Spanien 1995 - Osterfahrt mit zwei jungen Chinesen

 

Bevor ich mit diesem Bericht begann, kam mir ein wenig der Erziehungsroman "Emile" von Rousseau in den Sinn, sollte nicht eine Erziehungsthematik auch Hintergrund unserer Fahrt sein? Nur: mir geht es nicht nur um "zurück zur Natur", sondern auch und gerade um "Rationalität" und schließlich um die Verbindung von beidem. Rousseau war ja mit seinem Konzept in der Praxis sozusagen gescheitert, viele seiner eigenen Kinder landeten ja als Findelkinder in Waisenhäusern, und auch ich bin vorerst gescheitert, jedoch nicht grundsätzlich wie Rousseau, sondern eher durch einen blöden Zufall (vielleicht wirkt der sich am Ende sogar positiv aus?). Wer also einen bloßen Spanienbericht lesen will, der dürfte wenig auf seine Kosten kommen - mir geht es (wieder einmal) um etwas anderes! Daher schicke ich diesen Brief auch nur an diejenigen meiner Freunde, von denen ich weiß, daß sie eher Verständnis für mich haben.

Doch der Reihe nach!

Konkreter Anlaß für die diesmalige Spanienfahrt waren meine chinesischen Freunde oder besser meine chinesische Freundin (im besten Sinn des Wortes), die sich aus eigenem Anliegen heraus um einen Übersetzer meines Buchs "Glaube..." gekümmert hatte und damit mein Chinaengagement letztlich angeleiert hatte. Sie, Xiao Fang, ist von Beruf Ingenieur und konstruiert Autoteile und ist seit drei Jahren verheiratet, ihr Mann Gang Fung ist demnächst Professor für westliche Literatur. Ich hatte Xiao Fang ja vor sechs Jahren bei meinem ersten Chinabesuch kennengelernt und sie und ihren Mann schon im vergangenen Jahr nach Deutschland eingeladen - wenn ich schon keine eigenen Kinder finanziere, die später einmal auch meine Rente finanzieren, so wollte ich doch wenigstens etwas für unsere (Völker- )Verständigung tun.

Irgendwie würde ich durch diese Aktion gewiß auch schlauer werden. Und ich dachte, daß ich mit ihnen eine Spanien- und Portugalfahrt mit meinem VW-Passat und mit Zelt machen würde, damit einerseits wir uns so richtig kennenlernen würden und damit sie andererseits etwas von der dortigen und von unserer westlichen Kultur und Natur überhaupt mitbekommen würden.

Zunächst eine Geschichte á la Rousseau

Und dann hatte es sich noch seit einigen Monaten ergeben, daß mir sozusagen über meine peruanische Freundin Marlene eine "Ersatztochter" "zugeflogen" war, ein munteres 11jähriges Mädchen, "jeweils zur Hälfte" spanischsprachige Venezuelanerin und deutschsprachige Deutsche, deren Mutter allerdings seit zeh Jahren Witwe ist. Irgendwie schienen wir uns gegenseitig gesucht und gefunden zu haben, sie auf der Suche nach einem Ersatzvater und ich nach einem Ersatzkind, um es einmal so zu sagen. Vielleicht war sie mir auch "von oben" als eine Aufgabe gegeben, an der ich mich bei meinen pädagogischen Arbeiten konkret messen sollte, damit ich nicht am Ende doch wieder ins Weltferne abdrifte. (Wenn ich da so an das Kultphilosophiebuch Sofies Welt denke, in dem sich ja auch ein Gelehrter mit einem <kleinen> Mädchen auseinandersetzt, kann ich mir nicht vorstellen, daß alle diese Gespräche da auch nur annähernd so gelaufen sind. Das alles geht doch letztlich am vitalen Interesse eines <kleinen> Mädchens vorbei. Und selbst wenn, was hätte das Mädchen im Endeffekt davon - es würde auch wieder das herauskommen, was wir schon mehr oder weniger immer hatten). Und da ich offenbar auch das Vertrauen der Mutter hatte (vor allem wohl durch Empfehlung der gemeinsamen Freundin, die übrigens inzwischen verheiratet ist und inzwischen - jetzt im Jahr 2004 - drei Kinder hat), war das Mädchen schon ein paarmal bei mir und da konnte ich mein ganzes pädagogisches Konzept voll und ohne jegliche Einschränkung zum Einsatz bringen - abhängig allein vom Wollen und von der Bereitschaft des Kindes! Und ich würde sagen, das klappte absolut "programmgemäß", wir unterhielten uns bisweilen bis spät in die Nacht, und sie war so interessiert, daß sie auch nachhakte, als sie mir etwa zwei dieser Bravohefte mit den ausgesprochen pornographischen Aufklärungsserieartikeln gegeben hatte, ob ich sie schon gelesen hätte. Mein Konzept ist ja nie, etwas zu verbieten oder ersatzweise lächerlich zu machen, sondern darauf hinzuweisen, was dabei nicht gesagt wird und womit man sich dann später vermutlich in eine schwierige Lage hineinbringt. (Einfach nur solche Artikel zu verteufeln und diese Zeitschriften abzuschaffen, käme mir nie in den Sinn, denn das alles ist gewiß nur die Spitze des Eisbergs unseres Unvermögens. Wenn wir nicht säen, dann säen halt andere.) Und dann geht es mir vor allem auch darum, Alternativen innerhalb der jeweiligen Thematik aufzuzeigen (also nicht vorschnell Ablenkungen auf andere Gebiete zu inszenieren), die ja vielleicht sogar noch attraktiver und vorteilhafter und auch ohne diese negativen Begleiterscheinungen sein können. Bisweilen geht es bei solchen Gesprächen dann auch richtig zur Sache!

Zum Beispiel wird eigentlich in jedem der Bravohefte die Onanie (wir wollen hier nicht um Bezeichnungen streiten) als positiv und normal empfohlen bis hin zu konkreten Anleitungen.

Mir ist natürlich der heutige übliche psychologische Hintergrund von schädlichem Verbot und vermeidbarem Schuldgefühl frei nach Freud bekannt, von dem her solche Ratschläge gegeben werden. Angeblich könne man ja auch mit der Onanie sehr gut seinen Körper kennen lernen. Ich weiß nicht, ob diese Begründung stichhaltig ist; wenn wir als Kinder etwa auf einem Geländer balanciert haben, dann taten wir das, um unsere Fähigkeit fürs Gleichgewicht zu testen und möglichst nicht der Schwerkraft nachgeben und herunter springen zu müssen. Und so läßt sich aus dem Freudschen Konzept ja auch die gegenteilige Haltung konstruieren, daß man aus Ich-Stärke, also aus Eigeninteresse, seine Triebe in Griff bekommen und daher auch etwas gegen die Onanie haben und tun kann. Natürlich gehört dazu dann eine Änderung unserer Einstellung zur ganzen Sexualität und zu der damit zusammenhängenden Pädagogik überhaupt. Ich habe dem Kind dazu dann einmal nahe gelegt, sich so richtig vorzustellen, wenn sich jemand in seiner Anwesenheit selbstbefriedigt, ob es das schön und anziehend fände und ob es als Alternative da nicht besser und ästhetischer sei, wenn man nicht bei irgendwelchen Reizen gleich auf Befriedigung aus sei, sondern sich unter Kontrolle habe. Wäre es nicht erstrebenswert, wenn man dabei dann sogar so weit gehen könne, daß man mit Freunden oder Fremden an einem Nacktstrand nackt und unbefangen und ohne irgendwelche Sexualdränge zusammen sein könne? Und dann bringt die Selbstbefriedigung ja wohl eher eine langweilige Konsummentalität mit sich (man lernt dabei automatisch, auch woanders seinen Trieben nachzugeben), während für das andere eine positive Menschenkenntnis und eine Aufgeschlossenheit für andere Voraussetzung sei. (Wir haben hier die Problematik von über-ich-gesteuertem und ich-gesteuertem Gewissen, siehe also dort!)

Und das schien ihr auch einleuchtend zu sein. Von wegen eines besseren Überblicks hatte ich ihr dann auch den Bericht des Mädchens von der Abtreibung vorgelegt (siehe Kindererziehung, es geht mir ja dabei um Menschenkenntnis, die eben dieses Mädchen nicht gehabt hatte) und sie darauf hingewiesen, wie gerade die Frauen letztlich immer noch durch Tabus und Ängste und fehlender Information in den "strategischen Fragen" der Mann-Frau-Beziehungen von Kindheit an besonders manipuliert werden und damit unfähig würden, sich ganz bewußt diejenigen Beziehungen auszusuchen, die für sie und letztlich auch für ihre männlichen Partner auch wirklich von Vorteil seien. Sie sollen sich eben "schämen" und mit ihrer Scham kokettieren und nach dem Gefühl handeln und nicht nachdenken. Auch habe ich ihr Material gegeben, wie solche Manipulationen in anderen Kulturen laufen, so etwa von der grausligen Beschneidung der Mädchen in Ägypten.

Und dann ging es mir natürlich auch darum, daß das Kind eine Alternative zu dem weitgehend abergläubischen und wenig unter die Haut gehenden Jesuskonzept erfährt, das heute gerade für Kinder immer noch das übliche ist. Meine Alternative untermauerte ich dann auch mit meiner Deutung des Berichts von Jesus und die Sünderin und der Susannageschichte aus dem Alten Testament, und Jesus ging es eben nicht um irgendeine eher unverfängliche Nächstenliebe und um ein irrationales Heil irgendwann einmal später, sondern sein Ziel war, daß sich genau bei derjenigen Liebe, die bei uns Menschen nun einmal immer noch im Argen liegt, woran auch die ganzen Artikel in Bravo nichts ändern (wollen), dennoch etwas ändert.

Ich weiß, daß manche meiner Freunde über mein Vorgehen dem Kind gegenüber den Kopf schütteln und sogar entsetzt sind. Kinder in dem Alter meiner Carina sind ihrer Meinung nach immer für so etwas zu jung. Doch einerseits haben Amerikaner festgestellt, daß moralische Wertungen, die unser Leben beeinflussen, sich um das achte Lebensjahr herum bilden (ich lag also schon etwas spät), und andererseits kam das Kind ja selbst mit den Bravoartikeln an, und verlangte die konkrete Situation nicht nach konkreten Antworten und Überblicken, die auch konkret genug sein mussten, um das Kind überhaupt zum Denken zu motivieren? Schließlich bin ich Lehrer, habe mit jungen Leuten zu tun und habe vielleicht schon deswegen viele meiner Haare verloren, weil trotz aller meiner Diskussionen mit Kollegen, die bei den jungen Menschen "vor mir" dran sind und etwas anders machen könnten, sich immer noch nichts tut...

Und wer meint, daß durch alle diese Beschäftigung das Kind nicht mehr Kind war, der irrt! Es war richtig lieb, wie das Mädchen etwa neben mir an dem Tisch saß und mit meinen Stempeln und sonstigen Utensilien "Büro" spielte und mich dabei immer wieder von meiner Computerschreiberei ablenkte, wie es hin und wieder an meinen Sportgeräten im Wohnzimmer herumturnte, so daß schließlich das ganze Haus erbebte, und wie es mich motivierte, mit in den Nörvenicher Wald in der Nähe zum Trimmdichpfad mit den Sportgeräten zu radeln, die es dann noch wilder benutzte. Es ist ganz offensichtlich nicht wahr, daß den Kindern durch die Beschäftigung mit den schwierigen Dingen des Lebens die Kindheit genommen wird - es kommt wohl nur darauf an, daß auch glaubhafte und spannende Strategien angeboten werden, das alles zu meistern (also im eigenen Leben anders und besser zu machen). Es ist wohl heute ein (ungeschriebenes) allgemein akzeptiertes Dogma, daß das nicht geht - und wie ich nicht an die Dogmen meiner Kirche glaube, so kann man auch nicht von mir verlangen, daß ich dafür an andere Dogmen glaube, die genauso Kennzeichen einer etablierten Gesellschaft sind, die kein Interesse an einer Änderung hat. (Wenn mir Freunde das von der Unmöglichkeit sagen, dann kann ich sie wenigstens schon einmal beglückwünschen, daß sie begriffen hätten, um was es mir geht. Mich reizt gerade so etwas, was angeblich nicht geht. Irgendeinen Weg gibt es immer, es fragt sich bloß, ob wir ihn finden <wollen>.)

Und so hatte ich das Mädchen auf eine Wochenendfahrt mit Schüler(inne)n nach Paris mitgenommen (und Ihr hättet einmal sehen sollen, wie es mit dem gehbehinderten türkischen Mädchen im Rollstuhl, das dabei war, nachts unermüdlich über den Mont Martre gekurvt ist), auch waren wir zusammen in Köln in der Oper Carmen, hatten die Chinesen in Frankfurt vom Flughafen abgeholt und mit ihnen dann auch noch ein paar 15-DM-Personenzug/Eilzug- Gruppenfahrkarte-Fahrten unternommen, was es alles gerne mitmachte und letzteres selbst bei widrigem Wetter. Und so nebenbei kannten wir uns also alle und wir waren auch alle vorbereitet, was sollte an der Fahrt noch schief gehen?

Doch es ging schief! Kurz vor der Abfahrt kam nämlich noch tatsächlich eine unvermeidliche Tante Fanny des Mädchens aus Amerika zu Besuch - und da bot es sich sowohl nach Meinung der Mutter und des Kindes an, sie mitzunehmen. Alle meine vorsichtigen Proteste halfen nichts, daß das Auto doch zu eng sei, daß wir zu unvorbereitet seien, daß ich schon genügend Erfahrung mit Leuten hätte, die mich nicht richtig kannten, daß ich ja deswegen meine Reisegefährten schon so lange und intensiv mit meinen Ideen und Methoden konfrontiert hätte.

Nein, die Tante sei ganz phantastisch, mache alles mit, die Fahrt sei genau das Richtige für sie, sie sei unkompliziert, sei Häusermaklerin in Amerika, habe selbst Kinder, doch leider hätte sie eben wahrscheinlich Krebs und so würde die Fahrt ihr auch deswegen gut tun, was wurde mir nicht alles beteuert. Ich sah bei dieser Aktion natürlich mein erzieherisches Konzept in Frage gestellt (das so ganz nebenbei einfach nur der Hintergrund sein sollte, den Chinesen würde ich irgendwelche ungewohnten konkreten Ausformungen schon verklickern können, schließlich war Xiao Fang ja gerade wegen meines Konzepts, das ich ihr vor fünf Jahren zugeschickt hatte, auf mich angesprungen und ich wollte ihr auch die Praxis vorführen). Mir schwante schon, daß ich mir da mit der Tante eine Art Gouvernante aufhalste, daß sie (wie das Kind ebenfalls spanischsprachig) mit dem Kind einen eigenen Club innerhalb unserer Gruppe aufmachen würde, daß wir um jeden Furz diskutieren würden müssen, weil sie etwa andere Vorstellungen von Erziehung zu Weiblichkeit und Männlichkeit haben würde, doch es ging nicht anders, die tolle Tante mußte einfach mit. (Es ist wohl klar, daß es mir nicht um eine Weiblichkeit geht, wie sie sich typische Machos wünschen, doch gewiß auch nicht eine im Sinn typischer Emanzen. Ich bin nicht nur empfindlich, wenn ich etwa sehe, wie Mädchen Scham und Kokettiererei miteinander zu verbinden lernen, sondern auch wenn ich sehe, wie Frauen sich selbst zur Dienstmagd machen und sich etwa an überflüssigen Arbeiten festhalten und sich auch ihre Umständlichkeit nicht ausreden lassen statt ein Buch zu lesen. Ich wittere dann immer so etwas, was wir mit dem Schlagwort "Dienstmagd und Dirne" bezeichnen.) Wenigstens erreichte ich, daß die Tante nur für eine Woche mitkommen und sich dann einen Europaeisenbahnpaß kaufen würde, mit dem sie zurück nach Deutschland und dann in Europa auf eigene Faust herumfahren würde.

Zu Beginn der Fahrt stellte sich dann heraus, daß die Tante in Amerika, irgendwo 300 km nordöstlich von New York, noch als Psychotherapeutin tätig ist (auch das noch!). So erzählte sie mir, wie sie etwa vom Gericht beauftragt sei, ein Mädchen zu behandeln, das mit 18 Monaten von ihrem 20jährigen Bruder vergewaltigt worden sei, leider habe die Behandlung wohl auch nicht mehr geholfen, das Mädchen sei heute erwachsen und könne keine feste Männerbeziehung aufbauen. (Jetzt frage ich mich natürlich, ob die Ursache dafür die Vergewaltigung war oder ihre Behandlung, denn mit ihrer eigenen Tochter war es auch nicht besser gelaufen, die fing schon mit dreizehn mit zahlreichen "Freunden" an und sei jetzt mit dreiundzwanzig männerfrustriert, wie sie mir und den Chinesen erzählte.) Und ich erfuhr auch noch, daß sie selbst geschieden sei, schon mal zum Beweis für ihre Offenheit an Nacktparties teilgenommen hätte (was natürlich etwas völlig anderes ist als das, um was es mir ging) und daß ihr Sohn zwölf sei und Priester werden wolle, daß sie schon einmal früher katholisch gewesen sei und nach einiger Zeit bei irgendeiner Sekte wieder in den Schoß der Kirche zurückgekehrt sei usw. Das mit der Scheidung konnte ich ja akzeptieren, so etwas kann eben passieren, doch im Zusammenhang mit den anderen Dingen bekam die doch eine andere Wertung, doch das alles ging mir erst hinterher auf.

Und so erzählte ich natürlich auch von mir, von meinem Konzept, daß m. E. Erziehung zu einem vernünftigen Mann- Frau-Konzept mit irrationalen Ängsten (wozu auch die grundsätzliche Sexualscham gehört) von vornherein zum Scheitern verurteilt sei, daß dazu eben eine selbstverantwortliche Moral gehöre und daß diese nur auf dem Denken aufbauen könne, wozu natürlich ein Überblick gehören müsse, der konkret genug sei, und daß ich angefangen hätte, diesen Carina nahe zu bringen. Und ich hatte ihr auch meine verschiedenen Ausführungen, die ich oder Freunde in Englisch verfaßt hatten, zu lesen gegeben - und ich merkte gar nicht, wie sie zwar äußerlich so tat, als ob sie mich verstand, innerlich aber auf Konfrontation ging...

Und so machte ich jetzt natürlich auch mit Carina alles das, was ich mich einerseits nicht getraut hatte, wenn sie allein bei mir war, um nicht in irgendeinen Verdacht zu geraten (à la Erzbischof Groer) und um vor allem dem Kind einen Anhaltspunkt zu geben, wie sie Männer (oder Jungen), die in Ordnung sind und ein gutes Gewissen haben, ganz allgemein erkennen und wie sie mit ihnen umgehen könne. So ließ ich das Mädchen erst jetzt beim Fahren auf meinem Schoß sitzen und "Auto fahren", wozu sie mich schließlich selbst auf die Idee gebracht hatte, weil sie mir schon vorher vorgeschwärmt hatte, so etwas schon einmal früher bei einer (deutschen) Tante gemacht hatte. Was sollte ich auch machen? Sollte ich das dem Kind verweigern? Mit welchen Begründungen, mit denen ich ja doch immer irgendwie gegen meine Grundsätze von Offenheit und Abkehr von Verboten verstoßen hätte? Wer hätte denn hier die Probleme gehabt, das Kind oder ich? Und war das wirklich so schlimm, was wir da - ja immerhin sozusagen kontrolliert von anderen - machten, hätte das Kind wirklich etwas von einer Verweigerung in seinem künftigen Leben gehabt? Es würde ja doch irgendwann einmal das nachholen und wahrscheinlich bei jemandem, der nicht so väterlich und zurückhaltend sein würde wie ich, und dann wäre ja doch wieder - mit mehr oder weniger Zeitverschiebung - derselbe Schlammassel da. Doch ich könnte mir dann die Hände in "völliger Unschuld" waschen und sagen, daß ich wenigstens nichts falsch gemacht hätte, daß das, was dem Kind da passiert ist, eben etwas ist, was halt normal sei und gegen das man nichts machen könnte... Wahrscheinlich ist die Hauptschuld von Herrn Groer eher genau eine solche gleichgültige Haltung allen (jungen) Menschen gegenüber und nicht, was er da in wenigen Einzelfällen mit jungen Menschen angestellt haben mag. Er vertritt eben ein System, das in erster Linie von der Vergebung lebt, die den Menschen versprochen wird (was wohl so kaum der Intention des wirklichen Jesus entspricht, doch der ist ja schon längst Nebensache) und in dem junge Menschen auch gar nicht wirkungsvoll fit gemacht werden, genau die konkreten Sünden, um die es hier geht und zu denen auch er verführt hat, zu erkennen und ihnen auszuweichen. Und würde mein Ausweichen hier (zu dem mir doch tatsächlich bisweilen geraten wird, ich sollte lieber "die Hände von alledem" lassen) nicht genau wieder dieselbe Leisetreterei bedeuten? Außerdem würde ich mich ja vermutlich nur von Menschen der Sorte einschüchtern lassen, die sich ein "am Objekt interessiertes Handeln" gar nicht vorstellen können, weil das eben auch nicht ihre Motivation ist, die also von sich auf andere schließen und die damit letztlich doch Herrn Groer näher stehen als mir. Natürlich werde ich da - wohl auch, weil ich Junggeselle bin - nur zu oft unterschwellig verdächtigt, doch ist ja längst nicht geklärt, ob die Junggesellen immer die problematischeren sind. Kann nicht vielmehr gerade eher ein Junggeselle ein vitaleres Interesse an einer grundsätzlichen Änderung zum Positiven haben als jemand, der bereits in eingefahrenen Bahnen lebt, selbst wenn der einzelne konkrete Fall eher auf eine Vater-Tochter-Beziehung hinausläuft? Und so lag es doch eher nahe, das Mädchen auf meinem Schoß zu fragen, ob es das auch noch mit mir mit achtzehn machen würde ("...warum nicht...", ja warum wirklich nicht?) und ihm zu verklickern, wie es Leute erkennen könnte, bei denen es das wohl besser bleiben ließe. Jungen Leuten Strategien zur Unterscheidung der Geister beizubringen, das ist doch die pädagogische Aufgabe, und so einfach, daß alle fremden Männer schlecht sind, die kleine Mädchen auf ihrem Schoß Auto fahren lassen, daß man das also daher überhaupt nicht tue, und alle gut, die das nicht tun, ist die Sache doch wirklich nicht. Und wieso soll eine pädagogische Methode immer nur moralinsauer und steif und unnahbar sein? Kann eine Methode nicht letztlich nur wirkungsvoll sein, wenn diejenigen, die sie anwenden, selbst auch einen gewissen Spaß daran haben (Honi soit qui mal y pense, schrecklich, daß für manche jeder Spaß hier gleich immer ein Spaß à la Groer sein muß - ich bitte zu beachten, was ich oben über das Sich-unter-Kontrolle-Haben geschrieben habe!).

Die Methode, die ich hier meine, wird im Grunde von jedem Casanova - natürlich mit anderer Zielsetzung - angewendet, der etwas erreichen will, ich nenne sie meinen Schülern gegenüber immer Toreromethode. Bevor der Torero sich nämlich auf den Kampf mit dem Stier einläßt, schwenkt er ja erst einmal diesem seine Capa, seinen roten Umhang, vor der Nase herum. Das tut er nun nicht, um den Stier wild zu machen, sondern um ihn zu irgendwelchen Reaktionen zu provozieren, aus denen er dann auf den Charakter des Stieres schließen und eine Strategie entwickeln kann. Und so kann man auch bei einem Menschen vorgehen, den man nicht kennt, für den man sich aber interessiert: Man erzählt ihm etwa etwas, was einem selbst nahe geht, und beobachtet und bedenkt hinterher die Reaktionen. Das können eigene Erlebnisse sein, Bücher, die man gelesen, Filme, die man gesehen, Unterrichtsstunden, die man erlebt, Begegnungen, die man gehabt hat, wichtig ist eben, daß eine Provokation darin ist, die den Gegenüber aus der Reserve lockt - so eignen sich meine Berichte und Geschichten recht gut, die ich dem Mädchen vorgelegt hatte und die es natürlich auch selbst wenigstens einigermaßen verarbeitet haben müßte.

Und wenn einen der andere schließlich besonders interessiert und alles gut klingt, muß man natürlich auch herausbekommen, ob nicht doch letzten Endes bewußt oder auch unbewußt geheuchelt und daher falsch gespielt wird. Und da erweist es sich dann als sinnvoll, wenn man die irrationalen Ängste wie die grundsätzliche Sexualscham Fremden gegenüber schon einmal abgehakt hat und etwa die eigene Nacktheit selbst als junger Mensch sozusagen strategisch einsetzen kann. Denn mit der hätten gerade unschuldige, junge Leute ein erstklassiges Erkenntnisinstrument zur Hand, das - richtig angewandt - zuverlässige Ergebnisse bringt. Denn welches ist eigentlich der Hintergrund, wenn wir gewisse Körperteile bedecken? Da wohl jeder schon einmal gesehen hat, wie es auch beim anderen Geschlecht unter der Bedeckung aussieht, kann es ja nicht um den Anblick dieser Teile gehen. Darum geht es auch nicht! Es geht um unsere Ängste, unsere Unsicherheiten, unsere Falschheiten, unsere Heuchelei, unsere Hinterhältigkeiten, unsere Probleme, die wir mit der Sexualität und vielleicht überhaupt haben - und die (gegenüber anderen grundsätzlich notwendige) Bedeckung ist sozusagen eine Ersatzhandlung, eine symbolische Verdeckung von allen diesen Problemen, die wir anderen und auch oft uns noch nicht einmal selbst eingestehen können und wollen. Vorteile von dieser Ersatzhandlung haben daher eigentlich nur die Leute mit Problemen und da das immer die Erwachsenen sind, die das Sagen haben, zwingen sie folglich diese Ersatzhandlungen auch denjenigen auf, die sie eigentlich gar nicht nötig hätten, also den jungen Leuten, und so können sie selbst nicht mehr in ihrer Einstellung von diesen unterschieden werden: Die Scham deckt sozusagen Gute und Böse gleichermaßen zu. Das ist hier allerdings in erster Linie subjektiv gemeint: gut und böse für das eigene Lebenskonzept, wer nun wirklich zu einem paßt und bei wem man wohl eher hereinfällt. Es kommt also darauf an, andere in einem charmanten "Zurück zur Natur" am sinnvollsten irgendwo in der Natur, wo es üblich ist und wo zur Sicherheit andere in der Nähe sind, zu einem eher unverbindlichen Verzicht auf ihre Feigenblätter zu veranlassen. Man kann hier mit völlig offenen Karten spielen, man wird verblüfft sein, wie schnell man mit diesem Verfahren zu brauchbaren Erkenntnissen kommt. Denn wer aufrichtiges Interesse an einem hat, wird dem nur zu gern zustimmen, geht es dem nicht genauso wie einem selbst -  und wer etwas zu verbergen hat, der wird alle möglichen Ausreden finden, um das abzublocken, notfalls sogar auf die allgemeine Moral hinweisen, um die er sich ansonsten gar nicht kümmert. Oder er wird sich ganz offensichtlich so unmöglich und krampfig benehmen, daß man sich schon denken kann, daß man doch nicht so recht zusammen paßt. Mit der Methode konstruieren wir sozusagen ein Netz mit unseren individuellen Maschenweiten, daß genau die Menschen an uns herankommen können, die wir an uns heranlassen wollen, und die fernhalten, die doch nicht so für uns geeignet sind.

Ich bin zu diesen Gedanken im übrigen - genau wie zu der Methode, Kindern Auto fahren beizubringen - durch Kinder gekommen: Frankfurter kleine Mädchen waren es bei einer Caritasfreizeit vor etwa dreiundzwanzig Jahren, die mich dazu ermunterten. Damals habe ich natürlich die Aktion abgeblasen, doch nachgedacht darüber habe ich trotzdem!

Natürlich übersetzte ich das alles in groben Zügen auch immer der Tante, die ja zweifelte, ob man so etwas jungen Menschen überhaupt beibringen könnte, und sie war offensichtlich überrascht, wie gut das Gespräch zwischen mir und Carina lief, wie sich die Kleine interessierte, oder vielleicht war die Tante auch verwirrt, vielleicht paßte ihr das alles gar nicht?

Es mag ja sein, daß meine Toreromethode nicht jedem gefällt (entlarvt sie nicht auch einen am Ende selbst?), doch geht es mir ja ganz nebenbei auch darum darzulegen, daß es sehr wohl Strategien der Menschenerkenntnis gibt, die wir Kindern beibringen können, für die sie empfänglich sind und die sie selbst auch wirkungsvoll anwenden können. Und ich halte es für unbedingt wichtig, daß Kinder solche Strategien selbst erlernen und anwenden können! Geben wir ihnen damit nicht sozusagen den Rahmen, daß sie wirklich fähig und frei auch für alles andere werden, auf andere Menschen zuzugehen, mit ihnen Kultur und Natur kennen zu lernen und zu erfahren und so geistig wirklich zu wachsen - eventuell sogar über das hinaus, was wir selbst sind und also ihnen bieten können? Und ist dieser Rahmen nicht notwendig, damit sie sich nicht gleich wieder aus ihrer Naivität heraus selbst verstricken, wodurch wieder viel von ihrer Freiheit und Freude an Kultur und Natur zunichte gemacht wird? Viele Menschen leugnen zwar ihre Ängste gegenüber der Sexualität vehement, doch wenn es darum geht, ihre Kinder loszulassen, dann wird offenkundig, daß sie letztlich absolut unsicher und ratlos und ohne wirkliche Konzepte sind. Der Vorteil zwischen dem Kind und mir war also, es war alles klar, was unser Verhalten zueinander betraf, auch für ihre Mutter!

Jedenfalls machte die Kleine - offensichtlich im Vertrauen auf eine akzeptierte Vaterfigur - auch was das Autofahren betraf, ihre Sache phantastisch, schließlich verlangte sie auch noch, selbst das Gaspedal treten zu dürfen - und es klappte perfekt, auch, als ich ihr zeigte, wie man in Kurven lenkt, um sich nicht die Arme zu verwickeln. Ich fühlte mich als Vater angenommen, es ist scheinbar wirklich so, daß Kinder einen Vater brauchen und solche Erfahrung durchmachen müssen und sich zu ihrer eigenen seelischen Gesundheit einen Ersatzvater suchen, wenn der eigene aus irgendwelchen Gründen nicht verfügbar ist, selbst wenn das typische Alter für solche Vatererlebnisse eigentlich längst vorbei ist. Und mir gefiel im Grunde ja auch meine Vaterrolle - und ich kann schon unterscheiden zwischen "väterlicher Liebe" und "partnerschaftlicher Liebe", um es einmal so zu sagen. Doch unsere amerikanische Tante sah das wohl alles anders, selbst wenn sie es zunächst wohl zu akzeptieren schien. Natürlich - man kann ja eine andere Meinung als ich haben, doch dann soll man sie sagen und fair spielen und Argumente bringen, schließlich streite ich mich gerne (und der Kampf ist schließlich der Vater aller Dinge), doch so lief es eben nicht...

Der Knall kam dann kurz vor der spanischen Grenze am Strand einige Kilometer nördlich von Bayonne. Jedenfalls hatte sie mit dem Kind längere Zeit unter vier Augen geredet und es ganz offensichtlich in seiner Unbefangenheit zu mir gegenüber beeinflußt, um es einmal so auszudrücken. Jedenfalls wechselte die Tante - Carina wirkte ziemlich verschüchtert - sozusagen innerhalb einer halben Stunde komplett ihre Meinung, was mein Konzept von Vernunft und irrationalen Ängsten betraf, und sie machte mir eine absolute Szene, was ich mit dem Kind alles anstellen würde, daß ich seine ihre eigenen Wünsche respektierte (die sie ja wohl nach zwei Tagen Zusammensein besser kannte als ich nach über zwei Monaten), daß sie schon genug kaputte Kinder in ihrem Leben erlebt hätte, daß ich in Amerika ins Gefängnis kommen würde, daß man in ihrer Familie genug Geld hätte, um nicht wie die Mutter von Carina und Carina auf der Erde schlafen zu müssen (die Mutter lebt da tatsächlich zur Zeit in einer Notlösung, die ich jedoch nun wirklich nicht nachteilig für das Kind halte), daß Carinas Mutter nicht an Gott glaube, daß sie von alledem überall in der Verwandtschaft erzählen würde  - und daß sie sofort zum nächsten Bahnhof gebracht werden wollte. Daß sie das Kind mitnehmen würde, darauf kam ich zunächst nicht, daher versuchte ich auch nicht, die Mutter anzurufen (die, wie sie mir später sagte, entschieden hätte, daß das Kind bei uns bleiben würde), auch fruchtete mein Vorschlag nichts, erst einmal eine Nacht darüber zu schlafen. Es hätte sowieso nichts genutzt, die Tante hatte offensichtlich in ihrem Denken fixe Schaltvorgänge gespeichert, gegen die ich verstoßen hatte (nach dem Motto: "Wer ins Weihwasserbecken spuckt, der frißt auch kleine Kinder"), von deren Richtigkeit sie felsenfest überzeugt war. Und wie es aussah, konnte sie ja sicher schließlich auch ihre eigenen Projektionen mit irgendwelchen Freudschen Thesen von Ödipus und dem weiblichen Gegenstück erklären, von unbewußten Verdrängungen und Traumata beim Anblick nackter Leute, und ihr fehlten einfach Zugänge, das in Frage zu stellen. Das ist ja das Problem der Freudschen Psychoanalyse schlechthin, daß sie niemanden und nichts akzeptiert, wodurch sie selbst in Frage gestellt werden könnte. Wer etwas dagegen einzuwenden hat, der tut das eben aus (unbewußten) Verdrängungen und Zwängen heraus. Gegen solche Selbstsicherheiten habe ich einfach keine Chancen. Meinen Chinesen sagte die Tante noch, daß sie mit Sicherheit mit mir keine erfreuliche Fahrt erwarten würde.

So waren wir die Tante also nach eineinhalt Tagen los, was mir eigentlich recht sein konnte, doch um das Mädchen tat es mir wirklich leid. Was wollten wir nicht alles zusammen machen, was sollte sie nicht alles erleben, wie sollte sie nicht Natur und Kultur erfahren, und vor allem: Wie hätte sie uns nicht bei allem, was wir vorhatten, als Dolmetscherin behilflich sein können? Und ich war natürlich wütend auf die Tante und auf die ganze verrückte (überkommene) Erziehungspsychologie, die nur überkommene Herrschaftsstrukturen zementiert und ein vernünftiges funktionierendes Erziehungskonzept, das junge Menschen zu einer inneren Emanzipation und Freiheit und schließlich zu einem Leben in Liebe und Partnerschaft führt, grundsätzlich verhindert und im Grunde leibfeindliche und dennoch nicht im strengen (christlichen) Sinn moralische Menschen produziert. Sicher würde ich wohl der Mutter alles erklären können und sie würde mir auch helfen, Carina wieder "aufzubauen", doch erst einmal war ja die Chance dieser schönen Fahrt vertan. Und wie hatte sich Carina ja auf diese Fahrt vorher gefreut, wie hatte sie etwa alle mögliche Leuten (die es wollten oder auch nicht) vor meinen Videorecorder geschleppt, damit sie sich einen Film über spanische Feste und Tänze ansehen mußten. Und ich hatte ja auch geplant und gesorgt und vorbereitet.

Doch was half's. Ich nahm ja an, daß sich die Tante wenigstens nicht lumpen lassen würde und mit dem Kind noch weiter nach Spanien fahren würde, um mit ihm vielleicht die "semana santa" in Sevilla oder sonst etwas zu erleben, doch - wie ich hinterher erfuhr - Fehlanzeige! Noch nicht einmal kurz über die spanische Grenze ist sie gefahren, daß das Kind wenigstens etwas spanisch reden und seine Peseten ausgeben konnte, die es hier in Köln von Freuden der Mutter geschenkt bekam! Bei Mac Donalds Eis essen hat sie gelernt, und jetzt will sie ein Mountain Bike haben, weil das alle haben, früher hatte sie nie so etwas gewollt. Nach einigen Tagen saßen sie wieder in Köln, was insgesamt drei Wochen Langeweile für das Kind bedeutete. Ich jedenfalls war fürchterlich sauer, schließlich war das ganze ja für mich schon äußerst ehrenrührig. Zum Glück hatte ich meine Chinesen, die auf meiner Seite standen und sich über die amerikanische Psychologie wunderten und mir halfen, meinen Dampf abzulassen... Die eigentliche Spanienfahrt lief nach unserer Trennung nicht nur nach meinem Empfinden, sondern auch, was ich an meinen Freunden beobachten konnte, ganz wie ich es mir vorgestellt hatte: Wir alle waren wohl voll zufrieden!

Doch jetzt wirklich zu der Fahrt!

Unsere Reiseroute führte erst einmal durch Nordspanien nach Santiago da Compostela mit Stationen in Loyola (Ignatius, Gründer des Jesuitenordens, der ja beinahe China missioniert hätte), Santillana del Mar (Stadt wie vor 200 Jahren), Covadonga (wo die Reconquista ihren Anfang nahm, spanischer Kultort im Gebirge), Leon, Lugo (komplett erhaltene und begehbare römische Stadtmauer) und schließlich Santiago. In den Kathedralen fielen natürlich erst einmal die riesigen Choros auf, die mitten in die Mittelschiffe geklotzt sind und die im Grunde immer die großartigen vorwiegend gotischen Innenräume beeinträchtigen und die dann auch auf eine Verachtung des Volkes durch den Klerus hinweisen. Was sollte ich dazu meinen "heidnischen" Freunden sagen!

Und dann ging's quer durch Portugal, wo wir an der Algarve meine Schwester mit Schwager und Freunden besuchen wollten, die dort in Lagos ihre Ferien machten. Stationen waren Porto (die romanische Kathedrale wurde natürlich gerade vor uns geschlossen), Coimbra (Universität, es langte noch zu einem kurzen Blick in die großartige Bibliothek), Tomar (Tempelritterburg, Kloster), wo meine Freunde ihre Spiegelreflex liegen ließen, die dann natürlich auch prompt weg war), Batalha (großartige Klosteranlage), Mafra (Schloß und Kloster mit Bibliothek), Sintra (Schlösser - allerdings nur von außen), Cabo da Roca (grandioser westlichster Punkt des kontinentalen Europas), Lissabon (Spaziergang durch die Altstadt bis zum Kastell, es fahren immer noch die alten Straßenbahnen), Santiago da Cacem (Burgruine mit Storchennestern und vielen Störchen, die allerdings auf ausrangierte und mit Plattformen versehende Elektromasten umgesiedelt werden sollen - ein Paar hat schon von der neuen Wohnmöglichkeit Gebrauch gemacht) und schließlich Lagos.

Leider hatte ich den Zettel mit dem Hotel, wo meine Schwester war, zu Hause vergessen und es klappte auch nicht ein Anruf bei ihrer Schwiegermutter, um es herauszukriegen. So zelteten wir auch wieder hier, diesmal in der Nähe von einigen jungen Deutschen, die hier ihre Ferien noch zigeunerhafter als wir verbrachten und uns erklärten, wie sei hier sozusagen umsonst lebten, allerdings schon Probleme mit der Polizei gehabt hätten, die hier gar nicht feinfühlig sei. Irgendwie kam ich darauf zu fragen, wie sie denn her gekommen seien. Und mir erzählte einer vertraulich, daß sie gefälschte Bahnfahrkarten hätten. Und ein anderer zeigte mir (ebenfalls vertraulich) dann auch seine, die ich mir genau ansah - es war eines dieser internationalen Fahrscheinhefte, und da half nichts, das war perfekt. Allerdings besann er sich irgendwann und war ärgerlich, daß wir von dieser Pfuscherei erfahren hatten. Als mich Gang Fung am nächsten Tag fragte, wie man solche Fahrkarten denn fälschen könne, kam ich drauf - bei diesen Fahrkarten wird ja immer nach dem Original abgerechnet und der Fahrgast erhält die Kopie, und da die Fahrkarten auch in Reisebüros ausgestellt werden, braucht man nur einen Freund in einem Reisebüro, der bei einem Formular Original (zur Abrechnung) und Kopie (für den Fahrgast) trennt und verschieden beschriftet. Als ich von dem Verfahren in einer Klasse erzählte, meinte ein Schüler, daß die Bahn allerdings dabei eigentlich keinen Verlust hätte, denn die jungen Leute wären bei reellen Preisen ja nicht gefahren (so kann man's auch sehen).

Die Fahrt hatte ich so gelegt, daß wir schließlich genau am Gründonnerstag und Karfreitag in Sevilla waren, einmal wollte auch ich mir wenigstens etwas von den dortigen Prozessionen ansehen. Also, es ist schon eindrucksvoll, wie die Bruderschaften mit den wirklich riesigen und schweren Kreuzwegstationen ("Passus") herumjonglieren, teilweise prächtige Darstellungen aus der Leidensgeschichte Jesu mit langer Geschichte. Wir haben um die 35 Männer gezählt, die sich unter sie quetschen und sie im Gleichschritt tragen, der vor allem von einer eher sparsamen Musik gesteuert wird. Manchmal wirkt es auch, als ob die Männer einen Tanzschritt eingelegt haben, und dann wieder müssen sie durch ganz enge Gassen durchkommen, die durch Balkons oben noch enger werden, und da mußten wir uns dann nebeneinander an die Häuserwände drücken und hatten sozusagen hautengen Kontakt mit dem Geschehen. Bei solchen Passagen war es dann immer mucksmäuschenstill in der Menge der Zuschauer und nachher gab es spontanen Beifall. Viele der Sevillaner hatten schwarze Anzüge an und die Frauen ihre traditionelle Tracht mit dem Horngestell auf dem Kopf unter der Mantilla. Am zweiten Sevillatag, Karfreitag, sahen wir dann auch, daß die Straßen, durch die die Prozessionen gezogen waren (es gibt viele verschiedene an allen Tagen der Karwoche), hinterher etwa so aussahen wie bei uns nach den Karnevalszügen, die einen haben eben einen solchen Anlaß und die anderen einen anderen.

Nächstes größeres Ziel nach Sevilla war dann Córdoba mit seiner Mezquita, die ja schon längst christliche Kathedrale war, als in deren Säulenwald im 16. Jht. ein spätgotischer Fremdkörper hineingeklotzt wurde. Mit der Problematik, Kunstwerke zu retten wie bisweilen in der chinesischen Kulturrevolution, läßt sich diese Veränderung wohl nicht erklären. Granada, das nicht so am Weg lag, ließen wir aus, irgendwo muß eben Mut zur Lücke sein. Schließlich sollten meine Freunde ja nicht "nur" das maurische Spanien mitbekommen sondern auch das spanische und viel von der Landschaft, und ich wollte ja nicht nur Auto fahren (insgesamt 6500 km) und auch Dinge mitbekommen, die ich noch nicht kannte. So machten wir etwa einen Schlenker durch die Sierra de Córdoba nördlich von Córdoba mit herrlichen Ausblicken und besuchten eine hübsche Einsiedelei. Wenigstens kamen wir jetzt wieder in Gegenden, wo es kaum Touristen gab, deutsche noch weniger, so auch in Guadalupe mit dem malerischen und eher romantischen Kloster (seit dem 14. Jht.) vor allem mit dem Gemäldezyklus von Francisco de Zubarán. Und da Ostersonntag war, aßen wir ganz feudal im Klosterhotelrestaurant in einem der Kreuzgänge dann auch unser Osterlammenü, schließlich nehmen wir auch das mit der Selbstverköstigung nicht dogmatisch! Und ich wollte meinen Gästen ja auch ab und zu einmal typisches spanisches Essen zukommen lassen. Am meisten liebten sie sowieso Paella, weil die mit Reis zubereitet wird, den besonders Xiao Fang doch sehr vermißte <kann ich gar nicht verstehen>. Ansonsten klappte das mit dem Essen sehr gut, öfter haben wir Koteletts oder Schnitzel, manchmal auch Fisch, gebraten irgendwie war das immer sehr schön. Vor allem konnten wir uns abends dann immer viel Zeit damit nehmen, und auch ich konnte dann Wein dabei trinken, weil wir ja unseren Zeltplatz schon gefunden hatten. Morgens gab es immer Rühreier, lustig war dann die Zusammenstellung meiner Chinesen, wenn sie etwa sich auf die Marmeladenbrote Hartwurstscheiben legten....freie Menschen in freiem Land!

Mit dem Zelten sah ich das dagegen etwas enger, und wir fanden eigentlich recht schnell auch immer sehr schöne, manchmal sogar ausgesprochen romantische Zeltplätze. Schönster Platz war vielleicht unser erster in Portugal in einer Lichtung auf einer Bergkette - und vor uns ein 180 Grad-Blick auf Küste (nachts die Orte erleuchtet!) und Meer. Romantische gab's viele, ob in leichtem Nebel in Nordspanien vor einem halbverfallenen Haus, in dem Xiao Fang Geister vermutete (ich empfahl als Rezept dagegen, Wein zu trinken), ob neben einer kleinen Brücke zwischen Wald und Wiesen, ob auf dem bereits planiertem, kultivierten und ruhigen Teil einer Bauschuttmüllkippe mit Sonnenuntergang und Fernblick auf Madrid (wir konnten mit meinem Fernglas sogar einzelne Hochhäuser ausmachen), ob in der Nähe von Segovia bei Minusgraden, ob schon wieder in Südfrankreich in prasselndem Regen morgens. Gang Fung meinte einmal, daß ihn jetzt nicht mehr wundere, warum die Deutschen trotz allem in zwei Kriegen so weit gekommen seien: Was für Menschen anderer Völker Entbehrung und Horror bedeutet, macht den Deutschen offenbar so viel Spaß, daß sie es sogar freiwillig im Urlaub machen. Das wird er dann wohl auch in China seinen Studenten erzählen und in Berichten über seine Europaerlebnisse veröffentlichen...

Selbst wenn wir also langsam in Gefilde kamen, wo es nachts wieder kühler war und sich ab und zu einmal eine Übernachtung in einem Hotel empfohlen hätte, blieb ich bis auf die letzte Nacht in Frankreich in einem Formule-1-Hotel hart, vor allem, da ich ja auch selbst bei noch so originellen und günstigen Herbergen gerade in den Städten nie gewußt hätte, wo ich mein Auto hätte lassen sollen und ob es nicht nachts aufgebrochen worden wäre. Dabei hätte uns eine richtige Dusche ja auch einmal gut getan. Ich hatte ja damit kein Problem, für mich findet sich da immer eine Gelegenheit, doch für meine Chinesen... Dabei ist Problem für sie nicht nur die Ungewohntheit in der Natur, sondern auch die Kälte. Wie sie mir sagten, haben die Chinesen ganz allgemein vor kaltem Wasser eine solche Angst, daß sie sogar das Händewaschen einer Frau während ihrer Periode im kalten Wasser für schädlich halten. Immerhin konnte ich die beiden einmal dazu bringen, daß mein Freund seine Frau in einem verfallenem Landhaus mit im warmem Auto erwärmten und dann noch auf dem Kocher weiter erhitzten Wasser duschte und ihr die (langen) Haare wusch. In China sei das alles nicht üblich, selbst nicht unter Eheleuten, obwohl auch dort die Moral im Endeffekt oft gar nicht so perfekt ist wie es nach außen hin scheint. Sie erzählten mir später dann auch, daß sie gerade wegen der Fahrt und dieser Erlebnisse über vieles nachgedacht hätten und das jetzt auch anders machen würden, auf was sie vorher nie gekommen seien. "Why not?" wurde so eine Art Devise auf der Fahrt.

Die letzten Stationen der Fahrt waren dann Toledo (viele Touristen), Madrid mit dem Prado (sehr interessant fand ich auch das Nebengebäude "Palacio del Buen Retiro" mit Gemälden vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert) und der Escorial (ich weiß nicht, ob die Gesinnung, die hinter dieser Kloster-Palast-Kaserne steckt, nämlich das Leiden an der Schlechtigkeit der Menschen und die Vorstellung, im Auftrag Gottes etwas dagegen tun zu können und durchaus bisweilen mit harter Hand, sich nicht durch die Gehirne unsere europäischen Potentaten bis hin zu Stalin und Hitler zieht. Diese Verbindung von Macht und Religion gibt es jedenfalls bei den Chinesen nicht, wenn man einmal von der von europäischem Denken beeinflußten Kulturrevolution absieht. Interessanterweise kam ich in den Escorial umsonst hinein, denn es war gerade Mittwoch, EG-Tag, an dem alle EG- Angehörigen in die staatlichen Museen freien Eintritt haben.

Davon profitierten wir dann auch beim Besuch des Valle de los Caidos in der Nähe des Escorial, das Franco nach seinem Sieg über die "Roten" zu einem irrsinnigen Monument hatte ausbauen lassen unter anderem mit einer 262 m langen, in den Fels gesprengten, unterirdischen Kirche und einem 150 m hohen Kreuz auf dem felsigen Berg darüber. Nach meinem Polyglottführer hatten das alles die "roten" Gefangenen in Sklavenarbeit bauen müssen, und selbst wenn dem so ist, war das dann immer noch ein humanerer Umgang mit den ehemaligen Gegnern, als was in etwa derselben Zeit die Titopartisanen mit den ihnen ausgelieferten Slowenen, Kroaten und Bosniern und die Russen mit den Wlassowleuten gemacht hatten, die auf deutscher Seite gekämpft hatten, wovon wir gerade zum Tag der Kapitulation auch lesen. Es ging Franco ja unzweifelhaft um nationale Versöhnung. (Inzwischen - im Jahre 2004 - sehe ich das allerdings ein wenig anders, denn nach dem Sieg Francos sind noch mehr als 100 000 ehemalige Gegner umgekommen - das hat nun wirklich nichts mehr mit Umerziehung zu tun, sondern ist direktes Verbrechen...).

Ach ja, wegen des Eintritts: Der Mensch an der Kasse sah in mein Auto und fragte mich: "Nationalidad?", worauf ich etwas verdutzt "Aleman" antwortete (ich hatte das mit dem EG-Tag noch nicht verinnerlicht) - und drei Gratiskarten bekam. Dafür hat Xiao Fang dann auch die Hälfte der ersten Strophe des Deutschlandlieds gelernt! Man kann es deutlich heraushören.

Sehr gefallen haben uns dann Schloß und Parkanlage von Ildefonso La Granja (im eher lockerem französischen Stil), Segovia mit seinem in einer Geraden 276 m langen römischen Aquädukt, das ohne Mörtel errichtet wurde und heute noch funktionsfähig ist, und dann noch die Burganlage von Coca. In einem kleinen Postamt in Santa Maria la Real de Nieva war der Postbeamte vom Besuch zweier echter Rotchinesen so begeistert, daß er zu seinem Panzerschrank ging und uns von seinem - nicht mehr gültigen - Vorrat an Francomarken einige schenkte. Münzen von Franco sind ja noch im Umlauf. Mit einem kurzen Besuch von Valladolid und Burgos beendeten wir dann unsere Zeit in Spanien.

In Frankreich ergab sich dann noch ein Gang durch die immer noch großartigen Reste der Klosterkirche von La Couronne kurz vor Angoulème und schließlich noch ein Besuch der Kathedrale von Chartres und ein oberflächlicher Eindruck von Paris. Im Formule-1-Selbstbedienungshotel (23 15-Uhr- Einschecken mit Visacard, alles funktionierte und öffnete sich wie von Geisterhand) fragten meine Freunde schon verblüfft, wer denn kontrolliere, wer mit wem aufs Zimmer geht ("Moral ist in Europa Privatsache"), in China gäbe es das nie, da muß sogar die Heiratsurkunde vorgelegt werden. Für uns war es jedoch sehr praktisch und äußerst günstig (DM 40,30 für alle drei). Und Xiao Fang sagte es auch ausdrücklich, daß es schön sei, daß wir wieder alle zusammen seien! Ja, ich glaube auch, wir sind eine richtige schöne Gemeinschaft geworden. Jetzt, 14.5., wo ich dies schreibe, ist Gang Fung übrigens schon wieder in China, er wird von dort dann zu einem Lehrauftrag in Michigan "abkommandiert".

Seine Frau ist noch bei mir, sie soll von hier aus direkt nachkommen, was allerdings wohl nicht klappt, weil sie hier kein U.S.A.-Visum erhält (sondern für 20 US$ Gebühr nur einen Stempel in den Paß bekam, daß ihr das Visum hier verweigert wurde).

Ja, und was ist aus Carina und Tante Fanny geworden? Die Mutter war natürlich sauer, daß Carina sich wegen der Verrücktheit ihrer Schwester zuhause langweilen mußte. Die Tante flog übrigens schon eine Woche früher als geplant wieder nach Amerika und war sogar noch die letzten zwei Nächte zu einem Bekannten gezogen. Daß nicht sie, sondern ich richtiger bei alledem lag und ihre Schwester haltloses Zeug phantasierte, erkannte sie schon daraus, daß diese über Beziehungen von ihr zu mir ihren Bekannten in der spanischen Gemeinde herumerzählte, von denen sie selbst gar nichts wußte. Trotzdem hat die Tante natürlich einiges Porzellan zerschlagen vor allem bei dem Kind, das zunächst einmal gar nicht wußte, wie ihm geschah und wer nun recht hat. Wir müssen das natürlich in Ordnung bringen, denn mit dem, was Carina von mir so alles gehört hat, und mit den irrationalen Ängsten der Tante kann sie auf Dauer nicht leben. Und die Mutter ist selbst darauf gekommen (vielleicht hat sie auch meine Briefe von unterwegs mit dem entsprechenden Vorschlag gelesen), daß wir zusammen einmal mit Carina an einem sommerlichen Wochenende einen Ausflug unternehmen müssen zwecks konkreter Klarstellung von alledem. Bei einer kurzen letzten Begegnung mit Carina merkte ich auch, wie die alte Beziehung wieder zu werden anfing. Ganz unschuldig war Carina ja nicht an dem Desaster mit der Tante, aus mir nicht erklärlichen Gründen hatte sie sie einfach zu sehr angehimmelt, dabei hatte die Tante ihr von Anfang an nichts gebracht außer flotten Sprüchen und komischen Witzen. Vielleicht war dieser Reinfall mit der Tante für das kleine Mädchen sogar ein Schlüsselerlebnis, um künftig noch besser verstehen zu wollen, um was es mir geht. Immerhin folgte auf wenige Tage Unachtsamkeit ja sofort die Strafe, daß ihm eine tolle Reise entgangen ist und es stattdessen drei Wochen Langeweile schieben mußte. Und es hat sich hinterher schon für die Bilder von der Fahrt interessiert und sie alle durchgeblättert. Doch, so sagte mir die Kleine, was hätte sie tun sollen, wenn sie bei uns geblieben wäre, hätte die Tante Schauriges über sie erzählt. Da kann ich mir ja ausrechnen, wie die Tante über mich und wohl alle Männer überhaupt (!) hergezogen ist, und daß die Kleine einige Zeit braucht, um wieder Vertrauen zu finden. Doch kann ich mir durchaus vorstellen, daß dann die Beziehung irgendwann noch besser und fester wird. Und ich habe jetzt auch fast schon einen Beweis, daß es nicht an den jungen Menschen liegt, wenn sie nicht vernünftigen Glauben und vernünftige Moral leben, sondern an den alten, die einfach nicht wollen. Nur eines verstehe ich nicht, wer gibt dieser Tante in Amerika Betreuungsaufträge, sind die alle dort etwa genauso krank wie die Tante, daß die nichts merken?

Anmerkungen nach zehn Jahren

Auch jetzt kann ich noch keinerlei Entschuldigung für diese Tante empfinden, denn wir hatten alles einfach zu gut und in jeder Hinsicht vorbereitet, als dass noch irgendein berechtigter Zweifel gegen mich hätte sein können. Nein, es war der typische Fall,  dass nämlich etwas faul ist - diese Frau unterstellte einfach anderen etwas, das sie selbst war, sie schloss sozusagen von sich auf andere (siehe Unterstellungen). Die Beziehung zu dem Mädchen kam im übrigen nicht mehr in Ordnung, das Vertrauen war einfach nicht mehr da. Und ich war dann auch etwas ärgerlich, und dann war natürlich alles aus...  Allerdings habe ich etwas herausbekommen: Irgendwie schien mir das alles auszusehen, als ob für das Mädchen eine "Tante" etwas ganz Besonderes war, also ab sie also so eine Art "Tantenkomplex" hatte. Und nach ihren Berichten suchte ich und wurde auch schnell fündig: Sie war nämlich gar nicht weit von meinem Wohnort entfernt bei einer Tante, einer Schwester des verstorbenen Vaters, aufgewachsen. Und mit dieser Frau nahm ich Kontakt auf - und es ist eine wunderbare Frau und wir verstanden uns eigentlich sofort. Und ich erzählte "alles". Die Reaktion: "Ja, das wäre etwas für Carina gewesen, so etwas suchte das Mädchen...". Und natürlich hätte sie es mir anvertraut, wenn es noch bei ihr in der Obhut gewesen wäre...

Damit ist dieser Bericht nun wirklich zu Ende!

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