Fahrt mit einem alten Königsberger Professor, dem Vorsitzenden der Alterthumsgsellschaft Prussia-Königsberg, zu einem Vortrag über Ostpreußen und die Eröffnung einer Ausstellung über die ostpreußische Landwirtschaft nach Glödnitz (in der Nähe von Gurk und das ist wieder in der Nähe von Klagenfurt) in Kärnten im November 2006.

Na, ich bin ja Rentner, also habe ich Zeit...

Erstes Ziel war eine Tagung einer Königsberger Kulturgemeinschaft in Oberschleißheim bei München. Es gab einen interessanten Vortrag eines Archimandriten (ostkirchlicher Mönch) über die Verwandlung der Musik weg von sakraler Musik hin zu profaner Musik, und dann noch ein Vortrag des betagten, aber noch unheimlich lebendigen Professors Schmeidler über die Jakobi´sche Himmelsmechanik.

Ein Tagungsteilnehmer im Gespräch mit dem Archimandriten

Unsere Gastgeberin Frau Radtke mit dem Professor der Prussia.

Mit dem Archimandriten kam ich in eine Diskussion über die Zauberflöte, ich hänge ja der Auffassung nach, dass sie ein Weihespiel der Freimaurer und gegen die katholische Kirche und für die Aufklärung ist (die finstre Königin der Nacht steht für die katholische Kirche), er meint, dass es in der Oper um die Ablösung des Mannes weg von der Mutter (Königin der Nacht) hin zum Vater (Sarastro) geht... Und ich finde diese Deutung ein freudbeeinflusster Schmarrn... Aber gut war alles trotzdem!

Und dann ging es nach Kärnten, wo wir im vor 30 Jahren von dem Prof. und seiner Familie gekauften alten Kärntner Bauernhaus hoch oben in den Bergen wohnten. Er (Humanbiologe) war auch dort öfter mir Studenten, insgesamt mit 600.

Ein wirklich altes Bauernhaus - ohne Strom, ohne Bad, mit Plumsklo, immerhin gibt es normalerweise (also im Sommer) in der Küche fließendes Wasser

Das Badezimmer mit fließendem Wasser

Unverbaubarer Blick auf den Nachbarn

Der Professor vor seinem Haus

Auf der Hochfahrt am Berg auf einem besseren Feldweg das erste Problem: Wir kamen wegen einer Eisstelle nicht weiter, also Auto sichern und das Wichtigste auspacken und den Rest des Wegs nachts zu Fuß - ins natürlich dunkle und eiskalte Haus. Und da wir auch am nächsten Tag den Küchenherd nicht anfeuern konnten, es qualmte bloß, weil alles verrußt war, blieb´s erst mal kalt und wir stritten uns, wie man heizt... Doch schließlich kamen wir drauf, das Wohnzimmer zu heizen - und da es dort nur einen Kamin gab, kochte ich morgens das Tee- bzw. Kaffeewasser auf einem Feuerchen vor dem Haus, und ein paarmal machte ich da auch Rühreier und einmal Bratkartoffeln. Gewaschen habe ich mich in einem Bach in der Nähe, natürlich richtig, das bringt gute Laune! Klar!

Der Bürgermeister hat auch noch viele Tiere

Immerhin habe ich in den Tagen jede Menge Leute kennen gelernt, etwa den Bauern Seppl, von dessen Familie er das Haus gekauft hatte, den Bürgermeister von Glödnitz, der ihn zu dem Vortrag im Gemeindehaus eingeladen hatte und in dessen Amtsstuben ich die Computer für meinen e-Mail-Verkehr benutzen konnte, verschiedene Wirte bzw. Geschäftleute, bei denen wir einkehrten bzw. einkauften, und dann auch völlig neue Leute. Und immer wieder Gespräche über Preußen und die preußischen Tugenden und Werte und dass das Hauptziel der Engländer und Amerikaner war, Deutschland klein zu kriegen, koste es, was es wolle. Nicht zuletzt hätten die Engländer ja schon 1936 angefangen, Bomber zu bauen.

Natürlich war ich auch im herrlichen Dom von Gurk und in der Dorfkirche von Glödnitz, in dem es eine Statue des heiligen Donatus von Münstereifel hier in der Nähe meines Wohnorts gibt.

Für mich der Höhepunkt war ein Ausflug nach Klagenfurt in die Oper - es gab Don Giovanni. Und es war eine phantastische Aufführung! In der Oper dreht es sich um einen typischen "Don Juan" (oder eben "Don Giovanni"), der am Schluss von der Hölle verschluckt wird, weil er nicht einsichtig ist und seine Sünden nicht bereut. In Klagenfurt kommt der Komtur, das ist der Vater einer seiner Geliebten (hier allerdings eher "Fastgeliebten"),  den er am Anfang der Oper bei einem Zweikampf erdolcht hat (hier bei einer unglücklichen Schlägerei) und der jetzt als Grabstatue auf einem Friedhof steht, langsam noch vorne und zwei kleine Operationsschwestern binden ihm einen Chirurgenkittel um. Und dann wird er auf einen Operationswagen geworfen und festgeschnallt und es werden ihm die Hosen heruntergezogen und er wird kastriert...  Und dann wird er auf dem rollenden Operationstisch ganz nach hinten geschoben und in einer Art Krematorium mit echten (!) Flammen verbrannt... Es passt alles perfekt zu der wundervollen Musik von Mozart, fand ich wenigstens, der Prof. war etwas überfordert, er fand das vor allem mit der Kastration zu direkt und für einen Arzt eher beleidigend - aber er kannte die Oper ja auch gar nicht und so auch nicht die üblichen und auch schon mal wirklich abstrusen Möglichkeiten der Inszenierung! Ach ja, nach der Verbrennung ging der Vorhang runter und Beifall. Aber das fehlte doch noch der Schlussgesang? Und tatsächlich, als alles schon zuende schien, kamen die Sänger vor die Bühne und sangen den Schluss, wie es eben den Bösewichtern so ergeht...

Ach ja, und als in der Oper auf dem Friedhof der Tisch mit dem Essen hereingeschoben wurde, zu dem Don Giovanni den Komtur einlud, da lagen auf dem Tisch neben dem Essen auch noch zwei appetitliche fast nackte Mädels (nur mit Slip und Strapsen), die sich befummelten.... Das war doch was für uns beide alten Knacker! Doch ich hätte auch meine jungen Freundinnen mitgenommen! Ja, eine solche Inszenierung hätte ich mir gewünscht, als ich einmal mit Trinh, meiner vietnamesischen Gasttochter, und zwei anderen ostasiatischen jungen Leuten in Köln in Don Giovanni war - doch die Inszenierung damals war meiner Meinung nach eine totale Katastrophe. Unsere beiden Gäste gehen wohl nie wieder in eine Oper...

Also eine tolle Inszenierung in Klagenfurt! Was ich allerdings wissen möchte: Ist dieser Schluss eine Idee des Klagenfurter Regisseurs - oder ist der heute üblich?

Ansicht von Klagenfurt

Das Wahrzeichen von Klagenfurt, ein Drache. Man hatte vor fast 500 Jahren einen Wollnashornschädel ausgegraben und diesen als Lindwurmkopf interpretiert. Als man den wahren Sachverhalt vor 200 erkannte, hatte er schon als Modell gedient für den Brunnen auf dem Neuen Platz.

 

Hier geht´s nach Braunsberg

Und das ist Braunsberg in Kärnten

Ein Kärntner und ein ostpreußischer Braunsberger. Der Kärntner Braunsberger erzählte, dass er in seinem Leben wohl schon u. a. einen Tankwagen Bier getrunken hätte...

Der Bürgermeister von Grödnitz fand übrigens meine Website von Braunsberg in Ostpreußen ganz prima, dagegen erwähnte er die Basisreligion-Seite nur kurz, es stand ja alles auf meiner Visitenkarte.

Im Flur des bayrischen Gasthofs

Unser Prof mit dem Wirt

Auf der Heimfahrt machten wir noch Übernachtungsrast in einem Gasthaus zwischen München und Ingolstadt - und dann noch eine Fahrtunterbrechung in Nürnberg vor dem Germanischen Nationalmuseum, das ich mir ein paar Stunden ansah und nach ostpreußischen Objekten durchsuchte. Der Prof. ruhte sich währenddessen im Auto aus.

Die Bauarbeiten zum Kongreßzentrum auf dem Parteitaggelände in Nürnberg wurden im Krieg eingestellt

Bernsteinschrank aus Königsberg im Germanischen Nationalmuseum

Österliches Messgewand aus der Marienkirche in Danzig

Schreinmadonna aus Westpreußen um 1390 angeblich aus der Burgkapelle von Roggenhausen bei Graudenz

Und ein paar nackte Tatsachen fand ich auch noch:

Eine arische Schöne mit Schleifchen im Haar vom Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste Adolf Ziegler (1892-1959), dem so genannten "Maler des deutschen Schamhaars", aus der NS-Zeit, na ja... Wenn ich an die Arno-Breker-Recken aus dieser Zeit denke, die hier in der Nähe im das Schloss in Nörvenich herumstehen, die haben wenigstens noch Muskeln! Ein bekanntes Triptychon von Ziegler finden Sie HIER.

Die DDR-Kunst ist schon realistischer: Alltag zwischen Mann und Frau (?), leider habe ich den Maler nicht notiert.

Wenigstens die Kachelofenkacheln sind so richtig schön.

Und so geht die Jugend mit dem Alter um (mit der Peitsche)...

Ein großes modernes Bild

Nach 12 Tagen waren wir wieder zuhause.
 

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