wohl zumeist anders entscheiden. Eigentlich wäre das doch die Aufgabe von Pädagogen, gerade bei diesem Thema den jungen Leuten beim Nachdenken zu helfen? Das Problem ist, dass es bei uns hier eine regelrechte Hexenjägerhysterie gibt, auch wegen der ist etwa jedes Nachdenken über eine Motivierung junger Menschen zur Nacktheit völlig blockiert. Hier wird gleich immer Pädophilie gewittert. Dabei sollte gerade die Nacktheit doch auch ein theologisches Problem in unserer christlichen Religion sein im Zusammenhang mit der Lehre von der Erlösung von der Erbsünde. Also ist das mit der Emanzipation der Frauen und Mädchen heute doch nicht so weit her? Ja, was ist wohl eher emanzipiert, wenn frau vor etwas, was gerade für eine Frau durchaus Probleme bringen kann und worüber sich hinterher auch viele Frauen ärgern, dass sie´s getan haben, keine Angst hat und es schließlich auch macht, dagegen etwas völlig Harmloses, was eigentlich cool und spannend ist und Spaß macht und Selbstbewusstsein bringt, wozu aber Intelligenz und Menschenkenntnis gehören, keinesfalls tun möchte und auch nicht tut? Ich glaub´s ja langsam, dass eine wirkliche Emanzipation der Mädchen gar nicht wirklich gewollt ist. Ja, und es ist nicht nur Angst und Ahnungslosigkeit, warum so manche Erwachsene, auch einflussreiche, gar kein Interesse daran haben, dass Frauen egal welchen Alters wirklich emanzipiert-intelligent-moralisch sind. Denn dann hätten Männer ja gar keine Chancen mehr, Mätressen – ein vornehmerer Ausdruck für Huren – zu bekommen. Und Frauen, die meinen, dass Sexabenteuer auch ihnen zustehen, wären blamiert und entlarvt, dass es mit ihrer angeblichen Emanzipation gar nicht so weit her war. Doch es gibt auch viele, die wollen an frühere Fehler einfach nicht mehr erinnert werden, und schon gar nicht so genau. Daher auch die Hemmungen, über das alles zu reden. Eigentlich müsste man das ja akzeptieren und den Mund halten. Doch dann ändert sich ja nie etwas und der Teufelskreis geht immer weiter. Wir sind hier also in einer zutiefst blöden Situation. Was soll man da machen? Ja, reden, auch wenn es manchen weh oder sogar sehr weh tut, wenn sie an etwas erinnert werden, was sie eigentlich lieber vergessen möchten. Damit sich endlich mal etwas ändert. So denke ich auch. Doch wenn ich mir die Paarbeziehungen so ansehe, dann sehen die meisten doch sehr harmonisch aus, jedenfalls machen sie nicht den Eindruck, dass es irgendwelche Probleme bei ihnen gäbe. Na ja, glücklicherweise kommen auch die meisten Menschen mit dem, so wie sie leben, klar. Doch brauchen sie nicht fast alle ihre Verklemmtheitsfetzen, selbst dort, wo es gar nicht nötig wäre? Du meinst, dass Badehosen und Bikinis ein Zeichen sind, dass etwas nicht stimmt? Genau. Letztlich leben wir mit diesen wechselnden Intimbeziehungen doch nicht im Einklang mit unserer menschlichen Sexualität – und brauchen die berühmten Feigenblätter. Kinder, die nie solche Beziehungen hatten, leben also noch im Einklang? Vielleicht ist ja genau das gemeint, wenn Jesus sagt, dass wir wie die Kinder werden müssten? Allerdings herrscht hier auch an das, was alle machen, ein Anpassungszwang. Du bist ja wirklich knallhart. Ich habe allerdings noch ein Problem mit dem Ideal der Nacktheit: Wenn frau so offen ist, dann wird frau doch leicht vergewaltigt. Ganz bist du noch nicht frei von dem üblichen Schrott im Kopf. Hast du noch nie vom FKK gehört oder von gemischten Saunas? Da laufen auch die schönsten Frauen und Mädchen splitternackt herum – und niemand tut ihnen etwas. Das mit der Vorstellung, dass Nacktheit automatisch zu Vergewaltigung führt, ist doch sinnlose Angstmache. Im Übrigen ist so manche Kleidung doch viel aufreizender, und die Vorstellung vom Ausziehen macht alles erst recht spannend. Dagegen hat die praktizierte Nacktheit eher schon eine entkrampfende und entwaffnende Wirkung. Na ja, die auf dem FKK sind die Nacktheit doch gewöhnt. Und warum fangen wir nicht auch mit der Gewöhnung an? Doch wenn ich damit anfangen würde, mich auszuziehen, dann würden doch alle über mich lachen. Nein, nein, das brauchst du auch gar nicht und so einfach funktioniert das auch gar nicht. Schließlich würdest du ja auch total missverstanden werden, gerade auch von den Jungen und Männern. Allerdings hat mich einmal ein 11jähriges Mädchen etwa über die Ängste ihrer Kameradinnen vor der Nacktheit aufgeklärt. Das Mädchen meinte, dass alle die Nacktheit nach außen hin heftigst als eklig und unmoralisch ablehnen würden, doch in Wirklichkeit brennen sie alle darauf. Kann es also nicht so sein, dass gerade ältere Mädchen auch so sind, dass sie auch gerne die verklemmte Moral über den Haufen werfen und eine vernünftige haben möchten, doch sie wissen nur nicht wie? Die sind doch auch nicht anders als du und die kleinen Mädchen. Das kann schon sein, dass hier alle etwas anderes sagen, als was sie in ihrem Inneren am liebsten anders hätten. Na siehst du. Eine gute Idee muss immer mit einer Veränderung in den Köpfen anfangen. Daher muss man zuerst mal darüber diskutieren, und zum Diskutieren gibt es doch immer Möglichkeiten, mit den Eltern, mit den Freundinnen, im Religionsunterricht, mit den Jungen. Schließlich müssen gerade die sich doch gewöhnen, damit sie nicht gleich immer erregt werden, wenn sie mal ein nacktes Mädchen sehen. Ja, das alles könnte ich. Siehst du, und alles andere ergibt sich dann schon eher von alleine. Ich bin mir da noch nicht so sicher. Ich mir aber schon! Sieh mal, je fester die Moral gerade von Mädchen ist, desto weniger müssen sie nach außen zeigen, wie moralisch sie sind. Desto lockerer können sie also sein. Du meinst, dass eine neue Einstellung zur Nacktheit bei gleichzeitig wirklich emanzipiertem Denken eine Verhaltensänderung ganz allgemein nach sich ziehen würde? Genau, und zwar eine sehr positive! Das würde vieles ändern. Und so ganz nebenbei dürfte das auch die Modeschöpfer und die Modeindustrie interessieren. Dann sind auch für Frauen und Mädchen, die moralisch im besten Sinn sein wollen, bei der Ausschnittgröße und bei der Durchsichtigkeit von Blusen keine Grenzen mehr gesetzt. Oder: Wenn es mal Dir und Deinen Freundinnen bei einer schönen Fete danach ist, dann könnt Ihr nicht nur auf den Tischen tanzen, sondern sogar einen flotten Strip hinlegen. Oder für Frauen beim Militär: Solche Frauen können jetzt dieselben Duschräume wie die Männer benutzen. Ja, wie wollen Soldaten mit einem äußeren Gegner fertig werden, wenn sie nicht mal mit sich selbst fertig werden? Und alle finden das nur toll und nicht im geringsten verwerflich. Eben so richtig emanzipiert und erlöst mit Leib und Seele! Erlösung, das klingt irgendwie christlich? Ist es ja auch! Dieser Jesus soll ja auch mal einen tollen Tipp für die Liebe gegeben haben: „Erlebt doch zuerst mal das Paradies und seine Spielregeln und alles andere wird euch dazu gegeben werden.“ Das ist doch immerhin ein vernünftigerer Tipp zur Partnerfindung als diese doch sehr sehr fragwürdige „Geschlechtsverkehrsuchmethode“. Na ja, wenn ich mir das alles so vorstelle, lustig und toll und irgendwie auch traumhaft wäre das mit dieser christlichen Methode schon! Und keinesfalls leibfeindlich und langweilig! Kennzeichen einer vernünftigen Moral ist eben auch, dass man sie mit Lebensfreude leben kann. Denn nur dann ist sie auch wirklich menschlich. Wie wäre es, wenn du schon mal Freundinnen motivierst, dass Ihr alle in eine gemischte Sauna geht? Mal euch so richtig von dieser verklemmten und dennoch nicht funktionierenden Spießermoral befreien und so richtig Mensch sein? Vielleicht habt Ihr ja so einen Spaß daran, dass Ihr fürs nächste Mal auch Jungen dabei haben wollt – und also mal vernünftig mit denen redet??? Das wäre doch schon mal ein Anfang! Ich will´s versuchen, eine irre gute Idee! Und wenn ihr es wirklich wollt, ist es kein Märchen! Ich jedenfalls werde schon einmal unser Gespräch aufschreiben, damit du es hast zum Weitergeben und ich auch. Dann können sich junge Leute auch im „stillen Kämmerlein“ damit beschäftigen. Ich bin mir sicher, es kommt dann zu Diskussionen! Und wenn ihr es wirklich wollt, ist es kein Märchen!
Anmerkungen zu diesem Punkt Auch wieder auf dem Santiagopilgerweg kam ich mit einer anderen jungen Pilgerin, einer Studentin (21 J), ins Gespräch, die mir erzählte, dass sie nach dem bisherigen Verfahren „tiefe Liebeserlebnisse“ gehabt hätte und daher auch nichts bereue. Ja, das ist der Vorteil dieses Wegs, jeder Pilger kann mit anderen Pilgern reden, aus welchen Ländern auch immer, und auch über alles und per „Du“ – also nicht nur der typische „Smalltalk“. Ich fange da schon mal damit an, dass ich erzähle, dass ich Religionslehrer war und ob wir nicht mal über religiöse Fragen reden sollten, etwa über den „wirklichen Jesus“, zumal wir uns ja auf einem religiösen Weg befänden. Ich bin hier immer auf offene Ohren gestoßen und habe also von den Problemen mit den traditionellen Glaubensinhalten wie Jungfrauengeburt, Sohn Gottes, Auferstehung und Himmelfahrt und von den Forschungen zum wirklichen oder historischen Jesus berichtet. Hierbei komme ich auf die Erzählung von der Sünderin, die auf frischer Tat ertappt wurde und daher gesteinigt werden sollte, zu sprechen. Diese Geschichte scheint wohl zu stimmen. Ja, was war das für eine Gesellschaft damals, in der Männer alle dasselbe getan hatten wie diese Frau, und die dennoch „so eine Frau“ verurteilten. Es ging damals also offensichtlich gar nicht um eine Moral der Liebe. Hier sollte wohl eine Frau bestraft werden, die den Männern bei ihrem sexuellen Triebausleben „außerhalb von Ehe und Partnerschaft“ nicht gefügig genug war, vor allem auch damit die anderen Frauen gewarnt wurden. Und Jesus hatte das also durchschaut und diese Frau sozusagen rausgehauen. Von daher komme ich dann auf unser Heute zu sprechen und wie hier auch einiges im Argen liegt. So werden Mädchen ja nie vernünftig informiert, wie sie gute Partnerschaften anfangen können, sondern es wird von vornherein davon ausgegangen, dass sie zu einer moralischen Suche gar nicht fähig sind und sie werden nur informiert, wie sie das mit der Pille und mit Kondomen machen sollen, damit sie bei ihren „Erfahrungen“ nicht auch noch schwanger werden. So kam es dann auch zu dem Gespräch mit der Studentin. Allerdings bringe ich die deutlicheren Argumente, wie etwa das, ob ihre Partner auch so wie sie über die „tiefen Liebeserlebnisse“ dachten oder ob sie für die doch nur ein aparter Zeitvertreib oder eine Triebbefriedigung war, nur hier in diesem Heft. Oder ob der erste gar auf der Rückseite seines Badezimmerspiegels einen Strich auf einer Strichliste gemacht hatte, dass er wieder mal eine Jungfrau geknackt hat. Denn ich wollte dieser netten Studentin nicht weh tun und das Herz schwer machen, indem ich ihr krass darlegte, was vermutlich die Wirklichkeit war. Ja, mir geht es doch darum, dass junge unerfahrene Menschen und da insbesondere Mädchen, denen ich nicht das Herz schwer mache, weil eben „noch nichts war“, sinnvoller und nun wirklich emanzipierter handeln. Also ist für diese deutlicheren Argumente hier der bessere Ort. Und ich habe dazu auch die Erfahrung, dass es zwar Frauen gibt, die offensichtlich ärgerlich auf mich sind, weil ich ihnen ihre ganze schöne moderne Emanzipation in Zweifel stelle, doch ich kenne auch Frauen, die mir bei meinem Engagement alles Gute wünschen. So etwa eine junge Frau in einem Bierlokal in einer Stadt in der Ostslowakei, die mir auch gleich erzählte, dass sie selbst mit 19 ihre virginity verloren hätte. Mein Zimmervermieter hatte sie mir vorgestellt, weil sie sich als angehende Psychologin für mein Thema interessieren könnte. Auch erinnere ich mich an eine andere junge Frau, die mir erzählt hatte, wie superklug und hochnäsig und gleichzeitig verklemmt und leibfeindlich sie in ihrer Jugend war und dennoch alles besser wusste. Ja, sie war völlig unzugänglich für ein vernünftiges Moralmodell gewesen und wie sie dann deswegen leider auch ihre Jungfernschaft an einen Mann verschwendet hatte, der gar nicht zu ihr passte. Gerade von ihr aus sollte ich bei meinem Engagement sehr deutlich werden, damit junge Menschen künftig solche Blockierungen gar nicht erst haben oder zumindest rechtzeitig überwinden. ABSCHLUSS MIT EINEM FRÜHCHRISTLICHEN SEGEN Ich bin nun nicht so eingebildet, dass ich meine, dass ich allein den Stein der Weisen gefunden hätte, wenn ich davon ausgehe, dass die Scham keinen wirklichen moralischen Nährwert hat, sondern dass es auf den Geist ankommt. Irgendwo auf der Welt muss es doch auch so etwas geben oder gegeben haben! Vielleicht bei irgendwelchen Naturvölkern? Doch die sind mir (bisher) nicht zugänglich, zumindest nicht deren geistige Einstellung zur (Sexual-)Moral. Doch es gab einmal in unseren europäischen Kulturen so etwas, nämlich in der frühen christlichen Kirche. Hier gab es offensichtlich die Verbindung von (Sexual-)Moral und Geist und Nacktheit. Konkret: Es geht hier um den Ritus der Taufe, der damals noch mit einer Salbung verbunden war. Diese Salbung oder Ölung hatte sich wohl sehr bald in einer „confirmatio“ (deutsch „Firmung“ oder „Konfirmation“), also „Bestätigung“ verselbständigt, vermutlich weil man nach der Kindertaufe noch „etwas“ für die älteren jungen Menschen brauchte. Diesen „confirmatio“-Ritus habe ich nun versucht, in unsere heutige Zeit zu übertragen. In einer Feier könnte also der „Leiter der Feier“ folgendes Gebet über die jungen Menschen sprechen, die nach der Idee „Zuerst einmal das Paradies erleben“ leben möchten: Heiliger Geist komme über Euch und die Kraft des Allerhöchsten bewahre Euch vor Fehlern in Euren menschlichen Beziehungen! Höchster ewiger Gott! Der Du diesen Deinen Kindern die Wiedergeburt aus dem Wasser und aus heiligem Geist gewährt hast, Dich bitten wir: Gieße auf sie Deinen siebenfältigen Geist aus:
Und jetzt für jeden „Gesegneten“ einzeln: Ich bezeichne Dich mit dem Zeichen des Kreuzes, also dem Zeichen desjenigen, der sich bis zu und mit seinem Tod für die Verwirklichung der Liebe eingesetzt hat und dem Du Dich hiermit verpflichtet sehen solltest. Anmerkungen dazu: In meiner Diplomarbeit habe ich zum Sinn des Firmsakraments recherchiert. Das hier frei übersetzte Gebet um die sieben Geistesgaben war nach dem Kirchenvater Justin (um 100-165) in der frühen Kirche üblich. Es handelt sich also um frühchristliches Gedankengut, das von allen heutigen Konfessionen anerkannt werden dürfte. Aus dem Zusammenhang (Justin dial. 87,5 <Mg PG 6 683/684 A>) geht hervor, dass es damals nicht um ein Glaubensbekenntnis (so etwas gab es ja auch noch gar nicht!) und um die Treue zu einem Glauben, sondern um eine ethische Einstellung und um eine kreative und intelligente Treue zu dieser Einstellung ging. Auch ist von einem Gelöbnis des Firmlings dabei nicht die Rede. Die Arbeit wurde mit „gut“ benotet Damit kann ich davon ausgehen, dass das Ergebnis meiner Recherchen akzeptiert ist. Wenn wir nun bedenken, dass ein Gebet um Geistesgaben vor allem junge Menschen betrifft, die ja in ihrem persönlichen Leben vor nicht gerade einfachen ethischen Entscheidungen stehen, und dass andererseits ganz offensichtlich die Scham nun einmal nicht als Grundlage der Sexualmoral galt, dann dürfte das Gebet damals in derselben Weise eingesetzt worden sein wie es hier eingesetzt wird. Denn „diese zwischenmenschlichen Probleme“ gab und gibt es doch zu allen Zeiten – und gerade auch im alten Rom. Ich kann also sagen, dass das vorliegende Konzept ein frühchristliches Konzept ist – und daher sich gewiss zuverlässiger auf den wirklichen Jesus bezieht als alles das, was heute praktiziert wird – gerade auch mit jungen Menschen. In der frühen Kirche gab es dazu eine Ganzkörpersalbung (also des nackten <!> Körpers) mit geweihtem Öl. Das Öl wurde hier von seiner heilenden Kraft her gesehen, das auch für die Dinge der Seele und des Geistes wirksam ist. Wir denken hier nun heute etwas anders, obwohl eine Ganzkörpersalbung durch einen sorgenden Vater (natürlich in Verbindung mit einem sinnvollen Konzept, also mit „heiligem Geist“ und mit den entsprechenden Segenswünschen) auch seinen Charme hätte. Auf alle Fälle lässt sich der Ritus einer Taufe mit ethischem Hintergrund sehr gut in unsere heutige Zeit übersetzen! Ich habe etwa meine (Pflege-)Tochter bei einem Ferienaufenthalt am Meer auf die Arme genommen, untergetaucht und dann so gut es ging im hohen Bogen ins Wasser geworfen. Dabei gehe ich davon aus, dass sie die Paradieserlebnisse, die sie mit mir hatte, erst recht einmal mit einem Freund erleben möchte, den sie liebt. Das habe ich ihr auch gesagt: „Wenn du mal einen Freund hast, dann sieh zu, dass er auch erst einmal das mit dir macht, dass ihr also miteinander reden könnt und dass Ihr Spaß an Paradieserlebnissen habt. Und wenn das klappt, dann wirst du sehen, dass sich alles andere von alleine ergibt. Auch wirst du dabei schon merken, ob ihr zusammen passt oder nicht.“ Es war damals richtig paradiesisch, denn wir waren dabei – rein zufällig – umringt von kleinen Mädchen und Jungen, und wir alle waren „netto“, ja, die Kinder wie kleine Engelchen. Denn angefangen hatte alles damit, dass ich meiner Tochter Schwimmen beizubringen versuchte, was die Kinder mitbekamen und also herbeikamen und uns gute Tipps gaben. Ja (ich weiß, ich wiederhole mich), die Nacktheit ist dabei die Bedingung, ohne die es nicht geht, um zu verdeutlichen, dass nicht irgendwelche Kleidungsstücke die Basis der Moral sind, sondern der Geist, also die Einstellung. Natürlich
lässt sich aus diesem Ritus noch mehr machen, doch das
möchte ich
den jungen Menschen und ihren Eltern überlassen.
Doch zuerst einmal zu der „Interviewpartnerin“ auf dem Camino: Sie war Abiturientin und im Begriff, Mathematik zu studieren. Auch war ihre Mutter mit von der Partie, bei den Gesprächen jedoch nicht dabei, allerdings hatte sie erst mal ihre Tochter in ihrer Einstellung mir gegenüber bestärkt Die junge Frau ist also gewiss gutwillig und war auch offen für Gedanken aus dem Glauben. Doch zumindest hatte sie vor, sich in der praktischen Umsetzung dem Mainstream anzupassen. Ja, sehr viele junge Leute haben heute doch eine solche oder eine ähnliche Einstellung in ihren Köpfen – wenn nicht gar so ziemlich alle. Sie wissen es einfach nicht besser, weil ihnen das alles auch niemand sagt. Und so driften sie schließlich auf die Seite der Glaubensgegner oder zumindest der nicht wirklich nach dem Glauben Lebenden. Ob man da mit einem frühchristlichen Konzept nichts machen kann, das doch sehr gut in unsere heutige Zeit passt? Ich bin hier jedenfalls sehr optimistisch! Anmerkung hierzu: Die frühen jungen Christen hatten gewiss nur einen Bruchteil an religiöser Unterweisung wie unsere heutigen jungen Christen, doch sie waren so sehr Christen, dass sie sogar dafür starben. Wir kennen die Umstände: „Jungfrau und Martyrin“. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass sie „aus Liebe zu Jesus“ starben und ansonsten naiv, dumm und unwissend waren, wie uns das so in typischer frommer Verklemmtheit üblicherweise erzählt wird. Ich könnte mir viel mehr denken, dass sie in der damaligen dekadenten römischen Gesellschaft von den Ideen Jesu von einer wunderschönen durchaus irdischen Liebe so sehr motiviert waren, dass sie lieber sterben wollten als diese Liebe zu verpassen. Na ja, sterben muss ja heute wohl keiner mehr, wenn er diese Ideen Jesu im Kopf hätte. Was hindert uns also, für diese Ideen Werbung zu machen? Und ich habe hier sogar eine positive Erfahrung als Berufsschulreligionslehrer, wenn ich schon mal von den Schülern zu hören bekam: „Ihre Ideen sind ja nicht schlecht. Doch bei uns ist es schon zu spät: Sie müssen an die Grundschulen gehen!“ (Allerdings:Die für die Grundschulen Zuständigen würden mir wohl kaum eine Chance geben, weil die einfach andere Vorstellungen haben. Da braucht´s erst einen Druck von außen, von den Eltern, von den Medien...) Ganz allgemein ist zur Situation der frühen Christen zu sagen: Ein Professor von mir (Rupert Lay) meinte einmal, dass die Christen der frühen Kirche nicht verfolgt wurden, weil sie einen anderen Glauben hatten. Denn das hätte den Römern nichts ausgemacht, in dieser Hinsicht waren sie großzügig, nicht zuletzt passten in ihren Glauben ja sowieso alle möglichen Götter. Nein, die Christen hatten nach ihrer Auffassung überhaupt keinen Gott, waren also Atheisten, weil sie keinen üblichen religiösen Kult trieben. Und das, was sie dagegen "trieben", war staatsgefährdend – ja, auch ich meine wie Ortega y Gasset, dass das, was junge Mädchen in den Köpfen haben, die Geschichte stärker beeinflusst als „der Stahl des Kriegsgottes“. Daher musste diese Einstellung junger Menschen damals notfalls mit Gewalt unterbunden werden. Ich habe einmal bei beim Aufschlagen eines der Bücher mit den Texten der Kirchenväter, die bei einem befreundeten Pfarrer eher zur Dekoration im Bücherschrank standen, gelesen, wie das ging. Ganz zufällig habe ich da also die Geschichte von einem christlichen Mädchen gefunden, die vor dem Richter stand und dem Glauben abschwören sollte, um ihr Leben zu retten. Dazu wurde die junge Frau vor die Wahl gestellt, entweder in der Arena zu sterben oder zu beweisen, dass sie keine Christin war, indem sie sich prostituierte. Sie wollte lieber leben und entschied sich fürs Zweite (und hatte wenigstens zunächst einmal Glück), doch das ist dann eine andere Geschichte. Ob ich´s also jetzt getroffen habe, was damals los war? Jedenfalls würde die andere Einstellung zur Moral ja zumindest auf Dauer oder sogar recht bald auch eine Verhaltensänderung ganz allgemein bewirken, da bin ich mir sicher. Wir Christen könnten diese Änderung „ab“, die Moslems und viele andere nicht... Mal sehen! Auch hierzu eine eigene Erfahrung aus meiner Zeit als Berufsschulreligionslehrer: Ich hatte also in einer Mädchenklasse erzählt, wie wichtig das Erlebnis des Orgasmus auch für Frauen sei, und dass frau ihn auch ohne Eingedrungenwerden erleben könnte (siehe Seite 10). Eine moslemische Schülerin fragte mich daraufhin, ob das auch mit dem Islam ginge. Sie hatte also durchaus erkannt, dass solches Erleben mit der Religion zusammen hängt. Ich bezweifle allerdings, „ob das mit dem Islam geht“. Und zur Bischofssynode in Rom: Es geht ja etwa auch um die Wiederverheiratung von Geschiedenen. Ich finde, dass die Problemstellung schon problematisch ist. Denn was ist ein „Geschiedener“? Zur Zeit Jesu galt der Geschlechtsverkehr zwischen zwei Menschen als Indiz für eine Ehe. Daher galten Prostituierte als Ehebrecherinnen, weil sie immer wieder neue Ehen anfingen und diese dann durch eine „neue Heirat“ mit einem anderen Mann brachen. So hatte also auch Jesus Ehe verstanden. Wenn wir uns also heute um eine christliche Ehemoral kümmern, dann müssen wir das bedenken! Also ist das von mir vorgestellte Konzept auch in dieser Hinsicht ein originär christliches Konzept, auch hier gehören Ehe und Geschlechtsverkehr ja zusammen, wenn es diese typischen „Ehen auf Probe“ nicht geben darf. Das, was diese Bischofssynodalen vertreten, wenn sie von der Wiederverheiratung Geschiedener reden, beruht dagegen auf römischem (also heidnischem) Eheverständnis: Da ist gleichgültig, wer mit wem Sex hat, sondern es kommt darauf an, wer mit wem zum Zensor geht, um sich als Ehepaar eintragen zu lassen. Ob das dann wirklich Gott zusammen gefügt hat? Ich meine dagegen, dass man bei dem von mir vorgestellten Verfahren eher erkennen kann, ob hier Gott etwas zusammen gefügt hat - was dann der Mensch nicht trennen soll (und möglicherweise auch gar nicht will!). Oktober 2015 Michael Preuschoff
Und hier die kritischen Rückmeldungen und meine Antworten (die Rückmeldung des Priesters ist allerdings auf eine frühere „Drucksache“ von mir) Zunächst die Rückmeldung des sehr vom Glauben erfüllten Priesters: Danke, Herr P...! Den traditionellen Glauben weitestgehend verlassen? Schade! Jesus geht anders vor (AT – NT). „Selig, die reinen Herzens sind...“ Hat es diesen Jesu, den wir predigen, überhaupt gegeben? Er ist größer als unsere Predigt. Unserer Erbschuld läßt paradiesische Nacktheit nicht zu. Bitte weihen Sie sich täglich Maria. Segnend in (hier kommt eine Abkürzung oder ein Zeichen, die bzw. das ich nicht verstehe, vielleicht „M“ in „C“, also „Maria in Christus“?) Ihr Pfr. W. P 8.7.15 Und meine Antwort: Lieber Herr Pfarrer W. P., mir geht Ihre Karte mit Ihren kritischen Worten, mit Ihrer Alternative und mit Ihrem Segenswunsch natürlich nicht aus dem Kopf, zudem sind Sie auch einer der wenigen, die antworten. Auf alle Fälle freue ich mich über Ihre Antwort und ich danke Ihnen sehr. Wie ich sehe, kommen Sie eher auf eine Lösung aus dem Dualismus: Alles, was mit der Sexualität (und besonders mit der außerhalb der Ehe) zusammen hängt, macht unrein – und ist daher per se abzulehnen. Das kann es aber doch nicht sein, weil wir damit in einer Sackgasse der Handlungsunfähigkeit, also in einem Fatalismus (oder in einer Lethargie), gelandet sind – und so die Gegner von Religion und Moral auf dem Siegeszug sind! Um aus dieser Sackgasse herauszukommen, habe ich mich zunächst einmal an den Praktiken der frühesten Kirche orientiert (bevor sie vom Dualismus der Gnosis verfremdet wurde): Nacktheit ist also nicht per se schlecht und kann auch als Überwindung des Fluchs der Erbsünde gesehen werden! Doch schon vorher (als ich beim „Bund“ war) war mir aufgefallen, wie meine Kameraden hässlich über Mädchen redeten und worüber sie ihre Witze machten und was sie aber auch akzeptierten oder sogar gut fanden. Ich empfand diese Einstellung der Kameraden nun plausibel, irgend wie sah ich Parallelen zu unserer christlichen Sexualmoral, was Sünde ist, und vor allem gesteht sie Frauen und Mädchen auch einen möglichen positiven Handlungsspielraum zu. Warum sollte ich mich also nicht von den von Sündenvorstellungen in den Kinderbeichtspiegeln aus meiner Kinderzeit oder eben aus der dualistischen Verfremdung befreien und mich nach dem Motto „vox populi – vox dei“ an der Einstellung meiner Kameraden orientieren, was gut und was schlecht ist? Ja, irgendwie machten sich meine Kameraden doch nur über die Scheinmoral der Mädchen und Frauen lustig, die nach außen hin so unnahbar-schamhaft-moralisch tun, aber in Wirklichkeit nach Meinung mancher noch gieriger als Männer sind, wenn man sie nur richtig „anbaggert“? Dagegen würde eine wirklich echte Moral immer für gut befunden und sogar unterstützt werden, das war jedenfalls mein Eindruck. Bestärkt haben mich auch Gespräche mit Mädchen, die mir ihre früheren „Entscheidungen des Einstiegs“ beklagten. Einmal hatte ich bei einem solchen Gespräch auch angedeutet, ob es denn „das“ nicht auch getan hätte und dabei meine Finger entsprechend ineinander verschränkt... „Ja natürlich“, so der Kommentar des Mädchens, „das weiß ich jetzt auch, doch damals wusste ich das nicht, niemand hatte sich dafür zuständig gesehen, das mal so zu sagen...“ Was liegt also näher, dass ich mich zuständig sehe – und damit auch einen Weg aus der Sackgasse der Handlungsunfähigkeit wage? Im Übrigen haben wir Katholiken ja auch das Prinzip des Naturrechts: Wir verlangen nichts von den Menschen, was nicht auch „von Natur her“ vernünftig und praktikabel ist. Ich kann mich also durchaus an dem orientieren, was meine Kameraden gut oder nicht gut fanden und was auch dieses Mädchen lieber getan hätte. Und ich meine, mit meinem Engagement bin ich inzwischen auch gar nicht so schlecht. Ich erkenne das auch daran, dass ich auf meine Website, die im Monat zwischen 6000 und 10 000 mal besucht wird und in der ich das alles vertrete, hin nie lächerlich gemacht werde, allerdings auch nur sehr selten Kritik erhalte. Immerhin habe ich auch ein paar Freunde gewonnen, die ähnlich denken wie ich. Doch noch einmal zu Ihren Zeilen: Ob Jesus wirklich „anders“ vorgegangen ist? Ich bezweifle das doch sehr, denn dann hätte es gewiss keinen Grund für diesen Justizmord an ihm gegeben. Die Stelle, die Sie zitieren, klingt für mich jedenfalls eher nach einer dualistischen Verfremdung der Botschaft Jesu aus späterer Zeit. Ja, was würde Jesus sagen, was wir machen sollen? Es kann doch wohl nicht sein, dass wir eine falsches (also eine geist- und leibfeindliches) Moralmodell lehren und dann erwarten, dass er ein Wunder tut, indem er das alles korrigiert, denn das käme einer Versuchung Jesu nach Mt. 4, 1-11 gleich. Allein eine solche Vorstellung ist doch schwer sündhaft. Also sind wir gefordert, wir müssen uns ändern (zumal es doch wohl eher wir sind, die etwas falsch machen!) und dazu selbst liebgewordene und oft altehrwürdige Einstellungen und Praktiken auf den Prüfstand stellen und eventuell verändern, damit das geschieht, was in Seinem Sinn ist! Er hat ja keine Arme – außer unseren! Oder auch: Das Gebet, das uns Jesus selbst gelehrt hat, ist das Vaterunser. In diesem Gebet beten wir, dass der Wille Gottes geschehen möge. Ich interpretiere diese Bitte nun nicht fatalistisch, dass wir nämlich als Gottes Wille sehen und bereitwillig akzeptieren sollen, was so passiert, sondern dass wir suchen sollen, was wohl der wirkliche Wille Gottes ist. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Gott so verklemmt und leibfeindlich ist, dass sein Wille Krücken in Form von Korsetten aus Badehosen und Bikinis (oder auch Ganzkörperschleier) sind. Nein, ER hat uns doch unseren Geist gegeben, damit wir eine geistige Lösung finden und praktizieren! Ja, wie soll ER denn anders zu uns reden und seinen Willen kundtun, als dass er diese leibfeindliche Spießermoral einfach nicht gelingen lässt? (Sehe ich hier Gott zu anthropomorph? Wie soll ich IHN denn sonst sehen?) Ein evangelischer Pfarrer hat mich auf den Artikel im Stern (15/32) aufmerksam gemacht. Mein Kommentar dazu: Wir versinken in Paranoia und Hysterie, doch mit Moral hat das nichts mehr zu tun, weil es auch niemandem hilft und nur von wirklicher Moral ablenkt, ja wirkliche Moral sogar letztlich unmöglich macht. Für mich ist das ein typisches Zeichen von Dekadenz, denn auch dekadente Gesellschaften sind moralisch, doch zeigt sich deren Moral in Hysterie und Paranoia und nicht in wirklicher Sachlichkeit, wie junge Menschen sich zu ihrem Glück verhalten sollen und wie besser nicht. Mein Strategievorschlag hierzu: Es einfach anders machen! Ja und jetzt suche ich natürlich „Kombattanten“ (oder„Mitkämpfer“)! Dazu eine Frage an Sie: Kennen Sie vielleicht einen Priester, der noch aktiv in der Seelsorge tätig ist und mit dem ich mich in Verbindung setzen könnte – und der einmal das frühchristliche noch nicht vom Dualismus verfremdete Konzept in seinem Firmunterricht praktizieren würde? Ich kannte ja einmal einen Priester, der hätte das liebend gerne gemacht, doch der ist schon über dreißig Jahre verstorben und zu seinen Lebzeiten war ich noch nicht so weit... Aber vielleicht gibt es ja noch andere Priester, die sich „so eine Öffnung“ trauen würden? Vor allem auch: Mir reichen vielleicht auch nur ein Abend (oder Nachmittag) oder zwei. Ich würde den (jungen) Teilnehmern und deren Eltern vorher die Hefte zuschicken, so dass nur die kommen, die kommen wollen, und dass wir dann locker über das reden können, was die, die da sind, wollen. Mir schwebt immer das Ideal in der frühen Kirche vor, wo Menschen durchaus nach einem einzigen Gespräch Christen wurden – und die das so sehr waren, dass sie sich nicht davon abbringen ließen – selbst wenn das den Tod bedeutete (das wird m.E. aber bei uns nun hoffentlich wirklich nicht mehr passieren). Beste Grüße Und dann die Mail von der Mutter: Sehr geehrter Herr P.! Ich
habe Ihre Broschüre und den Brief / die Korrespondenz
zugesendet
bekommen, sie gelesen und danke Ihnen dafür. Ich wünsche Ihnen alles Gute! A. R. Meine Antwort: Hallo Frau R., danke
für Ihr "Feedback"! Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen,
wenn ich näher darauf eingehe. Zu der Erziehung Ihrer Eltern
kann
ich nichts sagen, weil ich dazu schon Näheres wissen
möchte,
etwa was für ein Moralmodell der zugrunde lag. Und
natürlich
wüsste ich gerne, was
„ausschweifend“ ist und was ich also
einfacher machen könnte. Doch bleibt da immer noch die Frage,
was
ein 14-jähriges Mädchen ausschweifend
findet. Denn ich möchte
ja nicht Sie, sondern „diese Spezies“ ansprechen.
Ob die jungen
Leute hier wirklich so unterschiedlich sind? Ich wage das zu
bezweifeln. Ich war dreißig Jahre lang Lehrer, der diese
Themen auch
ansprach, und ich fand, im Prinzip waren sie
„in diesen
Dingen“ alle völlig gleich – zuerst immer
total
verklemmt-leibfeindlich und dann immer
holterdiepolter
gleich „alles“ … Also passt auch im
Großen und Ganzen immer
dieselbe Strategie, etwas zu tun! Im Übrigen: Wenn junge Leute
zuhause nicht reden wollen und können, sagt das noch gar
nichts, sie
würden staunen, wie die woanders reden
können und wollen! Sie
schreiben, „Es hängt sehr davon ab, an welche
Menschen man
„gerät“. Sie sehen hier also eine
Art „blindes
Schicksal“. Dazu kann ich (aus meiner Erfahrung) nur sagen,
dass es
dieses „blinde Schicksal“ nicht gibt, sondern
„an wen man
gerät“ hängt von der eigenen Einstellung
ab. Der Verklemmte oder
besser die Verklemmte (oder auch die Schamhafte) wird sich einen
Befreier von dieser Leibfeindlichkeit suchen und daher an die
entsprechenden „Typen“
„geraten“. Dagegen wird sich der
„Offene“ mit einer echten Moral einen
Gefährten für das
Erlebnis des Paradieses suchen – und also daran
interessiert
sein und - soweit sich Möglichkeiten bieten -, auch etwas dazu
tun,
dass es andere „Typen“ gibt, damit ein Finden
solcher „Typen“
auch Chancen hat. Es geht natürlich auch nicht darum, „gegen die Scham“ anzukommen und dieser Weg ist auch nicht richtig, weil die Scham ja von den jungen Menschen als das Moralmodell schlechthin angesehen wird. Man würde ihnen etwas Existentielles wegnehmen, was sie unbedingt brauchen, um nicht als „Sexsäue“ (Kindersprache) oder als gar Huren zu gelten. Doch können wir davon ausgehen, dass gerade junge Mädchen geradezu darauf brennen, ihren Körper zu zeigen, weil der ja sozusagen ein natürliches Werbeargument ist, einen guten Mann zu finden. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, wenn auch ein „guter Geist“ hinzukommt, um den es mir eben geht. Was insbesondere die Mädchen brauchen, ist, die Zusammenhänge zu kennen! Wenn wir ihnen also in erster Linie ein vernünftiges und hochstehendes Moralmodell aus dem Geist heraus vorstellen und das Moralmodell der Scham als krank, unnatürlich, untauglich und spießig für eine vernünftige Moral entlarven, dann wird sich das Problem „Scham“ von ganz alleine lösen, so wie die Äpfel vom Baum fallen, wenn sie reif sind. Das kann ganz schnell gehen, dass dieser Verhüllungszwang als unwürdig und lächerlich für einen emanzipierten und wirklich moralischen Menschen empfunden wird. Vielleicht kann ich als Mann das gerade bei Mädchen besser beurteilen als Sie als Frau, denn im Grunde sind Mädchen doch neugierig und wollen doch auch Männer „sehen“? Dieses Sehenwollen darf nur nicht als unmoralisch hingestellt werden.
Allerdings kann ich mir vorstellen, dass die Pädagogik eines echten Moralmodells im Gruppenrahmen viel besser läuft als im Einzelgespräch. Denn wenn auch die meisten Menschen mehr oder weniger blind dem Mainstream hinterher laufen, wird es doch immer Menschen geben, die selbständig denken können und wollen und sich dann auch anders verhalten. Und diese Menschen, gerade auch junge, können dann eine Diskussion und schließlich auch andere mitreißen und schließlich eine Verhaltensänderung auslösen. Ja, wer weiß, wer solche Selbständig-Denken-Menschen sind? Das können durchaus welche sein, denen man das zunächst gar nicht zugetraut hätte. Sie brauchen allerdings die entsprechenden Informationen. Inzwischen habe ich gelernt, hier nicht schüchtern zu sein und davon auszugehen, dass junge Menschen wirklich gute Informationen sogar wollen und für sie dankbar sind. Ich habe da meine Erfahrungen! Ich verweise hier auf die Frage der moslemischen Schülerin auf Seite 2. Darüber kam ich in diesem Frühjahr in Meknes/Marokko auf einer Parkbank mit zwei Studentinnen, die gut Englisch konnten, ins Gespräch. Ich fing also mit der Frage dieser Schülerin an, ob meine Ideen auch mit dem Islam gingen - das war dann der Aufhänger, meinen Ansatz zu erzählen. Und gerade die verschleierte von den beiden nahm mir die Worte bisweilen aus dem Mund, sie dachte also schneller als ich redete, und sagte mehrmals, dass ich ein guter Mann sei (womit sie natürlich meinte, dass meine Ideen gut seien). Oder auch im Bekanntenkreis: Mit dem einen Mädchen, die vor einigen Jahren zusammen mit ihrer Cousine mit mir zum Strand durften (die Eltern hatten ja die positive Entwicklung meiner Pflegetochter mitbekommen) und schließlich auch wollten (dabei hatten sie noch einen Tag zuvor anderen großspurig erzählt, dass sie Nacktheit ekelhaft fänden und so etwas nie machen würden - und jetzt sogar im nächsten Jahr wieder!), bin ich heute noch in losem Kontakt. Mich interessiert ja, ob ankommt, was ich schreibe. Als ich letztens bei der Familie vorbei ging, um dem Mädchen, inzwischen 18, das neueste „Werk“ zu geben, kam es mir zusammen mit einer Freundin schon zufällig auf der Straße entgegen - strahlend, als es mich sah, und nahm auch offensichtlich gern den Briefumschlag. Ich habe also den Eindruck, dass gerade Mädchen schon wissen wollen, an was ich tüftle und das gut finden. Sie merken, dass es mir um Pfiffigkeit und echte Emanzipation von Mädchen geht, gut und für sie vorteilhaft zu handeln. Ich versuche ja auch, so zu schreiben, dass sie es gerne und interessiert lesen, weil sie merken, dass es um "ihre Sache" geht. Ja, ich sehe einiges doch anders als Sie, und mit dem geeigneten Ansatz auch gar nicht kompliziert. Auch finde ich, dass wir in einer tollen Zeit voller Chancen leben, endlich kann einmal offen auch mit jungen Menschen über etwas Positives geredet und sie können so vorbereitet werden, dass sie genau das Bauchgefühl bekommen, nicht an die Falschen zu geraten! B. Glücklicherweise gibt es gerade heute auch die Chance eines zweiten Anlaufs Natürlich, idealer ist schon, von Anfang an alles „richtig“ zu machen. Doch oft waren die Umstände einfach nicht entsprechend, vor allem hatte ja niemand von den Erwachsenen sich zuständig gesehen, mit jungen Menschen vernünftig zu reden. Daher trifft die jungen Menschen auch keine Schuld, doch ausbaden müssen sie schließlich selbst, was sie sich einmal eingebrockt hatten. Ein Trost mag ja auch sein, dass gerade die „zweiten Anläufe“ sehr oft sehr gut gelingen. Wie zwei junge Menschen dieses Problem nun zu meistern versuchen, können wir in einem Beitrag aus der Zeitung „Die Welt“ vom 15.02.2013 lesen: „Wir haben
uns noch nie nackt gesehen“
Eine Liebesbeziehung ohne Sex? Ein junges Pärchen hat sich entschieden, bis zur Hochzeit enthaltsam zu bleiben von MARCEL LEUBECHER Stefan ist 24 Jahre
alt und wohnt in einer Viererwohngemeinschaft in Leipzig. Hanna ist 22
und bei ihm zu Gast. Sie wird ihren Liebsten heute Abend aber
verlassen, wieder einmal, und mit dem Zug in ihr
Heimatstädtchen fahren. Mit Mutter und
Schwester wohnt sie 25 Kilometer östlich der
sächsischen Landeshauptstadt. Mein Kommentar hier nur:
Schade, dass wegen der „Vorerfahrungen“ die beiden
doch offensichtlich sehr gutwilligen jungen Leute
nicht mehr dieses Paradieserlebnisse erleben und genießen
können,
wie sie unter Punkt A empfohlen werden. Oder doch? Jedenfalls
wünsche
ich dem Paar alles Gute! Jedenfalls würde ein Konzept mit
Paradieserlebnissen sehr gut funktionieren. Hierzu wieder eine
Zeitungsmeldung: (Ich muss sie allerdings aus meinem Gedächtnis zitieren.) Junges
Ehepaar wundert sich, warum es keine Kinder bekommt
Ein junges chinesisches Paar, beide Chemiker, wunderten sich nach ein paar Jahren Ehe, warum sie kein Kind bekamen. Als sie deswegen einen Arzt konsultierten, stellte der fest, dass die beiden noch nie „Verkehr" hatten. Auf Nachfrage erfuhr der Arzt, dass die beiden davon einfach keine Ahnung hatten. Sie dachten, dass die Frau Kinder durch die Vermischung von „Molekülen“ auf der Haut bekommt.
Ich halte diese Meldung
aus China durchaus für realistisch, war man doch
damals,
als diese Meldung in der Zeitung "Die Welt" stand, in China so
prüde, dass
„solche Themen" völlig tabuisiert
waren. Die Meldung besagt allerdings ganz deutlich: Es
gibt keine magische Macht, die junge Menschen, die noch nie Sex hatten,
zum Sex zwingt. Es ist das Wissen um den „Verkehr" dazu
erforderlich. Das heißt aber auch, dass gerade junge Menschen
„ohne Erfahrung" leicht ohne den „Verkehr" selbst
nackt zusammen sein können, selbst wenn sie zwar das
Wissen um den Verkehr haben, ihn jedoch
ausdrücklich nicht wollen. Dass dieses
„Phänomen“ nun viele Erwachsene
nicht verstehen, mag vor allem auch daran liegen, dass sie sich einfach
nicht mehr in junge Menschen „ohne Erfahrungen"
hineinversetzen können. Und so können sie es auch
nicht übersehen, dass etwas für die einen gut und
gesund und natürlich und eher harmlos, für die
anderen jedoch höchste Gefährdung sein mag.
Machen wir es uns einmal bewusst: Vor dem ersten
Verkehr sind die Geschlechtsteile „der
anderen“ einfach nur
eigentümliche, wenn vielleicht auch
bisweilen interessante Hautfalten, mehr nicht,
deretwegen man sich eigentlich nicht schämen
muss. Danach ist alles anders. (Ich habe einmal gehört, dass es bei Hunden dasselbe „Phänomen“ gibt: Hunde, die noch nie Sex hatten, sind in der läufigen Phase zwar durchaus äußerst „erregt", doch sie „wissen" einfach nicht, worauf das hinauslaufen soll - und verhalten sich „anders".) <p style="margin-left: 0cm; margin-right: 0cm; margin-top: 0.07cm; margin-bottom: 0cm; font-weight: normal; line-height: 120%" align="JUSTIFY"> DIESE
SEITE WIRD GERADE - IM SEPTEMBER 2015 - BEARBEITET!
C. ANHÄNGE 1. Kritische Fragen und Antworten Ganz klar, auf die Schnelle habe ich das alles nicht geschrieben und ich habe natürlich auch oft gezweifelt, ob das alles so richtig ist und ob ich das vor allem auch „verbreiten“ kann. Doch ich wurde immer sicherer, nicht zuletzt auch, weil es da eine „Grundlinie“ zu geben scheint, auf deren Spur ich offensichtlich bin. Ich finde eigentlich immer nur Bestätigungen – und wenn Andersdenkende angeblich Gründe dagegen finden, dann sind das eigentlich nie wirkliche Argumente, sondern immer nur „Tatbestände“ nach dem Motto: „Wenn die Wissenschaft herausbekommen hat, dass das alle oder zumindest die Mehrheit so machen beziehungsweise so macht, dann ist doch das normal und korrekt so.“ Das hieße dann ja auch, wenn die Mehrheit der Bevölkerung für das Verbrennen von Hexen oder Juden ist, dann ist das „normal und richtig“. Ich verstehe nicht, wie intelligente Menschen (oder Menschen, die sich für intelligent halten) solche Argumente bringen können, diesen Vergleich müssten doch auch sie im Kopf haben – haben sie aber offensichtlich nicht. Ein Freund meinte zu dem ursprünglichen Manuskript für etwa 16-Jährige, dass es ja sehr schön und gut sei. Doch seine Tochter, die gerade zehn Jahre alt ist, hätte in der Schule Sexualkunde. Soweit er erkennen kann, sei dieses Fach sehr biologistisch ausgerichtet. Ob ich nicht auch einmal dazu etwas ergänzendes Menschlicheres schreiben könnte, das auch bei diesen jüngeren Menschen ankommt? Er hätte ein solches Gespräch mit seiner Tochter versucht, doch er sei damit gescheitert. Er sei vermutlich zu ungeschickt, sie wollte offensichtlich nicht mit ihm über „diese Themen“ reden. Deshalb also die EINFÜHRUNG für die jüngeren der jungen Menschen. Und jetzt die Punkte der Kritik und die Beantwortung: „Das
vorliegende
Konzept ist doch unrealistisch.“ „Das
Konzept ist
auch noch aus einem anderen Grund unrealistisch: Es wird ohnehin nie
alle erreichen.“ „Das
Problem ist,
die Kinder für solche Themen zu motivieren. Kinder
haben andere
Themen im Kopf.“ „Man
sollte in einem
Kinderunterricht mit Positivem anfangen, die
Rigolettogeschichte
und auch die anderen Beispiele sind jedoch negativ.“
„Sie
plädieren für
eine für Kinder sehr schädliche
Frühsexualisierung, es ist
doch keinesfalls gut und sinnvoll, wenn Kinder das
alles
wissen.“ „Sie treiben mit Ihrer Einstellung zur Nacktheit doch die Kinder in die Arme von Pädophilen!“ Schauen Sie sich doch bitte einmal die Berichte über die Vergehen von Pädophilen genauer an! Es war doch nirgends so, dass „es“ etwa bei einer Wanderung mit der Freude einer Gruppe junger Menschen an einem nackten Bad in einem Gebirgsbach anfing. Vielmehr begann doch der Missbrauch von Kindern doch immer ganz anders. Die Kinder hatten also mit ihrer grundsätzlichen Angst vor der Nacktheit in einer völlig falschen Richtung aufgepasst. Und so ganz nebenbei erledigt sich ein weiteres Problem: Kleine Mädchen, die die paradiesische Bekleidung gewöhnt sind, können nicht mehr von Pädophilen verführt werden, die ihnen „etwas Tolles“ zeigen wollen. „Viele Menschen haben die Assoziation im Kopf: `Kinder + Nacktheit = Pädophilie´.“Wenn alles immer so einfach wäre! Siehe hierzu den vorigen Punkt. Ja, wer immer alles in einen Topf wirft und keinen Unterschied macht und nicht sachlich sein kann und will, der ist irgendwann kein ernsthafter Gesprächspartner mehr und der sollte sich fragen, ob er es nicht selbst ist, der hier unaufgearbeitete Probleme hat. Denn dann sieht er die eigenen Probleme letztendlich nur immer bei den anderen und gibt sie schließlich auch noch an junge Menschen weiter. „Sich an Kindern zu vergreifen, ist doch das Schlimmste.“ Vorsicht vor Menschen, die bei solcher Verurteilung sehr emotional und unsachlich sind. Wir wissen, dass in Gefängnissen die Kinderschänder an unterster Stelle stehen, die werden von allen anderen Strafgefangenen verachtet. Diese anderen Gefangenen haben nun auch keine reine Weste und brauchen für ihr Selbstwertgefühl jemanden, gegenüber dem sie besser sind. In der Freiheit gibt es auch so ein Problem des Besser-sein-Wollens als andere. Wer also hier zu sehr sein eigenes Bessersein durchblicken lässt und vor allem in unsachlicher Weise, bei dem sollte man vielleicht einmal näher hinsehen, ob der nach dem Motto „Haltet den Dieb!“ (s. S. 18) nicht nur jemanden braucht, den er verurteilen kann. Ob das also alles wirklich Pädophilie ist, was von manchen als Pädophilie angesehen wird, oder nur dazu dient, dass man selbst gut da steht? „Wie sieht denn nun das Harmlose oder sogar das Paradiesische aus?“ Zum Beispiel: Eine Mutter erzählte mir, dass sich ihre fünfjähriges Töchterchen einmal ein nacktes Frühstück im Familienkreis gewünscht hätte. Oder wenn einem auf einem Campingplatz auf dem Weg von und zur Dusche das Töchterchen der Nachbarn begegnet – beide im Paradieskostüm – und einen anstrahlt. Wo ist das Problem? Das sind doch nun wirklich wunderbare Paradieserlebnisse, die absolut nichts mit irgendeiner Pädophilie zu tun haben! Honi soit, qui mal y pense! („Ein Schelm, wer dabei Böses denkt!“) Es gibt eben neben der Assoziation Nacktheit + Kind = Pädophilie auch die Assoziation „Vater + Kind + Nacktheit = heile Familie, heile Welt“. Der Unterschied ist, dass bei der Pädophilie-Beziehung sonst nichts mehr kommt beziehungsweise für eine hohe Moral Untaugliches, während bei einer heilen-Welt-Beziehung noch eine sinnvolle Sorge für eine echte Moral hinzu kommt. Gerade Väter wissen ja auch sehr oft (woher auch immer), dass die „Scham-Moral“ nun einmal nicht zu einer hohen Moral führt, dass sie also für junge Menschen nicht vorteilhaft ist. Leider sind viele Väter und überhaupt viele Eltern in der Praxis dann doch sehr oft eher hilflos, obwohl sie im Grunde sehr gutwillig und sehr integer sind. Dieses Heft soll nun Anregungen geben, wie realistisch-gutwillige Eltern (und auch andere Pädagogen) ihre Sorge sinnvoll in die Praxis umsetzen können. „Es gibt doch
Wichtigeres im Leben junger Menschen als die
Sexualität.“ „Doch
warum immer nur dieses
eine
Thema?
Es gibt doch wohl noch
mehr, wo gerade junge Menschen leiden können.“ „Der
Ansatz hier ist
doch total unmodern, Mädchen und Frauen haben sich heute aus
den
alten Zwängen befreit und der Geschlechtsverkehr mit
verschiedenen
Partnern ist doch Zeichen ihrer Freiheit und Emanzipation.“
„Na
ja, die `unteren
Schichten´, an denen sollte man sich vielleicht nicht so
orientieren. Das mit dem Sex vor der Ehe entspricht doch einfach der
Emanzipation einer modernen Frau. Das machen doch alle heute
so.“ „Es
ist doch nur
vernünftig, wenn schon junge Leute und gerade auch
Mädchen
alles über Verhütungsmittel und
Geschlechtskrankheiten wissen. Denn
dann können sie viel freier sein und brauchen keine Angst mehr
vor
Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten zu haben.“ „Ziel
des hier vorgestellten Konzepts ist doch nur eine neue
Manipulation.“ „Sie
sind doch
frauenfeindlich. Statt sich gegen die sexuellen Beziehungen
junger Mädchen einzusetzen, sollten Sie lieber auf die Jungen
und
Männer einwirken, dass sie nicht mehr schlecht
über Menschen
und gerade auch über Mädchen (und Frauen) reden, die
andere Lebensentwürfe
haben.“ „Es
gibt doch diese
Forschungen, wie Kinder bei Naturvölkern aufwachsen.
Die Kinder
treiben schon von früher Kindheit an sexuelle Spielchen bis
hin zum
Geschlechtsverkehr. Und sie wachsen somit frei von Ängsten und
Zwängen auf und sind also glücklich. Das setzt sich
dann fort, wenn
sie älter werden, daher gibt es in diesen Kulturen auch keinen
Partnerstress, keinen Geschlechterkampf, keine Eifersucht,
keine
Aggression.“ „Es liegt alles nur an den Jungen, die sind doch die, die immer nur das Eine wollen. Die müssen also doch erst einmal moralischer werden.“ Ich hoffe, ich habe es hier deutlich gemacht, warum die Jungen so sind (s.etwa Punkt 2 ab S. 29). Und dann: Die Jungen haben doch den Eindruck, dass die Mädchen untereinander über sie herziehen, wenn sie keinen Sex wollen, dass sie dann impotent oder schwul seien. Wenn Mädchen etwas anderes als Geschlechtsverkehr wollen, dann müssen sie das schon irgendwie ausdrücklich die Jungen wissen lassen. „Sie reden zu viel
von `Nacktheit´ .“ „Die
Scham ist doch
auch eine Sache unserer Kultur.“ „Es
gibt aber doch eine natürliche Scham.“ „Aber
Nacktheit ist doch pervers, unmoralisch und ekelhaft.“
nn mm Kuros Kore „Bei
den alten Griechen waren die Frauenstatuen, also die Koren, doch
immer bekleidet. Das heißt doch, dass die Scham zur
Würde der Frau
gehört.“ Das
Menschenbild im frühen Christentum war
demgegenüber
revolutionär. Hier wurden etwa sowohl Männer wie
Frauen nackt
getauft. „Nacktübungen
als höchsten Sinn der Praxis zu sehen, ist für meine
Frau und für
mich einfach unakzeptabel.“
„Das
Problem hat andere Ursachen. Es ist nicht die Kleidung, nicht
die paradiesische Nacktheit. Es ist nur die falsche
Information
der Kinder und Jugendlichen und Erwachsenen über das
Wesen von
Frau und Mann und wie sie sich himmlisch ergänzen
können.“ Solange „Navi" oder „Prügelstrafe“ oder eben auch „Kleidung“ als notwendig empfunden werden, wird der (junge) Mensch nie wirklich offen für Informationen im Hinblick auf ein funktionierendes anderes Denkmodell einer hohen Moral sein. Denn er weiß in seinem Hinterkopf ja immer alles besser und gerät in eine trügerische Selbstsicherheit, die ihn direkt hochnäsig gegenüber anderen Ideen macht. Er sieht sich ja auch bestätigt, weil er etwa Abscheu oder gar Ekel gegen alles, was mit Sexualität zu tun hat, empfindet. Also meint er auch, alles unter Kontrolle zu haben. „Aber
trotzdem, wir denken anders!“ „Papperlapapp!
Die Scham ist einfach normal! Keine Diskussion!“ „Wenn
es zu solcher
Offenheit kommt, etwa wenn zwei nebeneinander trotz Paradieskleidung
enthaltsam die Nacht verbringen, ohne dass es zur `sexuellen
Tat´ kommt, dann bedeutet das doch schädlichen
Stress?“
„Viele
Menschen
finden sich doch einfach nicht schön genug für die
Nacktheit
vor anderen.“ „Wenn
junge
Menschen und gerade auch Mädchen in die Pubertät
kommen,
fangen sie nun einmal an, sich zu schämen. Das ist
völlig normal.“ „Doch was ist, wenn junge Menschen über das alles nicht reden wollen?“ Siehe hierzu auf Seite 59. „Als
ob die Zurschaustellung des
kleinen Unterschieds das
Wichtige wäre.“ „Aber
Frauen und insbesondere Mädchen sind doch interessanter, wenn
sie
nicht völlig nackt sind.“ Deutlicher kann man es ja wohl nicht sagen, dass die Scham, also das Verhüllen von Körperteilen, die Trumpfkarte der Machos schlechthin ist, mit der sie anderen und besonders den Frauen ihren schmutzigen Willen diktieren. Ja, sie sind es, die Angst vor der paradiesischen Nacktheit haben wie der Teufel vor dem Weihwasser und die immer neue Ausreden erfinden, warum Nacktheit nicht gut ist. Zudem: Was soll das: „Sicher weißt du auch...?“ Verzeih, wer so argumentiert, der will dem anderen etwas unterjubeln, was nicht unbedingt einsichtig ist, und der entlarvt sich damit als nicht seriöser Gesprächspartner. Ich weiß hier – anders als Du – gar nichts sicher! Im Leben eines jungen Menschen geschieht ja üblicherweise als erstes die Tabuisierung der Nacktheit. Dies ist ein bewusster und gesteuerter Vorgang von Seiten der Erwachsenen in unseren Kulturen oder auch Zivilisationen. Dagegen ist Selbstbefriedigung etwas, was auf der einen Seite gewiss eher tabuisiert wird, und auf der anderen Seite erst später ein Gegenstand des Interesses wird. Gegen das Schlechtmachen von Selbstbefriedigung bin auch ich, doch es ist völlig offen, wie sich junge Menschen verhalten, wenn das Paradieskleid (in entsprechenden Situationen) üblich wäre. Ob dann das Sichzusammennehmenkönnen nicht sogar besonders attraktiv wäre und ein Indiz für gelungene Männlichkeit (oder auch Weiblichkeit)? „Die Enthaltsamkeit vor der Ehe ist doch eine typische katholische Besonderheit, die andere nichtkatholische Menschen nichts angeht.“ Oh nein, das Ideal der Enthaltsamkeit vor der Ehe gibt es im Prinzip in allen Kulturen und Religionen. Allerdings wird dieses Ideal eigentlich immer so dilettantisch (= stümperhaft) vertreten, das sich der Verdacht aufzwingt, dass sie gar nicht wirklich gewollt ist und dass es nur um die Schuldgefühle geht, die beim Übertreten des Enthaltsamkeitsgebots entstehen. Eine Ausnahme war offensichtlich der historische (oder wirkliche) Jesus. „Manches klingt ja
sehr gut, doch läuft es im Endeffekt nur auf die
Enthaltsamkeit
vor der Ehe hinaus mit all ihren Ängsten und Zwängen,
die die
Kirche vertritt. Letztlich bist du doch noch ein Sklave der
Kirche.“ Und zudem: Was ist, wenn junge Menschen offensichtlich Freude an der hohen Ehemoral haben, weil sie „etwas nicht zu tun“ nicht als Zwang und Einengung, sondern als Zeichen von Vernunft und Emanzipation empfinden? Es sieht hier so aus, als ob „alte Leute“ etwas von einem eher sexistischen und unsinnig-leibfeindlichen Standpunkt aus in junge Menschen hineininterpretieren. „Das
hier vertretene
Konzept ist ein Rückschritt.“ „Was
Hänschen nicht
lernt, lernt Hans nimmer mehr“: Auch die Sexualität
muss man
erlernen und möglichst frühzeitig. „Dass
gerade frau
auch ohne Geschlechtsverkehr den
Orgasmus testen kann, davon habe ich noch nie etwas
gehört.“ Aha, „NACH dem Vollzug der Ehe!“ Da hast Du die Katze aus dem Sack gelassen! Also erst mal andere unwissend lassen, damit das mit der Überrumplung klappt, egal was dabei herauskommt. Wenn das nicht typisch negatives Macho-Denken ist! Und diese Einstellung hat etwas mit Habenwollen zu tun, aber nichts mit dem Ziel einer erfüllenden (Dauer-)Beziehung. Natürlich, solche Männer (wie Du) haben etwas dagegen, wenn gerade Mädchen VOR den „vollendeten Tatsachen“ sinnvoll testen (wollen), woran sie bei einem Mann sind und ob er ihnen nun wirklich die Erfüllung bringt. Dieses Heft wurde genau deswegen geschrieben, damit Mädchen und Frauen von Anfang an eine Beziehung durchschauen und sich dadurch enttäuschende Beziehungskisten ersparen können. Verständlich, dass typische Macho-Männer etwas gegen solches früh- und rechtzeitiges Durchschautwerden haben. „Kann man aber nicht auch mal machen, was alle machen?“ Wer zwingt Dich eigentlich, die Leibverachtung und Leibfeindlichkeit der anderen mitzumachen, egal was für Probleme sich aus diesem Mitmachen ergeben? Was ist es denn sonst als Leibverachtung und Leibfeindlichkeit, wenn du den nackten Körper nicht ertragen und schon gar nicht in aller Unschuld genießen kannst – vielleicht schließlich auch mit schönem Hautkontakt? Wie könntest du nicht nur Dich selbst, sondern auch andere positiv motivieren, wenn du hier eine andere Einstellung hättest? Und zudem: Die übliche Verklemmtheitsfetzenmoral und schließlich den Geschlechtsverkehr schafft auch die doofste Blondine, dazu braucht frau nämlich nun wirklich absolut keinen Geist. Doch zum Spaß an der Nacktheit und dann auch zum erfüllenden Hautkontakt mit einem Mann, bei dem sich ein Mädchen oder eine Frau so richtig fallen lassen kann, dazu gehört allerdings schon eine Portion Menschenkenntnis und Intelligenz, also Geist. „Sie reden so viel von Orgasmus reden – ist der denn so wichtig?“ Durch den Organismus des Menschen werden körpereigene Drogen, also etwa Endorphine, Dopamin, Seratonin gebildet, das heißt, der Mensch setzt sich durch das Erlebnis des Orgasmus sozusagen selbst unter Drogen. Diese Drogen wirken positiv auf Intelligenz und Kreativität des Menschen (besonders auch der Frau), und haben auch eine hervorragende medizinische Wirkung. Der Mensch ist sozusagen sein eigener Medizinlieferant. Es gibt Untersuchungen, dass Frauen mit Orgasmuserlebnissen seltener Krebs haben als Frauen ohne solche Erlebnisse. Nachteile sind jedenfalls nicht bekannt. Wir müssen allerdings bedenken, dass viele Frauen zu ihren Orgasmuserlebnissen erst kommen nach mehr oder weniger vielen traumatischen Erfahrungen mit der Sexualität. Und diese traumatischen Erfahrungen bewirken ja auch Stress und damit Hormonausschüttungen, diesmal allerdings eher negative und also krankheitsfördernde. „Das Konzept ist
gegen die sexuelle Selbstbestimmung junger Menschen.“
„Hier
wird gerade jungen Menschen und insbesondere Mädchen eine
Schuld
eingeredet.“ „Warum
sollte man
sich denn als Erwachsener überhaupt einmischen, wie die jungen
Menschen ihre Partner finden – zu was auch immer?“ „Ohne
den Spaß am
Geschlechtsverkehr mit der Möglichkeit neuer Partner
kommt es
doch nur wieder zu der alten Langeweile.“ „Sie
kümmern sich
verdächtig viel um junge
Mädchen.“
„Wir
haben doch hier
so ein Problem wie mit einer `selbst erfüllenden
Prophezeiung´
vor uns. Etwas wird nur deswegen als schlecht empfunden, weil man es
schlechtredet. Würde man den Geschlechtsverkehr
zur Probe
nicht schlechtreden, würde er auch nicht als schlecht
empfunden
werden.“ Alle
sagen es doch, dass auch enttäuschender erster Sex kein
Problem ist. Irgendwo
ist das doch
dasselbe, ob „intim“
oder „außen
vor“. „Meine
Frau und ich
hatten auch Sex vor der Ehe – und uns hat das doch nicht
geschadet!“ „Aber
kann ein Mädchen (oder eine Frau) bei diesem umfassenden
Hautkontakt
nicht
leicht vergewaltigt werden?“ „Sie
kümmern mich
viel zu sehr um dieses „Erster-Sex-Thema“,
wäre nicht viel
wichtiger, wie man zusammenlebt, damit eine Partnerschaft
gelingt?“ Es
ist so: auf der einen Seite kritisierst du die Verklemmtheit, die
Kindern eingeimpft wird, indem ihnen implizit oder explizit
mitgeteilt wird, Nacktheit sei etwas Ekelhaftes und Unmoralisches.
Auf der anderen Seite errichtest du ein neues "No-Go-Area"
mit der Forderung, dass Geschlechtsteile nicht angefasst werden
dürfen, weder die von anderen Menschen, noch die
eigenen.
"Unästhetisch und primitiv" sei die Selbstbefriedigung,
schreibst du auf Seite 16. Das klingt zwar nicht so schlimm wie
"ekelhaft", aber es kommt aufs selbe hinaus. „Nacktheit
(also auch das Paradieskleid!) ist dekadent (lat. `Verfall´
).“
„Der
Sittenverfall kommt doch bloß davon, dass die
Mädchen und Frauen
sich nicht züchtig genug kleiden. Wie sollen die
Männer da brav
sein?“ Sie müssen gewiss nicht lange suchen, da werden sie auch genügend Parallelen zwischen Adolf Hitler und Albert Schweitzer finden – es kommt eben wohl viel eher auf die Unterschiede an! Und zudem: Vielleicht haben Ihre Sexualstraftäter manchmal gar nicht so unrecht, vielleicht sind sie lediglich Opfer der Dekadenz bei uns, vielleicht sind sie also eigentlich durchaus gesund, kommen jedoch mit der Scheinmoral bei uns nicht klar? „Durch die hier
propagierte Offenheit gerade auch zwischen Vater und Tochter
besteht die Gefahr inzestuöser Beziehungen.“
„Hier
wird ein überholter Reinheitswahn vertreten.“ „Es
ist doch eigentlich inhuman, eine solche Werbung für die
Jungfräulichkeit zu machen, die viele nicht mehr
haben.
Verstößt das nicht gegen den
Gleichheitsgrundsatz?“ „Aber
wenn das doch alle machen, etwa mit dem vorehelichen Sex, das kann
doch dann wohl nicht falsch sein?“ „Na
und selbst wenn es für ein Fehler war, wenn ein
Mädchen den ersten
Sex mit dem Falschen hatte – was soll´s? Was
bedeutet schon ein
einziger Fehler, wenn der Mensch sonst in Ordnung ist?“ „Neuere
Forschungen haben ergeben, dass auch Frauen die Abwechslung im Bett
lieben (s. das Buch von Daniel Berger „What Do Women
Want“).“ „Wenn
ich mir etwa entsprechende Filme ansehe, dann nehmen die jungen Leute
das mit ihren sexuellen Abenteuern doch alles sehr locker.“ „Wo
bleibt denn hier die Freiheit gerade auch junger Menschen?“ „Alles
schön und gut, was Sie sagen. Doch ich halte es für
vernünftig,
auch wie andere erst einmal mit einem Mann zur Probe
zusammenzuleben.“ „Wenn
Mädchen über ein gewisses Alter hinaus, etwa Anfang
zwanzig, immer
noch Jungfrauen sind, dann werden sie doch zickig und
ungenießbar-eingebildet und oft auch regelrecht bekloppt.“ „Doch
auch manche Kirchen sind von der sturen
Einstellung
abgerückt, dass
es Sex nur in der Ehe geben dürfte. Denn gerade bei dieser sturen
Einstellung
gab und gibt es
ja viel Heuchelei und auch ausgesprochenes Leid.
Wichtig ist doch, schon den jungen Menschen beizubringen, dass es
unterschiedliche Lebensentwürfe gibt und die Menschen mit
anderen
Lebensentwürfen ernst zu nehmen und zu achten.“ Die Einstellung, die hinter dem Verzicht auf die Moral der hohen Liebe steckt, klingt sehr nach der Quintessenz aus der Äsopschen Fabel vom Fuchs und den Trauben. Zur Erinnerung: In dieser Fabel zeigt sich ein Fuchs verächtlich über die Trauben, die für ihn zu hoch hängen und die er daher nicht erreichen kann: „Sie sind mir zu unreif und zu sauer und ich mag keine sauren Trauben.“ Die Fabel karikiert den unehrlichen Umgang mit einer Niederlage: Um sich nicht eingestehen zu müssen, dass er die Trauben nicht erreichen kann, behauptet der Fuchs, sie gar nicht erreichen zu wollen. Genauso ist die Einstellung des Autors Kurt H. zur Moral der hohen Liebe, statt sich um die zu sorgen, sagt er, dass sie sowieso nicht gewollt ist, weil sie eh nur Heuchelei ist. „Ich
habe eigentlich nur etwas gegen diesen Machismo, wenn sich
irgendwelche Männer an anderen nackten Menschen und
insbesondere an Kindern satt glotzen.“
„Es
entspricht doch der Natürlichkeit und der Lebendigkeit junger
Menschen, dass sie irgendwann auch den Sex wollen.“
„Sie
meinen also, als katholischer Religionslehrer alles besser zu wissen
als etwa die Sexualpädagogen.“ „Sie
reden davon, dass das Sichvertun bei der Wahl besonders des ersten
Liebespartners Traumata nach sich zieht. Doch davon merkt man im
normalen Alltag nichts oder fast nichts.“ „So
sehr sich auch heterosexuelle Traditionalisten danach sehnen: Die nie
wirklich existente heile Hetero-Welt ist verloren. Sie kommt nie mehr
zurück.“ Fangen wir doch erst einmal damit an, hier etwas richtig oder zumindest richtiger zu machen – und dann sehen wir weiter, ob nicht doch eine schöne und kulturvolle Heterosexualität möglich ist und was dann von der Homosexualität noch übrig bleibt! „Du sagst, etwas versteckt zwar und implizit, aber doch unmissverständlich, dass Homosexualität eine "Perversion" sei, die bei einem angemessenen Umgang mit Nacktheit und Sexualität verschwinden würde (s. vorigen Kritikpunkt). Damit positionierst du dich gegen das, was heute als gesichertes Wissen gilt. Es wäre also dringend nötig, für diese Behauptung Belege zu liefern: nämlich Untersuchungen anerkannter Ethnologen darüber, dass Homosexualität bei Naturvölkern nicht auftritt, und eine Begründung dafür, warum Homosexualität bei höheren Säugetieren vorkommt (und dort also „natürlich“ ist), beim Menschen jedoch nur durch Entfremdung von der Natur entsteht (also „unnatürlich“, „pervers“ ist).“Was heißt denn hier „gesichertes Wissen“? Wer ist „anerkannter Ethnologe“, der sich überhaupt auf eine solche Diskussion einlässt? Jedenfalls klingt Deine Kritik danach, als ob Du mir etwas unterjubeln willst. In allen Gesellschaften gibt es doch auch immer Herrschaftsstrukturen, so dass es gerade hier keine wirklich freien Entscheidungen einzelner gibt.Im antiken Griechenland waren 99 % der Männer homosexuell und die Gene der damaligen Männer waren gewiss nicht anders als die der heutigen Männer. Das heißt also, dass die damalige Homosexualität nicht genetisch, sondern weitestgehend kulturell bedingt war. Ich bezweifle auch, ob die Homosexualität bei Tieren, auch bei solchen in der freien Wildbahn, als etwas Natürliches angesehen werden kann. Die „reine Natur“ gibt es gewiss nirgendwo, auch in der Tierwelt gibt es Herrschaftsstrukturen. Ich bezweifle sogar, ob es die „reine Natur“ bei Tieren gibt, die Einzelgänger sind. Da steht also wohl immer Theorie gegen Theorie oder Glaube gegen Glaube. „Du stützt dich, wo es um die entscheidenden Ideen deines Konzepts geht, im wesentlichen auf eigene Erfahrungen und auf das, was andere dir berichtet haben, sowie gelegentlich auf die Artikel einer einzigen Tageszeitung. Das erscheint mir als eine allzu schmale Quellenbasis.“ Das ist es ja, ganz offensichtlich schreiben die Verfasser der üblichen Quellen immer nur voneinander ab, jedenfalls widerspricht das, was ich etwa im Laufe meiner über dreißigjährigen Tätigkeit als Berufsschulreligionslehrer so mitbekommen habe, der üblichen Quellenbasis. Wo bitte finde ich in den üblichen Quellen einen Hinweis, dass die Adam-und-Eva-Erzählung eine Geschichte gegen die Fruchtbarkeitskulte ist, wo finde ich eine Untersuchung, ob die Angst vor der Nacktheit für eine hohe Moral tatsächlich förderlich ist, wo finde ich etwas über den zentralnervös ausgelösten Orgasmus ohne Geschlechtsverkehr? Ich habe nichts gefunden oder erst nach langem Suchen und dann nur zufällig. Daher habe ich die übliche Quellenbasis zwar zur Kenntnis genommen, bin jedoch eigene Wege gegangen, wo sie mir sinnvoll erschienen. Und zur „einzigen Tageszeitung“: Was ich aus der entnommen habe, ist im Grunde Allgemeinwissen und übers Internet auch in anderen Veröffentlichungen überprüfbar. Wenn Du in unserer Gesellschaft etwas ändern willst, dann gibt es doch nun wirklich wichtigere Gebiete als die Probleme kleiner Mädchen. Ich denke an die Arbeitslosigkeit gerade auch junger Menschen, an die Gewaltdarstellungen im Fernsehen, an die allgegenwärtige Pornografie. Ich stimme Dir gewiss zu. Doch geht es, wenn man etwas verändern will, vor allem auch darum, was für einen selbst überhaupt machbar ist. Was helfen einem die tollsten Ideen, wenn man sie nicht in die Praxis umsetzen kann? Doch wir können uns das Böse auch als ein „Rad des Bösen“ vorstellen. Und um etwas zu ändern, muss man Sand ins Getriebe oder in die Speichen werfen. Vieles kann man hier einfach nicht, doch manches kann man. Ich verweise auf die Gespräche auf Seite 6: Da hätte man doch etwas machen können! - und das hätte durchaus die Chance, einen Erdrutscheffekt auszulösen., nicht zuletzt weil es ja auch eine Befreiung bedeutet und den Beteiligten Spaß macht... „Bitteschön, wo ist denn Ihre Systematik, wo ist Ihre Methodik?“ Dazu erst einmal ein Vergleich mit Mikrostrukturen in der Physik: Um etwa im atomaren Bereich etwas zu erkennen, sind nicht nur die Lichtstrahlen, sondern auch die Elektronenstrahlen viel zu grob und viel zu mächtig: Mit denen würde man das, was man erkennen will, entweder gar nicht erkennen oder gar zerstören. Man hätte als nach der Untersuchung etwas anderes vor sich als ohne diese Untersuchung. Hier braucht es andere Methoden, eher indirekte. Und so ist es auch bei unserem Thema, wo es um Seelisches geht! Typische Fragebögen etwa sind viel zu grob und zerstören gar das, was man erkennen will. Also eher indirekte „Untersuchungen“ – so wie hier!s „Zwar wäre eine Darstellung in der Form dieses Heftes völlig ausreichend, wenn es nur darum ginge, Anregungen zum Nachdenken und zum Vergleich mit eigenen Erfahrungen zu geben … Aber es steckt ja nun durchaus noch mehr in deinem Heft, nämlich Aussagen, die Anspruch auf allgemeine Gültigkeit erheben.“ Eigentlich ging es mir zunächst auch nicht um mehr, als Anregungen zum Nachdenken usw. zu geben. Doch leider wurden mir dann als Kritik einige populäre Irrtümer vorgehalten, die ich einfach richtig stellen musste. Auch erlebte ich sehr oft ausgesprochene Unsachlichkeit. Also sah ich mich gezwungen, die Thematik ganz grundsätzlich aufzurollen. Ob hier nun alles richtig ist, weiß ich nicht, doch eines ist klar: Etwas Richtiges und Stimmiges lässt sich immer kürzer und knapper darstellen als etwas Nichtstimmiges und Nichtrichtiges. „Das Konzept ist zu vernunftlastig, Entscheidungen werden oft sinnvoller und besser aus dem Bauchgefühl heraus getroffen.“ In persönlichen Fragen liegen Menschen mit diesem Bauchgefühl allerdings erfahrungsgemäß oft sehr daneben. Das ist es ja, durch die Nacktheit wird das Bauchgefühl ganz wesentlich sinnvoller und zuverlässiger, weil eine Verkleidung wegfällt. Offenheit und Ehrlichkeit machen klarer, wer einer wirklich ist. “Die Kleidung hat doch auch eine gewisse Moralfunktion!“ Viel eher hat sie wohl eine Fetischfunktion. Ohne den Fetisch verging jedenfalls den Ratten in dem Versuch (s. S. 27) die Lust auf Sex. Das könnte also die These bestätigen, dass ohne „Kleidungsfetische“ menschliches Bauchgefühl und menschliche Sexualität stimmiger harmonisieren und es gar nicht dazu kommt, dass „die Liebe ein unordentliches Gefühl“ wird. 2. Das Problem der perfekten Theorie, warum etwas passiert oder auch nicht passiert. „Es ist doch ganz klar, warum gerade die Mädchen mit dem Sex anfangen. Sie wollen doch von den anderen anerkannt werden.“ Dazu zunächst einmal, „ganz klar“ ist so schnell nie etwas. Das mit dem Grund des Wunsches nach Anerkennung ist nur eine Theorie von vielen. Zum Vergleich: Es gibt um die 200 Theorien, warum das alte Rom untergegangen ist. Eine ist etwa die Dekadenz der Sitten im alten Rom, eine andere ist, weil Ägypten verloren gegangen war. Denn aus Ägypten kam das Papier, das sozusagen der Lebensnerv des römischen Beamtenstaats war. Und weil es kein Papier mehr gab, gab es auch keinen Lebensnerv mehr. Über die Schlüssigkeit einer Theorie kann man nun streiten. Jedenfalls gibt es selbst für die plausibelste Theorie auch immer genügend Für und Wider ... So auch bei der Theorie von den Mädchen, die mit dem Sex anfangen, weil sie Anerkennung suchen. Während die Theorien über der Untergang des alten Roms sich auf etwas beziehen, was in der Vergangenheit liegt und was uns also relativ gleichgültig sein kann, geht es bei den Theorien über die Mädchen um etwas, was immer wieder passiert und was uns also auch heute etwas angeht. Eine Auseinandersetzung hier ist also wichtig und lohnend. Es mag ja nun Mädchen geben, die wegen der Anerkennung „anfangen“. Doch ich kenne jedenfalls einige Mädchen, die sahen „damals“ nicht nur extrem gut aus, die waren auch hochintelligent und angesehen bei ihren Kameraden. Die hatten wirklich keine Anerkennung nötig – und sie haben dennoch mit dem Sex angefangen! Also ist das mit dem Grund der „Anerkennung“ wohl nichts. Gehen wir doch einmal andere „Theorien“ durch! Fangen wir bei einer Theorie aus dem Buddhismus an! Eine alte Theorie, warum frau mit anderen Männern als nur mit ihrem eigenen Mann Sex hat (wenn die Gelegenheit da ist), ist eine aus dem ursprünglichen Buddhismus. In der Lehrgeschichte „Jataka 62“ vertritt ein Hofpriester die Theorie, dass eine Frau, die in ihrem Leben auch nur einen einzigen Mann außer ihrem Ehemann gesehen hat, nicht einem Mann allein treu sein kann. Dazu gibt es eine Wette zwischen dem Hofpriester und einem König über die Veranlagung der Frau zur Treue, die der Hofpriester auch noch bravourös verliert. Dass der Grund der Unfähigkeit der Frauen zur Treue möglicherweise eine falsche Theorie und dann auch noch die sich daraus ergebende abstruse Erziehung der Mädchen sein kann, auf die Idee kommt der Hofpriester gar nicht. Doch wir heute sollten nicht überheblich sein: Was wird bei uns heute nicht alles über die Veranlagung der Frauen in dieser Richtung kritiklos als wahr und richtig anerkannt und nicht hinterfragt? Und es ist am Ende auch hier doch nur das Resultat einer verquerten Theorie mit der entsprechenden verquerten Erziehung. Daher jetzt wieder zu uns und zu unserer Zeit! Auch hier gibt es entweder ganz allgemein oder auch individuell Theorien zu dieser Thematik, die entweder gar nicht oder nur ganz oberflächlich hinterfragt werden. Denn wer hier eine bestimmte Theorie hat, der meint ja, sowieso alles besser zu wissen. „Das Problem ist das des guten Beispiels. Wer also als Kind keine gute Familie erlebt hat, dem kann auch später selbst kaum oder nicht eine eigene gute Familie gelingen.“ Diese Begründung ist nicht unbedingt logisch und wissenschaftlich ist sie schon gar nicht. Der Zusammenhang kann auch ein ganz anderer sein, nämlich dass gerade derjenige für eine besonders gute Familie offen ist, der sie selbst als Kind nie erlebt hatte und der also auf keinen Fall etwas falsch machen will. Nehmen wir also einmal an, dass sich jeder Mensch von Natur aus nach einer schönen leibseelischen Gemeinschaft mit einem Menschen des anderen Geschlechts sehnt und dass er auch das Zeug dazu hätte, dass diese Gemeinschaft gelingt. Auch wären in dieser Gemeinschaft eigene Kinder durchaus erwünscht. Doch jetzt passiert Folgendes: Statt einer sinnvollen Moral für den Umgang mit dem anderen Geschlecht (oder auch sinnvollen Spielregeln) wird dem jungen Menschen gar keine (Sexual-)Moral oder nur die Scheinmoral der Scham beigebracht, die er natürlich auch nicht kritisch hinterfragt. Und so vertut er sich und es kommt es zu den typischen Beziehungskisten, die dann irgendwann auf eine nicht so ideale Partnerschaft hinauslaufen, die eigentlich möglich wäre. Wer nun diese Zusammenhänge nicht sieht, der sieht sich in der Auffassung bestätigt, dass denjenigen, die selbst keine gute Familie hatten, auch selbst keine gute Familie gelingen können – doch in Wirklichkeit ist alles ganz anders. „Aber
ist das gute Elternhaus denn nicht die Grundvoraussetzung für
gelingende Beziehungen der Kinder später?“ „Und
was sollen wirklich fürsorgliche Eltern denn nun besser
machen?“ „Gerade
die jungen
Mädchen haben doch zu wenig Scham!“ „Die
jungen Menschen
in unserer Gemeinde haben ganz andere Probleme!“ „Aber
was ist mit
der Triebhaftigkeit und der Schwäche des Menschen?“ Wer so redet, dass das mit dem Paradieskleid in der Praxis nicht geht, der sagt doch nur, dass das bei ihm selbst nicht geht – weil er entsprechende „andere Erfahrungen“ hat (die Kinder noch nicht haben!). Vielleicht ginge es allerdings bei ihm doch, aber vor lauter Sexualängsten hat er das einfach noch nie ausprobiert? Und zudem: Es gibt gerade heute genügend Beispiele, dass es eben doch geht – und zwar sehr gut! Eine schöne Paradieskleidung kann doch auch sehr entwaffnend sein, es kommt auf die Einstellung an, die dahintersteckt. „Verliebtheit
ist ein biochemischer Vorgang, da ist man eben machtlos.“ „Sieh
dir doch
einmal die Website der Durex-Kondomfabrik an über die Anzahl
der
Sexualpartner, die ein Mensch im Leben hat. Und du willst das
ändern?
So haben die Inder etwa 3, die Deutschen 5,9, die Türken
14,5.“ „Die
schönsten Theorien werden zunichte gemacht, weil es nun einmal
von
der Natur her so ist, dass jeder Mann im Prinzip ein Vergewaltiger
ist. Und es geht nicht nur um die praktische Vergewaltigung, sondern
Männer können auch durch Worte oder durch
Blicke
vergewaltigen. Die Folgen von allem sind im Grunde genauso schlimm,
nämlich traumatisierte Mädchen und Frauen.“ „Ordnung
der Natur?
Was heißt das?
Weist das nicht auf einen faschistischen Hintergrund von
`Erlebt
doch zuerst einmal das Paradies!´
hin?“
„In
unseren anonymen Massengesellschaften kümmert sich keiner mehr
wirklich um den andern und daher gibt es auch keine Verantwortung
füreinander in der Liebe. Jeder will nur seinen eigenen
Lustgewinn.“
„Man
kann heute sowieso nichts machen – die Medien sind zu
mächtig!“ Der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Lothar Mikos etwa sieht die Macht der Medien als so monströs und unüberwindbar nicht an, steigern sie allenfalls doch nur das, was von woanders her im Denken der Menschen ist. Und zudem: In Afrika und in vielen Gegenden der Welt gibt oder zumindest gab es bis vor nicht allzu langer Zeit überhaupt keine Medien – und dennoch werden Mädchen beschnitten, und zwar aus moralischen Gründen. Denn nach Meinung der Menschen, die diese Beschneidung praktizieren, können Mädchen (und Frauen) sonst nicht treu sein. Diese angebliche Unfähigkeit zur Treue, und damit das Fehlen einer hohen Moral, hat also gar nichts mit den Medien zu tun, die gibt es auch ohne diese Medien! Wenn es nun woanders keinen Zusammenhang gibt, wieso dann bei uns? Das mit der Schuld der Medien ist für mich jedenfalls nicht plausibel. Es bleibt dabei: Für den, der eine Änderung nicht will, der sieht nie, wo er selbst etwas machen kann. Der sucht und findet auch immer andere, die schuld sind. Doch derjenige, der wirklich etwas ändern will, der sieht tausend Möglichkeiten und Wege, wo und wie er etwas machen kann! „Schuld
an dem heutigen Sittenverfall sind doch die Religionslehrer.
Die
sind es ja, die schon den jungen Menschen den Glauben und
damit
auch die Moral kaputt machen. Aufgabe gerade der Religionslehrer
wäre
doch, den jungen Menschen den traditionellen Glauben zu
vermitteln.“
„Es
ist doch bekannt, dass die Aktionen `Kein Sex vor der Ehe´
noch nie
etwas geholfen haben.“ (Hierzu eine Notiz aus der Zeitung „Die Welt“ vom 21. 10. 2007: „Kampagnen, mit denen Jugendliche zur Keuschheit motiviert werden sollen, sind immer erfolglos und bewirken manchmal sogar das Gegenteil. Das ergab eine Auswertung von 13 Enthaltsamkeitsstudien, an denen 15 940 Jugendliche teilgenommen haben. Kristen Underhill und ihre Kollegen von der Universität Oxford stellten fest: Keine Kampagne hatte Einfluss auf die Häufigkeit von ungeschütztem Geschlechtsverkehr, auf die Zahl der wechselnden Partner, auf die Verwendung von Kondomen oder auf das Alter beim ersten Sexualkontakt. Eine der Kampagnen bewirkte überdies einen gegenteiligen Effekt: Die daran teilnehmenden Jugendlichen hatten sogar häufiger Sexualkontakte, und auch die Zahl sexuell übertragener Krankheiten war unter ihnen erhöht (Is).“) „Du
bist mit deiner Idee `Kein Sex vor der Ehe´ doch hoffnungslos
veraltet, das mit dem Sex vor der Ehe ist doch inzwischen
völlig
normal!“ Daher
muss hier auch nicht mehr auf alle die genannten Theorien eingegangen
werden, warum junge Menschen mit dem Sex anfangen, auch diese
Theorien haben sich dann alle erledigt. EINE „PERFEKTERE THEORIE“ MIT EINER EMPFEHLUNG: Der Mensch ist von Natur nicht nur ein hochintellektuelles und hochmoralisches, sondern auch ein hochsoziales Wesen. In Fragen der Sexualmoral ist nun gerade das Mädchen weitestgehend von der Vorstellung bestimmt, dass es sich so verhalten muss wie andere normale Mädchen, damit es nicht ein Außenseiter ist, der als verklemmt, unemanzipiert und frigide gilt. Denn nur, wenn es normal ist, kann es, seiner Meinung nach, irgendwann einen passenden Partner finden. Die Notwendigkeit, normal zu sein, ist wie bei einer Sprache: Wenn einzelne Eltern ein Kind in einer hochintellektuellen und wunderschönen Sprache erziehen, doch die übrigen Menschen sprechen nicht diese Sprache, wird das Kind seine Eltern irgendwann für inkompetent und „ver-rückt“ halten. Wir müssen uns also klar machen, dass es eher sinnlos ist, wenn einzelne Eltern ihre Kinder zu einer hohen Moral erziehen wollen, denn beispielsweise würden die Töchter dann einsame Jungfrauen werden – und das machen die Mädchen nur selten mit. Also wäre eine Erziehung zu einer hohen Moral immer Gemeinschaftssache. In einer Gruppe (hier bietet sich gerade auch der Religionsunterricht an) wird Ihr Kind auch reden (wollen) – und wie! Und der Spaß an der Nacktheit wäre dann ein Indiz für besondere Unverklemmtheit, also für eine gelungene Überwindung der Leibfeindlichkeit, und für wirkliche Emanzipation und Intelligenz. Bisher war das ja so, dass Mädchen eher nur Negatives darüber gehört hatten, wenn ein Mädchen noch keinen Sex hatte. Sie sieht sich ein Mädchen also in einer Zwangslage und will „es“ möglichst schnell „hinter sich haben“. Daher sucht es förmlich eine Gelegenheit – bisweilen sogar mit einem Fremden, dem es wohl nie wieder begegnen wird. So kommt es oft zu solchen Erfahrungen auf Klassenfahrten oder in den Ferien mit einem Jungen oder Mann, mit dem auch nie die Absicht für eine Partnerschaft besteht und wo es auch gar nicht um Liebe geht. Wie anders liefe das ohne diese Leibfeindlichkeit und ohne diesen Fetischismus, wie könnten dann Mädchen ganz anders ihre Unschuld schätzen und erleben! Wenn wir also etwas an unserer heutigen (Sexual-)Moral zum Positiven verändern wollen, müssen wir hier anfangen! Anm.: Wenn gerade auch die jugendlichen Körperformen besonders attraktiv sind, so heißt das noch lange nicht, dass Männer gleich immer Sex wollen. Denn es gibt etwa auch so etwas wie einen Bruder-Schwester- oder Vater-Tochter-Effekt zwischen eigentlich Fremden, der dem durchaus entgegenwirkt. Wenn dieser Effekt durch Natürlichkeit , Offenheit und entsprechende geistige Ausstrahlung junger Menschen erst einmal aktiviert ist, bewirkt er eine außerordentliche Fürsorge der „Brüder“ oder „Väter“. Und – beim Fall „Vater“ - bleibt dieser Effekt auch, wenn etwa das als Tochter empfundene Mädchen älter wird nach dem Motto: „Einmal Tochter – immer Tochter!“ D. PÄDAGOGISCHE EINFÜHRUNG in das Konzept „Erlebt doch zuerst einmal das Paradies!“ – hier für junge Leute ab ca. 8 Jahren.
Vorbemerkung zur Frage der Kindgemäßheit Auf die Idee mit der „Kleidung des Paradieses“, also der Nacktheit, die zum Ansatz des Konzepts gehört, haben mich Kinder gebracht. In einer Kinderferienfreizeit in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts waren sie es, die mit dem Paradieskostüm anfingen. Leider hatte ich damals auch zu denen gehört, die „so etwas“ mit abgewürgt hatten – als ob für Kinder das sexuelle Selbstbestimmungsrecht nicht gilt (zumal bei durchaus Unschuldigparadiesischem!). Doch damals ging das einfach nicht anders, die Zeit war einfach nicht reif. Inzwischen sehe ich hier eine Chance, Kindern gegenüber nicht etwas grundsätzlich zu verteufeln und sie damit schon irgendwie leibfeindlich zu machen, sondern ihnen das Problem der Ambivalenz nahezubringen, dass also etwas gut oder schlecht sein kann, je nachdem, wie man es gebraucht. Dabei muss dann natürlich weiter ausgeholt werden, vor allem Mädchen wollen Zusammenhänge wissen. Leider lehnen sehr viele Erwachsenen hier alles unterschiedslos ab mit einem Hinweis auf die Vermeidung von Frühsexualisierung. Diese Erwachsenen müssen sich allerdings den Vorwurf gefallen lassen, unter einem Deckmantel die Kinder dumm und naiv belassen zu wollen. Denn auf diese Weise können Kinder wohl kaum ein eigenes ethisches Handlungskonzept entwickeln und so werden sie später umso anfälliger für Manipulationen, von welcher Seite auch immer. Der Eindruck vom Wissenwollen von Zusammenhängen hat sich für mich in einem Religionsunterricht mit Kindern ein paar Jahre nach dieser Kinderfreizeit mit anderen Kindern voll bestätigt, als ich mit einer ähnlichen Geschichte wie der der Oper Rigoletto auf das Thema kam. Es war, als ob ich ein Fass aufgemacht hätte – was die jungen Menschen, sowohl die Mädchen wie die Jungen, nicht alles wissen wollten! Und es blieb nicht bei der einen Stunde, in der nächsten und übernächsten ging es weiter. Es gab ja so viel zu bereden! Mein Eindruck war, dass sich gerade die Mädchen freuten, einmal einen Erwachsenen gefunden zu haben, der eine Einstellung im Sinn ihres unschuldigen moralischen Empfindens hatte und mit dem sie reden konnten. Als ich Müttern erklären wollte, was ich machte, bekam ich nur zu hören: „Lassen Sie mal, ist schon gut, wie Sie das machen!“ Offensichtlich hatten die Kinder also zu Hause von meinem Unterricht erzählt. Hier in der Gruppe ging das alles viel einfacher und selbstverständlicher, was im Einzelgespräch Eltern/Kind eher nach Krampf aussehen und die Kinder abschrecken würde. Deshalb dann auch die positive Reaktion der Mütter. Warum also nicht gleich richtig! Da Geschichten bei jungen Leuten immer gut ankommen, schlage ich also vor, mit einer unserer berühmtesten Opern anzufangen: „Rigoletto“. So bekommen unsere jungen Leute gleichzeitig etwas von unserer Kultur mit. In dieser Oper geht es um die Sorge eines Vaters um seine von ihm innigst geliebte Tochter. Ich finde, dass man an dieser Geschichte das Thema sehr gut „aufrollen“ kann, sowohl für Mädchen wie für Jungen. Die Mädchen sind die eher Betroffenen, daher spreche ich sie an. Doch es geht auch um die Jungen, sie sind dabei in ihrem Beschützerinstinkt angesprochen, den sie erfahrungsgemäß auch gerne wahrnehmen, wenn sie nur frühzeitig gefordert werden. Der Vorteil heute: Schon sehr junge Menschen wissen über das Biologische der „Vermehrung“ Bescheid, also auch über den Geschlechtsverkehr. Es fehlt nur noch zur Ergänzung ein geeignetes Moralkonzept. Und wie gesagt, nach meinen Erfahrungen wünschen sich die Kinder das ja auch! Konkret zur Geschichte der Oper: Der Vater heißt Rigoletto. Ein Hofnarr, verkrüppelt. Die Tochter heißt Gilda und ist wunderschön. Rigolettos Frau, Gildas Mutter, ist verstorben. Die Handlung spielt am Fürstenhof des Herzogs von Mantua in Norditalien, etwa vor dreihundert Jahren. Dieser Herzog ist ein Weiberheld, wie man so sagt, der seinen Charme und gewiss auch seine Macht ausnutzt, um mit den Frauen seiner Schlossbeamten und mit noch vielen anderen Frauen Sex (Geschlechtsverkehr) zu haben. Er benutzt die Frauen, verachtet sie und spielt ihnen zuerst Liebe oder auch nur Ehrerbietung vor. Die Frauen machen mit, vielleicht auch, weil das Leben sonst für sie zu langweilig ist. Doch der Herzog amüsiert sich, wie dumm und naiv die Frauen sind, ihm seine Liebeslügen zu glauben und bei seinen Sexabenteuern mitzumachen. Die Männer dieser Frauen fühlen sich natürlich betrogen und sehen sich als die Ausgetricksten, zumal der Herzog auch über sie und ihre Wut, weil er ihre Frauen verführt, nur lacht und spottet. Doch was sollen sie sonst machen als gute Miene zum bösen Spiel. Sie sind ja auch von ihm abhängig. Auch der Hofnarr verspottet nun die anderen Schlossbeamten, weil sie sich von dem Herzog das alles gefallen lassen. Doch gleichzeitig hat er eine wahnsinnig große Sorge um seine Tochter Gilda, dass die sich auch einmal in den Herzog verliebt und sie in ihrer Liebe von ihm ausgenutzt wird. Und so verheimlicht er allen anderen seine Tochter Gilda und versteckt sie vor ihnen. Nur sonntags darf sie – natürlich unerkannt – in die Kirche gehen, man ist ja fromm. Und da begegnet sie einem netten Studenten, in den sie sich verliebt. Dieser Student ist nun dieser Herzog – verkleidet, so erkennt also auch Gilda ihn nicht. Die Oper endet sehr traurig, denn Gilda schenkt dem Herzog ihre Unschuld, sie ist bei der näheren Begegnung so überwältigt, dass sie mit ihm ihren ersten Sex hat. Doch er verachtet sie nur, nachdem er erreicht hat, was er wollte, und vergnügt sich bald darauf wieder mit anderen Frauen (hat also Sex mit ihnen) – und singt dann noch seine berühmte Arie „Oh wie so trügerisch sind Weiberherzen ...!“ Dabei verdreht er die Wirklichkeit, denn eigentlich sind ja nicht die Frauen so trügerisch, sondern er ist es – wenigstens erst einmal. Als am Schluss der Oper Rigoletto den Herzog ermorden lassen will, stirbt Gilda statt seiner. Es ist nicht ganz klar, ob sie sich aus Liebe für ihn opfert oder ob sie nur noch den Tod will, weil ihre Unschuld und damit – wie sie meint – die Möglichkeit einer großen Liebe für sie sowieso für immer verloren ist und das Leben also keinen Sinn mehr hat. Alles sehr traurig. (Anmerkung: Bei den Jungfrauen gibt es im Scheideneingang ein Jungfernhäutchen, das beim ersten Sex zerstört wird – „man“ kann also später erkennen, ob ein Mädchen schon Sex hatte. Allerdings stimmt dieser „Beweis“ nicht immer. Der mögliche Schock nach einem solchen Erlebnis wird heute vielfach als Folge einer leibfeindlichen Erziehung angesehen. Dagegen wird der mögliche Schock, den junge Menschen erfahren, wenn sie mit der Nacktheit konfrontiert werden, als etwas angesehen, wovor junge Menschen geschützt werden müssen. In dem Konzept dieser Heftes ist die Sicht nun umgekehrt.) Ich finde es jedenfalls toll, wie der Komponist der Oper (Guiseppe Verdi) eine hinreißende Musik über das Schicksal eines Mädchens geschrieben hat, er hält dieses Schicksal für sehr wichtig. Wir sollten mehr darüber nachdenken. Jetzt wieder zu uns heute! Es ist also ein uraltes Problem, dass Väter (und Eltern überhaupt) um ihre Töchter Sorgen haben, dass ihnen auch „so etwas“ passieren könnte. Sie möchten nicht, dass die Töchter sich in so einen Hallodri verlieben, der sie doch nur belügt und betrügt und ausnutzt und für den der Sex nichts mit Liebe und Partnerschaft zu tun hat, sondern nur ein lustiges Spiel ist. Leider sind sehr viele Eltern bei ihrer Sorge irgendwie so hilflos wie dieser Rigoletto und machen vieles falsch, so dass sehr oft gerade das passiert, was eigentlich vermieden werden sollte. Natürlich sagen Eltern (und andere Erzieher) das nicht so, dass sie hilflos sind, sondern sie sagen, dass das normal und natürlich ist, wenn sich junge Leute erst einmal in den Falschen verlieben und mit ihm Sex haben. Da kann man ihrer Meinung nach einfach nichts dagegen tun, weil die jungen Menschen nun einmal keine Menschenkenntnis haben zu unterscheiden, welchem Mann es um wirkliche Liebe und Partnerschaft geht und welchem es nur um die Sex geht. Deshalb erklärt man den jungen Leuten heute nur noch, wie sie Kondome und Verhütungsmittel gebrauchen sollen, damit sie nicht auch noch schwanger werden und/oder sich mit einer Geschlechtskrankheit anstecken. Offensichtlich halten die Erwachsenen hier nicht viel von der Intelligenz junger Menschen. Ich sehe das allerdings völlig anders! Wo jemand etwas nicht vernünftig weiß, kann er sich auch nicht vernünftig verhalten. So dumm und sexgierig sind die jungen Menschen doch gar nicht, dass sie grundsätzlich nicht die Sexabenteurer von den wirklich Liebenden unterscheiden können und wollen, wenigstens zunächst nicht. Und jetzt wieder konkret zu den Mädchen! Das Problem ist also: Was müssen Eltern ihren Töchtern beibringen, damit sie einen solchen Hallodri rechtzeitig durchschauen, dass am besten gar nicht erst eine Liebe zu einem solchen Mann aufkommt und dass sie also auch keinen Sex mit ihm haben, sondern nur mit dem Mann, bei dem eine schöne und ehrliche Liebe auf Gegenseitigkeit beruht und der auch ein guter Partner für sie ist, mit dem sie auch eine schöne Familie haben können. Ich sehe hier eine geradezu kriminalistische Aufgabe für ein Mädchen! Wie kann es rechtzeitig die Wahrheit herausbekommen? Wir müssen dazu auf alle Fälle zunächst einmal ganz genau hinsehen, was hier passiert, wie das passiert und warum das passiert. Die Erfahrung ist jedenfalls, dass irgendwelche Moralpredigten und freundliche Ermahnungen an ein junges Mädchen überhaupt nichts helfen, schon gar nicht, wenn es erst einmal verliebt ist. Mädchen (und nicht nur die) haben dann sozusagen eine rosarote Brille auf und sind in ihrer Willensfreiheit eingeschränkt und wissen sowieso alles besser – das ist nun einmal so bei sehr intensiven Gefühlen. Doch auch schon vorher wollen junge Leute solch ein moralinsaures oder gar frommes Gerede einfach nicht hören und schalten ab und tun uninteressiert, wenn ihre Eltern oder andere mit diesem Thema anfangen. Also mussten die mir befreundeten Eltern, von denen ich jetzt rede und die meine Ideen gut und sinnvoll fanden, bei ihrer Tochter eine andere Methode suchen. Nicht zuletzt würde sie, das war allen klar, nach ihrer Schulzeit einmal irgendwo allein studieren. Da würde sie alle möglichen Leute und auch Mitstudenten und andere Männer kennenlernen, und sie würde dann auch wohl kaum die Eltern fragen, wem sie trauen kann und wem nicht, und schon gar nicht, wenn sie einmal verliebt sein würde. Außerdem: Ob Eltern wirklich erkennen können, wer in Ordnung ist und wer nicht? Das Mädchen muss das schon alleine herausfinden. Aber wie??? Ich habe mir einmal die Männer angesehen und mich auch mit ihnen unterhalten, wie sie es schaffen, dass sich Mädchen in sie verlieben und dass die so blind sind und dann auch Sex mit ihnen haben – obwohl es den Männern gar nicht um wirkliche Liebe geht und sie die Mädchen im Grunde genauso verachten wie dieser norditalienische Herzog die Frauen damals. Und ich habe natürlich auch Mädchen und Frauen gefragt, denen „so etwas“ passiert ist. Bei meinen Beobachtungen habe ich nun festgestellt, dass genau diese „blöden Männer“ überhaupt kein Interesse an der Nacktheit einer schönen Unschuld haben, die auch etwas mit dem Paradies zu tun hat, weder an der der Mädchen noch an der eigenen. Eine unschuldige paradiesische Bekleidung, etwa an einem schönen Strand, wäre für die der absolute Horror. So etwas können die einfach nicht. Sie haben auch tausend Ausreden, warum sie da nicht mitmachen wollen. Sie sagen etwa, dass das angeblich blöde oder sogar unmoralisch ist usw. Oder sie reden dumm herum, dass sie das schon könnten mit der paradiesischen Nacktheit, dass sie das aber nicht wollten. Hier sollte man doch hellhörig werden und merken, was hinter deren „Gründen“ steckt: Nichts als leere Ausreden, sie können es eben letztlich doch nicht. Denn wenn man an etwas wirklich Freude hat, dann macht man das doch auch nur zu gerne. Das gilt doch erst recht für die Paradieskleidung zusammen mit netten Menschen und erst recht mit jemandem, in den man verliebt ist – natürlich wenn und wo es passt. Aha, wenn hier nicht eine Chance ist und gar die beste Gelegenheit ist, den Ansatz des Papstes Johannes Paul II (s. Heft 2, S. 36) in die Wirklichkeit umzusetzen! Was ist der tollste Gedanke wert, wenn es nicht zu einer Praxis des Lebens kommt? Auch geht es hier nun wirklich um den „Wert einer Person“, den auch der Papst im Auge hat. Zudem: Wo ist der Sinn, jungen Menschen, und gerade auch Kindern, erst einmal einen falschen Weg zu zeigen, um später dann genau die entgegengesetzte Richtung als die richtige hinzustellen? Was wäre also, wenn gerade ein Mädchen gleich von Anfang an so erzogen wird, dass die Angst vor der Paradieskleidung gar nicht erst aufkommt, dass es selbst Spaß an dieser Natürlichkeit hat – und dass es seine neue Einstellung zur Nacktheit dann als Testmethode der hohen Liebe gegenüber Männern einsetzt? Nicht zuletzt ist eine solche Erziehung ja genau das Natürliche – ist es nicht so, dass die Naturvölker in den heißen Ländern mit der Nacktheit zumindest früher einmal überhaupt keine Probleme hatten? Probleme bei denen kamen doch erst durch den Kontakt mit der westlichen Zivilisation, in der es eben solche falsche Liebe mit der entsprechenden Heuchelei gibt. Daraufhin brauchten auch die Menschen der Naturvölker Kleidung, selbst wenn sie wegen der Wärme überhaupt nicht nötig wäre. Jedenfalls ist das Paradieskleid an sich nichts Böses, böse ist nur, wenn man mit anderen ausnutzerisch und verachtend umgeht. Und das passiert eben gerade vor allem auch mit textilener Bekleidung! Die Erziehung ihrer Tochter bei meinen Freunden war bisweilen sogar sehr schön und lustig, vor allem gab sie dieser Familie auch die Freiheit, viel miteinander zu unternehmen. Denn wenn die Paradieskleidung kein Problem mehr ist, dann kann man auch miteinander zelten und dasselbe Zimmer benutzen – man kann also ein richtig schönes und lockeres Team sein. Ganz offensichtlich hatte die Tochter das auch begriffen, warum ihre Eltern das so mit ihr machten, schließlich hatten sie auch alle miteinander darüber geredet. Ich habe allerdings die Erfahrung, dass diese Eltern eher die Ausnahme waren und immer noch sind. Denn leider sind die meisten Eltern doch diejenigen, die ihren Töchtern die Ängste mit den Brustwarzen von Kind an beibringen und auf alle Fälle nichts Sinnvolles gegen diese Ängste tun. Doch wenn die Töchter dann Sex selbst mit einem untauglichen Partner haben (was ja das eigentliche Problem ist, was vermieden werden sollte), dann zucken sie nur mit den Schultern und akzeptieren das. Ist es wirklich so schwer, eine Erziehung von vornherein darauf auszurichten, was letztlich das Sinnvollere und Unproblematischere ist? Die Idee des vorgestellten Konzepts ist ja schließlich auch, dass eine Tochter das, was sie an Schönem und Unschuldigem gerade mit ihrem Vater und auch mit anderen erlebt hat, erst einmal mit einem Jungen oder Mann erleben möchte, wenn sie sich irgendwann einmal verliebt. Und dabei wird sie feststellen, dass manche Jungen und Männer nicht reden können oder wollen und auch nicht nur nicht mitmachen wollen, sondern sich auch noch darüber lustig machen. Doch andere werden das ganz toll finden. Ich halte ein Mädchen für so klug, dass es dabei die Jungen und Männer schon richtig einschätzen wird, je nachdem, ob und wie die darüber vernünftig reden können, und dass es eine ungeeignete Beziehung rechtzeitig abbrechen kann. Nicht zuletzt haben ja auch die Jungen, die in Ordnung sind, den Wunsch, eine gute Partnerin zu finden, und sind für Ideen, wie das funktionieren könnte, offen. Natürlich muss ein Mädchen oder eine junge Frau, die mit dem unschuldigen Paradieskleid keine Probleme hat, bedenken, dass nicht alle, die in diesem „Paradieskleid“ sein können, auch automatisch gut sind, und dass durchaus nicht alle Jungen und Männer, die hier Probleme haben, böswillig und heuchlerisch sind. Denn es kann ja auch sein, dass sie einfach alles nur falsch verstehen, weil vorher nie jemand mit ihnen über dieses Thema vernünftig geredet hatte. Und dass sie deshalb auch nicht so frei und offen sein können. Hier gibt es nun immerhin Gesprächsthemen! Und genauso, wie ich es gesagt habe, ist es schließlich mit dem Mädchen passiert! Nein, nicht genauso, sondern noch viel besser. Irgendwie muss die Tochter meiner Freunde irgendetwas ausgestrahlt haben, dass die blöden Jungs sie gar nicht erst angebaggert haben. Denn es ist ja auch gar nicht so, dass alle Jungen und Männer nur schlecht sind und immer nur „das Eine“ (also den Sex) wollen. Nein, wenn sie ein offenes und nettes Mädchen mit einer vernünftigen Einstellung treffen, dann verachten sie das auch nicht und wollen auch gar keinen Sex von ihm – oder schreiben schöne Liebesbriefe und wollen es heiraten. Irgendwann nun fand sich ein junger Mann, mit dem die Tochter meiner Freunde über die Ideen sprechen konnte und wollte, und der fand die auch ganz toll. Er hat sie darin auch noch in ihrer Einstellung unterstützt – und beide hatten wohl eine schöne paradiesische Zeit – vor ihrer Ehe. Inzwischen sind sie seit acht Jahren verheiratet und haben eine liebe Tochter – und alles ist in bester Ordnung, natürlich soweit ich es erkennen kann. Ob junge Leute jetzt das Anliegen im Hinblick auf die Nacktheit besser verstehen? Die jungen Leute sollen erst einmal so etwas unschuldiges Paradiesisches erleben und sich natürlich auch bewusst sein, welchen tieferen Sinn das Ganze hat. Der Rest wird sich dann schon von alleine ergeben. Doch das steht dann alles auf den weiteren Seiten dieses Hefts. Dazu mein Vorschlag: Ob die Kinder vielleicht auch mal einen Selbstversuch machen, um zu sehen, was passiert und wie sie sich dabei fühlen? Man könnte sie etwa in einem schulischen oder kirchlichen Unterricht ermuntern, mal ihren Papa und ihre Mama zu fragen, ob die mit ihnen im Sommer an einen entsprechenden Strand oder See fahren können, damit sie eine Erfahrung mit der Paradieskleidung in der Natur sammeln können? Natürlich müssen sie sich mit ihren Geschwistern absprechen und ihnen erzählen, warum sie das wollen. Ich wette, sie finden das alles dann nur lustig und schön. Sie werden sich auch weiter fragen: Woher kommt es, dass gerade Kinder normalerweise mit der Körperlichkeit derartige Probleme haben? Wer hat ein Interesse, dass diese Probleme bestehen? Warum versucht kaum jemand, das sinnvoll richtigzustellen? Wie kommt es, dass Kinder über das alles, was doch eigentlich sehr natürlich ist, schließlich oft noch nicht einmal reden können und wollen? Auch hier ist also kriminalistisches Gespür gefragt. Und ich meine auch, das alles hängt mit einem ganz großen Kriminalfall zusammen, dem wir hier auf der Spur sind! Kinder
sind doch im
Allgemeinen an Kriminalgeschichten sehr interessiert, ob sich hier
nicht gute Gespräche ergeben könnten?
Dieser Punkt wird noch bearbeitet!
Für unser Anliegen, von vornherein alles richtig zu machen, gibt es auch wieder eine passende Zeitungsmeldung (DIE WELT) – hier aus den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ich muss sie allerdings aus meinem Gedächtnis zitieren: Und wenn sie Kinder bekommen, erziehen sie diese in derselben Leibfeindlichkeit, die sie einmal erlebt hatten und die die Ursache ihres Fehlverhaltens war – und der Teufelskreislauf geht weiter! Warum ist es nur so schwierig, diesen Teufelskreislauf wahrhaben zu wollen – und ihn zu durchbrechen! Doch es geht! Ich habe dazu meine Tochter rechtzeitig in einer etwas anderen Weise als der üblichen „getauft“, denn das Ganze hat auch ohne Gott einen Sinn. Ich habe ihr erst einmal beigebracht, wie schön das Paradies ist. Daher habe ich sie im Meer – wie wir waren auch alle Kinder um uns herum komplett „netto“ – auf meine Arme genommen, untergetaucht und dann in mehr oder weniger hohem Bogen ins Wasser geworfen – zu unser aller Vergnügen. Und ihr gesagt: „Du siehst keinem Mann an, wie er wirklich ist. Wenn du also mal einen Freund hast, dann erlebe auch mit ihm erst einmal das Paradies, rede mit ihm darüber und sieh´ zu, dass er zuerst einmal mit dir auch so paradiesisch umgeht! Und wenn das nicht klappt oder wenn du keinen Spaß dabei hast, das sollte dir zu denken geben und dann lass besser die Finger von ihm. Denn wer in Ordnung ist, der will genau so ein Paradies auch erst einmal!“ Also der Tipp: „Nicht gleich immer alles, sondern erlebt erst einmal das Paradies und seine Spielregeln, also eine schöne Nacktheit ohne Sex. Ansonsten verpasst Ihr etwas für Euer ganzes weitere Leben!“ Und ob das alles etwas mit Religion zu tun hat, ist Nebensache, es ist vor allem eine Lebenseinstellung! Eigentlich doch ganz einfach und lebenspraktisch! Oder nicht??? Erläuterungen: Zur Zeit Jesu konnten Mädchen nie ihren Mann frei wählen. Sie wurden verschachert, entweder an einen, der einmal gut bezahlte, oder in die Prostitution, wo eben viele Männer nacheinander bezahlten. Wenn eine Frau nun nicht parierte, wurde ihr etwas angehängt und sie wurde - auch zur Warnung für andere Frauen - gesteinigt. Von schöner Liebe keine Spur. Jesus predigte hier die Liebe mit revolutionären Ideen: Zuerst einmal das Paradieserlebnis! Und wo steht denn, dass die Taufe dazu nur für Babys ist und fast so traurig wie eine Beerdigung und vor allem ein Festschmaus für Verwandte und Freunde sein muss und dem Täufling selbst kein schönes Vergnügen bereiten darf? Dabei: Sitzt denn nicht nur das, was Vergnügen bereitet, wirklich fest? Wird nicht das, was kein Vergnügen bereitet, bei erstbester Gelegenheit angezweifelt und über Bord geworfen? Überhaupt: Ob hier der Sinn der Taufe, nämlich die jungen Menschen fit zu machen gegen das Böse (wie etwa Enttäuschungen von der Liebe), „auf diese Weise“ nicht viel besser erfüllt wird als durch den sinnleeren und toten Symbolriten der Religionen? Immerhin kann man eine sinnleere und tote, also „ungültige“ Taufe doch gültig, also vernünftig, wiederholen!
E. Sexualmoral und Wissenschaft Wie soll denn Sexualmoral und Wissenschaft zusammen gehören, wird sich mancher Leser fragen. Allerdings: Wenn nicht etwas wissenschaftlich begründbar ist, wieso kümmern wir uns überhaupt darum? Wäre dann nicht jeder Einsatz dafür von vornherein vergebliche Liebesmüh und sinnlose Zeitverschwendung? Der Mathematiker Gunter Dueck hat in seiner Trilogie „Omnisophie“ nun zu dem, was Wissenschaft ist, eine interessante Theorie aufgestellt. Ein wirklich guter Geologe erkennt etwa in einer Landschaft an der Form eines Berges, an den Pflanzen, die dort wachsen, an der Art und Farbe der Steine, die herumliegen, dass in diesem Berg eine Goldader sein muss. (Zum Thema Pflanzenbewuchs: Es gibt tatsächlich Bäume, die nur in einer Gegend wachsen, wo im Boden Diamanten sind. Gewiss dürfte das mit bestimmten Pflanzen auch für Gold gelten.) Dieses Kombinieren von Indizien ist für Gunter Dueck Wissenschaft. Das Finden der Goldader und das Herausholen des Goldes ist für ihn dagegen lediglich Kunsthandwerk. Bei meinem Recherchen, warum junge Menschen mit dem Sex anfangen, wo sie also von einer hohen Sexualmoral abweichen, stieß ich auf ein interessantes Phänomen: Frauen beklagen sich oft, dass Männer immer nur „das Eine“ wollen und sie also die oberflächlichen Bösewichter sind, die jede sinnvolle Sexualmoral unmöglich machen. Doch wie fängt eigentlich alles immer an? Wenn ich die Fälle, wie es für Mädchen zum ersten Sex kam oder auch nicht kam, die mir berichtet wurden, näher bedenke, dann waren es doch in den allerallermeisten Fällen (nach dem, was ich mitbekam, waren es 9 von 10) die Mädchen selbst, deren einziger Grund weitgehend der war, dass sie ihre Jungfernschaft satt hatten und sich förmlich irgendeinen Mann suchten, der sie davon befreite (s. auch S. 6). Damit sind es die Frauen, die dann die Steine ins Rollen bringen, dass sie irgendwann von Männern als Schlampen eingestuft werden, die gar keine besondere Achtung verdienen und die man ohne schlechtes Gewissen für unverbindliche Sexabenteuer benutzen kann. Jetzt sind natürlich die Männer die Bösen. Doch wie alles einmal angefangen hatte, daran mögen sich die Frauen ganz offensichtlich lieber nicht mehr genauer erinnern. Natürlich: Vom Einen zum Anderen ist meistens ein langer Prozess. Schuld an der Misere sind also nicht die Jungen oder die Männer, die die Mädchen zum (ersten) Sex drängen. Im Gegenteil, viele Männer lehnen es sogar ab, mit einer Jungfrau Sex zu haben. Wenn wir also die Sexualmoral ändern wollen, dann müssen wir schon anders vorgehen, als immer nur die Männer als die Bösen in die Ecke oder an den Pranger zu stellen! Bei meinen Überlegungen, wo man bei einer „wissenschaftlichen Moralerziehung“ ansetzen kann, war ich von Phänomenen aus der medizinischen Forschung motiviert. So hatte der englische Landarzt Edward Jenner (1749-1823) beobachtet, dass Menschen wie Melker, die in einer Pockenepidemie, in der 20-30 % der Bevölkerung starb, intensiv mit Kühen zu tun hatten, vor der Erkrankung bewahrt blieben. Er stellte daraufhin eine Theorie einer aktiven Immunisierung mit durch die Kühe geschwächten Pockenerregern auf und entwickelte eine Pockenschutzimpfung, die inzwischen zur Überwindung der Pockenkrankheit überhaupt geführt hat. Etwas anders verlief es mit der Entdeckung des Penicillins. Der schottische Bakteriologe Alexander Fleming (1881–1955) hatte 1929 entdeckt, wie in Bakterienkulturen sich an manchen Stellen einfach keine Bakterien entwickelten – und zwar in sich immer größer werdenden Kreisflächen. Er stellte die Theorie auf, dass die Ursache Mikroorganismen waren, die die anderen Bakterien zerstörten, und entdeckte somit das Penicillin. Jenner und Fleming sind also im Sinne Gunter Duecks echte Wissenschaftler gewesen, sie haben etwas ungewöhnliche oder auch unbeachtete Erscheinungen als Indizien für die Lösung eines Problems wahrgenommen und richtig kombiniert. Dass sie dann auch noch die kunsthandwerkliche Arbeit machen mussten, etwa um den Impfstoff zu entwickeln, ist erst einmal normal. Denn gerade die Schulwissenschaft würde ohne einen Praxisbeweis eine unübliche bloße wissenschaftliche Theorie ja nicht anerkennen. In vergleichbarer Weise bin ich nun vorgegangen: Üblicherweise gilt es etwa als unbezweifelbares und daher auch undiskutierbares Faktum, dass Nacktheit unmoralisch ist und dass die Scham hier eine Schutzfunktion hat und Voraussetzung für jede Sexualmoral ist. Doch warum fangen gerade die Mädchen mit dem Sex an, der sich schließlich als enttäuschend und leidvoll herausstellt, die bis dahin vor der Nacktheit regelrechten Horror hatten und also auch nie irgendwo „nackt am Strand“ oder sonst wo in der Natur waren? Von einem Vergnügen an der Nacktheit konnte schon gar keine Rede sein. Und warum gibt oder gab es dann nicht nur bei Völkern in heißen Ländern, bei denen Nacktheit üblich ist bzw. war, kein wüstes „sexuelles Durcheinander“, sondern auch nicht bei FKK-Anhängern? Auch fallen etwa Frauenärzte, die doch mit den intimen Körperteilen der Frauen zu tun haben, nicht über ihre Patientinnen her – selbst wenn diese noch so attraktiv sind? Ein schönes Beispiel ist auch der kurze Roman des südamerikanischen Nobelpreisträgers Gabriel García-Márquez (1927-2014) „Erinnerung an meine traurigen Huren“: Ein alter Junggeselle wünscht sich zu seinem 90sten Geburtstag von einer Bordellmutter eine Jungfrau. Die bekommt er auch und das Mädchen erwartet ihn auch nackt, doch schlafend – doch in ihm versagt alles. Ja, was passiert in allen diesen Fällen, warum kommt es trotz der Nacktheit und bisweilen sogar der Bereitschaft nicht zu „sexuellen Taten“? (Anmerkung: García Márquez hat für seine Romane immer auf Vorlagen aus der Realität zurück gegriffen, daher kann ich diesen Roman hier durchaus als Beispiel zitieren.) Des Rätsels Lösung ist unter anderem: Die Scham ist kein Schutz, nein sie ist eher eine Scheinmoral, die für eine echte Moral absolut nichts hilft. Es soll so aussehen, als sei man moralisch. In Wirklichkeit hat die Kleidung die Wirkung von Fetischen, die die Sexualität nur noch interessanter und jede lockere und daher leicht zu lebende Enthaltsamkeit aus sich heraus gar nicht oder nur sehr schwer möglich machen. Wenn wir also immer nur auf das Problem „Scham“ starren und in einer fehlenden Scham die Ursache des Verfalls der Sexualmoral sehen, werden wir nie zu einer echten Sexualmoral kommen, denn Sexualmoral funktioniert nun einmal anders. Natürlich gehört zu einer Sexualmoral noch mehr als die Überwindung der Sexualscham! In gleicher Richtung läuft auch, warum sich Jesus angeblich nie für eine Sexualmoral eingesetzt hatte. Wir, das heißt die typischen Moralisten, erwarten von einem, der sich für die Sexualmoral einsetzt, einen Einsatz für die Scham, also dass er gegen freizügige Kleidung und insbesondere auch gegen die Nacktheit wettert. Doch Jesus dachte hier vermutlich eher wissenschaftlich im Sinn von Gunter Dueck und so hatte er wahrgenommen, dass die Scham nichts mit einer echten Sexualmoral zu tun hat. Daher war ihm das Problem Kleidung und gar Nacktheit gleichgültig – ja, er hatte sogar etwas gegen die ängstliche Sorge um die Kleidung und stellte (nach Mt. 6, 29 die Lilien des Feldes als Vorbild dar: „Selbst Salomo in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen“. Jesus war eben mal ein sachlicher Moralprediger, dem es um eine echte Moral ging, und kein typischer Moralapostel mit dem üblichen uneffektiven Ansatz bei der Scheinmoral der Notwendigkeit von Textilien. Doch ist so ein Bekenntnis zur Nacktheit nicht skandalös? Oh je, ist das eigentlich Skandalöse nicht, wenn sich junge Menschen in dem Schönsten, was es für uns Menschen gibt, nämlich in der Liebe, vertun? Der Zufall wollte es, dass ich die Gelegenheit hatte, das Konzept an einer Pflege- oder auch Gasttochter, die ich im fernen Vietnam kennenlernte, als sie 14 war und die ab ihrem 16. Lebensjahr bei mir war, zu testen. Ich hatte ihr meine wissenschaftlichen Überlegungen a la Gunter Dueck vorher geschrieben (selbst wenn ich von Gunter Dueck erst durch einen ihrer Kommilitonen erfuhr, also als sie schon einige Jahre in Deutschland war) und sie sollte das alles mit ihren Eltern besprechen. Die fanden meine Ideen offensichtlich plausibel und stimmten zu und ermunterten das Mädchen auch noch, zu mir zu kommen. Und es lief besser als erwartet! Erstaunlich war für mich, dass ihr späterer Mann, als sie ihm unser Konzept erzählte, sie noch voll unterstützte: Ja so ein bewusst moralisches Mädchen, das ist doch eine Frau fürs Leben! Anmerkung zum Thema „Sexualmoral und Nacktheit“, wie sie in der FKK-Bewegung praktiziert wird: Wir müssen immer bedenken, dass bei der FKK-Bewegung nicht eine Sexualmoral das Ziel ist, auch nicht die der Jugend, sondern es geht dabei nur um ein intensiveres Erlebnis der Natur und des Menschseins. FKK-Anhänger haben nun auch so eine Glaubensmagie im Kopf, dass also eine solche „Natürlichkeit“ ausreicht und dass sich von daher dann alles Weitere von alleine ergibt. Mit einer grundsätzlichen Ehemoral, zu der nun einmal auch Enthaltsamkeit vor der Ehe gehört, haben die jedenfalls nichts zu tun, es sei denn, dass sie sich zufällig ergibt. Was aber, wenn wir damit ausdrücklich anfangen? Ich habe es jedenfalls probiert – und es hat doch funktioniert! Meine Erfahrung ist nun leider, dass die meisten Theologen und Pädagogen auch so eine Glaubensmagie im Kopf haben, jetzt eben eine christliche. Auch sie haben ihre Grundannahmen und meinen, dass sich alles Weitere von alleine ergibt, wenn diese erfüllt sind. Auf die Idee, dass die jungen Menschen jetzt noch ein attraktives Konzept brauchen, etwa eine konkrete Strategie, kommen auch sie nicht oder wollen sie nicht kommen. (Ob der Verdacht nicht berechtigt ist, dass eine echte Monogamie gar nicht gewünscht ist, weder von denen, die bei den „Naturgläubigen“ noch bei den „Religionsgläubigen“ das Sagen haben?) Dazu ein „Gleichnis“ zur Verdeutlichung: Auch ein bestens vorbereiteter, also gepflügter, gedüngter und bewässerter Acker braucht doch noch das entsprechende Saatgut, damit auch das wächst, was der Bauer will oder vorgibt zu wollen - denn wenn er nichts Konkretes sät, dann wächst dann doch nur wieder das, was die anderen wollen, in unserem Fall eben die Kameraden und/oder die Medien. (Und das scheint also gewollt zu sein ..) Zu unserer Schwierigkeit mit der Scham dabei sehe ich eine Parallele zu den heiligen Kühen in Indien: Auch wir haben unsere heiligen Kühe, die eigentlich zu nichts nutze sind, von denen wir jedoch nicht ablassen wollen. Allerdings sind diese indischen leibhaftigen Kühe gewiss erheblich weniger folgenschwer als unsere, die ja gerade in Pädagogik und Theologie einen wirklichen Aufbruch verhindern. Ich kannte jedoch einmal einen Pfarrer (auch noch in einem Familiennordseebad), der war sehr an meinem Ansatz interessiert. Wie hätten wir da einiges in einer Ferienkinderbetreuung aufrollen können (natürlich unter Beteiligung zumindest einiger Eltern)! Doch leider ist er längst gestorben – und ich war damals noch nicht so weit, das Konzept war einfach noch nicht ausgereift. Vielleicht findet sich aber wieder mal ein Pädagoge oder/und Theologe, der Interesse hat und mitmacht? Ich hoffe hier auf den Zufall! F. Resümee: Was wollen wir eigentlich wirklich? Wir leben heute in einer Zeit, in der alles und jedes wissenschaftlich untersucht und nach Lösungen geforscht wird. Wichtig dabei ist jedoch, dass wir genau das Problem umschreiben und zumindest grob umschreiben, was für eine Lösung wir haben wollen. Es ist wie beim Auftrag an eine Fremdfirma, die Spezialisten dort müssen schon genau wissen, was wir wollen – und dann können sie uns auch sagen (wenn sie ehrlich sind), ob unsere Vorstellung von einem Produkt in die Praxis umsetzbar ist oder nicht. Ja, vielleicht ist es sogar so, dass etwas gar nicht geht, weil das eine Ziel das andere ausschließt. Kochendes Wasser kann man nun einmal nicht einfrieren. Wo die Natur aufhört, fängt der Unsinn an. Doch manches andere geht eben – und zwar sehr gut! So und genauso ist das auch in der Religionspädagogik und in der Moralpädagogik! Wir müssen uns schon fragen: Was wollen wir als Pädagogen (und auch Theologen) eigentlich genau? Oder auch: Was wollen wir nicht? Und lässt sich das eine mit dem anderen überhaupt kombinieren? Umschreiben wir also zumindest unser erstes Ziel genau, legen wir uns doch einmal fest!
Wenn Sie nur ein wenig in dem vorliegenden Heft gestöbert haben, werden Sie wissen, wie ich mich entschieden habe. Brav-gläubig und gleichzeitig aus-sich-heraus-kreativ zu sein, moralische Normen in die Praxis umzusetzen, das funktioniert einfach nicht. Auch passen „Freude an der hohen Moral“ und Scham nicht zusammen, weil die Scham eine Verdrängung oder auch eine (irrationale) Angst ist – und eine Angst kann man vielleicht kultivieren und erträglich machen, doch richtige Freude kann man nun einmal mit der nicht haben. Auch sind richtig freie Menschen mit ihr nicht möglich, denn eine irrationale Angst auf der einen Seite bedeutet auch immer Herrschaft auf einer anderen Seite, also Unfreiheit. Ängste sind eben wie Ketten. Auch helfen sie dem Ängstlichen nicht wirklich, weil sie vor keinen Gefahren wirklich bewahren. Sie sind eben ein Herrschaftsinstrument anderer. Dagegen hat der wirklich freie Mensch dort, wo es angebracht ist, „Furcht“. Der Unterschied ist, dass sich eine Furcht aus einem Durchblick heraus bildet und dass sie sich auf wirklich Gefährliches bezieht. Auch weiß der freie Mensch, wie man mit wirklich Gefährlichem sachgerecht umgeht. Manche Kombinationen von Zielen sind nun einmal möglich und andere nicht (oder nur mit viel Aufwand oder mit Gewalt). Kombinieren wir also das, was „von Natur aus“ zusammen passt und auch „einfach“ möglich ist! Und bedenken wir: Gerade hier gilt das alte Sprichwort: „Gut gemeint ist sehr oft das Gegenteil von gut getan“. Sorgen wir uns also darum, dass das, was wir machen, auch wirklich gut ist und nicht nur, dass wir es gut meinen! Zur Information: Ich muss erfahrungsmäßig immer wieder darauf hinweisen, dass ich über dreißig Jahre Berufsschulreligionslehrer war. Als solcher habe ich oft mit Schülern und auch außerhalb der Schule mit anderen jungen Menschen und natürlich auch mit Eltern über die Thematik dieses Hefts gesprochen. Dabei muss ich wohl zu Erkenntnissen gekommen sein, die viele andere, die keine solchen Kontakte zu jungen Leuten hatten, bisweilen kaum verstehen können. Ich bedanke ich mich! Am Werden dieses Heftes waren sehr viele beteiligt, sowohl solche, die mir zustimmten und Tipps gaben, was noch in so ein Heft gehört, und auch Kritiker, die mich indirekt auf Lücken in der Argumentation aufmerksam machten. Ihnen allen möchte ich von Herzen danken. Erwähnen möchte ich vor allem ein Wiener Mädchen (16 J.) und eine Großmutter aus Ostpreußen (77 J.), die 1945 den Einmarsch der Russen mit den Vergewaltigungen erlebt hatte, selbst allerdings wegen ihrer damaligen Kindheit nicht betroffen war. Das Mädchen gab mir hervorragende Tipps zur Gliederung und fand das Ergebnis „super“, und die Großmutter meinte, dass ihr das Heft gerade auch in ihrer Ehe viel geholfen hätte, hätte sie es nur früher gekannt. Auch sie half mir noch mit konstruktiver Kritik. Verwiesen sei auch auf die Website der Ägypterin Alia Magda Elmahdy, die sich mit Wort (auch auf Deutsch) und Bild gegen die Unterdrückung der Frau in ihrer Heimat engagiert – Unterdrückung auch durch Kleidung: http://arebelsdiary.blogspot.de/. Es ist eine Tragik dieser mutigen Frau, dass sie wegen der üblichen Leibfeindlichkeit das Kind mit dem Bade ausschüttet und dass sie so in ihrer Gesellschaft schon gar nicht ankommt. Und
noch eine Frage der Kritik: Ich finde, Frauen und
Mädchen sehen
mit schöner Kleidung doch schöner
aus!
Schauen
wir uns dazu doch einmal dieses Bild an:
Ausschnitt aus dem Götterhimmel im Rathaus von Toulouse (Frankreich)
Wenn man den Göttinnen und Engeln in diesem Bild Bikinis übermalen würde, wäre das nicht eine Kulturschande? Und ist es nicht auch eine Kulturschande, wenn weiblichen Wesen gerade „in der Werbephase ihres Lebens“, also in einer Phase, in der sie wohl am schönsten aussehen, eine „grundsätzliche Verhüllung“ verordnet wird und diese sich „diese Verordnung“ auch noch gefallen lassen? Sie sind also gegen eine solche „grundsätzliche Verhüllung“? Na klar. Und nicht nur aus ästhetischen, sondern auch aus moralischen Gründen. Denn die grundsätzliche Scham, also der grundsätzliche irrationale Zwang, sich zu verhüllen, ist nur eine Scheinmoral, die gerade jungen Mädchen eine falsche Sicherheit in moralischen Dingen vorgaukelt. Die richtigen Hallodris, also die Männer und Jungen, denen die Moral der Mädchen (und Frauen) letztlich gleichgültig ist, haben auch eine ausgebuffte Psychologie und wissen das mit der Scheinmoral. Sie wissen daher auch, dass sie nur lange und geschickt genug baggern müssen, bis sie bekommen, was sie wollen. Ja, wenn die Mädchen nicht diese Scheinmoral schon von sich aus satt haben und deswegen mit der hohen Sexualmoral überhaupt Schluss machen wollen und den Hallodris sogar noch regelrecht hinterherlaufen (um endlich von der als lästig empfundenen Jungfernschaft befreit zu werden). Natürlich reicht es nicht, die Scham abzuschaffen, es muss jetzt eine Moral des Herzens und des Geistes hinzukommen. Sie meinen also, dass das eine Schein- oder auch Verklemmtheitsmoral ist, wenn ein Mädchen zur Sexualscham erzogen wird? Absolut! Denn ich jedenfalls möchte nicht, dass junge Mädchen einmal auch so eine Scheinbefreiung nötig haben, sondern von Anfang an eine schöne Liebe und Partnerschaft anstreben und erreichen. Und ich möchte nicht das Risiko eingehen, dass Mädchen erst einen Umweg über enttäuschende Erfahrungen mit Männern machen müssen, die zwar mit ihnen Sex machen, jedoch mit hoher Liebe und Partnerschaft mit ihnen nichts im Sinn haben. Und zum Abschluss noch der Kritikpunkt eines anderen (männlichen!) Lesers, der etwas gegen dieses Heft hat, und die Antwort des Autors: „Wenn das Heft lediglich das enthalten würde, was auf den Seiten 33 und 34 zusammengefasst wird, könnte ich alles unterschreiben. Aber der Teufel steckt im Detail, und ich möchte hier noch einmal …“ Ja, der Teufel steckt im Detail. So sehe ich das auch. Wir sind alle in der steten Gefahr, Dünnbrettbohrer zu sein, also immer das gerade auch aus einem individualkritischen Text herauszulesen, was uns bestätigt und was uns auf alle Fälle nicht weh tut. Deswegen gehe ich auch so auf die Details ein. Dann nämlich werden erst die Positionen klar. Auch kommt es immer auf Details an, wenn etwas wirklich verändert werden soll.Der Autor über seinen Ansatz für dieses Konzept Mein Engagement hängt gewiss auch mit dem bildungsbürgerlichen Elternhaus zusammen, in dem ich aufgewachsen bin. Man ging einfach in Gemäldegalerien wie Louvre, Reichsmuseum und Uffizien und in Theater und Oper. Irgendwann fiel mir auf, wie hier die eher bürgerlichen Zuschauer irgendwie Voyeure (auch Spanner) sind: Vor allem in der Oper ist ja das Leid mit Liebe und Geschlechtsverkehr weitgehend das Hauptthema, doch genau das ist zum reinen Ohrenkitzel geworden – man hört und sieht sich das genüsslich an, genau wie man bei Verkehrsunfällen „hinglotzt“. Ich denke etwa an die Opern „La Traviata“ und „Rigoletto“ (Verdi), „Don Giovanni“ (Mozart), „Madame Butterfly (Puccini), „Katja Kabanova“ (Janacek), „Wozzeck“ (Alban Berg). Mal ist das Thema, dass ein Vater seine Tochter nicht bürgerlich-anständig verheiraten kann, wenn der Sohn mit einer Edeldirne rummacht, mal die Sorge eines Vaters um die Tochter, damit sie nicht in die Hände des „Oberhallodris“ fällt, dann der Playboy, der alle Frauen und Mädchen vernascht, oder die Sache mit dem amerikanischen Seeoffizier, für den die große Liebe einer Geisha nur ein Zeitvertreib ist, schließlich die von ihrem Mann vernachlässigte Frau, die sich einen Lover anschafft, oder der einfache Soldat, dem die Frau von einem Tambourmajor ausgespannt wird. Sehr oft zerbrechen die Hauptpersonen an ihrem Schicksal und begehen Mord und Selbstmord. Niemand scheint auf die Idee zu kommen, dass diese „Geschichten“ immer auch ihre Ursache in Kultur und Religion haben und dass man sich doch einmal darum kümmern sollte, eine Pädagogik für junge Menschen und insbesondere schon für Kinder zu entwickeln, damit solche „Geschichten“ gar nicht erst passieren. Nicht zuletzt ist das, was wir auf der Bühne erleben, ja nur zu oft auch menschlicher Alltag, wenn auch selten in dieser Dramatik. In der Oper usw. wird eben so manches bis zu Ende gedacht, was sich unsere Alltagsmenschen dann doch nicht trauen. Ich sehe hier jedenfalls Handlungsbedarf und Handlungsmöglichkeiten! Gedanken – etwa beim Zeitunglesen In der Zeitung „Die Welt“ vom 26.10.2013 war ein Beitrag „Warum haben junge Japaner keine Lust mehr auf Sex?“ In dem Beitrag findet es die Autorin merkwürdig, dass zur Zeit die Hälfte der Studentinnen noch Jungfrauen sind und dass es bei den männlichen Kommilitonen ähnlich ist. Sie (und andere) führen das auf eine Sexfeindlichkeit und auf ein Karrieredenken zurück. (Anmerkung: Sie finden diesen Beitrag und auch den folgenden im Internet, wenn Sie den jeweiligen Titel bei Google eingeben.) Doch auf die Idee, dass gerade der junge Mensch ein hochmoralisches Wesen ist und dass die jungen Japaner hochmoralische Beziehungen der großen Liebe suchen, zieht die Autorin (Elke Bodderas) noch nicht einmal in Erwägung. Und nicht nur die Autorin, auch sonst scheint den nach außen hin so moralischen Erwachsenen jegliche Vorstellung zu fehlen, was junge Menschen wirklich wollen und wie moralisch sie eigentlich sind. Woher kommt´s? Schließen die Autorin des Welt-Beitrags und andere (unzulässigerweise) von sich auf andere? Kann es nicht sein, dass die bekannte offensichtliche Oberflächlichkeit in Bezug auf die Sexualität in ihrem Land auf die jungen Japaner ausgesprochen abstoßend und schließlich sogar eher moralverstärkend wirkt? Üblicherweise wird ja davon ausgegangen, dass junge Menschen vor Obszönitäten und vor allem vor Pornografie geschützt werden müssen, damit sie nicht „davon“ angesteckt werden. Erfahrungsgemäß bewirkt diese ganze Beschützerei jedoch nur eine heile-Welt-Naivität bei den jungen Leuten und hilft im Endeffekt gar nichts: Die jungen Menschen wollen eben wohl gerade deswegen ihre oft leidvollen Erfahrungen machen, weil sie eben keine rechten Vorstellungen haben, worauf sie sich einlassen. Es sieht also so aus, dass gerade die spießige (anders kann ich es nicht nennen) Beschützerei für eine hohe Moral ausgesprochen kontraproduktiv wirkt. Viel effektiver wäre doch eine sinnvolle Information der jungen Menschen, bei der auch die Kehrseite nicht ausgelassen wird. Na ja, die Kehrseite erfahren die jungen Japaner heutzutage wohl zur Genüge. Und so erfahren sie auch, dass sexuelle Abenteuer keinesfalls einen Lebensgewinn bringen, sondern zumeist sehr leidvoll sind und schon gar nichts mit Ehre und Würde zu tun haben. Natürlich: Das mit dem positiven Effekt der Kehrseite funktioniert nur, wenn die jungen Menschen auch ein alternatives Konzept dazu erfahren, wie es richtig geht. Wenn wir irgendwo auf der Welt nun mit dieser Alternative anfangen, könnte den Rest dann nicht die Globalisierung bringen? Vielleicht findet sich ja eine Religion, die sich darum kümmert, die Leibfeindlichkeit zu überwinden? Ob das unsere christliche ist? Doch die müsste erst einmal von den vielen „Zutaten“ aus anderen Religionen, die alle nichts mit dem ursprünglichen Anliegen von vor 2000 Jahren zu tun haben, entrümpelt werden. Übrigens: Es wird auch beklagt, dass es durch die „fehlende Lust“ der jungen Menschen nicht mehr zu genügend „japanischem Nachwuchs“ kommt. Es muss dazu ganz deutlich gesagt werden: Gesunder Nachwuchs hat nichts oder nur sehr bedingt etwas mit oberflächlichen Abenteuern zu tun (denn dabei ist Nachwuchs ja gerade nicht erwünscht und wird mit allen möglichen Mitteln verhindert), sondern vielmehr mit schöner Liebe und Partnerschaft und also auch mit funktionierenden Familien. Die Frage stellt sich, warum nicht auch bei uns die jungen Menschen auf eine solche Keuschheit kommen. Wir meinen doch, auch bei uns ist alles so offensichtlich wie auch in Japan. Aber vielleicht doch nicht? Möglicherweise ist bei uns die Schmerzgrenze einfach noch nicht erreicht – zudem werden schlechte Erfahrungen mit dem Sex immer noch zu sehr heruntergespielt und als Zeichen von Unreife hingestellt. Ein reifer Mensch muss eben angeblich „so etwas“ alles erlebt haben, selbst wenn es schmerzhaft war. Noch funktioniert eben der bereits mehrfach erwähnte Des-Kaisers-neue-Kleider-Effekt. Die Frage stellt sich, wie lange noch. Nachtrag (in der Form der Frage, die öfter gestellt wird): „Aber ist diese Offenheit, für die hier plädiert wird, nicht eine große Versuchung?“ aaaaa Es ist alles eine Einstellungs- und allerdings auch eine Gewöhnungssache. Wir müssen immer bedenken, dass Nacktheit eigentlich etwas Natürliches ist und etwas Natürliches macht nie scharf oder sollte wenigstens nie scharf machen. Ja, sollten wir uns nicht sogar (vor uns selbst) schämen, wenn wir allein durch den Anblick von Körperteilen erregt werden? Irgendetwas stimmt doch da nicht mit uns, irgendwie sind wir im Sinn der Natur doch nicht normal. Es kann nun gut möglich sein und es ist auch ein Anliegen des hier vertretenen Konzepts, dass allein durch die Beschäftigung mit dem, was natürlich oder normal ist oder zumindest sein sollte, wir tatsächlich wieder natürlich oder normal werden. Ein schönes Beispiel für dieses „Normalwerden“ ist der kurze Roman des südamerikanischen Nobelpreisträgers Gabriel Garcia-Marquez „Erinnerung an meine traurigen Huren“. Der Titel ist leider irreführend, denn es geht eigentlich gar nicht um „Huren“. Es geht vielmehr darum, wie ein alter Casanova, der Frauen bisher immer nur als Sachen behandelt hat, sich nach langer Abstinenz zu seinem 90. Geburtstag von seiner Puffmutter eine Jungfrau wünscht. Und die bekommt er auch. Nur, als das 14jährige wunderschöne Mädchen, das „dafür“ von der Puffmutter gewonnen wurde, so splitternackt vor ihm liegt und von der Tagesarbeit in einer Knopffabrik und von weiterer Arbeit erschöpft schläft (oder auch nur so tut), da kann er einfach nicht. Und in dieser Nacht und in zahlreichen weiteren Nächten mit dem Mädchen entdeckt er die wirkliche Liebe und den verzaubernden Wert der Unschuld „ohne vom Begehren gedrängt oder von der Scham behindert zu werden“, wie Garcia-Marquez schreibt ... Um mehr zu erfahren, lesen Sie doch einmal diesen wunderschönen Roman einer späten Bekehrung!
Nacktheit
ist in der Kunst durchaus „normal“, selbst bei
biblischen
Themen. Doch in der Lebenspraxis wollen
„bürgerlich-anständige“ Leute
nichts davon wissen – ist das
nicht merkwürdig oder auch lachhaft? Der Autor gibt
sich hier
nicht zufrieden und baut also die Nacktheit in sein ethisches
Konzept ein – er ist eben auch noch von der
bildenden
Kunst inspiriert! Bathseba
im Bade (Artemisia Gentileschi, die bedeutendste Malerin des Barock,
1597–1652/53), Neues Palais, Potsdam
Inhaltsübersicht A. Gespräch über eine vernünftige und christliche Methode der Partnerwahl, über den Sex mit menschlichem Antlitz und über einen intelligenen Anfang damit. 01 B. Glücklicherweise gibt es gerade heute auch die Chance eines zweiten Anlaufs 13 C. Anhänge 1. Kritische Fragen und Antworten 17 2. Das Problem der perfekten Theorie, warum etwas passiert oder auch nicht passiert. 38 D. Pädagogischer Ansatz für junge Menschen ab etwa 8 Jahren 44 E. Sexualmoral und Wissenschaft 50 F. Resümee. Was wollen wir eigentlich wirklich? Über den Autor, Dank und Gedanken des Autors. 54 HINWEIS: Das Heft wird gerade (September 2015) wieder einmal überarbeitet, daher stimmen die Verweise auf die Seitennummern oft nicht.
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