LEERFORMEL (Basislexikon: kritisch-kompetent-konstruktiv)

LEERFORMEL. Leerformeln sind besonders in Politik und Religion Sätze, die im Grunde gar nichts aussagen und schon gar nichts bewirken, jedoch Eindruck schinden und Bedeutung vorgaukeln.

Ihre Wirkung im Bereich der Religion allein aus der Tradition heraus läßt darauf schließen, daß irgendwann einmal etwas Wichtiges ausgesagt wurde, doch inzwischen dieses Wichtige vergessen oder auch verdrängt wurde und nur noch Worthülsen übrig geblieben sind, die jetzt als solche Bedeutung erlangen.

Wir haben es also mit einer Bedeutungsverschiebung zu tun, die ähnlich der beim Begriff Symbol oder auch Dogma ist.

Typische Leerformeln in unserer Religion sind etwa:

-     „Jesus kam, die Sünder zu erlösen." - Die Fragen stellen sich: Von welchen Sünden? Was haben wir davon? Wie zeigt sich das? Wodurch stehen wir uns jetzt besser als etwa die Menschen anderer Völker, die nicht eine solche Erlösung kennen? Und überhaupt: Was müssen wir uns unter einem Sünder vorstellen?

-     „Jesus hat sich insbesondere um die Frauen gekümmert." - Was hat er denn nun wirklich für die Frauen getan, was so hervorzuheben ist?

-     „Jesus hat sich der Kinder angenommen." - Was hat er denn nun wirklich gemacht, was ihnen geholfen hat? Wenn er sie gesegnet hat - dann wäre das so etwas wie Magie. Und das soll christlich sein? 

-     „Unser Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden!" - Dieser Satz ist eigentlich deutlich: Gott interessiert, solange die Menschen leben, die Toten brauchen keinen Gott mehr. Doch die Religion zieht sich aus der Affäre, sich nämlich um die Lebenden zu kümmern, indem sie die Toten flugs zu Lebenden macht. Und herauskommt dann eine Leerformel.

Die Befreiungstheologie stellt nun einen Versuch dar, diese "Leerstellen" auszufüllen, daß sie wieder mit Sinn gefüllt werden, damit wieder eine Bedeutung für uns Menschen da ist und vor allem etwas bewirkt wird. Die Frage ist allerdings, ob dieser Sinn auch wirklich dem ursprünglichen Sinn entspricht.

Basisreligion versucht hier, Antworten zu geben, die plausibel und vor allem auch in die Praxis umsetzbar sind.

Die "Sünder" sind also die, die an einer Störung oder gar Zerstörung der Einheit von Leib und Seele leiden, etwa indem die Liebe zum Konsumartikel geworden ist, und Erlösung meint den Zustand, daß diese Störung oder eben auch Zerstörung irgendwann einmal ein Ende hat und die Liebe in ihrem vollen Glanz von allen Menschen gelebt werden kann.

Oftmals sind allerdings die Beziehungen von uns Menschen derart verfahren, daß wir mehr oder weniger leben, indem wir das Beste trotz unserer Zwänge und Ängste aus dem Leben machen und nach dem Motto leben: "Das Leben setzt sich durch!" Bisweilen hilft dabei gewiß auch der Glaube, wie wir ihn heute kennen, doch leben Menschen ohne diesen Glauben denn so viel schlechter?  So einen richtigen Quantensprung bewirkt doch unser Glaube zur Zeit nun wirklich nicht!

Eine Chance ist, wenn wir diese Leerformeln so in konkrete Konzepte umsetzen, damit Menschen einmal von Anfang an nach unserem Glauben leben können, wenn wir also bei den Kindern beginnen, damit die ihr Leben richtig einfädeln können.

Und hier müssen wir zugestehen: Solches Für-voll-Nehmen" der Kinder und auch der Frauen ist wohl ganz ausdrücklich erst seit Jesus möglich! Bedenken wir doch, wie man in anderen Religionen mit Kindern und Frauen umgeht: Dumm lassen, ihnen Ängste und Zwänge einreden, die mit wirklicher Emanzipation nichts zu tun haben bis hin zu "Schleier drüber" und sie per Beschneidung zu verstümmeln. Daß unser christlicher Glaube hier noch aufzuholen hat, ist eine andere Sache, doch welcher Glaube sonst bietet überhaupt einen echten Ansatz? Und auch "ohne Glaube" ist keine Lösung... (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)