Sri Lanka 1996 - Osterfahrt mit Aachener Lehrern
Auf den Spuren des Buddhismus - Beziehungen zwischen Buddhismus und Christentum Etwas ganz Neues für mich, doch deswegen nicht ganz unverständlich: Eine von einem anderen organisierte und geführte Gruppenreise! Denn unser Leiter, Dr. Wolfgang S., hatte ein halbes Jahr in Sri Lanka, wie Ceylon heute heißt, über den Buddhismus studiert und dann promoviert über die spirituelle Schulung beim Buddha und bei Pachomios, dem Begründer des christlichen Mönchtums. Also hatte ich einen hochkarätigen Spezialisten auf vielfältige Weise vor mir, und einem solchen konnte ich mich ja zur Abwechslung einmal anvertrauen. Und meine Entscheidung sollte sich auch in vielfältiger Weise lohnen. Daß ich natürlich auch dabei die üblichen Touristennobelherbergen würde betreten müssen, tat meiner Vorfreude keinen Abbruch, schließlich komme ich ja eigentlich langsam in das Alter für so etwas - oder auch nicht! Der Flug war mit Air Lanka ab Frankfurt. Für die Durchführung der Fahrt in Ceylon hatte sich der Kollege eines kleinen ceylonesischen Reisebüros bedient, unser Verkehrsmittel war ein mittelgroßer klimatisierter Bus. Teilnehmer waren drei Kolleginnen und eine Schulsekretärin und außer dem Reiseleiter noch sein Bruder, ein Chemie-Kollege und ich, die meisten (außer mir) kannten unseren Leiter aus Meditations- und Buddhismuskursen. Etwa zehn weitere Interessenten hatten wegen der unsicheren politischen Lage abgesagt, ich dagegen wollte auf alle Fälle mitkommen. Schließlich bin ich ja als Kastrophentourist bekannt und bin außerdem ein Anhänger der Wahrscheinlichkeitsrechnung - es wird wohl mich nicht treffen... Und damit lag ich schon einmal richtig: Bis auf ein paar kleine Hindernisse auf den Straßen mit einigen Militärposten bemerkten wir nichts von der gespannten Lage. Ich war dann noch am Ort der Explosion in Colombo vor einigen Wochen, Fotografierverbot, mehr nicht. Natürlich habe ich bei einer organisierten Fahrt nicht so viel zu schreiben wie bei einer selbstdurchgeführten, es fehlt ja auch viel von der Spannung, was so alles klappt und was nicht. Daher nur ein kurzer Überblick: Wir haben ausreichend Ruinenstädte besonders im kulturellen Dreieck mit Anuradhapura, Polonnaruva, Sigiriya, Dambulla, Kandy besichtigt, dann auch viele Buddhastatuen, Dagobas (auch Stupas, das sind die die buddhistischen halbkugelförmigen gemauerten Sakralbauten mit einer kegelförmigen Spitze in allen Größen) und Tempel mit Malereien aus der Buddhageschichte. Dabei haben wir viel über das buddhistische Denken erfahren, dann haben wir noch Felsformationen (wie bei Sigiriya) erklommen, zwei Naturparks erlebt, der eine im Hochgebirge, der andere an der Küste mit vielen Tieren (Yalepark), daß es wirklich eine runde Sache war. Ceylon ist schon eine wunderbare Insel, auf der in vielen Teilen alles nur so wuchert und die Menschen scheinen längst nicht so arm wie in Indien und sind sehr freundlich. Allerdings ist alles wohl touristischer und die Fremden werden eher als in Indien mit besonderen Preisen bedacht - auch offiziell. Der Dominikaner Tommaso Campanella hatte ja vor etwa 400 Jahren auf Ceylon seinen Sonnenstaat stattfinden lassen, er selbst kannte die Insel nicht. Die meisten meiner Reisegefährten hatten weniger Verlangen, sich in den singalesischen Alltag zu stürzen, und so war ich zumeist der einzige, der ab und zu auch durch die normalen "Geschäftsstraßen" bummelte und wenigstens einmal nach Colombo mit der Ratterbahn gefahren ist, als wir dort in der Nähe in einem Hotel waren, na, das war so ähnlich wie in Indien. Natürlich habe ich mir irgendwo auch für umgerechnet ein paar Mark eine weite Baumwollhose für den Sommer schneidern und meine brasilianiaschen Sandalen besohlen und die Haare schneiden lassen (inclusive irrer Kopfmassage), irgendwie macht mir ja so etwas Spaß, gerade so bekommt man ja auch einiges von einem Land mit. Die teureren Hotels sind halt doch eher wie die Käfige in einem Zoo, nur eben umgekehrt, hier sitzen die Gucker in den Käfigen. Mit den Klimaanlagen komme ich sowieso nicht klar. Da ist man schon einmal in einem Land, wo man "ohne" auf dem Bett schlafen und den Körper von warmer Luft umspülen lassen kann - und dann muß man sich vor lauter Kälte zudecken und die ganze Nacht das Rauschen ertragen und holt sich auch noch eine Erkältung. Was könnten wir für Energie sparen! Und es gibt ja auch in den Hotels ohne Klimaanlagen Moskitonetze. Auch mit den gechlorten Swimmigpools kann ich nicht so viel anfangen. Die Hotels waren im übrigen alle sehr gut, manche neueren Datums, manche umgebaute alte englische Landsitze, wie gesagt, die ohne Klimaanlage gefielen mir besser - auch vom ganzen Drumherum her. Die letzten drei Nächte waren wir dann in einem Clubhotel am Strand südlich von Colombo, also meine Kragenweite war das allerdings schon gar nicht. Ich hatte das Gefühl, daß die meisten Gäste dieses Hotels während ihres Urlaubs nie die Anlage zu verlassen pflegten und lieber voll die Animationsprogramme mitmachten. Den letzten Vormittag lag ich auch einmal in der Anlage im Palmenschatten nicht weit vom Swimmingpool (trotz des wunderbaren Ozeans gleich daneben) und unterhielt mich mit meinem Zimmerkameraden Klaus. Schließlich ging ich etwas verärgert zur Rezeption, weil die übliche nervtötende Musik überhaupt nicht aufhörte und sich förmlich zur Folter entwickelte. Na ja, die Dame dort informierte mich, daß ich in die Anlagen des Nachbarhotels gehen könnte. Und obwohl das abendliche Büffet gewiß hervorragend und gar nicht teuer war, bin ich lieber den Strand entlang gegangen in ein anderes Restaurant, wo ich bestellen und dann im abendlichen Meer baden und dann an einem Tisch schon weit auf dem Strand ein Tellergericht essen konnte, was zwar kaum billiger als das Büffet war, doch ich hatte währenddessen das herrliche Ambiente Strand, nächtlicher Himmel, Meer. Na, ja, keine weitere Zivilisationskritik, jedenfalls freut es mich immer, wenn ich manchmal mit meinen Vorstellungen jemanden wirklich anstecke - und es gibt sicher einmal wieder jemanden! Wenn ich wieder nach Sri Lanka fahren sollte, würde ich dort in meinem üblichen Stil fahren, mit öffentlichen Bussen, vor allem mit der Bahn (da soll es eine schöne Gebirgsstrecke geben), in meinen üblichen Hotels - und vielleicht sogar mit Klapprädern. Das Hauptthema war also der Buddhismus und der Vergleich von Lehre und Praxis mit dem Christentum. Gleich am Anfang hatten wir Vorträge bei zwei der allerdings christlichen Lehrer von W., bei Professor Pieris S.J. und bei Professor Gernando, einem ehemaligen Oblatenpater. Professor Pieris beschäftigt sich ausgiebig mit dem Vergleich Buddhismus-Christentum, sein Material beschäftigte uns auch während dreier Vorträge von W. auf der Reise, der andere Professor arbeitet an der Problematik Christentum-Emanzipation, also alles Themen, die auch mich ganz besonders interessieren. Um es allerdings offen zu sagen: Viele der angeblich typischen Besonderheiten von Christentum und Buddhismus kamen mir allerdings gar nicht als solche vor und unsere Bemühungen, da Unterschiede herauszufinden, glichen mir eher wie verkrampfte Klimmzüge. Die Lehre Buddhas ist ja, daß alles Leben im Grunde Leiden sei. Letztlich bezieht sich das auch auf die Liebe von Mann und Frau und auf ähnliche eher triebgesteuerte Begierden, die Kehrseite davon ist eben Leid. Die Erlösung besteht darin, von allem diesen freizuwerden. Das Ideal liegt dann eher beim asketischen Mönchtum. Wie Buddha zu seinen Ideen kam, kommt mir allerdings ein wenig vor wie in der Geschichte von dem Unternehmer, der mit seinen Lehrlingen ein Experiment machte und sie dazu mit allem versorgte, was sie sich nur wünschten: Luxus, Fernsehen, Vergnügen, Frauen. Doch bald wurden die jungen Männer alldessen überdrüssig, das war doch nicht das Richtige. Das Experiment war jedoch wohl schon von vornherein falsch eingefädelt: So geht man ja auch nicht mit den "schönen Dingen" dieser Welt um, so provoziert man ja geradezu einen Ekel davor! Und die "Versuchsanordnung" Buddhas scheint mir ähnlich derjenigen dieser Lehrlinge zu sein. Doch wir hier im Westen sollten nicht überheblich werden und meinen, daß es uns nicht passieren könnte, von falschen "Versuchsanordnungen" auszugehen. Meine Freunde wissen, wie ich dagegen kämpfe, daß etwa irrationaler Glaube und (Sexual-)Scham als Grundvoraussetzungen für die Moral der Partnerbeziehungen angesehen und folglich auch in der Erziehung weitergegeben wird und nicht Information und Denken. Was wäre, wenn wir das ändern würden! Dabei geht selbst die Bibel davon aus, daß die Scham ein Verfallsprodukt von nicht gelungener wirklicher Moral ist. Und es ist doch eigentlich einsichtig, daß man aus Verfallsprodukten nichts Vernünftiges konstruieren kann. Wer (Buddhismus oder Christentum) hat hier von wem abgeschrieben? Da nach meinen bisherigen Recherchen wirklich neue Gedanken sehr sehr selten sind und sich fast alles entweder als Weiterentwickelung bereits existierender Ideen beschreiben läßt, auch und gerade in Beeinflussung durch andere Ideen, oder als Umkehrung bisheriger Ideen, so frage ich mich natürlich, ob hier nicht das Christentum vom Buddhismus "abgeschrieben" hat, da er die ältere Religion ist. Professor Pieris erwähnte uns gegenüber schon die inneren Beziehungen des Buddhismus zur Gnosis mit ihrem Dualismus. Nach der Gnosis ist ja alles unserer irdischen und möglicher überirdischer Welten in die zwei Prinzipien "Gut und Böse" aufgeteilt, wobei Gott zum guten und der Teufel zum bösen Prinzip gehören. Und unser Geist und unsere Seele gehören auch zum guten Prinzip, während unser Leib und die Materie zum bösen Prinzip gehören. Die Seele ist nun leider in diesem bösen stinkigen und gierigen Leib wie in einem Gefängnis gefangen. Die Erlösung besteht darin, daß sich die gute Seele vom bösen Körper trennt und ins Lichtreich zurückkehrt, hier im Leben kann man sich schon um diese Erlösung sorgen, wenn man sich mit dem Guten- Geistigen beschäftigt und das Böse-Körperliche ignoriert oder gar verachtet - und wenn das gelungen ist, so hat man eben die "Erkenntnis", was auf griechisch "gnosis" heißt. Und dann wird man auch frei für den Nächsten, für eine harmonische Gemeinschaft mit anderen und so weiter. Also, ich meine, daß einerseits der Buddhismus auch nicht viel anderes sagt, die "Erkenntnis" heißt dort eben "Erleuchtung" und daß auch uns diese Gedanken von unserem heute gepredigten Christentum ja gar nicht so fremd sind, wenn sie auch meinen Untersuchungen zum historischen Jesus ziemlich widersprechen. Mein "wissenschaftliches" Problem während der Fahrt wurde also immer mehr, wie hier einige (oder gar viele?) buddhistische Vorstellungen in unser Christentum eingeflossen sein mögen. Und hier fand ich dann in aller möglichen Literatur genügend Hinweise. Also: Der babylonische Religionsstifter Mani (216 bis 277 n. Chr.) hatte sich selbst als der letzte große PROPHET nach Adam, Zarathustra, Buddha und Jesus gesehen. Und er war auch lange Jahre in Indien, einem Land, das damals anders als heute vielleich sogar zur Hälfte buddhistisch war. Also wird er den Namen Buddhas nicht nur dahergeplappert haben, sondern die buddhistische Lehre gekannt und auch verarbeitet haben, die genau diese Lehre von der Befreiung des Leidens war (welche Lehre mag allerdings "Adam" vertreten haben?). Und der heilige Augustinus, der unsere christliche Lehre entscheidend geprägt hat, hat zwar besonders gegen die Lehre Manis gekämpft, die zu seiner Zeit von Spanien bis China verbreitet war, doch nicht nur ich nehme an, daß er diese Lehre dabei in Wirklichkeit ziemlich total übernommen hat. (Das wird wohl so ähnlich gewesen sein wie später mit der Bekämpfung des Hexenwahns: Man gab vor, den Aberglauben der Hexerei zu bekämpfen, und hat es dabei viel toller getrieben.) Und wenn wir bedenken, daß der umstrittene Göttinger Theologieprofessor Gerd Lüdemann meint (und nicht nur der), daß nur etwa 15 % der überlieferten Jesusworte wirklich echt sind, so können wir uns ausmalen, woher zumindest ein großer Teil des Rests kommt und vor allem aus welcher Sichtweise die Botschaft Jesu verbogen wurde. Vielleicht können wir uns die Verzerrungen unseres Glaubens so vorstellen, wie wenn die aufmüpfigen Ideen Jesu durch Fleischwölfe der Marke "damals übliche oder buddhistischgefärbte Religionsvorstellungen" gedreht wurden bis dann schließlich nach weiteren Prozeduren und mit vielen Zusätzen in den "damals üblichen Pfannen" patriarchalischreligiöser Verbrämung religiöse Einheitsfrikadellen herauskamen, die nur noch den Namen mit dem Ausgangsprodukt gemeinsam hatten, selbst Geruchs- und Geschmacksstoffe wurden künstlich zugegeben.
Der gnostische Charakter
unseres heutigen Christentums, wie ich ihn bisher sah, ist also
höchstwahrscheinlich ein buddhistischer Charakter, wir sind danach also eher
eine westliche buddhistische Sekte mit unserem Dalai Lama, mit unserer
Verinnerlichung durch Lösung von der bösen Welt (die dem Normalmenschen
natürlich kaum gelingt, weil sie unsere Natur vergewaltigen würde), mit unserem
Mönchtum, mit unserer Art der Wiedergeburt... Jedenfalls habe ich auch nach
dieser Fahrt keinen Anlaß, meine bisherigen Überlegungen zum historischen Jesus
und zum konstruktiven Einbau unserer "Triebe" in unser Leben umzuwerfen. 23 Jahre später die Lösung! Durch
Zufall bekam ich ein Buch eines dänischen Sanskritforschers in die
Hände (Christian Lindtner: "Geheimnisse um Jesus Christus"), in dem ich
lesen konnte, dass das Neue Testament weitestgehend ein Plagiat aus
älteren buddhistischen Texten ist - sehr oft bis in kleinste Details.
Siehe hierzu "Der Kriminalfall Jesus" vom Autor dieser Website, also von mir! |