Via Regia oder auch der ökumenische Jakobsweg von Leipzig nach Eisenach Ende Oktober 2025


freyburg


Stadtansicht von Freyburg

Es war sozusagen nur ein „Schnupperpilgern“ per Klapprad (oft auch zu Fuß, weil die Weg zu steil waren) und man muss so einen Weg ja nicht komplett gehen – und wenn man nur einen Teil geht, verarbeitet man die Erlebnisse vielleicht auch besser! Bisweilen habe ich auch ein wenig gepfuscht und bin mit dem ÖPNV gefahren, vor allem auch, weil das Wetter so schlecht war und ich oft starken Gegenwind hatte.

Und da ich es bisweilen etwas schwierig war, auch alle Herbergen zu finden, möchte ich den Weg, den ich also unternommen habe, hier kurz beschreiben – mit den Herbergen, die ich fand. (Es gibt aber noch mehr!).

Ich bin also mit einem Deutschlandticket nach Leipzig gefahren, wo ich Unterkunft bei Freunden fand.

Die erste - entzückende – Herberge war neben der Rittergutskirche Kleinliebenau südlich von Schkeuditz – lassen Sie sich überraschen! Die Telefonnummer steht an der Tür. Nur: Essen mitbringen, in dem Ort gibt’s nichts.

In Merseburg war die Übernachtung auf Pritschen auf der Empore der Neumarktkirche – Schlüssel im Dompfarramt neben dem Dom. Es war die „pilgergemäßeste“ Übernachtung auf diesem Weg! Aber ich habe es überlebt! Natürlich muss man den Dom besuchen, doch auch das Museum ist besuchenswert. Dort blieb mir vor allem ein „Lebensraum“ im Gedächtnis, der fast genauso war, wie der „Lebensraum“ der Herberge in Kleinliebenau war.

Eine Pilgerin erzählte mir, dass das Schloss in Frankleben vor Braunsbedra (Tel. 015908323810) lohnenswert ist, ich habe das nicht gewusst und bin gleich weiter geradelt zum Pfarrhaus in Mücheln, Pfarrgasse 2 (Tel. 0152 23990220), man schläft im Gemeinderaum. Die Hospitalera ist sehr hilfsbereit und hat mir die Pfarrkirche gezeigt und es auch organisiert, dass ich die Kirche in St. Micheln besichtige konnte. Eindrucksvoll die große Bibel von 1684 auf dem Altar, die ich mal ohne Glas dazwischen betrachten konnte. Ich hatte Glück, dass zufällig der Glöckner in die Kirche kam, er etwas über die Uhr von 1888 erzählte, die immer noch einwandfrei funktioniert, weit 10 Jahren funktioniert der Aufzug elektrisch.

Sehr schön ist das Quartier dann in Freyburg in der Pension der Karrossieriewerkstatt Friedelak, Bahnhofstr. 4 (Tel 0344647080 – Anmeldung nur in der Arbeitszeit!). Freyburg ist eine hübsche kleine Stadt mit einer sehr schönen Kirche mit einem wunderschönen Marienaltar. Ich habe eine Führung bei der Winzergenossenschaft mitgemacht – lohnenswert. Lustig ist, dass bei der Winzergenossenschaft 60 verschiedene Rebsorten verarbeitet werden – von einem gar nicht großen Gebiet. Der Grund: Wohl 1986 war ein sehr strenger Winter , in dem 70 % der Rebstöcke erfroren sind – und da hat Honecker 1 Mio Mark locker gemacht und in Westdeutschland und auch Österreich alles zusammen gekauft, was er kriegen konnte. Und natürlich riss man die Webstöcke nach der Wende nicht mehr raus, sondern machte aus der Not eine Tugend. Lohnenswert ist auch die Besichtigung des Schlosses Neuenberg, einer Schwesterburg der Wartburg.

Von hier ist es auch nicht weit nach Nebra, wo die Himmelsscheibe gefunden wurde.

Nach Naumburg bin ich dann auf dem Radweg geradelt – mit der Personenfähre über die Saale unmittelbar neben der Mündung der Unstrut in die Saale.

In Naumburg Quartier dann im Haus der Kirche, Domplatz 8, Tel. 03445 201516 – Anmeldung nur während er Bürozeiten von 8 – 12 Uhr, eine richtige Pilgerherberge! Und wie in Merseburg ist der Eintritt in den Dom für Jakobspilger kostenlos, ansonsten 9.50 €. Im Raum vor dem Schatzkeller ist ein lohnenswertes Video - auch zum berühmten Naumberger Meister mit seinen realistischen Personendarstellungen (es ist nicht nur die Uta!).

Ich bin dann gleich weiter nach Eckartsberga gefahren/geradelt, dort Übernachtung im Pfarrhaus, Kirchberg 176 – die Pfarrerin handhabt die Gastfreundschaft sehr genial, aber voll o.k.! Tel. 03446720268. Sie war so beschäftigt, ich konnte nur wenig mit ihr reden. Vor dem Ort in Richtung Apolda/Auerstedt gibt’s einen großen Netto-Supermarkt. Ja, es ist das Auerstedt von der Doppelschlacht „Jena und Auerstedt“ gegen Napoleon 1806, die die Preußen katastrophal verloren haben.

Die nächste Herberge ist in Weimar in einem nach der Wende gegründeten, doch inzwischen wieder aufgelösten Karmel (Kloster) neben der Kirche St. Bonifatius in der Edith-Stein-Straße nördlich von Weimar in der Siedlung Schöndorf. Ich finde den Namen der Unterkunft leider nicht mehr, die Unterkunft dürfte aber noch aktuell sein.

Bei Erfurt (ca 2 oder 3 km dahinter) dann auf der Empore der Kirche St. Nikolaus in Schmira – sehr gut!

Und da in Eisenach alles voll war, fand ich Unterkunft bei der Familie Roschka in der Bernhard-von-Arnswaldstr. 11, Tel. 03691 743819, ganz lieb – superempfehlenswert! Ein wunderschöner Abschied von der Via Regia! Ich war dann am Reformationstag da – und um 10 Uhr war ein schöner Gottesdienst in der Georgenkirche mit der wunderbar aufgeführten Bach-Kantate BMV 147 und einer guten Predigt des Superintendenten Ralf-Peter Fuchs.

Das war also mein Schnupperpilgern in Mitteldeutschland!


Stube

Stube "einfacher Leute" im 19. Jahrhundert im Museum in Merseburg

www.michael-preuschoff.de