Picassoausstellung kritisch (Basisreisen)

Zur Picasso-Ausstellung nach Chemnitz Silvester/Neujahr 2002/2003

 

Als mich meine Freunde aus Berlin bei ihrem Besuch bei mir Anfang Dezember auf die Ausstellung aufmerksam machten und meinten, das sei doch was für mich, war die Ausstellung sozusagen fest eingeplant. Vor allem ist so eine Ausstellung woanders mit Sicherheit noch schwieriger zu erreichen (auch nicht in der Nähe, dazu noch ausgebucht und teuer sowieso).

Zunächst also die Freunde in Berlin-Marzahn. Und weil sie Silvester bereits etwas vor hatten und auch andere Freunde nicht zuhause waren, fuhren wir eben in die Stadt, um an der großen Brandenburger-Tor-Party von "Unter den Linden" bis zur "Straße des 17. Juni" teilzunehmen. Wegen der Kälte wollten wir in Bewegung bleiben und machten also einen weiträumigen Bogen um das Brandenburger Tor herum (denn in der Nähe war entweder alles voller Menschen oder gesperrt). Auf West-Seite kam man noch am nächsten an das frisch restaurierte Tor, denn dort begannen die richtigen Menschenmassen erst etwas weiter weg bei einer der Bühnen, doch wir blieben schließlich auf der Ost-Seite. In einigem Abstand gab es Taschenkontrollen, damit die Gäste keine Flaschen und auch keine Feuerwerkskörper mitschleppten: Die Flaschen standen und lagen zuhauf hinter den Kontrolleuren (in manchen war noch was drin) und für die Feuerwerkskörper gab´s Abbrennplätze. Das offizielle Feuerwerk schließlich war dann noch auch ganz schön...

Ansonsten in Berlin noch Tierpark (Trinh wollte mal in einen gehen), Technikmuseum und mit unsren Freunden noch den Asiatischen Zirkus (tolles Trapezprogramm und noch mehr, auch im Fernsehen), damit Trinh mal was anderes sieht als immer nur Kunst und Kirchen oder beides. Ob es ihr gefallen hat...?

Und weil die Route nach Chemnitz über Dresden verläuft, bot sich an, einmal zu schauen, was die Frauenkirche macht. Also eindrucksvoll! Und vor allem ist schön, daß man unten schon die fertige Kirche sieht, lediglich die Kuppelstufe ist noch eingerüstet und das Gerüst steht schon oben auf den Außenmauern. Ich kann mir schon vorstellen, daß die Dresdner immer auf einen Wiederaufbau gehofft hatten, so ein Gebäude vergißt man nicht, was wäre ja auch Köln ohne den Kölner Dom?

Wegen der Ausstellung in Chemnitz hätte ich gern auf auf die entsprechenden Seite des MDR verwiesen mit einem Bild von Picasso, doch diese Seite gibt es nicht mehr. Ersatzweise also die WELT am Sonntag, siehe hier die Bilder 1 und 8: http://www.welt.de/kultur/article1041480/Picassos_erbitterter_Kampf_gegen_Hitler.html .  Also mein Kommentar: Zunächst benutzte Picasso die Frauen zu Mal-Experimenten, verunstaltete sie kubistisch usw. Doch schließlich malte er nur noch Fratzen und Muschis und manchmal auch noch die A´löcher, bisweilen die letzten beiden Sachen als Ausrufezeichen - die Site des MDR beginnt mit so einem Bild. Wenn in dem Kommentar des MDR steht, daß P. kein Monster war, sondern daß er auch zärtlich sein konnte, dann verweise ich auf meine Beiträge zu den Stichwörtern Don Juan und Vergewaltigung: Was soll das mit dem Hinweis auf die Zärtlichkeit? Es ist doch so: Was der eine mit Charme macht, macht der andere mit Gewalt, Frauenverächter sind sie beide. Und das stimmt ja auch bei P.: Wenn er eine Frau leid war, dann hat er sie ausgemustert, und wenn sie nicht wollte, dann hat er sie eben kalt gestellt und ihr Kummer war ihm gleichgültig. Doch das Problem ist nicht nur das des Picassos: Thema dieser Website ist nicht umsonst die Liebe und die Partnerschaft, wer keine Partnerschaft sondern nur den Glanz eines berühmten Mannes und vielleicht auch noch den Rausch mit ihm sucht, darf sich hinterher nicht wundern. (Wir hatten uns übrigens am Ende der Ausstellung nett mit einer Studentin (?) über das Picasso-Thema unterhalten und ich wies sie auf mein alternatives Programm hin - und heute, 9.1.2003, entdecke ich, daß ich über den Server der TH Chemnitz 1 h 36 min angeklickt wurde - ist doch lieb!)

Und noch etwas zu Picasso aus der WELT vom 22. September 2006 im Beitrag "Schaffensrausch eines Einsamen": "Die letzte von ihm selbst vorbereitete Ausstellung, 1973 in Avignon, hat er nicht mehr erlebt. Aber die kunstsinnige Frauenzeitschrift `Elle´ bescheinigte im noch posthum: `Der Teufel weilt im Papstpalast´. Mit solcher Einschätzung des Jahrhundertmalers Pablo Picasso stand `frau´ nicht allein. Sein Spätwerk stieß auf breite Ablehnung. Da tobe sich ein Sexbesessener aus, hieß es. Ein Sammler und früherer Webbegleiter, Douglas Cooper, sprach gar von `unzusammenhängenden Schmierereien, ausgeführt von einem rasenden Greis im Vorzimmer des Todes´ "....

Kurz vor Weimar wurde ich bei einer kurzen Rast geweckt: Polizei. Ach ja, mein TÜV war abgelaufen. Doch ich hatte ja eine Bescheinigung vom 20.12.2002 für eine Nachuntersuchung und die hat ja normalerweise um die vier Wochen Zeit und jetzt war erst der 3.1.2003 - dachte ich wenigstens. Doch diese Regelung galt eben nicht - und vor allem nicht hier! Die fehlende ASU wurde zum Grund für ein Knöllchen (hier beim TÜV war man der Meinung: Warum erst ASU machen, wenn das Auto vielleicht sowieso nicht durchkommt, zumal der Motor ja gut klang und auch sparsam fuhr, also es da offensichtlich kein ASU-Problem geben würde), und dann bekam ich eine Mängelliste und gnädig noch 10 Tage für die Meldung, daß der TÜV erledigt sei. Doch vor allem diese Moralpredigten, ein Erbe der alten Vopo-Zeit, denen hatte man damals wohl beigebracht, die Menschen zu erziehen und zu belabern. Bei uns wirkt das einfach lächerlich. Wenn ich hier in Köln oder in der Gegend drum herum erwischt werde, dann hilft man mir entweder ("mit der Beleuchtung können Sie nun wirklich nicht fahren, weil man sie nicht sieht, lassen Sie am besten das Auto stehen und gehen Sie zu Fuß, Sie haben ja sowieso nicht mehr weit"), oder man schreibt einen Strafzettel mit Humor ("entweder man weiß, wo sie stehen, oder man muß bezahlen"). Ich verstehe diese alten Vopos nicht: Da kommen nun schon Wessis, die sich für den Osten interessieren, und das sind doch nicht die ignorantesten und dann vergrault man sie so und meint auch noch, sie erziehen zu müssen. Man hätte ja vielleicht auch mald die Bescheinigung für die Nachuntersuchung akzeptieren können...

Buchenwald schenkten wir uns, Trinh meinte, ein KZ reicht ihr (wir waren mal in Dora), doch bummelten wir ein wenig durch Weimar durchs Schloß bis zu Goethes Gartenhaus, um Goethes Naturerlebnis nachzuempfinden, über das Trinh in ihrem Deutschunterricht lernt.

Bei meinen Verwandten in der (thüringischen) Rhön wurde mir dann die Stasi-Akte meines Schwagers zu lesen gegeben. Eigentlich nicht verwunderlich, daß der bespitzelt wurde. Er war mal Unternehmer, Holzschnitzerei, dann wurde sein Betrieb verstaatlicht, und schließlich gelang es ihm, sich erfolgreich handwerklich neu zu orientieren. Jedenfalls hatte er sich gehörig mit den Genossen gestritten und sehr oft seiner Meinung auch über das ganze System freien Lauf gelassen. Was mich verwundert hat, ist, daß er bei dem, was er sich geleistet hatte (man kann alles in der Akte nachlesen, manches gleich von mehreren Informanten, natürlich, einer kontrolliert den anderen), nie in den Knast gekommen ist, es gab lediglich einmal eine Geldstrafe von 1000 Mark, weil er den Bürgermeister beleidigt hatte. Irgendwie muß er einen guten Schutzengel gehabt haben, vielleicht auch mehrere. Und es sieht nach den Akten so aus, als ob genau dieser frühere Bürgermeister, der für die 1000-Mark-Strafe gesorgt hatte, schließlich zu seinen Schutzengeln gehörte nach dem Motto: Die Regierungen kommen und gehen etwa, doch die Dorfgemeinschaft bleibt und man kann doch nicht tatenlos zusehen, wie einer aus der Gemeinschaft im Gefängnis landet. Ich habe ihn darauf hingewiesen und ihn zur Versöhnung aufgefordert, denn da besteht immer noch Feindschaft... Interessant ist, wie der zuständige Major Anweisungen gibt, wie der Rhön-Wanderclub, in dem mein Schwager mitmachte und der Kontakt mit der westlichen Rhönwandergruppe gleich über der Grenze hatte, unterwandert werden sollte. Da wurde einer gesucht, der gerne wandert, der sich auskennt und der verläßlich der Stasi nahe steht. Der Rhönclub wurde schon fast als Kontrabande eingeschätzt, die den Umsturz plant! Hatten die Sorgen! Der Hauptinformant der Stasi "Felix" scheint dagegen der typische Spießer zu sein, doch wie gesagt, auch der wurde ja überwacht von anderen Informanten, von denen der auch wieder nichts wußte. Immerhin hat der immer wieder angeführt, daß mein Schwager bei seinen staatsfeindlichen Sprüchen unter Alkoholeinfluß steht und auch gerne mit seinem Besitz prahlt; den er auch in der DDR erwirtschaftet hätte, beides könnte entschärfend wirken: das eine könnte als mildernder Umstand gelten und das andere ist ja nicht strafbar. Na ja, mein Schwager wußte eigentlich, daß der bei der Stasi ist, oder hätte es sich denken können...

Und meine Reiseberichte waren auch in der Akte, ich habe den aus MAROKKO gefunden (ich sehe gerade, daß dieser Bericht hier noch gar nicht auf meinen REISEN-Seite ist, ich kann ihn auch gar nicht mehr hier finden)! Ich ahnte ja schon immer, daß meine Reiseberichte, die an Freunde und Verwandte in den Osten gegangen waren, auch von der Stasi gelesen wurden (Fotokopien, Büchersendung, offen, für 60 Pfg.), vielleicht auch in mehreren Dienststellen. Meine Auffassung war ja: Man muß das ganze System ineffektiv machen, indem man den entsprechenden Stellen viel Belangloses zu tun gibt. Oder die Leute von der Stasi auch infizieren, indem man ihnen zeigt, was bei uns so alles möglich ist und für wie wenig Geld. Auch dachte ich ja bei meinen ethischen und religiösen Sachen dran, daß ich wenigstens bei der Stasi aufmerksame Leser habe, immerhin hatte ich ja auch Ost-Material verwendet oder plante das wenigstens! Jedenfalls hatte ich mein erstes Buch mehrfach nach drüben geschickt (auch mit meiner negativen Einschätzung des Kommunismus nicht erst von der Praxis sondern schon von der Theorie her) und es ist auch alles angekommen. Was hätte man erst jetzt per Internet alles machen können! (Und ich wäre ja nicht der einzige: Internet und Maulkorb widersprechen sich einfach...)

Zum Abschluß noch eine Führung durch die Wartburg bei Eisenach (ein wenig Geschichtswissen für meine Tochter) und ein Mittagessen in einem chinesisch-vietnamesischen Imbiß ziemlich bald unterhalb der Wartburg. 

(Website basisreligion mit basislexikon, basisdrama, basisgesprächen, basisreisen)