Europa
und der Stier - Fresko aus Pompeji im
Antikenmuseum in Neapel
Immerhin gibt es zum Thema
"Abstammung Jesu" auch eine Lösung aus dem
jüdischen Kulturkreis! Der Engländer Marc
Gibbs mit Beziehungen zu den U.S.A. vertritt
in seinem Buch "Die Jungfrau und der
Priester" ("The Virgin and The Priest") die
Theorie, dass Zacharias, der Mann der
Cousine Elisabeth und der Vater von Johannes
(d.T.), auch der Vater von Jesus ist. Maria
hatte nämlich die Weissagung bekommen, dem
Erlöser Israels das Leben zu schenken. Und
als sie dann bei Elisabeth war, um ihr, die
schon hochbetagt war, bei der Geburt ihres
Kindes zu helfen, sah sie hier eine
göttliche Fügung und für sich selbst die
Chance, dass die Weissagung in Erfüllung
gehen könnte, wenn auch sie einen Sohn durch
den offensichtlich gottbegnadeten Priester
Zacharias bekommen würde. Als auch sie dann
schwanger wurde, sah Elisabeth
verständlicherweise in ihr eine Konkurrentin
um ihren Mann und "warf sie hinaus". So kam
es, dass Maria nicht mehr bis zur Geburt des
Johannes bei der Familie Zacharias/Elisabeth
blieb. Auf diese Weise sind Johannes (d.T.)
und Jesus Halbgeschwister – und Johannes ist
weniger Vorläufer Jesu, sondern eher
Konkurrent. Von daher ergeben sich dann in
der Glaubensgeschichte die unterschiedliche
Sichtweisen des Erlösers, einmal als "Sohn
Gottes" und einmal als "Prophet", die
Auswirkungen bis heute haben. Das Buch gibt
es auch auf Deutsch und ist sehr lesenswert!
Ich überlasse es dem Leser, welcher
Geburtsgeschichte Jesu er den Vorzug gibt,
der der Jungfrauengeburt wie im
außerjüdischen Kulturkreis oder der aus dem
jüdischen Kulturkreis mit dem Priester
Zacharias als Vater.
Und hier noch Deschner (S. 42 ff):
"Auch kamen die heidnischen
Heilande meist als Jungfrauensöhne zur Welt:
in Ägypten, Babylon, Indien, Persien und
Rom.
Schon im 3. Jahrtausend befruchtete
der ägyptische Sonnengott die jungfräuliche
Gattin des Königs. In Indien wurde Buddha
jungfräulich geboren. Engel verkündeten ihn
als Erlöser und verhießen seiner Mutter:
»Alle Freude komme ' über dich, Königin Maya
- jauchze und sei froh, denn dieses Kind,
das du geboren hast, ist heilig!« In Persien
verehrte man Zarathustra als Jungfrauensohn,
Hera brachte den Hephaistos jungfräulich zur
Welt, auch Platon hielt man für den Sohn
einer Jungfrau, und im Herakleskult galt die
Mutter des Gottes als Jungfrau und Mutter
zugleich.
Jungfrauengeburten waren in der
Antike so bekannt, daß die bedeutendsten
Kirchenväter Jesu jungfräuliche Geburt
geradezu durch ähnliche Mythen
propagierten.9 Heute ist dies, sagt der
Theologe Bousset, »so klar, daß es keinen
Zweck mehr hat, hier noch Parallelen zu
häufen und alle Legenden von wunderbar
geborenen Gottessöhnen herbeizutragen«.
Lange bevor die Kirche, erst 353,
den Geburtstag Christi auf den 25. Dezember
verlegte, wurde der Geburtstag des Mithras,
des unbesiegbaren Sonnengottes, an diesem
Tag begangen. Die liturgischen Formeln aber
der heidnischen Gläubigen beim Sonnwendfest
in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember
lauteten: »Die Jungfrau hat geboren, zu
nimmt das Licht.« »Der große König, der
Wohltäter Osiris, ist geboren.« Und aus den
Mysterienfeiern stammt auch der Ruf: »Euch
ist heute der Heiland geboren.« Bei Lukas
spricht der Engel: »Heute wurde euch der
Heiland geboren.«
Schon vor Jesus hat man andere Gottheiten,
Zeus, Hermes, Dionysos, in einem heiligen
Korb oder der Krippe in Windeln liegend
geschildert und dargestellt. Bereits Mithras
beteten bei seiner Geburt Hirten an, die ihm
die Erstlinge ihrer Herden und Früchte
brachten.14 Wie Maria den Jesusknaben
unterwegs gebar, so kamen auch andere
Jungfrauensöhne häufig auf der Flucht oder
einer Reise zur Welt. So das göttliche Kind
der Isis - die selber, beiläufig, lange vor
Maria als »liebreiche Mutter«,
»Himmelskönigin«, »Meereskönigin«,
»Gnadenspenderin«, »Retterin«,
»Unbefleckte«, »Sancta Regina« und »Mater
dolorosa« verehrt, auch schon mit blauem
sterngeschmücktem Mantel gezeigt wurde, mit
dem Gotteskind auf dem Arm oder an der
Brust, und die ihre Titel »Gottesmutter« und
»Gottesgebärerin« endgültig an die Mutter
Jesu 431 auf dem Konzil von Ephesus abtreten
mußte, das riesige Bestechungsgelder
mitentschieden, die der Patriarch von
Alexandrien, der hl. Kyrill, allen möglichen
Leuten zuschob, angefangen von hohen
Staatsbeamten über die Frau des
Prätorianerpräfekten bis zu einflußreichen
Eunuchen und Kammerzofen, wobei er, obwohl
selbst reich, noch über 100000 Goldstücke
leihen mußte und trotzdem nicht auskam. Wie
Herodes von den Magiern hört, daß eben ein
König geboren sei, worauf er dem Jesuskind
nachstellt, so erfuhr schon Hera, daß der
aus Zeus' Stamm geborene Herakles König
werde, worauf sie dem Kind nachstellt. Wie
Jesus aus Angst von den Eltern nach Ägypten
geführt und wieder zurückgebracht wird, so
wird Herakles aus Angst von seiner Mutter
ausgesetzt und wieder zurückgebracht. Und
wie später der greise Simeon das Jesuskind
in seine Arme nimmt und es das »Heil« nennt,
das »vor den Augen aller Völker bereitet«
wurde, »ein Licht zur Erleuchtung der
Heiden«, so nahm schon der greise Asita den
neugeborenen Buddha in seine Arme, weissagte
ihm entzückt den »Gipfel vollständiger
Erleuchtung« und pries ihn als »das Heil
vieler Menschen«, dessen Religion weit
ausgebreitet werde."