Isis in
Vogelgestalt bei der Erweckung des Osiris,
Relief im Totentempel Sethos I. in Abydos
Gerade hier
scheint mit eine Anmerkung zu meinem eigenen
Glauben angebracht: Ich habe nämlich noch
sehr lange an die Auferstehung Jesu
geglaubt. Doch war mein Anliegen auch immer
mehr das der echten Monogamie, vor allem,
weil es sich doch für mich immer deutlicher
abzeichnete, dass die bei geegneter
Pädagogik durchaus möglich ist. Doch stieß
ich mit meinem Engagement gerade auch in der
Welt unserer Kirchen immer mehr auf Beton,
also auf Gleichgültigkeit und
Gefühllosigkeit. Für mich war das irgendwann
eine Provokation: "Man" wollte einfach
nicht, solche Glaubensdinge wie der Glaube
an die Auferstehung waren einfach wichtiger,
sie waren wie Barrieren, die alle Gedanken
an eine Lösung menschlicher Probleme in den
Dingen der Sexualität versperrten. Also habe
ich irgendwann diese Barrieren hinterfragt.
Das ist eigentlich alles.
Dazu
Deschner (S. 47 ff):
"Selbst das größte Wunder, die eigene
Auferstehung, glückte den Göttersöhnen immer
wieder, den mythischen wie den
geschichtlichen; glückte so oft, daß
Kirchenschriftsteller Origenes im 3.
Jahrhundert im Hinblick auf Christi
Auferstehung meint: »Dies Wunder bringt den
Heiden nichts Neues und kann ihnen nicht
anstößig sein.« Zu den bekanntesten der
leidenden, sterbenden und wieder
auferstehenden Götter zählen Dionysos und
Herakles, doch auch der babylonische Tammuz,
der syrische Adonis, der phrygische Attis,
der ägyptpische Osiris. Manche starben, wie
der synoptische Jesus, schon früh, nicht
selten standen sie am dritten Tag oder nach
drei Tagen wieder auf, wie Attis, Osiris und
höchstwahrscheinlich Adonis; sogar
Sühnecharakter besaß manchmal ihr Tod. Und
schon in ältester Zeit verknüpfte man mit
ihrer Auferstehung, wie später mit der Jesu,
stets die Hoffnung auf menschliche
Unsterblichkeit.
Zum Teil
bis in geringste Einzelheiten wiederholt
sich beim Tod Jesu, was schon beim Tod der
heidnischen Gottheiten geschehen. So wurde
Bei Marduk, die meistgeschätzte Gottheit
Babylons, die als Weltschöpfer, Gott der
Weisheit, der Heilkunst, des
Beschwörungswesens galt, als vom Vater
gesandter Erlöser, Erwecker der Toten, Herr
aller Herren und der gute Hirte,
gefangengenommen, verhört, zum Tod
verurteilt, gegeißelt, mit einem Verbrecher
hingerichtet, während ein anderer Verbrecher
freikam – und eine Frau wischte das Herzblut
des Gottes ab, das aus einer Speer-wunde
quoll. Beim Tod Cäsars – das athenische Volk
hat ihn als Heiland gepriesen, das römische
allgemein geglaubt, daß er zum Himmel
aufgefahren und Gott geworden sei -
verhüllte sich die Sonne, eine Finsternis
trat ein, die Erde barst, und Gestorbene
kehrten zur Oberwelt zurück. – Herakles,
schon um 500 v. Chr. als Gottessohn und
Mittler für die Menschen, zur Zeit Jesu aber
als Weltheiland verehrt, wird schließlich
für seine Taten vom göttlichen Vater erhöht
und befiehlt diesem scheidend seinen Geist:
»Nimm meinen Geist, ich bitte dich, zu den
Sternen auf ... Siehe, mein Vater ruft mich
und öffnet den Himmel. Ich komme, Vater, ich
komme.« Im Lukasevangelium heißt es später:
»Da rief Jesus mit lauter Stimme die Worte
aus: >Vater, in deine Hände befehle ich
meinen Geist!<«
Noch bemerkenswerter sind die
Übereinstimmungen zwischen der
Heraklesreligion und dem Johannesevangelium:
Während in den drei älteren Evangelien der
Lieblingsjünger unterm Kreuz fehlt - ebenso
die Mutter Jesu; schauen doch hier die
Frauen »von ferne« zu: Lukas schreibt sogar:
»Alle [!] seine Bekannten aber standen von
ferne« -, stehen im Widerspruch hierzu im
Johannesevangelium Jesu Mutter und der
Lieblingsjünger beim Kreuz: wie bei
Herakles' Tod dessen Mutter und
Lieblingsjünger anwesend waren! Wie der
erhöhte Herakles ruft: »... klage nicht,
Mutter ... ich gehe nunmehr in den Himmel
ein«, so sagt dann der auferstandene
johanneische Christus: »Frau, warum weinst
du? ... Ich fahre auf zu meinem Vater.« Wie
Herakles mit dem Wort stirbt: »Es ist
vollbracht«, so der johanneische Christus.
Wie Herakles ja auch den Namen »Logos« schon
vor dem johanneischen Christus führte. Und
hieß es in der Heraklesreligion: »Denn nicht
um zu schaden oder zu strafen, sondern um zu
retten, ist der Logos da«, heißt es im
Johannesevangelium: »Denn nicht hat Gott
seinen Sohn in die Welt gesandt, um die Welt
zu richten, sondern damit die Welt durch ihn
gerettet werde.« Und wie der am Tod des
Herakles Schuldige sich vor Reue und
Entsetzen erhängt, so erhängt sich
schließlich Judas, den die ältesten
christlichen Schriften freilich gleich
dreimal umkommen lassen, wobei jede Variante
die andere ausschließt.
Auch die berühmte biblische Geschichte
vom leeren Grab - »Offen stehet das Grab«,
höhnt Goethe. »Welch herrlich Wunder, der
Herr ist / Auferstanden! Wer's glaubt!
Schelmen, ihr trugt ihn ja weg.« - konnte
man schon vorher in dem weitverbreiteten
griechischen Roman Chaireas und Kallirhoe
von Chanton lesen. Dort eilte nämlich, im
dritten Buch, Chaireas am frühen Morgen zum
Grab von Kallirhoe." Siehe auch unter
Hinweis 25: "Wunder" und Hinweis 149 zu
einer möglichen anderen Deutung der
"Auferstehung" im Johannesevangelium.