ZUERST EINMAL DAS PARADIES ERLEBEN

Einen Partner für die Seele - oder ex und hopp


(Fortsetzung der Einführungsseite)

DIESE BROSCHÜRE (bzw. dieses HEFT) ist nicht nur das Konzept einer sinnvollen Le­benspraxis für junge Menschen sondern auch ein Einstieg in eine eher ungewohnte, jedoch naheliegende und gerade heute aussichtsreiche Theologie.


Alle Eltern sind doch irgendwie in Sorge, dass ihre Sprösslinge bei der Wahl des (Liebes-)Partners nicht an die Falschen geraten. Offensicht­lich haben sie allerdings heute weitgehend aufgegeben und lassen al­les laufen, weil – so auch ihre eigene Erfahrung – man sowieso nichts machen kann. Junge Leute wollen sich ganz offensichtlich nun einmal „in diesen Dingen“ einfach nicht beeinflussen lassen.

Wirklich nicht? Vielleicht machen wir ja nur etwas falsch? Ich denke hier nicht an einzelne Eltern, denn die geben doch im Allgemeinen ihr Bestes, sondern vermutlich liegt das an unserer ganzen Kultur und da­mit an unserer kulturbedingten Pädagogik? So kompliziert ist doch ge­rade der junge Mensch gar nicht! Doch wir müssen uns bewusst sein, dass der Mensch nun einmal ein hochmoralisches und hochintellektu­elles Wesen ist. Und es gibt eben auch hier bestimmte Spielregeln, da­mit sich beide Eigenschaften auch entfalten können. Wenn wir diese Spielregeln nicht einhalten, die eigentlich ganz einfach sind, dann pas­siert eben irgendwann das, was eigentlich nicht passieren sollte.

So wie das jetzt läuft, haben die Sorgen der Eltern jedenfalls mit einer Moral der hohen Liebe und einer sinnvollen Partnerschaft im Allgemei­nen nicht viel zu tun – die sieht anders aus. Und darum geht es hier!


Das Konzept dieses Hefts ist vom Grundsatz einer guten Werbung inspiriert, der auch der Grundsatz einer guten Pädagogik sein sollte: „Nie negativ, im­mer nur positiv!“ Eltern sollten etwa ihre Töchter nicht mehr „gegen die böse Männerwelt“ erziehen, sondern ihren Töchtern nahebringen, wie schön das Paradies, also auch die Harmonie zwischen Mann und Frau, sein kann. Bei der Suche nach einem Partner werden sich die Töchter daran orientieren. Was sie in schöner Unschuld gerade mit ihrem Vater erlebt haben, dasselbe werden sie erst einmal auch mit einem Partner erleben wollen!

Dieses Heft ist vom Autor zum Kopieren und zu digitalen Veröffentlichungen mit Quellenangabe freigegeben.

STATT EINES VORWORTS EIN BRIEF

STATT EINES VORWORTS EIN BRIEF

Liebes Mädchen, lieber Junge, liebe Eltern, liebe Neugierige!

Ich darf mich zunächst kurz vorstellen: Ich bin ein pensionierter (Berufs­schul-)Religionslehrer. Motiviert zu meinem Beruf als Religionslehrer hat­ten mich die Aussagen von jungen Mädchen aus meinem Bekanntenkreis, dass ihre erste Liebe eine reine Katastrophe war – obwohl gerade die doch eigentlich hätte die schönste sein sollen. Es sei bisweilen so schrecklich gewesen, dass sie ihrem Freund weggelaufen seien. Aller­dings war bei manchen auch der Freund weggelaufen, nachdem er be­kommen hatte, was er wollte. Ihm war es offensichtlich nur darum gegan­gen war, Sex mit einer Jungfrau zu haben.

Mein Eindruck, dass gerade im Hinblick auf die erste Liebe von Mädchen einiges falsch läuft, wird durch Umfragen bestätigt: Für 24 % aller Frauen war der Verlust der Jungfräulichkeit an den falschen Partner ärgerlich, vorsichtig ausgedrückt. Auf Nachfragen bei anderen Frauen erfuhr ich zudem, dass so richtig glücklich über ihre frühere Entscheidung, mit der Liebe anzufangen, kaum eine von ihnen war. Es gibt also eine hohe Dun­kelziffer. Doch die meisten sagen nichts davon, um sich nicht zu blamie­ren. Zudem waren sie der Auffassung, dass schlechte Erfahrungen am Anfang nun einmal sein müssten, da müsse frau einfach durch.

Obwohl die 24 % nun eine sehr hohe Zahl mit einer sehr hohen Dunkelzif­fer ist und obwohl solche Enttäuschungen in der Jugend Frauen oft le­benslang verfolgen und auch weitgehend ihr Männerbild prägen, kümmert sich niemand wirklich sachlich um das Problem, wie frau es denn besser machen könnte. Eine Schülerin klagte einmal, dass sich für dieses Prob­lem niemand zuständig sieht. „Man“ überlässt hier nach wie vor alles dem Zufall. Oder ist es gar nicht erwünscht, dass junge Mädchen von vorn­herein einen besseren Durchblick haben und sich sinnvoller entscheiden? Diese Gleichgültigkeit betrifft auch die Religionen. Sie verkünden allenfalls untaugliche moralinsaure „Rezepte“, die doch nicht funktionieren, wenn's drauf ankommt. Es sieht alles danach aus, als ob für die Religionen nur wichtig ist, „hinterher“ die Vergebung eines Gottes zu vermitteln.

Also habe ich mich angesprochen gefühlt und nach einem sinnvollen Kon­zept gesucht. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass die Natur die Menschen so verkehrt und so blind erschaffen hat, dass gerade Mädchen in Fragen der Liebe erst einmal falsche Entscheidungen treffen müssen.

Und ich meine, ich bin bei meiner Suche fündig geworden – und ein sinn­volles Konzept, das auch bei Mädchen ankommt und das funktioniert, ist keinesfalls verklemmt und langweilig. Ganz im Gegenteil!

Unser Gott ist viel ausgeschlafener, als Ihr denkt! Überzeugt Euch selbst!

Februar 2014 Euer alter Religionslehrer Michael Preuschoff

PÄDAGOGISCHE EINFÜHRUNG in das Konzept „Zuerst einmal das Paradies erleben“ hier für junge Leute ab ca. 8 Jahren.

Vorbemerkung zur Frage der Kindgemäßheit

Auf die Idee mit der Kleidung des Paradieses, also der Nacktheit, die zum An­satz des Konzepts gehört, haben mich Kinder gebracht. In einer Kinderferien­freizeit in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts waren sie es, die mit dem Para­dieskostüm anfingen. Leider hatte ich damals auch zu denen ge­hört, die „so et­was“ mit abgewürgt hatten – als ob für Kinder das sexuelle Selbstbestimmungs­recht nicht gilt (zumal bei durchaus Unschuldigparadiesischem!). Doch damals ging das einfach nicht anders, die Zeit war viel zu prüde. Inzwischen sehe ich hier eine Chance, Kindern gegenüber nicht etwas grundsätzlich zu verteufeln, sondern ihnen das Problem der Ambivalenz nahezubringen, dass also etwas gut oder schlecht sein kann, je nachdem, wie man es gebraucht. Dabei muss dann natürlich weiter ausgeholt werden, vor allem Mädchen wollen Zusammenhänge wissen.

Dieser Eindruck vom Wissenwollen von Zusammenhängen hat sich für mich in einem Religionsunterricht mit Kindern ein paar Jahre nach dieser Kinder­freizeit mit anderen Kindern voll bestätigt, als ich mit einer ähnlichen Ge­schichte wie der der Oper Rigoletto auf das Thema kam. Es war, als ob ich ein Fass aufgemacht hätte – was die jungen Menschen, sowohl die Mädchen wie die Jungen, nicht al­les wissen wollten! Und es blieb nicht bei der einen Stunde, in der nächsten und übernächsten ging es weiter. Es gab ja so viel zu bereden! Mein Eindruck war, dass sich gerade die Mädchen freuten, einmal einen Erwachsenen gefunden zu haben, der eine Einstellung im Sinn ihres unschuldigen moralischen Empfindens hatte und mit dem sie reden konnten. Als ich Müttern erklären wollte, was ich machte, bekam ich nur zu hören: „Lassen Sie mal, ist schon gut, wie Sie das ma­chen!“ Offensichtlich hatten die Kinder also zu Hause von meinem Unterricht er­zählt. Hier in der Gruppe ging das alles viel einfacher und selbstverständlicher, was im Einzelgespräch Eltern/Kind eher nach Krampf aussehen und die Kinder abschrecken würde. Deshalb dann auch die positive Reaktion der Mütter.

Warum also nicht gleich richtig!

Da Geschichten bei jungen Leuten immer gut ankommen, schlage ich also vor, mit einer unserer berühmtesten Opern anzufangen: „Rigoletto“. So bekommen unsere jungen Leute gleichzeitig etwas von unserer Kultur mit. In der Oper „Rigo­letto“ geht es um die Sorge eines Vaters um seine von ihm innigst geliebte Toch­ter. Ich finde, dass man an dieser Geschichte das Thema sehr gut „aufrollen“ kann, sowohl für Mädchen wie für Jungen. Die Mädchen sind die eher Betroffe­nen, daher spreche ich sie an. Doch es geht auch um die Jungen, sie sind dabei in ihrem Beschützerinstinkt angesprochen, den sie erfahrungsgemäß auch gerne wahrnehmen, wenn sie nur frühzeitig gefordert werden.

Der Vorteil heute: Schon sehr junge Menschen wissen über das Biologische der „Vermehrung“ Bescheid, also auch über den Geschlechtsverkehr. Es fehlt nur noch zur Ergänzung ein geeignetes Moralkonzept. Und wie gesagt, nach meinen Erfahrungen wünschen sich die Kinder das ja auch!

Konkret zur Geschichte der Oper: Der Vater heißt Rigoletto. Ein Hofnarr, verkrüppelt. Die Tochter heißt Gilda und ist wunderschön. Rigolettos Frau, Gildas Mutter, ist verstorben. Die Handlung spielt am Fürstenhof des Herzogs von Man­tua in Norditalien, etwa vor dreihundert Jahren. Dieser Herzog ist ein Weiberheld, wie man so sagt, der seinen Charme und gewiss auch seine Macht ausnutzt, um mit den Frauen seiner Schlossbeamten und noch vielen anderen Frauen Sex (Geschlechtsverkehr) zu haben. Er benutzt die Frauen, verachtet sie und spielt ihnen zuerst Liebe oder auch nur Ehrerbietung vor. Die Frauen machen mit, viel­leicht auch, weil das Leben sonst für sie zu langweilig ist. Doch der Herzog amü­siert sich, wie dumm und naiv die Frauen sind, ihm seine Liebeslügen zu glauben und bei seinen Sexabenteuern mitzumachen. Die Männer dieser Frauen fühlen sich natürlich betrogen und sehen sich als die Ausgetricksten, zumal der Herzog auch über sie und ihre Wut, weil er ihre Frauen verführt, nur lacht und spottet. Doch was sollen sie sonst machen als gute Miene zum bösen Spiel, sie sind ja auch von ihm abhängig?

Auch der Hofnarr verspottet nun die anderen Schlossbeamten, weil sie sich von dem Herzog das alles gefallen lassen. Doch gleichzeitig hat er eine wahnsinnig große Sorge um seine Tochter Gilda, dass die sich auch einmal in den Herzog verliebt und sie in ihrer Liebe von ihm ausgenutzt wird. Und so verheimlicht er al­len anderen seine Tochter Gilda und versteckt sie vor ihnen. Nur sonntags darf sie – natürlich unerkannt – in die Kirche gehen, man ist ja fromm.

Und da begegnet sie einem netten Studenten, in den sie sich verliebt. Die­ser Student ist nun dieser Herzog – verkleidet, so erkennt also auch Gilda ihn nicht.

Die Oper endet sehr traurig, denn Gilda schenkt dem Herzog ihre Unschuld, sie ist bei der näheren Begegnung so überwältigt, dass sie mit ihm ihren ersten Sex hat. Doch er verachtet sie nur, nachdem er erreicht hat, was er wollte, und ver­gnügt sich bald darauf wieder mit anderen Frauen (hat also Sex mit ihnen) – und singt dann noch seine berühmte Arie „Oh wie so trügerisch sind Weiberher­zen ...!“ Dabei verdreht er die Wirklichkeit, denn eigentlich sind ja nicht die Frau­en so trügerisch, sondern er ist es – wenigstens erst einmal.

Als am Schluss der Oper Rigoletto den Herzog ermorden lassen will, stirbt Gilda statt sei­ner. Es ist nicht ganz klar, ob sie sich aus Liebe für ihn opfert oder ob sie nur noch den Tod will, weil ihre Unschuld und damit – wie sie meint – die Mög­lichkeit einer großen Liebe für sie sowieso für immer verloren ist und das Leben also kei­nen Sinn mehr hat. Alles sehr traurig.

(Anmerkung: Bei den Jungfrauen gibt es im Scheideneingang ein Jungfernhäut­chen, das beim ersten Sex zerstört wird „man“ kann also später erken­nen, ob ein Mädchen schon Sex hatte. Allerdings stimmt dieser „Beweis“ nicht immer. Der mögliche Schock nach einem solchen Erlebnis wird heute vielfach als Folge einer leibfeindlichen Erziehung angesehen. Dagegen wird der mög­liche Schock, den junge Menschen erfahren, wenn sie mit der Nacktheit kon­frontiert werden, als etwas angesehen, wovor junge Menschen geschützt wer­den müssen. In dem Konzept dieser Heftes ist die Sicht nun umgekehrt.)

Ich finde es jedenfalls toll, wie der Komponist (Guiseppe Verdi) der Oper eine hinreißende Musik über das Schicksal eines Mädchens geschrie­ben hat, er hält dieses Schicksal für sehr wichtig. Wir sollten mehr darüber nachden­ken.

Jetzt wieder zu uns heute!

Es ist also ein uraltes Problem, dass Väter (und Eltern überhaupt) um ihre Töch­ter Sorgen haben, dass ihnen auch „so etwas“ passieren könnte. Sie möchten nicht, dass die Töchter sich in so einen Hallodri verlieben, der sie doch nur belügt und betrügt und ausnutzt und für den der Sex nichts mit Liebe und Partnerschaft zu tun hat, sondern nur ein lustiges Spiel ist. Leider sind sehr viele Eltern bei ih­rer Sorge irgendwie so hilflos wie dieser Rigoletto und machen vieles falsch, so dass sehr oft gerade das passiert, was eigentlich vermieden werden sollte.

Natürlich sagen Eltern (und andere Erzieher) das nicht so, dass sie hilflos sind, sondern sie sagen, dass das normal und natürlich ist, wenn sich junge Leute erst einmal in den Falschen verlieben und mit ihm Sex haben. Da kann man ihrer Meinung nach einfach nichts dagegen tun, weil die jungen Menschen nun einmal keine Menschenkenntnis haben zu unterscheiden, welchem Mann es um wirkli­che Liebe und Partnerschaft geht und welchem es nur um die Sex geht. Deshalb erklärt man den jungen Leuten heute nur noch, wie sie Kondome und Verhü­tungsmittel gebrauchen sollen, damit sie nicht auch noch schwanger werden und/oder sich mit einer Geschlechtskrankheit anstecken. Offensichtlich halten die Erwachsenen hier nicht viel von der Intelligenz junger Menschen.

Ich sehe das allerdings völlig anders! Wo jemand etwas nicht vernünftig weiß, kann er sich auch nicht vernünftig verhalten.

So dumm und sexgierig sind die jungen Menschen doch gar nicht, dass sie grundsätzlich nicht die Sexabenteurer von den wirklich Liebenden unterschei­den können und wollen, wenigstens zunächst nicht.

Und jetzt wieder konkret zu den Mädchen!

Das Problem ist also: Was müssen Eltern ihren Töchtern beibringen, damit sie einen solchen Hallodri rechtzeitig durchschauen, dass am besten gar nicht erst eine Liebe zu einem solchen Mann aufkommt und dass sie also auch keinen Sex mit ihm haben, sondern nur mit dem Mann, bei dem eine schöne und ehrliche Liebe auf Gegenseitigkeit beruht und der auch ein guter Partner für sie ist, mit dem sie auch eine schöne Familie haben können.

Ich sehe hier eine geradezu kriminalistische Aufgabe für ein Mädchen! Wie kann es rechtzeitig die Wahrheit herausbekommen?

Wir müssen dazu auf alle Fälle zunächst einmal ganz genau hinsehen, was hier passiert, wie das passiert und warum das passiert.

Die Erfahrung ist jedenfalls, dass irgendwelche Moralpredigten und freundliche Ermahnun­gen an ein junges Mädchen überhaupt nichts helfen, schon gar nicht, wenn es erst einmal verliebt ist. Mädchen (und nicht nur die) haben dann sozu­sagen eine rosarote Brille auf und sind in ihrer Willensfreiheit einge­schränkt und wissen so­wieso alles besser – das ist nun einmal so bei sehr intensiven Gefüh­len. Doch auch schon vorher wollen junge Leute solch ein moralinsaures oder gar from­mes Gerede ein­fach nicht hören und schalten ab und tun uninteressiert, wenn ihre Eltern oder andere mit diesem Thema anfangen.

Also mussten die mir befreundeten Eltern, von denen ich jetzt rede und die mei­ne Ideen gut und sinnvoll fanden, bei ihrer Tochter eine andere Methode suchen. Nicht zuletzt würde sie, das war allen klar, nach ihrer Schulzeit ein­mal irgendwo allein studieren. Da würde sie alle möglichen Leute und auch Mitstudenten und andere Männer kennenlernen, und sie würde dann auch wohl kaum die Eltern fragen, wem sie trauen kann und wem nicht, und schon gar nicht, wenn sie ein­mal verliebt sein würde. Außerdem: Ob Eltern wirklich erkennen können, wer in Ordnung ist und wer nicht? Das Mädchen muss das schon alleine herausfinden. Aber wie???

Ich habe mir einmal die Männer angesehen und mich auch mit ihnen unterhal­ten, wie sie es schaffen, dass sich Mädchen in sie verlieben und dass die so blind sind und dann auch Sex mit ihnen haben – obwohl es den Männern gar nicht um wirkliche Liebe geht und sie die Mädchen im Grunde genauso ver­achten wie die­ser norditalienische Herzog die Frauen damals. Und ich habe natürlich auch Mädchen und Frauen gefragt, denen „so etwas“ passiert ist.


Hier ist wohl erst einmal ein Abstecher angebracht, und zwar in die „Theo­logie des Leibes“ von Papst Paul Johannes II. Es geht um die Nacktheit, und dieser Papst konnte sie auch theologisch einordnen: „Weil Gott ihn geschaffen hat, kann der menschliche Körper nackt und unbedeckt blei­ben und bewahrt unbe­rührt seinen Glanz und seine Schönheit...Sexueller Anstand kann also nicht ein­fach irgendwie identifiziert werden mit der Ver­wendung von Kleidung, noch Schamlosigkeit mit der Abwesenheit von Kleidung und totaler oder teilweiser Nacktheit. Es gibt Umstände, unter denen Nacktheit nicht unanständig ist... Nacktheit als solche darf nicht gleichgesetzt werden mit physischer Schamlosig­keit. Unanständigkeit ist nur gegeben, wenn Nacktheit eine negative Rolle in Hin­sicht auf den Wert einer Person spielt... Der menschliche Körper ist nicht an sich beschä­mend, noch sind es sinnliche Reaktionen aus dem selben Grund, und menschliche Sinnlichkeit im Allgemeinen. Schamlosigkeit (genau wie Scham und Anstand) ist eine Funktion des Inneren der Person."

Bei meinen Beobachtungen habe ich nun festgestellt, dass genau diese „blö­den Männer“ überhaupt kein Interesse an der Nacktheit einer schönen Un­schuld ha­ben, die auch etwas mit dem Paradies zu tun hat, weder an der der Mädchen noch an der eigenen. Eine unschuldige paradiesische Bekleidung, etwa an ei­nem schönen Strand, wäre für die der absolute Horror. So etwas können die ein­fach nicht. Sie haben auch tausend Ausreden, warum sie da nicht mitmachen wollen. Sie sagen etwa, dass das angeblich blöde oder sogar unmoralisch ist usw. Oder sie reden dumm herum, dass sie das schon könnten mit der paradiesi­schen Nacktheit, dass sie das aber nicht wollten. Hier sollte man doch hellhörig werden und merken, was hinter deren „Gründen“ steckt: Nichts als leere Ausre­den, sie können es eben letztlich doch nicht. Denn wenn ich an etwas wirklich Freude hat, dann ma­cht man das doch auch nur zu gerne. Das gilt doch erst recht für die Paradies­kleidung zusammen mit netten Menschen und erst recht mit jemandem, in den man verliebt ist – natürlich wenn und wo es passt.

Aha, wenn hier nicht eine Chance ist und gar die beste Gelegenheit ist, den An­satz des verstorbenen Papstes in die Wirklichkeit umzusetzen! Was ist der tollste Gedanke wert, wenn es nicht zu einer Praxis des Lebens kommt? Auch geht es hier nun wirklich um den „Wert einer Person“, den auch der Papst im Auge hat. Zudem: Wo ist der Sinn, jungen Menschen, und gerade auch Kindern, erst ein­mal einen falschen Weg zu zeigen, um später dann genau die entgegengesetzte Richtung als die richtige hinzustellen? Was wäre also, wenn gerade ein Mädchen gleich von Anfang an so erzogen wird, dass die Angst vor der Paradieskleidung gar nicht erst aufkommt, dass es selbst Spaß an dieser Natürlichkeit hat – und dass es seine neue Einstellung zur Nacktheit dann als Testmethode der hohen Liebe gegenüber Männern einsetzt? Nicht zuletzt ist eine solche Erziehung ja ge­nau das Natürliche – ist es nicht so, dass die Naturvölker in den heißen Ländern mit der Nacktheit zumindest früher einmal überhaupt keine Probleme hatten? Probleme bei denen kamen doch erst durch den Kontakt mit der westlichen Zivili­sation, in der es eben solche falsche Liebe mit der entsprechenden Heuchelei gibt. Daraufhin brauchten auch die Menschen der Naturvölker Kleidung, selbst wenn sie wegen der Wärme überhaupt nicht nötig wäre.

Jedenfalls ist das Paradieskleid an sich nichts Böses, böse ist nur, wenn man mit anderen ausnutzerisch und verachtend umgeht. Und das passiert eben gerade vor allem auch „mit textilener Bekleidung“!

Die Erziehung ihrer Tochter bei meinen Freunden war bisweilen sogar sehr schön und lustig, vor allem gab sie dieser Familie auch die Freiheit, viel mit­einander zu unternehmen. Denn wenn die Paradieskleidung kein Problem mehr ist, dann kann man auch miteinander zelten und dasselbe Zimmer benutzen – man kann also ein richtig schönes und lockeres Team sein. Ganz offensichtlich hatte die Tochter das auch begriffen, warum ihre Eltern das so mit ihr machten, schließlich hatten sie auch alle miteinander darüber geredet.

Ich habe allerdings die Erfahrung, dass diese Eltern eher die Ausnahme waren und immer noch sind. Denn leider sind die meisten Eltern doch diejenigen, die ihren Töchtern die Ängste mit den Brustwarzen von Kind an beibringen und auf alle Fälle nichts Sinnvolles gegen diese Ängste tun. Doch wenn die Töchter dann Sex selbst mit einem untauglichen Partner haben (was ja das eigentliche Prob­lem ist, was vermieden werden sollte), dann zucken sie nur mit den Schultern und ak­zeptieren das. Ist es wirklich so schwer, eine Erziehung von vornherein darauf auszurichten, was letztlich das Sinnvollere und Unproblematischere ist?

Die Idee des vorgestellten Konzepts ist ja schließlich auch, dass eine Tochter das, was sie an Schönem und Unschuldigem gerade mit ihrem Vater und auch mit anderen erlebt hat, erst einmal mit einem Jungen oder Mann erleben möchte, wenn sie sich irgendwann einmal verliebt. Und dabei wird sie feststel­len, dass manche Jungen und Männer nicht reden können oder wollen und auch nicht nur nicht mitmachen wollen, sondern sich auch noch darüber lustig machen. Doch andere werden das ganz toll finden. Ich halte ein Mädchen für so klug, dass es dabei die Jungen und Männer schon richtig einschätzen wird, je nachdem, ob und wie die darüber vernünftig reden können, und dass es eine ungeeignete Beziehung rechtzeitig abbrechen kann. Nicht zuletzt haben ja auch die Jungen, die in Ordnung sind, den Wunsch, eine gute Part­nerin zu finden, und sind für Ideen, wie das funktionieren könnte, offen.

Natürlich muss ein Mädchen oder eine junge Frau, die mit dem unschuldigen Pa­radieskleid keine Probleme hat, bedenken, dass nicht alle, die in diesem „Kleid“ sein können, auch automatisch gut sind, und dass durchaus nicht alle Jungen und Männer, die hier Probleme haben, böswillig und heuchlerisch sind. Denn es kann ja auch sein, dass sie einfach alles nur falsch verstehen, weil vorher nie jemand mit ihnen über dieses Thema vernünftig geredet hatte. Und dass sie deshalb auch nicht so frei und offen sein können. Hier gibt es nun immerhin Gesprächsthemen!

Und genauso, wie ich es gesagt habe, ist es schließlich mit dem Mädchen pas­siert! Nein, nicht genauso, sondern noch viel besser. Irgendwie muss die Tochter meiner Freunde irgendetwas ausgestrahlt haben, dass die blöden Jungs sie gar nicht erst angebaggert haben. Denn es ist ja auch gar nicht so, dass alle Jungen und Männer nur schlecht sind und immer nur das eine (also den Sex) wollen. Nein, wenn sie ein offenes und nettes Mädchen mit einer vernünftigen Einstel­lung treffen, dann verachten sie das auch nicht und wollen auch gar keinen Sex von ihm – oder schreiben schöne Liebesbriefe und wollen es heiraten. Irgend­wann nun fand sich ein junger Mann, mit dem die Tochter meiner Freunde über die Ideen sprechen konnte und wollte, und der fand die auch ganz toll. Er hat sie darin auch noch in ihrer Einstellung unterstützt – und beide hatten wohl eine schöne paradiesische Zeit – vor ihrer Ehe. Inzwischen sind sie seit sieben Jah­ren verheiratet und haben eine liebe Tochter – und alles ist in bester Ordnung, natürlich soweit ich es erkennen kann.

Ob junge Leute jetzt das Anliegen im Hinblick auf die Nacktheit besser verste­hen? Die jungen Leute sollen erst einmal so etwas unschuldiges Paradiesi­sches erleben und sich natürlich auch bewusst sein, welchen tieferen Sinn das Ganze hat. Der Rest wird sich dann schon von alleine ergeben.

Doch das steht dann alles auf den weiteren Seiten dieses Hefts.

Dazu mein Vorschlag: Ob die Kinder vielleicht auch mal einen Selbstversuch ma­chen, um zu sehen, was passiert und wie sie sich dabei fühlen? Man könnte sie in einem Unterricht ermuntern, mal ihren Papa und ihre Mama zu fragen, ob die mit ihnen im Sommer an einen entsprechenden Strand oder See fahren können, damit sie eine Erfahrung mit der Paradieskleidung in der Natur sammeln kön­nen? Natürlich müssen sie sich mit ihren Geschwistern absprechen und ihnen erzählen, warum sie das wollen. Ich wette, sie finden das alles dann nur lustig und schön. Sie werden sich fragen: Woher kommt es, dass gerade Kinder nor­malerweise mit der Körperlichkeit derartige Probleme haben? Wer hat ein Inter­esse, dass diese Probleme bestehen? Warum versucht kaum jemand, das sinn­voll richtigzustellen? Wie kommt es, dass Kinder über das alles, was doch ei­gentlich sehr natürlich ist, schließlich oft noch nicht einmal reden können und wollen? Auch hier ist also kriminalistisches Gespür gefragt. Und ich meine auch, das alles hängt mit einem ganz großen Kriminalfall zusammen, dem wir hier auf der Spur sind!

Kinder sind doch im Allgemeinen an Kriminalgeschichten sehr interessiert, ob sich hier nicht gute Gespräche ergeben könnten?


UND JETZT wieder an die jungen Damen und Herren

Der erste Sex, oft mit Liebe verwechselt, beginnt leider viel zu oft mit einem traumatischen Erlebnis.

Im Fernsehfilm zu Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“ wird eine Szene gezeigt, in der der jugendliche Hauptdarsteller, der sich wegen seines regimekritischen Verhaltens in einer Strafkompanie befin­det, Besuch von einer Klassenkameradin bekommt, die ihm mit ihrem Be­such ihre Sympathie zeigen will, ja die vielleicht sogar in ihn verliebt ist. Er gefällt ihr einfach wegen seines mutigen Auftretens, und sie möchte ihn darin bestärken. Auf einem Spaziergang kommen sich die beiden nun nä­her – und schließlich kommt es in der frischen Natur zu spontanem Ge­schlechtsverkehr, wie es aussieht für beide der erste. Beide sind anschlie­ßend darüber bestürzt – passiert und vorbei! Und offensichtlich kommen sie auch nicht mehr zusammen, jeder ist wieder oder jetzt erst recht allein.

Diese Begebenheit ist gewiss nicht weit hergeholt, leider ist so etwas in dieser Richtung allzu oft Wirklichkeit – man muss nur einmal genauer hin­hören! Eine Studentin erzählte mir einmal von ihrem „ersten Erlebnis“ – sie hatte es sich sogar ausdrücklich gewünscht –, dass es nur schrecklich war und dass sie ihrem Freund danach weggelaufen ist und nie wieder etwas mit ihm zu tun haben wollte. Eine andere wollte eigentlich nur von zu Hause weg und suchte sich einen Freund, zu dem sie ziehen konnte. Auch hier war die Sexualität so ernüchternd, dass sie schließlich immer neue Ausreden fand, warum es ihr gerade nicht passte, mal waren es ihre „Tage“, mal ihre Kopfschmerzen, mal ihr Arbeitsstress. Eine Schülerin fand meine Website im Internet, weil sie einmal nach etwas Brauchbarem zum Thema „erster Sex“ suchte. Denn zwei ihrer Freundinnen hatten Sex, und für die eine war das so schrecklich, dass sie dem Jungen weglief, und bei der anderen war es dem Jungen wohl nur um das Abenteuer gegan­gen, ein Mädchen zu entjungfern, er lief danach dem Mädchen weg. Über Derartiges hatte sie bisher nie etwas wirklich Sachliches gehört, auch nicht in ihrem Sexualkundeunterricht.

Ich könnte hier noch weitere solcher Geschichten erzählen, die ich mitbe­kommen habe und die mir alle sehr nahe gehen, zumal es sich immer um sehr nette und hübsche und auch sehr intelligente Mädchen handelte – soweit ich das erkennen konnte.

Natürlich habe ich – wenn dies möglich war – gefragt, wie sie zu einem solchen Tun kamen, wieso sie vorher so blind und denkblockiert sein konnten. Und ich bekam alle möglichen Gründe zu hören, die irgendwie zu keinem gemeinsamen Nenner passten. Die eine war so sehr verliebt, dass sie meinte, dass das die große und ewige Liebe sei, die andere war überhaupt nicht verliebt und wollte einfach nur von zu Hause weg. Eine wollte durch den sogenannten Liebesbeweis ihren Freund halten, eine an­dere ihre Jungfräulichkeit einfach so verschenken. Und wieder eine ande­re wollte endlich frei und selbstbestimmt sein, eine andere fühlte sich ein­fach nicht als vollwertige junge Frau, weil alle ihre Kameradinnen den ers­ten Geschlechtsverkehr angeblich schon hinter sich hatten und sie als Einzige noch nicht. Auch hörte ich als Grund, dass das „erste Mal“ eigent­lich immer eine Katastrophe sei und dass es daher besser sei, den „An­fang“ mit einem anderen als dem eigenen Mann zu beginnen, damit das Leben mit ihm dann unbelastet von so einem schrecklichen Erlebnis sei. Eine Variante davon war, dass bei einem Mädchen die Ehe der Eltern nur beschissen sei, und das käme seiner Meinung nach davon, weil die Eltern es nicht vorher miteinander probiert hätten (die Mutter hatte immer beteu­ert, dass da nichts war). Als es bei dem Mädchen dann passiert war, um es anders zu machen als die Mutter, und das gar nicht gut gelaufen war, bekam es heraus, dass die Mutter gelogen hatte, sie hatte sehr wohl eine enttäuschende intime Beziehung mit einem anderen Mann vor der Ehe – daher also deren Leibfeindlichkeit! Der Grund für diesen Sex war übrigens ungefähr derselbe wie der so mancher anderer Mädchen: Zumindest am Anfang mal mit einem Mann rasanten Sex zu haben – vor einem Leben in Langeweile. Da kann ich nur sagen: Der arme spätere Mann bei einer sol­chen Einstellung! Ich wäre mir jedenfalls für eine Frau mit einer solchen Einstellung zu schade. Eher verständlich, finde ich wenigstens, war hier der Grund einer heute alten Dame, die den Krieg als junges Mädchen er­lebt hatte: Sie wollte einfach nur den ersten Sex mit einem Mann ihrer Wahl haben, bevor sie von einem Russen vergewaltigt würde, was damals durchaus geschehen konnte.

Für alle Frauen, die mir von ihrem ersten Erlebnis erzählten, war die Treue eigentlich ein hoher Wert. Ihr erstes Abenteuer mit einem anderen Mann begründeten sie dann auch damit, dass sie schließlich vorher wis­sen müssten, wer der Richtige sei, dem sie treu sein könnten. Dass man aus einem solchen Erlebnis oder einigen derartiger Erlebnisse allerdings schließen könnte, dass der Grund der Treue weniger die Liebe zu dem einen, sondern vielmehr die Enttäuschung mit den anderen ist, darauf kamen sie nicht. Vielleicht fiel ihnen das mit der Treue ja auch nur ein, um einen Mann unter moralischen Druck zu setzen? Glücklich oder gar strah­lend-glücklich war jedenfalls keine der Frauen, die mir davon erzählten.

Es war auch – zumindest anfangs – nie oder kaum eigener sexueller Drang, erfuhr ich auf meine Nachfrage.

Jedenfalls kam ich so nicht weiter, Gründe zu finden, um meine Schülerin­nen zu überzeugen, dass sie sich besser an die Spielregeln der voreheli­chen Enthaltsamkeit hielten, damit sie zu schönerer Liebe kämen, die auch unsere christliche Religion vertritt oder zumindest vertreten sollte.

Also habe ich nach einem anderen Ansatz gesucht!

Natürlich müsste das dann ein Ansatz sein, bei dem niemandem etwas Böses unterstellt und bei dem auch keinem Gutwilligen geschadet würde.

Ja, gab es nun wirklich keinen gemeinsamen Nenner all derer, die mit dem Geschlechtsverkehr angefangen hatten, und wo das schiefgegangen war? Irgendetwas musste doch sein! Bei meiner Suche fand ich nun tat­sächlich etwas heraus: Die Mädchen, mit denen ich sprach, hatten alle­samt keine wirkliche Freude am eigenen Körper – so wie er ist! Sie hatten etwa eine panische Scheu vor dem Kleid des Paradieses, also käme so etwas für sie selbst an einem schönen Strand und zusammen mit Men­schen, die ihnen garantiert nicht zu nahe treten würden, nicht infrage. Denn Nacktheit sei doch pervers und ekelhaft und etwas gegen die Intim­sphäre und doch nur eine Aufgeilerei für Spanner oder Glotzer. Oh wie schrecklich und sündig sei dies! Dabei wäre die Paradieskleidung sehr oft doch einfach bequem, praktisch und logisch, und es passiert doch dabei gar nichts, wenn man das nur sinnvoll anstellt, denn sowohl das Angese­henwerden als auch der Anblick eines anderen tun doch keinem weh.

Lag hier also der Grund für eine fehlende Lockerheit im Umgang mit der Sexualität, also für eine gewisse Verkrampftheit, die die jungen Damen dann bewusst oder unbewusst mit dem Geschlechtsverkehr zu überwin­den hofften?

Ja, wie kommt das mit dieser fehlenden Lockerheit?

Ein Gesprächspartner gab mir einmal den Tipp, dass ich keine Chance hätte, mit meinem sachlichen Ansatz „anzukommen“. Er begründete das damit, dass die meisten Frauen im Hinblick auf die Sexualität traumatisiert sind. Sie können sich einfach nicht fallen lassen (das ist jetzt wieder mein Wort), sie können die Sexualität nicht frei und in vollen Zügen genießen. Und das liegt an schlechten Erfahrungen mit der Sexualität (mit wem auch immer), die übrigens von den Müttern an die Töchter weiter gegeben wer­den. Bei Kriegsende wurden in Deutschland 1,9 Millionen Frauen von den Siegern vergewaltigt, und dieselben Frauen waren es durchaus auch, die Trümmer weggeräumt und Deutschland wieder aufgebaut haben. Woran merkt man nun die schreckliche Vergangenheit dieser Frauen? An ihrer Arbeit wohl nicht, die ist in Ordnung. Man merkt es schlicht und einfach daran, dass sie nicht reden können und auch nicht reden wollen über das, was sie erlebt haben, und allenfalls ihre Töchter vor den Männern warnen oder so ähnlich... Und man fragt sich nun, was mit all denen Frauen ist, die sonst noch nicht reden und nicht offen sein können und wollen? Ha­ben die vielleicht einen ähnlichen Hintergrund?

Wenn ich nun an eine Frau denke, eine absolut seriöse Familienmutter, die mir – auf meine Frage hin – ihre Freude an der Paradieskleidung an ei­nem schönen Strand mit „die hat etwas mit dem Menschsein und mit der Natürlichkeit zu tun“ begründet hatte, dann hieße das ja, dass alle die, die mit der Nacktheit grundsätzlich ihre Probleme haben, schlicht und einfach keinen Spaß am Menschsein und an der Natürlichkeit haben.

Hallo, wenn sich hier nicht ein Ansatz auftut, etwas zu än­dern! Hier könnte man doch etwas ändern – frei von sinn­losen Ängsten vor der Sexualität, die, wenn es drauf an­kommt, doch nicht weiterhelfen!

Es geht nun nicht darum, dass wir pausenlos in der Paradieskleidung he­rumlaufen sollen, wir laufen ja auch jetzt nicht pausenlos in Bikini und Ba­dehose herum. Doch fragen Sie einmal gerade Mädchen zu diesem The­ma. Sie werden sich wundern, wie das mit der Verkrampftheit offensichtl­ich stimmt. Von Sachlichkeit und natürlichem Verhältnis zum Körper ist jedenfalls keine Spur, denn die Paradieskleidung ist für wohl die meisten Mädchen tatsächlich nur „ekelhaft und sogar pervers und ein Das-mach´-ich-Nie“ – gesund klingt deren Einstellung jedenfalls nicht. Demgegenüber wird das wirklich Problematische, nämlich der unverbindliche Ge­schlechtsverkehr, als etwas Normales und Natürliches gesehen, das nun einmal durchaus auch „auf Probe“ (oder wie man das heute sonst noch nennt) sein kann oder sogar sein muss. Schließlich unterstützen die Er­wachsenen ja auch diese Sicht, entweder indem sie diese ausdrücklich befürworten oder weil sie keine schlüssigen Argumente dagegen finden. Und so haben dieselben Mädchen, die so vehement gegen die Paradies­kleidung sind, dann ganz offensichtlich keine Probleme damit, solche nun wirklich „problematischen Sachen“ anzufangen, die oft genug wirklich weh tun, sowohl körperlich wie seelisch!

Es ist gewiss verständlich und auch durchaus sinnvoll, wenn junge Men­schen irgendwann die Sexualität mit einem Partner entdecken und erpro­ben möchten und etwas anfangen, schließlich möchte man ja viele Jahre oder sogar „ewig“ mit diesem Partner zusammen sein. Doch die Frage stellt sich, ob das ausgerechnet der Geschlechtsverkehr sein muss. Denn dieser Verkehr eignet sich vielleicht doch nicht so gut als „Probiermaßnah­me“. Das „Eindringen“ kann durchaus ein aggressiver und verletzender Akt gegen die Frau oder das Mädchen und eine Grenzüberschreitung sein, die nicht mehr rückgängig zu machen ist und von der dann immer et­was Unangenehmes hängen bleibt. Und so eine heikle und ambivalente (also doppelwertige) Sache sollte doch eigentlich erst dann stattfinden, wenn die Beziehung wirklich klar ist, wenn sich also ein ausgewogenes gegenseitiges Nehmen und Geben abzeichnet.

Natürlich reicht nicht eine positive Einstellung zur Paradieskleidung, da gehört noch mehr dazu! Einfach nur etwas weglassen, das bringt nichts.

Bei der Suche nach weiteren Zusammenhängen stieß ich noch auf etwas: Die jungen Damen, mit denen ich sprach, meinten zwar immer, alles von der Sexualität zu wissen, doch wussten sie gerade das nicht, was am wichtigsten für sie als Mädchen ist, wenn es um die Sexualität geht: Sie hatten einfach keine Ahnung von Bedeutung, Funktion und vor allem von der seelischen Dimension des Orgasmus.

Das Problem ist hier allerdings, dass wir in unseren Zivilisationen die Fä­higkeit verloren haben, insbesondere gegenüber Mädchen, die noch keine Erfahrungen haben, klar und deutlich zu reden, was Sache ist. Doch gera­de die sollten es doch wissen: Hier wäre nämlich – wenn schon – das Pro­bieren eher angebracht! Denn es nun einmal so, dass der Orgasmus mit dem einen klappt und mit dem anderen nicht – und zwar sehr oft sogar le­benslang. Zweidrittel aller Frauen in Deutschland haben nie einen Orgas­mus. Dagegen braucht frau das Eindringen nun wirklich nicht zu erproben, weil im Prinzip doch jeder Penis in jede Scheide passt, egal wie lang und wie dick „er“ ist. Vor allem ist der Orgasmus auch das Besondere und das Einmalige der menschlichen Sexualität und des Menschseins überhaupt, es wäre also schon gut, hier nichts zu verpassen.

Das geht doch gar nicht: Es ist doch längst erwiesen, dass junge Mädchen noch gar keinen solchen Orgasmus erle­ben können, Frauen können ihn erst ab einem bestimmten Alter erleben – etwa ab Mitte Zwanzig.

Na dann schauen wir uns doch einmal an, wie es zu dieser Auffassung kommt, wie das also üblicherweise mit dem ersten Sex bei Mädchen und Frauen so ist – und warum die den Orgasmus nicht erleben.

Früher war das doch so, dass Frauen sehr oft gar nicht wussten, um was es ging, wenn sie heirateten. Das Ideal war doch, dass Mädchen mög­lichst ahnungslos in die Ehe gehen sollten. Denn schon das Wissen um dem Geschlechtsverkehr galt als unmoralisch, weil es insbesondere Mäd­chen angeblich dazu verführt, auch auszuprobieren, was sie da wissen. Und heute wissen nun schon sehr junge Mädchen, um was es sich dreht und diese Warner von früher sehen sich bestätigt, weil die Mädchen das nun tatsächlich ausprobieren wollen. Diese Warner übersehen allerdings, dass einerseits früher viele Mädchen auch ohne solches Wissen mit dem Sex anfingen. Und anderseits sollte doch auch klar sein, dass zum Wis­sen um etwas natürlich auch ein Wissen über den Umgang damit gehört. Wir alle wissen seit unserer Kindheit, was Feuer ist, und dennoch zünden wir nicht irgendwelche Häuser an. Denn schließlich haben wir den rechten Umgang mit dem Feuer doch seit unserer Kindheit mitbekommen.

Jedenfalls durchzucken die Mädchen, zumindest wenn es mit dem Ge­schlechtsverkehr los geht, immer noch die alten Gedanken:

  • Wird das jetzt weh tun?

  • Ist das wirklich der Richtige? Wir kennen uns ja gar nicht wirklich!

  • Ist das wirklich richtig, was ich jetzt mache?

  • Oh Gott, wie der keucht und riecht und wackelt, ekelhaft, so habe ich mir das doch nie vorgestellt!

  • (Oder auch:) So ein Parfümling, auch ekelhaft!

  • Mit dem oder mit so einem ein Leben lang – nie! Da werde ich lieber lesbisch!

  • Was ist, wenn das alles gelogen war, warum ich das jetzt mache?

  • Das soll also das sein, wovon alle reden?

  • Eigentlich habe ich ja einmal von der großen Liebe geträumt, das jetzt ist sie bestimmt nicht. Was, wenn die jetzt für immer futsch ist? Jedenfalls ist die Liebe zu dem Einzigen ja jetzt wohl vorbei?

  • Was ist, wenn die vernünftigen Männer, und einen vernünftigen Mann will ich doch fürs Leben, doch auf die Jungfernschaft achten? Entweder kriege ich so einen nicht mehr, oder ich muss jetzt selbst mit dem Lügen anfangen?

Von der Grundvoraussetzung für den Orgasmus, nämlich dem Fallenlas­sen, ist jedenfalls keine Spur! Was hier in vielen, ja in sehr vielen, wenn nicht in den allermeisten Fällen passiert, ist doch eine Vergewaltigung mit der eigenen Zustimmung, also eine Vergewaltigung, die man auch noch selbst gewollt hat und über die man sich hinterher noch nicht einmal be­schweren darf. Egal also, ob bei den Ehen früher oder beim heutigen Ein­stieg in den Sex: Befreiung von aller Verklemmtheit durch Geschlechtsver­kehr? Wenn das nicht ein einziger Krampf ist? Und das soll im Hinblick auf den Orgasmus gut gehen? Nie und nimmer! Kein Wunder, wenn es dabei nicht zu einem vernünftigen Orgasmus kommt: Verklemmt – ver­krampft – und (leider viel zu oft lebenslang) verkorkst! Psychologen reden hier von einem Trauma, das nie oder nur sehr schwierig wieder aufzuar­beiten ist. Es muss ja auch der Passende kommen, der sich mit einer traumatisierten Frau abgibt und sie von ihrem Trauma erlösen will.

Daher geht das jetzt sehr oft so weiter: Beim nächsten Partner dieselben Gedanken: Ob das jetzt der Richtige ist? Ob er zu mir hält, ob ich nicht nur ein Abenteuer für ihn bin? Oder: Dem bin ich doch eigentlich fürchter­lich egal, der würde doch viel lieber mit einer anderen Liebe machen, doch die hat er nicht oder kriegt sie nicht, ich bin doch für ihn nur die Dumme, die ihm seine Lügerei glaubt und seine Verarscherei mitmacht... In Wirklichkeit verachtet der mich doch. Mich fallen lassen bei dem – nie und nimmer! Oder auch: Was soll´s, früher, als ich noch Mädchen war, hatte ich ja gar keinen Drang zum Sex, doch wo ich nun einmal damit angefangen habe, brauche ich´s eben. Ich mache also das Bes­te draus. Auch für mich ist das daher nur ein Abenteuer, auch ich bin ja sowieso an keiner wirklichen Beziehung interessiert, denn die Männer sind ja eh alle nur Kotzbrocken, wenn frau nur einmal näher hinsieht...

In allen Kulturen ist es doch seit jeher irgendwie dasselbe Lied: Wo gibt es denn schon eine vernünftige Vorbereitung der Mädchen auf den Orgasmus?

Also ich kenne keine! Eine sinnvoller Vorbereitung gibt es doch nirgends, weder früher bei uns, weder bei uns heute und weder bei den Moslems mit ihrer Verschleierei der Mädchen und Frauen, wo die Mäd­chen dann auch noch von den Eltern an den Meistbietenden verschachert werden. Eine vernünftige Vorbereitung ist auch nirgendwo vorgesehen.

Natürlich, irgendwann befreien sich viele Frauen und machen das Beste aus ihrer Situation, vielleicht finden sie auch den passenden Partner – also erleben sie dann auch den Orgasmus. Ich erinnere: Die, die das mit dem Orgasmus nicht schaffen, machen bei uns in Deutschland ja immer­hin Zweidrittel aller Frauen aus. Das heißt also, dass die Frauen, die ei­nen Orgasmus zumindest hin und wieder in ihrem Leben erfahren, nur ein Drittel ausmachen. Bei denen, die am Anfang ihrer Liebesbeziehungen keinen Orgasmus haben, werden es wohl so ziemlich 100 % sein. Das also ist das, was von dem Wunsch nach rasantem Sex, mit dem so man­che Mädchen ihr Liebesleben anfangen wollen, in der Praxis dann die Realität ist. Die Frustration ist programmiert.

Es ist kaum anzunehmen, dass es woanders als in Deutschland besser sein wird, im Gegenteil!

Doch wie kann das mit dem Sex anders laufen, wie kann der Sex von Anfang an eine erfüllende Ekstase sein?

Die Natur ist es doch, die es nun einmal so eingerichtet hat, dass die Freude am Geschlechtsverkehr mit der Möglichkeit zur Fruchtbarkeit gekoppelt ist, dass also gleichzeitig mit der Freude am Sex auch ein Kind gezeugt werden kann. Das ist nun einmal die Ordnung der Natur. Also sollten wir endlich damit aufhören zu versuchen, mit dem Ein­satz von Pille und Kondom schlauer als die Natur zu sein, sondern die Ordnung der Natur wieder in unser Leben einbauen. Es hat doch noch nie etwas gebracht, wenn Menschen massiv gegen die Natur verstoßen ha­ben – und es wird auch hier nichts brin­gen, wenn wir immer nur gegen die Natur verstoßen, zumindest nicht auf Dauer! Also Schluss mit der heute so massiven Entkopplung von Freude am Sex und Fruchtbarkeit!

Es ist nun einmal so: Der von der Natur gegebene Ort ist hier nach wie vor die Ehe. Natürlich muss das schon eine Ehe sein, die auch den Na­men „Ehe“ verdient, die also schon einmal nach allen Regeln der Kunst eingefädelt wurde. Es müssen gerade auch die Voraussetzungen für ei­nen gelingenden Orgasmus stimmen!

Natürlich heißt das nicht, dass Geschlechtsverkehr nur in Verbindung mit dem Wunsch nach einer Schwangerschaft sein darf, denn auch ohne jede Vorkehrung gegen eine Schwangerschaft passiert eine Befruchtung durchschnittlich nur bei einem von dreißig Verkehren. Die Natur will also schon, dass wir sehr viel mehr Verkehre mit einem Partner haben, als für die Fortpflanzung nötig ist. Doch heißt die Möglichkeit der Fruchtbarkeit eben auch, dass die Natur für den Spaß am Sex eine feste Gemeinschaft will, in der dieser Spaß nicht nur „Folgen“ haben kann, sondern in der.die „Folgen“ auch durchaus erwünscht sind (wenn auch nicht jedes Mal!). Und in der sich die Frau so richtig fallen lassen kann, weil sie weiß, dass sie bei dem Mann sicher und geborgen ist.

Und wie soll das denn sonst mit dem Orgasmus laufen?

Zunächst einmal: Was ist überhaupt der Orgasmus? Gerade junge Menschen haben normalerweise keine rechte Vorstellung davon, selbst wenn noch so viel darüber geredet wird und die Sehnsucht danach in allen unseren Knochen steckt. Insbesondere Mäd­chen ohne Erfahrungen sollten sich einmal bewusst machen, ob es ihnen in ihren Träumen wirklich um Geschlechtsverkehr, sondern nicht vielmehr um erfüllenden Orgasmus geht, was auch immer sie darunter verstehen mögen. Dazu hier einmal Näheres: Der Orgasmus hat nur entfernt etwas mit dem Gestöhne oder auch Geschrei und Gezucke zu tun, das wir etwa in Pornofilmen im Internet sehen können, das sieht alles viel mehr nach mehr oder weniger schlechter Schauspielerei aus. Er ist auch gewiss weit mehr als ein schönes Gefühl im Genitalbereich: Gerade bei der Frau ist er etwas völlig anderes, er ist eine Erschütterung ihrer gesamten Person aus ihrer tiefsten Seele heraus, er ist wie die Naturgewalt eines Erdbebens!

Wenn schon ein Vergleich möglich ist, und um wenigstens eine entfernte Vorstellung zu vermitteln, dann kommt vielleicht das Niesen infrage. Auch das Niesen ist ja etwas völlig anderes, das nicht nur so gerade ein inter­essantes Gefühl ist, sondern auch das hat etwas an sich von der Naturge­walt eines Erdbebens. Und noch etwas hat das Niesen mit dem Orgas­mus gemeinsam: Man kann es zwar bisweilen durch „bewusstes Kitzeln“ oder auch nur eine sachte Berührung in der oder an der Nase oder auch sonst wo am Körper auslösen, doch ist das irgendwie unbefriedigend, am schönsten ist doch, wenn dieses „Erdbeben“ irgendwie von alleine kommt, auf alle Fälle mit möglichst wenigen Berührungen. Jedenfalls ist mit Krampf oder gar Gewalt schon gar nichts zu erreichen. Das Besondere beim Orgasmus ist nun, dass er sozusagen vorbereitet wird durch ein be­rauschendes Gefühl zu einem anderen Menschen, bei der Frau also nor­malerweise zu einem Mann.

Die Sehnsucht oder auch der Drang zum Orgasmus aus seiner tiefsten Seele heraus steckt nun sozusagen in uns, er scheint offensichtlich zum Wesen des Menschen zu gehören. Und wir sind hier sozusagen der Natur ausgeliefert, gleichgültig ob wir diesen Orgasmus bereits erlebt haben, ihn also kennen, oder ob wir ihn nicht erlebt haben und nur eine tiefgründige Ahnung davon in uns steckt. Wir suchen ihn einfach!

Beim Mann ist das mit dem Orgasmus nun relativ einfach, es reicht schon, wenn das Sperma ausgestoßen wird, bei der Frau ist das alles viel viel komplizierter. Der tiefste Grund, dass Frauen sich einem anderen Partner zuwenden, ist in den allermeisten Fällen die Erwartung, dass sie woan­ders eher bekommen, was sie bei dem bisherigen Partner vermissen. Sie wollen also aus einer seelisch-körperlichen Langeweile ausbrechen. Frü­her einmal fanden sich Frauen mit dieser Langeweile ab, schließlich hat­ten sie mit Küche und Kindern genug zu tun und mit der Kirche, die sie auf das Leben nach dem Tod vertröstete, wenn sie nur brav ihre (haus-)frauli­chen Pflichten erfüllten. Doch heute lassen die Frauen hier nicht locker – heute kommt es eben viel eher zur Jagd nach dem Orgasmus, selbst wenn dabei die rein äußerlich stimmigsten Beziehungen zerbrechen.

Der Orgasmus ist ein High-Tech-Produkt der menschlichen Evolution. Um ihn erleben oder auch erproben zu können, gibt es bestimmte Spielregeln.

Der Vorteil ist: Die Natur hat uns hier die Chance eines zentral­nervös ausgelösten Orgasmus gegeben, das heißt also eines Orgasmus, der ohne Geschlechtsverkehr und auch ohne jegliche ausdrückliche Mani­pulation der weiblichen Geschlechtsorgane zustande kommt – es reichen sanfte Berührungen bei liebevollen Umarmungen, was eben so zum Ku­scheln gehört. Allerdings spielen beim Orgasmus konkrete Körperteile, hier eben die Geschlechtsteile, schon eher eine Rolle. Doch auch hier ist es schon irgendwie so ähnlich wie beim Niesen, mit Krampf oder gar Ge­walt ist gar nichts zu erreichen. Der wahre Orgasmus macht einfach satt, keiner von beiden braucht dann noch „mehr“. Ja, das ist also das Be­sondere, wir können sogar unschuldig-unproblematisch probieren, wir brauchen also noch nicht einmal dieses „Eindringen“, um den Orgasmus zu erleben!

Allerdings: Der Orgasmus ist nun einmal sozusagen ein High-Tech-Pro­dukt der menschlichen Evolution (oder auch Schöpfungsordnung, je nach Geschmack), und um ihn zu erleben, muss man sich an die entsprechen­den Spielregeln halten. Die Wichtigste dabei ist: Bedingung gerade bei der Frau sind Lockerheit und Angstfreiheit und das Gefühl der Geborgen­heit. Die Frau muss sich so richtig bei einem Partner fallen lassen können. Denn nur dann kann sie so sehr sie selber sein, dass das mit dem Orgas­mus auch wirklich klappt.

Hier kann man also auch etwas über die Seelen herausbekommen – exis­tiert mit dem Partner so etwas wie eine Seelenverwandtschaft? Passt man seelisch zueinander? Mit dem Orgasmus ist es sogar so, was hier nicht ohne Geschlechtsverkehr passiert, das passiert mit Sicherheit auch nicht mit Geschlechtsverkehr. Das ist nun einmal so, und das sollte man auch akzeptieren. Der Grund dafür ist, dass alle Nervenzellen, die mit den se­xuellen Gefühlen der Frau zu tun haben, sich an den äußeren Teilen der weiblichen Genitalien befinden und dass im Inneren der Scheide so gut wie keine Nervenzellen sind. Wenn das nicht so wäre, wäre es etwa uner­träglich für Frauen, Tampons zu benutzen, sie würden immer als lästige Fremdkörper empfunden werden, doch das werden sie eben nicht

(Vielleicht hierzu ein Tipp: Das Problem ist ja die Angst. Bei einer intensi­ven gefühlsmäßigen Beziehung steht nun immer auch im Raum, dass es zum Sex, also zum Eindringen, kommt, das Frau eben auf keinen Fall will. Die damit verbundenen Ängste können dann natürlich den Orgasmus blo­ckieren. Also scheint es sinnvoll zu sein, zumindest zunächst sich in voller Kleidung zu begegnen, selbst wenn frau oder auch beide an und für sich ansonsten keine Probleme mit dem Paradieskleid haben. Man kann hin­terher ja darüber miteinander reden – und dann weiter sehen.)

Wenn schon „probieren“, dann aber sinnvoll: „Die Beine zusammen und Gott vor Augen!“ (Eine Schülerin erzählte auf meinem Unterricht hin diesen Tipp, den ihr ihre Mutter gegeben hätte: „Genau so wie Sie jetzt, hat sie es auch gesagt!“)

Aber die Jungs und Männer wollen das doch gar nicht, die wollen doch das Eindringen, die wollen doch den Sex!

Es mag ja einige geben, die das so wollen – und das sind dann die, an die die Mädchen als erstes sehr oft eher geraten, weil die in diesen Dingen die aktiveren sind. Doch bei den allermeisten anderen stimmt das jeden­falls so nicht, zumindest nicht bei Jungfrauen, auch die Jungen wollen zu­mindest zuerst eine schöne Partnerschaft und eine glückliche Liebe – und sie hätten auch nichts gegen einen paradiesischen Hautkontakt. Doch sie sind in einer blöden Zwickmühle. Wenn sie keinen Sex wollen, dann er­zählen sich doch die Mädchen, dass sie schwul oder impotent wären...

Und ist es nicht auch der Traum eines jeden Jungen, bei einem Mädchen, das er liebt, allein durch seine Ausstrahlung einen sozusagen zentralner­vösen Orgasmus auszulösen, auf alle Fälle, wenn er von dieser Möglich­keit weiß? Denn gerade das gibt ihm ein gewaltiges Selbstbewusstsein und vor allem auch das Gefühl wirklicher Liebe bei dem Mädchen ihm ge­genüber. Denn so schnell hat ein Mädchen solche tiefen Gefühle zu kei­nem anderen. Und wer ein Mädchen wirklich liebt, der will ihm auf keinen Fall weh tun und hat volles Verständnis, wenn es in seinem Leben eine Partnerschaft der großen Liebe leben möchte und wenn es keinen Ver­kehr will, um nicht zu allem anderen noch das Risiko einzugehen, als Schlampe dazustehen? Vor allem kommt natürlich auch gut an, wenn ein Mädchen ansonsten offen und unverklemmt ist, so wie das hier angeregt wird – und offen sagt, dass es die Einstellung des Jungen gut findet.

Nacktheit und Menschen(er)kenntnis.

Ja, was verstecken wir eigentlich mit unseren Badehosen und Bikinis? Die bestimmten Körperteile können es doch eigentlich nicht sein, denn die kennen wir doch (zumindest von Bildern her) und die Hälfte der Menschheit hat doch sowieso dieselben. Es geht auch gar nicht um die Körperteile, die haben nämlich nur eine Stellvertre­terfunktion. Es geht vielmehr um Seelisches: Wir verstecken also unsere Unsicherheiten, unsere Ängste, unsere Schuldgefühle, unsere (unaufge­arbeiteten) Traumata, aber auch unsere Falschheit, unsere Heuchelei, un­sere Hinterhältigkeit, unsere Böswilligkeit.

Zudem besteht höchste Gefahr, wenn wir die Nacktheit nicht gewöhnt sind, dass gerade in einer Verliebtheit diese bestimmten Körperteile so spannend werden und sich so sehr in den Vordergrund drängen, dass das Seelische total überwuchert und in den Hintergrund gedrängt wird. Also fangen wir mit der „Liebe“ an, auch mit einer ernst gemeinten. Doch ir­gendwann ist das mit der Vordergründigkeit vorbei – und man merkt, dass das mit dem Seelischen nicht klappt und dann ist der Katzenjammer da. Bisweilen ist es sogar der Trick von Frauen oder auch Mädchen, Männer mit dem Spannendmachen ihrer Körperteile zu locken und an sich zu bin­den – oder auch sie nur als Samenspender zu benutzen. (Das ist aller­dings etwas anderes, als mit dem Selbstverständnis der Nacktheit von vornherein offen darzulegen, wie man aussieht.)

Hier gibt es also einen tollen Menschen(er)kenntniseffekt, wenn junge Menschen erst einmal das Ideal des Paradieses im Hinterkopf haben: Wer hat sonst noch dieses Verständnis für das Erlebnis des Paradieses, also für die Enthaltsamkeit vor der Ehe auf der einen und für eine paradiesi­sche Offenheit auf der anderen Seite? Und wer dieses Ideal nicht hat und wer auch nicht dafür zu begeistern ist, mit wem man noch nicht einmal darüber reden kann, den sollte jedes vernünftige Mädchen jedenfalls schnellstmöglich laufen lassen, denn mit dem wird es sowieso nichts!

Was haben der Navi und eine Badehose (bzw. ein Bikini) gemeinsam?

Ganz einfach: Beide Sachen machen dumm, zu­mindest auf Dauer! Denn wir verlassen uns bei unserer Orientierung, einmal im Straßenverkehr und das andere Mal bei der Menschenkenntnis, auf diese künstlichen Hilfsmittel. Und wir verlernen, uns an anderen Kennzei­chen, die sehr oft viel aussagekräftiger sind und die uns viel sicherer zu unserem Ziel führen, zu orientieren. Wir verlieren natürliche Instinkte der Orientierung. Schließlich fühlen wir uns nicht nur unsicher, sondern wir bekommen sogar Ängste, wenn solche Krücken nicht mehr da sind, wir werden direkt unselbständig und sogar süchtig nach irgendwelchen Stüt­zen für unser Rückgrat. Oder anders: Durch die Schammoral rostet sozu­sagen unser Instinkt für eine natürliche Moral ein – und so wird die Moral der hohen Liebe und Partnerschaft immer unwahrscheinlicher, die uns Menschen eigentlich möglich wäre.

Wenn etwas in einer bestimmten Situation funktionieren soll, dann muss das auch entsprechend vorbereitet werden.

Im Internet gibt es eine Website, in der eine Ärztin (!) eine ent­sprechende Anleitung für Mädchen zum Erlebnis des Orgasmus oder zu­mindest zur Vorbereitung auf das Erlebnis des Orgasmus gibt: Mädchen sollen sich erst mal durch schönes warmes Duschen in eine entspre­chen­de Stimmung bringen und dann durch Fummeln an ihren Genitalien die Selbstbefriedigung lernen, um damit die Leibfeindlichkeit zu überwinden. Doch ist solches Verfahren, das offensicht­lich heutzutage auch sonst Mädchen empfohlen wird, nicht nur unästhetisch und primitiv, sondern es geht auch völlig an der Sache vorbei! Die Grundeinstellung von Men­schen, die so etwas empfehlen, ist doch: Die Männer sind sowieso alles Idioten, sie können Frauen einfach nicht verstehen und sie auch nicht richtig begeistern und schon gar nicht durch die Ausstrahlung ihrer Person zum Orgasmus bringen. Wir machen also daher lieber die persönlichste Sache der Welt zu etwas rein Mechanischem, Unpersönlichem, unabhän­gig von jedem konkreten Mann und natürlich auch von jeder konkreten liebevollen Beziehung. Doch ist das nicht typisches Prostitutionsniveau? Mit einer Vorbereitung auf die große Liebe hat das jedenfalls nichts zu tun. Dabei gilt doch auch hier: Wie es in den Wald rein schallt, schallt´s auch raus: Wenn Mädchen sich also auf dieses Niveau begeben und sich so zu einer Art Prostituierte machen, wie sollen sie dann diejenigen Jungen und Männer finden, die vernünftig mit ihnen umgehen?

Und wie soll das in der Praxis laufen?

Bedenken wir doch einmal: Die Homosexualität ist in unseren freien und demokratischen Gesellschaften akzeptiert, wer dagegen ist, wird als alt­modisch-unaufgeklärt-intolerant verurteilt, Pornofilme und Prostitution sind erlaubt, nur die paradiesische Bekleidung, die ist verpönt, die wird als etwas Unmoralisches, Perverses und sogar Jugendgefährdendes hinge­stellt. Wenn einer für die plädiert, dann läuten gleich alle Alarmglocken, da regen sich alle (?) drüber auf, davor müssen junge Menschen geschützt und bewahrt werden, die ist verboten, da wird gleich die Polizei gerufen! Dabei ist die doch das Natürlichste und Menschlichste auf der Welt, von der wird keinem geschadet, dadurch wird niemand verführt. Was sind wir doch für eine verrückte und kranke Gesellschaft!

Warum also nicht hier cool und frei und unverklemmt werden – so wie die Kinder?

Natürlich, auch bei Kindern gibt es schon solche, die total verklemmt sind und für die die Paradieskleidung ein Gräuel ist. Doch es gibt auch andere, die ihr größtes Vergnügen daran haben. Das ist alles irgendwie schon erziehungsabhängig. Ich denke hier etwa an ein vierjähriges Mädchen, dem bei einer Wanderung mit Familie und Freunden der Familie die Unge­schicklichkeit passierte und es sich das Hös´chen nass machte. Zur Strafe musste es jetzt ohne Hös´chen weiter laufen – und auch noch vor all den anderen Angezogenen. Das Kind ist doch geschädigt für´s ganze Leben! Dagegen ein anderes Mädchen (9 J.), das eigentlich eher introvertiert und schüchtern wirkt: Es kannte die Paradieskleidung von der Familie her, auch und gerade am Meeresstrand, und begegnete dann in diesem „Ko­stüm“ am Campingplatz einem der Freunde der Familie schon mal unbe­obachtet von anderen, beide kannten sich also auch vorher schon „ohne“. Und hier kommt es zu einem Blickwechsel, und verschmitzt-strahlend von Seiten des Mädchens, als ob es sagen wollte: Guck mal, sehe ich nicht schön aus? Und ich habe etwas, das hast du aber nicht, und ich kann Babys damit bekommen, das kannst du aber nicht! Klar, darüber musste natürlich im Familienkreis oder sonst wo sinnvoll geredet werden (dies hier eher von der Mutter aus) – und auch über den Ansatz der Rigoletto­geschichte (eher vom Vater aus).

Warum sollten dieser Stolz auf den eigenen Körper und die Unbefangen­heit nicht so bleiben, wenn die Mädchen älter werden – wenn sie nur das passende Konzept dazu wirklich verinnerlicht haben.

Achtung: Sexualität macht süchtig!

Beim Geschlechtsverkehr gibt es zwei Möglichkeiten: Wenn er gerade einem Mädchen vielleicht auch nicht gleich gefällt, so drängt irgendetwas in ihm in vielen Fällen irgendwann dann doch dazu. Es gibt dann auch hier so etwas wie eine Sucht: Gerade wenn man einmal damit angefangen hat, kann Enthaltsamkeit wie eine Folter sein, die Sexualität drängt eben einfach nach Wiederholung. Was ist nun, wenn frau nichts mehr von dem Partner wissen will, weil sie langsam merkt, dass er ein Idiot ist? Und wenn sie ihn laufen lässt und sich schnell mit einem anderen einlässt, weil es sie einfach nach dem Sex drängt, gilt sie dann als Schlampe oder gar als Hure? Wie lange soll sie warten mit dem Sex bei dem nächsten – drei Wochen, drei Monate?

Doch es gibt auch den anderen Fall, dass der Sex überhaupt nicht gefällt und sie erst einmal genug davon hat. Irgendwann möchte sie allerdings im allgemeinen dann doch wieder einen Freund haben und vor allem einen wirklichen Partner. Auch ist es nun einmal so, dass man gerade so etwas, womit man erst einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat, irgendwann unter besserem Vorzeichen wiederholen möchte.

Also fängt sie dann doch wieder damit an.

Wenn sie Glück hat, findet sich nun der Richtige, doch was ist, wenn sich der nicht findet – zumal der Trieb ja inzwischen geweckt ist? Es gibt na­türlich auch gerade hier ein Gefühl für Ehre und Anstand – zumindest zu­nächst einmal. Daher möchte insbesondere frau auch nicht, dass sich ihre Bettgeschichten herumsprechen.

Warum also nicht bei einem Escort-Service (ein moderner Ausdruck für Prostitution) einsteigen? Erstens ist das sehr oft sehr anonym, weil die Männer von woanders her kommen und eben gerade auf der Durchreise sind und zweitens gibt’s noch ein oft recht gutes Taschengeld obendrein. Ja, warum denn nicht so etwas annehmen, warum sich immer nur um­sonst verschenken? Natürlich – irgendwann kommt schon der Kater, wenn man sich bewusst macht, wo man gelandet ist...

Wie praktisch und vorteilhaft wäre es doch, wenn sie diese miesen Erfah­rungen mit einem, der es gar nicht wert war, gar nicht erst gemacht hätte! Wie schön wäre es gewesen, wenn entweder „gar nichts“ passiert oder wenn es nur bei dem Hautkontakt geblieben wäre!

Doch Vorsicht: Auch der Hautkontakt kann süchtig machen, besonders wenn es ein erfüllender ist, auch er brennt wie Feuer. Immerhin hat so eine Sehnsucht nach Hautkontakt eigentlich nichts Ehrenrühriges an sich und gerade frau kann nach einiger Zeit wieder bei Null anfangen, als ob „nichts“ gewesen wäre... Und beim Mann ist das natürlich genauso!

Dass die Scham das „Lachen des Teufels“ ist und worauf es wirklich ankommt doch warum sagt das niemand sonst so? (Zum „Lachen des Teufels“ siehe Seite 61 unten!)

Ganz einfach, das ist doch weder gesellschaftspolitisch noch von der Religion her noch von sonst wem so gewollt, dass die jungen Menschen rechtzeitig aufwachen und wirklich selbstbestimmt le­ben! Denn wenn es nicht so wäre, hätte man dazu doch gerade heute in unserer Zeit, in der alles und jedes wissenschaftlich bis ins Kleinste erforscht wird, nicht schon längst irgendwelche wissenschaftlichen Projekte in Gang gesetzt? Doch nichts dergleichen! Folglich: Man will einfach gar nicht! Und warum wohl nicht?

a) Kein gesellschaftspolitisches Interesse

Menschen, die zu sehr in harmonischen persönlichen Beziehungen leben, sind einfach zu selbständig, zu sehr mit sich selbst zufrieden, zu genüg­sam. Sie müssen einfach nicht angeben mit einem tollen neuen Auto, mit einem tollen neuen Haus, mit der letzten Mode, mit teuren Urlaubsreisen. Bei ihnen tut´s das Normale – es ist ja anderes bei ihnen wichtiger.

Natürlich, auch sie wollen arbeiten und leben und geben Geld dazu aus, doch sie tun das nicht, um sich selbst und anderen zu imponieren und anzugeben, sondern schlicht und einfach, um in Gemeinschaft mit ande­ren ein schönes und harmonisches Leben zu führen.

Und das ist nun einmal für die Wirtschaft und damit auch für unsere ganze Gesellschaft ziemlich uninteressant oder nur bedingt interessant.

b) Kein Interesse auf Seiten der Religion

Menschen, die auch menschlich ein erfülltes Leben haben und die ihr Menschsein ohne die berühmten „Fehlentscheidungen und Enttäuschun­gen in persönlichen Dingen“ (in der Sprache der Religion redet man von „Sünden“) leben, haben auch keine Schuldgefühle, brauchen also auch keine Sünden zu bereuen und um keine „Vergebung“ zu beten (früher bei uns und in vielen anderen Religio­nen funktioniert das ja übers Bezahlen) und haben keinen Bedarf nach einem idealerem Leben nach dem Tod. Sie hatten ja schon hier und jetzt alles.

Der Philosoph Arno Plack (1930 – 2012) hat einmal unseren Bedarf nach einem Weiterleben nach dem Tod so interpretiert: „Wir können uns mit der Endlichkeit unseres Lebens nicht abfinden, weil wir unsere Sexualität nicht richtig gelebt haben.“ Was also wäre, wenn wir unsere Sexualität richtig lebten? Arno Plack geht dabei wie auch die allermeisten Sexualfor­scher allerdings davon aus, dass die Monogamie eine Zwangsjacke ist, die nicht der Natur des Menschen entspricht, und dass der Mensch sich daher von dieser Monogamiezwangsjacke befreien muss. Was ist aller­dings, wenn der Mensch von Natur aus doch monogam ist, also nur einen einzigen Sexualpartner lebenslang haben sollte? Was ist, wenn hier bei der Umsetzung nur eklatante Fehler gemacht werden – wovon hier ausge­gangen wird? (Kann man beispielsweise nicht auch die schönsten Nah­rungsmittel so falsch zubereiten, dass sie ungenießbar sind oder auch das schönste Essen so falsch servieren, dass es niemand mag?) So ist es doch auch mit der Monogamie: Monogamie und Verklemmtheit wird im Allgemeinen bei uns als zusammengehörend gesehen. Doch das funktio­niert einfach nicht, echte Monogamie (also eine, die man gerne lebt) und Verklemmtheit haben einfach nichts miteinander zu tun! Hier geht es da­her um ein sinnvolles Erleben der Monogamie.

c) Kein Interesse von Seiten der Männer, die bewusst oder unbewusst ein „Abenteuer“ suchen. Stellen wir uns einmal vor, dass alle Mädchen und Frauen den Sex nur noch innerhalb einer liebevollen Partnerschaft prakti­zierten – was wäre dann mit all denen, die aufgrund ihrer bisherigen Moral keinen oder keinen richtigen Liebespartner gefunden haben? Es wäre doch fürchterlich für sie, sie hätten doch gar keine Chance mehr, wenigs­tens hin und wieder zu einem neuen und anregenden sexuellen Erlebnis zu kommen? Auch ein Flug nach Thailand hilft zumindest auf Dauer nichts mehr, denn dort werden ja dank unserer Globalisierung die Frauen recht schnell genauso denken wie hier bei uns.

d) Kein Interesse von Seiten der Frauen, ja auch nicht der Mütter. Denn sie müssten ja eventuell ihren Töchtern eingestehen, dass auch sie selbst einmal so blindgläubig und dumm waren und die ganze falsche Moral, die man ihnen einmal erzählt hatte, geglaubt und praktiziert hatten. Damit wären sie die Blamierten und wer möchte schon blamiert sein? Doch sie könnten ja auch genau das als Entschuldigung bringen. Woher hätten sie sie denn etwas anderes, Besseres wissen sollen, wenn sie immer nur von einer Moral in Verbindung mit der Scham gehört hatten und sich keiner zuständig gesehen hatte, ihnen einmal etwas Vernünftigeres zu erzählen?

Die konkrete Liebe sinnvoll einfädeln!

Was wäre also, wenn die beiden in Uwe Tellkamps „Turm“ die Idee „Erst einmal das Paradies erleben und dabei das Vorge­hen Paradieskleid und Hautkontakt und Orgasmus ja – Verkehr nein“, für das hier plädiert wird, im Kopf gehabt und praktiziert hätten? Dann hätte das während des Spaziergangs zum Thema werden können, beide hätten sich dazu verabreden und darauf hinarbeiten können, damit es einmal passt. Sie hätten dann die gemeinsame Paradieskleidung und den gemeinsamen Hautkontakt kultivieren können – durchaus mit einer wunderschönen Verführungskunst vorher – von welcher Seite auch im­mer. Vielleicht also eine gegenseitige Ganzkörpermassage (allerdings ohne die Genitalien!) oder auch ein textilfreies Wettrennen am einsamen Strand? Dabei hätten beide feststellen können, ob es nur um platte Ent­spannung oder gar Befriedigung geht, ob also der männliche Partner „egal wie“ vor allem sein Sperma loswerden will. Oder ob es um wirkliche Har­monie geht – wobei man sich behutsam oder auch rasant, in jedem Fall liebevoll umarmen kann, wobei auch durchaus beim Mann beziehungs­weise Jungen der Antrieb stehen darf, beim Mädchen den zentralnervö­sen Orgasmus auszulösen. Auch der Junge wird dabei schon zu seiner Entspannung kommen. Und mit gegenseitigem „Umschlingen“ ohne Ver­kehr ist sowieso ein viel intensiverer gegenseitiger Hautkontakt möglich! In jedem Fall wissen dann beide mehr und können eine gemeinsame Zu­kunft planen oder die Beziehung besser auslaufen lassen nach dem Motto „Wo nichts ist, hat selbst der Kaiser sein Recht verloren“ und niemand braucht hinterher zu klagen, welchem Idioten oder auch welchem Schwein er seine Unschuld geopfert hat.

Während es beim missglückten Verkehr – und viele erste Verkehre miss­glücken leider völlig – nie und nimmer zu einer Harmonie kommt, steht die beim harmonischen Hautkontakt im Vordergrund. Beide Partner sind – völlig anders als beim Verkehr, bei dem der weibliche Teil sehr oft nur der benutzte ist – auf gleicher Augenhöhe, was schon einmal die wichtigste Voraussetzung für eine gute Beziehung ist. Und bei diesem Hautkontakt kommt es durchaus zu so etwas wie einer gegenseitigen Energieübertra­gung – jeder gibt dem anderen ab, von dem, was er hat, ohne selbst etwas zu verlieren. Ja, hier gibt es jedenfalls eher die Chance für eine Traum-Partnerschaft – und durchaus auch nach den altehrwürdigen (Spiel-)Regeln unserer christlichen Religion!

Ein Junge oder Mann, der vernünftig ist und wirklich liebt, wird mit einem solchen „Verfahren“ auch voll einverstanden sein, weiß er doch, dass es viele „Falschspieler“ gibt, denen es nur um den Sex geht, und er wird sich nur zu gerne von solchen Typen unterscheiden wollen.

Wenn doch die Nacktheit und die damit verbundene Moral der hohen Liebe das Natürliche und Menschengemäße ist, wie kommt es, dass die Nacktheit solch einen schlechten Ruf hat und oft sogar als pervers und moralgefährdend iverteufelt wird?

Die Ausschaltung dieser Moral der „hohen Liebe“ gerade der Mädchen, damit sie da mitmachen, gelingt nun mit einem äußerst wirkungsvollen Ablenkungsmanöver nach der Masche „Haltet den Dieb“: Derjenige, der etwas wirklich Schlimmes oder gar richtig Kriminelles tut, zeigt auf einen, der im Grunde überhaupt nicht schlimm und vielleicht sogar sehr natür­lich-normal ist.

Den wahren Schweinen geht es nämlich wirklich nicht um so einen Kin­derkram wie die Nacktheit mit dem damit verbundenen „Glotzen“, vor dem besonders Frauen und Mädchen im Allgemeinen eine geradezu paranoide Scheu haben. Vielmehr wollen die schlicht und einfach nur eindringen, sie wollen also den verantwortungslosen und unverbindlichen Geschlechts­verkehr, an dem Menschen haben sie überhaupt kein Interesse. Ihre Ein­stellung zu Mädchen und Frauen ist wie der zu Prostituierten. Natürlich sagen sie das nicht oder nur selten offen, denn dann würde ja kaum je­mand mitmachen, sondern sie verschleiern ihre Einstellung hinter einem Gefasel von Liebe und Emanzipation. Jedenfalls hat ihre Einstellung – wie bereits gesagt – eher etwas mit Habenwollen, Gleichgültigkeit, Heuchelei, Verachtung, Verar­schung, Manipulation und Herrschaft des Mannes über die Frau zu tun.

Es wird also etwas im Grunde völlig Harmloses und Natürliches zu etwas Schlechtem und Ekelhaftem und Unnatürlichem und Nichtnormalem auf­gebauscht und das dann auch noch als jugendgefährdend und moralzer­störend angeprangert, nämlich die Paradieskleidung. Je nachdem wird sie auch als etwas Kindisches hingestellt, von dem sich reife Erwach­sene be­freit haben sollten. Das mag paradox und unlogisch klingen, dass etwas gleichzeitig als kindisch und als moralzerstörend angesehen wird, doch ist bei vielen Menschen mit Logik hier sowieso nichts auszurichten. Dabei hat doch gerade natürliche Nacktheit viel eher etwas mit der Harmonie der menschlichen Beziehungen, also mit Aufgeklärtheit und Emanzipation, mit Gleichberechtigung der Geschlechter, mit Menschenkenntnis, Intelligenz, Vernunft, Durchblick, Offenheit, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Verantwor­tung, Selbstkontrolle, Natürlichkeit, Menschlichkeit, Partnerschaft, hoher Liebe und auch mit Freude und mit harmlosem Spaß zu tun.

Die Voyeure und die Spanner und die „Glotzer“ oder auch die Exhibitionis­ten werden also zu den Bösen und Abartigen verteufelt, so dass insbeson­dere junge Mädchen allein auf die Vorstellung, „angeglotzt“ zu werden, wenn sie die Paradieskleidung „tragen“, schon geradezu paranoid-hyste­risch reagieren. Der Vorteil: Dann fällt es eben nicht mehr auf, dass der verantwortungslose und ausbeuterische Sex, den man selbst praktiziert und also auch anstrebt, das eigentliche Problematische ist.

So wird die Fähigkeit des Menschen und aller Wahrscheinlichkeit auch seine natürliche Veranlagung zu einer hohen Moral der Liebe und der Partnerschaft in einer Weise manipuliert, dass nicht dieses Ziel erreicht wird, sondern dass der Mensch von diesem Ziel direkt abgebracht wird.

Wenn diese Verteuflung der Paradieskleidung nicht eine gigantische Volksverblödung ist, denn schließlich machen dabei dann auch noch alle mit, auch und gerade die beson­ders Gutwilligen!

Ja, insbesondere diese Gutwilligen fallen ja auf die Faszination dieser „Moral“ herein, die gar keine wirkliche, sondern vielmehr eine Scheinmoral ist. Denn was ist es denn sonst, wenn nicht eine Scheinmoral, wenn wir die Paradieskleidung als etwas Sündiges und Gefährliches sehen und al­so ängstlich vermeiden und den mehr oder weniger unverbindlichen Sex zum Probieren für etwas Normales halten? Meine Mutter meinte immer, wenn wir als Kinder etwas nicht anziehen wollten: „Es wird euch keiner et­was weggucken“ – und das passt hier gewiss noch viel besser. Statt dass nun insbesondere die Mütter ihren Töchtern gegenüber die Scheu vor der Paradieskleidung herunterspielen und ihnen Tipps geben, wie sie natürlich und emanzipiert mit ihr umgehen können, und sie auch ermutigen, damit sie den Menschen(er)kenntniseffekt (s. S. 18) dabei nutzen können, ma­chen sie sie im Allgemeinen erst recht zickig und verklemmt. Als ob sie nicht wüssten, dass „es“ schließlich immer ganz anders passiert. Die „Ini­tiative“ geht doch erfahrungsgemäß gerade für das „erste Mal“, also für den „Einstieg in die Praxis der Sexualität“, eher von den Mädchen aus, und der hat überhaupt nichts mit irgendeiner Paradieskleidung zu tun. Denn sie können ganz offensichtlich die ihnen in unserer Zivilisation oder Kultur andressierte Enge auf Dauer einfach nicht aushalten. Dabei ma­chen viele Männer dann zumeist ohne Gewissensprobleme mit, weil Oberflächlichkeit und Konzeptlosigkeit der Mädchen bei ihnen nun einmal schon gar keinen Beschützerinstinkt auslösen. Solche Mädchen verdie­nen ihrer Mei­nung nach einfach keine Ehrlichkeit und kein Verantwor­tungsgefühl.

Auch sonst machen alle irgendwie mit! So reden sich manche etwa her­aus, dass sie nichts sagen, weil sie Rücksicht nehmen wollen auf die Ge­fühle der Mädchen. Sie merken allerdings nicht, dass sie damit bloß ver­hindern, dass die Mädchen die Wirklichkeit in ihrer vollen Deutlichkeit mit­bekommen und sich entsprechend einrichten können. Und so leben die Mädchen dann stattdessen in einer fraglichen Traumwelt, in der Paradies­kleidung und derbes Reden negativ, Geschlechtsverkehr jedoch positiv aussehen. Damit werden diese „Rücksichtnehmer“ leider mitschuldig, wenn gerade Mädchen schließlich eine Scheu vor dem Harmlosen haben und genau das tun, was die wirklichen Probleme verursacht. Zu diesen Schuldigen gehören im Übrigen auch alle typischen Religionen: Gerade die Religionen leben ja davon, dass das eher Harmlose verteufelt wird („Sünde der Unschamhaftigkeit“) und auf diese Weise erfolgreich dafür gesorgt wird, dass die Menschen schließlich genau das Nichtharmlose tun und davon dann ein schlechtes und schuldiges Gewissen bekommen – die Vergebung ist ja das Geschäftsmodell aller typischen Religionen mit dem Versprechen, dass die „reuigen Sünder“ nach dem Tod in ein besse­res Leben gelangen.

Und schließlich entwickelt diese Verdrehung, was wirklich gut und sinnvoll und was schlecht und unnatürlich ist, eine solche Eigendynamik, so dass sich niemand mehr traut, dagegen anzugehen. Man könnte für viele Men­schen dann ja in den Ruf des Schlechten kommen. (Hinweis für theolo­gisch Interessierte: Das griechisch-lateinische Wort für „Teufel“ ist „diabo­lus“. Und das heißt wörtlich „Durcheinanderwerfer“, also „Verdreher“.)

Traumata sind wie Bazillen oder Viren, sie durchdringen die von ihnen betroffenen Menschen bis in ihre letzten Körperzellen und behindern echte Aufarbeitung und wirkli­che Gesundung.

Das Problem ist, dass es sich in unserem Fall auch noch um ein Kollektiv­trauma handelt, ein Indiz hierfür mag unser zwanghafte Gebrauch zumin­dest von Badehose und Bikini sein, also von Kleidungsstücken, wenn sie vernunftmäßig gar nicht notwendig sind. Dieses Kollektivtrauma wird wie eine seuchenhafte Krankheit auch noch von Generation zu Generation weitergegeben.

Natürlich gibt es auch Eltern und andere Menschen, die überhaupt nicht un- oder gar böswillig sind, sondern die einfach keine Lust haben, alles wieder aufzuwühlen, was sie einmal erlebt haben. Sie möchten das nur noch vergessen. Doch sie sehen ein, dass ihre Kinder alle diese Gedan­kengänge brauchen – und so sind sie durchaus offen, wenn in diesem Sinn andere Pädagogen mit ihren Kindern reden, um dieses Trauma auf­zuarbeiten

Ein Lehrer aus meiner frühen Schulzeit hatte uns das, was hier vorgeht, einmal an dem einfachen Beispiel einer Schaukel, wie sie etwa an einem dicken Ast hängt, erklärt: Der Dorfdepp versucht, das Töchterchen des Dorfbürgermeisters auf so einer Hängeschaukel zu schaukeln. Er rüttelt wie wild an den Seilen und stemmt schließlich im Schweiße seines Ange­sichts das Mädchen mit aller Gewalt auf ihrem Sitz nach oben, so dass es auch noch vor Angst vor der Höhe schreit. Alles ein einziger Krampf, die Schaukel mit dem Mädchen will einfach nicht, wie er will. Doch dann zeigt ihm das kleine Mädchen, wie es mit dem Schaukeln „ganz einfach“ geht, wenn man nur die Gesetze der Natur ein wenig kennt und beachtet. Das Kind lässt also ihn, der viel schwerer ist als es selbst, sich auf die Schau­kel setzen – und es stößt ihn im Schwingrhythmus der Schaukel an – und auf diese Weise schafft es das Kind ohne große Anstrengung, diesen Dorfdeppen bis hoch in die Luft zu „schubsen“. Und beide haben nicht nur keine Angst, sondern sogar höchste Freude an diesem Spiel!

Ja, genauso ist das auch mit der Sexualmoral, wie sie im Allgemeinen den jungen Menschen beigebracht wird. Es ist beileibe nicht nur die Religion, die sich so dorfdeppenhaft anstellt, wenn es auch bei ihr besonders ärger­lich ist. Beten wir nicht im Vaterunser, dass Gottes Wille (und nicht unser!) geschehen möge? Wenn wir einmal das Beispiel von der Schaukel über­tragen: Wer von den beiden hat wohl eher Gottes Wille begriffen, das kleine Mädchen oder der Dorfdepp? Und es ist doch so: So wie wir heute noch die Sexualmoral verkünden, macht sie nicht nur keinen Spaß, son­dern junge Menschen schämen sich sogar, sich daran zu halten. Dass es auch anders ginge, ist vielen gar nicht mehr vor­stellbar. Daher können sie auch nicht mehr sachlich darüber nachdenken. (Ich sehe darin den Fluch der Erbsünde! Doch von dem können wir uns doch befreien. Wir müssen eine entsprechend Aufarbeitung nur wirklich wollen. Schließlich ist eines hier gewiss: Wie sind an unseren Traumata, die uns an unserer Befreiung hindern, wohl kaum selbst schuld – und selbst wenn wir in „so etwas“ willentlich hinein geschlittert waren: Wir wussten es doch nicht besser!)

Wie gerade Mädchen die Männer prägen.

Wenn ein Mädchen, und gerade eines, das noch keine sexu­ellen Erfahrungen hatte, einem Jungen oder einem Mann Sex gewährt, also die Entjungferung, dann bedeutet das für den Betreffenden auch ein Geschenk. Und ein Geschenk ist ja durchaus auch eine Art Belohnung. Mit Belohnungen werden nun schon seit jeher auch Men­schen (und nicht nur die, das gilt doch für alle Lebewesen!) geprägt. Denn wenn wir mer­ken, dass wir für etwas belohnt werden, dann bedeutet das für uns „gute Erfahrungen“, wir machen also weiter so – und wenn wir merken, dass wir für etwas nicht belohnt werden, dann werden wir uns eben ändern.

Doch was ist der Sex – und gerade der erste für ein Geschenk und für wen? Bei diesem Sex kommt es für viele Mädchen überhaupt nicht darauf an, ob der Junge oder Mann verantwortungsvoll ist, ob er ihn verdient hat oder ob er sich einfach nur gut verstellen kann. Hauptsache er ist „süß“ oder so was. Doch Sex hat ja auch etwas mit Triebhaftigkeit zu tun – und so wird der Betreffende auch noch für seine Triebhaftigkeit und eventuell auch noch für seine Raffiniertheit, sich verstellen zu können, belohnt. Ob so gute Beziehungen anfangen? Und wieso beschweren sich Frauen und Mädchen denn dann hinterher über die Verantwortungslosigkeit und Treu­losigkeit und Oberflächlichkeit von Männern – und dass die doch letztlich alle Schweine sind? Die Frage darf man doch einmal stellen: Wer hat die Männer durch das Verfahren „Prägung durch Belohnung“ denn so ge­macht?

Demgegenüber die Paradieskleidung (klar, gemeint ist die „komplette“): Wenn ein Mädchen die „gewährt“, dann muss sich ein Mann zusammen­nehmen können, er muss sich unter Kontrolle haben. Er muss sich auch sachlich und ernsthaft unterhalten können. Und das wird er bei oder mit einem Mädchen, das er schätzt und das er achtet, für das er Verantwor­tung empfindet und dem er nicht schaden möchte, auch nur zu gerne tun.

Wer „von den beiden Sorten Mann“ hat wohl eher die hohen Ideale, die sich ein Mädchen oder eine Frau auch bei einem Mann wünscht?

Mit der Freude an der (unschuldigen) Paradieskleidung würden Männer und Jungen also in einer völlig anderen Richtung geprägt!

Doch daran haben die wahren Schweine ja nun gar kein Interesse – also verteufeln sie die Paradieskleidung. Und die dummen Gutwilligen lassen sich von dieser Scheinmoral blenden und machen mit. Leider. (Vielleicht sind sie ja auch selbst gar nicht so brav, wie sie tun?)

Hier ist der Ansatz dieser Website, die Einstellung von Mädchen zu än­dern. Natürlich müssten sie die Paradieskleidung gewöhnt sein, und das alles sollten dann auch die Jungen mitbekommen, damit sie sich früh- und rechtzeitig darauf einstellen können.

Und keine Angst, dass sich insbesondere junge Mädchen jetzt unkontrol­liert schamlos verhalten, denn gerade die sind ja von Natur aus hochmo­ralische Wesen! Nur: Sie verschwenden ihre moralische Veranlagung nun nicht mehr, indem sie sinnlos paranoid-verklemmt sind, sondern indem sie pfiffig-intelligent werden!

Anmerkungen: Das mit den „wahren Schweinen“ wurde bewusst gestelzt formuliert. Denn einerseits soll niemand unnötigerweise belastet werden (irgendwie sind wir doch alle „Opfer“!) und andererseits ist sowieso nicht mehr herauszukriegen, wie einmal alles angefangen hat. Das war so auch schon früher. Deshalb schiebt die Bibel auch alles Böse auf die Schlange.


Zusammenfassung: Wir alle können uns anders verhalten und etwas ändern, damit wir letztlich nicht doch wieder auf der Täterseite stehen.

Ich habe immer wieder gehört, dass gerade Mädchen mit der traditionellen „Schammoral“ irgendwann wie aus einem Zwang heraus hol­terdiepolter alles über den Haufen werfen und intime Beziehungen anfan­gen, wie auf den Seiten 8 und 9 beschrieben. Außenstehende sind oft fas­sungslos und machtlos, wie Mädchen ihre bisherige Vernunft und ihre bis­herigen Prinzipien völlig zu vergessen scheinen, als ob sie´s, auf Teufel komm raus und ohne Rücksicht auf Verluste, einfach nur hinter sich ha­ben wollten. Dagegen gingen dieselben Mädchen, wenn sie denn Freude an der Paradieskleidung hätten, hier unvergleichlich kritischer, sorgfältiger, genauer und intelligenter vor. Denn sie wollen doch das Paradies, das sie etwa in ihrer Familie schon einmal gekostet haben, natürlich erst recht mit einem geliebten Menschen erleben. Sie werden etwa mit einem mögli­chen Partner erst einmal reden und auch sonst alles Mögliche versuchen, um mehr über ihn herauszubekommen und zu erkennen, ob mit ihm das Paradies auch tatsächlich möglich ist. Also findet der Umgang mit dem an­deren Geschlecht und dann auch eine Partnerwahl bei einer unver­klemmteren Einstellung zur Körperlichkeit von vornherein nach völlig an­deren Gesichtspunkten statt!

Eltern könnten ihren Kinder etwa nicht mehr sagen „Nacktheit ist etwas Schlechtes oder Unanständiges und Ekelhaftes“, sondern sie könnten ihre Kinder lehren, andere Menschen danach zu unterscheiden, ob die Para­dieskleidung mit ihnen möglich ist oder besser nicht. Damit würden sie ih­nen nämlich eine Menschenkenntnis vermitteln, die für sie bei der späte­ren Partnerwahl sinnvoll ist, die dann allerdings natürlich selbstständig ge­schieht. Das Konzept dafür ist ganz einfach: „Ihr werdet schon merken, wann und mit wem ihr euch wohl und sicher fühlt, wenn die Paradiesklei­dung denn überhaupt zur Diskussion steht. Und zumindest am Anfang sind wir ja auch sowieso in der Nähe. Und Menschen mit gutem Gewis­sen werden unsere Nähe auch geradezu wollen oder zumindest unser Einver­ständnis haben wollen.“ Das Ganze funktioniert natürlich nur, wenn die Paradieskleidung von den jungen Leuten nicht als Zwang empfunden wird, sondern als etwas Besonderes, ja sogar Elitäres, eben als Kennzei­chen einer höheren, bewussteren Moral, deren Basis der Geist ist und nicht die Badehose. Und es muss auch ein Verständnis für diejenigen, die anders denken, da sein: Die hatten nämlich einfach nicht so eine durch­dachte Erziehung erfahren wie man selbst. Das Beste wäre natürlich, wenn die jungen Leute ihre Kameraden in ihrem Sinn sinnvoll zu be­ein­flussen versuchen, denn das, was man anderen beibringen kann, das hat man selbst wirklich begriffen.

Und die anderen, deren Eltern anders denken? Die müssen sich schon entsprechend selbst erziehen. Mädchen, die sich etwa zu schade sind für irgendwelche leidvollen und überflüssigen Abenteuer und sich von Anfang an gute Beziehungen wünschen, könnten sich etwa einmal klar machen, dass sie bei diesem Wunsch doch sehr ihren Emotionen ausgeliefert sind (bei welchem Mann es eben „BÄM“ macht), Rationalität und selbst beste Vorsätze helfen ihnen hier kaum weiter. Das ist keine Schande, das ist nur natürlich. Denn bei einer Verliebtheit oder auch eine Liebe handelt es sich um eine Naturgewalt, gegen die der Mensch ziemlich machtlos ist. Es ist ja nicht so, dass zunächst einmal „unten herum“ alles brennt, sondern es brennt das Herz – es muss eben nur „der Richtige“ kommen. Der kann aber auch für die Seele genau der Falsche sein... Andere sehen das bis­weilen recht schnell, man selbst sieht das leider erst hinterher, das Feuer ist eben zu lodernd und verstellt die Sicht zur Wirklichkeit. Doch wir alle (und gerade auch frau) können ja etwas dafür tun, damit unsere Emotio­nen unsere Freunde werden und einen Partner wählen, der nicht nur eine „Eintagsfliege“ ist. Mit einer anderen als unserer bisherigen Einstellung zur Nacktheit und zur Moral, also mit einer natürlicheren Einstellung, wird nun tatsächlich unsere Emotion auf der (Meta-) Ebene der Naturgewalt (also auf einer höheren Ebene) beeinflusst oder sogar völlig umgekrem­pelt. Unsere Emotion wählt also bei dieser anderen Einstellung nach na­türlicheren oder eben auch nach paradiesischeren Gesichtspunkten!

Da nun viele der Erwachsenen überhaupt kein Interesse an einer Ände­rung haben, müsst Ihr jungen Leute euch schon selbst kümmern! Die übli­chen Erwachsenen werden sich jedenfalls nicht die Mühe machen, abge­sehen davon, dass sie Angst haben, dass ihr Engagement missverstan­den werden könnte.

An EUCH liegt es also, das zu ändern – und wir haben alle etwas davon!

Der Autor über seinen Ansatz für dieses Konzept

Mein Engagement hängt gewiss auch mit dem bildungsbürgerlichen El­ternhaus zusammen, in dem ich aufgewachsen bin. Man ging einfach in Gemäldegalerien wie Louvre, Reichsmuseum und Uffizien und in Theater und Oper. Irgendwann fiel mir auf, wie hier die eher bürgerlichen Zuschau­er irgendwie Voyeure (auch Spanner) sind: Vor allem in der Oper ist ja das Leid mit Liebe und Geschlechtsverkehr weitgehend das Hauptthema, doch genau das ist zum reinen Ohrenkitzel geworden – man hört und sieht sich das genüsslich an, genau wie man bei Verkehrsunfällen „hin­glotzt“. Ich denke etwa an die Opern „La Traviata“ und „Rigoletto“ (Verdi), „Don Giovanni“ (Mozart), „Madame Butterfly (Puccini), „Katja Kabanova“ (Janacek), „Woz­zeck“ (Alban Berg). Mal ist das Thema, dass ein Vater seine Tochter nicht bürgerlich-anständig verheiraten kann, wenn der Sohn mit einer Edeldirne rummacht, mal die Sorge eines Vaters um die Tochter, damit sie nicht in die Hände des „Oberhallodris“ fällt, dann der Playboy, der alle Frauen und Mädchen vernascht, oder die Sache mit dem ameri­kanischen Seeoffizier, für den die große Liebe einer Geisha nur ein Zeit­vertreib ist, schließlich die von ihrem Mann vernachlässigte Frau, die sich einen Lover anschafft, oder der einfache Soldat, dem die Frau von einem Tambourmajor ausge­spannt wird. Sehr oft zerbrechen die Haupt­personen an ihrem Schicksal und begehen Mord und Selbstmord. Nie­mand scheint auf die Idee zu kommen, dass diese „Geschichten“ immer auch ihre Ur­sache in Kultur und Religion haben und dass man sich doch einmal darum kümmern soll­te, eine Pädagogik für junge Menschen und insbesondere schon für Kin­der zu entwickeln, damit solche „Geschichten“ gar nicht erst passieren. Nicht zuletzt ist das, was wir auf der Bühne erleben, ja nur zu oft auch menschlicher Alltag, wenn auch selten in dieser Dramatik.

Ich sehe hier jedenfalls Handlungsbedarf und Handlungsmöglichkeiten!

Und noch etwas!

Nacktheit ist in der Kunst durchaus „normal“, selbst bei biblischen Themen. Doch in der Lebenspraxis wollen „bürgerlich-anständige“ Leute nichts davon wissen – ist das nicht merkwürdig oder auch lachhaft? Der Autor gibt sich hier nicht zufrieden und baut also die Nacktheit in sein ethisches Konzept ein – er ist eben auch noch von der bildenden Kunst inspiriert!


Bathseba im Bade (Artemisia Gentileschi, die bedeutendste Malerin des Barock, 1597–1652/53), Neues Palais, Potsdam


ANHÄNGE

Kritische Fragen und Antworten

Ganz klar, auf die Schnelle habe ich das alles nicht geschrieben und ich habe natürlich auch oft gezweifelt, ob das alles so richtig ist und ob ich das vor allem auch „verbreiten“ kann. Doch ich wurde immer sicherer, nicht zuletzt auch, weil es da eine „Grundlinie“ zu geben scheint, auf deren Spur ich offensichtlich bin. Ich finde eigentlich immer nur Bestätigungen – und wenn Andersdenkende an­geblich Gründe dagegen finden, dann sind das eigentlich nie wirkliche Argu­mente, sondern immer nur „Tatbestände“ nach dem Motto: „Wenn die Wissen­schaft herausbekommen hat, dass das alle oder zumindest die Mehrheit so ma­chen beziehungsweise so macht, dann ist doch das normal und korrekt so.“ Das hieße dann ja auch, wenn die Mehrheit der Bevölkerung für das Verbren­nen von Hexen oder Juden ist, dann ist das „normal und richtig“. Ich verstehe nicht, wie intelligente Menschen (oder Menschen, die sich für intelligent halten) solche Argumente bringen können, diesen Vergleich müssten doch auch sie im Kopf haben – haben sie aber offensichtlich nicht.

Ein Freund meinte zu dem ursprünglichen Manuskript für etwa 16-Jährige, dass es ja sehr schön und gut sei. Doch seine Tochter, die gerade zehn Jahre alt ist, hätte in der Schule Sexualkunde. Soweit er erkennen kann, sei dieses Fach sehr biologistisch ausgerichtet. Ob ich nicht auch einmal dazu etwas ergänzen­des Menschlicheres schreiben könnte, das auch bei diesen jüngeren Menschen ankommt? Er hätte ein solches Gespräch mit seiner Tochter versucht, doch er sei damit gescheitert. Er sei vermutlich zu ungeschickt, sie wollte offensichtlich nicht mit ihm über „diese Themen“ reden.

Deshalb also die EINFÜHRUNG für die jüngeren der jungen Menschen.

Und jetzt die Punkte der Kritik und die Beantwortung:

Das vorliegende Konzept ist doch unrealistisch. Das stimmt in gewisser Weise sogar. Nach unseren bisherigen Erziehungskon­zepten lässt man doch erst einmal alles laufen. Irgendwann suchen dann dieje­nigen, die bei diesem „Laufenlassen“ nicht mitgemacht und somit ihre hohen Ideale erhalten haben, einen Partner, der genauso denkt wie sie. Doch viele mit derartigen Idealen sind dann möglicherweise nicht mehr übrig geblieben. Auch reicht es ja nicht, dass jemand dieselben Ideale wie man selbst hat, schließlich muss auch noch die Liebe hinzukommen. Vermutlich dürften Menschen mit hohen Idealen auf diese Weise kaum einen Partner finden, auf den das alles passt. Sonderlich intelligent und ökonomisch ist dieses Verfahren jedenfalls nicht. Wir müssen also die Menschen ansprechen, solange sie noch „alles vor sich“ haben, eben die jüngeren.

Das Konzept ist auch noch aus einem anderen Grund unrealistisch: Es wird ohnehin nie alle erreichen. Das ist mir auch völlig klar, dass man nie alle erreichen wird. Es ist nun einmal so, dass erfahrungsgemäß von dreißig Menschen neunundzwanzig einem all­ gemeinen Trott hinterherlaufen, selbst wenn der Weg ein offensichtlich falscher ist. Doch einer geht einen andern Weg. Was ist, wenn der das Konzept gut fin­det und dann auch noch ein Trendmacher ist, dem die anderen schließlich hin­terher laufen? Immerhin gibt es die Chance, dass diejenigen, die die schlim­men Erfahrungen machen wollen und müssen, sich später einmal besinnen und ihre Kinder dann anders erziehen.

Das Problem ist, die Kinder für solche Themen zu motivieren. Kinder ha­ben andere Themen im Kopf. Bei Jungen mag das stimmen, Mädchen sind jedoch sehr offen. Wenn sie nun über solche Themen nicht mit ihren Eltern reden wollen, liegt das in der Natur der Sache. Sie brauchen gerade für solche Themen eine Gruppe – es ist ganz natürlich, dass sie Einzelgespräche eher ablehnen beziehungsweise sich für sie taub stellen. Ja, was hätten sie denn davon, wenn sie allein irgendwelche Ideale haben – und seien sie noch so hoch und ethisch und einsichtig? Sie könnten dann einsame Jungfrauen werden, und weil sie so etwas nicht werden wollen, schalten sie instinktmäßig auf stur und uninteressiert. Also sollten sich engagierte Eltern zusammentun, damit es zu Kindergruppen allgemein kommt, denn in Gruppen machen dann auch die Jungen mit. Die natürliche Organisati­on für so etwas sind eigentlich die Kirchen mit ihrem Religionsunterricht. Inter­essierte Eltern müssten sich dafür einsetzen, dass der entsprechend gestaltet wird.

Man sollte in einem Kinderunterricht mit Positivem anfangen, die Rigolet­togeschichte und auch die anderen Beispiele sind jedoch negativ. Das Positive haben junge Menschen hier sowieso im Kopf, davon träumen sie sogar. Damit braucht man also nicht anzufangen. Sinnvoll ist nun, dass Kinder erfahren, wie ihre positiven Vorstellungen scheitern können. Aufgabe einer sinnvollen Pädagogik ist, dass Kinder Anregungen bekommen, wie sie das Scheitern verhindern können, ja dass sie geradezu von sich aus kreativ wer­den, Strategien gegen das Scheitern zu entwickeln. Wenn sie dagegen nur Positives erfahren, werden sie eher naiv und das Scheitern ist programmiert.

Ich treibe mit meiner Einstellung zur Nacktheit Kinder doch nur Pädophi­len in die Arme. Das Problem ist doch: Auf der einen Seite gibt es tatsächlich eine berechtigte Sorge, dass unsere Kinder Pädophilen in die Hände fallen. Auf der anderen Seite wollen wir unsere Kinder doch ohne Ängste erziehen und die Sexual­scham ist nun einmal eine Angst. Die intelligente Nacktheit ist hier nun wirklich ein Indiz für Angstfreiheit mit einem hervorragenden Menschen(er)kenntnisef­fekt, von dem der junge Mensch auch später bei seiner Partner­suche profitiert. Und ist es nicht sinnvoll, von vornherein den jungen Men­schen etwas für ihr Le­ben Brauchbares anzuerziehen, statt erst einmal so und dann wieder anders?

Was tun?

Schauen Sie sich doch bitte einmal die Berichte über die Vergehen von Pädo­philen genauer an! Es war doch nirgends so, dass „es“ etwa bei einer Wande­rung mit der Freude einer Gruppe junger Menschen an einem nackten Bad in einem Gebirgsbach anfing. Vielmehr begann doch der Missbrauch von Kindern immer damit, dass die Pädophilen einzelne Kinder unter irgendeinem Vorwand von den anderen absonderten, ihnen dann etwa in die Höschen griffen und Befriedigung suchten. Die Kinder hatten also mit ihrer grundsätzlichen Scheu vor der Nacktheit in einer völlig falschen Richtung aufgepasst.

(Zum Problem „in der falschen Richtung aufpassen“: Wenn wir in England sind und etwa die Straße überqueren wollen, dann haben wir genau so ein Problem! Wenn wir dabei wie bei uns nach links schauen, ob Autos kommen, so ist das dort genau das Falsche und Lebensgefährliche. Beim dortigen Linksverkehr muss man nämlich vor dem Überqueren der Straße nach rechts schauen.) Die richtige Richtung beim Aufpassen, auf die kommt es an! Eine sinnvolle Aufklä­rung, in der auch das Ethische nicht ausgelassen wird, ist doch immer noch der beste Schutz junger Menschen vor Pädophilen – statt dieser grundsätzlichen Scheu vor der Nacktheit. Die Erfahrung gilt ganz allgemein: Nicht die wissen­den, die mutigen und die durchaus auch kessen Menschen sind die Gefährde­ten, sondern eher die ängstlichen, die zurückhaltenden, die naiven.

Und so ganz nebenbei erledigt sich ein weiteres Problem: Kleine Mädchen, die die paradiesische Bekleidung gewöhnt sind, können nicht mehr von Pädophilen verführt werden, die ihnen „etwas Tolles“ zeigen wollen.

Viele Menschen haben die Assoziation im Kopf: „Kinder + Nacktheit = Pä­dophilie“. Wenn alles immer so einfach wäre! Siehe hierzu den vorigen Punkt. Ja, wer hier alles in einen Topf wirft und keinen Unterschied macht und nicht sachlich sein kann und will, der ist irgendwann kein ernsthafter Gesprächspartner mehr und der sollte sich fragen, ob er es nicht selbst ist, der hier unaufgearbeitete Probleme hat. Denn dann sieht er die eigenen Probleme letztendlich nur immer bei den anderen und gibt sie schließlich auch noch an junge Menschen weiter.

Sich an Kindern zu vergreifen, ist doch das Schlimmste. Vorsicht vor Menschen, die bei solcher Verurteilung sehr emotional und un­sachlich sind. Wir wissen, dass in Gefängnissen die Kinderschänder an unter­ster Stelle stehen, die werden von allen anderen Strafgefangenen verachtet. Diese anderen Gefangenen haben nun auch keine reine Weste und brauchen für ihr Selbstwertgefühl jemanden, gegenüber dem sie besser sind. In der Frei­heit gibt es auch so ein Problem des Besser-sein-Wollens als andere. Wer also hier zu sehr sein eigenes Bessersein durchblicken lässt und vor allem in un­sachlicher Weise, bei dem sollte man vielleicht einmal näher hinsehen, ob der nach dem Motto „Haltet den Dieb“ nicht nur jemanden braucht, den er verurtei­len kann. Ob das also alles wirklich Pädophilie ist, was von manchen als Pädo­philie angesehen wird, oder nur dazu dient, dass man selbst gut da steht? Sie­he auch Seite 24 unter „Haltet den Dieb!“. Wie sieht denn nun das Harmlose oder sogar das Paradiesische aus? Zum Beispiel: Eine Mutter erzählte mir, dass sich ihre fünfjähriges Töchterchen einmal ein nacktes Frühstück im Familienkreis gewünscht hätte. Oder wenn ei­nem auf einem Campingplatz auf dem Weg von und zur Dusche das Töchter­chen der Nachbarn begegnet – beide im Paradieskostüm – und einen anstrahlt. Wo ist das Problem? Das sind doch nun wirklich wunderbare Paradieserlebnis­se, die absolut nichts mit irgendeiner Pädophilie zu tun haben! Honi soit, qui mal y pense! („Ein Schelm, wer dabei Böses denkt!“) Es gibt eben neben der Assoziation Nacktheit + Kind = Pädophilie auch die Assoziation „Vater + Kind + Nacktheit = heile Familie, heile Welt“. Der Unterschied ist, dass bei der Pädo­philie-Beziehung sonst nichts mehr kommt beziehungsweise für eine hohe Mo­­ral Untaugliches, während bei einer heilen-Welt-Beziehung noch eine sinnvolle Sorge für eine echte Moral hinzu kommt. Gerade Väter wissen ja auch sehr oft (woher auch immer), dass die „Scham-Moral“ nun einmal nicht zu einer hohen Moral führt, dass sie also für junge Menschen nicht vorteilhaft ist. Leider sind viele Väter und überhaupt viele Eltern in der Praxis dann doch sehr oft eher hilf­los, obwohl sie im Grunde sehr gutwillig und sehr integer sind. Dieses Heft soll nun Anregungen geben, wie gutwillige Eltern (und auch andere Pädagogen) ihre Sorge sinnvoll in die Praxis umsetzen können.

Es gibt doch Wichtigeres im Leben junger Menschen als die Sexualität. Es ist die Frage nach einem Gesamtkonzept. Sinnvoll aufgeklärte junge Men­schen haben auch ihre Köpfe freier für das, was sonst im Leben wichtig ist. Sie haben es leichter, reif zu werden und ihre individuellen Anlagen zu entfalten.

Doch warum immer nur „dieses eine Thema“? Es gibt doch wohl noch mehr, wo gerade junge Menschen leiden können. Natürlich, es gibt noch mehr, das ist mir auch klar. Doch wenn in einem sehr wichtigen Bereich schon einmal ein gutes Selbstbewusstsein verbunden mit dem passenden Wissen da ist, dann wird gerade der junge Mensch sich hof­fentlich auch in anderen Bereichen zu helfen wissen. Zudem: Wenn wir den jungen Menschen in allem möglichen und unmöglichen Dingen beraten wollen, ohne dass etwas Konkretes anliegt, dann wird eine solche Erziehung sehr schnell überängstlich und ungenießbar – und sie erreicht letztlich nur das Ge­genteil.

Der Ansatz hier ist doch total unmodern, Mädchen und Frauen haben sich heute aus den alten Zwängen befreit und der Geschlechtsverkehr mit ver­schiedenen Partnern ist doch Zeichen ihrer Freiheit und Emanzipation. Meine Erfahrung mit den Kameraden bei der Bundeswehr, also mal mit „wirk­lich normalen Menschen“, die sagen, was sie denken (und wie ich immer wie­der feststelle, schimmert deren Denken auch heute noch in der Männerwelt durch): Wenn Mädchen den Sex gewähren, besonders den ersten, aus wel­chen Gründen auch immer, wird eigentlich immer eher verachtend über sie ge­sprochen. Allerdings stammen meine Eindrücke eben eher von dem, was in „unteren Schichten“ geredet wird. Ob hier vielleicht doch eine Wahrheit zutage kommt nach dem Motto „Vox populi, vox dei“ – also „Stimme des Volkes, Stim­me Gottes“? Jedenfalls meine ich, dass die Mädchen „für so etwas“ zu schade sind.

Na ja, die „unteren Schichten“, an denen sollte man sich vielleicht nicht so orientieren. Das mit dem Sex vor der Ehe entspricht doch einfach der Emanzipation einer modernen Frau. Das machen doch alle heute so. Wenn das, was alle machen, das Indiz für Emanzipation ist, na, dann „gute Nacht Emanzipation“! Ist es nicht viel mehr das Indiz für eine gelungene Eman­zipation, wenn sich gerade auch frau von sinnlosen Zwängen und Ängsten be­freit, die doch nur Zeichen von Verklemmtheit und untauglich und kontraproduk­tiv für eine hohe Moral und eine sinnvolle Menschenkenntnis sind (also der Scham, natürlich nur dort, wo das nicht missverstanden wird)? Und wenn sie eine gute Menschenkenntnis hat und also von vornherein das unterlässt, was nur zu oft Traumata bringt, also den Sex mit jemandem, der doch nicht der Richtige ist? Und wenn es ihr gelingt, andere zu motivieren, dabei mitzuma­chen, das eher Negative zu unterlassen und das Positive zu tun?

Kann man aber nicht auch mal machen, was alle machen? Natürlich, wenn es gute Gründe gibt. Für eine Moral auf der Basis der Scham gibt es allerdings eigentlich nur noch den Grund, dass es schon immer so war. Ein toller Grund! (Zur Erinnerung: Gegen Ende des Hexenwahns hat man „Hexen“ nur noch verbrannt, weil es schon immer so war, man kann doch nicht 500 Jahre geirrt haben – und man hatte doch geirrt!)

Es ist doch nur vernünftig, wenn schon junge Leute und gerade auch Mädchen alles über Verhütungsmittel und Geschlechtskrankheiten wis­sen. Denn dann können sie viel freier sein und brauchen keine Angst mehr vor Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten zu haben. Nichts gegen eine Information auch über solche Dinge. Doch wenn es nur bei einer solchen Information bleibt und keine über die hohe Liebe und, wie man die einfädelt, hinzukommt, dann heißt das doch: Man hält insbesondere auch Mädchen von vornherein vor allem für triebgesteuert und zu dumm für die hohe Liebe (brutal ausgedrückt: „Mädchen haben ihr Gehirn, wenn´s so weit ist, so­wieso zwischen den Beinen“). Daher lohnt es sich auch gar nicht, sich um ein Konzept der hohen Liebe zu kümmern. Wenn eine solche Einstellung nicht zu­tiefst mädchen- und damit auch frauenverachtend ist?

Ich sei doch frauenfeindlich. Statt mich gegen die sexuellen Beziehungen junger Mädchen einzusetzen, sollte ich lieber auf die Jungen und Männer einwirken, dass sie nicht mehr schlecht über Menschen reden, die andere Lebensentwürfe haben, also auch nicht herziehen über die freieren und offeneren Mädchen und eben auch die späteren Frauen. Da kann man doch reden, was man will. Wenn man sich für etwas einsetzt, was nicht der Natur des Menschen entspricht, dann sagen die Angesprochenen „Ja – ja“ und halten künftig den Mund, so dass man nichts mehr erfährt und glaubt, es ist jetzt alles erledigt. In Wirklichkeit ändert man aber an den Einstellungen nichts. Allerdings: Genau in den ehrlichen Kreisen wird über Mädchen, die sich nach dem hier vorgestellten Konzept verhalten, im Grunde dann doch anerken­nend geredet, etwa: „Die weiß, was sie will!“ Eine Studentin erzählte mir, wie sie einmal ein Mitstudent angesprochen hätte: „Stimmt das, was man sich von dir erzählt, dass du auf den FKK gehst, aber kein Sex vor der Ehe haben willst?“ Und als sie das bejahte, schien das bei ihrem Mitstudenten hohe Aner­kennung auszulösen nach dem Motto „coole Frau“! Wichtig ist allerdings, dass die Jungen auch um das Gesamtkonzept wissen!

Es gibt doch diese Forschungen, wie Kinder bei Naturvölkern aufwach­sen. Die Kinder treiben schon von früher Kindheit an sexuelle Spielchen bis hin zum Geschlechtsverkehr. Und sie wachsen somit frei von Ängsten und Zwängen auf und sind also glücklich. Das setzt sich dann fort, wenn sie älter werden, daher gibt es in diesen Kulturen auch keinen Partner­stress, keinen Geschlechterkampf, keine Eifersucht, keine Aggression. Neuere Forschungen haben ergeben, dass diese damaligen Forscher (gerade auch die berühmte Margret Mead, 1901–1978, mit ihrem Buch „Coming of Age in Samoa. A Psychological Study of Primitive Youth for Western Civilisation“ 1928) mit ihren Forschungen in der Südsee sehr blauäugig waren, sie haben nur gesehen, was sie sehen wollten. Die Wirklichkeit ist nämlich völlig anders: Es gibt bei diesen Kulturen besonders viel Eifersucht, Aggression und Part­nerstress. Die Selbstmordrate ist mit die höchste weltweit. Von echter Wissen­schaftlichkeit kann bei diesen damals als epochal geltenden Forschungen kei­ne Rede sein. Natürlich: Man kann immer Gründe finden, dass die ursprüngli­chen Forschungen doch seriös waren, dass es zu den Fehlentwicklungen etwa erst durch die Berührung mit westlicher Zivilisation kam. Dazu: Es gab unter diesen Insulanern auch westlich gebildete Einwohner, die englisch konnten. Und die haben später dann besonders das genannte Buch gelesen und die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, was gerade Margret Mead für einen Unfug über ihre Kultur geschrieben hatte. Das, was sie beschrieb, war noch nie so!

Ich würde zu viel von „Nacktheit“ reden. Psychologen würden mir allerdings nach der Lektüre der Seiten 8 und 9 vor­werfen, dass ich doch nur wieder die alten Ängste vor der Sexualität erzeuge. Daher muss ich etwas bringen, was diese Ängste gar nicht erst aufkommen lässt, und was eignet sich besser als die Freude an der Nacktheit oder eben an der paradiesischen Kleidung? Im Übrigen: Was ist wohl eher ein Indiz für Se­xualängste junger Menschen, wenn sie zwanghaft Bikini oder Badehose brau­chen – oder wenn sie mit Spaß darüberstehen und das alles auch weglassen können? Wessen Erziehungskonzept basiert also auf Ängsten, wer die Notwen­digkeit von Badehose und Bikini unangetastet lässt oder wer das alles hinter­fragt und ein Konzept befürwortet, dessen Basis der Geist ist – wie in diesem Heft vorgestellt? Und zudem ist es eine Regel guter Werbepsychologie (und hier geht es ja auch um Werbung für etwas): „Nie negativ, immer nur positiv!“ Und wenn ich schon etwas Negatives bringen muss, einfach um einen Einstieg zu haben, dann muss ich doch zumindest etwas Positives anbieten!

Die Scham ist doch auch eine Sache unserer Kultur. Doch leider gibt es auch einen engen Zusammenhang von Scham und Promis­kuität – insbesondere auch Jugendpromiskuität, das heißt, dass junge Leute verschiedene Sexualpartner haben. Wenn die Scham Kultur ist, dann doch auch die Promiskuität – wer A sagt, muss auch B sagen? Und ob die Promis­kuität wirklich so gut ist? Sollten wir uns nicht um eine Änderung kümmern?

Papperlapapp! Die Scham ist einfach normal! Keine Diskussion! Die Scham ist doch ein Indiz dafür, dass der Mensch nicht im Einklang mit sei­ner Natur steht. Der Mensch scheint eben doch monogam zu sein, und wenn er diese seine Natur richtig lebte, also auch ohne Ängste und Zwänge, dann wür­de sich diese zwanghafte Selbstversteckerei sich auch von selbst erübrigen.

Wenn es zu solcher Offenheit kommt, etwa wenn zwei nebeneinander trotz Paradieskleidung enthaltsam die Nacht verbringen, ohne dass es zur „sexuellen Tat“ kommt, dann bedeutet das doch schädlichen Stress? Schädlicher Stress? Im Gegenteil! Bei einem großen Stress produziert der menschliche Körper nämlich ein Antistresshormon, um diesen Stress auszu­halten. Dieses Antistresshormon ähnelt nun Drogen – sowohl vom chemischen Aufbau als auch von der Wirkung her. Der Mensch setzt sich „bei solchen Gele­genheiten“ sozusagen unter Drogen, diesmal allerdings sind es selbst erzeug­te, also „echt-natürliche“. Und diese „echt-natürlichen Drogen“ sind in vieler Hinsicht viel vorteilhafter als die „künstlichen“, also als die, die man etwa ein­nimmt, sie entsprechen eben eher dem, worauf der Mensch angelegt ist.

Viele Menschen finden sich doch einfach nicht schön genug für die Nacktheit vor anderen. Warum aber haben dann selbst die schönsten Mädchen Probleme mit der Nacktheit? Und zudem: Wenn wir uns schon nicht schön genug vorkommen, warum verstecken wir dann ausgerechnet die Genitalien, sollten wir dann nicht lieber diejenigen Körperteile verstecken, die nicht so schön sind? Das mit dem Sichverstecken wegen der Nichtschönheit ist also auch nur so ein Scheinargu­ment.

Alles schön und gut, doch wenn die jungen Menschen und gerade auch die Mädchen in die Pubertät kommen, dann fangen sie nun einmal an, sich zu schämen. Das ist doch völlig normal. Normal ist hier doch gar nichts. Wenn sich junge Menschen in der Pubertät an­fangen zu schämen, dann kann das doch auch heißen, dass sie eine Moral der Liebe und der Partnerschaft suchen, weil sie sich nicht an einen Falschen ver­schwenden möchten. Da sie nun keine bewusste und sinnvolle Moral haben, weil ihnen die niemand plausibel nahe gebracht hatte, suchen sie eben die übli­che, die ihnen von ihrer Umwelt angeboten wird – selbst wenn die sich in der Praxis des Lebens dann doch nicht bewährt. Doch das wissen sie ja erst ein­mal noch nicht.

Doch was ist, wenn junge Menschen über das alles gar nicht reden wol­len? Also: Der Mensch ist von Natur aus ein sowohl hochintellektuelles wie hochmo­ralisches Wesen. Es gibt dabei allerdings gewisse Spielregeln, damit sich beide Eigen­schaften auch entfalten können. Wenn man nämlich zuerst einmal Kin­dern die Scham beibringt und damit letztlich das Sexuelle schlecht macht, dann darf man sich nicht wundern, wenn die Kinder später auf der Suche nach einer eigenen Moral die Scham als Moral verinnerlichen. Dasselbe gilt auch, wenn man zwar „offen“ ist, doch gar nichts sagt und sich die jungen Leute also aus eigenem Antrieb eine Moral suchen und auf die Scham kommen. Sie können und wollen dann nicht mehr über diese ganze Thematik reden und empfinden die Erwachsenen als inkompetent. Haben sie nicht recht – von ihrem Gesichts­punkt aus? Wir sollten also recht bald die Kinder wissen und durch unser eige­nes Handeln merken lassen, dass die Scham nichts mit einer sinnvollen Moral zu tun hat, und ihnen ein realistisches und geistvolles Konzept von Moral bei­bringen. In dieses Konzept können sie dann auch in der Pubertät hineinwach­sen und es in ihr Leben integrieren.

Als ob die Zurschaustellung des kleinen Unterschieds das Wichtige wäre. Tun Sie doch nicht so, als ob Sie nicht wüssten, dass das Verstecken des klei­nen Unterschieds viel aufreizender ist als die komplette Offenheit.

Manches klingt ja sehr gut, doch läuft es im Endeffekt nur auf die Enthalt­samkeit vor der Ehe hinaus mit all ihren Ängsten und Zwängen, die die Kirche vertritt. Letztlich bist du doch noch ein Sklave der Kirche. Vielleicht. Die Kirche mag ja nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch heu­te noch manchen Unfug erzählen beziehungsweise erzählt haben. Doch des­wegen ist oder war ja nicht alles falsch. Ich finde zum Beispiel die Ehemoral der hohen Liebe und Partnerschaft sehr gut und also auch höchst aktuell. Und so wie sie hier propagiert wird, hat sich auch nichts mit Ängsten und Zwängen zu tun. Dagegen sollten sich diejenigen, die mir eine Sklavenmentalität gegenüber der Kirche vorwerfen, einmal selbst fragen, inwieweit sie selbst die unsinnigen Zwänge und Ängste übernommen haben, die die Kirche erzählt. Ich denke hier vor allem an die „Schammoral“ – wer ist also der wirkliche Sklave der Kirche?

Und zudem: Was ist, wenn junge Menschen offensichtlich Freude an dieser Ehemoral haben, weil sie „etwas nicht zu tun“ nicht als Zwang und Einengung, sondern als Zeichen von Vernunft und Emanzipation empfinden? Es sieht hier so aus, als ob „alte Leute“ etwas von einem eher sexistischen Standpunkt aus in junge Menschen hineininterpretieren.

Das hier vertretene Konzept ist ein Rückschritt. Irgendwann werden wir die heutige „freie Moral“ satthaben, weil sie ja doch kei­ne höhere Lebensqualität bedeutet. Ob es dann eine Bekehrungswelle zum Is­lam gibt mit Verschleierung und Zwangsverheiratung? Sollten wir uns nicht lie­ber rechtzeitig Gedanken über eine wirklich gute, sinnvolle (Sexual-) Moral ma­chen?

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“: Auch die Sexualität muss man erlernen und möglichst frühzeitig. Das mag woanders gelten, doch in der Sexualität gewiss nicht. Es gibt beim Menschen zwei Geschehen, die er nicht zu erlernen braucht, das eine ist der Saugreflex nach der Geburt, das andere ist der Orgasmus. Wer beim Orgas­mus etwas erlernen will, der zerstört möglicherweise eher etwas, als dass er et­was gewinnt. Wenn nämlich erst einmal Traumata entstanden sind infolge einer sexuellen Enttäuschung, so wird dadurch ein unbefangenes Erleben des Or­gasmus – selbst mit einem nicht enttäuschenden liebevollen Partner gewiss nicht leichter. Machen wir uns nichts vor: Viele Menschen „kopulieren“ nur (ha­ben also einen wenig menschlichen Sex), von einer Einheit von Leib und Seele kann nicht die Rede sein.

Ich würde zu viel von Orgasmus reden – ist der denn so wichtig? Durch den Organismus des Menschen werden körpereigene Drogen, also etwa Endorphine, Dopamin, Seratonin gebildet, das heißt, der Mensch setzt sich durch das Erlebnis des Orgasmus sozusagen selbst unter Drogen. Diese Dro­gen wirken positiv auf Intelligenz und Kreativität des Menschen (besonders auch der Frau), und haben auch eine hervorragende medizinische Wirkung. Der Mensch ist sozusagen sein eigener Medizinlieferant. Es gibt Untersuchun­gen, dass Frauen mit Orgasmuserlebnissen seltener Krebs haben als Frauen ohne solche Erlebnisse. Nachteile sind jedenfalls nicht bekannt. Wir müssen allerdings bedenken, dass viele Frauen zu ihren Orgasmuserlebnissen erst kommen nach mehr oder weniger vielen traumatischen Erfahrungen mit der Sexualität. Und diese trau­matischen Erfahrungen bewirken ja auch Hormon­ausschüttungen, diesmal allerdings eher negative und also krankheitsfördern­de. Diese negativen Erfahrungen können die positiven Erfahrungen durchaus zunichte machen. Siehe S. 69 (oben)!

Ziel des hier vorgestellten Konzepts ist doch nur neue Manipulation. Fragen wir uns dazu zunächst einmal, wie eine typische Manipulation über­haupt funktioniert. Der Trick ist doch, dass den Menschen, die manipuliert wer­den sollen, nur eine einzige Option (also eine einzige Wahlmöglichkeit) erzählt wird und auch sonst so getan wird, als ob es nur diese eine Option gibt und kei­ne andere. Doch jede attraktive Alternative wie – in unserem Fall – eine intelli­gente und pfiffige Enthaltsamkeit bei gleichzeitiger Möglichkeit der paradiesi­schen Offenheit wird total verschwiegen oder schlechtgemacht und sogar als sündhaft hingestellt. Die Frage stellt sich, wer hier manipuliert, denn man kann ja auch sehr gut durch Verschweigen oder durch Schlechtmachen einer Alter­native manipulieren.

Das Konzept ist doch gegen die sexuelle Selbstbestimmung junger Men­schen. Wie man es sieht. Bedenken wir doch einmal, wie wir mit Kindern umgehen. Wenn die Spaß an der Nacktheit haben, und gerade Mädchen haben den im Allgemeinen, dann versuchen wir doch auf alle mögliche Weise, ihnen diesen Spaß zu verderben. Dabei handelt es sich doch wirklich um Harmloses. Wo bleibt denn da die sexuelle Selbstbestimmung? Und wenn die Kinder dann älter sind, und sie sich von Handlungen, die ihnen nun wirklich Probleme bringen und gar nicht so harmlos sind, nicht abbringen lassen, dann zucken wir mit den Schultern. Denn angeblich ist das die Natur, gegen die man nichts machen kann – und jetzt reden wir von sexueller Selbstbestimmung. Die Frage ist, wer sie in dieses Problematische und Nichtharmlose denn hinein getrieben hat.

Hier wird gerade jungen Menschen eine Schuld eingeredet. Die jungen Menschen sind im Grunde völlig unschuldig. Wer hier eine Schuld trägt, das sind doch die Erwachsenen, die es besser wissen könnten und soll­ten und die die jungen Menschen falsch oder gar nicht informieren.

Warum sollte man sich denn als Erwachsener überhaupt einmischen, wie die jungen Menschen ihre Partner finden – zu was auch immer? Das Problem der Partnersuche ist auch viel zu oft das des Betruges, den es für den ehrlich und gutwillig Suchenden (und gerade für den jungen!) zu durch­schauen gilt. Dabei geht es für den Betrüger eher darum, an den Sex, für die Betrügerin eher darum, an die „Geldbörse“ des Mannes zu gelangen. Es ist nun nicht so, dass man einem nackten Menschen ansieht, ob er ehrlich oder nicht ehrlich ist. Doch wie geht einer mit der Nacktheit um? Wenn ein Mädchen ei­nem Verehrer die anbietet (er müsste so ein Angebot doch eigentlich toll und als besondere Auszeichnung empfinden!), dieser die aber nicht will, aus wel­chen Gründen auch immer, und stattdessen den Sex will, dann müsste es doch stutzig werden. Auch der Mann kann erkennen, ob sich „in diesem Zustand“ ein Mädchen oder eine Frau bei ihm (pudel-)wohlfühlt. Allerdings: Dies ist nur ein Kennzeichen unter vielen, ob man als Mann und Frau zueinander passt. Es kann sich etwa auch um eine (Ersatz-) Vater-Tochter-Beziehung handeln. Ich kenne zu diesem Punkt zwei Beispiele, ein positives und ein negatives, also eines, wo sich das Mädchen an das hier vorgestellte Konzept gehalten hatte und eines eben nicht. Dieses letztere Mädchen hatte sich gegen das zunächst als sinnvoll erkannte Konzept „bequatschen“ lassen, auch von Mutter und Schwester und von ihrem (freikirchlichen) Pfarrer. Und es ist in beiden Fällen genau das eingetreten, was ich gesagt habe, einmal eine sichtlich glückliche partnerschaftliche Ehe und das andere Mal eine schlimme Enttäuschung. Dass die Gehirnwäsche (vonseiten der Mutter usw.) hier funktionieren konnte, lag ge­wiss auch daran, dass das „Konzept“ noch nicht ausgereift war. Es war einfach (noch) nicht gut genug. Ich sehe mich hier schuldig, zumindest subjektiv. Auch unter diesem Eindruck habe ich dieses Heft verfasst.

Ohne den Spaß am Geschlechtsverkehr mit der Möglichkeit neuer Part­ner kommt es doch nur wieder zu der alten Langeweile. Sex dauert allenfalls ein paar Minuten, so eine „stressige Nacht“ mit selbst er­zeugten „natürlichen Drogen“ dagegen einige Stunden. Schon von der Dauer her geht es also bei den „natürlichen Drogen“ um ein Mehr – auch an Intensität – und vor allem, wenn dann noch der Orgasmus dazukommt (s. ab S. 12)! Hier wäre übrigens auch ein Ansatz für Menschen „mit Erfahrungen“, die einfach keine weiteren problematischen „intimen Erlebnisse“, jedoch wieder einmal eine besondere Harmonie der Mann-Frau-Beziehung erleben möchten. Und es muss auch einmal ganz deutlich gesagt werden: Geschlechtsverkehrbeziehun­gen ohne Ehe sind nun einmal (immer noch) für viele Menschen unter ihrem Ni­veau, Frauen und Mädchen etwa wollen einfach keine „Samenmelkmaschinen“ für Männer und Jungen sein, von denen sie dann doch verachtet werden, und Männer keine Zuchthengste für Frauen, die nur ein Kind wollen, mit ungewis­sem Ausgang. Mit dem Verfahren „Antistresshormon durch Enthaltsamkeit“ tun sich hier jedoch attraktive Möglichkeiten für niveauvolle „nähere Beziehungen ohne Geschlechtsverkehr“ auf! Natürlich funktioniert das alles nur, wenn das Konzept mit absoluter Sicherheit durchgehalten wird, wenn es also sozusagen als göttliches Konzept gilt, ansonsten bleibt alles ja doch wieder beim Alten.

Ich kümmere mich verdächtig viel um „junge Mädchen“. Abgesehen davon, dass gerade die immer nur wie Objekte behandelt werden und man also hier etwas machen muss, halte ich die These des spanischen Philosophen Ortega y Gasset in seinem Buch „Über die Liebe“ (hier DVA, Stutt­gart 1954, S. 24) absolut stimmig, dass das, was 15-jährige Mädchen in ihren Köpfen haben, „den Jahrhunderten tiefere Spuren“ eingräbt „als der Stahl des Kriegsgottes“. Das heißt also: Wonach sich die Mädchen ihre Partner aussu­chen, prägen sie entscheidend die Männer und damit beeinflussen sie indirekt das, was die Männer sind und tun. Also sind doch die Mädchen genau die richtigen Ansprechpartner, wenn man etwas in unserer Welt verändern will!

Wir haben doch hier so ein Problem wie mit einer „selbst erfüllenden Pro­phezeiung“ vor uns. Etwas wird nur deswegen als schlecht empfunden, weil man es schlechtredet. Würde man einen „Geschlechtsverkehr zur Probe“ nicht schlechtreden, würde er auch nicht als schlecht empfunden werden. Ich kenne genügend Menschen, denen wurde mit Sicherheit gar nichts schlechtgeredet – und sie litten und leiden dennoch darunter.

Alle sagen es doch, dass auch erster Sex kein Problem ist, selbst wenn er ein Desaster war. Wer gibt schon gerne zu, dass er sich – zumal auch oft entgegen Warnungen – in etwas hinein geritten hatte, was dann doch nicht so toll war und was er sich lieber erspart hätte? Auch hier passt das Märchen von „Des Kaisers neue Klei­der“: Nur nicht ehrlich sagen, dass man selbst etwas ganz anders erfahren hat als die anderen! Natürlich: Wenn es gut gegangen ist, weil es so etwas wie eine vorgezogene Ehe war, dann macht es auch nichts „mit Trauschein oder ohne“. Doch ist es nicht auch eine sehr praktische und nützliche Regelung, „vor der Ehe allenfalls Hautkontakt und erst nach der Eheschließung die volle Gemein­schaft“? Da weiß man wenigstens, wo man dran ist.

Meine Frau und ich hatten auch Sex vor der Ehe – und uns hat das doch nicht geschadet!“ Ich beziehe mich auf die Fälle auf den Seiten 8 und 9. Dort ist von einigen die Rede, denen es jedoch offensichtlich sehr geschadet hat. Es ist wohl so ähnlich wie mit den Sicherheitsgurten beim Autofahren. Klar, wer noch nie einen Unfall gebaut hat, dem hat es auch nicht geschadet, wenn er noch nie einen Sicher­heitsgurt umgelegt hat. Doch anderen hatte es schon geschadet – und allen hätte es nichts geschadet, wenn sie immer einen Gurt umgelegt hätten. Und so ist das mit dem Kein-Intimverkehr-vor-der-Ehe auch eine schöne Sicherheitssa­che. Außerdem ist harmonischer Hautkontakt etwas Wunderbares – und ohne Inanspruchnahme von Produkten der Pharma- oder Gummiindustrie, also ohne Pille und Kondome. Und gerade Mütter (aber auch Väter) könnten ihren Kin­dern später einmal weitergeben, wie es vor der Ehe auch geht, ohne dass es zu solchen Geschichten wie auf den Seiten 8 und 9 kommt oder kommen könn­te. Denn sie müssen ja auch immer damit rechnen, dass das bei ihren Kindern nicht so harmonisch ausgeht wie bei ihnen selbst. Auch können sie „davon“, wie sie es gemacht haben, begeistert erzählen – dagegen habe ich von den Intimverfahren jedenfalls noch nie begeisterte Berichte gehört. Die verschweigt vor allem frau lieber, auch und gerade gegenüber ihren Kindern. So ganz wun­derbar scheinen die wohl nicht gewesen zu sein. Wie schön ist es doch, sich so zu verhalten, dass man immer die Wahrheit sagen kann!

Ich kümmere mich viel zu sehr um dieses „Erster-Sex-Thema“, wäre nicht viel wichtiger, wie man zusammenlebt, damit eine Partnerschaft gelingt? Erstens bin ich Junggeselle und als solcher wohl kaum kompetent für Fragen des Zusammenlebens. Und zweitens: Wenn sich gerade ein Mädchen einen Liebespartner ausgesucht hat, dann sieht es bei dem sowieso alles mit einer rosaroten Brille, also wie es es sehen will, es wird also alle seine bisherigen Vorstellungen über den Haufen werfen. Deshalb schenke ich mir irgendwelche „Ratschläge“ über das Zusammenleben und gehe nur auf das Problem „Liebes­partner“ ein.

Nacktheit (also auch das Paradieskleid!) ist dekadent (lat. „Verfall“). Nacktheit hat doch etwas mit Natürlichkeit zu tun – und die ist ja wohl wirklich nicht dekadent! Ist es nicht viel mehr dekadent, wenn den jungen Menschen gegenüber etwas als zerstörerisch und gefährlich eingestuft wird und die dann davor eine Scheu haben, während das wirklich Problematische entweder als belanglos hingestellt oder überhaupt verschwiegen wird? Merke: Auch deka­dente Gesellschaften haben eine Sexualmoral, nur bezieht sich deren Moral bisweilen eher auf Belangloses und/oder Unproblematisches und manchmal sogar auf im Grunde Lächerliches. Dagegen vernachlässigen sie das Wesentli­che. Daher kommt es gerade in dekadenten Gesellschaften schon mal zu mo­ralischen Entrüstungen, wenn ein Politiker die Oberweite einer Journalistin kommentiert.

Ich bin Bewährungshelfer bei Sexualstraftätern. Ich finde in diesem Kon­zept einige Parallelen zu den Ansichten dieser Sexualstraftäter. Sie müssen gewiss nicht lange suchen, da werden sie auch genügend Paralle­len zwischen Adolf Hitler und Albert Schweitzer finden – es kommt eben wohl viel eher auf die Unterschiede an! Und zudem: Vielleicht haben Ihre Sexual­straftäter manchmal gar nicht so unrecht, vielleicht sind sie lediglich Opfer der Dekadenz bei uns, vielleicht sind sie also eigentlich durchaus gesund, kommen jedoch mit der Scheinmoral bei uns nicht klar?

Durch die hier propagierte Offenheit gerade auch zwischen Vater und Tochter besteht die Gefahr inzestuöser Beziehungen. Diese Sorge ist unbegründet. Denn durch eine vertrauensvolle Offenheit und Nähe, wie sie für Vater und Tochter von frühester Kindheit an typisch ist oder sein sollte, entsteht ein sogenanntes Inzesttabu, und zwar lebenslang. Wenn es diese Offenheit von Kindern gegenüber anderen, etwa Freunden und Verwand­ten der Familie gibt, dann wirkt das Inzesttabu auch bei denen.

Hier wird ein überholter Reinheitswahn vertreten. Wer hat ein Interesse daran, dass es nicht zu der hier propagierten Ethik insbe­sondere auch junger Menschen kommt? Wem nützt diese Miesmacherei? Sind das wirklich Gutwillige – oder?

Es ist doch eigentlich inhuman, eine solche Werbung für die Jungfräulich­keit zu machen, die viele nicht mehr haben. Verstößt das nicht gegen den Gleichheitsgrundsatz? Auch auf der Autobahn wird das Paradies erreicht sein, wenn keiner mehr lie­gen bleibt, weil alle bereits stehen. Also: Wenn wir immer nur den Gleichheits­grundsatz im Kopf haben, uns also nach denen richten, die etwas nicht können oder die eine bestimmte Eigenschaft nicht (mehr) haben, aus welchen Gründen auch immer, wird es nie einen Fortschritt geben.

Aber wenn das doch alle machen, etwa mit dem vorehelichen Sex, das kann doch dann wohl nicht falsch sein? Das ist ein Tatbestand, aber doch wohl kein Argument und schon gar kein Be­weis! Waren nicht einmal alle für den Hexenwahn oder für die „Entjudung“ der Gesellschaft? Und selbst wenn alle dafür waren, es war trotzdem falsch. Über­haupt: Wenn eine kaputte Moral erst einmal in Mode ist, selbst wenn sie der größte Unfug ist, wie soll sich die denn ändern? Wer würde sich trauen, sich für eine Änderung einzusetzen? Und noch einmal das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“: Wenn sich erst einmal alle etwas vormachen, dann wagt doch keiner mehr, das zu sagen, was wirklich ist. Bis auf ein Kind eben – fragen wir also einmal die Kinder! (Oder einen „ver-rückten“ alten Religionslehrer!)

Neuere Forschungen haben ergeben, dass auch Frauen die Abwechslung im Bett lieben (s. das Buch von Daniel Berger „What Do Women Want“). Das Problem ist nicht die Abwechslung im Bett, sondern der Orgasmus. Wenn Frauen den bei einem Partner nicht haben, dann träumen sie eben von einem anderen, was sie heute oft auch in die Tat umsetzen. Hätten sie einen Partner, bei dem sie ihren Orgasmus erleben und der auch sonst ein guter Partner ist, hätten sie kein Interesse an weiteren Männern.

Wenn ich mir die entsprechenden Sendungen im Fernsehen ansehe, dann nehmen die jungen Leute das mit ihren sexuellen Abenteuern doch alles sehr locker. Na, wer macht denn diese Filme? Da steckt doch eine bestimmte Absicht da­hinter – Probleme dürfen da natürlich nicht gezeigt werden, wenigstens nicht so, dass die jungen Menschen von ihren Abenteuern abgehalten werden. Wie nennt man doch eine solche einseitige Darstellung? Manipulation!

Wenn Mädchen über ein gewisses Alter hinaus, etwa Anfang zwanzig, im­mer noch Jungfrauen sind, dann werden sie doch zickig und ungenieß­bar-eingebildet und oft auch regelrecht bekloppt. Da scheint bisweilen etwas dran zu sein. Doch liegt diese Bekloppt­heit gewiss weniger daran, dass sie noch Jungfrauen sind, sondern wie sie es sind. Es gilt ja: „Wir sind nicht moralisch, weil wir so stark sind, sondern weil bisher die Ver­suchungen einfach nur zu schwach waren.“ So meinen diese Jungfrauen, dass ihre Moral eine wirkliche Moral ist, dabei ist es ja nur eine Scham- oder Schein­moral. Denn Sache ist doch, dass bei ihnen der „Richtige“, der diese ihre Moral überwinden (oder auch brechen) konnte, einfach noch nicht gekommen ist. Ihre Moral ist also keine grundsätzliche Einstellung, sondern eher nur eine Badeho­sen- oder Bikinimoral und daher ziemlich vordergründig und irgendwie auch lächerlich. Dagegen sieht alles ganz anders aus, wenn Jungfrauen die Moral des Paradieses vertreten und praktizieren und andere, insbesondere natürlich Jungen und Männer, davon zu begeistern versuchen. Solche Mädchen/Frauen wirken keinesfalls eingebildet und bekloppt, sondern seriös und mutig.

Doch auch manche Kirchen sind von der sturen Einstellung abgerückt, dass es Sex nur in der Ehe geben dürfte. Denn gerade bei dieser sturen Einstellung gab und gibt es ja viel Heuchelei und auch ausgesprochenes Leid. Wichtig ist doch, schon den jungen Menschen beizubringen, dass es unterschiedliche Lebensentwürfe gibt und die Menschen mit anderen Lebensentwürfen ernst zu nehmen und zu achten. Ich wurde auf eine Arbeit von Kurt Hutten „Die sexuelle Revolution oder bloße Sittenverderbnis“ von 1966 (Evangelische Zentralstelle für Weltanschau­ungs­fragen) hingewiesen. Dazu zunächst einmal der Unterschied von Illusion und Utopie: Illusion ist eine Vision, die immer unrealistisch oder zumindest fragwür­dig bleiben wird, weil sie einfach nicht der „Ordnung der Natur“ (s.S. 14) ent­spricht. Eine Utopie ist dagegen etwas, was durchaus realistisch-praktikabel ist, es muss nur wirklich gewollt sein. Und zu unserem Thema muss einmal klar werden, dass die angeblich so modernen „anderen Lebensentwürfe“ gegen die „Ordnung der Natur“ sind. Ein Indiz mag sein, dass mit all diesen „an­deren Le­bensentwürfen“ keinesfalls unser Schamgefühl überwunden wird, ja dass es sogar noch eher verstärkt wird. Dagegen sieht das mit dem Ideal, das hier ver­treten wird, anders aus. Auch bitte ich zu bedenken, dass der Artikel 1966 er­schienen ist. Was hat man seitdem nicht alles versucht, Menschen zur Tole­ranz gegenüber „anderen Lebensentwürfen“ zu motivieren? Und hat das funk­tioniert? Offensichtlich eher nicht! Denn es werden etwa immer noch die alten dummen Witze über die gemacht. Anders dagegen bei einer Utopie. Lei­der mangelt es bisher an sinnvollen Versuchen der Umsetzung - noch.

Nacktübungen als höchsten Sinn der Praxis zu sehen, ist für meine Frau und für mich einfach unakzeptabel. Man kann sich natürlich aus allen Ideen ein Detail herauspicken und das dann verspotten. Doch man kann auch umgekehrt von Unterwäsche- oder Ver­klemmtheitsfetzenfetischisten („UWF“ oder „VFF“) reden. Es fragt sich, was wohl eher natürlich ist und was nicht und wo eher ein Spott angebracht ist. (Anmerkung: Was sind Badehose und Bikini denn sonst als Unterwäsche, wenn auch modisch gestaltete?)

Unsere Empfindungen und die vieler anderer stehen einfach dagegen. Gegen Empfindungen kann man kaum etwas machen. Doch um etwas wirklich zu ändern, sind Empfindungen oft im Wege. Da muss man gerade über die Empfindungen nachdenken. Hier braucht´s einen kühlen Kopf und Sachlichkeit.

Das ist doch lachhaft, als ob ohne Badehose und Bikini alles besser wird. Solch ein Automatismus wird hier auch nie behauptet. Es ist vielmehr wie mit der Prügelstrafe, auch hier wird nicht automatisch alles besser, wenn man die abschafft. Jetzt muss eben noch eine vernünftige Pädagogik hinzu kommen.

Was dir vorschwebt, ist offensichtlich eine Diktatur der hohen Moral und der hohen Liebe – oder wie du das auch nennen magst. Wenn Du schon so primitiv argumentierst, dann solltest du dich auch mal fra­gen, was zur Zeit läuft. Wenn etwa ein Mädchen Komplexe hat, dass es noch Jungfrau ist, weil alle anderen es angeblich nicht mehr sind, ob das dann nicht auch die Folge einer Diktatur ist? Und welche Diktatur, um auf deine Wortwahl zurückzukommen, bringt denn sinnlosen Liebeskummer und sehr oft auch noch lebenslange Traumata? Welche Diktatur ist wohl eher niveaulos und primitiv und welche hat eher Niveau?

Du hast „immer nur“ ein Thema, es gibt doch noch viel Wichtige­res. Mein Engagement für dieses eine Thema hängt möglicherweise auch damit zu­sammen, dass ich Reserveoffizier bin. Bei Militärs kann es schon einmal pas­sieren, dass die sich auf ein Ziel konzentrieren, das für andere sehr unattraktiv scheint. Doch sie wissen, wenn sie dieses Ziel erobert haben, etwa einen un­wirtlichen Berg, dann bekommen sie alles andere schon fast von allein, weil dieses Ziel eben strategisch sehr wichtig ist. Na ja, und ich meine doch, dass das Ziel hier gar nicht so unplausibel und nebensächlich ist.

Ich sollte lieber „Sexualpädagogik“ studieren und mich dort informieren und qualifizieren. Diese „Wissenschaft“ ist genau die Konkurrenz zu der von mir befürworteten Wissenschaft. Bei der üblichen heutigen Sexualpädagogik geht es doch nur darum, dass vorehelicher Sex normal und gesund ist und wie die jungen Men­schen ihre Ängste davor verlieren. Sie werden hier auch von vornherein als un­berechenbar-triebhaft und unfähig für eine sinnvolle Menschenkenntnis einge­schätzt, sich von vornherein einen für sie passenden Partner aussuchen zu können. Enthaltsamkeit und Freude an paradiesischer Bekleidung interessieren überhaupt nicht. Natürlich nehme ich Anregungen auf, doch ist diese Wissen­schaft für mich im Prinzip unakzeptabel. Also ziehe ich die Theologie vor, und wenn die korrekt wäre, würde man auch auf dieses Thema kommen. Denn es geht ja in der Theologie ums Paradies hier und jetzt oder es sollte wenigstens darum gehen. Also bin ich hier genau richtig – selbst wenn die Theologen mich zunächst einmal nicht mögen.

Aber es gibt doch auch hochqualifizierte Koryphäen aus anderen Human­wissenschaften wie Psychologie und Pädagogik. Das Problem ist, dass etwa Sigmund Freud (1856-1939), C. G. Jung (1875-1961), Wilhelm Reich (1897-1957), Erik H. Erikson (1902-1994) und Lawrence Kohlberg (1927-1987) zwar über alles Mögliche der menschlichen Natur ge­forscht haben, doch sie haben sich, soviel ich erkennen kann, nie um das Anlie­gen dieses Konzepts hier gekümmert. Es war also nie ihr Thema, wie bereits junge Menschen nach der Ordnung der Natur (oder in religiöser Sprache nach der Schöpfungsordnung) leben können. Dabei wäre doch gerade diese Ord­nung, also dass Menschen das Harmlose tun und das Problematische unterlas­sen, wozu auch gehört, dass Ehe und Geschlechtsverkehr nun einmal zusam­men gehören, sehr naheliegend. Vor allem auch dürfte sich ein Handeln im Sinn der Ordnung der Natur positiv auf unsere körperliche und seelische Ge­sundheit auswirken, wodurch sich dann manche anderen menschlichen Un­stimmigkeiten durchaus von alleine lösen könnten.

Bitteschön, wo ist denn Ihre Systematik, wo ist Ihre Methodik? Dazu erst einmal ein Vergleich mit Mikrostrukturen in der Physik: Um etwa im atomaren Bereich etwas zu erkennen, sind nicht nur die Lichtstrahlen, sondern auch die Elektronenstrahlen viel zu grob und viel zu mächtig: Mit denen würde man das, was man erkennen will, entweder gar nicht erkennen oder gar zerstö­ren. Man hätte als nach der Untersuchung etwas anderes vor sich als ohne diese Untersuchung. Hier braucht es andere Methoden, eher indirekte. Und so ist es auch bei unserem Thema, wo es um Seelisches geht! Übliche Fragebö­gen etwa sind viel zu grob und zerstören gar das, was man erkennen will. Also eher indirekte „Untersuchungen“ – so wie hier!s


Das Problem der perfekten Theorie, warum etwas passiert.

Es ist doch ganz klar, warum gerade die Mädchen mit dem Sex anfangen. Sie wollen doch von den anderen anerkannt werden.“ Dazu zunächst einmal, „ganz klar“ ist so schnell nie etwas. Das mit dem Grund des Wunsches nach Anerkennung ist nur eine Theorie von vielen. Zum Vergleich: Es gibt um die 200 Theorien, warum das alte Rom untergegan­gen ist. Eine ist etwa die Dekadenz der Sitten im alten Rom, eine andere ist, weil Ägypten verloren gegangen war. Denn aus Ägypten kam das Papier, das sozusagen der Lebensnerv des römischen Beamtenstaats war. Und weil es kein Papier mehr gab, gab es auch keinen Lebensnerv mehr. Über die Schlüs­sigkeit einer Theorie kann man nun streiten. Jedenfalls gibt es selbst für die plausibelste Theorie auch immer genügend Für und Wider... So auch bei der Theorie von den Mädchen, die mit dem Sex anfangen, weil sie „Anerkennung“ suchen. Während die Theorien über der Untergang des alten Roms sich auf etwas beziehen, was in der Vergangenheit liegt und was uns also relativ gleichgültig sein kann, geht es bei den Theorien über die Mädchen um etwas, was immer wieder passiert und was uns also auch heute etwas an­geht. Eine Auseinandersetzung hier ist also wichtig und lohnend. Es mag ja nun Mädchen geben, die wegen der Anerkennung „anfangen“. Doch ich kenne jedenfalls einige Mädchen, die sahen „damals“ nicht nur extrem gut aus, die waren auch hochintelligent und angesehen bei ihren Kameraden. Die hatten wirklich keine Anerkennung nötig – und sie haben dennoch mit dem Sex angefangen! Also ist das mit dem Grund der „Anerkennung“ wohl nichts! Gehen wir doch einmal andere „Theorien“ durch! Fangen wir bei einer Theorie aus dem Buddhismus an! Eine alte Theorie, warum Frau mit anderen Männern als nur mit ihrem eigenen Mann Sex hat (wenn die Gelegenheit da ist), ist eine aus dem ursprünglichen Buddhismus. In der Lehrgeschichte „Jataka 62“ vertritt ein Hofpriester die Theo­rie, dass eine Frau, die in ihrem Leben auch nur einen einzigen Mann außer ihrem Ehemann gesehen hat, nicht einem Mann allein treu sein kann. Dazu gibt es eine Wette zwischen dem Hofpriester und einem König über die Veranla­gung der Frau zur Treue, die der Hofpriester auch noch bravourös verliert. Dass der Grund der Unfähigkeit der Frauen zur Treue mögli­cherweise eine fal­sche Theorie und dann auch noch die sich daraus ergebende abstruse Erzie­hung der Mädchen sein kann, auf die Idee kommt der Hofpriester gar nicht. Doch wir heute sollten nicht überheblich sein: Was wird bei uns heute nicht al­les über die Veranlagung der Frauen in dieser Richtung kritiklos als wahr und richtig anerkannt und nicht hinterfragt? Und es ist am Ende auch hier doch nur das Resultat einer verquerten Theorie mit der entsprechenden verquerten Er­ziehung. Daher jetzt wieder zu uns und zu unserer Zeit! Auch hier gibt es entweder ganz allgemein oder auch individuell Theorien zu dieser Thematik, die entweder gar nicht oder nur ganz oberflächlich hinterfragt werden. Denn wer hier eine be­stimmte Theorie hat, der meint ja, sowieso alles besser zu wissen.Schönes Gerede hin oder her: Bei der Erziehung von Kindern kommt es vor allem auf das gute Beispiel an.“ Wichtig für Kinder ist vor allem, dass das gute Beispiel transparent ist, dass die Kinder also Zusammenhänge erkennen. Gerade der junge Mensch ist nicht nur ein hochmoralisches, sondern auch ein hochintellektuelles Wesen. Das gute Beispiel reicht also nicht, es gehört auch noch das entsprechende Futter für den Intellekt hinzu, damit es zu einer geistigen Auseinandersetzung kommt. Be­sonders Mädchen wollen Zusammenhänge wissen, so wie sie etwa in diesem Konzept dargestellt sind. Und wenn Beispiele transparent sind, dann können Kinder auch aus schlechten Beispielen lernen. Das Problem ist allerdings, dass kaum ein Mensch Lust hat, ein eigenes schlechtes Beispiel transparent zu ma­chen – und auch noch vor Kindern, insbesondere, wenn es die eigenen sind.

Alles Unfug, es hängt alles vor allem von einem guten Elternhaus ganz allgemein ab!“ Ich finde, das ist eine sowohl ziemlich brutale wie auch hochnäsige Einstellung, denn das hieße ja, dass junge Menschen ohne „gutes Elternhaus“ von vornher­ein keine Chance haben, selbst eine gute Beziehung anzufangen. Diese Ein­stellung klingt zudem sehr nach dem Verfahren „selbsterfüllende Prophezei­ung“: Etwas passiert genauso, wie man es vorhergesagt hat, aber nicht, weil das von Natur aus so sein müsste. In unserem Fall passiert dieses „Etwas“ viel­mehr nur deswegen, weil man sich gar nicht erst die Mühe macht, ein Konzept für diejenigen ohne gutes Elternhaus zu entwickeln, dass es auch anders lau­fen könnte. Zudem stellt sich die Frage: Was ist überhaupt ein „gutes Eltern­haus“? Geben sich nicht alle Eltern irgendwie die größte Mühe, dass aus ihren Kindern etwas wird – und dass sie nicht „an den Falschen“ geraten? Und dann: Gegen eine nette Atmosphäre in einer netten Familie ist gewiss nichts einzu­wenden, doch ist eine sinnvolle Moral nun einmal auch eine Folge vom Wissen um die Zusammenhänge (siehe auf den Seiten 2 - 30), also eine intellektuelle Leistung – sowohl der Pädagogen als auch der jungen Leute. Da sind einfach Dinge, die muss man nun einmal wissen, die müssen einem also gesagt wer­den und man muss sie auch verarbeiten. Und ohne solche intellektuelle Leis­tung sind doch auch „in guter Familie“ erzogene junge Menschen schon gar nicht vor dem Scheitern von Beziehungen gefeit. Nur eben, sie werden eher durch die Familie aufgefangen. Allerdings sind sie dann wohl nicht mehr das gu­te Beispiel für andere, das sie eigentlich sein könnten.

Die Scham ist doch die Grundlage jeder Sexualmoral – und die jungen Menschen von heute haben einfach nicht genug Scham.

Zunächst einmal: Was vor der Pubertät in einem jungen Menschen mit Ekel und Scham befrachtet ist, wird in der Pubertät gerade faszinierend-interessant. Eine Pädagogik zu Ekel und Scham ist also für eine hohe Moral ausgespro­chen kontraproduktiv. Deshalb dann auch das ganze Beziehungskuddelmuddel.

Zudem haben wir hier das Problem Therapie und Prophylaxe wie bei einer Krankheit vor uns. Was zur Vorbeugung einer Krankheit genau das Richti­ge sein kann, denken wir an die Abhärtung durch die Kaltwassergüsse des Pfar­rers Kneipp, das kann als Heilmethode derselben Krankheit durchaus schäd­lich, wenn nicht gar tödlich sein. Das bedeutet also, dass das Paradies­kleid für sexuell „Unerfahrene“ durchaus Ansporn für eine hohe Moral ohne jede Versu­chung, für „Erfahrene“ jedoch die Versuchung schlechthin sein kann. Zudem: Kennen Sie, lieber Leser, jemanden, bei dem der Einstieg in sexuelle Fehlent­scheidungen mit der Freude etwa an einem Nacktstrand angefangen hatte? Es bleibt also dabei: Der Mensch ist von Natur aus ein hochmoralisches Wesen oder auch „ein Wesen mit hohem moralischem Potential“ – auch und gerade im Zusammenhang mit der Sexualität. Doch leider steckt er dieses Potenzial „ins falsche Objekt“, so dass ihm das für das richtige Objekt dann fehlt. Er lernt also in unseren Kulturen von Kind an, sein moralisches Potential in die Scham zu stecken statt in das Konzept einer Moral „Sex nur mit dem beziehungsweise mit der Richtigen“. Die Scham ist nun einmal nicht die Vorbedingung für eine hohe Partnerschaftsmoral, sie führt im Gegenteil eher davon weg.

Aber was ist mit der Triebhaftigkeit und der Schwäche des Menschen? Wer so redet, dass das mit dem Paradieskleid in der Praxis nicht geht, der sagt doch nur, dass das bei ihm selbst nicht geht. Vielleicht ginge es allerdings bei ihm doch, aber vor lauter Sexualängsten hat er das einfach noch nie auspro­biert? Und zudem: Es gibt gerade heute genügend Beispiele, dass es eben doch geht – und zwar sehr gut! Eine schöne Paradieskleidung kann eben auch sehr entwaffnend sein, es kommt auf die Einstellung an, die dahintersteckt.

Verliebtheit ist ein biochemischer Vorgang, da ist man nun einmal macht­los. Das ist ja das Anliegen des Konzepts: Die Freude an paradiesischer Beklei­dung ist nämlich auch ein biochemischer Vorgang, nicht zuletzt hat sie etwas mit dem ursprünglichen natürlichen Menschsein zu tun. Und wenn dieser Vor­gang wirklich funktioniert, das heißt, wenn die paradiesische Kleidung wirklich Freude macht, hat eine Verliebtheit in einen nichtpassenden Partner keine Chance mehr!

Sieh dir doch einmal die Website der Durex-Kondomfabrik an über die Anzahl der Sexualpartner, die ein Mensch im Leben hat. Und du willst das ändern? So haben die Inder etwa 3, die Deutschen 5,9, die Türken 14,5. Da hat eben nur noch ein außergewöhnliches Konzept eine Chance.

Die schönsten Theorien werden zunichte gemacht, weil es nun einmal von der Natur her so ist, dass jeder Mann im Prinzip ein Vergewaltiger ist. Und es geht nicht nur um die praktische Vergewaltigung, sondern Männer kön­nen auch durch Worte oder durch Blicke vergewaltigen. Die Folgen von allem sind im Grunde genauso schlimm, nämlich traumatisierte Mädchen und Frauen. Sie können sich offensichtlich gar nicht vorstellen, dass auch Männer ein geis­tig-seelisch-körperliches Gesamt sind. Denn bei einem solches Gesamt ist es nun einmal so, dass auch Männer ein Ideal einer hohen Liebe haben können, das so stark ist, dass sie eine Sexualität, die nicht in der Ordnung der Natur ist, gar nicht praktizieren können – also erst recht nicht eine Vergewaltigung. Aller­dings muss es dazu auch die passenden Mädchen und Frauen geben, also sol­che, die selbst Ideale haben, die sie dann nach dem Verfahren „Prägung durch Belohnung“ (s. S. 28) an die Männer weitergeben möchten. Und zu Ihrer Ein­stellung zu Männern überhaupt: Sie lassen Männern ja gar keine Chance! Wenn denen eine konkrete Vergewaltigung nicht vorgeworfen werden kann, dann wenigstens eine durch Worte oder gar eine durch Blicke nach dem Motto: Irgendetwas Schlechtes findet sich an einem Mann immer. Wenn eine solche Einstellung nicht zutiefst männerfeindlich ist! (Anmerkung hierzu: Es mag tat­sächlich eine Art Vergewaltigung durch Worte und Blicke geben. Doch die funk­tioniert nur, wenn ein junger Mensch auch darauf anspricht. Wäre es also nicht eine Aufgabe, junge Menschen durch eine geeignete Erziehung <wie sie etwa hier vorgestellt wird> immun zu machen? Erfahrungsgemäß haben solche im­mun gemachten jungen Menschen dann auch ein Selbstbewusstsein und eine Aus­strahlung, dass es auch zu gar keiner „praktischen Vergewaltigung“ mehr kommt – solange sie sich nur einigermaßen sinnvoll verhalten. Siehe auch unter „Vergewaltigung“ im Online-Lexikon www.basisreligion.de. Jedenfalls ist eine solche Immunisierung das Anliegen dieses Konzepts.)

Ordnung der Natur? Was soll das heißen? Weist das nicht auf einen fa­schistischen Hintergrund des Konzepts Zuerst einmal das Paradies hin? Wir müssen unterscheiden zwischen künstlichen Ordnungen, also denen, die Menschen gemacht haben, und natürlichen Ordnungen, also Ordnungen, die von Natur aus einfach „da“ sind. Künstliche Ordnungen können gewiss etwas Faschistisches an sich haben, doch nicht natürliche Ordnungen. Eine natürliche Ordnung sind etwa auch die vier Jahreszeiten. Dass ein Bauer sich bei Aussaat und Ernte danach richtet, ist eine Frage der Vernunft. Natürlich kann man diese natürliche Ordnung etwa mit Gewächshäusern auch umgehen, doch ist das sehr kostspielig und arbeitsintensiv – und eine solche „Ordnung“ funktioniert auch nicht von allein. Die Frage stellt sich, was beim Thema dieses Hefts wohl eher faschistisch ist, eine Ordnung mit Pille und Kondom und Badehose oder eine Ordnung, die die natürlichen Gegebenheiten akzeptiert und anerkennt?

Man kann heute sowieso nichts machen – die Medien sind zu mächtig! Der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Lothar Mikos etwa sieht die Macht der Me­dien als so monströs und unüberwindbar nicht an, steigern sie allenfalls doch nur das, was von woanders her im Denken der Menschen ist. Und zudem: In Afrika und in vielen Gegenden der Welt gibt oder zumindest gab es bis vor nicht allzu langer Zeit überhaupt keine Medien – und dennoch werden Mädchen be­schnitten, und zwar aus moralischen Gründen. Denn nach Meinung der Men­schen, die diese Beschneidung praktizieren, können Mädchen (und Frauen) sonst nicht treu sein. Diese angebliche Unfähigkeit zur Treue, und damit das Fehlen einer hohen Moral, hat also gar nichts mit den Medien zu tun, die gibt es auch ohne diese Medien! Wenn es nun woanders keinen Zusammenhang gibt, wieso dann bei uns? Das mit der Schuld der Medien ist für mich jedenfalls nicht plausibel. Es bleibt dabei: Für den, der eine Änderung nicht will, der sieht nie, wo er selbst etwas machen kann. Der sucht und findet auch immer ande­re, die schuld sind. Doch derjenige, der wirklich etwas ändern will, der sieht tausend Möglichkeiten und Wege, wo und wie er etwas machen kann!

Schuld an der heutigen Glaubens- und Moralmisere sind doch die Reli­gionslehrer. Die sind es ja, die schon den jungen Menschen den Glau­ben kaputt machen. Aufgabe gerade der Religionslehrer wäre doch, den jun­gen Menschen den traditionellen Glauben zu vermitteln. Doch statt das zu machen, stellen sie auch noch den Glauben infrage. Sollen die jungen Menschen wieder intensiv an die Schöpfungsgeschichte der Bibel, an die Jungfrauengeburt, an die Wunder Jesu, an die Auferstehung und Himmelfahrt und an die Dreifaltigkeit glauben? Ob dann alles wieder besser wird? Wäre das nicht magisches Denken? Dazu ist zu sagen, dass solches ma­gisches Denken immer wieder versucht wurde, doch wohl noch nie – gerade im Hinblick auf die Sexualmoral – etwas wirklich verbessert hat. Als ich um 1970 herum in Innsbruck Theologie studierte, arbeiteten Mitstudenten in Altershei­men in Tiroler Bergdörfern. Sie erzählten, dass etwa 10 % der Senioren unehe­lich um das Jahr 1900 geboren waren. Dabei waren damals doch wohl noch alle Dörfler im traditionellen Sinn gläubig – ohne den „schädlichen Einfluss“ heutiger Religionslehrer? Oder: Ein Bekannter, der in alten Kirchenbüchern des Ermlands, einer nun wirklich tiefkatholischen Gegend, Ahnenforschung betrieb, fand, dass sehr oft hinter dem Namen einer Mutter „sc“ stand, also die Abkür­zung für das lateinische Wort scortum = Hure, ein sehr brutaler Ausdruck für „unehelich“. Auch hier lief das alles so ohne die „modernen ungläubigen Religi­onslehrer“! Oder: Es gab auch bei uns vor nicht allzu langer Zeit die Aktion „Kein Sex vor der Ehe“. In der Zeitung „Die Welt“ konnten wir am 21. 10. 2007 lesen: „Kampagnen, mit denen Jugendliche zur Keuschheit motiviert werden sollen, sind immer erfolglos und bewirken manchmal sogar das Gegenteil. Das ergab eine Auswertung von 13 Enthaltsamkeitsstudien, an denen 15 940 Ju­gendliche teilgenommen haben. Kristen Underhill und ihre Kollegen von der Universität Oxford stellten fest: Keine Kampagne hatte Einfluss auf die Häufig­keit von ungeschütztem Geschlechtsverkehr, auf die Zahl der wechselnden Partner, auf die Verwendung von Kondomen oder auf das Alter beim ersten Se­xualkontakt. Eine der Kampagnen bewirkte überdies einen gegenteiligen Effekt: Die daran teilnehmenden Jugendlichen hatten sogar häufiger Sexualkontakte, und auch die Zahl sexuell übertragener Krankheiten war unter ihnen erhöht (Is).“ Die Untersuchung stammt offensichtlich aus England – wird hier nicht ge­wiss eher der traditionelle Glaube gelehrt? Die Glaubensmagie funktioniert also nirgends! Die Frage stellt sich, warum bei uns so manche fromme Leute immer noch dem traditionellen Glauben hinterhertrauern und diejenigen verurteilen, die den traditionellen Glauben hinterfragen. Und wenn schon die Schuldfrage gestellt wird, dann liegt die Schuld vor allem bei den Kirchen: Sie verkünden schlicht und einfach nicht den wirklichen Jesus, ja, ihnen ist der wirkliche Jesus eher gleichgültig.

Da kann man doch sowieso nichts machen, wo Menschen sind, da men­schelt es eben. Der Kirche bleibt „in diesen Dingen“ doch nur übrig, dem reuigen Sünder die Vergebung Gottes zu vermitteln. Man kann immer etwas machen – wenn man nur wirklich will! Auf den Seiten 8 und 9 habe ich davon berichtet, was mir Menschen über ihre Fehler (oder auch „Sünden“) erzählt haben. Das waren ja auch so eine Art Beichten. Mit Sicher­heit bekommen oder zumindest bekamen Priester auch so etwas mit, solange Ohrenbeichten noch üblich waren. Merkwürdig: Ich habe, als ich so etwas von Betroffenen hörte, sofort daran gedacht, dass meine Gesprächspartner ja nicht dumm oder triebhaft oder böswillig sind, und sie gefragt, wieso sie so blind und denkblockiert sein konnten usw. Vor allem habe ich mit ihnen nach einem Kon­zept einer anderen Pädagogik gesucht, damit das künftig anders läuft. Ja, wa­rum fragen Priester nicht auch so etwas und kümmern sich um eine Ände­rung? Sind sie also statt „Seelen-Sorger“ eher „Kultpriester“, die menschliche Fehlent­scheidungen in persönlichen Dingen nur unter Kultaspekten sehen, wie sie die­se in Gottes Auftrag vergeben können – was eigentlich allenfalls die „zweite Wahl“ in unserem Glauben ist? (Dazu etwas zum Tod des deutschen Praktikan­ten Moritz Erhardt aus England: „...zu den Aufgaben britischer Untersuchungs­richter zählt außer der gerichtlichen Feststellung der Todesursache auch die Empfehlung an Behörden und Öffentlichkeit, wie ähnliche Todesfälle vermieden werden könnten... Zuletzt nahm sie <Anm. eine besonders engagierte Richte­rin> … den Unfalltod eines Radfahrers zum Anlass, die unzulänglichen Londo­ner Radspuren zu kritisieren.“) (Aus „Die Welt“ v. 22.11. 2013, S. 27). Warum also kümmert man sich nicht auch in unserem Fall in angemessener Weise?

Die ganze Misere heute kommt doch nur davon, weil die Menschen nichts mehr von der Beichte halten und auch nicht mehr beichten gehen (so ein Priester). Dieses Argument entlarvt die Einstellung der typischen Priester: Es geht nur um die Vergebung, d. h. wenn also alles passiert ist. Dass es auch eine Prophylaxe geben könnte, damit Menschen sich von vornherein richtig verhalten können, kommt ihnen gar nicht in den Sinn.

Wir sehen, jede Menge Theorien! Und alle genannten lassen sich im Grunde leicht zerpflücken, wenn man nur etwas sachlich ist. Ich hoffe, in diesem Heft eine bessere Theorie dargelegt zu haben. Siehe etwa S. 29.

Hier etwas mehr dazu: Es ist nun einmal das Natürlichste auf der Welt, dass der junge Mensch auf Partnersuche ist. Dazu gehört, dass er Werbung für sich macht und natürlich auch auf die Werbung anderer achtet. Zudem geht es da­rum, gesunde Kinder in die Welt zu setzen, also gesunde Gene weiter zu ge­ben. Die natürliche Werbung ist nun die, dass man seine Gesundheit zur Schau stellt und auch die des anderen sehen will – und natürlich nicht nur im Hinblick auf einen möglichen Partner, sondern auf viele. Man oder frau will ja eine Aus­wahl haben. Und wir sind nun einmal so programmiert, dass wir Schönheit mit Gesundheit assoziieren, wir wollen also zeigen und sehen!

Doch jetzt passiert in den typischen dekadenten Kulturen Folgendes: Das Na­türlichste von der Welt, nämlich das freie Spiel von Sehen und Gesehenwerden auch und gerade in der Öffentlichkeit (also dort, wo es viele mögliche Partner gibt) wird tabuisiert und als etwas Schlechtes oder auch Unmoralisches hinge­stellt. Damit wird sozusagen ein menschlicher Urtrieb abgewürgt. Die Folge ist, dass sich genügend gute oder auch blöde Begründungen finden, dass gleich immer holterdiepolter alles passiert – und sehr oft mit nun wirklich nicht passen­den Partnern! Die Phase der Chance des unproblematischen Aussortierens nicht geeigneter Partner musste ja (kulturbedingt) ausgelassen werden.

Wenn wir also etwas an unserer heutigen (Sexual-)Moral zum Positiven ändern wollen, müssen wir hier anfangen! Dazu gehört vor allem, das freie Spiel von Sehen und Zeigen zuzulassen und zu kultivieren.

Anmerkung: Wenn auch die jugendlichen Körperformen für alte Leute attraktiv sind, so heißt das noch lange nicht, dass „alte Leute“ auch gleich immer auf junge Leute „losgehen“. Denn es gibt u. a. auch so etwas wie einen Vater-Toch­ter-Effekt durchaus auch zwischen eigentlich Fremden, der dem durchaus ent­gegenwirkt. Wenn dieser Effekt durch Natürlichkeit und Offenheit junger Men­schen erst einmal aktiviert ist, bewirkt er durchaus eine außerordentliche Für­sorge der „Alten“ für die „Jungen“. Und dieser Effekt bleibt auch, wenn etwa die Tochter älter wird nach dem Motto: „Einmal Tochter – immer Tochter!“

Was ist an dem Konzept nun eigentlich christlich?

Sie reden nicht über Religion und Glauben, sondern über eine bestimmte Sicht der Sexualität.“ Das äußerte gerade jemand, der aus der Kirche ausgetreten war. Doch er hat völlig recht! Bei dieser Kritik geht es um das Kernanliegen unseres christlichen Glaubens. Ja, welches ist das? Den Menschen zu Gott oder zum Guten zu füh­ren – das wollen mehr oder weniger auch alle anderen Religionen. Dafür müs­sen wir eigentlich nicht Christ sein. Unsere christliche Religion ist hier eher eine Gegenreligion. Sie fängt mit der Schilderung einer heilen Welt (des Paradieses) an und wie diese heile Welt zerstört wird, nämlich mit dem Sündenfall Adams und Evas. Die Erzählung von Adam und Eva ist nun weder eine Geschichte über die Entstehung der ersten Menschen (ja, wer war damals denn dabei und hat es aufgeschrieben oder gar gefilmt?) und sie ist natürlich auch nicht aus dem Nichts entstanden. Uns ist dazu die Vorlage aus der antiken Welt überlie­fert, in der diese Geschichte entstanden ist, nämlich das babylonische Gilga­mesch-Epos. Das ist die Dichtung, in der berichtet wird, wie der Urmensch er­schaffen wurde und dann in diese Welt kommt und was ihm in der so alles wi­derfährt. Und in dieser Welt wird er nun von einer Kultdirne (oder auch Tempel­prostituierten) zum Geschlechtsverkehr verführt. Ja, das war dann wohl kein Geschlechtsverkehr innerhalb einer wundervollen Partnerschaft zwischen Mann und Frau, sondern eben Sex mit einer Prostituierten, selbst wenn das im Namen einer Religion war. Damit war dann das Paradies verloren. Aus diesem damaligen allgemeinen Volksgut wurde nun von den Verfassern der Bibel et­was übernommen, weil es einfach zu bekannt war und man damals sinnvoller­weise auch darauf einging. Allerdings wurde das jetzt in die Schöpfungsord­nung eines neuen guten Gottes eingebaut, für den die Liebe und die Partner­schaft zwischen Mann und Frau das Besondere des Menschseins waren und der Sex mit einer Dirne zu Ehren der alten Götter Sünde. Leider waren die Menschen dann doch wieder ungehorsam gegen diesen neuen Gott und prak­tizierten die alten „Riten“ im Kult der Schlange(ngottheit) weiter, die nichts mit einer echten Paarbeziehung zu tun hatten. So ist die Frau zwar auch noch von Gott geschaffen, doch auch sie ist immer noch die Ansprechpartnerin des Teu­fels, die den Mann (der nur „bei ihr“ ist, der aber nicht „der ihre ist“) verführt. (Hinweis: In der hebräischen Sprache steht für „bei ihr“ und „ihrem“ dasselbe Wort.) Dass diese Interpretation der Wirklichkeit sehr nahe kommen dürfte, ha­be ich von dem evangelischen tschechischen Theologen Jan Heller aus seiner Arbeit über den Namen „Eva“ (Archiv orientalni 26, Prag 1958) erfahren. Er be­schreibt, dass diese Adam-und-Eva-Erzählung eine Geschichte gegen die da­maligen Fruchtbarkeitskulte ist – und zu diesen Fruchtbarkeitskulten gehört eben immer auch die Prostitution, dass es also Geschlechtsverkehr gibt, der zwar eine Art Gottesdienst ist, jedoch nichts mit Liebe und Ehe und Partner­schaft zu tun hat.

In der Bibel geht es also tatsächlich um eine bestimmte Sicht der Sexualität!

Aber die Sexualität ist doch nichts Schlechtes, sie ist doch etwas Schö­nes und Gutes, denn schließlich ist sie etwas völlig Natürliches.“ Das Problem ist, dass gerade der Sex, also der Geschlechtsverkehr, etwas äu­ßerst Doppelwertiges (oder auch Ambivalentes) ist wie so vieles in unserer Welt – denken wir etwa an das Feuer. Es kann etwas Wohlig-Wärmendes, aber auch etwas Zerstörerisches sein. Es kommt eben darauf an, wie man es gebraucht, es gibt einen Gebrauch und einen Missbrauch. So kann gerade der Sex Zei­chen höchster Liebe und Partnerschaft zwischen Mann und Frau sein, aber auch ein Zeichen von Verachtung und Verarschung und Ausbeutung und vor allem auch der Herrschaft des Mannes über die Frau und dann eines hässli­chen Geschlechterkampfes, weil die Frau sich natürlich wehrt. Und dieser Miss­brauch der Sexualität ist ein uraltes Problem der Menschheit! Denn leider gibt es immer wieder Menschen oder auch ganze Gesellschaften und Kulturen, in denen der Sex vor allem als etwas grundsätzlich Negatives und nie oder nur selten im Zusammenhang mit großer Liebe und Partnerschaft geschieht und also auch gesehen wird. Daher kommt dann es dann irgendwie zu der Glei­chung Sex = Sünde. Anmerkung: Papst Johannes Paul II. sah die Ambivalenz der Sexualität (s. S. 5), die Frage stellt sich: Warum sehen die vielen anderen sie nicht? Doch keine Angst, hier endet auch schon die Gemeinsamkeit mit dem Papst: Ihm ging es um eine Theologie, hier geht es um eine Lebenspraxis.

Und was hatte Jesus mit alledem zu tun?“ Ein paar Seiten zuvor habe ich erzählt, wie ich durch Opernbesuche darauf ge­kommen bin, dass es in unseren beliebtesten Opern oft um Probleme mit Liebe und Geschlechtsverkehr geht. Und dass hier irgendwie die Wirklichkeit vieler Menschen widergespiegelt wird, doch dass sich niemand kümmert, dass das einmal anders wird.

Kommt nun wirklich niemand auf die Idee, hier einmal etwas zu ändern? Doch, so jemanden gibt es oder gab es zumindest tatsächlich ein­mal: Da war doch dieser Jesus von Nazareth mit der bekannten Geschichte von der „Sünderin“ (Joh. 8). Eine merkwürdige Geschichte. Da soll also eine Frau, die auf frischer Tat ertappt wurde, gesteinigt werden. Die Fragen stellen sich nun, wann man schon eine Frau bei so etwas auf frischer Tat ertappt, und was das für Männer sind, die selbst nicht ohne Sünde sind (die also dasselbe getan haben wie die­se Frau - ansonsten wäre die Frage Jesu ja nicht die  Provokation gewesen, die sie offensichtlich war) und dann diese Frau auch gleich steinigen wollen. Des Rätsels Lösung: In dieser Geschichte geht es nämlich weder um Moral noch ist das eine Vergebungsgeschichte (Jesus sagt nichts von Vergebung!). Es geht vielmehr darum, wie Frauen damals zur Prostitution erpresst wurden und dass hier eine Frau sich dabei ir­gendwie nicht so verhalten hatte, wie die Männer es wollten. Die Gesetzeslage war nämlich die, dass Frauen als über­führt galten, wenn sie von zwei Zeugen auf frischer Tat ertappt wurden. Also hatten die Männer es eben so arrangiert, dass diese Frau ertappt wurde. Und warum wohl die Steinigung? Doch wohl zur Warnung an die anderen Frauen, damit die wissen, was ihnen blüht, wenn sie den Männern nicht gefügig sind. Ist das nicht auch so eine „Opern-“ und allerdings auch wohl „Alltagsge­schich­te“ – hier eben in der damaligen vorderorientalischen Welt? Und hatte sich die­ser Jesus nicht nur eingesetzt, diese eine Frau zu retten, sondern auch, um – sozusagen als zweiter, jetzt aber entgegengesetzter Adam – etwas grundsätz­lich zu ändern, daher also seine Reden (oder auch Predig­ten) „gegen die Sün­de, gegen die Heuchler, für die Liebe“? Es ging diesem Je­sus also ganz offen­sichtlich sehr wohl um das Anliegen der Harmonie zwischen Mann und Frau, also um die Liebe. Und er prangerte die Missstände in dieser damaligen vor­derorientalischen Gesellschaft an, die im Prinzip dieselbe war wie die zu Zeiten der Entstehung der Adam-und-Eva-Erzählung und auch wie die in vielen (nicht nur) arabischen Gesellschaften heute. Und hier liegt wohl auch der Grund für seinen gewaltsa­men Tod:Sein Engagement war einfach nicht erwünscht.

Das ist doch nicht wissenschaftlich korrekt, aus einer einzigen Ge­schichte in der Bibel heraus, das Anliegen Jesu zu erklären, dass es ihm nämlich um die Harmonie der Geschlechter ging.“ Wenn man bei einem Kriminalfall nicht weiter kommt, weil da zu viele undurch­sichtige und unwahrscheinliche Sachen erzählt werden, dann kann ein einziges zuverlässiges und plausibles Indiz den richtigen Weg weisen, den „Fall“ zu ent­schlüsseln. Warum nicht auch hier?

Und was geht uns das heute an?“ Na ja, als Sünde wird ein irgendwie nicht keusches Verhalten in der Sexualität schon bezeichnet. Doch sollte das alles sein? Wenn etwas als Sünde oder eben als Fehlverhalten eingestuft wird, dann kann es doch eigentlich nicht sein, dass man zuerst einmal gar nichts oder zumindest nichts wirklich Sachdienli­ches dazu erfährt. Und wenn „es“ dann passiert ist, dann wird das fehlerhafte oder auch „sündige“ Handeln auch noch verurteilt. Ich habe auf meine Fragen an Mädchen, warum sie nicht klüger gehandelt hätten, jedenfalls nicht nur ein­mal gehört: „Das hat mir nie jemand gesagt!“ Ja, ist es bisher nicht Glückssa­che, dass gerade auch Mädchen hier etwas für sie Sinnvolles erfahren? Verur­teilt also unsere christliche Religion immer erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist? Sollte es in ihr nicht doch mehr und Sachdienlicheres zum Thema Sexualität gerade für junge Menschen geben? Stutzig wurde ich zuerst bei der Adam-und-Eva-Erzählung der Bibel. Als mir Mädchen von ihrer jähen Enttäuschung nach ihrem ersten Sex erzählten, sah ich sofort eine Be­ziehung zu dieser Geschichte. Die Unschuld, symbolisiert durch die unbeküm­merte Nacktheit, und damit das Paradies, waren zerstört.

Ja, wie kommt es denn dann zu allen diesen merkwürdigen Glaubenssät­zen (betr. Sohn Gottes, Jungfrauengeburt, Auferstehung, Himmelfahrt)?“ Theologen unterscheiden längst etwa zwischen dem Jesus des Glaubens, wie ihn die Bibel beschreibt, und dem historischen Jesus, also dem wirklichen Je­sus. Denn sie haben erkannt, dass die Bibel nicht wie ein Polizeiprotokoll be­richtet, was wirklich war, sondern dass sie mit den Erzählungen über Jesus mit den Stilmitteln der damaligen Zeit Glauben erzeugen will. Es kam also – anders als uns heute – den damaligen Verfassern nicht auf die Wirklichkeitsnähe an, sondern darauf, was die Menschen ihrer Zeit ansprach. Uns heute fällt jeden­falls auf, dass alle diese wundersamen Geschichten, die uns von Jesus erzählt wer­den und die heute so unglaublich klingen, vor Jesus längst als Götterge­schich­ten in den Mythologien der Völker des Mittelmeerraums und des Vorde­ren Ori­ents kursier­ten. Was für ein Zufall, dass die alle auch auf Jesus passen! (So viele Zufälle gibt es allerdings mit Sicherheit nicht!) Es sieht also alles da­nach aus, dass die Verfasser der Geschichten über Jesus alle diese wundersa­men Geschichten aus den anderen Mythologien zusammengesucht haben. Wir müssen ja bedenken, dass Jesus zunächst nicht berühmt war und schon gar nicht als Sohn Gottes galt. Daher wurde auch nichts Verwerfliches darin gese­hen, ihn mit den Mitteln der damaligen Zeit zu verbessern und zu vere­deln – zumal er auch viel zu früh und dazu noch wie ein Verbrecher am Kreuz elendig gestor­ben war. Es musste nun einmal noch das hinzukommen, was er eigent­lich noch hätte tun und sagen wollen (wozu er aber nicht mehr gekommen war, wie man meinte), und ein göttertypisches glorreiches Ende, damit er an andere vermittelbar war. Daher die Geschichten von den Wundern, von der Jungfrau­engeburt, von der Aufer­stehung, von der Himmelfahrt und vieles andere mehr. So kam es also zu diesem Glauben, wie wir ihn heute kennen – schließlich auch mit den mysteriösesten Dogmen, alles letzten Endes eine Verfälschung des ursprünglichen An­liegens Jesu. Dass gerade durch die „Verbesserungen“ späteren Menschen der Glaube unzugänglich würde, daran dachten sie nicht. Zur Lüge und zum Betrug wird das allerdings alles erst, wenn wir damit immer nur weiter machen – obwohl wir es besser wissen oder wissen könnten.

Doch gehört nicht zum christlichen Glauben die Auferstehung nach dem Tod? Wäre nicht unser Glaube leer und eitel (wie Paulus in 1 Kor. 15, 12 ff schreibt), wenn es die Auferstehung Jesu nicht gäbe?“ Hätte das Leben aus dem Geist heraus nicht auch einen Sinn, wenn es diese Auferstehung nicht gibt? Braucht es denn zu einer zwischenmenschlichen Har­monie, zu einer schönen Liebe und Partnerschaft noch die besondere Motivie­rung mit der Ankündigung eines Lebens nach dem Tod? Gibt es denn zu einer solchen Harmonie nicht genügend Antrieb aus uns selbst heraus ohne die Dro­hung mit einer ewigen Verdammnis und ohne das Versprechen einer ewigen Belohnung? Was sind das nur für Menschen, für die eine harmonische Welt aus sich heraus nicht attraktiv genug ist, sondern die für die noch irgendwelche außer- oder überweltlichen Zuckerbrote und Peitschen brauchen?

Egal, was manche Theologen sagen, für mich war Jesus Gott­mensch.“ Es ehrt Sie sehr, dass Sie Jesus für einen Gottmenschen – mit anderen Worten für den „Sohn Gottes“ – halten. Doch leider ist das ohne Bedeutung, denn viel wichtiger ist mit Sicherheit, für wen Jesus sich selbst hielt und wer er wirklich war und was genau er wollte. Und wenn uns diese Fragen gleichgültig sind, dann liegt es nahe, dass wir Jesus zum Strohmann für unsere eigenen und eigensüchtigen Interessen gemacht haben und dass wir von daher gar nicht mehr die Wirklichkeit sehen wollen. Zudem: Selbst wenn Jesus tatsächlich gesagt haben sollte, dass er ein Gottmensch oder eben der Sohn Gottes ist, so sagt das gar nichts, denn Jesus war nun einmal Jude und im Gegensatz zu den anderen Völkern der Region, bei denen nur der König Sohn Gottes war, hatte bei den Juden jeder männliche Jude den Ehrentitel „Sohn Gottes“. (Der Ein­wand „Egal, was alle ...“ kam auch noch von einem Anwalt. Die Frage darf wohl erlaubt sein, ob dem bei seiner Tätigkeit als Anwalt auch gleichgültig ist, was man ihm von jemandem erzählt und was wirklich ist. Vermutlich nicht. Warum verhält er sich dann hier in einer Frage der Religion so unsachlich?)

Wozu brauchen wir überhaupt Jesus, wenn das alles doch nicht stimmt? Ja, leider wurde und wird wegen dieser wundersamen Geschichten das wirkli­che Anliegen Jesu immer noch überwuchert und daher auch nicht oder wenigs­tens kaum mehr wahrgenommen. Also geht es in diesem Konzept hier um ei­nen völlig anderen Ansatz, damit das Anliegen Jesu von der Liebe der Men­schen untereinander wieder lebendig wird. Es geht also nicht mehr um die Vor­bedingung eines Glaubens an irgendein dogmenorientiertes Glaubenskonzept. Stattdessen lassen wir uns durch die Lehre Jesu motivieren, Wege der Ethik zu suchen und zu lehren, die so lebenspraktisch sind, dass sie auch heute funktio­nieren. Ja, wichtig für Jesus ist doch in erster Linie, dass das Halten der Gebo­te auch tatsächlich in der Praxis „funktioniert“ – und diejenigen, denen dieses Funktionieren gleichgültig ist aus welchen Gründen auch immer, sind für ihn blinde Wegweiser und Heuchler (s. die Verfluchung der Pharisäer in Mt. 23). Er hat auch gesagt, dass derjenige groß im Himmelreich ist, der die Gebote nicht nur selbst hält, sondern sie auch andere Menschen zu halten lehrt (Mt. 5, 19). Da das nun erfahrungsgemäß nicht so ganz einfach ist, ist es gewiss ange­bracht, die Empfehlung Jesu „Seid klug wie die Schlangen“ auf das Halten der Gebote und das Lehren der Gebote zu beziehen oder auch die Anweisung „Lernt von den Kindern dieser Welt, die klüger sind als die Kinder des Lichts!“. Die Vernunft ist also im Zusammenhang mit dem Befolgen der Gebote aus­drücklich erwünscht! Und die Gebote sollen auch nicht Last sein, sondern Freu­de bereiten, wie es in den Psalmen steht (etwa 119, 47): „An deinen Geboten habe ich meine Freude, ich liebe sie von Herzen.“

Also stimmt das mit der Auferstehung von den Toten auch alles nicht?“ Ganz abgelehnt soll eine Auferstehung hier nun nicht werden. Doch statt einer leiblichen Auferstehung nach dem Tod geht es hier um eine diesseitige Aufer­stehung: Denn eine Erneuerung dieser Welt, ein Leben aus dem Geist heraus, also die Verwirklichung des Paradieses hier und jetzt, das wäre doch die Aufer­stehung, die wir zunächst einmal brauchen! Und die war in unserem Glauben ursprünglich wohl auch gemeint. Kümmern wir uns also um diese Auferste­hung, und wir werden sehen, wie unser Glaube zu ungeahnter Blüte kommt! Überhaupt: Nur der wirkliche Jesus hat heute eine Chance – und was für eine!

Ein Bischof kritisierte „unter gutachterlichem Aspekt“, dass mein Enga­gement weder intellektuell noch existenziell stimmig sei. Es mag ja stimmen, dass mein Engagement nicht besonders intellektuell ist, doch ist dies kein Argument dafür oder dagegen, denn es kommt doch nicht darauf an, ob etwas intellektuell ist, sondern ob es wissenschaftlich korrekt ist. Nur das zählt doch! Ob Jesus intellektuell war? Das kann wohl zu Recht be­zweifelt werden, er war vielmehr lebenspraktisch – und mehr möchte ich auch nicht sein.

Und existenziell? Das ist wohl durchaus auch ein Problem der Zölibatären. Denn die haben ein reales Lebensproblem, nämlich den passenden Partner zu finden und mit ihm zu leben, durch ein irreales Problem ersetzt, nämlich Gott zu finden und mit ihm zu leben. (Anmerkung: Die Kritik des Bischofs bezog sich auf den „Offenen Brief eines alten Religionslehrers an junge Mädchen ...“.)

Auch nach theologischer Forschung läge ich nicht richtig. Unser derzeitiges christliches Konzept beruht auf der Zwei-Reiche-Lehre des heiligen Augustinus (aus der Spätantike). Diese Lehre besagt, dass hier auf dieser Welt sowieso alles nur unvollkommen ist und dass die Verwirklichung oder Vollendung des Reiches Gottes erst in einer künftigen Welt (also nach dem Tod) sein wird. Diese Lehre steht im Widerspruch zur Botschaft Jesu, nach der der Ort des Reiches Gottes das Hier und Jetzt ist. Also sorgen wir für das Hier und Jetzt! Zudem: Wenn ein Professor von der theologischen Fakultät in Aachen uns Religionslehrern einen Weiterbildungsvortrag über das Abendmahl Jesu hält und dabei zu dem Ergebnis kommt, dass das Abendmahl Jesu, so wie wir es aus der Bibel kennen, gar nicht stattgefunden hat, dann behält er seine Lehrerlaubnis. Wenn ich das in der Schule im Unterricht bringe und auch noch zu einem Konzept komme, weil einfach „negativ“ nicht taugt (s. o.), dann entzieht man mir meine kirchliche Lehrerlaubnis. So ist das nun einmal, die Großen lässt man laufen, die Kleinen hängt man. Hinweis: Dieses „Fleisches­sen“ und „Bluttrinken“ ist im jüdischen Denken einfach undenkbar und viel eher ein heidnischer Kult, der nachträglich in die Erzählungen über Jesus eingefügt wurde – um diese Erzählungen den „Heiden“ schmackhafter zu machen und mit einer Kulthandlung „abzurunden“.

Das Konzept entspricht nicht nur nicht der katholischen, sondern noch nicht einmal einem Minimum an christlicher Lehre.“ Wenn das Anliegen einer Lehre, die sich christlich nennt, nicht mehr die Liebe ist und wenn diese Lehre hier sogar noch kontraproduktiv wirkt, dann ist sie zu einer lebensfernen und sogar lebensfeindlichen Ideologie verkommen. Da nun das Anliegen des historischen Jesus die Liebe war, kann eine Lehre (oder auch Dogmatik) abseits von der Liebe auch nicht mehr als christlich bezeichnet wer­den. Ob es nun einen christlichen Glauben auch ohne solche Dogmen geben kann? Der katholische Theologe Karl Rahner schrieb, dass es, so wie es eine Dogmenentstehungsgeschichte gab, es auch eine Dogmenvergehensgeschich­te geben wird. Dass damit auch der Glaube verschwindet, schrieb er nicht.

Jesus hat doch den Tod überwunden, um auch uns vom Tod zu erlösen!“ Das Problem: Tod und Sünde sind in der Bibel sehr oft identische Begriffe. Wenn also von einer „Befreiung vom Tod“ die Rede ist, ist eigentlich eine „Be­freiung von Sünde“ gemeint. Und „Sünde“ ist vor allem das, was in zwischen­menschlichen Beziehungen die Liebe zerstört, wir würden heute vielleicht sa­gen „Traumata verursacht“. Zur Zeit Jesu muss das katastrophal gewesen sein, der Missbrauch von Frauen und Kindern war in dieser vorderorientalischen Welt sozusagen eher die Regel als die Ausnahme. In der Botschaft Jesu ging es also um eine Erlösung von dieser „toten Welt“ – unter dem Aspekt der Lie­be. Es geht um eine „Transzendenz“, eine „Verwandlung“, jedoch nicht eine in ein unrealistisches Jenseits, sondern in eine höhere diesseitige Welt. Auch heute noch ist diese Erlösung keinesfalls vollendet. Daher dieses Engagement, denn diese höhere Welt ist durchaus möglich!

Jesus ist doch am Kreuz für unsere Sünden gestorben!“ Auch die Sühnetodtheologie und damit auch die ganze Kreuzestodtheologie, die hinter diesem Glaubenssatz stehen, stimmen nicht – googeln Sie mal –, und es sind nicht irgendwelche Atheisten, die das sagen, sondern Theologie­professoren! Der historische Jesus hatte vermutlich nie vor, einen Sühnetod am Kreuz für unsere Sünden zu sterben. Dass er den Tod dann angenommen hat­te, als er unausweichlich war, ist eine andere Sache. Hierzu gibt es einen span­nenden theologischen Krimi des Japaners Peter Chavier „Die Tränen Jesu“. Der Autor ist sowohl katholischer wie evangelischer Diplomtheologe.

Grundbedingung des Glaubens ist doch das Befolgen der Gebote Got­tes, selbst wenn dieser Gehorsam oft schwer fällt.“ Im Konzept „Zuerst einmal das Paradies erleben“ erklären sich – theologisch korrekt – die Gebote aus sich heraus, sie haben also einen Sinn, der in der Natur des Menschen liegt, das heißt, es ist besonders schön und attraktiv, nach ihnen zu leben. Dagegen ist bei einer Begründung von einem Gott (und dann auch noch von einer Bestrafung in einer Hölle nach dem Tod) her immer frag­lich, ob das Gott wirklich so gesagt hat – oder ob das nicht viel mehr die Mei­nung (oder auch das Interesse?) irgendwelcher Priester ist.

Wichtig für den Christen ist, dass er sich immer auf das Leben nach dem Tod vorbereitet. Die Gebote sind dabei die Prüfsteine, mit Freude oder gar Spaß haben die nichts zu tun, eher mit Buße.“ Wer sagt, dass das wirklich Gute immer schwierig zu leben sein muss, dass also auch die Gebote schon gar nichts mit Freude oder Spaß zu tun haben, der sagt doch nur, dass er selbst eine verkorkste Einstellung zum Guten hat und dass die Gebote ihm selbst keine Freude oder keinen Spaß machen. Und der will andere lehren, die Gebote zu halten? Also bedeutet das Gebote-Halten stressige Qual? Bedenken wir: Es gibt nicht nur Bergsteiger, die die höchsten Strapazen auf sich nehmen, um ein Ziel zu erreichen, sondern gerade heute geben viele Menschen sogar viel Geld aus, um etwas Besonderes zu erleben, selbst wenn es noch so anstrengend ist. Ich erinnere an die Tough-Mudder-Wettbewerbe, an denen bisher weltweit über eine Million Menschen teilgenom­men haben und völlig freiwillig! Die Anstrengung ist nicht das Problem, wich­tig ist, dass etwas nicht langweilig ist. Wenn etwa ein Mädchen voller Hormone ist und es ist Langeweile angesagt, dann ist ein sexuelles Abenteuer doch schon programmiert! Warum also nicht die Gebote so lehren, dass sie eine An­strengung bieten, die attraktiv ist, also Spaß und Freude machen?

Sie glauben also nicht an ein Weiterleben nach dem Tod?“ Ein solcher Glaube ist doch im Grunde völlig belanglos. Denn falls es ein Wei­terleben nach dem Tod gibt, werden wir auf alle Fälle nicht danach beurteilt, ob wir daran geglaubt haben, sondern was wir getan haben, damit unsre Welt hier und jetzt paradiesischer wird. Gott hat keine Arme – außer unseren. Aus dem Glauben heraus handeln, heißt, dass wir die Dinge dieser Welt so sachorien­tiert und wirkungsvoll anpacken, dass das Ergebnis stimmt.

Das Konzept „Zuerst einmal das Paradies erleben“ ist eine Sünde gegen den Heiligen Geist.“ (Hinweis: Nach der katholischen Website kathnet.de ist eine Sünde gegen den Heiligen Geist „eine moralische Verfehlung, durch wel­che sich der Begehende das Gnadenwirken des Heiligen Geistes in seiner Seele vereitelt und sich so verhärtet, dass er sich der vergebenden Barmher­zigkeit Gottes verschließt und diese unbußfertig verneint“.) Es geht hier gar nicht um Vergebung, sondern um eine Vorbeugung, damit es gar nicht erst zu einer Vergebung Gottes zu kommen braucht. Mit Sicherheit ist eine fahrlässige oder gar mutwillige Verhinderung solcher Vorbeugung und da­mit die Spekulation auf eine Vergebung Gottes eine „Sünde gegen den Heiligen Geist“.

Die hier dargestellten Ideen finden sich doch in keiner anderen Religion oder Philosophie.“ Das ist eben das Besondere an der Botschaft Jesu! Der wirkliche Jesus packte Probleme sachorientiert an, die sonst niemand so anpackte.

Die Wunden der Menschen müssen geheilt werden“ (Papst Franziskus). Nichts dagegen! Doch muss man nicht erst einmal alles tun, dass Wunden gar nicht erst passieren? Sonst ist das mit dem „Wunden heilen“ unglaubwürdig.

Wenn Jesus nicht Gottmensch war, dann war er also ein Narr oder ein Betrüger?“ Oh je, dann ist also die Befreiung der Frau im Sinn einer hohen Ethik und die Harmonie oder auch Versöhnung der Geschlechter, für die es lohnt, sich einzu­setzen, für Sie gar nichts? Was sind Sie nur für ein Macho!

Von einer Machogesellschaft vor 2000 Jahren ist doch in der Bibel nir­gendwo die Rede.“ Natürlich nicht, damals galt das alles, was da so lief, als völlig normal. Daher war ja Jesus die große Ausnahme, der sah einen Missstand, den sonst nie­mand sah und den daher auch keiner als änderungsbedürftig empfand.

Sie halten die Bibel also nicht für Gottes Wort?“ Natürlich nicht. Die Rede ist hier erst einmal vom Neuen Testament, also von den Erzählungen von und über Jesus. Das Neue Testament ist nicht nur von Menschen geschrieben, es ist sogar in weiten Teilen direktes Plagiat. Plagiate gibt es nämlich nicht erst seit dem Ex-Minister Baron v. Gutenberg und der Ex-Ministerin Annette Schavan, Plagiate gab es schon immer. Der dänische Sans­kritforscher Christian Lindtner hat in seinem Buch „Geheimnisse um Jesus Christus“ nun festgestellt, dass sehr viele Passagen im Neuen Testament so sehr älteren (indischen buddhistischen) Sanskrittexten entsprechen, dass von Zufällen keine Rede sein kann. Hier haben vermutlich buddhistische Mönche Mitte bis Ende des 1. Jahrhunderts ganz bewusst eine buddhistische Lehre für den Westen konstruiert. Dabei haben sie die noch nicht ganz in Vergessenheit geratene Figur des Jesus übernommen und dann auch noch die im Westen üblichen Göttermythen auf diesen Jesus zurechtgeschnitten. Damit ist unser Glaube sozusagen zu einem Glaubenssammelsurium (Fachausdruck: Synkre­tismus) geworden. Auf den wirklichen Jesus scheint immerhin die Erzählung von der sündigen Frau in Joh. 8 hinzuweisen. Sie wurde allerdings wohl nur deswegen in die buddhistische Glaubenskonstruktion eingebaut, weil sie noch im Bewusstsein der damaligen Menschen war und weil ohne sie die buddhisti­sche Glaubenskonstruktion unglaubwürdig gewesen wäre. Siehe auch S. 55u.!

Es ist doch weit hergeholt, dass sich Jesus vor allem für eine Harmonie der Geschlechter einsetzte.“ Ein weiteres Argument für diese These ist der Vergleich „erster Adam“ und „zweiter Adam“ (= Jesus) im Römerbrief (12 ff) des Paulus. Paulus gibt viel­leicht noch am besten das Anliegen Jesu wieder. Und wir wissen ja nach der Arbeit von Jan Heller, für was der erste Adam steht, nämlich für eine Gesell­schaft ohne diese Harmonie der Geschlechter. Und von der hat uns nach Pau­lus doch Jesus befreit. Also steht Jesus zunächst einmal für ein Gegenkonzept zu dem der alten „Adam-Gesellschaft“! Und das ist eben diese Harmonie, die es allerdings nur geben kann mit festen und zuverlässigen „(Spiel-)Regeln“.

Aber im üblichen christlichen Glauben geht es doch durchweg um etwas völlig anderes.“ In der jüdischen Gesellschaft zur Zeit Jesu waren die Frauen zwar auch Men­schen zweiter Klasse, doch immerhin wurden sie von den Männern nicht grund­sätzlich verachtet. Dagegen war die antike griechische Gesellschaft, in der der christliche Glaube die Prägung erhielt, die wir heute kennen, durch und durch homoerotisch gefärbt und extrem frauenfeindlich. Die Frauen waren im Grunde nur Sachen. Damit wurde das Anliegen des wirklichen Jesus von der Harmonie der Geschlechter recht bald völlig verdrängt und durch eine mehr oder weniger abstrakte lebensferne hochintellektuelle Theologenkonzeption ersetzt. Fürs Kirchenvolk blieb eine typische eher banale Allerweltsvolksreligion à la „Opium fürs Volk“ übrig: Um Vergebung bitten und fromm sein und brav und kritiklos glauben, was die Priester erzählen, und Gutes tun – möglichst auch der betref­fenden „Priesterorganisa­tion“, damit man nach dem Tod in den Himmel kommt.

Das Christentum ist in erster Linie eine Religion und keine Ethik.“ Das hieße also auch: Christentum ohne Ethik? Ob das im Sinne Jesu wäre?

Sie zerstören ja die ganze christliche Religion!“ So wie das Judentum von der Grundidee her keine Religion ist, ist auch das Christentum keine. Beide sind schlicht und einfach Lebenseinstellungen, wenn auch welche mit religiösem Hintergrund. Seit jeher wird nun versucht, in diese Lebenseinstellungen eine typische Religion hinein zu interpretieren..Doch gera­de auch das Anliegen Jesu gibt einfach eine solche typische Religion nicht her. Daher dann die vielen Anleihen aus anderen Religionen...

Nach der Bibel ist die Scham den Menschen in der Sündenfallgeschichte doch direkt von Gott verordnet worden – zu ihrem Schutz.“ Da hatte also Gott direkt zu den Menschen geredet und ihnen auch noch Fei­genblätter zum Umbinden gegeben? Wie sollte das denn passiert sein? Wer hat das so tatsächlich beobachtet? Und überhaupt, wenn schon biblisch, dann aber auch: Nach der Bibel ist die Scham wohl viel eher der „Fluch der Ursün­de“, so die genauere Übersetzung des lateinischen Wortes „peccatum origina­le“ statt „Erbsünde“, oder auch „das Lachen des Teufels“. (Allerdings ist der Be­griff Erbsünde auch nicht ganz falsch, wiederholen sich nicht überdurchschnitt­lich oft die Traumata der einen Generation in der nächsten?) Von einer Schutz­funktion steht da jedenfalls nichts. Und hat uns denn nicht Jesus mit seiner Er­lösungstat von diesem Fluch befreit? Natürlich, auch hier gibt es keine Magie, man muss an der Erlösung schon entsprechend mitarbeiten!

Die Scham, also der Zwang, zumindest gewisse Körperteile zu verber­gen, ist doch gute alte christliche Tradition.“ Das ist es ja, sie ist mitnichten gute alte christliche Tradition. Vermutlich wurde auch diese veräußerlichte Moral aus anderen Religionen und hier auch wieder vor allem aus dem Buddhismus übernommen. (Wir kennen die Situation etwa in Thailand, einem buddhistisch geprägten Land: Nacktheit ist strengstens ver­boten, doch Prostitution durchaus akzeptiert.) Dagegen wurden in der frühen Kirche die (wohl eher jungen) Menschen splitternackt getauft, auf der an­deren Seite starben sie lieber, als ihre Keuschheit aufzugeben. Da wir die jun­gen Menschen damals als nicht zu unrealistisch-idealistisch-Jesus-liebend ein­schätzen sollten, handelte es sich bei ihnen gewiss nicht um eine grundsätz­liche Enthaltsamkeit und einen Tod aus Liebe zu Jesus. Es kann sich nur um das Problem der „Liebe mit dem Richtigen“ gehandelt haben. Also starben sie, die von den Ideen Jesu von einer solchen Liebe erfüllt waren, lieber, als mit einem ungeliebten Partner verkuppelt zu werden. Für „unerfahrene“ Menschen kann die Freude an der paradiesischen Bekleidung jedenfalls durchaus ein An­sporn zu einer höheren Moral sein! (Siehe S. 48.)

Problematisch ist doch eigentlich nur der Schwangerschaftsabbruch. Das ist Mord im Mutterleib, und Mord ist ein Verstoß gegen die Gebote Gottes. Also engagiere ich mich, dass wir uns besinnen und nicht mehr vorgeburtliche Kinder morden.“ In einer Gruppe Religionslehrer haben wir vor vielen Jahren uns einmal bei ei­ner der Damen, die von der Kirche aus die Schwangerschafts(abbruch)bera­tung (als es die noch gab) machten, informiert. Und die Dame erzählte uns von ihrem Eindruck, dass alle Frauen, die zu ihr wegen einer Schwangerschafts­abbruchberatung kämen, auch Partnerschaftsprobleme hätten. Frauen in ge­sunden Partnerschaften haben solche Probleme einfach nicht. Das hieße also, dass das Schwangerschaftsabbruchproblem ein Sekundärproblem ist: Wenn nun das Problem Partnerschaft gelöst wäre, wäre auch das Problem „Abtrei­bung“ gelöst. Daher kümmere ich mich hier nur um das Problem Partnerschaft.

Und zudem habe ich mit der Sündenvorstellung, dass erst der Schwanger­schafts­abbruch gegen die Gebote Gottes ist, meine Probleme. Die Babys sind doch nicht einfach so in den Mutterleib hineingekommen. Da war doch schon etwas vorher passiert? Man könnte es ja noch akzeptieren, wenn es sich dabei um eine vorgezogene eheliche Gemeinschaft handelte (s. S. 42!), doch gerade bei jungen Menschen kann ja in den meisten Fällen von solchen vorgezogenen Partnerschaften überhaupt keine Rede sein, da handelt es sich doch vielmehr um Partnerwechselgeschichten. Waren die nicht auch schon gegen die Gebote unseres christlichen Gottes, nach denen Ehe und Partnerschaft und Liebe und sexuelle Gemeinschaft zusammen gehören? Ach ja, da waren Männer dran beteiligt, und das fällt also unter den Tisch? Hier aber nicht! Ich habe nun ein­mal etwas dagegen, wenn bei dieser ganzen Angelegenheit nur das gesehen wird, wovon allein die Frauen betroffen sind. Das ist zutiefst frauenfeindlich!

Auch haben mir Frauen erzählt, die einen solchen Schwangerschaftsabbruch hinter sich hatten, wie schrecklich das alles für sie war, die leiden doch am meisten darunter – und lebenslang. Und ich habe etwas dagegen, das alles bei diesen Frauen ohne jeden besseren Sinn wieder aufzuwühlen.

Zudem: Wo ist denn bitteschön eine Information junger Menschen, wie sie eine gesunde Partnerschaft einfädeln? Das ist und war doch schon immer so: Zu­erst wird über alles geschwiegen und oft auch gelogen und dann erzählt man den jungen Menschen etwas von Kondomen und Geschlechtskrankheiten, wenn überhaupt. Bitteschön, wer macht denn hier etwas falsch, wer versündigt sich denn hier – indem er jungen Menschen kein sinnvolles Konzept gibt, wo­nach sie wirklich leben können? Bevor Sie sich also gegen den Schwanger­schaftsabbruch einsetzen, kümmern Sie sich doch mal lieber darum, dass jun­ge Menschen sinnvolle Konzepte auf ihren Lebensweg mitbekommen!

Aber trotzdem: Sexualaufklärung ist Sache der Eltern!“ Es gibt gewiss sehr viele Dinge, für die bei der Erziehung die Eltern zuständig sind, etwa in welchen Kindergarten die Kinder gehen, auf welche Schule oder was Kinder in ihren Ferien erleben. Doch es gibt nun einmal auch Dinge, die sind eine Gemeinschaftssache, weil es nichts bringt, wenn nur einige Kinder ein entsprechendes Wissen oder eben auch eine bestimmte Moral haben. Schon an anderer Stelle wurde dargelegt, dass es eher sinnlos ist, wenn ein­zelne Eltern ihre Töchter zu einer hohen Moral erziehen, denn die würden dann einsame Jungfrauen werden – und das machen die Mädchen nur selten mit. Also wäre eine Erziehung zu einer hohen Moral immer Gemeinschaftssache. Und wer käme dafür besser infrage als die Kirche? Vor allem auch: Wer denn sonst als die Kirche könnte denn die Aufgabe sehen, entsprechende Konzepte zu entwickeln und zu verbreiten? (Ich weiß, ich wiederhole mich, doch kommt die These von der Verantwortung der Eltern immer wieder gerade von kirchli­cher Seite, also von Personen, die ihre Zuständigkeit einfach nicht sehen kön­nen oder wollen.)

Was soll denn die Kirche in Sachen Moral noch machen, wenn der Staat nicht mitzieht, wenn der etwa die Gesetze gegen die Abtreibung und ge­gen die Homosexualität abschafft und dann auch noch einen Sexualkun­deunterricht einführt, in dem die traditionelle Sexualmoral als überholt hingestellt wird?“ Zu diesen Klagen der Kirche hat der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt einmal gesagt: Die Kirche muss endlich einmal begreifen, dass wir in einer Demokratie leben und dass in einer Demokratie nun einmal die Mehrheit be­stimmt, wie Gesetze aussehen. Das ist gewiss nicht immer gut. Doch statt zu jammern, sollte sich die Kirche auf ihre Möglichkeiten besinnen. Wer hat denn etwa die Kinder als erster vor sich? Das sind doch die Kirchen mit ihrem religi­ösen Kinderunterricht. (Dazu meine Fortführung des Gedankens von Helmut Schmidt: Wenn die Kirchen nun ihre Chancen nicht nutzen und den Kindern keine sinnvolle Ethik, sondern überholte Dogmen beibringen, dann sollen sie bitteschön nicht nach dem Staat rufen, wenn die Ethik der Menschen nicht im Sinne der Kirche ist.)

Bitteschön, wie soll das alles denn in der Kirche passen?“ Dann lesen Sie sich doch einmal genauer die traditionellen Tauf- und Firmtexte durch! Da wird doch immer vor dem Bewahren vor der Sünde geredet, für die auch gerade nach dem Firmtext Intelligenz und Pfiffigkeit notwendig ist, ich denke an die Geistesgaben Wissen, Beurteilung, Entschluss, Durchhaltevermö­gen – und Gottes Hilfe. Das sind alles Fähigkeiten, die für praktisches Handeln gebraucht werden. Wenn man nun bedenkt, dass die Sakramente Taufe und Firmung seit jeher eher jungen Leuten und sogar Kindern gespendet werden, drängt sich dann nicht geradezu die Deutung auf, dass es hier um diejenigen Entscheidungen geht, die Glück oder Unglück im Leben eines jungen Men­schen sehr stark beeinflussen? Und auch die Beichte passt hier hinein: Der Beichtvater ist ja zugleich auch Seelsorger und Lehrer, oder sollte es wenigs­tens sein. Durch die Beichte erhält der Priester nun in seiner Funktion als Seel­sorger oder Lehrer sozusagen ein Feedback, ob das, was er gelehrt hat oder was so von der Kirche aus im Hinblick auf die Moral gelehrt wird, auch wirklich funktioniert. Wenn er nämlich merkt, dass seine oder die üblichen moralischen Unterweisungen nichts bringen, kann er sich schlau machen, woran das liegt, und er kann sich nach einem besseren Konzept für seine Lehre umsehen. Doch wie schon im Zusammenhang mit der Beichte gesagt, man kann auch alles nur als Kulthandlung werten ohne besonderen praktischen Sinn.

Glauben Sie überhaupt an Gott?“ Zunächst einmal: Wir können Gott gar nichts vorschreiben, noch nicht einmal, dass es ihn überhaupt gibt. Wir können allenfalls theoretisieren: Gibt es keinen Gott, machen wir mit dem Konzept, das hier vertreten wird, nichts falsch, denn es entspricht ja unserer menschlichen Natur. Und gibt es den guten Gott der gläubigen Menschen, dann freut der sich, wenn wir uns nach der Ordnung un­serer Natur verhalten, die er ja geschaffen hat. Auch hier liegen wir also richtig!

Da können Sie machen, was Sie wollen, ich glaube aber an Gott!“ Das Problem ist, dass wir von Gott rein gar nichts wissen, er ist nun einmal ein Phantasie- und Wunschprodukt. Wir können nur etwas über Jesus wissen, doch der und vor allem dessen Anliegen passt vielen eben nicht in ihren Kram. Im Übrigen nannten sich auch die Nazis, die aus den Kirchen ausgetreten wa­ren, gottgläubig. „Gott“ lässt sich eben vor jeden Karren spannen.

Ist aber nicht ein fester Gottesglauben die Basis für jede bessere Moral? Genauso hatte man im Mittelalter im Hinblick auf die Medizin gedacht: Gesund­heit kommt von Gott und Krankheit vom Teufel. Wenn man nun gesund sein und nicht krank werden wollte, dann musste man eben sehr fromm und gläubig sein. Sicherlich ist das nicht ganz falsch, weil fromme und gläubige Menschen eben auch sehr oft sehr gesund leben. Doch der wirkliche Durchbruch in der Medizin kam erst, als man an die Fragen nach Gesundheit und Krankheit sach­lich heran ging. Gerade in Fragen der Sexualmoral haben wir immer noch die mittelalterliche Einstellung, dass man das Problem durch Glauben und Fröm­migkeit lösen will. Hier steht eine sachliche Herangehensweise noch vor uns. Das Konzept „Zuerst einmal das Paradies“ soll schon einmal ein Anfang sein!

Aber ist denn nicht so, dass gläubige Menschen auch bessere Menschen sind?“ Die Erfahrung lehrt leider, dass ein Gottesglauben überhaupt keine Garantie ist, dass Menschen wirklich besser sind. Wurden nicht schlimmste Verbrechen ge­rade von Menschen begangen mit irgendeinem ausgesprochenen Gottesglau­ben? Schützt ein Gottesglauben wirklich vor Heuchelei? Möglicherweise gibt es von daher den Ausspruch Jesu: „Sucht zuerst das Reich Gottes und alles ande­re wird euch dazu gegeben!“ Das ist genau das Anliegen des Engagements „Zuerst das Paradies...“ mit der Idee eines Lebens nach der „Ordnung der Na­tur“, die ja den Geboten oder auch „Spielregeln Gottes“ entspricht. Im Übrigen sind „Paradies“ und „Reich Gottes“ identische Begriffe – der Ausspruch Jesu vom Reich Gottes ist durchaus die Grundidee des Titels dieses Engagements.

Doch schafft nicht nur eine geeignete Spiritualität erst das Klima, in dem auch eine hohe Moral gedeihen kann?“ Auch das ist eine These, die der Praxis nicht standhält. Im Gegenteil: Eine Re­ligion, die sich nur um die Spiritualität kümmert und nicht ausdrücklich darum, wie die Gebote Gottes (auch „Ordnung der Natur“) gerade im Sexuellen gehal­ten werden (und die sich auch noch weigert, konkret und sachlich darüber zu forschen und Konzepte zu entwickeln), muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass es ihr gar nicht um das Halten der Gebote geht, sondern unter einem schönen Vorwand nur um das „Geschäft mit der Sünde“ und mit Heuchelei.

Was Sie tun, ist verantwortungslos, den Menschen ihren Glauben zu zerstören und damit wegzunehmen.“ Verantwortungslos ist doch nur, wenn man Menschen etwas wegnimmt, ohne ihnen etwas Besseres zu geben. Die Frage stellt sich, was besser ist, wenn die Menschen hier und jetzt gleich richtig leben oder wenn sie belogen werden und daher eine vage Hoffnung auf eine bessere Welt nach ihrem Tod haben. Natür­lich, viele Menschen haben von einem harmonischeren Leben hier und jetzt nichts mehr. Doch irgendwann muss man ja einmal anfangen, das Leben hier und jetzt in den Mittelpunkt zu stellen.

Doch heißt es nicht „Glaube“, weil man eben nichts beweisen kann?“ Das ist richtig. Doch deswegen darf ein Glaube nicht offensichtlicher Unfug sein. Auch in dem Konzept hier wird ja ein Glaube vertreten, nämlich der, dass sich unsere Welt zu einer unvergleichlich besseren Welt verändern wird, wenn wir endlich einmal dem wirklichen oder eben historischen Jesus nachfolgen.

Warum ich mich so engagiere? Nun, ich finde, das ist doch ganz einfach! Schauen Sie sich doch einmal die Seiten 8 und 9 an, was mir junge und nicht mehr ganz so junge Menschen von ihren ersten Erfahrungen mit der Liebe berichtet haben. Da ist doch etwas nicht in Ordnung – oder? Und obwohl das nun mit Sicherheit viele andere genauso sehen, ist doch merkwürdig, warum die nichts unternehmen – und wenn, dann nur offensichtlich Untaugliches? Ja, warum kommen die nicht auf die Idee, hier die Vernunft und den guten Willen junger Menschen anzusprechen – natürlich so, dass die auch rechtzeitig verstehen und annehmen, um was es geht? Muss man da nicht etwas unternehmen, wenn man das mitbekommt und wenn man relativ einfache Möglichkeiten sieht, dass es auch sinnvoll laufen kann? Wozu ist man denn Christ, wenn das alles einen dann doch nichts angeht? Beson­ders ärgerlich sind für mich die Gefühllosigkeit und Gleichgültigkeit von Seiten kirchlicher Funktionäre (anders kann ich sie nicht bezeichnen), für die irgend­welche Geschichten, die man Jesus angedichtet hat, wichtiger sind als sein An­liegen vom Gelingen einer schönen Liebe für alle. Doch es sind längst nicht nur die kirchlichen Funktionäre, auch sonst gibt es Gefühllosigkeit und Gleichgültig­keit zur Genüge.

Zudem hat das alles ja auch eine politische Dimension – siehe die Frage nach meinem Interesse an den „jungen Mädchen“ auf S. 41.

Gedanken – etwa beim Zeitunglesen

In der Zeitung „Die Welt“ vom 26.10.2013 war ein Beitrag „Warum haben junge Japaner keine Lust mehr auf Sex?“ In dem Beitrag findet es die Auto­rin merkwürdig, dass zur Zeit die Hälfte der Studentinnen noch Jungfrauen sind und dass es bei den männlichen Kommilitonen ähnlich ist. Sie (und andere) führen das auf eine Sexfeindlichkeit und auf ein Karrieredenken zurück. (An­merkung: Sie finden diesen Beitrag und auch den folgenden im Internet, wenn Sie den jeweiligen Titel bei Google eingeben.) …..... . Doch auf die Idee, dass gerade der junge Mensch ein hochmoralisches Wesen ist und dass die jungen Japaner hochmoralische Beziehungen der großen Lie­be suchen, zieht die Autorin (Elke Bodderas) noch nicht einmal in Erwägung. Und nicht nur die Autorin, auch sonst scheint den nach außen hin so morali­schen Erwachsenen jegliche Vor­stellung zu fehlen, was junge Menschen wirk­lich wollen und wie moralisch sie eigentlich sind. Woher kommt´s? Schließen die Autorin des Welt-Beitrags und andere (unzulässigerweise) von sich auf an­dere? Kann es nicht sein, dass die bekannte offensichtliche Oberflächlichkeit in Bezug auf die Sexualität in ihrem Land auf die jungen Japaner ausgesprochen abstoßend und schließlich sogar eher moralverstärkend wirkt? Üblicherweise wird ja davon ausgegangen, dass junge Menschen vor Obszönitäten und vor allem vor Pornografie geschützt werden müssen, damit sie nicht verdorben werden. Erfahrungsgemäß bewirkt diese ganze Beschützerei jedoch nur eine heile-Welt-Naivität bei den jungen Leuten und hilft im Endeffekt gar nichts: Die jungen Menschen wollen eben doch ihre oft leidvollen Erfahrungen machen. Und damit schlittern sie dann auch nicht zu selten in alle möglichen Bezie­hungskisten und bisweilen auch in noch Schlimmeres hinein. Es sieht also so aus, dass gerade die spießige (an­ders kann ich es nicht nennen) Beschützerei für eine hohe Moral ausgesprochen kontraproduktiv wirkt. Viel effektiver wäre doch eine sinnvolle Information der jungen Menschen, bei der auch die Kehr­seite nicht ausgelassen wird. Na ja, die Kehrseite erfahren die jungen Japaner heutzutage wohl zur Genüge. Und so erfahren sie auch, dass sexuelle Aben­teuer keinesfalls einen Lebensgewinn bringen, sondern zumeist sehr leidvoll sind und schon gar nichts mit Ehre und Würde zu tun haben. Natürlich: Das mit dem positiven Effekt der Kehrseite funktioniert nur, wenn die jungen Menschen auch ein erlösendes Konzept dazu erfahren, wie es richtig geht! Hier wäre die Aufgabe unserer Religion. Doch die muss erst einmal von diesen ganzen Göt­terschrott und den weiteren „Zutaten“ aus anderen Religionen, was alles nichts mit dem Anliegen des wirklichen Jesus zu tun hat, entrümpelt werden! Ob das Christentum nicht dann eine ganz andere Chance – auch in Japan – hätte?
Übrigens: Es wird auch beklagt, dass es durch die „fehlende Lust“ der jungen Menschen nicht mehr zu genügend „japanischem Nachwuchs“ kommt. Es muss dazu ganz deutlich gesagt werden: Gesunder Nachwuchs hat nichts oder nur sehr bedingt etwas mit oberflächlichen Abenteuern zu tun (denn dabei ist Nachwuchs ja gerade nicht erwünscht und wird mit allen möglichen Mitteln ver­hindert), sondern vielmehr mit schöner Liebe und Partnerschaft und also auch mit funktionierenden Familien.
Die Frage stellt sich, warum nicht auch bei uns die jungen Menschen auf eine solche Keuschheit kommen. Wir meinen doch, auch bei uns ist alles so offen­sichtlich wie auch in Japan. Aber vielleicht doch nicht? Möglicherweise ist bei uns die Schmerzgrenze einfach noch nicht erreicht – zudem werden schlechte Erfahrungen mit dem Sex immer noch zu sehr heruntergespielt und als Zeichen von Unreife hingestellt. Ein reifer Mensch muss eben angeblich „so etwas“ alles erlebt haben, selbst wenn es schmerzhaft war. Noch funktioniert eben der be­reits mehrfach erwähnte Des-Kaisers-neue-Kleider-Effekt. Die Frage stellt sich, wie lange noch.
Und ebenfalls in der Zeitung „Die Welt“, hier vom 1.11.2013: „Franziskus will wissen, wie seine Schäfchen ticken“: Der Autor schreibt, dass Kir­chenleute das Problem sehen, dass heute die Ehe für viele eine „proviso­rische Angelegenheit“ ist und dass sich der Papst einen Überblick über die Wünsche seiner Gläubigen verschaffen möchte. .................... Oh je, „eine provisorische Angelegenheit“! Dabei sollten doch gerade Theolo­gen wissen, dass zur Zeit Jesu bei den Juden der Geschlechtsverkehr als Zei­chen der Ehe galt, dass also auch Jesus in dieser Vorstellung lebte und wirkte und dass also auch in der von der Kirche vertretenen Ehemoral Geschlechts­verkehr und Ehe zusammen gehören sollten. Doch haben nicht schon längst Theologen akzeptiert, dass der Geschlechtsverkehr zu einer provisorischen An­gelegenheit geworden ist und sich damit auch von den Vorstellungen Jesu ent­fernt? Wenn sie also das Problem der „provisorischen Angelegenheit“ sehen, dann sollten sie nicht erst bei der Ehe anfangen, sondern schon beim Ge­schlechtsverkehr! Und hier sitzen katholische Priester doch seit jeher sozusa­gen „direkt an der Quelle“! Sind nicht gerade sie es, die aus den Erfahrungen mit den Beichten der Gläubigen durchaus wissen könnten, wo die Schuhe ihrer Schäfchen drücken? Und sind es nicht die Priester, die die Bildung ihrer Gläubi­gen, und gerade auch die ethische, beeinflussen könnten? (Ich weiß, ich wie­derhole mich!) Wenn nicht von den Priestern, woher denn sonst sollen die Men­schen bessere Konzepte der Ethik wissen? Wer sonst wie sie hat doch die Chance der Beeinflussung der Ethik schon sehr junger Menschen in seinen Händen? Wieso also tun Papst und Kirchenleute so unwissend und machtlos?
Es gab einmal eine Enzyklika „Mater et Magistra“, also „Mutter und Lehrmeiste­rin (der Völker)“. Es ging hier um soziale Fragen. Eigentlich sollte die Kirche ja vielmehr „Mater et Magistra“ in den zutiefst menschlichen Fragen sein – doch offensichtlich Fehlanzeige! Dabei wäre doch genau das ihre Aufgabe!................

Resümee: Was wollen wir eigentlich wirklich?

Wir leben heute in einer Zeit, in der alles und jedes wissenschaftlich untersucht und nach Lösungen geforscht wird. Wichtig dabei ist jedoch, dass wir genau das Problem umschreiben und zumindest grob umschreiben, was für eine Lö­sung wir haben wollen. Es ist wie beim Auftrag an eine Fremdfirma, die Spezia­listen dort müssen schon genau wissen, was wir wollen – und dann können sie uns auch sagen (wenn sie ehrlich sind), ob unsere Vorstellung von einem Pro­dukt in die Praxis umsetzbar ist oder nicht. Ja, vielleicht ist es sogar so, dass etwas gar nicht geht, weil das eine Ziel das andere ausschließt. Kochendes Wasser kann man nun einmal nicht einfrieren. Wo die Natur aufhört, fängt der Unsinn an. Doch manches andere geht eben – und zwar sehr gut!

So und genauso ist das auch in der Religionspädagogik und in der Moralpäda­gogik! Wir müssen uns schon fragen: Was wollen wir als Pädagogen (und auch Theologen) eigentlich genau? Oder auch: Was wollen wir nicht? Und lässt sich das eine mit dem anderen überhaupt kombinieren? Umschreiben wir also zu­mindest unser erstes Ziel genau, legen wir uns doch einmal fest!

  • Wollen wir brav-gläubige junge Menschen, die an Gott und dann auch noch an alle Unwahr­scheinlichkeiten wie die Schöpfung eines Gottes, eine Jungfrauenge­burt, eine Auferstehung eines Gottessohns glauben?

  • Um was geht es uns, sollen die jungen Menschen an ein Paradies nach dem Tod glauben, oder sollen sie sich darum kümmern, dass sie es in ihrem Leben hier und jetzt verwirklichen?

  • Wollen wir junge Menschen, die ihren Eltern oder auch der Kirche brav und kritiklos gehorsam sind, was immer die Erwachsenen ihnen erzäh­len und auch von ihnen fordern?

  • Wollen wir junge Menschen, die ein gesundes Selbstbewusstsein und eine gute Menschenkenntnis haben?

  • Wollen wir junge Menschen, die gerade in den persönlichen Dingen je­den Unfug glauben und sich manipulieren lassen, weil sie ein verzerr­tes und naives Bild von der Wirklichkeit haben?

  • Wollen wir junge Menschen, die bei jedem zweideutigen Witz verlegen werden, falls sie ihn überhaupt verstehen, und ängstlich schamhaft ihren Körper und insbesondere die „speziellen Körperteile“ verstecken?

  • Wollen wir junge Menschen, die souverän sind und Spaß an einer ho­hen Moral der Liebe und der Partnerschaft haben und auch noch aus sich heraus kreativ werden, wenn es darum geht, moralische Normen in die Praxis umzusetzen?

  • Wollen wir überhaupt eine wirkliche Monogamie, dass also Menschen nur einen Sexualpartner im Leben haben? Dazu gehört dann nun ein­mal auch die voreheliche Enthaltsamkeit. Wollen wir die wirklich?

  • Wollen wir junge Menschen, die damit klar kommen und die dabei auch erfolgreich sind?

  • Wollen wir junge Menschen, die andere auch noch für diese hohe Mo­ral von Liebe und Partnerschaft begeistern?

Wenn Sie nur ein wenig in dem vorliegenden Heft gestöbert haben, werden Sie wissen, wie ich mich entschieden habe. Brav-gläubig und gleichzeitig aus-sich-heraus-kreativ zu sein, moralische Normen in die Praxis umzusetzen, das funk­tioniert einfach nicht. Auch passen „Freude an der hohen Moral“ und Scham nicht zusammen, weil die Scham eine Verdrängung oder auch eine (ir­rationale) Angst ist – und eine Angst kann man vielleicht kultivieren und erträg­lich ma­chen, doch richtige Freude kann man nun einmal an ihr nicht haben. Auch sind richtig freie Menschen mit ihr nicht möglich, denn eine irrationale Angst auf der einen Seite bedeutet auch immer Herrschaft auf einer anderen Seite, also Un­freiheit. Ängste sind eben wie Ketten. Auch helfen sie dem Ängst­lichen nicht wirklich, weil sie vor keinen Gefahren wirklich bewahren. Sie sind eben ein Herrschaftsinstrument anderer. Dagegen hat der wirklich freie Mensch dort, wo es angebracht ist, „Furcht“. Der Unterschied ist, dass sich eine Furcht aus ei­nem Durchblick heraus bildet und dass sie sich auf wirklich Gefährliches be­zieht. Auch weiß der freie Mensch, wie man mit wirklich Gefährlichem sach­ge­recht umgeht. Manche Kombinationen von Zielen sind nun einmal möglich und andere nicht (oder nur mit viel Aufwand oder mit Gewalt). Kombinieren wir also das, was „von Natur aus“ zusammen passt und auch „einfach“ möglich ist!

Und bedenken wir: Gerade hier gilt das alte Sprichwort: „Gut gemeint ist sehr oft das Gegenteil von gut getan“. Sorgen wir uns also darum, dass das, was wir machen, auch wirklich gut ist und nicht nur, dass wir gut scheinen!

Ich bedanke mich!

Am Werden dieses Heftes waren sehr viele beteiligt. Ihnen allen möchte ich von Herzen danken. Erwähnen möchte ich aus der Phase der Fertigstellung ein Wiener Mädchen (16) und eine Großmutter aus Ostpreußen (77), die 1945 den Einmarsch der Russen mit den Vergewaltigungen erlebt hatte, selbst allerdings wegen ihrer damaligen Jugend nicht betroffen war. Das Mäd­chen gab mir hervorragende Tipps zur Gliederung und fand das Ergebnis „su­per“, und die Großmutter meinte, dass ihr das Heft gerade auch in ihrer Ehe viel geholfen hätte, hätte sie es nur früher gekannt. Sie gab mir auch Empfeh­lungen zur Wortwahl, um nicht unnötigerweise anzuecken.

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Und dann gibt es noch das Buch:

"Offener Brief eines alten Religionslehrers an junge Mädchen über die weibliche Sexualität und die Bibel."

Die htm-Datei des Buchs finden Sie HIER.

Die pdf-Datei hier für den INHALT und den UMSCHLAG.

NEU DIE EINFÜHRUNG ZUM KONZEPT:

  Das Buch (96 Seiten) kostet € 5,00 plus Versandspesen € 1,00. Es ist zu beziehen über den befreundeten PS Verlag, E-Mail: epost§$§ps-verlag.de.



Die komplette Website ist www.basisreligion.de

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Voriger Fenstertext (der Text im unteren Fenster auf den jeweiligen Stichworten wurde im September 2012 geändert):

Hinweise für Theologen und theologisch Interessierte: Die vermeintlich wesentlichen christlichen Glaubensinhalte wie Jungfrauengeburt und Auferstehung sind Relikte der heidnischen Antike und haben rein gar nichts mit dem wirklichen (also dem historischen) Jesus zu tun! Sein Anliegen war vielmer in dieser damaligen Männergesellschaft die Vermenschlichung der Frau und damit dann auch die Möglichkeit hoher Liebe!

Es geht hier ganz gewiss nicht um eine Bagatelle, für deren Lösung ich mich engagiere. Denn die Geschichten von Jungfrauengeburt, Auferste­hung und Himmelfahrt, müssen endlich einmal überwunden werden sie sind ja alle Gedankengut der heidnischen Antike. Erst Paulus, der Jesus ja gar nicht kannte, hat die Auferstehung erfunden und sie ins Zentrum seiner Theologie gestellt. Allerdings verstand er darunter sicher keine Auferstehung in leiblicher Form. Er meinte wohl ein überirdisches Geschehen, vielleicht in der Richtung, wie sie hier angesprochen ist. Doch da das alles missverständlich ist, sollten wir die Auferstehung zumindest zuerst einmal beiseite lassen.

Im Übrigen ist es nicht unwesentlich, was wir glauben. Und wenn etwas noch so fromm klingt und es eben nicht stimmt, wie kann der Segen Gottes dabei sein?

Bedenken wir, dass Jesus nun einmal Jude war, und in der jüdischen Tradition geht es zumindest am Anfang um den Missbrauch der Sexualität (also wenn sie beispielsweise in einer Ex-und-Hopp-Mentalität geschieht) und dessen Überwindung. So verbirgt sich religionsgeschichtlich hinter der Erzählung vom Sündenfall Adams und Evas der Anfang einer alternativen Religion gegen die damals üblichen Fruchtbarkeitskulte – und Fruchtbarkeitskulte bedeuten auch immer den Missbrauch der Frau in der kultischen (und natürlich auch sonstigen) Prostitution. Was ist denn solche Religionsausübung" anderes als ein Ex-und-Hopp-Verfahren? In der Bibel wird demgegenüber die Frau als „Gefährtin“ gesehen, wenn der Gott der Bibel sagt: „Ich will dem Menschen eine Hilfe geben.“ Hier gibt es dann auch die Möglichkeit „hoher Liebe“! Eine völlig andere Sicht der Frau als in den Fruchtbarkeitsreligionen!

Paulus hat nun in seinen Römer- und Korintherbriefen solche Ex-und-Hopp-Zustände vehement angeprangert und in Jesus den neuen Adam gesehen, und damit kann er nur das Engagement Jesu gegen den Missbrauch der Frau in seiner Zeit angesprochen haben: Der neue Adam, der endlich das Problem des Missbrauchs durch sein Engagement löst. Allerdings wurde dann nichts daraus, denn es kam nach dem gewaltsamen Tod Jesu doch wieder zu einem Schwenk zu dem Vertrauten, eben zu einer Religion mit Jungfrauengeburt, Auferstehung und Himmelfahrt. Ursache dafür war sicher auch ein Missverständnis der Idee Jesu von einer erneuerten Welt hier und jetzt, aus der recht bald das Versprechen eines Weiterlebens in einem Paradies nach dem Tod wurde.

Und da es - durchaus auch im Zusammenhang mit der Nachforschungen nach dem geschichtlichen Jesus - immer offenkundiger wird, dass das alles nicht so war, wie es erzählt wird, gibt es heute immerhin eine Chance, endlich zum Anlie­gen Jesu zurückzukehren. Hier ist nun ein immerhin gut begründeter und plausi­bler Ansatz, der zudem sehr naheliegend ist - und vielleicht gerade deswegen nie wahrgenommen wird. Immerhin bestätigt auch ein Philosoph, der meines Wissens unabhängig vom christlichen Glauben ist, die Brisanz dieses Ansatzes, ich habe ihn gleich in der Einleitung zitiert.

Und was ist mit Gott? Das Problem ist doch, dass wir Genaues über Gott nun wirklich nicht wissen. Und worüber man nichts weiß, darüber sollte man doch schweigen. Doch es gibt etwas, was Gott gefallen dürfte: Unser Engage­ment für das Reich Gottes! Und das hat etwas mit einer besseren Welt zu tun, einer Welt der Liebe und auf alle Fälle auch ohne Missbrauch der Frau und der Sexualität. (Und sollte es Gott nicht geben, dann machen wir auf alle Fälle nichts umsonst, wenn wir uns dafür einsetzen!)

Anmerkungen zu diesen Hinweisen: Eigentlich wollte ich ja die Glaubenswahr­heiten in unserem christlichen Glauben gar nicht ansprechen, denn ich wollte keinem zu nahe treten, für den sie so wichtig sind. Doch leider musste ich die Erfahrung machen, dass ein ethisches Konzept für unsere jungen Menschen im­mer wieder als nebensächlich und nicht so wichtig abgetan wurde. Und von da­her ging dann irgendwann nur noch: Es muss einfach deutlich gesagt werden, was auf alle Fälle das Anliegen des wirklichen, also des historischen Jesus war und was eher nicht! Und vom historischen Jesus wissen wir immerhin einiges.


Zunächst: Jesus ein Vorläufer von Osama bin Laden?

Schauen Sie sich einmal diese Zeitungsmeldung aus der Zeitung "Die Welt" vom 11.11.1997 an:


Jesus stammte also auch aus einer vorderorientalischen Familie, die ihren Wohlstand einem "Baugeschäft" ("Werkstatt" ist im Bauwesen eine unglückliche Übersetzung) zu verdanken hatte - wie Osama bin Laden. Und wie Osama bin Laden musste auch Jesus sterben, immerhin bekam Jesus noch - anders als Osama bin Laden - einen Prozess, wenn der auch eine Farce war... Der Unterschied zwischen den beiden ist, dass Jesus für friedliche Mittel war, bin Laden eben nicht.  (Anmerkung: "Pauperismus" von lat. "pauper" = "arm")
 

In dieser Website geht es darum, was der wirkliche Jesus (Theologen sagen "der historische Jesus") wollte. Er redete ja "gegen die Heuchler", "für die Liebe" und "gegen die Sünde" (und was kann in der Männergesellschaft zu seiner Zeit denn anders gemeint sein als Missbrauch der Frauen, der Sexualität, der Kinder...?)

Das passende Buch zur Website ist zur Zeit in fertig!

Offener Brief eines alten Religionslehrers an junge Mädchen über die weibliche Sexualität und die Bibel

Wie – darüber steht doch gar nichts in der Bibel? Nun, vielleicht lesen Sie dazu bitte einmal das Folgende. (Den Text finden Sie hier als Faltblatt zum Ausdrucken, wenn Sie etwa mit Freunden darüber diskutieren wollen, oder wenn Schüler einmal etwas in ihrem Religionsunterricht machen wollen, was so gewiss nicht im Religionsbuch steht. Hinweis: Die Gedankengänge sind für viele Leser ungewohnt, wor haben einfach andere Assoziationen in unseren Köpfen. Lesen Sie daher bitte genau - und schlafen Sie auch schon einmal über den einen oder anderen Gedankengang, bevor Sie weiter lesen!)

Eine Schülerin (17) erfuhr von zwei Freundinnen über de­ren ersten Sex. Und die beiden waren gar nicht glücklich damit. Bei der einen lief hinterher der Lover weg, die andere lief dem Lover weg. Als die Schülerin sich im Inter­net schlaumachen und einmal eine andere Meinung als die übliche hören wollte, denn für sie stimmte hier offensichtlich etwas nicht, stieß sie auf die Website www.ba­sisreligion.de. Daraus hat sich mit dem Autor, einem pensionierten Religionslehrer, ein ausgiebiger Mailwech­sel ergeben über Sinn und Unsinn des bislang üblichen Moralmodells sowie einer im Grunde sehr plausiblen, praxisnahen und auch erfolgreich erprobten Alternative. Doch alles der Reihe nach!

Das bisherige Moralmodell stammt aus einer Zeit, in der die Eltern bestimmten, wer von den jungen Leuten wen heiratet.

Nach diesem Modell wird davon ausgegangen, dass man gerade die jungen Mädchen dafür „konservieren“ kann, indem sie zur Scham erzogen werden. Jedoch hat der Autor während seiner dreißigjährigen Lehrtätigkeit die Er­fahrung gemacht, dass heutzutage die jungen Menschen durch die Scham lediglich eine Scheu vor der Nacktheit und vor dem Sachlich-darüber-Reden bekommen. Und schließlich verwechseln sie diese Scheu auch noch mit Moral.

Den Geschlechtsverkehr vor der Ehe dagegen, durchaus auch mit verschiedenen Männern, halten Mädchen sogar für unerlässlich, um den richtigen Partner zu finden, und sehen das überhaupt nicht als unmoralisch an.

Die entscheidende Frage, die wir uns zuerst stellen müs­sen, ist jedoch: Was ist echte Moral: die Scheu vor der Nacktheit oder ein funktionierendes Konzept, Sex nur mit dem oder der „Richtigen“ zu haben?

Dazu ganz deutlich: Wenn Sie das mit der Scheu als richtig ansehen, dann werden Sie mit dem Folgenden al­lerdings Ihre Schwierigkeiten haben, denn der Autor hat sich auf der Suche nach einem ethisch tragfähigen Kon­zept für die Jugend auf die Version „Sex mit dem oder der Richtigen“ festgelegt und nennt das „hohe Moral“. Dage­gen hält er das Problem der Scheu für eine Nebensache, über die man reden und die man erforderlichenfalls sogar über Bord werfen kann. Für ihn ist die Sexualscham oh­nehin eher eine Scheinmoral. Demgegenüber ist die Nacktheit gerade für Mädchen hervorragend geeignet, genauer zu erkennen, wen sie vor sich haben, einen Windbeutel oder einen Beschützer, dem sie sich anver­trauen können. Natürlich müssen Mädchen diese Er­kenntnis auch wirklich haben wollen!

Unmöglich diese „hohe Moral“ in unserer Zeit?

Der Autor sieht das nicht so, denn wenn wir etwas klar definieren und uns dann auch darauf festlegen, dass wir das auch wirklich wollen, warum sollten sich nicht Wege finden, das zu erreichen?

So stellt sich hier die Frage: Was wäre, wenn etwa die Mädchen die Energie, die sie aufwenden, um ihre Scham zu leben und zu verteidigen, dafür einsetzten, eine „hohe Moral“ zu leben und zu verteidigen?

Weshalb sollte das nicht möglich sein? Wir haben doch seit über 100 Jahren bei uns eine "Nackedei-Bewegung". Und es ist nicht bekannt, dass die Menschen, die dabei mitmachen, irgendwie verkorkster oder sexisti­scher sind als die Menschen, die da nicht mitmachen.

Natürlich: Die jungen Menschen müssen von Anfang an eine andere Erziehung, mit einem sinnvollen Moralmo­dell im Hintergrund, erhalten! Sie sollten also schon vor allem von der Familie her die Erfahrung mitbekommen, dass Nacktheit allein nichts Verwerfliches ist.

Und was hat das Ganze mit dem christlichen Glauben zu tun?

Zunächst: Die traditionelle christliche Glaubenslehre ist ein Relikt aus der heidnischen Antike.

Wenn unser christlicher Glaube in der heutigen Zeit für viele Menschen weitgehend unverständlich ist und aber­gläubisch anmutet, so liegt das schlicht und einfach vor allem daran, dass er ein Relikt der heidnischen Antike ist mit den typi­schen Göttermythen, die es damals in Ägypten, in Baby­lon, in Griechenland, in Rom gab und sogar bis heute in Indien gibt. Ja, damals (und eben in Indien heute noch) waren bei den Göttern Geschichten von der Jungfrauen­geburt, von dem Foltertod und von der Auferstehung eines Gottessohns zwar nicht überall, so doch in der einen oder anderen Kultur durchaus vorhanden. Und die Him­melfahrt dieses Gottessohns, der dann auch noch zur Rechten des Vatergottes sitzt und wo dann auch noch ein Gott des Geistes hinzukommt, so dass wir eine Dreifal­tigkeit vor uns haben, gab beziehungsweise gibt es auch. Und in dieses Denken hat man dann diesen Jesus von Nazareth einge­passt. So kam er bei den Menschen damals einfach bes­ser an, weil sie sich nur so einen Erlöser vorstellen konn­ten, zudem nach seinem desillusionierenden Foltertod. Immerhin wurden die Geschichten über Jesus erst viele Jahrzehnte, ja teil­weise mehr als hundert Jahre nach seinem Tod aufge­schrieben – und diese Geschichten wollen kein Protokoll im heutigen Sinn sein, sondern Glauben erzeugen. Und das funktionierte eben am besten mit den Stilmitteln der damaligen Zeit, die uns heute jedoch zumeist nichts mehr sagen und die wir nun einmal eher als unmodernen Aberglauben empfinden.

Aber wie war es wirklich? Was war das Besondere an Jesus?

Was waren die Probleme der Menschen damals?

Die damaligen Gesellschaften gerade im Orient waren doch genau dieselben männerrechtlichen Gesellschaften (oder auch Machogesellschaften) wie noch heute, vergleichbar etwa der Kultur der Ta­liban oder auch der Saudi-Arabiens. Denken wir einmal an die Geschichte im Johannesevangelium von der Sün­derin, die angeblich von Männern auf frischer Tat ertappt, nach der damaligen Gesetzeslage verurteilt und zur Hinrichtung geschleppt wurde. Von Männern, die allesamt nicht ohne Sünde waren, die also dasselbe getan hatten wie diese Frau, wie sich durch die gezielte Frage von Jesus herausstellte. Hier ging es doch mit Sicherheit nicht um die Frage der Vergebung, wie uns das heute weisge­macht wird! Was wurde also hier gespielt? Viel eher ging es wohl darum, an einer gegenüber Männern unbotmäßi­gen Frau zur Warnung für die anderen Frauen ein Exem­pel zu statuieren.

Der Autor sieht Jesus hier nun als Außenseiter, der u. a. aus seinen freundschaftlichen Begegnungen mit Frauen heraus – unter ihnen auch Prostituierte – gerade auch die damaligen Mann-Frau-Traditionen hinterfragte und diese auch noch vermenschlichen wollte. Und weil das, worauf Jesus kam, in der damaligen Männergesellschaft einfach zu ungewohnt und zu revolutionär war, wurde er von den einen gar nicht richtig verstanden und von anderen bru­talst aus dem Weg geschafft. Deshalb wurden die Evan­gelien schließlich unter einem ganz anderen Aspekt ge­schrieben, nämlich dem, wie man sich eine übliche Reli­gion vorstellte, wenn nun auch sicher eine bessere.

Um zumindest eine Ahnung zu haben, wie es in wirklich männerrechtlichen Gesellschaften Frauen geht, schauen Sie doch einmal in den Artikel in der Zeitung "Die Welt" "Wo Frauen stumme Waren sind". So ähnlich wird es vor 2000 Jahren in Israel auch gewesen sein! Und da hat sich dieser Jesus von Nazareth eben engagiert!

Das Engagement Jesu „gegen die Sünde, gegen die Heuchelei, für die Liebe“ für eine bessere Welt ist im­mer noch aktuell – auch bei uns heute!

Ja, ist das wirklich bei uns besser? Oder läuft das bei uns nur anders? Sehen wir uns einmal an, wie bei uns Mädchen zur "Willigkeit" geradezu erzogen werden.

Früher mussten Mädchen, die „einfach so“ schwanger wurden, sehr oft zur Strafe und zur Abschreckung für an­dere in der Küche auf dem Fußboden schlafen, oder sie wurden, wenn es Dienstmädchen waren, entlassen. Man hielt dies für die einzige Möglichkeit, anderen Mädchen Moral beizubringen, weil man Mädchen offensichtlich für dumm und unberechenbar hielt. Und wenn wir den jun­gen Mädchen heute vor allem Informationen über Kon­dome usw. geben, heißt das dann nicht, dass auch wir immer noch dieselbe Einstellung haben, dass auch wir sie für dumm und unberechenbar und unfähig für eine „hohe Moral“ halten?

Ja, wenn das nicht eine „sich selbst erfüllende Prophezei­ung“ ist: Weil man jemandem etwas unterstellt, deshalb ist er auch so. Logisch, dass man sich dann gar keine Mühe mehr gibt, nachzudenken und sich um ein Konzept zu kümmern, damit es auch anders sein könnte! Schließlich hat man es ja nur zu gerne, wenn die Mädchen sich freiwillig den Männern zur Verfügung stellen – und zwar denen, die sich am besten zu verkaufen wissen, selbst wenn oft nicht viel dahinter steckt. Wenn das nicht genau so ein Machismo ist wie zur Zeit Jesu und in den orientalischen Ländern heute noch – nur eben etwas mo­difiziert? Dass Männer schönen Mädchen hinterhergu­cken, das ist doch verständlich. Dass man Mädchen aber unwissend lässt und ihnen immer noch das Modell der Scheinmoral beibringt, auf dass sie beim Sichzurverfü­gungstellen auch noch bereitwillig mitmachen, weil sie glauben, dass sie damit nun modern und aufgeklärt sind – wenn das nicht der perfekte Machismo ist!

Der Autor behauptet nun vor allem von seinen Erfah­rungen als Lehrer von Mädchen, dass die Gleichbe­rechtigung von Mann und Frau bisher an den Bedürf­nissen der Mäd­chen im Hinblick auf die Sexualität völlig vorbei gegangen ist.

Denn gerade in der Sexualität passen sich die Mädchen zunächst einmal der männlichen (oder auch der phallus­orientierten) Sexualität an, wenn sie das Eindringen als einzige Möglichkeit sehen, sexuelle Erfahrungen zu sam­meln. Dass sie im Zusammenhang mit dem Probierver­halten schließlich auch noch Traumata erleiden, die ja beim Abbrechen oder auch Zerbrechen solcher „beson­deren intimen Beziehungen“ nun einmal gegeben sind, darüber redet „vorher“ Niemand mit ihnen. Deshalb über­schauen die jungen Mädchen die Situation im Allgemeinen auch nicht. Eine Sexualität, die auch die weibliche Empfindsamkeit oder auch die weibliche Seele berücksichtigt, also eine weibliche Sexualität, sähe – jedenfalls zunächst einmal – völlig anders aus.

Spaß an der Moral und Selbstbewusstsein mit der Moral – geht das überhaupt?

Dem Autor haben einige „Mädchen mit Erfahrungen“ jedenfalls glaubwürdig versichert, wenn sie gewusst hät­ten, was mit dem Geschlechtsverkehr alles auf sie zu­kommt, wäre es für sie gar kein Problem gewesen, die Beine nicht zu öffnen. Doch sie hatten den Sex ja ausdrücklich gewollt, „weil man einfach zu blöde war“, eines der Mädchen sagte auch: „Ich hatte diese ganze eingeredete ver­klemmte Moral einfach nur satt!“

Weil alles Neue am Anfang beginnt, sollten Mädchen ge­rade hier ein echtes Selbstbewusstsein entwickeln. Sie sollten aufhören, bei dieser männlichen Sexualität auch noch bereitwillig mitzumachen. Stattdessen sollten sie erst einmal ihre weibliche Sexualität ins Spiel bringen und durchsetzen.

Es gibt doch ein weites Spektrum: Freude an der gegenseitigen Nacktheit, miteinander kuscheln in allen möglichen Positionen, verschiedene Positionen des Haut­kontakts, gegenseitiges Rasieren der Körperhaare und alles in den unterschiedlichsten Kombinationen... Wenn einem Mädchen das alles mit einem Partner zusagt und er ihr auch sonst ein guter Ka­merad ist, dann wird es merken, welchen Sinn es hat, den Geschlechtsverkehr erst mit demjenigen zu begin­nen, der ihm ein wirklicher Lebenspartner ist.

Und wäre das denn nichts: Nach den Ferien "nahtlos braun" und vielleicht auch noch „ra­siert“ - und dazu vor allem stolze Jungfrau!

Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass die Mädchen sich mithilfe eines solchen Konzepts auf interessante Männer „einlassen“ können, mit denen eine Ehe eher nicht infrage kommt und sie so durchaus Neues kennenlernen können. So können sie etwa eine mehr oder weniger ungewöhnliche Reise mitmachen – ohne dass sie sich hinterher ärgern müssen, diese mit dem Ak­zeptieren des Geschlechtsverkehrs viel zu teuer bezahlt zu haben – vielleicht auch noch mit einer Geschlechtskrankheit oder mit einer ungewollten Schwangerschaft.

Unverklemmtes und doch konsequentes Moralmodell in der frühen Kirche!

Soviel wir erkennen können, muss es in der frühen Kirche genau um eine Erneuerung in diesem Sinn gegangen sein, die ja auch eine Art „Auferstehung“ ist. Ja, Auferstehung im Sinn vom Erwachen der Natur nach der Winter­starre – oder auch aus der Kältestarre! Bedenken wir zu­nächst einmal, dass es damals insbesondere Frauen und Sklaven waren, also die Unterdrückten in einer Männer­gesellschaft, die vor allem das Christentum annahmen. Und wir können leicht erkennen, dass damals Nacktheit und Sex keinesfalls so zusammengehörend gesehen wurden, wie wir das heute immer noch sehr oft so gern tun: Denn obwohl diese Unterdrückten damals splitter­fasernackt getauft wurden, starben gerade die Mädchen unter ihnen, wenn sie etwa zur Ehe genötigt wurden, dann doch lieber, als ihre Jungfräulichkeit aufzugeben.

Die üblichen Theologen sehen nun bei diesen „genötigten Mädchen“ den Grund des Sterbens in der Liebe zu Chris­tus. Doch wenn wir uns die alten Märtyrererzählungen näher ansehen, dann kann auch sein, dass die Mädchen vielleicht gar nicht grundsätzlich jungfräulich sein und ih­ren Tod aus der „Liebe zu Christus“ wollten. Denn wir erfahren auch, dass diese „Märtyrermädchen“ schlicht und einfach etwa nicht die ihnen aufgezwungenen Männer heiraten wollten. So wird deren Sterben auch uns heute eher verständlich: Wenn ein Mädchen erst einmal die Idee von einer schönen Liebe und Partnerschaft verinnerlicht hat (und diese Verinnerlichung kann ja durchaus von einer Begegnung mit den Ideen Jesu herrühren!), dann kann es doch sein, dass es lieber eher sterben mochte, als sich diese Idee durch einen aufgezwungenen Mann zerstören zu lassen!

Jedenfalls könnten diese alten Märtyrergeschichten durchaus ein Indiz dafür sein, dass der christliche Glaube ursprünglich als Glaube an eine gleichberechtigte, paradiesische Mann-Frau-Beziehung gesehen wurde – im Sinn einer wirklich revolutionären Jugendreligion.

Warum nicht auch heute?

Zumal heute doch bei uns kein Mädchen mehr sterben muss, wenn es ein Konzept der Liebe und der Partner­schaft im Sinne Jesu leben will – „gegen die Sünde, gegen die Heuchelei, für die Liebe!“. Daher dieses Enga­gement hier, dass die jungen Menschen nicht nur das übliche phallusorientierte Konzept mitbekommen, bei dem es letztlich doch um Penis und Eindringen geht,sondern zumindest auch von einem weiblichen Konzept erfahren, damit sie eine Alternative kennen lernen und eine echte Wahlfreiheit haben. Alles andere ist doch Manipulation!

UND IN ENGLISCH (Übersetzung mithilfe von google - allerdings dann noch vom Autor überarbeitet):

Introduction: "Self-confidence and fun with the high morale of love and partnership for young people".

Isn´t the nudity actually a beautiful thing – perhaps at a beautiful beach, and it is also something paradise-like itself - especially when also other people are ther who think the same? In addition: The nudity is also probably the most natural thing in the world. With the clothes we hide not only our bodies, or at least certain parts of the body (which for all attending are particularly exciting), but we hide also our character and so do just the others - and so very often it comes - at least at first – to not heavenly relationships, which are even from the beginning more or less superficial and ultimately bring disappointments and sorrows. In other words, if we would be accustomed to the nudity would probably come more better and maybe even paradisiacal relationships - if the problem of mismatched relationships then even still exist.

Now, if the nudity is the natural and the advantage to the knowledge of human nature, why then has this bad and downright immoral reputation, making them suitable for many people even something as perverse and disgusting and even parents are happy finally when their children "are „normal-bashful"?

The solution is simple: the true pigs do really not want such a kid's like nudity associated with the "staring", especially women and girls generally have an almost paranoid fear against it. Rather, they want the best possible but fresh and free prostitutes, so the irresponsible and noncommittal sex that has something to do with possessiveness, indifference, hypocrisy, contempt, bullshit, manipulation and domination of men over women.

The elimination of high morals just at the girls to make them participating as possible, now works with a very effective diversion along the lines of "Stop thief!"

And to get this, something so fundamentally ridiculous and completely harmless is inflated into something bad and disgusting and unnatural and non-Normal and then also still denounced as morally destructive and harmful to minors: and this ist the nudity. And yet just natural nakedness rather has to do something with the harmony of human relationships, including with enlightenment and emancipation, with equality of the sexes, with people skills, intelligence, reason, insight, openness, honesty, trustworthiness, responsibility, self-control, humility, high to do with love and joy and harmless fun.

The voyeurs and the tensioners and the "gawkers" or the exhibitionists are so demonized to the deviants and evil, so that especially young girls, if the have the idea, to get "stared" when they are naked, react even paranoid-hysterical. It is not a question that we run constantly around naked, so we do not now run constantly around in bikinis and swimwears. But ask just girls on this topic. You will be surprised that because of practicality and natural relation to the body is not a trace, because nudity is for girls only "disgusting and even perverse and the never would do it" - which doesn´t sound normal and of healthy attitude, anyway. In contrast, the really problematic, namely the not binding intercourse without any responsibility, gets either covered-up or - if this cover-up is not possible – is made to something healthy and natural portrayed that even now may well be before marriage, or even should be. And if people after it will not get along, if they suffer evil disappointment, then this cover-uppers and distorters have to just tired shrug left: Those people who have them grief were just not mature enough or had a bad childhood or they have even bad genes.

Thus, the ability of people and his predisposition to high morality of love and partnership is manipulated in a way that does not achieve this goal, but that man is diverted from that goal directly.

If this demonization of nudity is not a gigantic folk dementia, and after all even all are participating, including and especially the most well-meaning!

Yes, especially the good willing fall for it to the fascination of this "morality". No real, but rather a pseudo-morality, namely, to see the nudity as something sinful and dangerous, and the more or less noncommittal sex to try as something normal. Rightly, through the nakedness really is not hurt anyone - neither of eyeballing nor by the getting eyeballed, or specified by voyeurism or exhibitionism from. My mother always said, if we did not want to wear soem clothes as children: "Nobody will look something away from you" - and it certainly fits here even better. Instead of that, especially the mothers of their daughters, instead increasing the fear of nudity they should downplay and give tips how naturally and emancipated to deal with it, so they can use the knowledgeable effect of it. But instead of this the mothers usually make their daughters still more crazy and uptight.

And all are participating! Thus, some are excusing themselves that they say nothing because they dont´t want to hurt the feelings of the girls. But they don´t consider, that through this they only prevent that the girls realize the reality in its full clarity and they can learn to behave accordingly. And so the girls live in questionable dream world where nudity and coarse speech have a negative, but sexual intercourse, however, has a positive look. Thus these "considerate contractors" unfortunately become complicits when girls finally have a fear of the harmless and do exactly what is problematic. These culprits incidentally includes all typical religions: Just the religions live so assume that always the harmless is demonized (the sin of „non-bashfulness") and in this way it is achieved successfully that people end up doing just that non-harmless and then they will have a bad and guilty conscience – and that forgiveness is indeed the business model typical of all religions with the promise that the "repentant sinner" then after death will go to a better life.

And finally develops this distortion of what is really good and useful and what is bad and unnatural, such a momentum, so that no one dares to go against it alone, because he could be eligible for a lot of people then the reputation of the bad. (Note for theologically interested: The Greco-Latin word for "devil" is "diabolus". And this literally means "confusion throwers", or "twister".)

By "shame-moral" - so to speak - our instinct rusts for natural morality – and this is a main reason why the high morality of love and partnership which would be possible will happen not very often.

Example:

If a girl, and just one that has not had sexual experience, a boy or a man sex granted, then that means for that person a gift. And a gift is also always a reward. With rewards now always get people embossed (and this applies to all living beings!). Because if we find that we will be rewarded for something, then that means for us a positive experience, so we do keep it - and if we realize that we are not rewarded for something, then we'll just change.

But what about the sex - and especially the first – is for a gift and for whom? With this sex, it is even now for many girls (at least very often) not important whether the boy or man is responsible, or whether he simply can dissimulate just fine. Sex has indeed something to do with sexual urges - and so will a person still get rewarded for his libidinousness and possibly also for its refinement, to dissemble. Begin in thus way good relations? And why women and girls afterwards complain about the irresponsibility and disloyalty and superficiality of men - and that in the end all mean are pigs? The question we must ask yet again: Who made the men so by the method "embossing by reward" ?

In contrast, the nudity: When a girl "grants" it, then a man must get a grip on himself, he must be in control. He must also be able to chat objectively and seriously. And he will do it at or with a girl he likes and that he respects, for which he feels responsible, and the harm he would not even like to do.

Which of the two is probably the high ideals which wants a girl or a woman that is also in a man?

With the joy of (innocent) nudity men and boys were so marked in a completely different direction!

But because the real pigs have even now no interest - so they demonize the nudity. And the stupid good willing people follow them. Sorry.

And so here is the approach of this site, to change the attitude of girls. Of course, they should have to be used to the nudity and everything should then noticed by the boys so that they can establish themselves.

And do not worry that especially young girls behave uncontrollably now shamelessly, for the are still inherently high moral beings! But: Now they are not wasting their moral disposition by being pointless paranoid uptight, but by being smart-intelligent!

Notes: The sentence with the "true pigs" was deliberately formulated somewhat stilted. For one thing, nobody should get unnecessarily burdened (somehow we are all "victims"!). And on the other hand it´s the same like in former times. This is the reason why the Bible pushed all evil on the snake.

But after all, we all have the opportunity to behave differently, and thus to change something, and not again to be "perpetrators".

So parents might no longer say to their children "nudity is a bad thing," but "you will notice quckly, when and with whom you feel comfortable when there is any discussion about the practise of nudity. And, at least initially, we're also near anyway. And serious people want that we are in the near or at least they want to have our consent. "

And the other, where the parents think differently? They should "educate" themselves. Girls who want good "relations" should be aware that they are at their very desire but delivered to their emotions (in which a man just makes BÄM), and that rationality them hardly helps here. This is not a dishonor, that's a fact. But "woman" can indeed do something now so that their emotions become their friends! Because another attitude to nudity their emotions get affected or even turned upside down. So the female emotion "chooses" men under other aspects! So there will be the internal condition in the assessment of men "openness and with whom s.o. wants to experience the paradise".

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What is now on the Christian concept?

The problem seems to be that most theologians believe that ethics comes automatically when the faithful do and believe the good, and that the good are in their understanding the doctrines of the truths of the church in mind. So they think that important at the first place is the belief in the resurrection of Jesus, the Trinity, etc., then everything else follows naturally. I think, however, even if such a belief would be possible today (what I think hardly would happen), then we educate in this way only small monks and nuns, but not men and women who stand in life. And that would be also a perfect way of Gnostic doctrine ("Gnosis" here as a counter-religion to Christianity at the time of the early church) – and not Christian, if we mean by Christianity what Jesus wanted. I therefore have a completely different approach: we should be motivated by the teaching Jesus to seek ways of ethics and to teach that work today "be wise as serpents" along the lines of Jesus, or "learning from the children of this world." Yes, and it depends on the operation but that the commandment (here about the sanctity of marriage) also held true! And they should not even be a burden, but give pleasure, as it says in the Psalms (here 118): "Lead me in the path of thy commandments I delight in Him..."

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And some other points: Some people may be confused, because shame is not morality in this concept. But I tried to learn from a good advertising: Never negative – only positive! And therefore I never forbid anything or try to threaten with something, only I recommend something! May be it sounds strange and paradox at first that shame is not morality but where are the scientific researches about this? I am not a priest and so the stories which people told me about their life were no confessions – and so I took these stories also as scientific cases. And I didn´t find any connections between the pleasure with the naked­ness and the disappointing sexual intercourse – in the contrary, those who did „it“ they never had any pleasure with an innocent nakedness! So I cannot agree that shame is a beautiful God-made sense in us which has developed through the ages with the growth of civilisation. In the contrary the shame is the curse of the fall, or with other words it´s the laughter of the devil – but Jesus was the redeemer! So the first Christians were baptized naked – and they were real Christians so that they died for their faith and for their chastity! And today people have fear of nakedness – but are they real Christians?

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