Auferstehung und Totenerweckungen: Der Glaube an die Ermordung und Auferstehung eines Gottes beruht auf dem "Wunder der Natur", wie das Samenkorn in die Erde gelegt wird und im Frühling wieder aufersteht und reiche Frucht bringt. Er findet sich dann in ausgeschmückter Form etwa in der Ägyptischen Mythologie: Nach der Fabel seines Dramas wird der Gott Osiris von seinem Bruder Seth getötet und zertückelt. Seine einzelnen Leichenteile werden von der Göttin Isis und anderen Göttern und Göttinnen gesucht, gefunden, beklagt und wieder zusammengefügt. Die an ihm vollzogenen Bestattungsriten ermöglichen ihm, für eine kurze Zeit seine Lebenskraft wiederzuerlangen und mit Isis einen Sohn zu zeugen, den Horus. Dieser ringt mit dem Mörder um das Erbe, gewinnt es ihm ab und folgt seinem Vater auf dem Throne nach.

Zu den bekannntesten der leidenden, sterbenden und wieder auferstehenden Götter zählen Dionysos und Herakles, doch auch der babylonische Tammuz, der syrische Adonis, der phrygische Attis. Manche starben, wie der synoptische Jesus, schon früh, nicht selten standen sie am dritten Tag oder nach drei Tagen wieder auf, wie Attis, Osiris und höchstwahrscheinlich Adonis; sogar Sühnecharakter besaß manchmal ihr Tod. Und schon in ältester Zeit verknüpfte man mit ihrer Auferstehung, wie später mir der Jesu, stets die Hoffnung auf menschliche Unsterblichkeit (nach Karlheinz Deschner "Der gefälsche Glaube").


Isis in Vogelgestalt bei der Erweckung des Osiris, Relief im Totentempel Sethos I. in Abydos

Gerade hier scheint mit eine Anmerkung zu meinem eigenen Glauben angebracht: Ich habe nämlich noch sehr lange an die Auferstehung Jesu geglaubt. Doch war mein Anliegen auch immer mehr das der echten Monogamie, vor allem, weil es sich doch für mich immer deutlicher abzeichnete, dass die bei geegneter Pädagogik durchaus möglich ist. Doch stieß ich mit meinem Engagement gerade auch in der Welt unserer Kirchen immer mehr auf Beton, also auf Gleichgültigkeit und Gefühllosigkeit. Für mich war das irgendwann eine Provokation: "Man" wollte einfach nicht, solche Glaubensdinge wie der Glaube an die Auferstehung waren einfach wichtiger, sie waren wie Barrieren, die alle Gedanken an eine Lösung menschlicher Probleme in den Dingen der Sexualität versperrten. Also habe ich irgendwann diese Barrieren hinterfragt. Das ist eigentlich alles.

Dazu Deschner (S. 47 ff):

"Selbst das größte Wunder, die eigene Auferstehung, glückte den Göttersöhnen immer wieder, den mythischen wie den geschichtlichen; glückte so oft, daß Kirchenschriftsteller Origenes im 3. Jahrhundert im Hinblick auf Christi Auferstehung meint: »Dies Wunder bringt den Heiden nichts Neues und kann ihnen nicht anstößig sein.« Zu den bekanntesten der leidenden, sterbenden und wieder auferstehenden Götter zählen Dionysos und Herakles, doch auch der babylonische Tammuz, der syrische Adonis, der phrygische Attis, der ägyptpische Osiris. Manche starben, wie der synoptische Jesus, schon früh, nicht selten standen sie am dritten Tag oder nach drei Tagen wieder auf, wie Attis, Osiris und höchstwahrscheinlich Adonis; sogar Sühnecharakter besaß manchmal ihr Tod. Und schon in ältester Zeit verknüpfte man mit ihrer Auferstehung, wie später mit der Jesu, stets die Hoffnung auf menschliche Unsterblichkeit.

Zum Teil bis in geringste Einzelheiten wiederholt sich beim Tod Jesu, was schon beim Tod der heidnischen Gottheiten geschehen. So wurde Bei Marduk, die meistgeschätzte Gottheit Babylons, die als Weltschöpfer, Gott der Weisheit, der Heilkunst, des Beschwörungswesens galt, als vom Vater gesandter Erlöser, Erwecker der Toten, Herr aller Herren und der gute Hirte, gefangengenommen, verhört, zum Tod verurteilt, gegeißelt, mit einem Verbrecher hingerichtet, während ein anderer Verbrecher freikam – und eine Frau wischte das Herzblut des Gottes ab, das aus einer Speer-wunde quoll. Beim Tod Cäsars – das athenische Volk hat ihn als Heiland gepriesen, das römische allgemein geglaubt, daß er zum Himmel aufgefahren und Gott geworden sei - verhüllte sich die Sonne, eine Finsternis trat ein, die Erde barst, und Gestorbene kehrten zur Oberwelt zurück. – Herakles, schon um 500 v. Chr. als Gottessohn und Mittler für die Menschen, zur Zeit Jesu aber als Weltheiland verehrt, wird schließlich für seine Taten vom göttlichen Vater erhöht und befiehlt diesem scheidend seinen Geist: »Nimm meinen Geist, ich bitte dich, zu den Sternen auf ... Siehe, mein Vater ruft mich und öffnet den Himmel. Ich komme, Vater, ich komme.« Im Lukasevangelium heißt es später: »Da rief Jesus mit lauter Stimme die Worte aus: >Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!<«

Noch bemerkenswerter sind die Übereinstimmungen zwischen der Heraklesreligion und dem Johannesevangelium:

Während in den drei älteren Evangelien der Lieblingsjünger unterm Kreuz fehlt - ebenso die Mutter Jesu; schauen doch hier die Frauen »von ferne« zu: Lukas schreibt sogar: »Alle [!] seine Bekannten aber standen von ferne« -, stehen im Widerspruch hierzu im Johannesevangelium Jesu Mutter und der Lieblingsjünger beim Kreuz: wie bei Herakles' Tod dessen Mutter und Lieblingsjünger anwesend waren! Wie der erhöhte Herakles ruft: »... klage nicht, Mutter ... ich gehe nunmehr in den Himmel ein«, so sagt dann der auferstandene johanneische Christus: »Frau, warum weinst du? ... Ich fahre auf zu meinem Vater.« Wie Herakles mit dem Wort stirbt: »Es ist vollbracht«, so der johanneische Christus. Wie Herakles ja auch den Namen »Logos« schon vor dem johanneischen Christus führte. Und hieß es in der Heraklesreligion: »Denn nicht um zu schaden oder zu strafen, sondern um zu retten, ist der Logos da«, heißt es im Johannesevangelium: »Denn nicht hat Gott seinen Sohn in die Welt gesandt, um die Welt zu richten, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde.« Und wie der am Tod des Herakles Schuldige sich vor Reue und Entsetzen erhängt, so erhängt sich schließlich Judas, den die ältesten christlichen Schriften freilich gleich dreimal umkommen lassen, wobei jede Variante die andere ausschließt.

  Auch die berühmte biblische Geschichte vom leeren Grab - »Offen stehet das Grab«, höhnt Goethe. »Welch herrlich Wunder, der Herr ist / Auferstanden! Wer's glaubt! Schelmen, ihr trugt ihn ja weg.« - konnte man schon vorher in dem weitverbreiteten griechischen Roman Chaireas und Kallirhoe von Chanton lesen. Dort eilte nämlich, im dritten Buch, Chaireas am frühen Morgen zum Grab von Kallirhoe." Siehe auch unter Hinweis 25: "Wunder" und Hinweis 149 zu einer möglichen anderen Deutung der "Auferstehung" im Johannesevangelium.

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