Eine
merkwürdige Diskrepanz: Immer wieder treffe ich auf Mädchen (und auch
auf Jungen), die von dem Konzept begeistert sind, doch bei Erwachsenen
(ganz gleich ob
kirchlich oder antikirchlich, ob religiös oder antireligiös, außer bei
den meisten
Eltern) stoße ich damit auf Beton, die wollen das ganz offensichtlich
einfach nicht für die jungen Leute! Dabei entspricht die Sexualmoral,
für die ich mich
engagiere, doch eigentlich genau der Lehre der Kirche - und auch noch
der Vernunft! Nach
den Katechismen wohl aller christlichen Konfessionen gehört der
Geschlechtsverkehr in die Ehe, ist also außerhalb der Ehe ein Verstoß
gegen die Gebote Gottes und darf daher nicht sein. Normal wäre hier doch
eigentlich, dass sich die Kirchen nun darum kümmern, wie diese Normen
der Religion den jungen Menschen so nahe gebracht werden können, dass
sie diese auch vernünftig in der Wirklichkeit ihres Lebens leben können.
Doch Fehlanzeige! Davon kann keine Rede sein: Wohl alle Kirchen haben
sich hier inzwischen schon seit langem zurück gezogen, sie lassen alles
laufen. Auf alle Fälle bieten sie keine für die jungen Menschen
attraktiven Wege, wie sie die Gebote mit Freude leben können. Und so
haben die Pädagogik hier, wie junge Menschen mit der Sexualität umgehen
sollen, ein privatwirtschaftliches Unternehmen (gemeint ist etwa der
Verlag, der BRAVO heraus gibt) und religions- und wertneutrale
Soziologen und Pädagogen übernommen. Dass damiit die
zwischenmenschlichen Beziehungen besser geworden sind, dass es etwa
weniger gescheiterte Ehen und also auch weniger Scheidungen gibt, davon
ist jedenfalls nicht zu merken. Also doch wieder die Religion - jetzt aber mal anders? Daher
versuche ich es mal, diese Aufgabe in die Hand zu nehmen - und zu Hilfe
gekommen sind mir hier einige neue Erkenntnisse und auch manche moderne
Sitten und Gebräuche und schließlich auch die Ideen einzelner Personen
wie etwa diese vom "Mondbaden" (mir kommt es hier nur auf die Empfehlung einer professionellen Lustberaterin an, für mehr Lust
die Penetration zu vermeiden). Bisweilen sagen mir nun Personen, und
erade auch solche, mit denen ich mich eigentlich gut verstehe, ich solle
die Finger von diesem Thema lassen, ich würde mich damit nur lächerlich
machen. Doch dann erinnere ich mich an manche Schülerinnen, aber auch
besonders an die drei Mädchen, von denen in in dem Mailwechsel mit der Mutter
berichte, was die für leuchtende Augen hatten, als ich meine Gedanken
kurz dargestellt habe. Und daher bleibe ich dabei. Manchen Kritikern
sage ich auch: Wenn zehn ehrwürdige und hochwissenschaftliche
Professoren mir sagen, dass ich spinne und dass ich offenbar eine
psychische Macke hätte, und ein einziges solches Mädchen wie diese drei
sagt, wie toll meine Ideen sind - was meinen Sie, auf wen ich höre? Ich
denke, das ist doch verständlich, wenn ich mich eher den Mädchen
verpflichtet fühle. Oder auch zu der Theologie, auf die ich gestoßen bin: Da kann ich noch so gut belegen, dass das Neue Testament weitestgehend nichts mit dem wirklichen Jesus zu tun hat und also ein raffinierter Betrug ist, und ich kann auch eine sehr plausible Lösung vorlegen, und ich habe auch die Erfahrung, dass von daher die (Sexual-) Moral, für die ich mich einsetze, bei jungen Menschen gut ankommt, doch ich stoße bei den typischen "Multiplikatoren" (also Erwachsenen, die die Möglichkeit hätten, etwas zu verbreiten) nur auf Schweigen. Und wenn mir mal einer auf einen meiner Briefe antwortet, dann ist seine Argumentation so schwach, dass ich alles sozusagen aus dem Stegreif widerlegen kann. Siehe etwa im Forum den Briefwechsel mit dem traditionellen Priester. Seit ich nun nicht mehr Lehrer bin, versuche ich also, andereweitig eine Plattform zu finden, denn ich denke, dass das, an was ich arbeite, doch sehr humanistisch und vor allem auch frauenfreundlich ist und auch bei jungen Menschen gut ankommt, doch nichts... Nicht zuletzt hatten in einem Gespräch mit meinem Direktor Schüler auch ausdrücklich gewollt, dass ich für sie den Unterricht weitermache - auch ohne die Lehrerlaubnis der Kirche, und wie sie sagten, auch für Evangelische, Baptisten und Moslems, doch war ihre Bitte natürlich erfolglos. Und was ich nicht sonst schon alles versuche habe, katholische offizielle Zeitungen und Zeitschriften, auch evangelische, aber auch Zeitungen ohne ausdrückliche Religion! Es klappt einfach nicht. Dabei denke ich, dass ich doch gute Argumente habe, die auch wissenschaftlich fundiert und leicht verständlich und plausibel sind. Allgemeines Wenn
ich in meinem Unterricht bisweilen den Glauben etwas kritisch sah (ich
war damals noch längst nicht so weit wie heute), dann kam schon mal die
Frage von einer Schülerin oder einem Schüler, dass ich doch als
katholischer Religionslehrer glauben und lehren müsste, was die Kirche offiziell lehrt. Meine
Antwort war dann: „Ja, ok., doch was wäre, wenn ich vor 500 Jahren
gelebt hätte, hätte ich dann auch bei der Verfolgung und Ermordung von
Hexen mit machen müssen, um zu zeigen, dass ich ein treuer Katholik bin –
oder wäre ich nicht ein besserer Katholik gewesen, wenn ich mich wie
der Jesuitenpater Friedrich von Spee gegen den Hexenwahn engagiert
hätte?“
Oder
um es einmal anders auszudrücken: Um ein katholischer Religionslehrer
zu sein, musste ich doch ein theologisches Studium absolvieren, das sich
ja auch „wissenschaftlich“ nennt (ich habe sogar ein Vollstudium
absolviert wie auch die Priester). Doch was ist, wenn ich aufgrund
dieses Studiums und weiterer Recherchen nach den Maßstäben eines
Studiums darauf komme, dass das Neue Testament, wie wir es kennen, im
Wesentlichen ein Betrug ist und dass mit dem wirklichen Jesus und seinem
Engagement alles anders war? Muss ich dann die Kirche verlassen oder
muss ich nicht gerade katholisch bleiben und mich engagieren, damit sich
etwas in unserem Glauben ändert?
Ich denke, diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Ich jedenfalls habe mich für den Verbleib in der Kirche entschieden.
Na
gut, doch kann man aber nicht den "alten ehrwürdigen Glauben" und mit
ihm die "altehrwürdige heilige Theologie" unangetastet belassen und sich
auf das "richtige Handeln" beschränken, ja, können nicht der "alte
ehrwürdige Glaube" und die "alte ehrwürdige Theologie" Bei
der Umsetzung eines theoretischen Konzepts in die Praxis gibt es
allerdings immer ein altes Problem: Kann aus einer falschen Theorie auch
eine richtige Praxis folgen? So viel ich weiß, geschieht das –
zumindest auf die Dauer – nie oder nur sehr selten. Eines dieser
seltenen Beispiele ist die falsche Theorie, die bisweilen in der
Literatur zu dem Thema zitiert wird, wie sich Kurzwellen ausbreiten –
und wie die Praxis dann trotz einer falschen Theorie doch funktioniert
hatte. Das geschah einmal um 1900 dem Physiker Guglielmo Marconi beim
Experimentieren mit Kurzwellen, die Funksignale überquerten tatsächlich
den Atlantik! Doch wäre immer besser eine richtige Theorie gewesen, vor
allem kommt man mit der dann auch viel weiter.
Um noch einmal auf Friedrich von Spee zu kommen: Der war nun leider
schon mit 44 Jahren relativ jung an der Pest gestorben. Ob er nicht bei
seinem Engagement gegen den Hexenwahn, wenn er älter geworden wäre,
irgendwann gemerkt hätte, dass er so nicht richtig weiter kommt, weil
der Hexenwahn auch an der damaligen Theologie hing und dass man also, um
ihn zu überwinden, auch etwas an der Theologie „machen“ müsste –
zumindest wenn man schnell etwas ändern wollte? (In einer langen Zeit
kann sich natürlich etwas auch mit einer falschen Theorie ändern,
einfach weil es sich überlebt – doch wollen wir so lange warten und
nicht lieber etwas vernünftig anpacken, damit es sich schneller ändert?)
Ich meine jedenfalls, mit einer richtigeren Theorie auch und gerade über Jesus kämen wir jedenfalls besser weiter ... Das
Problem der bisherigen Theologie ist, dass sie nur dem Namen nach auf
dem wirklichen Jesus basiert. Konkret basiert sie vielmehr: 1.
auf die Idee dieses "Hinzukömmlings" Paulus, dass Jesus bewusst einen
Opfertod angestrebt hatte, um durch diesen Tod die Welt zu erlösen. Das
ist jedoch eine reine Erfindung des Paulus, der im Grunde überhaupt
nichts mit Jesus zu tun hatte, sondern durch Erzählungen von
Offenbarungen, die er angeblich direkt von dem von den Toten
auferstandenen Jesus
erhalten hatte, sich selbst zum Apostel gemacht hatte. (Wer´s glaubt,
dass es solche Offenbarungen gegeben hatte, soll selig werden - ich
glaube jedenfalls nicht an diese Offenbarungen!) 2.
Diese Theologie des Paulus vom Opfertod wurde schließlich durch die
Naturphilosophie des
griechischen Universalglehrten Aristoteles (384 v. Chr. - 322 v. Chr.)
ergänzt und abgerundet. Während der
Kreuzzüge waren die Europäer auf die von den Arabern erhaltenen
Schriften aus der Antike gestoßen und in der Folge wurden diese die
Basis für den christlichen Glauben. Dabei war die Naturphilosophie des
Aristoteles einfach falsch! Er ging etwa davon aus, dass alles, auch
alle Materie, beseelt ist und dass man durch eine Umwandlung der Seelen
(im Grund durch Magie) alles verändern kann - so kann man auch aus
unedlen Metallen edle Metalle machen. Dieser Glaube mag auch heute noch
die Basis für die katholische Lehre sein, dass ein perfekter
Gottesdienst im richtigen Ritus die Macht hat, nicht nur das Brot der
Wandlung in Leib und Blut Christi zu verwandeln, sondern auch unsere
Welt zum Besseren
zu verändern. Doch
das ist mit absoluter Sicherheit ein kompletter Irrtum. Wenn wir etwas
verändern wollen, müssen wir das Problem direkt anpacken! Das Problem
dabei ist allerdings, dass wir nun einmal zu schwach sind, alles
anzupacken. Doch
es gibt vielleicht einen Weg, der mit dem Verfahren der Akupunktur zu
vergleichen ist: Wo genau müssen wir etwas vielleicht sogar eher
Unbedeutendes oder auch "Kleines" beeinflussen, damit sich von daher
dann
das Bedeutende oder auch "Große" verändert? Ich
bin hier eben auf die Geschichte von der Sünderin gekommen, dass Jesus
hier etwas verändern wollte - und versuche nun, die Idee dieser
Veränderung in unsere heutige Zeit richtig zu übersetzen. Papst
Benedikt schreibt nun in seinem Buch über Jesus, dass der „historische
Jesus“ (auf den vor allem protestantische Theologen gekommen sind) eher
„farblos“ ist. Doch abgesehen davon, dass "farblos" kein wissenschaftliches
Argument ist, ist das auch nicht richtig. Wir sollten den "historischen
Jesus" mal unter dem Gesichtspunkt sehen, dass er etwas "Kleines"
verändern wollte, doch dass er dabei durchaus das "Große" im Kopf hatte.
Und dass dieser Jesus von daher überhaupt nicht farblos ist, sondern
dass gegen ihn vielmer der Jesus des Neuen Testaments, den Benedikt vertritt, eher farblos ist.
Jedenfalls hat der Jesus, zumindest der, auf den ich gestoßen bin, ein
„ganz anderes Kaliber“ als der des Neuen Testaments!
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