Ich zitiere einmal, was Deschner zur
Erlöserfunktion Jesu sagt (S. 44): "Vor
Beginn seiner Lehrtätigkeit geht Jesus in
die Einsamkeit; er fällt dabei in
Versuchung, man führt ihn auf einen hohen
Berg, zeigt ihm alle Königreiche der Welt –
nicht anders wie schon Herakles vor Beginn
seines öffentlichen Wirkens in die
Einsamkeit geht, in Versuchung fällt, auf
einen hohen Berg geführt wird, wo man ihm
das Reich des Königs und des Tyrannen zeigt.
Auch von Zarathustra gibt es eine solche
Versuchungsgeschichte; ebenso von Buddha,
der als etwa Dreißigjähriger, im gleichen
Alter wie der biblische Christus, seine
Laufbahn beginnt, zuerst (wie nachher Jesus)
zwei Brüder als Anhänger gewinnt, in
freiwilliger Armut, begleitet von zwölf
Hauptjüngern, darunter ein Lieblingsjünger
auch und ein Verräter, umherzieht, sich in
Sprüchen, Bildern, Gleichnissen mitteilend.
Wie später Jesus, verbietet bereits Buddha
das Töten, Stehlen, Lügen, den unerlaubten
Geschlechtsverkehr; wie nach ihm Jesus,
fordert er die Verehrung der Eltern, preist
er die Friedfertigen; er lehrt, das Böse mit
Gutem zu überwinden, predigt Feindesliebe,
verwirft unnützes Sammeln von Schätzen und
zieht Barmherzigkeit dem Opfer vor. Wie
Jesus nennt sich schon Buddha
»Menschensohn«, wie Jesus heißt er
»Prophet«, »Meister«, »Herr«; und Buddhas
Bezeichnungen als »Auge der Welt« und »Licht
ohnegleichen« entsprechen der Bezeichnung
Christi als »Licht der Welt« und »das
wahrhaftige Licht«. Doch auch die anderen
heidnischen Heilande sind bereits vor Jesus
Mittler, Offenbarer, Erlöser. Schon sie
verkünden: »Ich bin ein Licht für die
Menschheit«, »wer glaubt, wird gerettet, wer
nicht glaubt, dem Gericht verfallen«, und
dergleichen. Schon sie handeln aus Liebe zu
den Menschen, weisen sich durch
Prophezeiungen, durch Wunder aus. Von
Buddha, Pythagoras, Sokrates und vielen
anderen werden Weissagungen überliefert; und
wie die Christen diskutierten schon die
Heiden, ob eine Weissagung dem Wortlaut oder
nur dem Inhalt nach von der Gottheit
stamme."
Doch ich denke, es bleibt doch etwas von
einer ganz besonderen Erlöserfunktion Jesu:
Sein Einsatz für die Frauen, vor allem wie
er begann, die Methoden und Tricks der
Männergesellschaft zu durchschauen, Frauen
ihrem Willen gefügig zu machen, das war
schon einmalig und einzigartig. Das gab und
gibt es sonst bei keinem Religionsstifter
oder auch "Erlöser".