Erlösungsgottheiten: Die Frage stellt sich natürlich, von was Jesus uns eigentlich erlöst hat. Von der Erbsünde? Doch was verstehen wir darunter? Dass Adam und Eva verbotenerweise einen Apfel gegessen hatten, den sie nicht essen durften? Oder eine Erlösung von der ewigen Verdammnis in der Hölle?

Was es mit Adam und Eva und dem Sündenfall auf sich hat, habe ich kurz  auf Seite 60 f in "Es ist alles ganz anders ..." beschrieben. Und das mit der Bewahrung vor der ewigen Verdammnis in der Hölle ist leider eine typische religiöse Angstmacherei, wir können auch diese Bedeutung also vergessen.

Ich zitiere einmal, was Deschner zur Erlöserfunktion Jesu sagt (S. 44): "Vor Beginn seiner Lehrtätigkeit geht Jesus in die Einsamkeit; er fällt dabei in Versuchung, man führt ihn auf einen hohen Berg, zeigt ihm alle Königreiche der Welt – nicht anders wie schon Herakles vor Beginn seines öffentlichen Wirkens in die Einsamkeit geht, in Versuchung fällt, auf einen hohen Berg geführt wird, wo man ihm das Reich des Königs und des Tyrannen zeigt. Auch von Zarathustra gibt es eine solche Versuchungsgeschichte; ebenso von Buddha, der als etwa Dreißigjähriger, im gleichen Alter wie der biblische Christus, seine Laufbahn beginnt, zuerst (wie nachher Jesus) zwei Brüder als Anhänger gewinnt, in freiwilliger Armut, begleitet von zwölf Hauptjüngern, darunter ein Lieblingsjünger auch und ein Verräter, umherzieht, sich in Sprüchen, Bildern, Gleichnissen mitteilend. Wie später Jesus, verbietet bereits Buddha das Töten, Stehlen, Lügen, den unerlaubten Geschlechtsverkehr; wie nach ihm Jesus, fordert er die Verehrung der Eltern, preist er die Friedfertigen; er lehrt, das Böse mit Gutem zu überwinden, predigt Feindesliebe, verwirft unnützes Sammeln von Schätzen und zieht Barmherzigkeit dem Opfer vor. Wie Jesus nennt sich schon Buddha »Menschensohn«, wie Jesus heißt er »Prophet«, »Meister«, »Herr«; und Buddhas Bezeichnungen als »Auge der Welt« und »Licht ohnegleichen« entsprechen der Bezeichnung Christi als »Licht der Welt« und »das wahrhaftige Licht«. Doch auch die anderen heidnischen Heilande sind bereits vor Jesus Mittler, Offenbarer, Erlöser. Schon sie verkünden: »Ich bin ein Licht für die Menschheit«, »wer glaubt, wird gerettet, wer nicht glaubt, dem Gericht verfallen«, und dergleichen. Schon sie handeln aus Liebe zu den Menschen, weisen sich durch Prophezeiungen, durch Wunder aus. Von Buddha, Pythagoras, Sokrates und vielen anderen werden Weissagungen überliefert; und wie die Christen diskutierten schon die Heiden, ob eine Weissagung dem Wortlaut oder nur dem Inhalt nach von der Gottheit stamme."

Doch ich denke, es bleibt doch etwas von einer ganz besonderen Erlöserfunktion Jesu: Sein Einsatz für die Frauen, vor allem wie er begann, die Methoden und Tricks der Männergesellschaft zu durchschauen, Frauen ihrem Willen gefügig zu machen, das war schon einmalig und einzigartig. Das gab und gibt es sonst bei keinem Religionsstifter oder auch "Erlöser".

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