Einige Fragen zur Praxis der Philosophie und Theologie der Website www.michael-preuschoff.de, die immer wieder auftauchen (und auch in der Kurzform "Das Engagement des echten Jesus für die Liebe")

Ich möchte die gestellten Fragen so gut es geht, in Kürze beantworten. Die Fragen und Antworten sind teilweise auch in anderen Texten von mir enthalten. Und hier erst einmal zu den Fragen:

      1. Besorgte Eltern könnten etwa fragen, ob es nicht unverantwortlich sei, zu versuchen, ihre Töchter zur Nacktheit zu motivieren.

  1. Aber die Scham ist doch der Grundpfeiler der menschlichen Sexualmoral?

  2. Sie gehen davon aus, dass der Mensch von Natur aus monogam ist, für diese These gibt es nicht nur keine Beweise, sondern im Gegenteil immer wieder viel mehr Gegenbeweise: Die Monogamie ist doch erst ein Produkt der Zivilisa­tion oder auch der Kultur, der Mensch ist von seiner Natur her nun einmal höchstwahrscheinlich nicht zur Monogamie veranlagt.

  3. Aber wenn er doch zur Monogamie veranlagt wäre, dann würde er doch die Monogamie auch ohne weiteres Zutun, also sozusagen automatisch leben!

  4. Warum werden junge Menschen denn nicht zur echten Monogamie erzogen, wenn das doch angeblich so einfach ist?

  5. Aber ist typisches Kennzeichen des Menschen nicht, dass zu seinem Wesen nun einmal die Sexualscham gehört?

  6. Aber der Mensch ist doch ganz grundsätzlich zu solcher “Freiheit von Scham und Sünde” unfähig?

  7. Gut, die Scham ist also kein Zeichen von echter Moral, sie ist nur eine Scheinmoral. Doch was ist denn nun Zeichen einer echten Moral - gerade für ein Mädchen?

  8. Aber so ein intensiver Hautkontakt ist doch eigentlich dasselbe wie Geschlechtsverkehr. Da kann man doch gleich auch den machen.

  9. Aber man weiß doch, dass Kinder alles nachmachen wollen, da ist es doch nur gut, wenn sie davon, was sie nun einmal nicht machen sollen, am besten gar nichts wissen. Dann gibt es für sie auch keine Versuchung, etwas nachzumachen.

  10.  Bei mir ist nun in meinem Leben alles gelaufen, was geht das alles also mich noch an?

  11. Trotzdem, was ist denn an dieser ganzen "Jungfrauenmoral" so wichtig, dass du hier so einen Kraftaufwand darum treibst?

  12. Du sagst immer, dass das Anliegen des wirklichen Jesus eine hohe Sexualmoral war, doch darauf weist kaum etwas in der Bibel hin.

  13. Das, was du hier von Jesus erzählst, also vor allem das mit der Halbweltmafia, die Jesus angeblich zusammen mit den Hohenpriestern umgebracht hat, das ist doch alles reine Spekulation.

  14. Aber es ist doch klar, dass Jesus nach einem jüdischen Gesetz wegen Gotteslästerung verurteilt wurde, also von Juden.

  15. Das mit dem Unterschied zwischen dem "Jesus des Glaubens", den die Kirchen verkünden, und dem "wirklichen Jesus", den die Wissenschaftler herausbekommen haben, habe ich inzwischen begriffen. Doch wie können die Kirchen denn einen Jesus verkünden, von dem sie wissen, dass der mit Sicherheit nicht "stimmt"? Die sind doch nicht dumm oder bewusst unwahrhaftig?

  16. Wieso glaubst gerade du, den richtigen Jesus herausgefunden zu haben, sind denn die typischen Wissenschaftler alle dumm?

  17. Viele stört an deinen Ideen die Betonung der Nacktheit, sie sehen hier eine Macke von dir, geht das nicht auch anders? Die Sexualscham hat doch nun einmal auch etwas mit der Ehre und der Würde eines Menschen zu tun.

  18. Meinetwegen gern. Doch die Religionen, die für die echte Monogamie sind, also für nur einen einzigen Sexualpartner im Leben, weil das ihrer Meinung nach so gottgewollt ist, die sind doch auch alle gegen die Nacktheit und für die Scham? Ich denke hier vor allem an die monotheistischen Religionen, also an die jüdische Religion, an das Christentum und an den Islam. Doch wohl auch die meisten anderen Religionen sind für die Scham, weil sie alle meinen, dass ohne Scham eine echte Moral, also die Moral der echten Monogamie einfach unmöglich ist.

  19. Du siehst doch, was die Frauen betrifft, Probleme, die längst erledigt sind, die es gar nicht mehr gibt. Die Frauen sind gebildet, sind gleichberechtigt, und oft genug treiben sie in ihrer Emanzipation sogar die Männer doch regelrecht vor sich her.

  20. Wie ich sehe, hältst du alles an Praktizierung der Sexualität, was nicht in einer Ehe stattfindet, für Missbrauch der Sexualität. Ist das nicht übertrieben? Es ist doch nun wohl ein Unterschied, ob ein Kind sexuell missbraucht wird, ob eine Frau vergewaltigt wird oder ob einvernehmlicher Sex zwischen Unverheirateten stattfindet?

  21. Es ist doch zumindest sehr ungewöhnlich, dass du dich so sehr mit diesem "Jungfrauenthema" beschäftigst. Kann es nicht auch sein, dass du irgendeinen psychischen Schaden hast?

  22. Ich denke, du bist irgendwie letztlich ein Traumtänzer. Die jungen Leute von heute sind hier einfach anders, die habe doch mit der ganzen Sexualität keine Probleme mehr. Schließlich gibt es doch auch ausgesprochene Triebverzichtsqualen, den Sex nicht zu machen, wenn einem danach ist.

  23. Ich denke, Sie tun dem "Hinzukömmling" (wie Sie ihn nennen) Paulus ganz großes Unrecht, wenn Sie ihn sozusagen als Vorläufer des Kanzleramts Guillaume sehen, also als Betrüger, den das Anliegen des echten Jesus gar nicht interessiert hat und der es sozusagen dann auch noch verpfuscht hat.

  24. Und wo bitte soll der Unterschied sein in einer Moralpädagogik nach dem Jesus, den Paulus lehrt, und dem, wie Du meinst, echten Jesus?

  25. Du sieht nur den Juden Jesus, damit entfällt für dich auch die griechische Philosophie, die doch erst aus einer jüdischen Sekte einen vernünftigen Glauben gemacht hat.

  26. Du merkst doch, dass du mit deinem Engagement nicht ankommst, sollte das nicht für dich ein Hinweis sein, dass du falsch liegst?

  27. Ich kann all diesen Diskussionen um Religionen und Glauben nicht mehr folgen. Es ist für mich Spiegelfechterei. Glaube braucht kein Gerüst. Es will gelebt werden. Ich lebe mit Christus dem Messias, der den Menschen vom Menschsein wegführen wollte und ihn erlöste von der Schuld. Dazu gehört, was dein Thema betrifft, auch die Scham. Weg damit. Weg mit aller Moral und allem Moralisieren. Weg mit dem Herdendenken. Weg mit der Rache und dem Nachtragen von Schuld.

  28. Wo ist bitte deine Wissenschaft? Du hast doch von der modernen Sexualwissenschaft überhaupt keine Ahnung.

  29. Alles gut, doch ich habe mit der katholischen Kirche nichts am Hut. Und angenommen, Dein Konzept gelingt, dann wird das der katholischen Kirche doch wieder Auftrieb geben, wie ich die Typen dort kenne, werden die wieder alles sich selbst zugute halten - nach dem Motto: "Wir haben das doch schon immer gesagt ..." Und ich war dann auch noch ein Unterstützer dieses Systems!

  30. Du schreibst oft in der Ich-Form, das klingt von vornherein nicht wissenschaftlich.

  31. Es bleibt dabei, gerade die jungen Leute von heute wollen nun einmal auch das Kopulieren, dagegen kannst doch auch du nichts machen.

  32. Du bist zu extrem.

  33. Du bist doch mit Deiner Sexualmoral gerade für junge Menschen völlig realitätsfern.

  34. Die ganze Sexualität geht doch die Kirche gar nichts an, die macht sich mit ihrer Einmischung hier doch nur lächerlich!

  35. Sie halten also die Sexualmoral, die die meisten Eltern und andere Pädagogen den jungen Menschen beibringen, für Manipulation zum Schlechten. Ist das nicht zu hart? Denn die Eltern und Pädagogen geben sich doch zumeist die größte Mühe bei ihrer Erziehung.

  36. So wie du von Jesus redest, klingt das sehr nach einer neuen Sekte, was eher abschreckt.

  37. Die Bibel ist doch ein Märchenbuch, das stimmt doch alles nicht. Wenn ich etwa an die Geschichte von den angeblich ersten Menschen Adam und Eva denke.

  38. Ausgangs- und Orientierungspunkt ist das christliche Verständnis vom Menschen als Geschöpf Gottes in seiner Gleichwertigkeit, Verschiedenartigkeit und Unvollkommenheit – also muss man diese Attribute des Menschseins auch akzeptieren und den Menschen bestärken, dass er damit leben kann“ (so eine Mitarbeiterin einer politischen Organisation, der es um eine Politik auf der Basis von  christlichen Werten geht).

  39. Und warum machst du das alles? Warum kümmerst du dich so gerade um dieses Thema so? Was hat das alles mit dem Christsein zu tun? Nach meiner Ansicht ist die Moral gut, wie sie jetzt ist. Jeder hat in Europa die Möglichkeit, nach seiner Moral glücklich zu werden.

  40. Ich sehe, du lässt keine andere Meinungen gelten, du willst immer nur den Streit.

  41. Sie glauben also weder an die Erbsünde, noch an das Fegefeuer und auch nicht an die Hölle?

  42. Was hältst du von der sexuellen Befreiung?

  43. Mir kommt es so vor, als ob du alle anderen für dumm hältst.

  44. Für mich war immer die Methodenlehre in Philosophie und Theologie wichtig, Theologen und Philsophen werden deinen Ansatz oberflächlich finden.

  45. Du solltest dein Konzept mal Fachleuten in Sachen Sexualerziehung vorlegen, damit die das begutachten und eine Referenz erstellen können.

  46. Du solltest mal einen Plan machen, wie du einen Unterricht strukturierst.

  47. Ich sehe, wir kommen im Endeffekt doch nicht miteinander klar. Für mich ist die echte Monogamie nicht oberstes Ziel.

  48. Aber da sind doch auf alle Fälle noch die Barmherzigkeit Gottes und seine Vergebungsbereitschaft.

  49. Was denken Sie, war Jesus nun verheiratet oder nicht?

  50. Es fällt auf, dass Sie insbesondere die Mädchen ansprechen. Dabei sind doch die Jungen diejenigen, die die Mädchen nicht "in Ruhe" lassen. Sie sollten also mal lieber die Jungen ansprechen, dass sie endlich einmal wieder richtige Kavaliere sein sollen und die Würde und die Ehre der Mädchen anerkennen sollten.

  51. Papperlapp, was Sie alles sagen: Wenn die jungen Menschen wieder an Gott glauben würden, dann brauchten Sie nicht in diesem ganzen unappetitlichen Schmutz herum zu wühlen. Denn dann würde auf eine sehr gepflegte Weise alles besser! So sollten Sie also lieber für den Glauben an Gott Werbung machen!

  52. Aber die Kirche lehrt doch, dass alles, was mit Sexualität der jungen Menschen zu tun hat, Erziehungsaufgabe der Eltern ist.

  53. Und wie sollte bitteschön nun eine Sexualmoralpädagogik nach einem Jesuskonzept in der Praxis aussehen?


1. Besorgte Eltern könnten etwa fragen, ob es nicht unverantwortlich sei, zu versuchen, ihre Töchter zur Nacktheit zu motivieren.

Hierzu das Gespräch mit einer Mutter einer Schülerin: Die hatte mich also vor vielen Jah­ren an einem Eltern­sprech­tag einmal nach dem Ziel meines Religionsun­ter­richts gefragt. Darauf ich, eher flapsig: „Die Mädchen sind doch al­le ir­gendwie schizo­phren.“ Sie: „???“ Ich: „Na ja, vor dem Harm­losen und Pa­ra­diesi­schen, bei dem sie auch eine brauch­ba­re Menschenkenntnis mitbe­kommen und Män­ner, die in Ord­nung sein wollen, von einer schönen Mo­ral begeis­tern könn­ten, näm­lich vor »nackt am Strand«, haben sie pani­sche Angst. Doch das Problemati­sche, näm­lich den Sex mit nur zu oft fragwürdi­gen Partnern, der ihnen bisweilen auch noch lebenslange Trau­mata beschert, den wollen sie und machen ihn auch.“ „Und“, so die Mut­ter, „was wol­len Sie jetzt tun?“ Ich: „Dass die Mädchen das jeweils andere ma­chen.“ Die Mutter: „Wenn Sie das schaf­fen, sind Sie gut!“ 
     
Dieses Gespräch mit einer Mutter ist also durchaus eine hohe Motivation für mich, vielleicht sogar die Motivation schlechthin!


2. Aber ist nicht die Scham der Grundpfeiler der menschlichen Sexualmoral?

Hierzu ein Zitat aus der Biografie einer Prostituierten  ("Venusdienst / Karin Freiwald - meine Jahre als Hure", S. 34f), auf das ich durch Zufall gestoßen bin, weil das Buch zumindest zunächst einmal im Internet war:
"Auf einer Website (www.basisreligion.de) (Anm.: Das ist eine Website von mir!) fand ich kürz­lich zum The­ma Flitt­chen eine Argumentation, welche die Wur­zeln einer bestimm­ten Verhaltens­prä­g­ung sehr treffend be­schreibt: »Bevor wir jedoch über ein sol­ches ver­meintlich unmo­ralisches Mädchen die Nase rümp­fen, soll­ten wir uns bewusst machen, wer hier eigentlich unmora­lisch ist. Wie ist es denn ei­nem solchen Mädchen in der Vergangen­heit er­gangen? Wurde ihm nicht seit seiner Kind­heit eher eine Sklaven­moral mit allen möglichen Ta­bus und Ängsten beige­bracht und da­mit seine Dummheit und Naivität ge­fördert? Wurde ihm nicht stets glauben ge­macht, dass die Scham der In­begriff jeglicher Mo­ral sei und wurde es damit nicht in die falsche Richtung geschickt und so recht neugierig auf mehr ge­macht?«"

Lieber Leser, Sie können sich sicher vorstellen, dass ich sehr stolz bin, dass eine Prostituierte, also eine Frau, die es wissen muss, mich in mei­ner Ansicht bestätigt hat, dass die Scham nur eine Scheinmoral ist und durchaus kon­traproduktiv für eine echte Moral sein kann! Ja, wie kommen wir überhaupt dazu, gerade den Mädchen die Sexualscham als Moral überzustülpen, wo doch jeder Beweis für den "moralischen Nährwert" der Scham fehlt? Es gibt doch überhaupt keine wissenschaftlichen Untersuchungen dazu - oder kennen Sie welche? Dass hier nicht geforscht wird, kann eigentlich nicht nur Unwissenheit und Fahrlässigkeit sein, immer mehr drängt sich mir der Verdacht auf, dass das von den Herrschenden in Religion und Gesellschaft ausdrücklich so gewollt ist, dass es sich hier sogar um eine ausdrückliche Manipulation handelt. Die Betreffenden reden zwar anders, doch nicht nur Jesus sagt, dass man Menschen an ihren Früchten erkennen kann, und auch sonst heißt es ja, dass man Menschen an ihren Taten erkennen kann. Und die Taten sind nun einmal, dass junge Menschen und auch gerade Mädchen in eine Scheinmoral der Scham geschickt werden!

Und wie weit das dann etwas damit zu tun hat, dass Mädchen bisweilen dann noch in die Prostitution abrutschen wie diese "Venusdienerin", darüber wird auch nicht geforscht. Es gibt hier gewiss ein paar Einzelinitiativen, doch sind die im Allgemeinen so offensichtlich wenig durchdacht und oberflächlich (ich denke hier an das Engagment von Christa Meves und Gabriele Kuby oder auch an die aus den USA kommende Aktion "Kein Sex vor der Ehe"), dass sie nur meine These bestätigen: Echte Monogamie ist auch von denen, die sich hier so engagiert einsetzen, im Endeffekt doch nicht wirklich gewollt. Denn wenn sie wirklich gewollt wäre, wären diejenigen, die sich für sie doch so sehr einsetzen, viel kreativer, offener und empfänglicher für neue Ideen (und würden auch mal über den "moralischen Nährwert" der Scham nachdenken).

Oder das "nicht gewollt" mal konkreter: Meine Einstellung ist ja, dass die (echte) Monogamie eigentlich das von der Natur vorgesehene Normale für uns Menschen ist, also das Gesunde, das der Mensch leider nur deswegen oft nicht leben kann, weil er nicht die richtigen Informationen hat, wie er diese echte Monogamie leben kann - oft kommen dann auch noch die Umstände hinzu. Doch gerade der junge Mensch hätte (zumindest bei uns und in unserer Zeit) in den meisten Fällen die Kraft, die echte Monogamie zu leben und dabei auch gegen ungünstige Umstände anzugehen, wenn er nur wüsste wie, wenn er also die entsprechenden Informationen hätte. Es ist wie bei einer Krankheit, auch gegen die kann man angehen, wenn man nur wüsste wie, wenn man also etwa die entsprechende Medzin hätte und sich entsprechend verhielte. Und was macht ein Arzt, der für einen Patienten eine Therapie sucht, wie sie die Krankheit überwinden kann oder wie sie sie sogar von vornherein vermeiden knnn? Er stellt dazu erst einmal eine Dagnose! Also: Wie kommt es üblicherweise zu der Krankheit, wie kommt es aber auch offenbar nicht zu der Krankheit, welches sind die Ursachen, warum bekommen die einen die Krankheit und die anderen nicht, und was hat schon mal geholfen und was nicht? Eigentlich sind das doch ganz normale Überlegungen, meint man wenigstens ... Doch offensichtlich gelten diese Überlegungen für "unsere Krankheit" (warum junge Menschen mit dem Sex anfangen - oft außerhalb jeder näheren Beziehung) nicht! Da propagieren also etwa die genannten "Einzeliniativen" solche Aktionen wie "Kein Sex vor der Ehe" - und fordern von daher die Mädchen zum Neinsagen auf. Doch gibt es dafür überhaupt keine Diagnose, da gibt es immer nur gleich die Idee einer Therapie! Denn bei einer echten Diagnose würde doch auffallen, dass die Aufforderung an die Mädchen "nein" zum Sex zu sagen, ziemlich an der Sache vorbei geht, weil es doch zumeist die Mädchen sind, die "es" wollen und also damit anfangen. Oder auch zur Aufforderung, schamhaft zu sein, die auch diese Prostituierte in ihrer Jugend erlebt hatte. Bei einer echten Diagnose würde doch auffallen, dass diese Erziehung zur Scham überhaupt nichts bringt, keinen Sex zu "machen", ja dass die Scham sogar eher eine kontraproduktive Wirkung für eine Moral der echten Monogamie hat. Siehe meine "Diagnose" hierzu Heft 2 "Echte Monogamie von der Vernunft her" ab S. 6 unter www.michael-preuschoff.de .

Und immer wieder dazu die schöne Frage: Was haben Navi und
Unterwäsche (in Form von Bikini und Badehose) gemeinsam? Beides macht dumm, denn beides stört oder verhindert sogar überhaupt eine natürliche Orientierung, weil wir uns nicht mehr in die Gegebenheiten hineindenken müssen: Beim Navi ist es die Landschaft und bei der Unterwäsche ist es das große Thema "Sexualmoral". Mit dem Navi kommen wir (meistens) noch an unser Ziel, mit der Unterwäsche in vielen Fällen nur nach einem oft schmerzhafen und bisweilen auch teuren Versuch- und Irrtum-Verfahren und oft auch gar nicht.

Ob wir hier nicht viel mehr von sozialistischen Ideen beeinflusst sind, als uns bewusst ist? Denn im Sozialismus ging es ja auch um die Zerstörung der Familie, um dem Einfluss der Familie auf die jungen Menschen den Boden zu entziehen und durch das Kollektiv zu ersetzen, um einen neuen Menschen zu erschaffen. Und das geht nun einmal am einfachsten durch ein Schlechtmachen und eine Verhinderung der gelingenden echten Monogamie, die ja wohl das stärkste Band der Beziehung zwischen zwei Menschen verschiedenen Geschlechts ist (wenn schon erfahrungsmäßig gegen die "normale Monogamie" offensichtlich weitestgehend kein Kraut gewachsen ist).

3. Sie gehen davon aus, dass der Mensch von Natur aus monogam ist, für diese These gibt es nicht nur keine Beweise, sondern im Gegenteil immer wieder viel mehr Gegenbeweise: Die Monogamie ist doch erst ein Produkt der Zivilisa­tion oder auch der Kultur, der Mensch ist von seiner Natur her nun einmal höchstwahrscheinlich nicht zur Monogamie veranlagt.

Dazu ist zu sagen: Gegen die echte Monogamie spricht eigentlich nur die Praxis – und die kann auch auf Manipulation, also auf fehlender oder falscher Information der jungen Menschen beruhen und dass daher besonders geschickte und triebhafte und gleichzeitig weniger mit Skrupeln behaftete "Typen" die Möglichkeit haben, diese "Uninformierten" zum Sex zu bringen, ohne dass  eine Dauerbeziehung je beabsichtigt ist, und dass sie die Chancen auch wahr nehmen. Denn eigentlich spricht doch sehr viel für eine Veranlagung des Menschen von der Natur her zu echter Monogamie, hier nur einige Argumente:
  1. Die Freude am Eindringen ist nun einmal mit der Fruchtbarkeit gekoppelt, das heißt, dass dabei Kinder entstehen können. Und denken wir uns jetzt einmal in die Zeit der Vergangenheit hinein, in der der Mensch entstanden ist: Insbesondere wenn eine Mutter durch Schwangerschaft und durch die Sorge um das Kindeswohl beeinträchtigt war, für Nahrung und Schutz selbst zu sorgen, brauchte es doch einen anderen Menschen, der sich hier kümmerte. Und warum sollte dies nicht der „Erzeuger“ des Kindes sein, der doch wohl noch am ehesten motiviert dafür war? Es könnte also nach der Darwinschen Regel von Mutation und Selektion so gewesen sein, dass vor allem diese „Exemplare der Menschen“ im Überlebenskampf in den Mangelgesellschaften der Frühzeit überlebt haben, bei denen dieses gute Zusammenspiel von Mann und Frau besonders gut funktioniert hatte und also zur „Veranlagung“ geworden war.

  1. Hiermit hängt die Fähigkeit der Frau zum Orgasmus zusammen. Insbesondere der spontane Orgasmus, also der ohne jede Manipulation und nur mit "sachter" Berührung, passiert ja nicht mit jedem Mann, sondern vor allem bei einem, bei dem sie sich so richtig fallen lassen kann. Das dürfte doch vor allem einer sein, der ihr echten Schutz bietet, der für sie und für den Nachwuchs mit allem Einsatz sorgt und dem sie also voll vertrauen kann. Und aus dem Eindruck, welcher Mann das sein könnte, hat sich dann auch das Gefühl der Verliebtheit entwickelt, die es ja vermutlich in der uns bekannten Form wohl eher nur beim Menschen gibt.

  2. Gegen die Monogamie werden von modernen Sexualforschern die Beobachtungen bei Affen, vor allem bei den Bonobos, angeführt. Diese Affen sind nun einmal nicht monogam, gerade auch die Weibchen gehen offensichtlich gerne "fremd". Und von diesen Affen wird dann auf die Menschen geschlossen, angeblich sind – immer nach manchen Sexualforschern – auch bei denen die Frauen von der Natur nicht zur Monogamie angelegt – siehe hierzu den Beitrag in der WELT vom 11.11.2019. Dazu ist zu sagen: Wenn die Affen promiskuitiv sind, so entspricht das offensichtlich ihrer Natur. Ein Indiz hierfür ist, dass sie bei dieser Lebensweise keine Sexualscham kennen und brauchen. Wenn wir Menschen dagegen diese "tierische Sexualität" leben, dann brauchen wir ganz offensichtlich die Sexualscham. Ich denke, dass die ein Zeichen eines erlittenen Traumas ist und das ist der Beweis schlechthin ist, dass die Promiskuität nicht die von der Natur für uns Menschen vorgesehene Lebensweise ist! Wenn wir dagegen echt monogam wären, gäbe es nicht das Problem mit der Scham, weil es auch keine erlittenen Traumata gäbe. (Dieser Zusammenhang wird in der modernen Sexualwissenschaft überhaupt nicht angesprochen. Anders dagegen in der Sündenfallerzählung Adams und Evas, hier wrd er angesprochen und hier wird auch ein Zusammenhang zwischen promiskuitivem Sex und Sexualscham gesehen! Für mich heißt das, dass die Autoren der Sündenfallerzählung bessere Wissenschaftler waren als unsere heutigen Sexualwissenschaftler (oder dass sie auch gute Anthropologen waren), sie sprachen auch brisante Themen an, natürlich auf ihre Weise. Dagegen sind unsere heutigen Sexualforscher zumindest zum großen Teil Pseudowissenschaftler – was ihnen "nicht in den Kram passt", was sie also widerlegen würde, sprechen sie einfach gar nicht erst an.)
  3. Hieraus dürfte es dann auch zu dem Ideal unserer menschlichen Sexualmoral gekommen sein, dass also nur der Mann und die Frau miteinander Sex haben, bei denen das Zusammenspiel der Partner bis hin zum Orgasmus gelingt: Der Mensch ist also in seiner Entstehungsgeschichte zu einem hochmoralischen Wesen geworden, das auf die echte Monogamie ausgerichtet ist.
Doch was ist nun, wenn er diese für ihn typische Moral nicht leben kann, etwa wegen der genannten "pädagogischen" Behinderungen der Monogamie? Dann muss er sein moralisches Potenzial eben auf andere „Objekte“ richten, also vor allem auf die Sexualscham, dann wird die eben zur Moral. Wir haben hier offensichtlich eine Art Teufelskreis an Traumata vor uns: Der junge Mensch kann die Monogamie nicht leben und wird also zum "Opfer" oder auch zum "Manipulierten", weil er eine falsche oder auch eine Scheinmoral beigebracht bekommt. Und weil er die richtige Moral nicht leben kann, verinnerlicht er die falsche Moral und bringt sie auch seinen Nachkommen bei, er wird also zum "Täter" oder zum "Manipulierenden".

Damit der Mensch bei diesem Teufelskreis "Täter - Opfer" oder auch "Manipulierten – Manipulierenden" auch mitmacht, wird zunächst einmal alles das, was mit dem Thema "Sexualmoral" zu tun hat, mit einem Tabu belegt, das darf also nicht angesprochen werden und also auch nicht wissenschaftlich aufgearbeitet werden. So kann dem Menschen auch am wenigsten bewusst werden, wie er in seinem moralischen Bewusstsein manipuliert wird. Und so wird immer mehr die Sexualscham als das Normale (dass er also besonders diejenigen Körperteile verbirgt, die mit der Fruchtbarkeit zu tun haben), das sich schließlich auch niemand mehr traut zu hinterfragen, denn allein das Hinterfragen ist für eindere ein Zeichen, dass er Probleme hat – oder auch dass er psychisch krank ist. Das hieße also, dass eigentlich die Ursache der Sexualscham die Probleme mit der Sexualmoral sind, und das sind eben "nicht-idealmoralische Beziehungen", um sie einmal so zu nennen. Doch das darf ja nicht hinterfragt werden.
Wir müssten also, wenn wir die Sexualscham überwinden wollen, (wieder) zu hochmoralischen Beziehungen der echten Monogamie kommen.

Das heißt also auch: Gerade bei jungen Menschen, die mit Sicherheit noch hochmoralisch sind, dürfte Spaß an der Nacktheit und gleichzeitig die Offenheit für Sex mit verschiedenen Partnern nicht funktionieren – denn wenn ein junger Mensch Spaß an der Nacktheit haben soll, braucht er eine echte Moral, und wenn die stimmt und nur dann, dann braucht er eben keine "Feigenblätter".
Andererseits: Wenn nun irgendwelche Pädagogen oder andere versuchen sollten, beides, also Spaß an der Nacktheit und "Offenheit für den Sex mit verschiedenen Partnern" den jungen Menschen anzuerziehen, so wäre das dasselbe, als wenn man versuchen wollte, gleichzeitig Wasser zum Kochen zu bringen und es einzufrieren, beides zusammen geht einfach nicht, es geht nur entweder das eine oder das andere.
(Natürlich: Wenn Geld oder Macht im Spiel ist oder auch wenn es um Prostitution geht, dann ist alles wieder anders, doch darum geht es hier ja nicht.)

Ich denke, dass das Zusammenspiel von Sexualmoral und Sexualscham überhaupt das beste Argument für die menschliche Veranlagung zur echten Monogamie ist.


Hierzu einmal eine eigene Erfahrung aus einem ganz anderen Bereich: Ich hatte in einem meiner ersten Schuljahre in der Schule gehört, dass dank einer Torsionskraft die Wasserwirbel beim Abfließen des Wassers in einer Badewanne oder in einem Waschbecken auf der Nord- und Südhalbkugel der Erde jeweils anders herum wirbeln. Darauf habe ich den Versuch gemacht, durch das Umrühren des Wassers beim Abfließen aus einem Waschbecken mit der Hand den Wirbel in eine andere Richtung zu "zwingen", als wie er ohne meine Umrührerei immer wirbelte. Und es hat funktioniert, der Wirbel gehorchte meiner Rührbewegung mit der Hand (genau das meint das Wort "Manipulation"!). Inzwischen hat sich nun herausgestellt, dass es keinen Zusammenhang zwischen den Erdhalbkugeln und der Richtung des Wasserwirbels eines abfließenden Wassers gibt, die geschieht eher zufällig oder ist von der Form des Waschbeckens oder von irgendwelchen Unregelmäßigkeiten bei der Form des Waschbeckens abhängig. Doch ich denke, dass so viel klar ist, dass in jedem Fall die Richtung des Wasserwirbels bewusst beeinflusst werden kann – und selbst dann, wenn es eine "natürliche Richtung" gäbe.

Und so sehe ich das auch mit der Veranlagung zur "echten Monogamie". Selbst wenn es die gäbe (und ich glaube, dass es sie gibt), kann sie durch geeignete Manipulation ausgehebelt werden. Das heißt aber auch, dass sie durch entsprechende Maßnahmen unter Umständen sehr einfach gefördert werden kann, wenn die nur die richtigen sind.

4. Aber wenn er doch zur echten Monogamie veranlagt wäre, dann würde er doch diese Monogamie auch ohne weiteres Zutun, also sozusagen automatisch leben!

Der Mensch ist auch zum aufrechten Gang und zum Sprechen veranlagt, trotzdem muss er beide Konkretisierungen lernen – und er lernt sie auch gerne und bringt es sogar sehr oft zu einer phantastischen Meisterschaft. Und genauso ist oder wäre es mit der Veranlagung zur echten Monogamie, wenn sie nur entsprechend gelehrt würde.

5. Warum werden junge Menschen denn nicht zur echten Monogamie erzogen, wenn das doch angeblich so einfach ist?

Hier sind typische Herrschaftsstrukturen aktiv. Zumindest die "obersten Pädagogen" sind nun mal vorwiegend alte Menschen – und die haben in ihrem tiefsten Inneren an der Monogamie junger Menschen aus verschiedenen Gründen nun einmal überhaupt kein Interesse (selbst wenn sie etwas anderes sagen – doch man kann sie ja an ihren Taten erkennen). Wenn wir uns etwa vorstellen, dass die jungen Mädchen streng monogam wären, dann hätten “alte Männchen” ja für “Abenteuer” bei den “jungen Weibchen” gar keine "Chancen" mehr, es gäbe ja auch keine Prostitution mehr. Und “alte Weibchen” hätten auch kein Interesse, denn sie könnten ja ihre “alten Männchen” leicht heiratshalber an “junge Weibchen” “verlieren”. (Das alles sind jedoch nur Ängste trotz ihres Alters unreifer Menschen, denn wenn es in der Jugend zu gelingenden Beziehungen kommt, dann halten diese Beziehungen auch im Alter – und es braucht dann gar nicht mehr solche Ängste zu geben, selbst wenn junge Menschen noch so attraktiv sind.)

6.
Aber ist typisches Kennzeichen des Menschen nicht, dass zu seinem Wesen nun einmal die Sexualscham gehört?

I
ch denke, man darf die Fragen nach der Sexualscham und nach der Monogamie sowieso nicht einzeln jede für sich beantworten, sondern man kann sie nur in einem Gesamtzusammenhang beantworten, weil sie auch zusammen gehören.
W
enn der Ursprung des Menschen nach unseren heutigen Erkenntnissen im tropischen Afrika liegt, dann heißt dass, dass zur Menschwerdung des Tieres nicht nur der aufrechte Gang und wegen der von daher nun freien Hände die Fähigkeit gehören, mit den Händen zu arbeiten, sondern auch andere Verhaltensweisen wie monogam oder polygam zu sein - und sich eben seiner “geschlechtsspezifischen Körperteile” zu schämen oder nicht zu schämen.
D
as heißt, die Frage nach der Monogamie, und ich denke dabei immer nur an die echte, ist nun einmal mit der Problematik der Scham untrennbar verbunden. Siehe hierzu vor allem "Frage und Antwort 3".

D
azu kann bei uns in Mitteleuropa jeder sogar entsprechende Erfahrungen machen: Gehen Sie doch mal auf einen FKK-Strand, wo irgendwelche sexuelle Avancen gegenüber anderen Badegästen von vornherein völlig tabu sind, wo also zumindest ortsbedingt ein monogames Verhalten angesagt ist (das ja auch freiwillig ist, denn Sie müssen ja nicht dorthin gehen). Sie werden feststellen, dass recht bald auch bei Ihnen nicht nur überhaupt kein Bedarf mehr nach Kleidungsstücken besteht, sondern Sie fühlen sich quasi wie ein neugeborener Mensch – natürlich braucht es mehr oder weniger viel Gewöhnung dazu (abhängig von Ihren bisherigen Erfahrungen mit den Dingen der Sexualität). Und wenn Sie diese Erfahrung an einem FKK nicht machen wiollen, aus welchen Gründen auch immer, dan sollten Sie aber wenigstens nicht mehr das Argument bringen, dass die Scham nun einmal zum Menschsein gehört.

7. Aber der Mensch ist doch ganz grundsätzlich zu solcher “Freiheit von Scham und Sünde” unfähig?

H
inter einer solchen Einstellung steckt die Ideologie des “Hinzukömmlings” Paulus von der Erbsünde. Wenn viele von uns auch meinen, nicht (mehr) christlich zu sein, so steckt doch diese verhängnisvolle Einstellung der durch Paulus konstruierten christlichen Religion, wie wir sie kennen, in uns. Wir können diese Einstellung vermutlich nur überwinden, indem wir uns dem echten Jesus zuwenden, der von einer Erbsünde nichts wusste. 
Im Übrigen beruht diese ganze Erbsündenideologie vor allem der katholischen Kirche auf einer Fehlinterpretation der Adam-und-Eva-Erzählung durch Paulus und vor allem durch den heiligen Augustinus. Der hatte daraus eine Grundveranlagung des Menschen zum Bösen konstruiert, von der uns Jesus durch seinen Opfertod am Kreuz erlöst hat. Doch wie gesagt, das ist eine Fehlinterpretation. In der Adam-und-Eva-Geschichte geht es um etwas völlig anderes. Der tschechische evangelische Theologe Jan Heller hat bei seiner Untersuchung "zum Namen Eva" herausgefunden, dass die Adam-und-Eva-Erzählung eine "Geschichte gegen die Fruchtbarkeitskulte" ist, die bei der Entstehung dieser Geschichte üblich waren. Und Fruchtbarkeitskulte heißt auch "kultische Prostitution" und das bedeutet Geschlechtsverkehr mit anderen Menschen als mit dem eigenen Ehepartner. Das Geschickte der Verfasser der biblischen Urgeschichte war nun, dass sie die alten Göttinnen Hepatu und Hebe, zu deren Kult solcher Geschlechtsverkehr gehörte, nun zu einer Menschenfrau degradierten (daher der ähnliche Name "Eva" oder "Eve", wenn man das "p" oder "b" mit den Lippen reibt, wie es auch heute im Spanischen geschieht), und das, was zu Ehren der Götter normal war, als Sünde hinstellten. Denn nach den Spielregeln des Gottes der Bibel gehört der Geschlechtsverkehr ausschließlich in die Partnerbeziehung von einem Mann und seiner Frau. Doch leider kamen die Menschen von ihrem alten Götterglauben nicht los und praktizierten dann doch wieder den entsprechenden Kult – hinter der Schlange verbirgt sich so eine alte Fruchtbarkeitsgottheit. Und Jesus hat insofern etwas damit zu tun, dass es zwar den nichtehelichen Geschlechtsverkehr im Namen von Göttern zu seiner Zeit in Israel wohl nicht mehr gab, jedoch gab es ihn aus kriminellen Gründen. Und Jesus hat sich nun dagegen engagiert. Heute gibt es den ganz gewiss auch noch aus kriminellen Gründen, etwa wenn Mädchen aus armen Ländern zur Prostitution erpresst werden. Doch verbreiteter bei uns ist der nichteheliche Geschlechtsverkehr, wenn junge Leute etwa kollektiv manipuliert werden, indem man sie in dem Glauben lässt, dass Nacktheit eine Sünde ist (dabei kann die durchaus ein völlig unschuldiger emanzipierter Spaß sein) und Geschlechtsverkehr vor der Ehe mit verschiedenen Partnern normal ist, um den richtigen Partner heraus zu finden.

Siehe auch Frage und Antwort 38.

8. Gut, die Scham ist also kein Zeichen von echter Moral, sie ist nur eine Scheinmoral. Doch was ist denn nun Zeichen einer echten Moral – gerade für ein Mädchen?

Sieh´ mal, viele Mädchen haben heute gar Gefühl mehr für die Wert ihrer Jungfernschaft, sie sehen die sogar als Makel und wollen "es" einfach hinter sich haben, dass sie die los sind. Also suchen sie einen Mann dafür, der zumindest einigermaßen nett zu sein scheint und der sich gerade anbietet – und das halten sie dann für ein Zeichen ihrer Emanzipation und Reife. Doch überlege mal näher, was hier passiert. Was hat dieser Mann bisher geleistet, wodurch zeichnet er sich aus, was ist das Besondere, was das Wertvolle an ihm? Ja, vielleicht, dass er nett ist, dass er gut aussieht, dass er gut reden kann, dass er auch von vielen anderen Mädchen begehrt wird, doch geleistet hat er in seinem Leben bisher nichts. Und diesem Mann schenkt ein Mädchen nun seine Jungfernschaft. Wenn du nun näher hinsiehst, was passiert hier? Gerade so ein Geschlechtsverkehr, den ein Mädchen einem Mann oder Jungen gewährt, ist ja auch so etwas wie ein Geschenk für ihn. Und ein Geschenk für was? Ein Geschenk kann ja auch immer eine Art Belohnung sein – eine Belohnung für was? Und wer nun für "nichts" ein Geschenk oder eine Belohnung erhält, der wird sich das natürlich merken und in diesem Sinn weitermachen – ein Mädchen hat also einen Mann regelrecht zur Gleichgültigkeit und zur Verantwortungslosigkeit erzogen, denn das alles spielte ja auch keine Rolle, das war ja auch alles nicht gefragt, also gesch hier so etwas wie eine "negative Prägung durch Belohnung", denn solche Männer wollen Mädchen und Frauen doch nicht in Wirklichkeit – oder? 

Und wie sieht nun eine positive Erziehung durch ein Mädchen aus? Da gibt es doch wunderschöne Paradieserlebnisse! Kann ein Mädchen also sich bei ihm sicher und beschützt fühlen – kann ein Mädchen wirklich es selbst sein, etwa an einem schönen Strand, wo auch die Nacktheit möglich ist? Und wenn beide "heiß" aufeinander sind, kann ein Mädchen sich fallen lassen, ohne Angst zu haben, dass es schließlich doch zum Eindringen kommt? Denn dieses Nicht-Eindringen wäre gerade für ein Mädchen, das es noch nie erlebt hat, auch überhaupt kein Problem, denn auch der schöne Hautkontakt, also Brust an Brust, Bauch an Bauch und die Beine ineinander verschränkt, ist doch gerade auch bei größter Hingezogenheit aufeinander etwas Wunderbares und Berauschendes. Und für das Erlebnis des Orgasmus des Mädchens, also für das, worauf es doch in einer echten Liebesbeziehung ankommt und was ein wirkliches Zeichen ist, ob beide zueinander passen, reicht das doch völlig aus! Denn die Nervenzellen, die bei der Frau für den Orgasmus zuständig sind, befinden sich sowieso doch alle an der Oberfläche ihrer Genitalorgane, das heißt, was an Orgasmus nicht ohne Eindringen passiert, das passiert auch nicht mit Eindringen. Die Natur hat uns hier doch eine tolle Chance gegeben, dass wir das Zueinanderpassen auch ohne Eindringen erfahren können! Also nutzen wir diese Chance doch! Wenn also ein Mädchen bei einem Freund feststellt, dass "auf diese Weise" nichts an Orgasmus passiert, wozu dann noch das Eindringen? Mehr an Orgasmus passiert damit ja auch nicht – und dabei kommt dann schnell das Gefühl auf, von dem Freund doch nur als Sexobjekt benutzt zu werden und dass er also nicht "der Richtige" ist. Und wenn bei diesem "Hautkontakt" der Orgasmus passiert, dann gilt auch hier: Wozu dann noch das Eindringen, denn ein Mädchen hat ja den tollen Rausch, auf den es doch ankommt? Mit dem Eindringen hat das dann auch noch leicht Zeit bis zur Ehe, wo dabei auch Kinder gezeugt werden können, so wie die Natur sich das nun einmal gedacht hat. Und die Jungen und Männer, die in Ordnung sind und so etwas wie Verantwortungsgefühl und Rücksichtnahme kennen und denen wirklich etwas an einem Mädchen liegt, werden hier gerne mitmachen und auch kein Eindringen wollen. Und wer von den Jungen und Männern hier nicht mitmachen möchte: Wie schön, dass "sie" das also schon vorher weiß und nicht erst durch bittere Erfahrungen lernen muss.

Ja, wegen dieser bitteren Erfahrungen beim "ersten Mal", von denen mir mehrere Frauen berichtet haben, schreibe ich das alles hier doch. Es sei so schrecklich gewesen, dass sie ihrem Freund "davon gelaufen" seien und nie mehr mit ihm hätten Sex haben wollen – und lange auch mit keinem anderen. Und andere Mädchen erzählten mir, dass sie gemeint hätten, dass die Beziehung mit der Zeit besser würde, doch weil auch das nicht passiert ist, hätten sie später die Beziehung von sich aus abgebrochen. Und wieder andere Mädchen (oder besser "Frauen") erzählten mir, dass sie offensichtlich für den Freund zu langweilig waren, so dass er die Beziehung abgebrochen hatte, was dann auch für sie sehr schmerzhaft war. Wegen aller dieser Berichte habe ich also nach Wegen gesucht, wie solche schlechten Erfahrungen von Mädchen mit dem Sex von vornherein vermieden werden können, denn durch sie kommt es oft zu einem lebenslangen Trauma – und plädiere also für die Idee der vorehelichen Erfahrungen nur mit Hautkontakt. Und der Sex sollte doch eigentlich etwas sehr Schönes sein und gerade "frau" kann auch lernen, wie er etwas Schönes wird. (Wie heißt die schöne Weisheit des chinesischen Lehrers Konfuzius: Der Mensch hat dreierlei Wege, klug zu handeln. Erstens  durch Nachdenken, das ist das edelste, zweitens durch Nachahmen, das ist das leichteste, und drittens durch Erfahrung, das ist das bitterste. Ich empfehle natürlich den ersten Weg und möglichst den dritten zu vermeiden, dafür schreibe ich das ja hier ...)

Die richtige Moral ist also gar nicht so schwer und unmöglich, man braucht nur die entsprechenden Informationen und den festen Willen, sich mit dem Konzept, das man sich aus diesen Informationen dann gemacht hat, auch durchzusetzen.

9. Aber so ein intensiver Hautkontakt ist doch eigentlich dasselbe wie Geschlechtsverkehr. Da kann man doch gleich auch den machen.

Ich sehe das natürlich anders, für mich passt her der Vergleich mit echter Munition und mit Platzmunition sehr gut. Das eine ist Ernst und das andere ist eben kein Ernst. Oder auch: Meiner Meinung nach hat selbst ein sehr intensiver Hautkontkakt mehr mit einem Händedruck zu tun als mit dem Endringen. Oder: Woran kleine Kinder ihren Spaß haben, das kann doch nicht schlecht sein, wenn sie später dasselbe machen. Und ich denke, wer beides, also Hautkontakt und Eindringen, als dasselbe ansieht, der ist nur neidisch, weil er selbst einmal nicht auch so intelligent war und sich an der Harmlosigkeit erfreut hat, sondern dass bei ihm gleich alles Ernst war. Und jetzt macht er das Harmlose eben schlecht.

10. Aber man weiß doch, dass Kinder alles nachmachen wollen, da ist es doch nur gut, wenn sie davon, was sie nun einmal nicht machen sollen, am besten gar nichts wissen. Dann gibt es für sie auch keine Versuchung, etwas nachzumachen.

Dann kommt das dabei raus, was Paul C. Jaeger in seinem Buch “500000 gottlose Jahre: Über die Unmöglichkeit an einen Gott zu glauben” beschreibt: “Auch heute noch, 2018, ist die öffentliche Darstellung oder das Zeigen von bestimmten Körperstellen und Funktionen verboten. Ein detailverliebtes Film­chen über den Geschlechtsakt, also über genau das, was das Überleben unserer Spezies sichert, hat immer sofort Schwierigkeiten, nicht als Pornografie zu gelten und darf nicht im Fernsehen gezeigt werden.

Wenn meine Eltern nicht der Kreuzworträtselwut meines Großvaters zuliebe ein gutes modernes Lexikon in drei Bänden angeschafft hätten, wäre mir noch lange verborgen geblieben, wie die Sexualorgane der Frau aufgebaut sind und wie lonen- und Photonenantriebe für Raumschiffe funktionieren – ich hatte gerade “Die Zeitmaschine" gesehen und war nun ein eingefleischter SF-Fan. Nun gut, so kannte ich aus dem Lexikon also auch immerhin eine Schemazeichnung ...”

Ob das denn so besser ist? Wenn nun die These dieser Website stimmt, dass der Mensch grundsätzlich monogam ist, dann schadet ihm das Wissen um die Biologie der Vermehrung keinesfalls, denn er will ja auch noch wissen, wie er es vernünftig anstellt, damit er einen guten Partner findet. Und wenn Eltern und andere Pädagogen die jungen Menschen über die “Biologie” nun im Unklaren lassen, dann vertun sie die Chance, zugleich mit der Erklärung der biologischen Gegebenheiten auch eine Ethik an die Kinder “rüber zu bringen”.

Und zudem: Es ist ja nicht so, dass alle Eltern ihre Kinder bei diesen Dingen “im Unklaren” lassen. Doch nicht nur von den Eltern, sondern vor allem von anderen Kindern wissen manche Kinder nun einmal immer “mehr”. Und die, die “mehr” wissen, haben dann einen Informationsvorteil und können mit dem die “unwissenden Kinder” manipulieren und sogar regelreicht beherrschen und ihnen ihre Moral oder auch Unmoral oktroyieren – je nachdem wie geschickt sie sich anstellen. Die Frage ist: Wollen Sie das denn Ihren Kindern antun? Ich habe jedenfalls von einem Kinderkommunionunterricht her die Erfahrung, dass gerade junge Mädchen in dem für diesen Unterricht typischen Alter durchaus offen für eine hohe Moral sind, wenn sie nur wissen, um was es geht. (Irgendwie hatte ich schon immer zumindest eine Ahnung, dass in unserem Glauben eine ethische Lebenspraxis wichtiger ist als ein Gotteskult, dass zumindest ein Gotteskult im Dienst einer ethischen Lebenspraxis stehen muss.)

11. Bei mir ist nun in meinem Leben alles gelaufen, was geht das alles also mich noch an?

Ich finde diese Einstellung nicht sonderlich human und niveauvoll, und das, obwohl heute immer wieder auf die Lasten hingewiesen wird, die wir durch unsere Umweltzerstörung den nächsten Generationen aufbürden. Ich denke hier an die Abholzung der Urwälder, an die Verseuchung der Böden mit Giften, an die Leerfischerei und Vermüllung der Ozeane, an die Aufladung der Atmosphäre mit Kohlendioxyd. Es gibt aber auch Positives: Wir forsten die abgeholzten Waldflächen ja wieder auf, obwohl wir selbst nichts mehr davon haben. Warum sollen wir uns denn nicht auch um das zwischenmenschliche Glück kommender Generationen kümmern? Und vor allem würde das ja gar nicht mal einen großen Aufwand erfordern und sogar allen Beteiligten eine ausgesprochene Freude machen. Denn so wie wir durch junge Wälder gehen und uns an ihnen erfreuen und ihre frische Luft genießen, von denen wir keinen wirtschaftlichen Nutzen mehr haben, könnten wir uns doch auch an den "nachwachsenden Menschen" erfreuen, die so richtig Spaß an ihrem Menschsein haben! Ich denke hier immer an diese bezaubernden Radlerinnen!

12. Trotzdem, was ist denn an dieser ganzen "Jungfrauenmoral" so wichtig, dass du hier so einen Kraftaufwand darum treibst?

Dem Tiebverzicht, der mit der "Jungfrauenmoral" verbunden ist (natürlich nur mit einem freiwilligen, der auch noch allen Beteiligten Spaß macht!), misst José Ortega y Gasset, der große spanische Philo­soph zu An­fang des 20. Jahrhunderts, auch eine immense politische Bedeutung zu! In seinem Buch „Über die Lie­be“ hat y Gasset nämlich geschrie­ben, dass das, was junge und auch keusche Mädchen in ihren Köpfen ha­ben, grö­ße­ren Ein­fluss auf eine Ver­änderung der Welt hat oder zumindest ha­ben kann als der „Stahl des Kriegs­gottes“ (d.h. also die militärische Macht), dass das also von größter ge­sell­schaftlicher Rele­vanz ist.

Für mich ist hier jedenfalls eine Idee, über die es sich lohnt nachzuden­ken, denn hier geht es – nach Ortega y Gasset nicht um irgendetwas, sondern um die Veränderung der Welt! Sollten wir also nicht ein­mal bei dem anfan­gen, was junge Mädchen in ihren Köpfen haben?

Na gut, werden manche sagen, wer ist schon José Ortega y Gasset? Doch ich denke, dieser spanische Philosoph hat durchaus einen vielversprechen­den Ansatz (und nicht nur einen!) gesehen. Wir kennen in der Natur das Phä­nomen der „Female Choice“, also der „weiblichen Wahl“. Ja, nach wel­chen Ge­sichtspunkten suchen sich Tierweibchen eigentlich zur Begattung ihre Männ­chen aus, na­türlich vorausgesetzt, sie haben eine nötige Frei­heit dazu? Wie so vieles, wurde selbstverständlich in der Biologie auch ein solches Prob­lem längst un­tersucht. Und man fand heraus, dass es Hir­sche gibt, bei denen sich die Weib­chen ihre Männchen da­nach aussuchen, wel­ches von ihnen das eindrucks­vollste Geweih hat – und das ist im Allge­mei­nen das größte. Da nun die Abkömmlinge dieser Hirsche auch wieder nach denselben Verfahren vor­gehen, kann das über Genera­tion­en hinweg dazu füh­ren, dass die Ge­weihe dieser Hirsche immer größer und schließ­lich auch für den Lebens­kampf im­mer unpraktischer und schließlich sogar ausgesprochen nachteilig werden. Die betref­fende Hirschart, in der es also die­se speziel­le „Female Choice“ gibt, ist also irgendwann ihrem Un­tergang ge­weiht, weil die gro­ßen Ge­weihe der männlichen Hirsche sie ein­fach nicht mehr richtig le­bensfähig machen. (Klar, die Natur wird sich ver­mutlich eine Lösung „einfall­en“ las­sen, dass das dann möglichst doch nicht pas­siert.)

Bei uns Menschen gibt es – natürlich insbesondere in freien Gesellschaf­ten – mit Sicherheit auch so ein Phänomen der „Female Choice“, ob wir es nun wahrhaben wollen oder nicht. Alle Versuche, dagegen anzu­kämp­fen, dürf­ten dieselben Chancen haben, wie gegen „Ur-Naturgewal­ten“ anzukämp­fen.

13. Du sagst immer, dass das Anliegen des wirklichen Jesus eine hohe Sexualmoral war, doch darauf weist kaum etwas in der Bibel hin.

Es kommt darauf an, was wir unter "Sexualmoral" verstehen. Im Allgemeinen wird darunter Scham und Zurückhaltung bis hin zur Verklemmtheit verstanden. Wenn wir das alles als Basis der Sexualmoral sehen, dann hatte Jesus damit offensichtlich nicht viel oder sogar gar nichts zu tun. Aber ist das denn wirklich die Basis einer hohen Sexualmoral? Wohl eher nicht! Doch wenn wir als Basis der Sexualmoral Mut, Klugheit, Offenheit und Freiheit von Angst und Schuldgefühlen und Lebensklugheit und Lebensfreude sehen, dann hatte Jesus sich sehr wohl um eine hohe Sexualmoral gekümmert!

Dazu kommt noch die Verdrehung von allem, was mit Sexualität zusammenhängt, durch die in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten gängige Philosophie der Gnosis, also einer Erkenntnislehre, die dann auch noch unser Christentum einsickerte. Und zwar wurde in dieser Erkenntnislehre alles, aber auch alles, in ein gutes und in ein böses Prinzip eingeteilt. Dabei gehörten der Geist und Gott und alles, was damit zusammenhängt, zum guten Prinzip – und alles, was mit der Materie zusammenhängt, zum bösen Prinzip. Dabei wurde dann auch der Mensch eingeteilt, und so kamen der Geist und die Seele auf die gute und der Leib und damit auch die Sexualität auf die niedere oder sogar auf die böse Seite. – Und wie ging nun der geistige, also der gute Mensch, mit seinem doch nicht so guten Leib um? Da gab es nun zwei Möglichkeiten, entweder die Unterdrückung aller körperlicher Triebe, also Askese, oder man ging nach dem Verfahren vor, dass der Körper nun einmal den Geist ablenkt, solange die Triebe da sind. Wenn die Trieben allerdings "gelöscht" sind, ist der Mensch doch wieder frei für den Geist, also "gib dem Körper, was des Körpers ist, und dann ist die Welt wieder in Ordnung ...." Mit der negativen Einstellung zur Sexualität kamen natürlich auch die Frauen schlecht weg, denn sie wurden in jedem Fall als Objekte der Abreaktion gesehen und gehörten daher auch zur Seite des Bösen. – Und da manches in der Gnosis nun so ähnlich klang wie das im christlichen Glauben, etwa das von der Askese, wechselten viele Anhänger der Gnosis irgendwann ins Christentum über, weil das damals gerade in Mode kam und vermutlich oft auch verschiedene Vorteile brachte. Nur brachten sie eben dann auch ihre leibverachtende Einstellung mit ins Christentum in jeder Hinsicht, sofern die nicht schon durch Paulus im Christentum steckte, der ja auch in einer solchen gnostischen Gedenkenwelt aufgewachsen war und die in seine Lehre vom Christentum miteingeflochten hatte. – Bei alldem war nun das, was der echte Jesus vertrat, etwas völlig anderes! Bei ihm gab es überhaupt keine Einteilung nach einem guten und einem bösen Prinzip, sondern bei ihm ging es um das Problem "Gebrauch und Missbrauch", das heißt, es ist im Prinzip alles gut, es kommt nur darauf an, wie man es gebraucht. Also auch hier wieder: Auf zu Jesus, aber zu dem echten!

14. Das, was du hier von Jesus erzählst, also vor allem das mit der Halbweltmafia, die Jesus angeblich zusammen mit den Hohenpriestern umgebracht hat, das ist doch alles reine Spekulation.

Meinetwegen. Doch ich denke, das alles ist viel wahrscheinlicher und vor allem viel plausibler als all die Geschichten von der Jungfrauengeburt, von den Wundern, von der Auferstehung und von der Himmelfahrt. Dazu passt dann auch noch mehr! Wir wissen etwa ja gar nicht, wer genau das Neue Testament, also die Geschichten um Jesus geschrieben hat. Irgendwo fand ich die Vermutung, dass gerade die drei ersten Evangelien, die um die Mitte des ersten Jahrhunderts geschrieben wurden, ein Auftragswerk waren und dann auch nicht von Leuten geschrieben wurden, die für den echten Jesus waren, sondern die gegen ihn waren. Das könnte dann zur These passen, dass Paulus sich in die Jesusanhänger "eingeschleimt" hatte, um das Anliegen des echten Jesus zu verfälschen und damit zu entschärfen. Und auch die These passt, die der dänische Sanskritforscher Christian Lindtner (nicht zu verwechseln mit dem deutschen FDP-Politiker!) in seinem Buch "Geheimnisse um Jesus Christus"  herausgearbeitet hat. Aufgrund seiner Sanskrit- und Griechischkenntnisse konnte Lindtner nämlich sehr überzeugend und qualifiziert belegen, dass der größte Teil der Geschichten um Jesus ein Plagiat aus viel älteren Sanskrittexten um den Helden Tathâgata ist, hinter dem sich Buddha verbirgt. Er vermutet also eine Auftragsarbeit von buddhistisch-jüdischen Mönchen, die unter Einarbeitung von im Westen üblichen Mythen und biblischen Weissagungen einen Buddhismus für den Westen konstruiert haben. Das alles ist nun sehr genial und auch sehr schön, doch ist das Anliegen dieser "Neuschöpfung" nun einmal nicht der echte Jesus und um was es dem ging. (Anmerkung: Das mit dem "Auftragwerk" ist nicht von Lindtner, so auch nicht, wer der Auftraggeber war. Das ist dann nach der Beschäftigung mit der Rolle des Paulus und seiner Auftraggeber meine "Spekulation". Doch die bietet sich an, zumal die konkreten Verfasser des Neuen Testaments nicht bekannt sind und zumal der Zeitrahmen, den unsere Theologen angeben, auch passen würde.)

Ich finde jedenfalls die Lösung, auf die ich hier gekommen bin, viel plausibler, zumal sie ohne Wunder und Offenbarungen auskommt. Es gibt ja auch gute Indizien dafür. Und hier einmal ein paar Sätze zu Indizien: Selbst wenn irgendwelche Leute aus irgendwelchen Gründen etwas dagegen haben, dass die Wahrhieit von etwas ans Licht kommt und sie daher mit hohem Einsatz versuchen, alle Indizien zu beseitigen, so gelingt dieses doch nie oder nur selten. Irgendwelche Indizien können auch gar nicht beseitigt werden. Ein schönes Beispiel dafür ist die Beseitigung möglichst aller Erinnerungen an den Aton-Kult nach dem Tode des Pharaos Echnaton im Alten Ägypten. Echnaton hatte einen Monotheismus zu Ehren der Sonne oder des Sonnengotts Aton eingeführt, angeblich um die Priester der verschiedenen Tempel zu entmachten, gewiss steckte jedoch mehr hinter dem Sonnenkult. Doch nach dem Tod des Echnaton kamen die alten Priestercliquen schnell wieder an die Macht und zerstörten jede nur mögliche Erinnerung an den Sonnengott und an Echnaton. Sogar die Stadt Amarna, die Echnaton gegründet und prunkvoll ausgestattet hatte, rissen sie nieder und auch alle Gebäude im Detail, selbst die Steine der Gebäude wurden zertrümmert. Doch kann man noch heute an der Farbe des Schotters in Amarna erkennen, dass hier einmal Gebäude aus unterschiedlichen kostbaren Materialien gestanden hatten. Auch konnten damals nicht alle Gräber aus der Zeit des Echnaton geplündert und geschändet werden – so haben wir durch die Grabbeigaben ein Bild über den Atonkult und die Zeit des Echnaton. (Ein sehr schönes Buch über diese Thematik ist das Buch "Nofretete" von Philipp Vandenberg.)

Und so eben auch mit den Indizien zu Jesus und Paulus. Der rheinische Bauer, der mich über den plausiblen Hintergrund der Sünderingeschichte nach Joh. 8 "aufgeklärt" hatte, hatte in dem damaligen Gespräch auch noch gesagt: "Et ess doch immer datselve..." Ja, dieses "Et ess doch immer datselve" ist für mich schon ein 80-%-iger Beweis, dass es keine leere Spekulation ist, auf was ich gekommen bin, sondern dass ich hier richtig liege. Nur das Problem war eben,dass dieser Jesus vor 2000 Jahren auf einen wunden Punkt in seiner Gesellschaft gestoßen war, der auch in unserer heutigen Gesellschaft noch ein wunder Punkt ist. Und wunde Punkte sind nun einmal heikel, die mag niemand so gerne anpacken, also werden sie tabuisiert. Dabei ist es nun einmal notwendig, sie anzupacken, wenn man wirklich etwas verändern will.

15. Aber es ist doch klar, dass Jesus nach einem jüdischen Gesetz wegen Gotteslästerung verurteilt wurde, also von Juden.

Erstens hat Jesus doch nie Gott wirklich gelästert und dann ist Gotteslästerung immer ein dehnbarer Begriff. Zumeist – oder eigentlich immer – steckt etwas anderes dahinter, was die Ankläger und Zeugen nicht aussprechen mögen, weil zumeist gerade auch sie selbst davon betroffen sind. Da wird denn dem Angeklagten so eine religiöse Ungeheuerlichkeit im Hinblick auf seine Gesinnung angehängt, die gar nicht richtig überprüfbar ist. (Daher sind auch in allen modernen Gesetzeswerken solche Paragrafen betr. Gotteslästerung nicht mehr enthalten.) Und es waren auch nicht "die Juden", die Jesus den Römern ausgeliefert haben, sondern allenfalls eine bestimmte Clique von Juden, die ihre Landsleute tyrannisierte und von der Jesus diese befreien wollte und weswegen Jesus bei den allermeisten Juden eigentlich sehr beliebt war. Und diese Clique bediente sich nur der Römer, indem sie ihnen staatsfeindliche Anschuldigungen gegen Jesus erzählten. Leider hat die Unterstellung, dass Juden ganz pauschal schuld am Tod Jesu hatten, dass Juden also Gottesmörder sind, uns viel Unglück gebracht. Ich hoffe, durch eine Richtigstellung hier, dazu beizutragen, dass diese unglückselige Schuld aller Juden überwunden wird. Siehe zum Prozess Jesu:  http://www.juedisches-recht.de/rec_prozess_jesu.php .

16. Das mit dem Unterschied zwischen dem "Jesus des Glaubens", den die Kirchen verkünden, und dem "wirklichen Jesus", den die Wissenschaftler herausbekommen haben, habe ich inzwischen begriffen. Doch wie können die Kirchen denn einen Jesus verkünden, von dem sie wissen, dass der mit Sicherheit nicht "stimmt"? Die sind doch nicht dumm oder bewusst unwahrhaftig?

Sie begründen das mit dem "Heiligen Geist", der der Kirche zusätzliches Wissen vermittelt hat und immer noch vermittelt. Damit wird allerdings für den Glauben jede theologische Wissenschaft im Prinzip sinnlos und überflüssig, wenn dann doch mit dem "Heiligen Geist" alles wieder über den Haufen geworfen werden kann. Beim Engagement dieser Website soll das endlich einmal anders sein. Hier wird "Heiliger Geist" mit "heilige Wissenschaft" oder auch "heilige Weisheit" (oder ostkirchlich "hagia sophia") übersetzt. Und ich denke, dass der "Heilige Geist" eher mit der "heiligen Weisheit" (oder auch mit "begnadeter Wissenschaft") im Bunde ist als mit Traditionen, die bisweilen sehr fragwürdig sein können. Bedenken wir, dass Hexen 500 Jahre lang verfolgt wurden – wie sicher müssen sich die Gläubigen dieses Hexenwahns gewesen sein, dass sie aus ihm heraus sogar Menschen grausam folterten und umbrachten! Am Schluss geschah das nur noch, weil es "schon immer so" war und weil das, was schon immer war, doch nicht falsch sein kann. Und es war eben doch falsch – auch eine Lüge wird durch noch so lange Praktizierung nicht zur Wahrheit. Irgendwann muss sonetwas überwunden werden!  Und bedenken wir: Die tieste Ursache, dass dieser Hexenwahn in unserem Glauben eine Chance hatte, ist doch das Glaubensfundament, das Paulus gelegt hatte – und nicht das Anliegen des echten Jesus!

17. Wieso glaubst gerade du, den richtigen Jesus herausgefunden zu haben, sind denn die typischen Wissenschaftler alle dumm?

Der berühmte Urwaldarzt Albert Schweitzer, der auch ein bedeutender Theologe war, hat einmal gesagt, dass die typischen Theologen gar nicht auf den wirklichen Jesus kommen können, weil sie alle aufgrund ihrer persönlichen Situation ihre Lieblingsideen haben und die in den Jesus hineininterpretieren. Doch Jesus lebte nicht nur in einer anderen Zeit, sondern auch in einer völlig anderen Kultur und dann noch in einer anderen Gesellschaftschicht als in der eines typischen Theologen. Vor allem wissen wir auch zu wenig über den wirklichen Jesus.
Wenn wir nun etwas über den wirklichen Jesus herausbekommen wollen (dabei ist schon dieses Wollen im Grunde ein unsinniger Wunsch, denn bewusst wollen kann man hier gar nichts), dann kann das allenfalls und nur mit absolutem Glück gelingen, wenn wir durch Zufall auf etwas stoßen, das uns weiter hilft. Und solche Zufälle können jedem passieren, oder auch nicht. Mit der Intelligenz und mit der Bildung eines Menschen hat das nur bedingt etwas zu tun. Denn wir können nun einmal auch nicht jedem Zufall auf den Grund gehen.

18. Viele stört an deinen Ideen die Betonung der Nacktheit, sie sehen hier eine Macke von dir, geht das nicht auch anders? Die Sexualscham hat doch nun einmal auch etwas mit der Ehre und der Würde eines Menschen zu tun.

Ich denke, es geht nicht anders, wir müssen dazu einfach einmal darüber nachdenken, was hier wirklich etwas mit Ehre und Würde zu tun hat! Meines Erachtens ist die Sachlage ganz einfach: Der Mensch – und insbesondere der junge Mensch – ist nun einmal ein hochmoralisches Wesen, das heißt, er braucht und will eine Moral und gerade auch eine Sexualmoral. Das hängt nicht zuletzt auch mit seinem Gefühl für Ehre und Würde zusammen, das für den Menschen existentiell ist. Wenn er nun seit seiner Kindheit und Jugend lernt, dass die Scham die Sexualmoral schlechthin ist, und ansonsten alles, was mit Sexualität zusammen hängt, tabuisiert wird und gerade auch eine Sexualmoral entweder gar nicht oder nicht gut begründet wird, dann investiert er zumindest zunächst einmal sein hohes moralisches Potenzial in die Scham, das heißt, er braucht unbedingt zumindest ein Minimum an Unterwäsche – wie man Badehose und Bikini ja auch sehen kann. Doch da er nun auch ein Pulverfass ist, das explodieren möchte, braucht er irgendeinen Freiraum, um dieses Pulverfass auszuleben. Zudem ist er ja auch auf der Partnersuche, und dabei möchte er nun einmal auch "zeigen und sehen". Die Überwindung der Scham geht bei alldem nun leider nicht, denn da gibt es eben diese Blockade durch die ihm anerzogene oder auch erlernte "Schammoral". Doch der Sex, der geht doch, denn der muss ja irgendwann sowieso sein – und davon war im Zusammenhang mit Moral ja auch nie die Rede? Warum also nicht der – und den kann man dann ja auch gleichzeitig als Testmittel nutzen, um heraus zu finden, wer der passende Partner ist?

Dabei sollte doch gerade der Sex die Handlung sein, die von einer moralischen Warte aus eigentlich verhindert werden sollte? Denn in einer echten Moral kommt es doch eigentlich darauf an, den Sex nur mit dem richtigen und einzigen Partner zu haben, und eine solche Einstellung sollte also auch das Problem von Ehre und Würde sein – und nicht irgendeine Enge, aus der heraus dann zumindest bestimmte Körperteile unter der Unterwäsche versteckt werden? Oder etwa nicht? Doch genau das mit der Ehre und Würde im Hinblick auf eine echte Moral funktioniert heute weitestgehen nicht – weil die Moral eben in der ganzen Erziehung in die falsche Richtung gelenkt wird! Also hindert die Scham doch an der echten Moral? Also ist die Scham doch eine Erfindung des Teufels? Also weg damit – und stattdessen eine Erziehung zu einer echten Moral, und die kann für uns Christen (und doch auch für alle gutwilligen Menschen sonst) nur eine Moral der echten Monogamie sein!

Und auch: Strahlen diese hübschen Radlerinnen (siehe https://basisreli.lima-city.de/radler/radlerinnen.htm) etwa keine Ehre und Würde aus?

19. Meinetwegen gern. Doch die Religionen, die für die echte Monogamie sind, also für nur einen einzigen Sexualpartner im Leben, weil das ihrer Meinung nach so gottgewollt ist, die sind doch auch alle gegen die Nacktheit und für die Scham? Ich denke hier vor allem an die monotheistischen Religionen, also an die jüdische Religion, an das Christentum und an den Islam. Doch wohl auch die meisten anderen Religionen sind für die Scham, weil sie alle meinen, dass ohne Scham eine echte Moral, also die Moral der echten Monogamie einfach unmöglich ist.

Dazu kann ich nur sagen: Da soll es also nach der Meinung dieser Religionen einen Gott geben, der die Menschen mit einer Veranlagung zur echten Monogamie erschaffen hat – und diese Menschen sollen also zum Leben dieser von ihm für die Menschen ausgedachten Moral zumindest Feigenblätter brauchen oder eben Unterwäsche, weil Feigenblätter nun einmal am Körper nur schwer zu befestigen und also ziemlich unpraktisch sind? Wie kleinkariert und wie dumm stellen sich diese Gläubigen also ihren Gott vor, dass er ihnen nicht das von Geburt an mitgegeben hätte, was sie brauchen, um ein ihm gefälliges moralisches Leben zu leben? Also bleibe ich dagegen dabei: Wenn es einen Gott gibt, der eine Moral der echten Monogamie beim Menschen will, dann ist das auch ein vernünftiger und intelligenter und kein kleinkarierter Gott. Und der hat dem Menschen auch von Geburt an das Zeug mitgegeben, diese von ihm gewünschte Moral leben zu können. Und das sind nun einmal nicht irgendwelche Feigenblätter, also Unterwäschen oder sonstigen Kleidungsstücke, sondern das ist ein in der ganzen Natur unverhältnismäßig großes Gehirn. Natürlich muss dieses Gehirn gebildet und trainiert werden. 

20. Du siehst doch, was die Frauen betrifft, Probleme, die längst erledigt sind, die es gar nicht mehr gibt. Die Frauen sind gebildet, sind gleichberechtigt, und oft genug treiben sie in ihrer Emanzipation sogar die Männer doch regelrecht vor sich her.

Es gibt auch andere Meinungen, auch von Frauen. Eine Amerikanerin hat hierzu kürzlich ein Buch darüber geschrieben, wie die Gleichberechtigung oft wirklich aussieht, wie sich gerade junge Frauen oft erniedrigen (müssen), um etwa die sexuellen Wünsche ihrer männlichen Partner zu erfüllen. Denn wenn sie das nicht tun, dann wenden sich die Partner ab und suchen sich eine andere Frau, so denken sie wenigstens. (Leider habe ich den Titel des Buchs vergessen usw.)  Und auch ich denke, hier ist so manches, was bei Frauen so kraftvoll und superemanzipiert aussieht, nur eine Reaktion auf erlittenes Leid, wenn es nicht sogar eine Rache an Männern ist, die leider oft dann den Falschen trifft.

Möglicherweise bin ich bei meiner Meinung hier auch sehr von unserer Kulturproduktion beeinflusst, also von Oper und Theater. So haben mich sicher die Opern "Rigoletto" von Verdi, "Madame Butterfly" von Puccini, "Don Giovanni" von Mozart oder/und das Drama "Faust" mit der Gretchengeschichte beeinflusst. Natürlich, die Beziehungen sind nun in der Kulturproduktion gewiss überzeichnet, sie enden auch bisweilen mit Mord und Selbstmord, doch meine ich, solche Beziehungen auch im praktischen Leben mitbekommen zu haben. Natürlich, hier geht das Leben irgendwie weiter, doch muss ja immer irgendetwas aufgearbeitet werden und dazu braucht es Energie, die dann woanders fehlt, siehe auch Frage und Antwort 40. Was wäre, wenn es solche Pannen im Leben nicht gäbe? Könnte da manches oder gar vieles nicht ganz anders sein, weniger verkrampft, positiver? Und so suche ich einen Weg der Pädagogik zu finden, dass solches blindes Reinfallen eines gutwilligen Mädchens in eine solche Beziehung nicht mehr so leicht möglich ist. Was ist daran falsch?

21. Wie ich sehe, hältst du alles an "Praktizierung der Sexualität", was nicht in einer Ehe stattfindet, für Missbrauch der Sexualität. Ist das nicht übertrieben? Es ist doch nun wohl ein Unterschied, ob ein Kind sexuell missbraucht wird, ob eine Frau vergwaltigt wird oder ob einvernehmlicher Sex zwischen Unverheirateten stattfindet?

Ja, es mag hart klingen, wenn hier alles irgendwie "in einen Topf geworfen" und alles auch als "Sünde" eingestuft wird, was abseits einer Beziehung der Liebe, der Partnerschaft und der "ewigen Dauer" an Sexualität praktiziert wird. Doch wir sollten bedenken, dass wir Menschen glücklicherweise so gestrickt sind, dass wir uns im Allgemeinen an sehr vieles gewöhnen und sogar irgendwann damit bisweilen auch sogar gut bis sehr gut leben können – selbst wenn es eigentlich gar nicht gut ist. Denken wir an die Sklaven oder auch an die KZ- oder Archipel-Gulag-Insassen, soweit sie nicht gerade gefoltert oder umgebracht wurden oder verhungerten und an Krankheiten starben. Das Leben geht eben weiter. Doch ideal war das alles deswegen noch lange nicht! Und so könnten doch auch im Persönlichen manche oder auch viele Beziehungen besser sein und vor allem besser anfangen. Darum geht es doch!

Und wir sollten auch bedenken, dass es offensichtlich von der "Mode" abhängig ist, was beim Thema "Sexualität" als Missbrauch angesehen wird. Je nachdem wird die Entjungferung von Mädchen als Missbrauch angesehen, dann ist die nicht mehr so schlimm und wird schließlich sogar als eine Art Erlösung angesehen, schlimm ist es nur noch, wenn es Kinder sind, die es betrifft, dann ist es die Homosexualität, dann die Selbstbefriedigung, dann die Prostitution, dann die öffentliche Nacktheit (doch auch heute, warum denn sonst ist sie bei uns unter Strafe gestellt?), bei manchen Völkern gilt als Missbrauch, wenn Männer mit ihren Frauen während der Schwangerschaft Sex haben oder auch in den ersten zwei Jahren danach (siehe Anthropologie) oder was es sonst noch alles gibt. Das heißt, dass es auch immer "Moden" gibt, wo einzelne Praktiken nicht als Missbrauch gelten, denken wir etwa an die Prostitution (in vielen Ländern ist die absolut normal und überhaupt nicht anrüchig und gehört irgendwie zur Kultur) oder sogar an den Missbrauch von Kindern. Es gibt ja auch bei uns eine Partei, in der vor nicht allzu langer Zeit so gedacht wurde, doch vor allem galt das so in vielen Ländern der Antike – da ging man davon aus, dass Kinder Besitz des Vaters sind, der von daher mit ihnen umgehen konnte, wie man eben auch sonst mit seinem Besitz umgehen kann. (Hinweis: Das galt auch für die Entjungferung eines Mädchens: Das Schlimme daran war nicht, dass "der Betreffende" dem Mädchen etwas antat, das war egal, daran dachte man gar nicht>, sondern dass er den Besitz eines Vaters schmälerte, denn eine Jungfrau war mehr wert und brachte also bei einer Verheiratung einen höheren Preis als ein Mädchen, das nicht mehr Jungfrau war.)

Und bedenken wir, wie schön es doch wäre, wie perfekt unsere Welt wäre, wenn es all diesen Missbrauch nicht mehr gäbe! Keine Frau müsste mehr Angst haben, nachts allein durch die Straßen einer Stadt zu gehen – gleichgültig was für Kleidung sie anhat oder auch nicht? Keine Eltern müssten mehr Angst haben, ihre Kinder allein zum Kindergarten oder zur Schule zu schicken, falls diese nicht allzuweit entfernt sind. Es gäbe auch keinen Frauenhandel mehr, der für viele eben doch eine sehr leidvolle Angelegenheit ist.

Oder überlegen wir einmal, was man in späteren Zeiten über unsere heutige Zeit sagen könnte, dass die nämlich die Zeit des (fast) kollektiven sexuellen Missbrauchs war, weil "die damals" immer Kleidungsstücke brauchten, selbst wenn sie eigentlich nicht nötig waren (um sich "vor konkretem sexuellem Missbrauch" zu schützen, der immer und überall möglich sein konnte – warum denn sonst, wenn nicht deswegen?) oder dass etwa zwei von drei Frauen beim Sex nie einen Orgasmus hatten (und das konnte doch nur daran liegen, weil der Sex irgendwie nicht in Ordnung war, d. h. weil er also Missbrauch war – selbst wenn die Zustimmung der Frau dafür da war ...)

Ich bleibe also bei meiner Meinung: Gerade in der Sexualität muss eine ganz grundsätzliche Einstellung Wirklichkeit werden - für alle: Was ist in Ordnung und was nicht, und wir können nun einmal nicht danach auswählen, was uns passt und was uns nicht passt. Das funktioniert einfach nicht. Nirgendwo sonst passt der Spruch so gut wie hier: "Alles oder nichts" (oder auch nichts wirklich richtig)! So unrecht hatte die Kirche nicht, wenn sie irgendwann einmal alles, was außerhalb der Ehe an sexuellen Handlungen lief, als Sünde einstufte und verurteilte. Nur eben bei der grundsätzlichen Einstufung der Nacktheit als Weg zur Sünde irrte die Kirche und so kam es zwar zur Leibfeindlichkeit, aber nicht zu einer hohen Moral der echten Monogamie.

(Anmerkung: In einem Beitrag der WELT vom 7.6.2019 geht es um den Kindesmissbrauch in Deutschland: "Die Opfer werden immer jünger". Das ist alles sehr schrecklich, doch ich denke, hier wird sich nur dann etwas zum Positiven ändern, wenn sich die allgemeine Einstellung zur Sexualität grundsätzlich ändert - im Sinn der Kirche, allerdings befreit von der Leibfeindlichkeit ...)

22. Es ist doch zumindest sehr ungewöhnlich, dass du dich so sehr mit diesem "Jungfrauenthema" beschäftigst. Kann es nicht auch sein, dass du irgendeinen psychischen Schaden hast?

Dazu möchte ich dir eine kleine Begebenheit aus meinem Leben erzählen: Ich hatte einmal einen gute Bekannten, Unternehmerssohn und in guter Position bei einem anderen Unternehmen als in dem elterlichen, der schließlich ganz woanders wie ich wohnte. Und wie das so ist, erzählte er mir, als wir uns wieder einmal trafen, dass er zum ersten Mal im Leben eine Jungfrau "hatte" und dass das doch "ein völlig anderes Erlebnis als sonst" war. Ich fragte ihn darauf, ob er denn nicht das Mädchen heiraten wolle (denn er war ja Single). Darauf er: "Die kann ich doch nicht heiraten, der Vater ist doch Arbeiter. Außerdem haben wir doch auch gar nicht von Heirat geredet." Und wieder ich: "Die war doch irgendwie unwissend und naiv, dass sie da mitgemacht hatte."  Er: "Wenn ich das nicht mache, dann macht´s ein anderer, denn irgendeiner wird´s bei der doch immer machen." Ich: "Aber gibt es nicht auch so etwas wie Verantwortung für den anderen?" Er: "Ich denke, da sind anderer eher dran. Ja, dumm ist sie, katholisch ist sie ...." Das war nun ein Schlag unter der Gürtellinie gegen mich, denn er wusste ja, dass ich katholisch bin. Oder war es auch eine Aufforderung an mich, hier eine Aufgabe zu sehe
Das war nun nicht die einzige Erfahrung, die ich hier hatte. Und irgendwann wurde mir klar, dass hier möglicherweise tatsächlich meine Aufgabe war, etwas an der "Dummheit" gerade junger Mädchen zu tun. Denn, so meine Gedanken, durch ein solches zumindest naives Handeln im Zusammenhang mit der "Liebe" werden Klassen- und auch Rassenunterschiede keinesfalls beseitigt, sondern allenfalls zementiert – für alle Ewigkeit. Menschen anderer Klassen und Rassen werden weiter als minderbemittelt und minderwertig angesehen werden, die man ohne Gewissensbisse für irgendwelche Abenteuer benutzen kann und darf, doch die eben nicht auf geichem Niveau stehen wie man selbst, denn sie wollen es ja "so" auch. Doch eine bewusste Einstellung dieses Mädchens und der Mädchen allgemein und dem daraus folgenden prinzipientreuen Handeln könnte dagegen viel eher die unterschiedlichen Klassen und Rassen "aufmischen", weil sozusagen eine neue Klasse nicht nur von Mädchen, sondern auch von Menschen entsteht, von Menschen, die nach Werten der hohen Liebe leben und bei denen niemand mehr minderbemittelt und minderwertig ist.
Und zum Problem der Wissenschaftlichkeit des Themas: Über alles und jedes wird heute geforscht, nur darum, warum Mädchen ihre Jungfernschaft aufgeben, darüber darf nicht geforscht werden, beziehungsweise ist der, der es trotzdem tut, verdächtig, dass es nicht ganz normal ist. Als ob das nicht auch ein interessantes und sogar ausgesprochen reizvolles Thema wäre - und durchaus auch für die Wissenschaft. Immerhin bin ich sogar zu einem Ergebnis gekommen! Anhand der Fälle des "ersten Mals", von denen mir näher berichtet wurde, und das waren über zehn, habe ich herausgefunden, dass es keinen "gemeinsamen Nenner" gibt, warum Mädchen "damit" anfangen – alle Fälle waren anders. Allerdings habe ich doch etwas herausgefunden, man muss die Frage nur anders stellen, also: "Was fehlte allen Mädchen, die damit angefangen hatten?" Und hier habe ich tatsächlich eine Gemeinsamkeit gefunden, nämlich: Alle hatten keinen Spaß an ihrem nackten Körper, alle hatten Ängste, ihn zu zeigen, und wenn welche ihn doch zeigen wollten, dann wurde ihnen das vermasselt, dass sie es dann doch nicht konnten. Fazit: Alle waren irgendwie leibfeindlich, alle konnten mir ihrem Körper nichts oder nicht viel anfangen ... Doch solche Leibfeindlichkeit ist doch nicht angeboren, also kann man doch daran etwas ändern!

Ja, wer hat nun einen psychischen Schaden, ich oder diejenigen, die von solchen "Erfahrungen" erfahren und alles immer so weiter laufen lassen und nichts unternehmen, zumindest nichts wirklich Sachdienliches, was wirklich hilft, Menschen intelligenter zu machen, damit sie besser mit der Liebe umgehen können?

23. Ich denke, du bist irgendwie letztlich ein Traumtänzer. Die jungen Leute von heute sind hier einfach anders, die haben doch auch mit dem Geschlechtsverkehr keine Probleme mehr. Schließlich gibt es doch auch ausgesprochene Triebverzichtsqualen, den Sex nicht zu machen, wenn einem danach ist.

Das ist es ja, ich sehe das alles etwas anders. Irgendwann hatte ich einmal im Fernsehen eine Sendung mitbekommen, da wurden drei Mädchen über ihre Einstellung zur Sexualität befragt. Und die schienen sich einig zu sein, als eines von ihnen sagte, dass ihnen doch niemand sagt, wie sie denn vernünftig vor der Ehe mit der Sexualität umgehen könnten. Wohl auch aufgrund meiner Erfahrungen als Lehrer habe ich auch so etwas mitbekommen. So hatte ein Mädchen einmal im Unterricht wehmütig gemeint, als ich von einem "vernünftigen Umgang mit der Sexualität" redete, wie sie also per bloßem schönen Hautkontakt den Orgasmus testen könnten, dass sich da niemand zuständig sehe. Oder ein andermal, als mir ein Mädchen von ihren enttäuschenden Erfahrungen mit einem Jungen erzählte, habe ich die Zeige- und Mittelfinger meiner Hände ineinander verschränkt und gefragt, ob es nicht "so" und mit bloßem Hautkontakt auch gegangen wäre. "Natürlich", bekam ich zur Antwort, "doch das sagt ja niemand so". Gerade bei jungfräulichen Mädchen würde es also der bloße Hautkontakt auch tun, es gibt für sie keinen Drang, dass in sie eingedrungen wird. Es ist alles eine Frage der Information.

Das Problem ist doch nur, dass den jungen Menschen statt einer echten Moral, also einer Moral der echten Einehe (siehe Fragen und Antworten 8 und 18) nur eine Scheinmoral der Scham oder auch des Nichtvernünftigredens über das Thema Sexualmoral beigebracht wird. Da aber gerade der junge Mensch ein hochmoralisches Wesen ist und unter allen Umständen moralisch sein will, investiert er sein hohes moralisches Potenzial in die Scheinsicherheit oder in die Scheinmoral der Scham statt in eine echte Moral. Dadurch kommt es dann, dass er bei etwas Unsinnigem und letzlich Nutzlosem wie wahnsinnig aufpasst – und dann bei dem Eigentlichen sozusagen alles falsch macht. Und das lässt sich doch nun leicht ändern, man muss es nur wollen! (Verzeihung, dass ich mich hier immer wiederhole, irgendwie scheint das mit dem Problem der Erziehung der jungen Menschen zu einer Scheinmoral nicht in die Köpfe der meisten Erwachsenen zu passen...)

Ja, warum sagt das niemand so? Es kann doch nicht nur daran liegen, dass die Erwachsenen nicht wissen, dass es auch anders ginge. Nach dem Motto des ergreifenden Antikriegslieds von Matthias Claudius "Und ich begehre, nicht schuld daran zu sein" habe ich jedenfalls versucht, damit schon einmal anzufangen, doch war ich "damals" einfach offensichtlich noch nicht gut genug und habe eben auch nach dem Verfahren "Versuch und Irrtum" übliche pädagogische Fehler gemacht. Immmerhin weiß ich seitdem definitiv, dass man mit jungen Leuten reden kann, und so habe ich auch versucht, mein Konzept anderen Erwachsenen vorzustellen. Erwachsene könnten es also wissen, dass die jungen Menschen Tipps einer besonderen Lebensklugheit wollen und wie sie sie geben könnten. Doch die Erwachsenen wollen offensichtlich nicht – aus welchen Gründen auch immer. Gibt es am Ende auch hier mafiöse Verhältnisse, dass die allermeisten Erwachsenen, egal ob von Religion und Kirche oder gegen Religion und Kirche, sich einig sind, den jungen Menschen solche Lebensklugheit nicht zu vermitteln? Was wäre, wenn das endlich einmal anders wäre? Und ich denke, das ist doch möglich, ich bin hier jedenfalls optimistisch.

Die Frage ist auch, ob "alle" jungen Leute von heute ganz anders sind, wie du meinst? Immerhin ist auf alle Fälle für einige Mädchen wie auch für einige Jungen, die alles richtig machen wollen, der Sex mit verschiedenen Partnern nun wirklich nicht das, was sie eigentlich anstreben. Die würden also durchaus ganz anders handeln, wenn sie nur die richtigen Informationen hätten. Doch nach dem bisherigen pädagogischen Modell gibt es die nicht und so verhalten auch sie sich eines Tages dann doch genauso, wie sich "alle" verhalten, einfach weil sie es nicht besser wissen. So gehen dann auch die für eine hochstehende und dennoch attraktive Sexualmoral verloren. Dabei wären sie doch durchaus für eine niveauvolle und intelligente Alternative offen gewesen. Die könnte man also durchaus mit den Ideen dieser Texte hier erreichen. Und was wäre, wenn diejenigen dann auch noch so stark sind, dass sie zum Trendmacher werden – auch für diejenigen, die vielleicht selbst zunächst nicht so niveauvoll und intelligent sind, sich aber dann doch von den intelligenteren Kameraden zu einer besseren Moral motivieren lassen? Warum sollte sich hier nicht einmal ein positiver gruppendynamischer Prozess anbahnen?

(Anmerkung: Erfahrungsgemäß geht von 30 Menschen einer seine eigenen Wege, weil er selbständig nachdenkt, und 29 laufen dem allgemeinen Trend hinterher. Ich denke, man sollte es doch wenigstens versuchen, diesen einen zu erreichen, und ich denke es ist keinesfalls nur einer, es sind viel mehr! Und wer es gar nicht erst versucht, der hat doch sowieso schon verloren.)

24. Ich denke, Sie tun dem "Hinzukömmling" (wie Sie ihn nennen) Paulus ganz großes Unrecht, wenn Sie ihn sozusagen als Vorläufer des Kanzleramtspions Guillaume sehen, also als Betrüger, den das Anliegen des echten Jesus gar nicht interessiert hat und der es sozusagen dann auch noch verpfuscht hat.

Unter Theologen kursiert ja schon längst die Auffassung, dass wir eigentlich "Paulisten" und nicht "Christen" sind (eigentlich "Jesuisten" oder "Jesuaner" oder eben "Jesusanhänger", denn "Christen" kommt von "Christus" und den Christus hat erst Paulus aus Jesus gemacht), dass unser heutige Glaube also eigentlich gar nichts oder zumindest fast gar nichts mit dem wirklichen Jesus zu tun hat. Doch dass diese Umwandlung des Jesus in den Christus einen kriminellen Hintergrund hat, das konnte ich mir bis vor Kurzem auch noch nicht vorstellen, es ist aber wohl so. Die ausgesprochen negative Sicht auf Paulus habe ich beim engl.-jüdischen Talmudphilologen Hyam Maccoby in dessen sehr empfehlenswerten Buch "Der Mythenschmied" gefunden, und dann bin ich darauf gekommen, dass es nicht nur so war, wie Maccoby schreibt, sondern es war noch schlimmer, da war eben zumindest zunächst auch noch eine gehörige Portion kriminelle Energie dabei. Maccoby kann m. E. sehr gut belegen, dass Jesus der "wahre Jude" und sogar Pharisäer war, während Paulus zunächst gar nicht viel mit dem Judentum zu tun hatte und allerdings gerne Pharisäer geworden wäre, doch dass er von den Pharisäern abgewiesen wurde. Von daher hatte er, der sozusagen vor Ehrgeiz brannte und wegen der Ablehnung sich in seiner Ehre gekränkt sah, die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sozusagen zur Konkurrenz zur jüdischen Religion und aus Ärger über sie seine eigene Religion unter dem Namen "Jesus" "aufgemacht", in der er selbst dann die Hauptrolle spielte. Und weil er nun einmal unter den Heiden, also vor allem auch unter den Römern, missionieren wollte, wäre er mit der These schlecht angekommen, dass die Römer schuld am Tode Jesu waren, also haben er und die Verfasser des Neuen Testaments (die unter seinem Einfluss standen) es so "gedreht", dass die Juden die Schuld am Tod Jesu trugen. Damit konnten sie sich zwar bei den Römern einschmeicheln, doch wurden die Juden dadurch sozusagen zu "Gottesmördern", was dann der Grund für den sehr oft verheerend schrecklichen Antisemitismus in den christlichen Kirchen wurde.

Ich denke, ich sollte hier einmal so kurz darauf eingehen, wie sehr Jesus Jude war und wie sehr er sich dafür einsetzte, dass zutiefst jüdische Einstellungen, die jedoch zu seiner Zeit offensichtlich mit den Füßen getreten wurden, wieder beachtet und praktiziert wurden. Konkretes ist hier nicht überliefert, doch überliefert ist, dass Jesus mit Frauen befreundet war, unter ihnen auch Prostituierte. Und da zu einer Freundschaft nun auch einmal vertrauensvolle Gespräche gehören, können wir uns auch ausrechnen, über was für Themen sich Jesus mit den Frauen unterhalten hatte, zumal diese Gespräche vermutlich zur revolutionären Einstellung Jesu beigetragen haben dürften, wenn sie nicht sogar der erste Grund waren.(Anmerkung: Es gibt von jüdischer Seite [Pinchas Lapide, David Flusser, Schalom Ben-Chorin] sehr schöne Literatur über den jüdischen Jesus, nur über die doch sehr wahrscheinlichen Beziehungen Jesu mit Frauen und den damit verbundenen Gesprächen über deren Situation und über deren Probleme, also über den Alltag, finden wir hier nichts. Auch bei Maccoby finden wir hier nichts, doch lässt sich aus dem Gegensatz Jesus-Paulus zumindest einiges erahnen, den Paulus hatten diese Fragen sicher nicht interessiert, doch den Jesus jedenfalls viel eher.)

Es muss bei den Gesprächen also in jedem Fall auch um die Lage der Frauen gegangen sein. Dazu sollten wir uns einmal klar machen, dass die jüdische Religion von ihrem Grundanliegen her weltweit die einzige Religion ist, in der die Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer – auch im Sexuellen. Das heißt, die Frauen haben auch das Recht auf den Orgasmus, und der Sabbat ist auch dazu da, dass Mann und Frau die Freude an der Sexualität erleben und genießen – wichtig dabei ist allerdings die echte Monogamie. Und wenn dieses Ideal der Beziehungen von Mann und Frau allgemein gelingt, so die jüdische Utopie, dann bedeutet das die Rückkehr zum Paradies, also zu einem idealen Zustand, in dem die paradiesische Nacktheit auch wieder normal ist (natürlich nur dort, wo es etwa von der Temperatur oder von den Arbeitsbedingungen her möglich ist). – Ja, so sollte es also eigentlich sein in der jüdischen Welt. Doch was fand Jesus hier in seiner Zeit vor, was war die Realität, was wurde ihm etwa von den Frauen und dabei eben auch von Prostituierten berichtet, mit denen er so zu tun hatte? Von einem paradiesischen Ideal der Liebe und der Partnerschaft war da nichts zu erkennen: Frauen waren da für die niedrigen Arbeiten und galten als minderwertig und keinesfalls als gleichberechtigt, ja, sie wurden sogar von den Theologen seiner Zeit als sündige Ablenkung vom Frommsein empfunden. Oft genug wurden Frauen sogar zur Prostitution erpresst, wobei die ach so frommen Priester und Schriftgelehrten, unter ihnen auch die Pharisäer, geflissentlich weg sahen, falls sie nicht sogar dabei mitmachten – und wenn es das war, dass sie "Kunden" waren. Und statt der Freude an der Nacktheit war mehr oder weniger Verschleierung angesagt – zumindest grundsätzlich in der Öffentlichkeit. Dagegen gab es natürlich keinerlei intelligente Pädagogik zu einer gelingenden Moral der jungen Menschen, sondern allenfalls Traditionen und darunter bisweilen auch lächerliche Regeln und Verbote. Also dürfte Jesus hier seine Aufgabe gesehen haben, diese Verhältnisse, die er oft als ausgemachte Heuchelei empfand, als Widerspruch zu echt jüdischen Vorstellungen öffentlich anzuprangern, und etwas dran zu tun, dass sich hier etwas änderte. Damit kam er nun bei seinen Landsleuten offensichtlich auch gut an – nur eben nicht bei denen, für die diese Verhältnisse von Vorteil waren, weil sie etwa auch zu deren Geschäftsmodell gehörten.

Dieses Ideal Jesu geht uns doch alle etwas an, das heißt, dass die jüdischen Ideen von idealen Beziehungen von Mann und Frau zeitlos sind und eigentlich sogar "von der ganzen Welt" übernommen werden könnten. Und dann gäbe es auch keinen Antisemitismus mehr und keine Frauenfeindlichkeit und vielleicht würde sich auch noch vieles andere zum Positiven ändern ...

Aber dann kam Paulus, der mit all diesen möglichen Ideen Jesu, die zu seiner Zeit zumindest durchaus anlagen, nichts zu tun hatte und auch jegliche echte Umsetzung in die Praxis mit allen Mitteln verhindern wollte. Wir rätseln immer, was Paulus auf dem Weg nach Damaskus erlebt hatte, das dann zu seiner Bekehrung führte. War es tatsächlich eine Erscheinung, war es eine Halluzination – oder was sonst? Ich bin hier mal ganz forsch und behaupte, es war nichts dergleichen. Dieses "Damaskuserlebnis" hatte überhaupt nie stattgefunden, die Geschichte von einer Erscheinung des auferstandenen Jesus war einfach eine Finte! Paulus hatte die um ihren Meister trauernden Jesusanhänger als genügend leichtgläubig und abergläubisch eingeschätzt, dass sie diese Finte ihm auch glauben würden, wenn er sie nur gut genug erzählte und ausschmückte (gut oder auch nicht, man kann ja seine Mitmenschen als leichtgläubig und abergläubisch einschätzen, doch wenn man nichts tut, um das zu ändern, so dass sie es nicht mehr sind, sondern es für seine Zwecke ausnutzt, so ist das ein Zeichen von eigener Charakterlosigkeit!). Von daher gab es dann auch einen plausiblen Grund, der von den Jesusanhängern anerkannt werden könnte, um sich bei ihnen einzuschleusen oder besser einzuschleimen. Damit könnte er ihnen dann auch alles Mögliche oder besser Unmögliche erzählen, um ihr Engagement zu entschärfen und ihnen einen Glauben einzureden, wie er ihn wollte. Auf diese Weise kam es dann zu dem Attis- und Adoniskult, wie wir ihn heute noch kennen – nur dass der "leidende Gottesknecht" jetzt nicht mehr Attis oder Adonis hieß, sondern Jesus. Ich hoffe, dass ich zumindest Verständnis finde, wenn ich hier also eine unversöhnliche Gegnerschaft von Jesus und Paulus erkenne (selbst wenn die beiden sich nicht persönlich kannten) – und wenn ich mich also für das Engagement dieses jüdischen Jesus entschieden habe und alles, was irgendwie auf Paulus hinweist, entweder radikal ablehne oder zumindest sehr kritisch sehe.

Aber es war doch auch nicht alles falsch und schlecht, was Paulus gemacht hatte?

Ach ja, "an Hitler war auch nicht alles schlecht", er hat zum Beispiel die Autobahnen gebaut. Und zahleiche gesetzliche Regelungen aus der Nazizeit gelten noch heute. So wurde das Jagdgesetz 1934 von "Reichsjägermeister" Hermann Göring in Kraft gesetzt und stimmt im Wesentlichen mit dem Bundesjagdgesetz von heute überein. So manches mag also auch von dem, was Paulus gebracht hatte, durchaus in Ordnung gewesen sein und wir sollten es auch belassen, doch es kommt auf die Gesamtidee an, und die widersprach völlig der Gesamtidee des Jesus.

Allerdings müsste Paulus Ihnen doch auch wieder sympathisch sein, er war doch auch wie Sie für die sexuelle Enthaltsamkeit.

Na, dann schauen Sie sich doch mal die Stellen in seinen Briefen an, wo es um Sexualität geht! Was Paulus schreibt, hat doch überhaupt nichts mit Triebverzicht aus hoher Moral zu tun, sondern das ist doch viel eher ausgesprochen sexualfeindlich! Für den sind doch Prostituierte und Ehefrauen so ziemlich dasselbe, und der Geschlechtsverkehr und überhaupt alles Körperliche sind für den grundsätzlich schlecht, also kann der die Sexualität doch gar nicht nach Gebrauch und Missbrauch unterscheiden, sondern er wirft alles in einen Topf. Dass auch die Sexualität ein Geschenk Gottes ist zur Verschönerung des Lebens, davon findet sich bei Paulus keine Spur. Und wer so wie der Paulus mit der Sexualmoral umgeht, sollte sich doch nicht wundern, dass dadurch die Angesprochenen erst recht nicht moralisch werden, denn das was er sagt, ist ja direkt kontraproduktiv für jede echte Sexualmoral.

Es sieht ja alles danach aus, dass Paulus in seinem früherem Leben, also vor seiner angeblichen Bekehrung, nur schlechte Erfahrungen mit der Sexualität hatte – und dass er von daher die Schnauze von der Sexualität voll hatte und so in seiner Bekehrung einen passenden Grund fand, die Sexualität ganz grundsätzlich zu verteufeln für sich selbst und für andere. Ja,auch für andere und das ist besonsers schlimm, dass er auf diese Weise auch andere in den Teufelskreis von schlechter Pädagogik der Sexualmoral und schlechten Erfahrungen mit ihr hinein zog und immer noch zieht. Und vor allem auch: Durch die negative Einstellung des Paulus zur Sexualität wurde das Geschäft der Halbweltmafia, auf deren "Gehaltsliste" Paulus ja stand, mit der "Unmoral" nie wirklich beeinträchtigt. (Anmerkung: Kritiker könnten hier einwenden, dass ich zu viel Phantasie habe, welche Gedanken sich die Gegner von Jesus so machten. Doch ich denke: Eine Halbweltmafia, die brutal genug ist, jemanden, der ihr Geschäft stört und ihr Geschäftsmodell sogar noch überwinden will, ans Kreuz zu bringen, der ist auch die Kreativität zuzutrauen, Wege zu finden, ihr Ziel auf geistige Weise zu verfolgen, wenn der brutale Weg nicht funktionieren sollte. Und es ist doch wirklich so: Nur brave und fromme Leute scheinen allen Ernstes zu glauben, dass mit der Predigt von Gott und von der Verteufelung der Sexualität [dazu gehört dann auch die "Schammoral"] die Menschen zu einer besseren Sexualmoral geführt werden können – und die lassen sich auch durch die Predigt von Frömmigkeit und Pseudomoral blenden. Dagegen haben die Leute von der Halbweltmafia doch schon immer den besseren Durchblick und erkennen gleich die Nutzlosigkeit von solcher Blenderei und lachen nur darüber.) 

Eine schöne Zusammenfassung über den schlimmen Einfluss des Paulus auf das Verständnis der Sexualität in unserer christlichen Religion finden Sie im Internet in dem Beitrag "Wie uns die Kirche die Lust raubte". Es wird jedenfalls wirklich langsam Zeit, dass wir diesen Hinzukömmling Paulus endlich über Bord werfen.

25. Und wo bitte soll der Unterschied sein in einer Moralpädagogik nach dem Jesus, den Paulus lehrt, und nach dem, wie Du meinst, echten Jesus?

Eine Moralpädagogik nach dem Paulus-Jesus (um ihn einmal so zu nennen) funktioniert im Rahmen einer Kultreligion und damit eines Kultpriestertums, das heißt, Priester machen einen bestimmten Kult, durch den sie die Verbindung zur Gottheit aufnehmen, und die Gottheit macht dann sozusagen den Rest, dass sie vor allem auch den Gläubigen die Gnade gibt, sich ethisch zu verhalten. Der Kult hat schon so etwas wie ein Zauberritual an sich. Irgendwelche ethischen Gebote werden den Gläubigen daher eher nebenbei erzählt, im Prinzip gehen die die Priester auch nichts an, denn das liegt ja alles in den Händen der Gottheit. Und wenn das dann in der Praxis nicht funktioniert, dann ist das das Problem der Gottheit oder eben derer, die den Kult durchgeführt haben. Vermutlich war der Kult nicht würdig und nicht perfekt genug,so dass sich die Gottheit davon nicht beeindrucken ließ. Immerhin gibt es in unserem christlichen Kult ja auch noch die Gnade der Barmherzigkeit und der Vergebung von Seiten der Gottheit, wenn das mit der Umsetzung in unsere Lebenswirklichkeit nicht (richtig) funktioniert hat.

Mich erinnert das "Verfahren" sehr an den Kult von manchen Hindupriestern in den indischen Bundesstaaten Karnataka und Maharashtra. Da werden also 6-jährige Mädchen der Göttin Yellama "gewidmet", das heißt, dass es imTempel eine Zeremonie gibt, die dann auch in der Familie mit einem etwas besseren Essen als sonst umrahmt wird. In der Praxis heißt "der Göttin Yellama gewidmet", dass die Mädchen später, also wenn sie in die Pubertät kommen, in Vertretung des Priesters vom Großgrundbesitzer sexuell missbraucht werden (dafür bezahlt der dem Vater und dem Priester ein paar Dollars) und damit dann ihren Dienst als Kultdirne anfangen. Wenn man die Priester fragt, wie sie das verantworten können, was sie da machen, obwohl sie doch wissen, worauf das ein paar Jahre später hinausläuft, dann antworten sie lakonisch, dass sie dazu da sind, Riten zu vollziehen, und dass sie das alles, was einmal später kommt, nichts mehr angeht. (Siehe hierzu den Bericht "Im Tempel geweiht, dann in die Bordelle von Kalkutta" von Erhard Haubold in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 22.5.1988, ich schicke diesen Artikel gerne Interessenten zu.) – Ja, ist es nicht bei uns genauso, wenn die Kinder etwa zur Erstkommunion gehen, die Mädchen in weißen Kleidern, dass das, was später passiert, unsere Priester nichts mehr angeht? Sie sind lediglich für eine Zeremonie zuständig, und dafür, dass die jungen Leute Gott finden und erkennen. Allenfalls – so war es wenigstens früher – wird ihnen noch beigebracht, wie sie beichten können, um ihre Sünden los zu werden, die also schon einkalkuliert sind, das war´s dann aber auch.

Ob nun das "Verfahren" der indischen Hindupriester oder das der Paulusideologie (um das, was Paulus aus dem Engagement Jesu gemacht hat, einmal so zu nennen) für ein sittliches Leben hilfreich ist oder nicht, soll jetzt einmal nicht interessieren, auf alle Fälle geht es hier auch um die Beruhigung eines schlechten Gewissens (weil man doch spürt, dass man etwas gemacht hat, was nicht in Ordnung ist) und die ist immer auch ein famoses Geschäftsmodell für die Diener der Religion, denn es ist ja auch alles mit Geld oder Geldwerten verbunden. Dank der sprudelnden Kirchensteuer ist dieses Geschäftsmodell bei uns etwas in den Hintergrund getreten, doch ich denke, hier gibt es nach wie vor noch eine starke Triebfeder, dass Menschen weiter Kirchenmitglieder bleiben und damit auch bezahlen.

Demgegenüber wäre eine Pädagogik nach dem echten Jesus völlig anders! Hier wären Konzepte, wie eine schöne monogame Beziehung gelingt und was hierfür dienlich ist und was eher nicht dienlich ist, am wichtigsten. Was muss man tun, um "Sünden" zu vermeiden, und was ist harmlos und attraktiv, so dass man keine Angst hat, es zu tun – und auch noch mit Freude. Wo und wie muss man aufpassen, und wo und wie kann man lockerer sein? Riten und Gebet sind dabei durchaus sinnvoll, um Gott um Intelligenz zu bitten, alles richtig zu machen, und um ein ethisches Konzept abzurunden, doch das Konzept ist die Hauptsache, und nicht der Ritus. Oder kurz: Paulus ging es um eine typische Religion - und Jesus ging es um eine "Bewegung" innerhalb seiner jüdischen Religion (die eigentlich weniger eine richtige Religion ist, sondern eher eine Lebenseinstellung, wenigstens von ihrem Ursprung her).

Dabei kann die Beichte durchaus bleiben, doch jetzt geht es dabei weniger um die Vergebung durch eine Gottheit, sondern damit der Beichtvater, der ja in der Nachfolge des echten Jesus als Lehrer einer gelingenden Monogamie ein Feedback bekommt, erfährt, wo Fehler etwa in der Pädagogik waren und wie er etwas gegen diese Fehler unternehmen kann, indem er etwa für eine Verbesserung der Pädagogik sorgt. Jeder Beichtvater muss sich hier verantwortlich sehen, dass  aus den Fehlern einzelner zumindest gelernt wird, damit für das Gottesvolk insgesamt etwas besser wird – und damit sich Fehler nicht bis in alle Ewigkeit fortsetzen.

26. Du sieht nur den Juden Jesus, damit entfällt für dich auch die ganze griechische Philosophie, die doch erst aus einer jüdischen Sekte einen vernünftigen Glauben gemacht hat.

Ich möchte Dich hier auf das Teilgebiet "Hermeneutik" der Philosophie und dabei der Altertumswissenschaft (und nicht nur der) hinweisen, dass ein Text nur vor dem Hintergrund gedeutet und also auch verstanden werden kann, vor dem er entstanden ist. Mit dieser Problematik muss sich heute jeder Student der Theologie auseinander setzen. Und Jesus war nun einmal Jude und nicht Grieche, und er kann daher nur vor einem jüdischen Hintergrund (richtig) verstanden werden. Wenn wir nun diesen Jesus von dem Hintergrund einer griechischen Philosophe her sehen, müssen wir damit rechnen, dass Unsinn dabei heraus kommt. Ich habe das Problem meinen Schülern so erklärt, dass sie einmal über irgendeinen Witz nachdenken sollten, warum sie hier lachen können und worin die Pointe besteht. In einem Witz werden nämlich Dinge angesprochen, die normalerweise jedem Hörer des Witzes bekannt sind, die aber nicht ausgesprochen werden – und im Gehirn setzen sich das im Witz unerwähnte Wissen und die Worte des Witzes zu der Pointe zusammen, über die man dann lachen kann. Wenn wir nun diesen Witz jemandem erzählen, der den unausgesprochenen Hintergrund nicht kennt, dann weiß der natürlich gar nicht, wo er lachen soll. Und genauso ist das auch mit der Pointe alter Texte, wir müssen uns um den richtigen Hintergrund kümmern, wenn wir sie richtig verstehen wollen. Und wenn uns das etwa bei Jesus gelungen ist, dann können wir natürlich überlegen, ob und wie es das Problem, um das er sich gekümmert hatte, auch zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort gibt und wie es da zu lösen ist. (Wie mir manche Gesprächspartner sagten: "Es ist doch immer dasselbe..." Also geht es immer um die "Aushebelung der echten Monogamie". Zur Zeit Jesu wurde die durch richtig kriminelle Erpressung ausgehebelt, zur Zeit der Entstehung der Urgeschichte des Alten Testaments durch angeblich gottesdienstliche Notwendigkeiten und heute durch mehr oder weniger raffinierte Manipulation, wenigstens was den Anfang betrifft. Ja, so ist es, wenn wir diesen echten Hintergrund nicht wissen, vor dem Jesus wirkte, und einen anderen Hintergrund nehmen, dann ist das schon so wie bei dem Witz, bei dem jemand den Hintergrund nicht kennt: Wir verstehen die Pointe des Engagements Jesu nicht und sind in der Gefahr, manipuliert zu werden in dem, was Jesus wirklich wollte.
Ich hoffe, lieber Leser, Sie verstehen jetzt, warum so ein Fach wie Hermeneutik so wichtig ist, wenn wir eine alte Geschichte richtig verstehen wollen.)

27. Du merkst doch, dass du mit deinem Engagement nicht ankommst, sollte das nicht ein Hinweis sein, dass du falsch liegst?

Keinesfalls! Ich verweise hier auf die alte "Erfahrung" mit einem lange bestehendem "Denksystem", dass man eine Lüge nur lange genug behaupten muss und dass sie irgendwann einmal zur Wahrheit wird. Manche schreiben diese "Erfahrung" dem früheren "Reichspropagandaminister" zu, doch es gibt keinen Nachweis, dass er sie wirklich mal so gesagt hat.) Zudem müssen wir bedenken, wie "solche Wahrheiten" in der Vergangenheit bisweilen "mit Zuckerbrot und Peitsche" durchgesetzt wurden, das heißt einmal "mit Feuer und Schwert" und ein andermal mit etwas Angenehmem und Schönem, also etwa mit schönen Festen und mit beeindruckenden herrlichen Kirchenbauten. Das heißt, es wird immer schwieriger, gegen eine solche "alte Wahrheiten" anzukommen, selbst wenn es noch so offensichtlich ist und es inzwischen auch schon viele und sogar erdrückende Beweise gibt, dass es mit diesen "alten Wahrheiten" doch nicht so weit her ist. Wer also gegen solche "alten Wahrheiten" ankommen will, muss wohl oder übel nach demselben Verfahren vorgehen wie diejenigen, die die "alten Wahrheiten" vertreten: Die besseren Wahrheiten lange genug vertreten – immer und immer wieder, und sich nicht entmutigen lassen! Also Geduld – Geduld – Geduld! Ein Indiz, dass es sich um eine "bessere Wahrheit" handelt, kann etwa sein, dass niemand mehr sachliche Argumente dagegen vorbringt.

Bedenken wir auch, was an einen alten Denksystem so alles dran hängt. Stellen wir uns allein einen Verlag vor, dessen Geschäftsmodell (und an dem hängen ja viele Angestellte und Arbeiter) auf der Produktion und auf dem Verkauf von Literatur nach dem alten Denksystem aufbaut. Was ist, wenn auf einmal dieses alte Denksystem nicht mehr gilt? Das kann doch einfach nicht wahr sein! Daher hat jedes System nun einmal sein Beharrungsvermögen, selbst wenn es sich eigentlich längst überlebt hat. Das ist überall so. Ich erinnere hier an die Geschehnisse um das Medikament "Contergan": Es gab schon längst ganz starke Vermutungen, dass dieses Medikament, wenn es werdende Mütter einnahmen, bei ihren Babys bisweilen zu Behinderungen führt. Doch das Medikament wurde erst einmal immer noch weiter produziert und verkauft ...

Oder denken wir an die Endphase des Hexenwahns. Auch hier gab es schon längst stärkste Argumente, dass das mit den Hexen alles Unfug war - doch es wurde immer noch weiter gemacht nach dem Motto: "Es kann doch nicht auf einmal falsch sein, was so lange richtig war." Und es war eben doch falsch!

Zudem müssen wir bedenken, wie diejenigen, die durch das vorliegende Konzept angesprochen werden sollen, zu ihrem Beruf und dann zu ihrer Stellung gekommen sind. Die hatten doch das Mysterienreligionkonzept á la Paulus im Kopf, also das mit Glauben an alles mögliche und unmögliche Wundersames und Mystisches, gleichgültig ob es rational oder wissenschaftlich nachvollziehbar ist oder nicht (alle Widersprüche und Unglaublichkeiten werden ja mit dem Wirken des Heiligen Geistes entschuldigt) und dann natürlich auch die Ideen von Barmherzigkeit und Vergebung. Und es geht ihnen ja auch gut dabei, sie haben ihr oft sehr dickes Gehalt, ihr schönes Haus, ihren Dienstwagen und biseilen auch noch ihre Freundin oder ihren Freund. Und jetzt kommt da so ein kleiner "Vorstadtschulreligionslehrer" mit einem Jesus an, von dem noch nie jemand etwas gehört hat, und will das alles über den Haufen werfen ... Es ist doch völlig klar, dass der erst mal seine Schwierigkeiten hat! Aber das ist völlig normal, diese Schwierigkeiten sagen überhaupt nichts darüber aus, dass der Betreffende richtig oder falsch liegt!

28. Ich kann all diesen Diskussionen um Religionen und Glauben nicht mehr folgen. Es ist für mich Spiegelfechterei. Glaube braucht kein Gerüst. Es will gelebt werden. Ich lebe mit Christus dem Messias, der den Menschen vom Menschsein wegführen wollte und ihn erlöste von der Schuld. Dazu gehört, was dein Thema betrifft, auch die Scham. Weg damit. Weg mit aller Moral und allem Moralisieren. Weg mit dem Herdendenken. Weg mit der Rache und dem Nachtragen von Schuld.

Alles schön und gut, doch der Mensch ist nun einmal ein hochmoralisches Wesen, und gerade auch der junge Mensch, das heißt, er braucht eine Moral. Und die gehört nun einmal auch zu seinem Menschsein – und ganz existentiell. Doch so, wie du dir das vorstellst, funktioniert das einfach nicht. Denn durch Erziehung und Umwelt hält der Mensch nun die Scham für die Moral schlechthin. Und wenn wir die ihm wegnehmen wollen, dann wird er sich mit allen seinen Kräften weigern, denn die Moral, so wie sie ihm beigebracht wurde, hält er nun einmal als für ihn existentiell. Die Chance ist nun, ihm eine vernünftige und attraktive Moral beizubringen um ihn damit zum wirklichen Menschsein zu führen. Wenn das gelingt, dann wird die alte und falsche Moral von ihm abfallen wie die alte Haut einer Schlange von der Schlange. Und dann gibt es auch kein Herdendenken, kein Nachtragen von Schuld, keine Gelüste auf Rache mehr, weil es keinen Grund mehr für das alles gibt. Und so kommt es dann fast schon automatisch zu einem wirklich emanzipierten Menschen. Ich denke, dass auch das das Anliegen des wirklichen Jesus war – das, was Du willst, ist das, was Paulus aus Jesus gemacht hatte, und das hat mit dem wirklichen Jesus nichts zu tun.

29. Wo ist bitte deine Wissenschaft? Du hast doch von der modernen Sexualwissenschaft überhaupt keine Ahnung!

Das mag tatsächlich stimmen und die will ich auch gar nicht haben. Denn es ist eindeutig, dass die moderne Sexualwissenschaft auf einem “naturalistischen Fehlschluss” beruht, das heißt, es wird von dem Sein auf das Sollen geschlossen. Oder auch “was alle machen, das kann doch nicht nur nicht falsch sein, sondern das muss sogar richtig sein”. Als besonders eklatantes negatives Beispiel für einen naturalistischen Fehlschluss gilt, wie der amerikanische Sexualforscher Alfred Kinsey zu seinen Forschungsergebnissen gekommen ist, siehe https://theoblog.de/die-verlogenen-statistiken-des-alfred-kinsey/20049/ . (Solche "naturalistischen Fehlschlüsse" gab es in der Geschichte zuhauf und wird es gewiss auch heute geben, zumal sie erst immer "hinterher" auffallen. So etwa: "Es ist üblich, Hexen zu verfolgen und zu vernichten, also wird das alles schon richtig sein, ohne dass ich weiter nachdenken muss." Oder auch mochten die KZ-Wachmannschaften gedacht haben: "Es ist üblich, Juden umzubringen und es ist auch noch `von oben´ angeordnet, also wird das wohl auch richtig und gut sein", oder auch die mögliche Argumentation vieler Amerikaner heute: "Die Todesstrafe ist üblich und auch noch `von oben´ angeordnet, also wird sie richtig sein". Und es ist eben doch – nach unseren heutigen mitteleuropäischen Auffassungen – alles nicht richtig gewesen und ist nicht richtig und war/ist auch völlig unwissenschaftlich! Ich bin mir bewusst, dass meine Argumentation ein wenig wie dieses dumme Argument klingt, dass man selbst etwas für logisch hält und alle diejenigen, die das nicht auch so sehen, für unlogisch hält. Doch ich denke, dass ich bei der Einschätzung von naturalistischen Fehlschlüssen tatsächlich richtig liege.)

Ich denke, eine aktuelle Wissenschaft, deren Basis "naturalistische Fehlschlüsse" sind, ist eindeutig eine Pseudowissenschaft. Leider baut so die gesamte moderne Sexualwissenschaft auf solchen naturalistischen Fehlschlüssen auf – und dabei macht dann auch die aktuelle Moraltheologie der katholischen Kirche keine Ausnahme, siehe etwa den Beitrag: https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2019/2019-038d-FVV-Lingen-Studientag-Vortrag-Prof.-Schockenhoff.pdf. Schauen Sie doch einmal in dieser Arbeit – und wenn es mit einem Wortsuchprogramm ist! Die Worte Monogamie, Scham, Nacktheit, Sündenfall, Paradies, Prophylaxe, Erlösung kommen jedenfalls nicht vor. Und das soll eine Arbeit sein, in der es um christliche Sexualwissenschaft geht? Wohl kaum.

Und wie müsste nun eine echte Sexualwissenschaft aussehen und vor allem auch eine wirklich christliche?

        1. Überprüfen, wie die angeblich göttlichen Normen und Regeln entstanden sind. Die sind ja nicht vom Himmel gefallen, sondern sie wurden aus unterschiedlichen Gründen  von Menschen „erfunden“ und dann einem Gott in den Mund gelegt, um sie durchzusetzen. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe, etwa:

a) weil es einen offensichtlichen Missbrauch gab, der unterbunden werden sollte, und man eine höchste Autorität brauchte, um das Verbot des Missbrauchs auch in der Praxis durchzusetzen,

b) weil es Krankheiten gab, die man bekämpfen wollte, und man hierfür eine Autorität brauchte, um Maßnahmen zu begründen,

c) weil Herrschende Macht über ihre Mitmenschen ausüben wollten, hier wurde und wird dann die "höchste Autorität" missbraucht,

d) oder weil Menschen ein Gefühl für Liebe und Partnerschaft und Harmonie hatten und ihre Mitmenschen für dieses Gefühl begeistern wollten und ihnen helfen wollten, das in die Praxis ihres Lebens umzusetzen - und auch dafür eine höchste Autorität brauchten.

Ein offensichtlicher Missbrauch auch im Hinblick auf die Sexualität war beispielsweise die Sklaverei, in der die Sklavenbesitzer die Sklavinnen auch als Sexobjekte behandelten. Daher wurde in der Gesellschaft der befreiten Sklaven die strenge Einehe zum Ziel, das heißt, dass Ehe und Partnerschaft und Geschlechtsverkehr zusammen gehören sollten, damit nicht wieder die Zustände wie in der Sklavereigesellschaft „einreißen“.

Bei der Bekämpfung von Krankheiten denke ich an Geschlechtskrankheiten mit häufiger Todesfolge, die sich durch Gesetze für eine strenge Einehe vermeiden lassen. Möglicherweise war hier früher die Ursache für die oft strenge Bestrafung derer, die sich nicht an die entsprechenden Gesetze hielten: "Wenn einer die Gesetze der Ehemoral übertritt, die doch erlassen wurden, um Krankheiten mit Todesfolge zu vermeiden, dann hat der Betreffende mit seinem leichtsinnígen Verhalten geradezu selbst den Tod verdient."

Gesetze aus Gründen der Machtausübung im Zusammenhang mit der Sexualmoral sind Gesetze, die Zwänge und Ängste induzieren sollen, weil Zwänge und Ängste nun einmal Macht bedeuten oder auch den Herrschenden die schönsten und gesündesten Frauen „zuschanzen“ sollen.

Und zudem: Was hat die ganze moderne Sexualwissenschaft denn bisher überhaupt gebracht? Das Problem der Sexualscham ist doch nicht gelöst worden (es ist doch wohl ein Anachronismus, dass in unserer Zeit, in der man sich für so aufgeklärt und offen hält, es geradezu ein Tabu ist zu erforschen, wie sie überwunden werden kann, von einer allgemeinen Überwindung kann schon gar keine Rede sein), auch nicht das Problem, dass Zweidrittel aller Frauen nie einen Orgasmus haben, obwohl höchstwahrscheinlich zumindest fast alle dazu veranlagt sind. Auch funktioniert diese heutige Sexualmoral doch nur dank des Einsatzes vor allem von Kondomen, also von "künstlichen Mitteln", das heißt, dass wir die Natur, die nun einmal die Freude am Eindringen mit der Fruchtbarkeit gekoppelt hat, zu überlisten versuchen. (Damit kommt das "Eindringen zur Probe" als Weg der Partnerfindung eigentlich nicht in Frage. Anders sieht das allerdings aus, wenn es um die Probe des " Orgasmus ohne Eindringen" ginge, denn die ginge sehr wohl und wäre auch durchaus sinnvoll, siehe hierzu Seite 32f in https://basisreli.lima-city.de/ehe-krim.pdf). Wir stehen doch sonst so auf einem "Zurück-zur-Natur", dass etwa unsere Nahrungsmittel so natürlich wie möglich sein sollen, doch bei der Sexualmoral gilt das Ideal der Natürlichkeit auf einmal nicht mehr. Das alles kann man doch schon als perfekten Beweis ansehen, dass wir nicht im Einklang mit unserer menschlichen Natur leben und dass die moderne Sexualwissenschaft hier auch rein gar nichts verbessert hat, also auch keine echte Wissenschaft ist. Damit hängt dann auch zusammen, dass das Problem, dass Ehen lebenslang halten, auch nicht gelöst ist.

    2. Eine Sexualwissenschaft, die eine wirkliche Wissenschaft sein will, sollte nun gerade hier etwas lösen und dazu Normen und Regeln aufstellen, das Negative zu vermeiden und das Positive zu erreichen – unabhängig davon, was gerade in einer Gesellschaft "in Mode" ist. Wenn diese Regeln und Normen für Christen nun auf die echte Monogamie hinauslaufen, muss man das akzeptieren – immerhin muss ja niemand Christ sein oder werden, der zu anderen Normen und Regeln kommt. Doch für diejenigen, die zu diesen Normen und Regeln gekommen sind, gehört dann vor allem auch die Erarbeitung einer Pädagogik dazu, die leistet, dass diese Normen und Regeln so attraktiv sind, dass sie von jungen Menschen gelebt und auch gerne gelebt werden können.

Und was geschieht mit denjenigen Menschen, die eine andere sexuelle Identität haben als die heterosexuelle der Mehrheit? Zur Zeit sieht es ja so aus, dass viele an und für sich völlig normale Menschen allein durch die schlechte oder auch nicht stattfindende heterosexuelle Pädagogik in "sexuelle Identitäten" abgedrängt werden, zu denen es eigentlich gar nicht kommen müsste. Ich denke, dass es mit einer geeigneten Pädagogik sogar gelingen könnte, dass die Heterosexualität so attraktiv wird, dass sehr viele Menschen, die genetisch vielleicht eine andere sexuelle Identität haben, doch noch die heterosexuelle Identität leben und dass das ihnen auch sehr gut gelingt. Schließlich müssen ja auch Menschen, die eine "pädophile sexuelle Identität" haben (falls es die überhaupt gibt), sich dem, was als normal gilt, anpassen. Und ich denke, dass wir mit denjenigen, die nach allen Bemühungen "übrig bleiben", Menschen für eine gelingende Heterosexualität zu begeistern, leben können, und dass diese Menschen auch beschützt werden können.

So sehe ich also die Aufgabe einer christlichen Sexualwissenschaft, die jedenfalls mehr die Bezeichnung Wissenschaft verdient als die derzeitige Sexualwissenschaft, deren Basis ein naturalistischer Fehlschluss ist und die daher im Grunde nur eine Pseudowissenschaft ist. Als Beispiel einer echten Wissenschaftlichkeit sehe ich etwa das Vorgehen, wie der österreichisch-ungarische Arzt Ignaz Semmelweis der Ursache des Kindbettfiebers auf die Spur kam und er auch die Grundlage schuf, diese schreckliche Krankheit zu überwinden – und welche Schwierigkeiten hatte er, zu seiner Zeit mit seinen Erkenntnissen anerkannt zu werden! Siehe hierzu Hinweis 102 unter https://basisreli.lima-city.de/hinweise.htm. Von einer solchen Wissenschaft ist die moderne Sexualwissenschaft jedenfalls meilenweit und diamentral entfernt! Triebfeder für alle diese Fehlentwicklungen und Unterlassungen

Resümee: Wenn die übliche Sexualwissenschaft doch heute eine Pseudowissenschaft ist, die auf einem naturalistischen Fehlschluss beruht, und wenn doch die Kirche hier eine viel sinnvollere Wissenschaft anbieten könnte, dann stellt sich doch die Frage: Warum läuft das alles denn so falsch?
Triebfeder für alle diese Fehlentwicklungen und Unterlassungen war zunächst einmal vermutlich ein völlig übertrieben-enger Umgang mit der Sexualität - nicht nur in unserer christlichen Religion: Hier war alles entweder verboten und auch tabuisiert, das heißt, man durfte auch noch nicht einmal darüber reden. So wurden (und werden auch heute) im kirchlichen Unterricht auch nicht die Spielregeln einer Sexualmoral vernünftig begründet, sondern es ging lediglich im einen schönen Kult des Glaubens und, was die Sexualität betraf, wurde vor allem mit dem Androhen von Bestrafungen gearbeitet, die entweder hier und jetzt auf den "Sünder" zukommen, etwa wenn man "dadurch" krank wird, oder vor allem nach dem Tod, wo man dann für seine Sünden in der Hölle oder im Fegefeuer schmachten muss. Es war (und ist immer noch) eben die von dem "Hinzukömmling" Paulus konstruierte Religion. Das alles drängte (und drängt immer noch) natürlich nach einer Befreiung von all diesen Einengungen und wie das bei so einer Befreiung ist, wurde auch hier gleich immer das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, das heißt, es wurde nicht mehr unterschieden, was vernünftig ist und was nicht, sondern es wurde gleich alles "über Bord geworfen". Das geschah nun umso einfacher, weil gerade auch die christliche Religion es sich mit der Verbieterei und Tabuisiererei (was alles durchaus auch ein profitables Geschäftsmodell war)  bequem gemacht hatte, man brauchte nicht weiter nach vernünftigen Konzepten zu suchen.

Und da kamen dann diese Pseudowissenschaftler wie die junge Amerikanerin Margret Mead mit ihren zweifelhaften Forschungen in der Südsee, wo es angeblich die erträumte Freiheit und Natürlichkeit gab bis hin zur Offenheit und Praxis des Geschlechtsverkehrs auch schon bei Kindern untereinander, die dann als Vorbild auch für unsere Sexualerziehung dienen könnte und schließlich auch diente. Dass sich diese Forschungen inzwischen längst als völlig unwissenschaftlich herausgestellt haben, weil auch in der Südsee alles ganz anders ist und war (diese Forschungen beruhten noch nicht einmal auf einem naturalistischen Fehlschluss, denn es wurde einfach nur falsch beobachtet), interessiert heute niemanden: Die Bücher für unsere Sexualerziehung sind gedruckt, die Lehrpläne sind erarbeitet, die Lehrer sind ausgebildet und werden bezahlt und schließlich gibt es auch hochdotierte Professoren für das alles: Wir machen also weiter! Da stört auch nicht, wenn die Protagonisten dieser "Wissenschaft" inzwischen doch ins Zwielicht geraten sind. Ich verweise hier auf einen Beitrag in der Zeitung "DIE WELT" vom 22.7.2019: "In staatlicher OBHUT missbraucht", wo es darum geht, wie vom Berliner Jugendamt Jungen zur Adoption an einen Pädophilen gegeben wurden. Gutachter und Begleiter dafür war Helmut Kentler, einer dieser bedeutenden Protagonisten der modernen Sexualwissenschaft und Sexualerziehung. Daher plädiere ich jetzt dafür, diese problematische "moderne" Sexualwissenschaft zu überdenken und vor allem die daraus abgeleitete Sexualerziehung weitestgehend zu revidieren. Stattdessen sollten wir uns einmal darum kümmern, was hier unsere christliche Religion zu bieten hat. Aber eben nicht die nach dem "Hinzukömmling" Paulus, sondern die nach dem Engagment des ursprünglichen Jesus.

30. Alles gut und schön, doch ich habe mit der katholischen Kirche nichts am Hut. Und angenommen, Dein Konzept gelingt, dann würde das der katholischen Kirche doch wieder Auftrieb geben; wie ich die Typen dort kenne, werden die wieder alles sich selbst zugute halten – nach dem Motto: "Wir haben das doch schon immer gesagt ..." Und ich war dann noch ein Unterstützer dieses Systems!

Ich denke, du siehst inzwischen auch ein, dass es ein Akt der Humanität ist, etwas daran zu tun, dass junge Menschen in den Dingen der Ethik fitter werden. Und wenn du hier nicht mitmachst allein aus dem Grund, um nicht ein System zu unterstützen, das dir nicht gefällt, dann ist das doch nun von dir wirklich nicht sonderlich human. Außerdem: Ich hoffe doch, dass selbst ein noch so inhumanes System, dessen Anliegen ist, junge Menschen in den Dingen der Ethik fitter zu machen und das auch nach bestem Willen in die Praxis umsetzt, sich entweder selbst auflöst oder sich so ändert, dass es von allen akzeptiert werden kann.

31. Du schreibst oft in der Ich-Form, das klingt von vornherein nicht wissenschaftlich.

Dazu möchte ich anmerken, dass ich diese Form bisweilen be­wusst verwende. Wenn ich etwa in dem Buch „Der Prozess Jesu“ von Werner Koch lese: "Zweifellos waren unter dem versammelten Volk bestellte Angehörige und Freunde des Barrabas, die durch lautstar­kes Geschrei den römischen Richter ...beeinflussen wollten. Sicher scheint auch, dass viele Zuschauer an der Messianität des Angeklagten zweifelten, als sie nun sahen ...." (kursiv durch mich), dann frage ich mich, ob mir hier etwas „untergejubelt“ werden soll, was ist, wenn ich aber zu anderen Schlüssen komme? Ich finde, da ist die Ich-Form ehrlicher und also auch korrekter. (Ich hätte vielleicht geschrieben: "Für mich steht außer Zweifel, dass unter dem versammelten Volk ....".)

32. Es bleibt dabei, gerade die jungen Leute von heute wollen nun einmal auch das Kopulieren, dagegen kannst doch auch du nichts machen.

Jetzt muss ich doch einmal die jungen Leute direkt ansprechen, aber nicht nur die! Also: "Ihr solltet euch doch einmal durch den Kopf gehen lassen, was das im Klartext heißt, was gerade auch die Religionen, die Parteien, die Pädagogen und die Soziologen euch hier unterstellen. Das heißt doch, dass sie euch von vornherein also geil und primitiv und dumm und unberechenbar triebhaft einschätzen, so dass es sich gar nicht lohnt, euch etwas von der hohen Liebe, von einer vernünftigen Moral, von Ehre und Würde zu erzählen! Also gibt es hier von vornherein auch keine entsprechende Pädagogik und keine Religion, die sich hier wirklich kümmert, damit die Liebe gelingt – alles was die also machen, ist, euch im Gebrauch von Kondomen und Verhütungspillen zu unterrichten, um Geschlechtskrankheiten und ungewollte Schwangerschaften zu verhindern, die dann auch vor allem auch ihre Gesellschaft schädigen. Eure Enttäuschungen und andere seelischen und auch materiellen Schäden (etwa in der Folge von Ehescheidungen) sind denen völlig egal oder sogar direkt beabsichtigt. Die Religionen vertrösten Euch dann mit einem Glauben, dass nach dem Tod alles besser wird – und dieser Glaube ist für sie keine schlechte Einkommensquelle. Ja, wenn das alles nicht ein eindeutiges Zeichen ist, wie alle diese ach so wohlanständigen und hochgebildeten Leute, die sich oft auch noch sehr christlich geben, über euch denken! Deutlicher können sie es nun wirklich nicht sagen, wie sie euch junge Menschen zu Melkkühen erziehen, mit denen sie sich finanzieren, und wie sie euch dann auch noch verachten ....

Oder etwas anders: Eine harmlose Lebensfreude oder auch Freude am Menschsein und diese auch öffentlich zeigen zu können – wie etwa die dieser hübschen Radlerinnen (siehe https://basisreli.lima-city.de/radler/radlerinnen.htm) - fällt unter den Jugendschutz, weil solche Freude als sittengefährdend gilt (lächerlich!), und wird bestraft. Doch wenn euch nicht nur in kommerziellen Jugendzeitschriften, sondern auch im Schulunterricht, beigebracht wird, dass  einvernehmlicher Sex mit wem auch immer normal ist, und ihr setzt das dann auch in die Praxis um, dann ist das akzeptiert und erlaubt! Wichtig dabei ist nur, dass Ihr nicht unter äußerlichem Zwang steht. Wenn ihr dagegn entsprechend gekonnt manipuliert worden seid, so dass Ihr euch auch noch einbildet, dass seien eure eigenen Entscheidungen und dass ihr daher dabei freiwillig mitmacht, dann ist das alles o.k.... Dabei ist alles "sogar von oben" beabsichtigt und gewollt, denn wenn es das nicht wäre, würde es die entsprechenden Forschungen von Theologen, von Philosophen, von Pädagogen, von Soziologen geben. Doch solche Forschungen gibt es nicht. Wenn das nicht alles eine völlige Verdrehung ist, was Moral und was Unmoral ist!"
(Anmerkung: Das ist natürlich eine gewagte Konstruktion zu behaupten, dass etwas "von oben" gewollt ist, wenn es keine Konzeption dagegen gibt, ich gebe das zu. Doch ich habe immer und immer wieder an Bischöfe geschrieben, während meines Studiums  Arbeiten geschrieben,  auch jetzt noch an Hochschulen geschrieben, dass doch etwas gemacht werden muss. Doch die alle interessiert das einfach nicht, der Bischof hat mir sogar die Lehrerlaubnis entzogen ["auch zum Schutz der jungen Leute", wie er schreibt]. Also darf ich doch die Schlussfolgerung ziehen: Die wollen gar nicht, weil das "IST" so gewollt ist? Oder?)

33. Du bist einfach zu extrem.
Na und? Soll das eine Kritik auf wissenschaftlichem Niveau sein? Oder auch: Wenn wir uns Gott vorstellen und der würde uns eine Ethik vorschreiben, wäre der nicht auch extrem? Und wenn es bei ihm Milde und Barmherzigkeit gibt, weil Menschen sich nicht an die Ethik halten, dann doch nicht, weil er uns falsch erschaffen hat, sondern wegen der Fehler des „Bodenpersonals“.

34. Du bist doch mit Deiner Sexualmoral gerade für junge Menschen völlig realitätsfern.

Na und? Soll das etwa ein sachliches Argument sein? Wohl nicht. Nicht nur nach meinen Erfahrungen, sondern das sagen alle, die mit den jungen Menschen zu tun haben, möchten die jungen Leute Grenzen, sie möchten Normen, sie möchten Spielregeln, sie möchten ein klares „Ja“ oder ein klares „Nein“. Das alles muss allerdings gut begründet sein und auch für sie vorteilhaft sein. Und wer hier von den Pädagogen keine Grenzen aufzeigt, der macht sich schließlich nur lächerlich und wird von den jungen Menschen nicht für voll genommen. Mein Problem war, dass ich während meiner aktiven Zeit als Lehrer noch nicht so weit war, ein klares "Ja" und ein klares "Nein" für alle plausibel und nachvollziehbar zu begründen. Ich hoffe doch, dass ich heute das könnte. Und zu meiner angeblichen Realitätsferne: Wie sagte doch der berühmte Albert Einstein: „Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, dann gibt es keine Hoffnung für sie.“ Warum solle dieses Zitat nicht auch für die Idee gelten, die ich vertrete?

35. Die ganze Sexualität ihrer Gläubigen geht doch die Kirche gar nichts an, die macht sich mit ihrer Einmischung hier doch nur lächerlich!
Ja und nein! Sie haben gewiss völlig Recht, dass WIE geht die Kirche tatsächlich nichts an, das ist Sache der Eheleute. Doch AB WANN und mit WEM, da sollte die Kirche sich schon zuständig sehen, denn hier geht es um eine Ordnung und vor allem auch um die echte Monogamie, dass es also den Geschlechtsverkehr nur mit einem Partner im Leben gibt – klar ausgenommen bei Verwitwung. In einem Gespräch des Dominikanerpaters Albert Seul mit dem Chefideologen der Linken Gregor Gysi am 11. Mai 2018 im Kloster Klausen bei Trier kam Gregor Gysi auf die "rigide Sexualmoral" der Kircche zu sprechen. Die Sexualmoral derKirche ist nun einmal, unabhängig davon, ob man sie mag oder nicht, so Gysi, die Norm der Kirche. Er kam dann auf das Problem, dass sich etwa 95 % der Gläubigen wohl nicht an diese Norm halten (dazu Zustimmung in Form von allgemeiner Heiterkeit). Und, so Gysi weiter, wenn hier von der Kirche Normverletzungen akzeptiert werden, so bedeutet das, dass die Autorität der Kirche untergraben wird. Es bleibt also dabei, wenn die Kirche Autorität haben will, muss sie auf der Sexualmoral bestehen! Doch es gibt eine Chance hier, wenn nicht die Chance schlechthin: Es bleibt der Kirche überlassen, wie sie diese Sexualmoral für die jungen Menschen so attraktiv macht und kreativ an sie rüberbringt, dass aus einem ungeliebten Ladenhüter, den niemand will, der Knüller schlechthin wird! Und wenn man sich die Sexualmoral einer echten Monogamie mal richtig besieht, ist sie ja auch der Knüller schlechthin!

36. Sie halten also die Sexualmoral, die die meisten Eltern und andere Pädagogen den jungen Leuten beibringen, für Manipulation zum Schlechten. Ist das nicht zu hart? Denn die Eltern und anderen Pädagogen geben sich doch zumeist die größte Mühe bei ihrer Erziehung.

Zunächst einmal gilt auch hier leider das alte Sprichwort: "Gut gemeint ist sehr oft das Gegenteil von gut getan."

Wenn das mit der Manipulation offensichtlich so schwer nachzuvollziehen ist, komme ich wohl am besten erst einmal auf die Manipulation aus einem ganz anderen Bereich, wie die also dort so läuft: Es gab einmal bei uns in Deutschland eine Vereinbarung zwischen Kirche und Staat über die Besetzung der Bischofsstühle (vielleicht gibt es die ja auch heute noch, doch das ist hier nicht wichtig). Die Abmachung lautete also, dass die Kirche drei Kanditaten vorschlagen kann und der Staat wählt dann den Kandidaten aus, den er am liebsten hätte. Und wie läuft das nun in der Praxis, wenn die Kirche unbedingt einen bestimmten Kandidaten als Bischof haben will? Ganz einfach: Sie schlägt dem Staat zwei "Chinesen" vor und den Wunschkandidaten der Kirche. (Mit "Chinesen" sind Kandidaten gemeint, die für den Staat von vornherein so unmöglich sind, dass er sich ganz bestimmt nicht für einen von ihnen entscheidet.) Also entscheidet sich auch der Staat genau für den Wunschkandidaten der Kirche.

Genauso läuft das nun auch mit der Manipulation junger Menschen (hier nochmal, was ich schon woanders geschrieben habe, und etwas deutlicher): Da ist entweder alles so unattraktiv und weltfremd, was die Pädagogen den jungen Menschen im Hinblick auf eine Sexualmoral anbieten oder sie werden etwa mit dem Hinweis, "vorsichtig" zu sein, in diffuse Ängste getrieben, die ihnen am Ende gar nichts helfen. Sinnvoll statt der Erziehung mit Ängsten wäre doch nur eine konkrete Idee, wie die jungen Menschen es denn besser machen können. Jedenfalls kommen die jungen Menschen mit Ängsten überhaupt nicht auf die Idee, dass es auch noch eine andere Option gibt als die übliche, also als die, "die alle machen". Damit bleibt den jungen Leuten schon fast gar nichts anderes übrig, als dass sie schließlich genau diese wählen und die letztlich doch auch die Pädagogen wollen (selbst wenn diese vorgeben, sie nicht zu wollen). Die Freiheit, zu der die jungen Leute vermeintlich erzogen werden, ist also nur eine scheinbare und keine wirkliche, denn eine echte Freiheit ist nun mal immer vor allem eine "Wahlfreiheit", dass es also noch mindestens eine plausible und attraktive Alternative gibt. Und genauso läuft das doch bei uns heute in der Sexualmoralpädagogik, da wird den jungen Leuten doch gar keine attraktive Alternative angeboten – damit ist die doch weitestgehend pure Manipulation? Zur Entschuldigung der gutwilligen Eltern und der anderen Pädagogen möchte ich allerdings auch sagen, dass sie es nicht besser wussten, nicht zuletzt auch, weil sie es in ihrer eigenen Kindheit und Jugend nicht besser erfahren hatten und später auch nie jemand mit ihnen darüber sachlich geredet hatte. Wir haben hier also so etwas wie eine "Erbsünde" vor uns, dass etwas Negatives wie in einem Teufelskreis immer weiter geht. Und niemand hatte hier eine Aufgabe gesehen, einmal diesen Teufelskreis aufzubrechen und über ein anderes Konzept, nämlich einem einer wirklichen Freiheit, auch nur nachzudenken und erst recht nicht einzugreifen, auch und gerade unsere Religion nicht. Dabei wäre das doch gerade deren Aufgabe, weil die Verantwortlichen hier doch eigentlich die Profis sein sollten ... (Doch die sehen ihre Aufgabe lieber woanders, etwa wo die ungetaufen Babys nach ihrem frühen Tod bleiben ...) Natürlich: Eine hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben, doch die Wahrscheinlichkeit, dass etwas gelingt, die kann man immer erhöhen!

Um solche Manipulation nun endlich einmal zu überwinden, versuche ich bei meinem Engagement, den jungen Menschen eine für sie möglichst attraktive Alternative vorzustellen. Dazu gehören dann auch die Fotos dieser Radlerinnen mit den entsprechenden Kommentaren, was wohl eher ein Zeichen von Emanzipation und Souveränität und auch von Moral ist als der voreheliche Geschlechtsverkehr mit ungewissem Ausgang: https://basisreli.lima-city.de/radler/radlerinnen.htm .

37. So wie du von Jesus redest, klingt das sehr nach einer neuen Sekte, was eher abschreckt.

Dieses Problem sehe ich auch. Allerdings sehe ich hier eher eine Anfangsschwierigkeit, denn es geht bei diesem echten Jesus nicht um irgendeinen besonderen Glauben, also um ein "Sonderwissen", sondern schlicht und ergreifend um ein besseres Menschsein mit der echten Liebe. Und dieses bessere Menschsein hat durchaus das Zeug dazu, zur Selbstverständlichkeit zu werden, wenn gerade den jungen Menschen erst einmal bewusst wird, um was es geht.
Als typisches Beispiel sehe ich hier das Engagement des Astronomen Nikolaus Kopernikus oder auch des Arztes Ignaz Semmelweis. Beide hatten ganz große Schwierigkeiten, ihre Erkenntnisse ihren Mitmenschen nahe zu bringen, die heute so absolut selbstverständlich sind, dass bei der Nutzung dieses Wissens niemand mehr an die beiden Forscher denkt. Eine Kopernikus-Sekte oder auch eine Semmelweis-Sekte gibt es schon gar nicht. Dem Kopernkus ging darum, dass sich die Erde um die Sonne dreht, und dem Semmelweis ging es darum, dass sich Ärzte, die mit der Sezierung von Leichen zu tun haben, ihre Hände ordentlich desinfizieren müssen, bevor sie Frauen Geburtshilfe leisten. (Wie der Arzt Ignaz Semmelweis zu seinen Erkenntnissen kam, das ist so interessant, dass ich das meinen Lesern nicht vorenthalten möchte. Ich verweise dazu auf den Hinweis 102 in https://basisreli.lima-city.de/hinweise.htm .)

Und so sehe ich das auch mit Jesus.

38. Die Bibel ist doch ein Märchenbuch, das stimmt doch alles nicht. Wenn ich etwa an die Geschichte von den angeblich ersten Menschen Adam und Eva denke. Das ist doch alles Unsinn.

Ich hoffe, ich habe das sehr gut hier unter Frage und Antwort 7 und Seite 34  unter https://basisreli.lima-city.de/ehe-krim.pdf  beschrieben – und sogar mit Bild! Hier nur so viel: Natürlich, wenn man diese Geschichte als Schilderung eines historischen Ereignisses von der Schaffung der ersten Menschen durch einen Gott wörtlich nimmt, dann ist sie völliger Unsinn. Aber das ist sie nicht! Diese Geschichte ist vielmehr die Kritik an den damaligen Zuständen der Sexualmoral, als die Promiskuität sozusagen normal und angeblich auch noch zur Verehrung von irgendwelchen Göttern und Göttinnen notwendig war. Und sie ist vor allem auch eine Vision einer schönen echten Monogamie, wo es Geschlechtsverkehr nur unter Partnern gibt, die in Liebe und Partnerschaft lebenslang verbunden sind: Denn wenn es die einmal gibt, dann sind das sozusagen paradiesiesche Zustände und die Menschen brauchen auch keine Feigenblätter mehr, das heißt, die Nacktheit ist kein Problem mehr (natürlich nur dort, wo sie Sinn macht und das macht sie in den warmen Ländern,wo die Geschichte entstanden ist, nun einmal öfter als bei uns).



Aus Erfahrung weiß ich, dass dieses Bild von einem indischen Tempel zum Verständnis der Adam-und-Eva-Erzählung sehr wichtig ist. Dazu zunächst einmal: Theologiestudenten hören in einem der ersten Semester das Fach "Hermeneutik". In diesem Fach geht es darum, Texte richtig zu verstehen, und vor allem alte Texte. Wir meinen ja zunächst, dass das ganz einfach ist, auch alte Texte zu verstehen, doch es ist es nicht! Denn alte Texte wurden nun mal in einer bestimmten Zeit und in einer bestimmten Kultur geschrieben und sind nur von daher zu verstehen. Meinen Schülern habe ich dazu immer gesagt, dass sie sich mal einen Witz vergegenwärtigen sollen, es kann auch ein versauter sein, egal. Ja, warum lachen wir über diesen Witz, was ist der springende Punkt bei diesem Witz? Ganz einfach: In dem Witz werden Dinge angesprochen, die normalerweise jeder kennt, doch die in dem Witz selbst nicht ausgesprochen werden. Und der Hörer setzt sich jetzt das, was in dem Witz gesagt wird, und das, was er in seinem Kopf hat, zusammen - und wenn er das in der vom Erzähler beabsichtigten Weise tut, dann kann er lachen. Wenn er jedoch diese Dinge, die da angesprochen werden, nicht kennt, dann weiß er gar nicht, wo er lachen soll, oder er legt sich einen anderen Zusammenhang zurecht, der mit dem eigentlichen Witz gar nichts zu tun hat und macht einen neuen Sinn draus, der im Grunde ein Unfug ist. Und genau das ist das Problem zum Beispiel bei der Adam- und Eva-Erzählung! Üblicherweise wird heute daraus eine Geschichte von der Erschaffung der ersten Menschen gemacht, die verbotenerweise einen Apfel gegessen haben usw. Doch das ist völliger Unfug, und dieser Unfug kommt daher, weil wir diese Geschiche aus unserem heutigen Verständnis wörtlich nehmen und nicht die Zeit und die Kultur bedenken, in der sie geschrieben wurde und was die Menschen damals in ihren Köpfen hatten - und was der Erzähler dieser Geschichte also sagen wollte. So ist die Geschichte von der Erschaffung des Menschen und seiner Frau nur eine zeitbedingte Rahmenhandlung, die für uns heute völlig unwichtig ist. Allenfalls das mit der Erschaffung der Frau aus der Rippe des Mannes hat eine gewisse Bedeutung. Sie soll heißen, dass die Frau ganz nahe zum Mann gehört und nicht irgendeine Sklavin oder Prostituierte ist, die "man" braucht oder sogar missbraucht, wie man eine Sache braucht.
Und so wird in dieser Erzählung das Problem der kultischen Prostitution angesprochen (und verurteilt), also der Zerstörung der Partnerschaft zwischen Mann und Frau, also auch der echten Monogamie, zu Ehren irgendwelcher angeblicher Götter. Wir sehen hier eine solche "Verehrungsdarstellung" am Sonnentempel in Konarak in Indien: Aus den sonstigen Skulpturen an diesem Tempel (Sex zu zweit, zu dritt, zu viert und in allen möglichen "Stellungen") geht hervor, dass es sich nicht um den Sex von einem Ehepaar handelt, sondern eben eines "Prostitutionspaars". Und was in der Bibel mit der Schlange gemeint ist, sehen wir hier auch: Es ist eine Gottheit gemeint, zu erkennen an dem in Indien typischen Götterhut und an den Kobraköpfen um dem Kopf der "Schlange" herum.
Und die Geschichte der Bibel ist nun gegen einen solchen Kult geschrieben! Denn ein neuer oberster Gott, der mit allen diesen Göttern, die hier "verehrt" werden, nichts zu tun hat, hat die Menschen als Mann und Frau erschaffen, und er will, dass der Sex nur in einer Beziehung der Partnerschaft und der Liebe von einem Mann und einer Frau stattfindet. Hier ist also auch der Ursprung des Eingottglaubens, des Monotheismus, Sinn und Zweck dieses Glaubens ist ursprünglich eine Überwindung von einer Unmenschlichkeit, wie übrigens auch die Sklaverei, die mit irgendeinem Götterglauben in Verbindung gebracht wurde. Doch leider sind die Menschen dann doch wieder ungehorsam und hören auf die Schlangengottheit - mit den entsprechenden Folgen, dass sie etwa das Paradies verlieren. Indizien für den Verlust des Paradieses sind jetzt, dass die schöne Harmonie zwischen Mann und Frau "dahin" ist, und dass also der Mann über die Frau herrscht und dass beide "Feigenblätter"brauchen usw. Doch auch der Eingottglaube hat erfahrungsgemäß letztlich nicht vor Unmenschlichkeit geschützt.

Es muss nun wohl in der frühen Kirche zwei Traditionen gegeben haben, eine, die sich auf den echten Jesus berief, also auf das, was er während seiner aktiven Zeit als "Volksredner" (seine Reden wurden erst später zu "Predigten" gemacht) verbreitet hatte, und dann die Tradition, die Paulus begonnen hatte, angeblich im Auftrag des auferstandenen Jesus. Die Paulustradition läuft nun darauf hinaus, dass wir hier auf dieser Welt eine schöne Kultreligion praktizieren und dass dann nach dem Tod das eigentliche Leben beginnt, während nach der Jesustradition das Leben hier und jetzt das Leben ist, um das es geht. Dazu gehört auch, dass der Sündenfall Adams und Evas überwunden wird, das heißt, dass auch der Fluch, der mit diesem Sündenfall verbunden ist, "gelöscht" ist. Allerdings gibt es hier keine Automatik, sondern wir müssen dabei schon mitmachen, vor allem durch eine gern gelebte echte Monogamie (also echte Einehe) mit der dazu gehörenden echten Sexualmoral. Das heißt, dass wir dann auch keine "Feigenblätter" mehr brauchen (klar, natürlich nur dort, wo es angebracht und sinnvoll ist). Zu der Paulustradition gehören dagen der Schleier für die Frau (also auch erst recht die Feigenblätter) und auch die Anweisung, dass sie in der Gemeinde zu schweigen hat, also eine gewisse Frauenfeindlichkeit.

(Anmerkung zur Rolle der Adam-und-Eva-Erzählung in der Theologie: Diese Erzählung ist zwar von Paulus überliefert – im Römerbrief, sie gehört möglicherweise sogar zum Gedankengut des echten Jesus, weil dieser sich selbst als "zweiten Adam" sah. Doch hat sie bei Paulus nicht zu einem praktischen Ansatz für das Hier und Jetzt geführt, sondern weg von dem Hier und Jetzt zu einer dogmatischen Konstruktion über ein Leben nach dem Hier und Jetzt, woraus dann schließlich die "Erbsündentheologie" geworden ist. So ist diese Erzählung in ihrer Brisanz entschärft und passt perfekt in den paulinischen Mysterienkult "und tut niemandem mehr weh" – abgesehen davon, dass sie für die Kirche zu einem perfekten Geschäftsmodell geworden ist.)

39. „Ausgangs- und Orientierungspunkt ist das christliche Verständnis vom Menschen als Geschöpf Gottes in seiner Gleichwertigkeit, Verschiedenartigkeit und Unvollkommenheit – also muss man diese Attribute des Menschseins auch akzeptieren und den Menschen bestärken, dass er damit leben kann“ (so eine Mitarbeiterin einer politischen Organisation, der es um eine Politik auf der Basis von christlichen Werten geht).

Offensichtlich geht die Mitarbeiterin dieser Organisation davon aus, dass Menschen nun einmal "so und so" veranlagt sind und dass es also zu ihrer Identität gehört, und dass es zum Wesen des Christseins gehört, dass man das so akzeptieren müsste, weil Menschen nur innerhalb ihrer Identität ihr volles Menschsein leben könnten. Ich habe bei einer solchen Sicht des Christseins meine ganz großen "Bauchschmerzen". Was ist zum Beispiel mit den Pädophilen? Gehört diese ihre Pädophilie nicht auch zu ihrer Identität? Und müssten sie denn die nicht auch zu ihrer menschheitlichen Erfüllung leben dürfen? Ist denn die Pädophilie nicht auch "gleichwertig"?

Das kann doch wohl aber nicht richtig sein!

Oder auch zum Problem der Homosexualität: Vor etwa 50 Jahren galt die Regel, dass etwa 4% der Bevölkerung homosexuell (veranlagt) ist. Untersuchungen in anderen Ländern ergaben aber andere Prozentzahlen. So sollen in Polen etwa nur 1 % der Bevölkerung homosexuell sein. Im alten Griechenland waren 99% der Männer zumindest auch homosexuell. Da fragt man sich, was denn nun eigentlich "normal" ist, eigentlich kann es doch nicht sein, dass die Menschen in Polen und die im alten Griechenland so viel andere Gene haben beziehungsweise hatten als wir heute bei uns. Es wird also so sein, dass es zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Völkern unterschiedliche "Atmosphären" im Umgang der Menschen miteinander gab und gibt, dass die Homosexualität also weitestgehend kulturbedingt ist. Die "Atmosphäre" kann sich nun verschieden äußern, etwa dass Jungen durch andere Jungen zur Homosexualität verführt werden und sie daran dann Gefallen finden und dass die Homosexualität vor allem auch gesellschaftlich akzeptiert ist. Ich habe hierzu einmal einen Bekannten gefragt, der auf einem Internat war, ob er da auch "so etwas" erlebt hätte. Ja, so erzählte er, es gab auch dort Lehrer, von denen wusste man das auch, dass sie es auf Jungen abgesehen hatten - und es gab Schüler, die machten dabei mit, "um sich lieb Kind zu machen, um auf diese Weise gute Noten zu bekommen", wie er sagte. Und, so ist meine Meinung dazu, durch eine fehlende oder unprofessionelle heterosexuelle Pädagogik hatten die betreffenden Lehrer auch relativ leichtes Spiel. Oder es gibt auch Mädchen, die für bestimmte Jungen so sehr zum Geschlechtsverkehr bereit sind, dass die betreffenden Jungen förmlich angeekelt und abgestoßen von den Mädchen sind, was sich dann durchaus auch auf das weibliche Geschlecht ganz allgemein bezieht. Oder auch dass Mädchen (und natürlich auch Frauen) meinen, Jungen oder Männer durch Geschlechtsverkehr zu einer Partnerschaft motivieren zu können, ohne dass das Thema "Partnerschaft" überhaupt zur Sprache kommt. Dann schon lieber Männer ...

Und wie sieht denn unsere Erziehung aus, damit das alles nicht passiert? Da wird also jungen Menschen die Scham beigebracht oder bisweilen sogar aufgezwungen, obwohl sie diese gar nicht wollen, und wenn sie in die Pubertät kommen, gibt man ihnen Pillen und Kondome und sagt ihnen, dass sie mal rumprobieren sollten, bis sie den richtigen Partner gefunden haben. Und das soll funktionieren? Ich finde, es ist kein Wunder, dass bei einer solchen Erziehung zumindest bisweilen "verschiedenartige und unvollkomme Menschen" "produziert" werden!

Ich denke dagegen, dass hier bei einer bewussten und angemessenen Erziehung aus christlichem Geist, zumindest aus einem in der Tradition des echten Jesus, zu einer gelingenden schönen Heterosexualität sowohl bei der Pädophilie als auch bei der Homosexualität einiges anders aussehen könnte. Ob sowohl Pädophilie als auch Homosexualität am Ende nicht ganz verschwinden könnten?

Schon von daher halte ich das ganze Gerede von der Verschiedenartigkeit und Unvollkommenheit und Gleichwertigkeit, soweit sich das alles auf angebliche sexuelle Veranlagungen bezieht, für sehr-sehr fragwürdig. Und schon gar nicht für christlich, weil es einfach nicht dem christlichen Monogamiekonzept entspricht, nach dem Sex nur in die Ehe gehört. Zumindest sollte man – bevor man von "Verschiedenheit und Unvollkommenheit" und dann auch noch von "Gleichwertigkeit" von alldem redet – erst einmal alles tun, was in der Macht steht und möglich ist, damit eine echte Heterosexualität gelingt. Dazu gehört, dass man den jungen Menschen für sie attraktive Konzepte der Lebensfreude und der Lebensklugheit anbietet, damit sie wirklich eine Wahlfreiheit haben. Denn ohne eine echte Wahlfreiheit ist alles, was hier jungen Menschen beigebracht wird, sowieso pure Manipulation. Solange das alles nicht passiert, halte ich das Gerede von der Verschiedenartigkeit, Unvollkommenheit und Gleichwertigkeit hier letztlich nicht für wirklich intelligent und nicht für ein Zeichen von geistiger Beweglichkeit und Kreativität. Und wenn es das nicht ist, ist es dann vielleicht sogar ein Zeichen von Böswilligkeit, weil man es gar nicht anders will?

Näheres zum Problem der Manipuation siehe unter Frage und Antwort 36.

40. Und warum machst du das alles? Warum kümmerst du dich so gerade um dieses Thema so? Was hat das alles mit dem Christsein zu tun? Nach meiner Ansicht ist die Moral gut, wie sie jetzt ist. Jeder hat in Europa die Möglichkeit, nach seiner Moral glücklich zu werden.

Du irrst hier doch gewaltig! Es stimmt einfach nicht, dass bei uns "jeder in Europa" die Möglichkeit hat, "nach seiner Moral glücklich zu werden". Hier fällt mir besonders die Zustimmung der Ex-Prostituierten zu meiner These in Frage und Antwort 2 ein, wie junge Menschen mit der Erziehung zu einer Scheinmoral der Scham in die falsche Richtung geschickt werden. Doch nicht nur von ihr weiß ich das, auch sonst – und ich denke, dass hier auch der tiefste Grund für das liegt, was sich dann sonst noch für "Verschiedenartigkeiten und Unvollkommenheiten" in Menschen entwickeln. Im Gespräch mit meinen Schülern und vor allem Schülerinnen kam ich schon mal auf das Argument, dass jedes Vertun in der Liebe doch eine Aufarbeitung braucht, die auch Energie bindet. So einfach steckt das doch niemand weg. Was wäre, wenn junge Menschen diese Energie, die ja woanders fehlt, an der richtigen Stelle einsetzen könnten? Das heißt doch, wenn sie von vornherein in die Richtung einer echten Moral geschickt würden und sie so ihr hohes moralisches Potenzial von Anfang an richtig und also auch mit vollem Engagement nutzen könnten, etwa mit einer Begeisterung, wie sie aus den Gesichtern dieser Radlerinnen strahlt. Ich hatte den Eindruck, dass gerade die Mädchen mir schon zustimmten, dass es hier wirklich ein Problem gibt. Und leider ist es eben so, dass man sie nicht in die richtige Richtung schickt, sondern schon von Kind an in die falsche Richtung einer Scheinmoral, so dass sie eine vernünftige Sexualität entweder gar nicht oder durch glückliche andere Umstände "irgendwann einmal" richtig leben können? Siehe etwa Frage und Antwort 23.

Gewiss hat das alles auch etwas mit meinem Verständnis vom Christsein zu tun! Eigentlich wollte ich das Christsein hier herauslassen, denn das, um was es mir geht, hat meiner Meinung erst einmal vor allem etwas mit einer menschlichen Verpflichtung zu tun. Doch wenn du schon nach dem Verständnis vom Christsein fragst, dann möchte ich – von allem anderen abgesehen – auf die berühmte Endzeitrede beim Evangelisten Matthäus (25, 34 - 46) hinweisen, bei der es um die leiblichen Werke der Barmherzigkeit geht. Diese "Werke" sind hier zwar eingekleidet in eine Rede von einer Bestrafung von Menschen nach dem Tod (und dann auch noch von einer Belohnung), doch ich denke, sie haben auch ohne eine solche Bestrafungsaktion ihren Sinn, weil sie zum Wesen des Christseins gehören. Ich zitiere sie einmal hier (aus der "Einheitsübersetzung") :

" Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.

32 Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.

33 Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken.

34 Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist!

35 Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen;

36 ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.

37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben?

38 Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben?

39 Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?

40 Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

41 Dann wird er zu denen auf der Linken sagen: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist!

42 Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben;

43 ich war fremd und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht.

44 Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder fremd oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen?

45 Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.

46 Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben."

Es gibt hierzu aber in der Tradition der Kirche noch die geistigen Werke der Barmherzigkeit, die eigentlich unbedingt dazu gehören, weil sie im Grunde die Voraussetzung für die leiblichen Wrke der Barmherzigkeit sind, doch so ausdrücklich in der Bibel nicht genannt werden. Ich zitiere hier einmal auch diese Werke:

  • Unwissende lehren

  • Zweifelnde beraten

  • Trauernde trösten

  • Sünder zurechtweisen

  • Beleidigern gern verzeihen

  • Lästige geduldig ertragen

  • Für Lebende und Verstorbene beten

Junge Menschen also zu lehren und sie zu beraten, natürlich auch so, dass es bei ihnen ankommt, dass es also ihrer Lebensfreude und ihrer Lebensenergie entspricht, so sehe ich die Umsetzung der Werke der Barmherzigkeit in die Praxis – und damit also auch die Verwirklichung des Christseins in dieser Welt! Es ist eine Schande, dass gerade hier immer noch eine sehr dämliche Einstellung in den Köpfen gerade von Pädagogen existiert, die sich oft auch noch für sehr christlich halten, dass das alles mit einer für Kinder schädlichen Frühsexualisierung zu tun hat, die nicht sein darf, egal ob gut oder schlecht, und also jegliche Information, die mit der Sexualität zu tun hat, von vornherein pauschal verteufeln. So kann man auch die Werke der Barmherzigkeit, die Kern des Christseins sein sollten, aushebeln und auch noch mit fromm klingenden Begründungen ...

41. Ich sehe, du lässt keine andere Meinungen gelten, du willst immer nur den Streit.

Dass ich keine andere Meinungen gelten lassen will, stimmt einfach nicht, so habe ich diesen Text über Semmelweis, auf den du mich hingewiesen hast, sofort in meine Textsammlung aufgenoommen, siehe unter Hinweis 102. Doch wenn ich anderen Meinungen also nicht vernünftig sehe, wieso sollte ich sie gelten lassen? Du bist offensichtlich ein Mensch, dem der Streit auf die Nerven geht, doch ich bin dankbar für den Streit, denn vor allem auch durch ihn kann ich lernen und besser werden! Wie sagte schon der griechische Philosoph Heraklit: "Der Streit ist der Vater aller Dinge!" [Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστι. ( Polemos pantōn men patēr esti./ Der Krieg ist der Vater aller Dinge.“]  Denn durch den Streit, oder modern ausgedrückt: durch eine vernünftige Debattenkultur, kommen die wirklichen Gegensätze auf den Tisch – und nur durch das Gespräch über sie kann es zu einer echten Harmonie kommen. Und ich denke, wer sich nicht streiten kann oder will und also jedem Streit ausweicht, der kann und wird sich auch nicht wirklich weiter entwickeln.

42. Sie glauben also weder an die Erbsünde, noch an das Fegefeuer und auch nicht an die Hölle?

In den Fragen und Antworten 7 und 38 habe ich das, was es mit Adam und Eva auf sich hatte, schon erklärt, für eine Erbsünde nach traditioneller Lehre ist da kein Platz. Allenfalls gibt es so etwas wie eine Erbsünde für das Hier und Jetzt, wenn wir daran denken, wie Menschen, die in ihrem Leben so grobe Fehler gemacht haben, größte Schwierigkeiten haben, jungen Menschen Tipps zu geben, wie sie genau diese Fehler vermeiden. Erfahrungsgemäß stellen sie sich hier so ungeschickt an, dass die jungen Leute geradezu traumwandlerisch dieselben Fehler wiederholen. Und das Fegefeuer und die Hölle nach dem Tod sind Erfindungen, um den Menschen Angst zu machen und um schließlich ein Geschäft daraus zu machen, indem sich Sünder (was auch immer mit dem Begriff "Sünder" gemeint ist) von den Bestrafungen frei kaufen können. Der Glaube daran ist also schon von daher völlig überflüssig, und dann macht erfahrungsgemäß die Angst vor einer Bestrafung in einem Leben nach dem Tod die Menschen ohnehin nicht besser. Wenn wir wollen, dass Menschen wirklich besser werden, dann sollten wir den Hauptgrundsatz einer guten Werbung in die Praxis umsetzen: "Nie negativ, sondern immer nur positiv!" Das heißt, dass wir nicht im Negativen herumwühlen oder auch die Gebote in unserem Glauben nur negativ sehen und sie daher abschaffen. Denn gerade die Gebote sind doch unverzichtbarer Bestandteil unseres christlichen Glaubens und sie dürfen auch nicht verwässert werden. Allerdings kann man sie so formulieren, dass sie attraktiv sind und dass das Halten dieser Gebote ein Indiz für besonders elitäre Menschen ist. (Beispiel: Ein Kollege erzählte mir einmal, wie er in einer Landschulheimwoche seine Schüler motiviert hatte, einen Berg zu besteigen, der sie einigen Schweiß kostete: Er hatte nicht bestimmt, welchen Berg sie besteigen sollten, sondern er hatte ihnen die Karten vorgelegt und sie den Berg wählen lassen, den sie wollten. Und sie hatten den "härtesten" gewählt und sie hielten die Bergtour auch durch!) Pädagogen können von daher so sehr von positiven Visonen erfüllt sein, so dass sie durchaus von den Geboten begeistert erzählen können, die ja die Grundbedingung für die Erfüllung solcher Visionen sind.

43. Was hältst du von der sexuellen Befreiung?

Es kommt darauf an, was man darunter versteht. Wenn darunter verstanden wird, für den Geschlechtsverkehr nach Lust und Laune unterschiedliche Partner zu haben, dann habe ich damit meine ganz großen Probleme. Denn ich halte ja die echte Monogamie für eine Art Naturgesetz. Natürlich kann man versuchen, sich über Naturgesetze hinwegzusetzen und sich von ihnen befreien. Doch ich finde, das ist beim Umgang mit der Sexualität dasselbe, wie wenn man sich vom Naturgesetz der Schwerkraft befreien will und sich etwa aus dem Fenster eines der oberen Stockwerke eines Hauses stürzt. Wenn man Glück hat, bricht man sich dabei nur einige Rippen, doch wenn man Pech hat, bricht man sich das Genick. Das war´s dann auch mit der Befreiung von den Naturgesetzen.

Etwas anderes ist es, wenn man sich von Einengungen und Verklemmtheiten befreit, die mit dem Geschlechtsverkehr nichts oder nicht unbedingt etwas zu tun haben und im Grunde nur kulturell bedingt sind. Solche Befreiung kann durchaus zu einer höheren Freude am Menschsein beitragen. Ich verweise hier auf die Radlerinnen anlässlich eines Nacktradeltages. Siehe https://basisreli.lima-city.de/radler/radlerinnen.htm .

44. Mir kommt es so vor, als ob du alle anderen für dumm hältst.

Nein, das, an was ich denke, hat mit Dummheit nichts zu tun. Ich denke jedoch, dass wir alle bisweilen manipuliert sind und es gar nicht merken. Wenn wir bedenken, an welche abstrusen Dinge Menschen früherer Zeiten bisweilen geglaubt haben, die dann auch ihr Leben beherrscht haben, wie sind wir uns so sicher, dass wir nicht auch an Dinge glauben, die im Grunde abstrus sind und die nicht auch unser Leben beherrschen? Ich denke, dass ich hier auf so ein "Glaubensproblem" gestoßen bin ...

45. Für mich war immer die Methodenlehre in Philosophie und Theologie wichtig, Theologen und Philsophen werden deinen Ansatz oberflächlich finden.

Wenn ein Mediziner nach den Ursachen einer Krankheit sucht, dann wird er auch nicht theologisch und philosophisch, sondern er geht kritisch-medizinwissenschaftlich vor. Und so ähnlich ist es hier: Es handelt sich weitestgehend um ein kriminologisches Problem - und also muss man hier ansetzen. Theologie und Philosophie sind da zweitrangig. Allenfalls ist es noch ein Problem der Werbung, also wie motiviere ich meine Mitmenschen richtig?

46. Du solltest dein Konzept mal Fachleuten in Sachen Sexualerziehung vorlegen, damit die das begutachten und eine Referenz erstellen können.

Genau das habe ich bei Theologen schon gemacht, ich habe auch angeboten, Rede und Antwort zu stehen, doch die rühren sich nicht. Und die "Fachleute in Sachen Sexualerziehung"? Erstens bin ich für die eine Konkurrenz, die ihre Konzepte eher entwertet, also mögen die mich sowieso nicht, und zweitens beruht deren Wissenschaft sowieso auf einem "naturalistischen Fehlschluss", die sind also für mich ohnehin nicht kompetent.
Und zudem: Ich möchte ja gar nicht, dass Eltern und Lehrer akzeptieren, was ich schreibe, weil die und die berühmte Persönlichkeit das gutgeheißen und empfohlen hat. Denn dann wären wir wieder bei irgendeiner Autoritätsgläubigkeit, und genau gegen die bin ich doch. Ich will Anregungen fürs Denken geben und Mut machen, sich an der Vernunft zu orientieren und eigene Wege zu gehen.

47. Du solltest mal einen Plan machen, wie du einen Unterricht strukturierst.

Ich denke, auch hier gilt, was ich im vorigen Punkt gesagt habe. Ich finde, jeder ist ja in einer anderen Situation, was das Alter der jungen Leute betrifft, welches Vorwissen und welchen Bildungsstand sie haben, aus welcher Gesellschaft sie kommen, welcher Religion sie angehören und nicht zuletzt auch, was für ein Typ der Pädagoge ist. Einen konkreten Unterricht muss schon jeder Pädagoge selbst strukturieren. Bei der heutigen Vorbildung in Sachen "Sexualkunde" könnte ein Ethik-  oder Religionslehrer etwa beginnen: "Was Ihr so alles in der Sexualkunde erfahren habt, ist heute nun mal Lehrplan. Eine Beziehung in hoher Liebe ist hier allerdings gar nicht vorgesehen. Wollt Ihr eure Beziehungen zum anderen Geschlecht wirklich so gestalten? Ich könnte euch also mal eine Alternative vorstellen."

Oder ein Religionsunterricht könnte beim Problem ansetzen, ob das alles so stimmt, was in der Kirche und in der Bibel über Jesus erzählt wird. Damit wären wir beim Problem Jesus - Paulus. Und wie man damals mit den Frauen umging, wie junge Frauen und Mädchen etwa damals erpresst wurden, wie Jesus sich dagegen engagierte, und wie das heute über die Manipulation läuft, so dass die Mädchen "es" auch noch selbst wollen.Siehe hierzu die Gedanken über die Manipulation unter Frage und Antwort 39. 

Notfalls (aber nicht nur aus Not!) empfehle ich auch den Einstieg über den Film "Kids", siehe Punkt 3 unter www.michael-preuschoff.de.

48. Ich sehe, wir kommen im Endeffekt doch nicht miteinander klar. Für mich ist die echte Monogamie nicht oberstes Ziel.

Ja ich denke, genau hier liegt das Problem. Ich sehe mich nun einmal als Anhänger des echten Jesus - und hier ist die echte Monogamie nun einmal die Basis des Umgangs der Geschlechter miteinander (oder auch das oberste Ziel). Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass unter "echter Monogamie" nicht ein "Monogamiegefängnis" verstanden wird, sondern eine Monogamie, die eine menschliche Erfüllung in der Einheit von Leib und Seele bringt. Und auf die ist mein Engagement ausgerichtet.

Ich denke, die echte Monogamie ist auch relativ leicht möglich, denn sie gehört zum Wesen des Menschen. Und wenn das Einfädeln monogamer Beziehungen nicht klappt, dann ist das weniger ein Problem der Psychologie und der Soziologie, sondern ein Problem der Kriminologie, das heißt, es gibt einflussreiche Kreise, die die Hinführung junger Menschen zu einer echten Monogamie gar nicht wollen und beginnend schon beim "Vorfeld jeglicher sachlicher Diskussion über eine praktikable Hinführung" alles abblocken oder sogar sabotieren.

49. Aber da sind doch auf alle Fälle noch die Barmherzigkeit Gottes und seine Vergebungsbereitschaft.

Erstens muss man dafür natürlich an Gott glauben und an seine Barmherzigkeit und an seine Vergebungbereitschaft und vor allem auch an ein Leben nach dem Tod, damit das Ganze überhaupt einen Sinn hat. Doch vor allem: Wenn eine Religion oder auch eine Kirche nicht alles tut, also auch nichts Sachdienliches, damit Menschen die vermeidbaren Fehler von vornherein gar nicht erst machen, dann ist doch das ein Indiz, dass es sich bei den Sprüchen von der Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft Gottes letztlich nur um ein Geschäftsmodell handelt. Diese Sprüche sind also nur leeres Geplapper.

50. Was denken Sie, war Jesus nun verheiratet oder nicht?

Dazu muss man zunächst einmal bedenken, dass er schon mit 33 Jahren gestorben ist – und 33 Jahre war für einen Mann, gerade damals im Orient, ein Alter, in dem er durchaus noch heiraten konnte. Wenn Jesus also mit 33 Jahren noch unverheiratet war, dann sagt das überhaupt nichts darüber aus, dass er nicht heiraten wollte.
Doch es gibt ein anderes Problem: Wie konnte ein Mann damals in Israel überhaupt Frauen kennen lernen, die dann auch noch für eine Heirat infrage kommen konnten? Mit welchen Frauen kam ein Mann so in Kontakt? Das waren doch in erster Linie Prostituierte oder die Ehefrauen von Freunden – und es ist nicht jedermanns Sache, eine Prostituierte zu heiraten oder einem Freund die Frau "auszuspannen". Und an die Mädchen, die zum Heiraten da waren, an die kam ein Mann damals doch nur über die Väter. Also auch hier: Es ist nicht jedermanns Sache, ein Mädchen zu heiraten, das einem nur über den Vater vermittelt wurde und das man gar nicht wirklich kannte. Die Einfädelung einer wirklichen Partnerschaft mit echter Liebe stellt man sich doch anders vor.

Und wenn ein Mann wie Jesus nun aus den Gesprächen mit Prostituierten erfuhr, wie man mit ihnen umgegangen war, so dass sie zu ihrem "Beruf" kamen, dass sie also zunächst dumm und unwissend gelassen wurden und dann zum Sex erpresst und missbraucht wurden, kann es da nicht sein, dass einem korrekten Mann, für den wir Jesus ja auf alle Fälle halten, die Lust auf die Sexualität, und also auch auf die Heirat, vergangen war – und er sich verpflichtet sah, erst einmal etwas zu machen, damit sich hier etwas ändert? (Ich habe einmal gehört, dass das Evangelium vom Sohn des Winzers, der schließlich doch in den Weinberg geht, weil etwas getan werden muss , obwohl er zunächst nicht wollte (Mt. 21, 28ff), autobiografisch von Jesus sein soll: Mit diesem Sohn meint Jesus also sich selbst – ja, das würde hier sehr gut passen.)

Ich halte es also durchaus für normal, wenn Jesus nicht verheiratet war – doch über eine grundsätzliche negative Einstellung Jesu gegen die Ehe sagt das überhaupt nichts – eher im Gegenteil.

51. Es fällt auf, dass Sie insbesondere die Mädchen ansprechen. Dabei sind doch die Jungen diejenigen, die die Mädchen nicht "in Ruhe" lassen. Sie sollten also mal lieber die Jungen ansprechen, dass sie endlich einmal wieder richtige Kavaliere sein sollen und die Würde und die Ehre der Mädchen anerkennen und also auch Triebverzicht üben sollten.

Angeregt von der Gedanken des bereits erwähnten spanischen Philosophen Ortega y Gasset bin auch ich einmal die mir bekannten "Fälle" durchgegangen, bei denen es um das "erste Mal" bei Mädchen ging, wer damit angefangen und wer nur eben so mitgemacht hatte. Und ich habe festgestellt, dass es in neun von zehn Fällen ganz eindeutig die Mädchen waren, die ihre Entjunfgerung endlich wollten – und sich dafür einen Jungen gesucht hatten. Es ist so, als ob sie die Jungfernschaft einfach nur leid hatten und "die Sache" hinter sich haben wollten. Der Grund hierfür ist wohl in den meisten Fällen der, dass ihnen eingeredet wurde (von Kameraden und oft sogar von den Müttern), dass "der Erste" sowieso nie oder nur sehr selten "der Richtige" und dass es daher fast schon egal ist, wer "der Erste" ist, Hauptsache ist, dass ein Mädchen endlich einmal "damit" anfängt. Daher also kümmere ich mich hier besonders um eine Alternative für die Mädchen, so dass nicht gleich immer "alles" passiert und dass sie also ihre Jungfernschaft zu schätzen lernen und für den Lebenspartner aufheben.

Dazu kommt noch ein Gedanke mit mathematischem Hintergrund: Wenn von 100 Jungen und Männern 95 "hoch moralisch" und anständig sind und die Würde und Ehre von Mädchen hoch schätzen und daher auch gerne Triebverzicht üben, weil sie an die echte Monogamie glauben und also auch meinen, dass Sex in die Ehe gehört, und fünf von ihnen hier jedoch keine "Grundsätze" haben (alle erreicht man ja sowieso nie!) und sich nehmen, "was sich bietet", weil es die Mädchen ja auch selbst so wollen, dann ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis diese fünf Prozent alle Mädchen "durch haben" und die "echte Monogamie" für alle "futsch" ist. Wenn es um die "echte Monogamie" geht, ist es also weitestgehend sinnlos, nur die Jungen anzusprechen, die sind es eh nicht, die damit anfangen, und die haben eh hier auch keinen wirklichen Einfluss. Doch wenn es gelingt, die Mädchen von dem Wert ihrer Würde und ihrer Ehre zu überzeugen und ihnen bewusst zu machen, wie sie durch die Gewährung von Sex oder auch durch unschuldige Nacktheit die Jungen negativ oder positiv prägen können, dann können sogar schon einzelne von ihnen sehr viel positiven Einfluss auf Männer ausüben und durchaus im positiven Sinn prägend wirken. Von daher kümmere ich mich also in erster Linie um die Mädchen!

Und jetzt noch etwas zu unserer aktuellen Situation mit den vielen Zuwanderern aus dem Vorderen Orient und aus Afrika: Es fällt ja auf, dass Mädchen sehr oft freiwillig mit ihnen "Kontakt aufnehmen", um was es sich auch immer dabei handelt, doch dass diese Zuwanderer die deutschen Mädchen (und die europäischen ganz allgemein) abschätzig als "Schlampen" einschätzen, benutzen und verachten. Kann es nicht sein, dass bei der derzeitigen Moralerziehung der jungen Menschen schlicht und einfach unsere deutschen Jungen benachteiligt und die ausländischen Jungen mit Migrationshintergrund bevorzugt sind? Denn die deutschen Jungen haben durchaus zumindest gewisse Vorstellungen von der Ehre und Würde der Mädchen und üben also auch Triebverzicht. Doch diese Vorstellungen haben die ausländischen Jungen nun einmal nicht – und kommen damit den Mädchen auf der Suche nach ihren "ersten Abenteuern" entgegen, die die natürlich dann von ihrer Kultur her so interpretieren, dass die deutschen Mädchen eh Schlampen und Prostituierte sind. Und das trifft dann auch die, die es nun wirklich nicht sein wollen.

Dagegen wären bei der von mir vorgeschlagenen Praxis "vorehelicher Sex – nein", doch "Freude am Körper bis hin zur Freude an der Sexualität ohne Eindringen – ja" unsere deutschen Jungen und Männer wieder im Vorteil! Und wenn ausländische Jungen hieran auch Gefallen fänden und mitmachten – warum nicht? Auf diese Weise könnte es zu einem fairen Wettstreit kommen – und nicht nur um unsere deutschen Mädchen, sondern auch um die orientalischen und afrikanischen. Denn es ist abzusehen, dass diese Mädchen recht bald hier auch auf den Geschmack einer schönen Sexualmoral kommen und mitmachen.

Und so ganz nebenbei würde es sich für die Jungen, die echte Kavaliere sein möchten, der Triebverzicht wieder lohnen. Denn sie hätten wieder Aussicht auf nette Partnerinnen mit einem hohen Ideal von Ehre und Würde. Im praktischen Umgang der jungen Leute miteinander könnte das dann darauf hinauslaufen, dass die Jungen und Mädchen viel offener miteinander umgehen können, weil sie wissen, dass sich alle an "feste Spielregeln" einer echten Monogamie halten. Denn nur bei "festen Spieregeln" hier ist möglich, was ich in einem Internetforum einmal auf die Frage einer 14-jährigen Fußballerin, ob sie nach den Spielen in einer Jungenmannschaft denn auch im selben Duschraum wie die Jungen "ohne" duschen könnte, empfohlen habe: Rede mal vorher mit den Jungen und dass du sie gerne als Beschützer bei deiner Einstellung zu einer hohen Moral sehen würdest, wenn du auch hier bei ihnen so offen und frei mitmachen könntest. Und ich denke, dass die Jungen dich auch hier sehr gern akzeptieren würden, weil sie dich dann wie eine volle Kameradin und vielleicht sogar wie eine nette Schwester sehen würden und dass sie ein solches Vertrauen zu ihnen, um das du sie ja bitten würdest, auch nicht enttäuschen würden. (Das hatte auch eine Mutter gelesen und daraufhin geschrieben, dass ihre Töchter zwar noch nicht in dem Alter sind, doch dass sie diesen Tipp sehr toll fände und versuchen würde, ihre Töcher in diesem Sinn zu erziehen. Ja, das fände ich sehr gut. Doch mit den Jungen müsste ja auch jemand reden, siehe hierzu die Gedanken über eine Pädagogik nach dem Jesuskonzept unter Frage und Antwort 54!)

52. Papperlapp, was Sie alles sagen: Wenn die jungen Menschen wieder an Gott glauben würden, dann brauchten Sie nicht in diesem ganzen unappetitlichen Schmutz herum zu wühlen. Denn dann würde auf eine sehr gepflegte Weise alles besser! So sollten Sie also lieber für den Glauben an Gott Werbung machen!

Das Problem ist, dass Gott irrational ist und immer irrational bleiben wird. Gott existiert vor allem einmal in unseren Vorstellungen. Und ich kann einfach nicht für etwas, das irrational ist und vor allem in den Vorstellungen exisiert, eine seriöse Werbung machen. Dagegen ist die echte Monogamie etwas sehr Reales – dafür lässt sich ganz anders Werbung machen! Und mit "unappetitlichem Schmutz" hat eine echte gute Ehe nun wirklich nichts zu tun.

53. Aber die Kirche  lehrt doch, dass alles, was mit Sexualität der jungen Menschen zu tun hat, Erziehungsaufgabe der Eltern ist.

Ach wie toll! Hier sieht man einmal wieder, wie weltfremd die Zuständigen in der Kirche sind oder sogar ausgesprochen böswillig. Denn sollten die wirklich nicht gemerkt haben, dass die Eltern diese Aufgabe gar nicht wahrnehmen können und auch nicht wollen? Das Resultat ist, dass sich dazu im Endeffekt niemand zuständig sieht und sich die jungen Menschen ihr Wissen aus den Publikationen eines kommerziellen Unternehmens holen ("Bravo") oder es auch im schulischen Sexualkundeunterricht erfahren. Und das alles entspricht nun gar nicht einer auf eine echte Monogamie ausgerichtete Sexualmoral, wie sie im Sinn unseres Glaubens ist. Und zudem: Was hätten einige junge Menschen davon, wenn sie perfekte Eltern hätten, die hier ihre Aufgabe im Sinn der Kirche wahrnähmen und ihre Kinder zu einer hohen Sexualmoral erziehen?  Denn sie leben ja nun einmal mit anderen jungen Menschen zusammen und werden sich gewiss auch unter ihnen ihre Partner aussuchen, die nicht solche perfekten Eltern hatten und die daher auch nicht zu dieser hohen Sexualmoral gelangt sind? Damit ist dann auch die hohe Sexualmoral derer hinfällig, die zunächst einmal sehr gutwillig sind. Daher sollte doch offensichtlich sein: Die Pädagogik einer hohen Sexualmoral ist – einmal ganz abgesehen davon, dass alle Eltern hier eher Amateure sind, und hierzu auch eine gewisse Professionalität gehört – eine Gemeinschaftsaufgabe! Und weil es um eine hohe Sexualmoral geht, käme doch vor allem dafür der kirchliche Unterricht infrage.

Sie werden nun sagen, dass ein kirchlicher Unterricht auch nicht alle erreicht und es hier also dann auch wieder dasselbe Problem gibt wie das des elternlichen "Unterrichts". 

Dazu lässt sich sagen, dass wir bei dem Problem, was "kirchlicher Unterricht" ist oder sein sollte, einfach zu sehr in einem "Paulus-Konzept" unseres Glaubens stecken und nicht in einem "Jesus-Konzept". Denn in einem Paulus-Konzept geht es tatsächlich in erster Linie um einen mehr oder weniger perfekten Kult, der dann auf das Leben ausstrahlen und es also beeinflussen soll (was aber nie so recht passiert), und mit einer Erziehung zu diesem Kult erreichen wir tatsächlich nur diejenigen unserer Glaubensgemeinschaft. Dagegen werden in einem "Jesus-Konzept" die Probleme – auch und gerade der Sexualmoral junger Menschen – konkret angepackt, ohne dass irgendein Glaube Voraussetzung ist – und das dürfte dann sehr wohl auch allgemein interessant sein und beispielhaft auf andere wirken, die nicht unseres Glaubens sind. Schließlich dürfe ein pädagogisches Konzept, in dem auch die Überwindung der Sexualscham eine große Rolle spielt, sehr publicitywirksam sein.

Natürlich ist es sinnvoll und auch notwendig, Eltern hier entsprechend zu informieren und zu beteiligen.

54. Und wie sollte bitteschön nun eine Sexualmoralpädagogik nach einem Jesuskonzept in der Praxis aussehen?

Den Unterschied zu dem heute üblichen Pauluskonzept habe ich in "Frage und Antwort 25" beschrieben. Die Basis einer konkreten Sexualmoral nach Jesus wäre dann nicht mehr eine Anordnung Gottes oder eine Scheinmoral der Scham, sondern eine Moral aus einem "Belohnungs-und-Prägungs-Konzepts" heraus (um es einmal so zu nennen) nach "Frage und Antwort 8". Das würde im kirchlichen Unterricht parallel zur schulischen Sexualerziehung laufen (eigentlich wäre das eher der Firmunterricht, doch da der schulische Unterricht schon früher ist, bietet sich der Kommunionunterricht an). Und wenn die jungen Leute den Sinn der Sexualmoral der echten Monogamie begriffen haben, dass es also um die Einheit von seelischer und körperlicher Liebe, oder auch um die Einheit von Leib und Seele geht, und ihr Leben auch danach ausrichten wollen, dann bietet sich durchaus eine Bitte zu Gott um einen Schutz an – und in diesem Sinn ist der frühchristliche Segensritus der Firmung bestens geeignet! Dem Text nach zu urteilen, könnte dieser Ritus durchaus auf einem Jesuskonzept beruhen, der dann später in das Pauluskonzept übernommen wurde, obwohl der Text in diesem Konzept nur sehr bedingt oder im Grunde auch gar nicht passt. Zum Ursprung dieses "confirmatio-Textes" siehe unter Hinweis 86 - in https://basisreli.lima-city.de/hinweise.htm. Hier also dieser Text:

Heiliger Geist (oder auch bestmögliche Intelligenz) komme über Euch und die Kraft des Allerhöchsten be­wahre Euch vor Sünden (al­so vor Fehlern in Euren menschlichen Beziehungen)!

Höchster ewiger Gott! Der Du diesen Deinen Kindern die Wie­dergeburt aus dem Wasser und aus heiligem Geist gewährt hast, Dich bit­ten wir:

Gieße auf sie Deinen siebenfältigen Geist aus:

  • Den Geist der Weisheit und des Verstandes. Dass ihr also das Gute vom Schlechten, das Vernünftige vom Dummen, das wirklich Morali­sche vom Scheinmoralischen, das Pro­blematische vom Unproblema­tischen unterschei­den könnt.

  • Den Geist der richtigen Entscheidung und des Durchhaltevermög­ens. Dass ihr die für Euch die passen­den Ent­scheidungen trefft, das Proble­matische nicht zu tun und das Unprob­lemati­sche zu tun, und diese auch durch­haltet.

  • Den Geist der Erkenntnis und der Demut. Dass Ihr er­kennt, welche Ideen und Ideologien gut und nützlich sind und Ihr also nicht falschen Ideen und Ideologien hin­terher lauft. Und dass Ihr Euch im­mer bewusst seid, dass Ihr nicht alles wisst und Ihr also auch nicht den komplet­ten Über­blick habt und dass Ihr schon von daher immer offen für sinnvolles Neues seid.

  • Den Geist der Furcht Gottes. Dass bei allem die Gebote Got­tes oder eben auch die Spielregeln des Paradieses un­ter allen Umstän­den für euch Gültigkeit haben.“

Und jetzt für jeden Gesegneten einzeln:

Ich bezeichne dich mit dem Zeichen des Kreuzes, also dem Zei­chen desjeni­gen, der sich bis zu und mit seinem Tod für die Ver­wirklichung der Liebe ein­gesetzt hat und dem du dich hiermit ver­pflichtet sehen solltest.“


Wird bei Bedarf ergänzt und fortgesetzt!
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