MONOTHEISMUS (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Mit MONOTHEISMUS (griech: Eingottglaube) wird eine Religion bezeichnet, in der nur ein einziger Gott anerkannt wird.  

Nach heutigen Erkenntnissen sind Monotheismus und Polytheismus (siehe Vielgötterei, Götzendienst) religionsgeschichtlich sehr viel enger verbunden, als man bisher wahrhaben wollte (Wörterbuch des Christentums, Gütersloh, Düsseldorf, München, 1988/1995, Stichwort "Monotheismus und Polytheismus"). So wurde auch im frühen Israel durchaus akzeptiert, dass andere Völker etwa andere Götter hatten. Auch kennen wir heute die Auffassung vieler Hindus (siehe Hinduismus), dass ihr Glaube mitnichten eine Vielgötterei sei, sondern dass sie auch an einen einzigen Gott glaubten, nur dass sich dieser Gott auf unterschiedlichste Weise offenbare und dass man ihm eben nun nicht vorschreiben könnte, wie er das nun mache. Der eigentliche Unterschied zwischen den anderen Göttern und dem Gott Israels ist wohl am ehesten die gegenüber den alten Vielgöttereien neue Ethik und Moral, wie sie für die Israeliten und damit auch für uns in den Zehn Geboten verbindlich wurden. Siehe hier auch Näheres zur Geschichte des jüdischen Monotheismus unter basistheologie. Allein der jüdische Monotheismus ist ja die Grundlage des christlichen Monotheismus oder sollte sie zumindest sein. Und ich kenne auch keine Religion, in der es Menschen gab, die wie im jüdischen Monotheismus immer wieder auf das Grundanliegen einer Ethik und Moral zurückkamen und sich gegen alle kultische und sonstige Verbrämung einsetzten.

Der eigentliche Monotheismus ist eine frühe Religionskritik der immer mehr zum Geschäft verkommenen götzendienerischen Religionen.

Menschheitsgeschichtlich sind Gottesvorstellungen wie in den Fruchtbarkeitskulten die ursprünglichere Religion mit dem Glauben an viele Götter. Da bei diesen  Religionen das irdische Glück der Menschen immer mehr zur Nebensache verkam, dagegen das Wohl vermeintlicher Götter immer wichtiger wurde (oder eben das der davon profitierenden Priesterkasten - siehe Priesterreligion), kamen vor etwa 3400 Jahren - möglicherweise zuerst bei Bewohnern in der arabischen Wüste oder auch im alten Ägypten (siehe unter Zehn Gebote und Exodus) - Zweifel an dem ganzen Götzenglauben auf. Und schließlich ging es auch um seine Beseitigung überhaupt.

Da der Glaube an höhere Mächte in der Vorstellungskraft der Menschen jedoch grundsätzlich verankert schien, wurden die Götzen - wie Sonne, Mond und Fruchtbarkeit - nicht einfach abgeschafft, weil das einfach zu viele Gedankensprünge für die damaligen Menschen bedeutet hätte, sondern in einer raffiniert konstruierten Schöpfungs-Geschichte ihrer Göttlichkeit entkleidet und zu Lampen degradiert, die dazu da waren, am Tag und in der Nacht am Himmel zu leuchten und die einem neuen einen Gott unterstellt wurden: "Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen Zeichen sein und zur Bestimmung von Festzeiten, von Tagen und Jahren dienen; sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, die über die Erde hin leuchten. So geschah es. Gott machte die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das kleinere, das über die Nacht herrscht, auch die Sterne..." (Genesis 1).

(Philipp Vandenberg schreibt hierzu in seiner Nofretete-Biografie, 1991/1999, Köln, S. 181 ff: "Nofretete und Amenophis (Anm.: IV) begegneten der Revolte, oder was auch immer es gewesen sein mag, mit einer Hetzjagd auf Priester, Götter, Gräber und Tempel. Unterstützt wurde das Königspaar dabei von der fanatischen Menge, die sich plötzlich in die Lage versetzt sah, Rache zu nehmen an einer Priesterkaste, die jahrhundertelang Angst und Schrecken im Volk verbreitet hatte usw.)

Und es ging nicht nur um das Geschäft, sondern auch die Zerstörung von Liebe und Leben förderten diese Religionskritik!

Dieser neue Gott brauchte nun weder Opfer und Riten und damit auch keine Priestergesellschaften, die üblicherweise den Dienst an den Göttern versahen, denn in der Weise wie die anderen angeblichen Götzen gab es eben diesen Gott ja nicht. Einziger Gottesdienst für diesen Gott wurde persönliches und vor allem gemeinschaftliches Gebet und die Abkehr von dem, was die heidnischen Priester im Namen ihrer angeblichen Götzen verlangten, also vor allem Abkehr von den Menschenopfern und strenge Monogamie. Ja, es ist sogar so, dass Monotheismus und Monogamie zusammengehören so wie die zwei Seiten einer Medaille oder einer Münze.

Dieses für den einen Gott erwünschte bessere menschliche Verhalten wurde in den Zehn Geboten zusammengefasst - etwa im 5.Gebot "du sollst nicht töten" und im 6. Gebot "du sollst die Ehe heilig halten". Um zu vermeiden, dass der Glaube an den einen Gott einen ähnlichen Verlauf nahm wie die Vielen-Götter-Religionen wurde in die Zehn Gebote ausdrücklich das Verbot aufgenommen, sich auch nur die leiseste konkrete Vorstellung von diesem einen Gott zu machen: "Du sollst dir kein Bildnis von Gott machen!" Damit fehlt dem Monotheismus im Grunde das typisch Religiöse, nämlich die Möglichkeit wie bei konkreten Göttern, in einen Kontakt mit dem Überirdischen zu treten. Ja, von der Zielsetzung her, die Menschen bewusster und menschlicher zu machen, ist er sogar dem Anliegen des Atheismus vergleichbar.

Leider konnten die guten menschlichen Ziele des Monotheismus in der Geschichte nicht immer eingehalten werden, allzu oft wurde unter dem Etikett des einen Gottes genau wieder der Götzendienst praktiziert, der eigentlich überwunden werden sollte (siehe Etikettenschwindel). Daher kam es immer wieder zu Erneuerungsbewegungen, die sich dann allerdings auch wieder verschlissen und oft genug zu eigenständigen Gruppierungen mit Rückfall in die alten Praktiken erstarrten.

Während der jüdische Glaube die ursprüngliche monotheistische Religion ist, ist der christliche Glaube als solche Erneuerungsbewegungen anzusehen:

Vor allem Jesus hat sich vor etwa zweitausend Jahren dafür eingesetzt, dass die Menschen wieder zu dem diesseitigen Glück gelangen, das auf dem treuen Befolgen der Zehn Gebote basiert. Leider war sein Einsatz von begrenzter Wirkung: Die Geschichte des Christentums ist voller Ereignisse, die einem Verhalten völlig widersprechen, wie es eigentlich im Monotheismus Realität sein soll. Vom Halten der Zehn Gebote als Maßstab kann nur zu oft auch hier keine Rede sein. Kreuzzüge und Hexenverfolgungen und -hinrichtungen widersprachen dem Verbot des Tötens, schwere und ausbeuterische Arbeit für die Kirche der Idee, dass Gott für den Menschen und nicht der Mensch für Gott da ist, und die Hinführung zu den Geboten zur Heiligkeit der Ehe geschah und geschieht immer noch so nachlässig, halbherzig und kontraproduktiv mit Tabus und Verboten, so dass es immer wieder für die meisten Menschen kaum möglich war und noch immer nicht ist, sich an sie zu halten. 

Im Grunde fehlen alle Indizien, dass auch der Islam eine monotheistische Religion ist. Dazu gehört nämlich mehr als das Bekenntnis zu einem einzigen Gott. Der kann ja auch ein umgetaufter Götze sein!

Ob der Islam, der im allgemeinen als monotheistische Religion gesehen wird, unter diesen Gesichtspunkten tatsächlich eine ist, ist fraglich. Das Gottesbild ist einfach ein völlig anderes. Und nicht zuletzt gibt es auch hier die für Vielgöttereien typischen Praktiken, wie die Hinrichtung von Menschen aus Glaubensgründen und die keinesfalls vorhandene positive Einstellung zur Frau als gleichwertige Gefährtin des Mannes. Und es scheint sich hier nicht nur um "Unfälle" zu handeln, sondern die negativen Begleiterscheinungen scheinen zum System zu gehören: Ein Argument dagegen wäre, dass es Erziehungskonzepte zu wirklicher Freiheit und Emanzipation der Frauen gibt, damit sie eine Einehe freiwillig und bewusst anstreben können. Im Christentum ist so etwas durchaus möglich (siehe diese Website!), doch im Islam ist mir so etwas nicht bekannt, auch nicht ansatzweise.

Die negativen Entwicklungen dürfen uns auf alle Fälle keinesfalls entmutigen, wieder für die Verwirklichung der Ziele des Monotheismus einzutreten. Wirkliche Monotheisten erkennt man nicht an ihrer Beteuerung, an nur einen Gott zu glauben, also an ihrem Glaubensbekenntnis (und wenn es noch so oft daher gesagt wird), sondern daran, wie ernst sie es mit dem eigentlichen Dienst an dem einen Gott, eben dem Halten der Zehn Gebote und der damit verbundenen Einstellung zu einem diesseitigen Paradies oder eben Reich Gottes in der Einheit von Leib und Seele aller Menschen nehmen.

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter English !