Sizilien 1986 – „Klassische“ Osterfahrt mit „alten und jungen“ Freunden: Über Rom nach Syrakus, Agrigent, Palermo, die Insel und der Vulkan Stromboli. Zurück dann über Neapel mit Pompeji. Obwohl ich eigentlich am eigenen Bau genug zu tun habe, obwohl ich meinem Freund John bei der Dachrenovierung mithelfe und obwohl ich diesmal eigentlich gar keine Zeit habe: irgendetwas muß doch auch In den diesjährigen Osterferien unternommen werden! Und was läßt sich am ehesten kurzfristig machen? Und ist dabei in jedem Falle lohnend und auch günstig? Wieder einmal Sizilien! Mit von der Partie war diesmal eine sehr gemischte Gemeinschaft, zumindest was das Alter betrifft. John (10), der jüngste, Sohn von Mechtild, der Frau meines Freundes, Mechtild selbst, einer Nachbarin aus ihren Studentenzeiten (und meinen ersten Schritten im Lehrerberuf), die von ihrem Mann „Urlaub bekam“, (vielleicht auch, weil ich mich wenigstens drei Tage an seiner Dachrenovierung beteiligt habe. Elke (19), eine ehemalige Schülerin, die aus treuer Anhänglichkeit nun schon zum 3. Mal mit einer Gruppe von mir auf Reisen geht, und Angela (14), Tochter eines ehemaligen Kollegen und Freundes. Da andere Interessenten ausgefallen waren, hatte ich meinen Freund kurz vor der Abreise angerufen und ihm "meinen Bedarf“ mitgeteilt ‑ und spontan hat der dann seine jüngere Tochter mitfahren lassen. Und schließlich ich, der ich nun wohl schon zum 7. Male diese Insel bereise. Bei der vorletzten Fahrt war übrigens auch schon einmal Angela mit Vater und Schwester mit. Bis zur Tarifgrenze am Brenner mit dem Auto Leider hatte ich mich in der Hektik der Tage vor der Abfahrt nicht mehr über die neuen Tarife usw. informiert. Denn wie immer war geplant, die teure Bundesbahn zu umgehen, indem wir mit dem Auto bis zum Brenner (Beginn der Italienischen Staatsbahn) fahren, dort das Auto stehen lassen und dann weiter die Bahn benutzen. Sinnvoll ist es, bereits die Fahrkarten in Deutschland für die gesamte italienische Strecke zu besorgen, da die hier gelösten Fahrkarten eine Geltungsdauer von zwei Monaten haben und quasi Rundreisekarte sind, wenn man sie geschickt ausstellen lässt. Mit zunehmender Streckenlänge werden Fahrkarten in Italien dazu noch relativ billiger, löst man im Ausland, hat man die Vorteile der langen Gültigkeitsdauer und des günstigen Fahrpreises. Doch in der Eile und in der Hoffnung, in Italien wegen des Lireverfalls doch noch Vorteile zu haben, hatte ich diesmal allerdings leider versäumt, mir schon die Karten hier zu besorgen. Nur weil die sizilianischen Schaffner schließlich großzügig genug waren und ein wenig über die Frage der Geltungsdauer hinwegsahen, bedeutete dies glücklicherweise keinen Nachteil für uns. Doch zur Fahrt! Da wir wieder einmal den Stromboli, den treuesten Vulkan, den ich kenne (man kann ihn vorführen, denn d er "spuckt" immer – Anmerkung im Jahr 2001: heute ist das nicht mehr so!) besuchen und oben auf ihn schlafen wollen, nehmen wir ohnehin Schlafsäcke mit. Also nehmen wir für weitere Nächte „draußen“ auch gleich noch Zelte mit, irgendwo finden sich sicher auch dafür Plätzchen. Und Frühling ist mit Sicherheit schon um diese Zeit in Sizilien ‑ hoffen wir es wenigstens! Palmsonntag also geht´s los, Elke erscheint etwas verspätet bei mir, aber am Treffpunkt sind die andern pünktlich. Regenwetter. Da der Zug am Brenner um 17 Uhr abfahren soll (Personenzug nach Bozen zum Anschluß an den Nachtzug nach Rom), haben wir nicht viel Zeit zu verlieren. Glücklicherweise läuft mein Passat (10 Jahre alt, gerade erst gekauft) leicht und locker 150 ‑ wir schaffen unseren Zug so gerade. Auch Elke betätigt sich als flotte Fahrerin. Bei der Fahrt vom Brenner sehen wir in der Schleife im Pflerschtal die umgestürzten Güterwaggons vom letzten Zugunglück ‑ auch jetzt ist die Strecke immer noch nur eingleisig befahrbar. In Bozen besorge ich noch 4 Liegewagekarten für die Weiterfahrt ab Rom am folgenden Tag, Elke verzichtet, sie will und muß sparen und hofft, anderweitig unterzukommen. Ein Tag Rom ist auch drin. In Rom haben wir nun bis zur Abfahrt des Nachtzugs nach Syrakus den Tag Zeit und nutzen ihn zu einem Stadtbummel nach Abgabe unseres gesamten Gepäcks bei der Gepäckaufbewahrung. Der Stadtrundgangs beginnt mit der Kirche Sta. Maria delli Angeli (der Kirche, die Michelangelo in die alten Diokletianthermen eingebaut hat). Dann per Bus zum Petersdom. Erste Enttäuschung: mit den billigen Bustarifen in Rom und damit wohl auch in ganz Italien ist es vorbei. Statt wie in früheren Jahren um die 30 Pf. kostet der Bus jetzt das dreifache. Immer noch günstig im Vergleich zu Deutschland, aber halt nicht mehr zum Quasinulltarif. Im Petersdom zweite Enttäuschung: ich wollte doch den anderen zeigen, welche der sonstigen größten Kirchen der Welt, die alle im Mittelgang mit Messingbuchstaben markiert sind, ich seit meinem letzten Besuch in Rum besucht habe, doch der Mittelgang ist gesperrt. Statt auf die Kuppel gehen wir diesmal In die Vatikanischen Museen, schließlich sind wir neugierig auf die ersten Ergebnisse der Restaurierung der Michelangelofresken in der Sixtinischen Kapelle. Tatsächlich ‑ leicht popig (WELT 18.3. 86), doch effektvoll. Um meinen Mitreisenden noch einen guten Einblick über Rom zu geben, fahren wir mit dem Bus zum Kolosseum und spazieren dann von dort in die Altstadt zurück: am Forum entlang mit den daneben liegenden beiden Kirchen, auf den Kapitol (Kirche mit dem römischen Jesuskind), Il Gesu, wo gerade eine Diakonenweihe ist, zum Pantheon, das nur vormittags offen ist (wir sind also leider zu spät), durch die alten Gassen zur Piazza Navona mit der Kirche St. Agnese in Agone (diese Kirche ist seit langem in Restaurierung). Noch schnell die französische Nationalkirche (St. Matthäus) mit den Gemälden von Caravaggio und dann zum Trevi-Brunnen, bei dem wir uns mit einer Flasche Wein aufwärmen (denn inzwischen war es merklich kühl geworden) und wo wir aus den nahen Pizzerias einige Pizzas auf der Hand essen. Kurz vor 22 Uhr geht dann unser Liegewagenzug ab Bahnhof Termini. Elke geht auf die Suche nach einem nicht reservierungspflichtigen Platz, kommt aber nach einiger Zeit unverrichteter Dinge wieder zurück ‑ alles nur Liegewagen und wohl auch alles voll. Also rollt sie sich eine unserer Matten auf und versucht sich auf dem Fußboden unter einer der Sitzbänke zu legen... Irgendwie klappt das aber nicht (wie sich später herausstellt wegen der Befestigungsvorrichtung für die Leiter während der Tagesfahrten ‑ die gegenüberliegende Seite wäre gegangen..). Obwohl Elke ansonsten bei jeder Enge mit Platzangst zu kämpfen hat, verkriecht sie sich ins unterste Bett hinter Angela... (Gegen Morgen verläßt sie schnaubend das Abteil, weil es doch zu eng ist, worauf auch ein Jüngling aus unserem Abteil seine Liege aufgibt und Elke für den Rest der Nacht seine Liege zu Verfügung stellt...). Sizilien! Erste Station Syrakus. Schon bei Tagesanbruch kommen wir bei der Meerenge von Messina an und können die Einschiffung unseres Zuges in den Bauch der Eisenbahnfähre verfolgen. Wenn man bedenkt, wie umständlich der Anschluß in Ostende und Dover ist, wenn man mal mit der Bahn nach London will, und wie einfach das hier ist! Egal, wie viele Fußgänger und Autos auch noch auf der Fähre mitfahren, in jedem Fall werden alle Rampen angeschlossen ‑ bei unserer letzten Fahrt nach London war das in Ostende ganz anders, da mussten erst einmal alle Autos warten, weil die Fußgänger vorgelassen wurden, und auch noch die letzten! Herrlich dann bei der Weiterfahrt nach Syrakus der Blick auf das blaue Meer, den blauen Himmel, die blühenden Gärten, alles grün, dazwischen Gärten und Plantagen mit Apfelsinen und Zitronen, dazu strahlende Sonne, offene Zugfenster ohne Kälte ‑ und hinter uns der schneebedeckte Ätna. Mittags dann Syrakus, wo wir von meinen Erfahrungen von der letzten Fahrt her erst gar keine Übernachtung planen. Zunächst zu den Marmorsteinbrüchen, in denen der Tyrann Dionys die griechischen Gefangenen schmachten ließ und die heute herrliche Gärten bis zu 20 bis 30 m unter der Straßenoberfläche sind. Leider können wir wegen Restaurierungsarbeiten nicht viel herumlaufen, wenigstens in das griechische Theater kommen wir jedoch. Dann auch die Reste der Arena (Mittagspause), weiter zu den Katakomben ganz in der Nähe (eindrucksvoll) und zur halbunterirdischen Kirche der "Weinenden Madonna“. Auf dem Weg in die Altstadt kaufen wir bei einem fliegenden Händler 3 kg Apfelsinen für 3 DM (o. ä.), die günstigsten Apfelsinen, die wir in Sizilien bekamen ‑‑ ansonsten sind die Apfelsinen etwa so teuer wie bei uns. Beeindruckend in der Altstadt auf der Ortegia‑Insel die Kathedrale; die in einen Athenetempel aus dem 5. Jahrhundert vor Christus eingebaut ist, und von dem man noch die alten Säulen gut erkennen kann. Bei der Arethusaquelle wird es schon sehr kalt (eine Süßwasserquelle, die durch einen Zufluß unter dem Meer vom Festland aus gespeist wird). Wie man aus einer normalen Fahrkarte eine Netzkarte macht. Sinnvoll ist allerdings, den wirklichen "Wendepunkt" als Zielort anzugeben. Gegen 20 Uhr geht´s dann weiter mit dem Zug auf der Nebenstrecke ganz im Süden über Ragusa. Der Schaffner ist mit unseren Fahrkarten gar nicht einverstanden, weil die Streckenführung über Palermo angegeben ist. Ich diskutierte ein wenig mit ihm (von wegen, daß ich aber über Syrakus verlangt hätte und daß ja ohnehin kein Preisunterschied ist) ‑ er ist zwar nicht überzeugt, aber er kommt auch nicht wieder (was wir ja so ungefähr erwartet haben ‑ das ist das Schöne in den romanischen Ländern, die sind irgendwie menschlicher... ). Irgendwo, wo nach der Karte das Meer nicht weit sein soll, steigen wir an einem einsamen Bahnhof ohne Ortschaft in der Dunkelheit aus. Von Ferne hörten wir das Meer rauschen. Auf dem Weg zur vermuteten Küste läuft Elke uns weit voraus ‑ sie hatte sich im Zug "Treibstoff" einverleibt. Teilweise echt matschige Feldwege, dann wieder hohes feuchtes Gras. Kurz vor der Küste entdecken wir einen Neubau im Rohbauzustand ‑ da steht unser Entschluß fest: Wir schenken uns den Zeltaufbau und quartieren uns da ein, zumal es schon weit nach 10 Uhr ist. Am nächsten Tag herrliches Wetter; nach langer Fahrt und zwei vollen Besichtigungstagen haben wir uns auch eine Ruhepause verdient. Als mittags Mechtild und ich einkaufen gehen (ein Metzger hat noch Bratwurst, die wir dann in einer Schonung zwischen Strand und unserer "Villa" im Schatten braten), bekommen wir von einem Gewächshausbesitzer spontan einen Strauß Gladiolen geschenkt (d.h. natürlich Mechtild), auch unser Hinweis, daß wir zelten und die Blumen gar nicht gebrauchen können, stört da nicht. Ein alter Mann fährt herum, um uns Brot zu besorgen, und weil er keins fand, schenkt er uns von sich welches, altes zwar, aber immerhin. In der zweiten Nacht regnet es, teilweise auch durch die Fensteröffnung genau auf Elke, die sich dann auch schleunigst verzieht. Mittwoch geht´s dann sehr früh los, schon vor 6 Uhr ist Aufstehen, um die einzige günstige Möglichkeit zum Ortswechsel wahrzunehmen. Unser Zug fährt bald in gebirgige Gegend und klettert ganz schön nach Ragusa hinauf, wo wir aussteigen und die herrliche malerische Altstadt besichtigen. Um in einer kleinen Bank bei der Kirche von Ragusa‑Ibla meine Euroschecks einzuwechseln, muß ich zunächst in einem Tabakgeschäft Steuermarken kaufen und diese dann auf der Post abstempeln lassen, dafür geht´s an der Bank dann aber erstaunlich schnell. Ein kurzer Hagelschauer treibt uns in eine Kirche, aber gleich danach hatten wir wieder afrikanisches Klima. Kurz vor der Weiterfahrt kaufen wir noch Fische (sehr teuer: 18 DM/kg) und Wein und sehr leckeres Brot. Als wir bei einer ähnlichen Station wie zuvor (Sampierri) aussteigen, fragen uns Schaffner und Stationsvorsteher ungläubig mehrmals: Falconara? ‑ worauf wir "si, si" antworten und durch gesperrte Tore zum Strand gehen. Die Zelte haben wir vorausschauend gleich am Bahnhof gelassen, und siehe, wir brauchen sie auch nicht. Am Strand finden sich jede Menge großzügig angelegter Umkleidekabinen in der Renovierung, wie geeignet als Küche (wir haben ja noch die Fische) und Nachtquartier bei leichtem Meeresrauschen. Elke erwähnte ihre Schwester, die in Belgien von ihrem Ferienhaus zwei Minuten zum Strand hätte, wir haben nun kaum einige Sekunden zum Wasser! Leider hilft uns am nächsten Morgen nicht unser zeitiges Aufstehen: Der Zug hat über eine Stunde Verspätung und beim Knotenpunkt Canicatti ("Hund und Katze") ist der Anschlußzug nach Agrigent weg. Wir nutzen die Zeit: Angela und ich gehen auf den Markt wieder Fische kaufen (Karfreitag!), die Fische sind diesmal aber erheblich billiger, dafür haben sie wohl auch mehr Gräten), die wir dann in einer abgelegenen, sonnigen Ecke am Bahnhof gleich braten. Karfreitag in Agrigent! Und alte Tempel sind da ja auch noch! Wegen der Zugverspätungen kommen wir nicht mehr zur Karfreitagsliturgie in Agrigent zurecht. Immerhin erleben wir aber abends noch die Kreuzabnahme des mit beweglichen Gliedern konstruierten Jesus in der Kathedrale von einem in Golgathakulisse hinter dem Altar aufgebauten Kreuz (bewacht von zwei Polizisten in der malerischen italienischen Paradeuniform) und die anschließende Prozession mit dem hell erleuchteten gläsernen Sarkophag und der schmerzhaften Madonna, dazu den beiden Musikkapellen mit den mir langsam bekannten eindrucksvollen leicht beschwingten Trauermärschen. Bei unserer Hotelsuche vorher hatten wir übrigens ausgesprochenes Glück: Nach langem Klingeln hatte uns in dem Hotel, in dem ich bei meiner ersten Sizilienfahrt vor etwa 12 Jahren gewohnt hatte, mit schlurfenden Schritten ein alter verwachsener Mann (''Rigoletto") geöffnet. Als er uns ein Zimmer mit drei Betten zeigte, schalteten wir (Elke, wohl auch John und ich) schnell und schlugen ihm gleich einen etwas höheren Preis vor, wenn wir alle Fünfe das Zimmer benutzen konnten... er war mit 20 000 Lire (30 DM) pro Nacht einverstanden ‑ und so konnte Elke mit Matte und Schlafsack (und Kopfkissen von mir) auf dem Fußboden wieder sparen! Irgendwann am frühen Abend klopfte es am Zimmer und unser Rigoletto wies uns darauf hin, daß wir vom Balkon des Nachbarzimmers einen noch besseren Blick auf die vorbeiziehende Prozession haben könnten als von unseren Fenstern. Elke und ich gingen dann auch noch einige Stunden (!) mit der Prozession mit, kamen aber noch vor Mitternacht lange vor ihrem Ende (aus vergangenen Jahren weiß ich, daß es sehr eindrucksvoll ist, wenn der Sarg schließlich wieder die lange Treppe zum Seiteneingang der Kathedrale hinaufgetragen wird), wieder in unser Hotel Atena zurück. Samstag dann Besichtigung der Tempel des antiken Akragas, der Vorgängerstadt von Agrigent, die bei ihrer Zerstörung durch die Karthager 406 v. Chr. zusammen mit den Sklaven damals mindestens 10 mal so viel Einwohner wie heute (51000) hatte. Die unermeßlich reiche Stadt wurde damals kampflos übergeben, die Bevölkerung kam zum großen Teil um. Von den unzerstörten Tempeln stehen noch eindrucksvolle Reste, besonders vom Concordiatempel, der fast vollständig erhalten ist. In der Antike waren die Tempel aus Muschelkalk verputzt und bunt angemalt, wir können uns nicht viel mehr davon vorstellen. Abends dann stifte ich eine Agrigenter Torte zur Feier des Osterfestes und um 1 /2 11 gehen Mechtild und ich im Kloster St. Spirito zur Auferstehungsmesse; die anderen sind zu müde. Vor uns in der Kirche ist ein Kölner Geschichtsprofessor, den Mechtild kennt (er aber wohl nicht sie), mit seiner Begleitung verläßt er die Kirche aber schon nach 20 min (Pabst o. ä. heißt er). Ostersonntag verlassen wir schon recht früh (bald nach 8 Uhr) unser Hotel und fahren durch die frühsommerliche Landschaft im Innern Siziliens nach Palermo ‑ mit Umsteigen und Verspätung. Eigentlich gehören zu meiner Sizilientour ja auch immer noch die Tempel von Selinunt und der Tempel von Segesta und eine Fahrt auf den Erice-Berg bei Trapani, inzwischen (im Jahr 2001) auch ein Ausflug auf die Insel Motia südlich von Trapani, doch diesmal reichte zu der damit notwendigen weiteren Umrundung Siziliens nicht die Zeit. Zudem waren es für die jungen Leute inzwischen auch genug Tempel, also gleich weiter nach Palermo. Hotel Sicilia in Palermo - ganz liebe Leute! In Palermo dann wird unsere Hotelsuche recht spannend, in dem Hotel, was uns beim letzten Mal als günstigstes und gemütlichstes erschien, macht man gar nicht auf, im anderen wollen sie keinen Nachlaß geben, obwohl für Elke gar kein Bett vorgesehen ist, eins hat voll usw. Schließlich gibt uns ein Junge ein Zimmer im Hotel (oder Albergo) Commerce (o. ä.) für knapp 30 000 für alle zusammen. Doch als der Besitzer kommt, macht er den ‑ offenbar seinen ‑ Jungen zur Sau und verlangt, daß wir zwei Zimmer nehmen. Wir sind inzwischen das Handeln gewöhnt ‑ und haben wohl auch etwas Spaß dran ‑ und verlassen mit unserem Gepäck das "Lokal". Immerhin hat Elke sich schon ihre Haare gewaschen und das Badezimmer unter Wasser gesetzt. Im Hotel Sizilia finden wir dann zu denselben Bedingungen Unterkunft ‑ und sehr nett sind die Leute obendrein. Wir bummeln noch zum Normannendom und den darin sich befindenden Normannengräbern (und zum Schrein der hl. Rosalia, der Schutzheiligen Palermos). Sehr gut gefällt uns die mit Marmorintarsienarbeiten reichlichst verzierte Jesuitenkirche. In der Nähe türmt sich der Schmutz eines Gemüsemarktes; in einer typischen palermitanischen Straßenkneipe trinken wir zwei Flaschen Bier und kommen auf den Geschmack frittierter Artischocken, als John eine vom Wirt geschenkt bekommt. Irgendjemand stiftet uns auch noch eine Karaffe Weißwein (wir sind offensichtlich eine interessante Gruppe), unsere Zeche kostet 4,50 DM. Wir fühlen. uns wirklich nicht betuppt und finden Palermo herrlich. Leider hat die Oper an den beiden Ostertage keine Vorstellungen, was wir sehr schade finden, denn es stehen Verdis "Macht des Schicksals", Puccinis "Piraten" und der "Fliegende Holländer" in der Inszenierung von S. Wagner auf dem Spielplan. Schade, sonst wäre aus unserer Fahrt noch eine Opernfahrt geworden. Leider schaffen wir es am nächsten Morgen nicht, früh loszukommen, besuchen schließlich die mit herrlichen byzantinischen Mosaiken ausgestattete Mantoranakirche und das in eine ehemalige Moschee eingebaute ehemalige Kloster St. Giovanni mit dem idyllischen Kreuzgang. Auf einem Markt kaufen wir Koteletts, die wir dann in Monreale (ca. 6 km von Palermo entfernt) bei herrlichster Aussicht auf Palermo braten und essen. Da der Dom von Monreale noch geschlossen ist, machen wir es uns in der Sonne in den Anlagen hinter der Kirche gemütlich. Wenn wir auch nicht in Palermo in die Capella Palatina (Kapelle mit byzantinischen Mosaiken im Normannenpalast) und hier in Monreale in den wundervollen Kreuzgang hineinkommen, so werden wir jedenfalls im Dom ein wenig entschädigt. Wir gehen fast alle der herrlichen Mosaiken durch (ebenfalls alle byzantinisch, hergestellt zu einer Zeit der Harmonie zwischen Christen byzantinischer und katholischer Konfession und zwischen Muslims) und versuchen sie den entsprechenden Geschichten aus der Bibel zuzuordnen. So ausgiebig habe ich dass noch nie gemacht. Wir steigen auf der Rückfahrt zum Hotel beim Opernhaus Politeama Garibaldi (Palermo hat zwei Opernhäuser von riesigen Ausmaßen) aus und bummeln zu unserem Hotel. Unterwegs empfehlen wir zwei norwegischen Architekturstudentinnen wir unser Hotel, sie bekommen das Zimmer neben uns, was sie preislich sehr günstig finden. Wir laden sie ein, mit uns zu unserer Stammkneipe vom Vorabend zu gehen, wozu sie auch so fort zustimmen. Leider ist allerdings alles geschlossen. Als wir einen Herrn in einer der engen Gassen fragen, wo man jetzt noch Wein trinken könne, verkauft er uns spontan von seinem eigenen zwei Flaschen, die wir dann sehr gemütlich an einem runden Tisch im Flur vor unserem Zimmern vertrinken. Stromboli - der beste Vulkan in unserer Nähe! Am nächsten Morgen gehe ich schon einmal zum Bahnhof vor, Geld tauschen und Fahrkarten kaufen, das will ich wenigstens. Der Beamte am Wechselschalter macht allerdings aus seiner Geldwechselei eine Staatsarbeit, so daß ich nicht mehr zum Fahrkartenkauf komme, denn da stehen riesige Schlangen. Ich hole meine Gefährten ab und wir steigen in den F-Zug, der dann weiter nach Rom geht, halt ohne Karten ein, irgendwie wird uns der Schaffner schon Fahrkarten verkaufen. Doch der Zug, d.h. die beiden 2.‑Klasse Wagen sind so überfüllt, daß wir dichtgedrängt auf dem Gang stehen und der Schaffner bis Milazzo gar nicht erst durchkommt. Wir sparen wegen der km‑Staffelung der italienischen Tarife zwar fast nichts dadurch, haben aber in etwa die Fahrkarten, die wir von Agrigent nach Palermo gesondert lösen mußten, wieder raus. In Milazzo kommen wir gut zum Schiff nach den Liparischen Inseln zurecht und schiffen uns ein. Vorher versorgen wir uns noch ausgiebig mit Lebensmitteln, in Stromboli ist alles teurer (aber doch nicht so viel, wie ich in Erinnerung hatte). Beim Anlegen in Vulkano schlagen ums die Schwefeldämpfe der Fumarolen entgegen, den halbstündigen Aufenthalt nutze ich, Mechtild und John ein wenig die Stadt bis hin zum antiken Theater auf der ehemaligen Akropolis zu zeigen. Kurz vor Stromboli erleben wir einen herrlichen Sonnenuntergang. Fast bei Dunkelheit legen wir an und lassen es bei Wein und Kakao für die Kinder in einem Restaurant ganz dunkel werden. Hauptsächlich, der Wirt schließt unser Gepäck ein, das zum Zelten für die kommenden Nächte als wirklich überflüssig schon gesondert verpackt ist. Ein paar Mal verirren wir uns, als wir dann zum Strand am Ende der Ortschaften durchgehen, finden aber noch den Strand. John leuchtet mit einer Opferkerze aus Agrigent, während vor allem ich die beiden Zelte aufschlage. Beim Klang eines leichten Wellenschlags schlafen wir ein. Hin und wieder ist auch über uns schon ein rötliches Schimmern vom Vulkan zu erkennen. Am nächsten Tag (Mittwoch) nehmen wir es so mit der Ruhe, daß wir fast kein Brot mehr bekommen. Zumindest kommen wir nach einem Strand- und Ruhetag am pechschwarzen Strand erst recht spät zum Aufstieg. Was wir nicht brauchen, lassen wir in den Zelten, auch ein Schweizer, den wir kennenlernen, läßt seine Sachen bei uns. Kurz vor 17 Uhr brechen wir auf, in Turnschuhen, Mechtild in normalen Straßenschuhen und ich in Sandalen. Der Höhenunterschied beträgt immerhin fast 1000 m, also auch schon für die Alpen eine ganz schöne Kraxelei. Zunächst wächst in unseren Pfad viel Gestrüpp hinein, das sehr lästig ist. Dann Fels und Asche. Irgendwann einmal schon mal ein imposanter Blick auf einen Krater und den gleichmäßigen Schütthang darunter zum Meer. In der Dämmerung leuchtet herunterfließende Lava, das hatte ich hier zuvor noch nie gesehen. Mit John gehe ich vor, da die Frauen wohl ein weniger häufiger Pause machen wollen. Mit John komme ich bei Dunkelheit oben an, wo jede Menge Schweizer und Franzosen auf die Kraterlöcher hinunterschauen. Ich gehe gleich weiter und suche Schlafplätze. Als ich wieder zurück bin, sind die Frauen auch da und Elke beschimpft mich gräßlich, weil ich nicht gewartet hätte beim Aufstieg, sie hätten gar nicht mehr den Weg gewußt (welchen auch? ‑ da gab's doch nur eine Richtung: aufwärts!). Schließlich drehte sich einer der dem Krater zuschauenden Anwesenden um und meint: "Nun laßt doch endlich den armen Mikel in Ruhe ‑ ich konnte die Sache sowieso nicht so ernst nehmen. Vielleicht hatte ich auch ein wenig den Gedanken, daß Elke sich bei der Kraxelei mit "Rückzugsgedanken“ tragen würde, worin ich sie diesmal wirklich nicht beeinflussen wollte. Wenigstens kamen wir schließlich noch zu unserem Picknick mit viel Wein und wenig Wasser. Dabei merkten wir, daß wir tatsächlich auf einem Vulkan saßen: während es sonst recht kühl war, wurde es uns wenigstens unter dem Hintern angenehm warm. Dazu in Abständen Eruptionen von Lavabrocken (jetzt bei der Dunkelheit leuchtend) und riesigen atompilzartigen hellen und dunklen Qualmwolken. Da der nächstliegende Krater vielleicht 100 m entfernt ist, sind die Geräusche nicht sonderlich laut. Etwas später lassen wir uns in zwei "Burgen" aus Stein ähnlich den Strandburgen in Deutschland nieder, da es kalt ist, kriechen wir auch bald in unsere Schlafsäcke. Irgendwann wecke ich meine Nachbarin Angela und weise auf eine besonders schöne Eruption hin. Im ganzen ist wohl die Tätigkeit etwas geringer als bei meinen früheren Besuchen, vor allem spuckt der Krater, bis an dessen Rand man üblicherweise relativ gefahrlos herangehen kann, vor allem nur schwarzen Qualm. Früher war das derjenige, der die regeste Gesteinsauswurftätigkeit hatte. Morgens gehe ich noch mit John an ihn heran, wir können aber noch nicht einmal richtig in ihn hineinsehen, auch werden wir von stinkendem Qualm und rieselnder Asche belästigt. Den Abstieg nehmen wir wie die Reisegesellschaftstouristen in der Nacht auf der Südseite vor, zunächst gehts so flott den Aschehang hinunter, daß John ihn im Dauerlauf herunterrennt. Es ist fast wie auf einer Rolltreppe. Nicht sonderlich geeignet ist allerdings das Schuhwerk von Mechtild und mir, ich habe pausenlos Sand in meinen Sandalen. Bei Beginn der Buschzone finden wir jedoch unseren lieben John nicht wartend vor. Seine Fußspuren weisen daraufhin, daß er nicht den normalen Weg eingeschlagen hat, sondern auf die steilste Strecke zum Meer hinunter. Auch das noch. Ich schicke also die Damen den normalen Pfad und folge selbst Johns Spur, die ich his und wieder entdecke... Kaum glaublich, wo der abgestiegen ist. Rätselhaft ist mir, wie er sich an den Büschen hin und wieder festgehalten hat, wo er doch die Hände wegen seines Schlafsacks nicht frei hatte. Aber er scheint es irgendwie immer wieder geschafft zu haben, denn kurz vor dem FeIsstrand entdecke ich noch einmal seine Spur in einem ausgetrockneten Bachbett... Am Treffpunkt sind nur die Damen, doch finden wir John bei den Zelten. Da er fürchtete, sich in den Ortschaften zu verlaufen, ist er den Strand mit allen Hindernissen entlang gelaufen. Mechtild ist nicht ganz zufrieden mit ihrem Sproß, ich meine zu ihm, daß Ihm doch recht bald hätte auffallen müssen, daß das nicht der richtige Weg war, er aber ansonsten sehr gut war (er kann wenigstens in Zukunft sich nicht mehr vor etwas sträuben mit dem Vorwand, er könne das nicht). Auf Umwegen nach Neapel. Da wir beschlossen haben, nicht mehr bis zum darauffolgenden Abend zu warten, um das Direktschiff nach Neapel zu nehmen, sondern per Aliscafi (Tragflügelboot zum doppelten Preis) nach Milazzo zu fahren, um von dort dann per Zug nach Neapel zu fahren, um einen Tag mehr Neapel zu haben, packen wir unsere Sachen zusammen, vor allem die Zelte. Noch ein Bad im Meer (Mechtild ist ist es allerdings zu kalt) und dann zum Schiff. Schon die Einschiffung ist spannend, wie eine Nußschale schaukelt das Aliscafi vor der Mole, die Passagiere können es nur fast springend erreichen. Und erst die Fahrt ‑‑ wir hüpfen quasi von Welle zu Welle, denn die See ist „leicht“ bewegt. Elke verzieht sich wegen ihrer Toilette auf die Toilette (sie mag sich lieber geschminkt) und John lästert, wie ihr wohl immer der Lippenstift verrutschen mag und welche Spuren davon im Gesicht zu sehen sein würden... (Sie kommt aber ohne alle „Blessuren“ heraus). Was auf der Hinfahrt bald sieben Stunden brauchte, haben wir nun in knapp drei Stunden hinter uns und können gleich einen Locale (Personenzug) in Milazzo nach Messina bekommen. Dort gehen wir ausgiebig essen (unsere irdene Karaffe füllt sich aus einer unserer Flaschen unter dem Tisch stets auf wundervolle Weise ‑ Elke in ihrer Sparsamkeit übertrifft mich laufend). Da es keine Liegewagen gibt, schlage ich vor, zu Fuß auf die Fähre zu gehen und auf der anderen Seite in Villa San Giovanni auf einen Zug aus Reggio di Calabria zu warten, diese Züge sind oft weniger stark besetzt. Und kurz vor ein Uhr haben wir Glück: wir finden ein ganzes leeres Abteil für uns, ziehen die Sitze aus und stellen den Wecker (denn um 6 Uhr sollen wir schon wieder in Neapel sein). Wir sind es auch und Elke und ich besorgen Brot und dann frühstücken wir erst einmal am Bahnhof mit frisch gekochtem Tee. In zwei Hotels finden wir für 40000 Lire Zimmer, die Damen entscheiden, daß wir das nächste Hotel nehmen, in dem wir alle zusammen untergebracht sind – Kommentar der Mädchen: „Die ganze Zeit waren wir zusammen, jetzt also auch!“ Handeln können wir nicht viel, denn es ist nur für eine Nacht. Neben dem Hotel entdecken wir Großhandelsgeschäfte für Modeschmuck, Elke ist hingerissen, zumal die Preise wirklich günstig sind. Ihr fällt ein, wem sie alles Mögliche mitbringen könnte, und John plant irgendwelche Geschäfte, doch wir empfehlen Ihm, zuerst einmal zuhause zu überlegen. Doch zuerst nach Pompeji. Unterwegs in der Circumvesuviana (einer Art S‑Bahn) Fahrkartenkontrolle. Ein Neapolitaner, der lange in Bad Wildungen war und einen niedergeschlagenen Eindruck macht, klagt uns sein Leid; Er hat in Neapel in einem Geschäft einen Farbfernseher gekauft, originalverpackt. Der Verkäufer hatte ihm ausdrücklich versichert, daß der Apparat o. k. sei und er ihn nicht auszupacken brauche. Er habe sich darauf verlassen. Und als er ihn nun zuhause auspackte, stellte er fest, daß in der "Originalverpackung" nur ein Stück Holz war. Auf seine Beschwerde empfahl ihm der Verkäufer, ja sofort zu verschwinden und sich zu hüten, zur Polizei zu gehen, sonst könne er noch etwas erleben. Mit Whiskey in originalverschlossenen Flaschen habe ich so etwas schon gehört, aber so etwas... In Pompeji ist Europa noch nicht angekommen. Beim Eintritt in Pompeji werden wir geschröpft, für jeden (außer John) kostet der Eintritt 4000 L, Ermäßigung gibt es nur für italienische Schüler, Zweiklassengesellschaft. Anhand eines Führers, den wir kurz vor dem Gelände erstanden haben, orientieren wir uns ‑ auch für mich gibt es immer noch viel zu entdecken. Besonders in den besonders sehenswerten Häuserruinen sind unheimliche Menschenmassen, so im Haus der Vettier. Zur Mysterienvilla, die etwas außerhalb liegt, haben sich dagegen nur recht wenige Besucher verirrt. Wir lesen in der Beschreibung, was auf den sehr gut erhaltenen Wandmalereien abgebildet ist, können uns jedoch keinen Reim auf die tiefere Bedeutung machen. Am S‑Bahnhof läßt mich der Fahrkartenverkäufer bereitwillig in sein Büro, damit ich in der Zeitung nachsehen kann, was es abends an Musikaufführungen gibt; ich entdecke nur ein Stabat mater um 21 Uhr. Sehr anziehend ist das für unsere Gruppe nicht, und man beschließt, früh schlafen zu gehen. Ich will versuchen, zu dem Konzert zu gehen, gebe aber auch auf, nachdem ich 15 min vergeblich auf einen Bus gewartet habe und mache noch einen kleinen Bummel bis zum Dom. Dabei vermeide ich sorgfältig, als Tourist aufzufallen, man hat ja schon viel gehört. Aber es ist alles unproblematisch. Am nächsten Morgen gibt es leider trotz aller möglichen Vertröstungen unseres Wirtes kein warmes Wasser, dafür lassen wir ihm unser Gepäck zurück, während wir durch Neapel bummeln. Leider wieder zu spät, wir kommen gerade noch in den Dom, wo der Schutzheilige Neapels, der hl. Januarius, verehrt wird. Sein Blut wird in zwei Ampullen aufbewahrt, daß sich zweimal im Jahr verflüssigt und in Wallung gerät. Johns Problem ist, woher die damals beim Tod des Heiligen schon wußten, daß es mit dem Blut eine besondere Bewandtnis hat und es sich daher lohnt, das Blut aufzufangen und aufzuheben? Jedenfalls steht die Pracht des Domes im Kontrast zur sonstigen Stadt. Ein Kollege erzählte mir, daß Mitte des vorigen Jahrhunderts in Köln ähnliche Zustände geherrscht hätten wie heute in Neapel, Königin Viktoria von England jedenfalls sei bei einem Besuch Kölns entsetzt gewesen. In einer Art Pizzeria finden wir sehr leckere Teigtaschen, die wir auf dem Sockel eines Denkmals vor der Dominikanerkirche (leider schon zu) verspeisen. In einer Weinhandlung kaufe ich zwei Becher (wie Zahnputzbecher) Landrotwein für 90 Pf. Vor dem Laden trinken wir ihn, ein paar Jungen stehen auch herum, möglicherweise die, die die Touristen sonst ausrauben. Bekannt ist ja, daß gerade in Neapel oft den Touristen die Handtaschen entrissen werden. Uns jedenfalls gefällt es sehr in Neapel und wir bedauern sehr, daß die Ferien zuende sind. Wir fahren vorerst bis Rom und steigen dort in den Gegenzug um, mit dem wir auch zwei Wochen zuvor vom Norden gekommen sind. Auch hier finden wir ein leeres Abteil. In Bozen müssen wir wieder umsteigen und wir haben Glück, denn der Zug nach München, der eigentlich vor unserem Zug verkehrt, hat Verspätung und nimmt uns zum Brenner mit. Dort wartet unser Auto unter einer 12 cm hohen Schneedecke. Die letzten Lira geben wir für Brot und Wurst aus. Bei der Einfahrt nach Innsbruck sehen wir, daß der Platz vor der Wiltener Kirche für Autos besperrt ist und Polizei herumsteht. Der Hinweis für uns! Und tatsächlich: In der herrlichen Rokokokirche Festgottesdienst mit Tiroler Schützen in ihren roten Jacken. Schubertmesse mit Blasmusik, es singt allerdings niemand mit. Elke ist leider im Auto geblieben, irgendwie hatte sie keine Lust; sie las den Pompejiführer. Nach der Schützenmesse treten die Schützen vor der Kirche an, die Parade nimmt der Landeshauptmann (entspricht bei uns dem Ministerpräsidenten) höchstpersönlich in Schützenuniform ab. Dann "Ich hatt' einen Kameraden" und schließlich noch das Andreas‑Hofer‑Lied "Zu Mantua in Banden". Da es sehr kalt ist, gehen wir bei der Ordensverleihung. Wir fahren über Füssen, dies ist scheinbar auch die schnellste Strecke. In Ottobeuren machen wir einstündige Pause, obwohl es sehr kalt ist, schauen wir uns neben der Klosterkirche auch die zugänglichen Klostergebäude (Museum, Bibliothek, Kaisersaal) an ‑ Alternative zum italienischen Barock (obwohl offensichtlich sehr davon beeinflußt). Die letzte Etappe der Heimfahrt verläuft problemlos, an Wiblingen fahren wir vorbei, irgendwo hatte ich auch die passende Ausfahrt nicht gefunden. Kurz vor Köln rufen wir John (den Vater) und Bernd (Angelas Vater) an; Treffpunkt Verbraucherbank am Neumarkt, wo wir dank unserer Magnetkarten hineinkommen. Wir werden um 21 30 ‑ ich meine, das ist doch noch recht früh am Abend ‑ empfangen. Vater John hat es sehr eilig, seine Familie wieder komplett mit nach Hause zu nehmen; Bernd, Elke, Angela und ich nehmen noch die Flasche mit dem Wein aus Neapel mit in die Bank (immerhin geheizt) und erzählen von der Fahrt, die wohl einmalig harmonisch war und allen gefallen hat. Es war eine gelungene Reise! Von Vorteil diesmal war sicher die völlige Mischung der Teilnehmer, sowohl nach Alter wie auch nach Geschlecht. Was mir gefiel und auffiel war, daß jeder mit jedem Kontakt hatte und sich auch verstand. Es gab keine Klübchen. Sogar der kleine John fügte sich prächtig ein. Irgendwie hatte auch jeder zumindest Verständnis für den anderen und half mit, daß alles gelang. Außer mir hatte sogar einmal Elke die Rühreier gemacht, dabei allerdings zuerst einmal das Öl mit dem Spülmittel verwechselt (es aber noch vor dem Aufschlagen der Eier bemerkt). Was mir leid tat, war, daß wir mit dem Essen noch nicht so recht angepaßt waren, so hätte ich lieber öfter etwas Landesübliches gegessen. So haben wir nur einmal Tintenfisch gemacht und dann auch nur für Elke und mich. Obwohl die Bahnfahrt teurer war als vor 3 Jahren (damals kostete die Bahnfahrt 120 DM, heute 160 DM), ist die Methode, wie wir fuhren (bis Brenner mit Auto, weiter dann per Bahn), immer noch zu empfehlen. Es fährt sich schön durch Italien mit der Bahn und durch die Autobahngebühren und die etwa doppelt so hohen Spritkosten wie in Deutschland ist die Bahn auch kostenmäßig eine echte Alternative, vor allem für die kürzeren Ferien. Ein Problem ist allerdings das Gepäck. Da müßten manche noch etwas sinnvoller auswählen. Sollte ich so eine Fahrt noch einmal machen, habe ich mir wenigstens eine grobe Gepäckkontrolle zumindest im Bedarfsfall vorgenommen. Schön war, daß wir uns vollauf der Bedingungen bewußt waren, wie sie etwa entsprechend dem Film "Das Boot" auf so engem Raum mit stets denselben Leuten herrschen. Wir haben nichts sich aufschaukeln lassen, keiner hat es dem anderen übel genommen, wenn er zeigte, daß ihm etwas auf die Nerven ging. Ob wir noch einmal in ähnlicher Besetzung etwas unternehmen? eigentlich ist für den nächsten Frühling das westliche Mittelmeer dran. Doch plane ich auch wiederum für kommendes Frühjahr eine Fahrt nach Griechenland, diesmal allerdings dann mehr mit männlichen Teilnehmern, also mit einer Gruppe, mit der man auf der Mönchsrepublik Athos Ostern feiern kann. Und die nächste Fahrt in diesem Jahr? Pfingsten nach Südfrankreich mit Schülerinnen und ihren Geschwistern, die berufstätig sind und auch für den Freitag vor Pfingsten Urlaub einreichen können, also für den Tag, an dem ich meinen freien Tag habe. Und was mir diese Fahrt bringt? Es ist schön auch für einen Junggesellen, wenigstens ab und zu einmal in einer Art Familie zu leben, das macht manches Allein sein sonst sicher leichter. Und wenn es den anderen gefällt, umso besser. (Website basisreligion mit basislexikon, basisdrama, basisgesprächen, basisreisen) |